) Li Vnchstabe als Pctoctir. SluJ der Mappe (ins T'Oliti'ilicamirn ton X (ritt. 9Ionw: (tö(in Warfrnafi) mit ! ochik,, - Vkglcimng' f iftwidmit. , fiuülmlid) 'Wolmoit : V. SluffitllKill : Unt-iiinmt. So laulcteeinerderMeldezettel bet be. merkenswerthe Persönlichkeiten, welche eine hier eingetroffen waren. Gnisin Marsensky ber Name klang mir nicht fremd. Ich blätterte in meinem Notiz buche nb fanb, bad ich mich nicht ge täuscht hatte. Bor etiva drei Jahren hatte die Gräsin in einer sehr delikaten FnmilieN'Angelegenheit unsere Polizei liche Mithilse in Anspruch genommen. Ich war nnt ben bezüglichen Erheb gen betraut worben und hatte dabei Ge legenheit gehabt, die hochinteressante , Beknnntschast der trotz ihrer vorgeschrit tenen Jahre noch schönen und geistes frischen hocharistokratische Taine zu machen. Daher war mir auch die Er inneruug an Gräfin Mnrzenöky lebendig geblieben. Ueberrnscht blickte ich in mein Notizbuch. Ganz richtig, dort stand der Raine !v!arzensk, während der Meldezettel niit der 'Angabe Gräfin Marfensl ausgefüllt war. Sollte dies eine Verschiedenheit der Persönlichkeit bedeuten. Ich zog den adeligen Sche matismus zn Rathe, Derselbe hatte nur den Rainen Marzensky verzeichnet, eine gräfliche Linie Marsensky war da rin nicht zu finden. Es ifite also die Hotelineldung eine ungenaue, ufere strenge polizeiliche Verordnung, daß bie Melbezcttel von ben Hotelgasten Person lich auszufüllen seien, in biefem Falle nicht beobachtet worden fein. Die Sache intereffirte mich und ich lief; den Polizei Agenten unserer Hotelbrignde, welcher mit der Ueberwachung des Hotels X. be traut war, zu mir bescheiden. ES war gerade die Etuude bes Tagesrapports unb der Agent sofort zur Stelle. Im Hotel X. ist heute eine Gräfin Marsensky mit Tochter gemeldet?" Jawohl, Die Herrschaften sind mit dein Schnellzuge um sieben Uhr Früh mit einer Kammerjungfer und livrirtem Diener eingetroffen." Bon wem wurde dieser Meldezettel ausgefüllt?" Von den Herrschaften selbst. Ich befand mich eben in der Portierloge, als der Zimmerkellner den Meldezettel überbrachte. Die Schrist scheint auch eine weibliche." Er hatte Recht. Die Schrist verrieth eine Damenhand, aber eine im Schrei- den geübte. Vielleicht hatte die Kam , merjuugfer die Meldung erstattet? Dies mochte auch die Jncorreetheit des Ra mens erkläre. Sie haben die Gräfin gesehen?" Jawohl. Eine ziemlich bejahrte Dame, unterkejster Statur mit grau melirten Haare. Ah. das war nicht Grasin Marzensky, die ich kennen gelernt und deren Bild mir noch deutlich vor Augen schwebte. Dieselbe war schlank, von imposanter Größe, hatte dunkelblondes Haar. Es mußte sich also um eine ganz andere Persönlichkeit handeln. Gräsin Mar sensky, welche der adelige Schema tismus nicht kannte. Ueberwachen Sie unauffällig die fremden Herrschaften und relationiren Sie mit übet jede bemerkenswerthe Wahrnehmung, bie Sie bezüglich der selben machen," befahl ich dem Polizei Agenten nnb legte dann den Meldezet tel zur Seite. Am nächsten Tage erschien ber Po ,lizei Agent Pormittags wieder zum Rapporte. Bringen Sie etwas Neues über Gräfin Äarsensky?" fragte ich ge spannt. Zu Befehl. Die Gräfin ist hierher gekommen, um bie Heirathsangelegen deit ihrer Tochter Olga mit Baron Wolsgang S bürg zu ordnen." Einem Sohne des Baron Roderich S bürg?" Desselben." Der Name des Barons S bürg war mit bekannt, jeboch nicht seine Pet son. Es wat bies auch begreiflich. Ba ton S bürg bewohnte mit feinern Sohne ein von unserer Stadt eine halbe Zagreise entferntes Schloß im Gebirge unb hatte basfelbe seit Jahren nicht mehr vetlassen, noch Jemanden dort empfangen. Die Gesellschaft hatte ihm daher auch ben Namen bet Einsiedler" gegeben. ..Unb ist auch Baton S bürg hier?' Jawohl, Batet nb Sohn. Sie haben bereits gestern Nachmittags, von einem eleganten Herrn frembländischen Aussehens begleitet, einen Besuch bei der Gräfin gemacht unb haben bort einige Stunden verweilt. Spät Nach mittags haben sich dann die Herren zu unserem ersten Juwelier R. begeben, wo Baron Roberich S bürg einen Brautschmuck im Werthe von zehntan senb Gnlben für die junge Gräfin War sensky gewählt und ben Juwelier be auftragt hatte, benfelben heute Mittags det Gräfin zu übersenden." Dn Gräfin Marsensky. deren Namen man im adeligen Schematismus verge den! suchte? Die Sache erschien mit debenklich. Unb wet war det Fternde, weichet die'Barone S burz begleitet?" Den Namen vermochte ich nicht zu erfahren, ich hörte nur. daß Baton Ro detich S burg, als sie ,.xrrcn an oct Portierloge vorübe rschtittcn, denselben i Marehefe betitelte.' I .Gut. Verfügen Sie sich sofort wie bei in das Hotel X. und lassen Sie die; Der Jahrgang I. Gräfinnen Marsensky sammt ihrer Die nerfchaft nicht aus dem Auge. Weitcrc Weisungen werden Sie dort abwarte. Im Vorübergehen können Sie den Zu melier R. ersuchen, sich in einer dring liche Angelcgenhe'.t zu mir bemühen zu wollen. Marzensky Marsensky, merkwür dig, daß diese Namensähnlichkeit so sehr meine Gedanken beschäftigte. Noch mals blätterte ich im Verzeichnis! adeli ger Nniucu, aber mit demselben negati vcn Resultate, Gräfin Marzensky hatte allerdings eine Tochter Olga gehabt, doch war dieselbe vor mehr als Jahres srist gestorben, und Gräfin Marsensky wollte ihre Tochter Olga jetzt verheira then. Welch seltsames Spiel des Zu falles in den beiden gräflichen Familie, deren Namensnnterschied nur in einem Buchstaben bestand! Ob die Aurwort auf die telegraphische Jnforiuatioiis frage, die ich noch gestern an die Polizei Direktion in L. gerichtet hatte, eine Aufklärung bringen würde? Als der Juwelier R. bei mir erschien, bestätigte er mir vollinhaltlich die An gaben des Polizei-Agentl. Die beiden Barone S burg waren gestern nach Einbruch der Dämmerung i Beglei tung eines dritten Herrn, dessen fremd klingender Name dem Juwelier eulsal len war, in seinem Geschäfte erschienen, hatten einen sehr schönen Schmuck zum Preise von zehntausend Gulden auSge wählt und zur Sicherheit des Juweliers einen Ereditbrief auf das Bankhaus N., besten Echtheit außer Zweifel stand, hinterlegt. Heute Mittags soll der Schmuck vom Geschäftssührer des Ju wclierS der Gräfin Marsensky in das Hotel X. überbracht werden. WUrden Sie Anstand nehmen. Herr R., mich dabei die Rolle Ihres Gc schäftsführers übernehmen zu lassen?" fragte ich den Juwelier, einem plötzli chen Einfall Folge leistend. Der Juwelier blickte mich über rascht an. Sie, Herr Eommiffür? Im Ernste?" In vollem Ernste, Der Grund da von ist vorlaufig Dienstgeheimniß, Sie könnten versichert sein, daß Sie keiner lci Mißbrauch Ihres Vertrauens zu de fürchten haben. Uebrigcns können Sie mich von einem Ihrer Gcschäftsbediensteten mit dem Schmuck begleiten lassen." Herr Eomniipar werden doch nicht glauben " Daß Ihnen der Schmuck in meine Händen nicht sicher genug erscheint? Nein, trotzdem die Erfahrung lehkt, daß Juweliere in ihren Gelchäfte nicht vor sichtig genug sein können. Die Maß nahine scheint mir nur für meine Zwecke geeigneter. Um halb zwölf Uhr stelle ich mich Ihnen als Ihr neuer Geschäfts führer vor. Abgemacht? Und selbst verständlich strengste Verschwiegenheit." Der Wunsch der Polizei muß mir Befehl sein. Ich werde Sie persönlich erwarten, Herr Eommiffär." Kurz vor 12 Uhr Mittags fand ich mich mit einem lZieschäftSbediensteten des Juweliers R. im Hotel X. ein. Tort beauftragte ich ben Polizei-Agenten, ber meiner harrte, die Eaffette mit dem Schinucke zu übernehmen ud mich statt des Geschäftsdieners zur Gräfin zu be gleiten. Die Gräsin bewohnte brei Ge mächcr ber erste Etage. Die Kammer jungfer meldete uns an, und wir wr den sofort empfangen. Ein glattrasirtcr Bursche in herrschaftlicher Livree mit auffallend verschmitztem Gesichte öffnete uns die Thür zum Salon. Er wars einen sichtlich überraschten Blick aus mich und meinen Begleiter und wendete sich. während wir die Schwelle überschritten. rasch mit einer Frage an die Kammer jnnqfer. Gräfin Marsens! erwartete mich be-j reits im Salon. Es war eine kleine, j ziemlich stark gebaute und etwas zu auf fallend gekleidete Dame im Alter von mehr als fünfzig Jahren, mit vollem i runden Gesichte, ans welchem zwei kleine! Augen mit unverhohlenem Begehr auf j den prächtigen Schmuck blickten, ben ich i1 ber E nette meines Begleiters entnorn rnen hatte. Sie kommen von Juwelier R. ah, sehr schön Olga komm boch, es würbe Dein Brantschmuck gebracht, den Dir gestern Baton S burg verspro chen.' Ein röthlich blonde Mädchen in ei nem lichtblauen Sammetkleibe kam rasch j aus einem Nebengemache und schien über ; bie Schönheit des Schmuckes sehr über; tascht, meht als man es bei einet Tarne! vom Range det Gräfin Marsensky wohl , hätte erwarten sollen." j .Ach, wie prächtig das funkelt und ' blitzt, geben Sie mit " i Pardon, abet ich habe von meinem ! Eyes den gemessenen Auftrag, den; Schmuck nur in die Hänbe ber Gräfin j Mutter Marsensky zu übergeben." I Eräfin-Muttet Marien-Iv bin ich," I bemerkte mit Emphase die ältere Tarne. äonntagsaa Beilage zum Nebraska Staats-Anzeigr. Gräfin Marsensky aus L.?" Jawohl, aus L,, dort liegen meine Güter." Und befindet sich dort auch der Herr Graf Marsensky?" Mein Herr, was berechtigt Sie zu dicscr Frage?" Der begründete Verdacht, in ihnen eine Betrügerin vor mir zu sehen, Ma dauie. In L. existire wohl Grasen Marzeiisiy, aber nicht Marsensky." Marzensky oder Marsensky, das kann Ihnen sehr gleichgiltig sein, Sie habe mir nur den Schmuck zu iiberge den, mit dem Sie Ihr Herr zu inir ge sandt hat." Keineswegs. Mein Auftrag lautet zu meinem Bedauern anders. Herr Polizeiagent, verhaften Sie die Dame." Die Dame stieß einen Schrei aus und machte eine Bewegung, als ob sie sich auf mich stürzen unb mir den Schmuck entreißen wollte. Unerhört! Was giebt Ihnen ein Recht dazu, mein Herr?" Meine amtliche Eigenschaft als Po lizei-Eommissär ud dieses Telegramm ber Polizei-Dircktion L., laut welchem sich die wirkliche Gräfin Marzensky ge genwärtig in L. befindet und daher die vorgeblichen Gräfinnen Marsensky Hoch stnpierinnen sein dürften," So war es auch in der That. Wir hatten einen guten Fang gemacht. Die beiden Barone burg waren in emi nenter Gefahr gewesen, die Opser einer internationalen GauncrgcseUschnft zu werden. Baron Roderich S burg yatte sich durch eine Zeitungsannonce, mit welcher die Vermittlung der Heirath ei ncr schr vermögenden aristokratischen Dame mit einem jungen Adeligen an getragen wurde, verführen lassen, eine diesbezügliche Eorrespondenz mit einem angeblichen Marchese Scraglio in P. einzugehen. Bei deni durch sein bisher! ges einsames Leben bedingten volltoin menen Mangel an Damenbekanntschaft war dies dem Baron S burg sen. der beste Weg erschienen, seinem herange wachsenen Sohne, der etwas geistig bc, schränkt war, eine standesgemäße Frau z verschaffen und gleichzeitig durch die erhoffte Mitgift dem drohenden Rück gange seiner finanziellen Verhältnisse zu steuern. Zu diesem Zwecke hatte er dem Marchese Scraglio, der die Vcr Handlungen mit der Gräfin VkarzenSly, der Mutter der in Aussicht genommenen Braut, durchzuführen sicherboten hatte, bereits mehrere hundert Gulden borge streckt, war nach den getroffenen Ver adrebungen gestern hier mit ben Gra sinnen Marzensky zusammengetroffen unb hatte nach Unterzeichnung des Hei rathscontractcs seines Sohnes mit Grä sin Olga, welche eine Mitgift von drei malhunderttausend Gulden erhalten sollte, auf den Rath des Marchese Se raglio sofort einen Brautschmuck im Werthe von zehntausend Gulden ange schafft. Der geschickt angelegte Plan wäre auch den Gaunern entschieden ge lungen, wenn die mit der Rolle der Gräsin betraute Person, eine bereits wiederholt abgestrafte Schwindlerin, de ren Identität wir leicht durch eine Pho tographie unseres Verbrecheralbums festzustellen vermochten, sich nicht nacht samcrweisc als Gräfin Marsensky statt Marzensky gemelbet hätte. Dieselbe büßt ihre Strafe noch gegen wärtig nebst ihrer vorgeblichen Tochter in einer weiblichen Strafanstalt ab. Auch Marchese Seraglio, ein unter den verschiedensten Namen berüchtigter Hoch stapler, dessen Haftnahme uns noch im Laufe desselben Tages gelungen war, theilt ein ähnliches Schicksal. ' Nnt det lienet, welchem mein oder des Polizei Agenten Erscheinen bei der Gräfin Ver bacht erweckt haben mochte, war nb blieb auch mit bot Kammerjnngfer bet lchwunben. Tet Fall hat seinerzeit Aussehen er ; regt und es ift die Verhaftung ber Hoch- j staplergefcllschaft von bet öffentlichen Presse als glücklicher Polizeigriff de zeichnet worben. Daß bet Erfolg eigent-j lich nur einem Buchstaben als Tetectiv 311 hnnlVn npmcfpn insir mnHin fiviii.-li I blos Wir born Fache. Unter dem !l?aggcn. Tat Zldknikiikr mcs i'iieubabn Äaunks, Ich bin Zivil-Jngenieur, ober bester gesagt, ich war es, bis ich mich vor etlichen Jahren mit einem hübsche Vermögen zur Ruhe setzte. Leute un seres Berufes haben östers recht auf regende Ertebniffe zu vermelden, allein ich bezweifle sehr, baß schon irgend Einer außet mit eine Fahrgeschwindigkeit von sechzig Kilometet pet Stunbe unterhalb eines Eisenbahn - Waggons schwebend gereift ift. Ich habe niemals Neigung zum Aus suchen on Abenteuern um ihrer selbst willen empfunden, aber ich wat nicht furchtsam, wenn es die Ausführung einer mit Gcfahr verbundenen Aufgabe galt. Mein Beruf brachte mich baher oftmals in große Gefahren, ohne daß mir jedoch, von dem eben mit urtheilen den Vorfall abgesehen, irgend welcher Unfall zugestoßen wäre. Es war in den siebziger Jahren, als ich die Stellling eines Vhef-Jngenieurs an einer der großen, von B. ausgehen den Bahnlinien erhielt. Ich war ein erfinderischer Kopf und hatte kurz zuvor ein Patent auf ein Achsengestell für sechsräderige Wazgons herausgcnom meu. Es war dies eine Erfindung, welche den betreffenden Rädern genügen- den kipiclranm gab, um sich selbst den schärfsten Kurven anzupassen und somit die starke Reibung an den Schienen und die hieraus erwachsende Gcfahr zu vcr- hindern. Meine Erfindung wurde versuchs weise an mehreren Waggons meiner Linie angebracht, unb das Resultat war allem Anschein nach ein durchweg befriedigendes. Trotzdem kam es zivi schen mir nd einem Kollegen und altem Freunde, dessen Kenntnisse und Erfahrungen ich sehr hoch zu schätzen gelernt, zu einein technischen Disput über einige wichtige Details, Es han delte sich um das Funktioniren meiner Vorrichtung wahrend der Fahrt, und mein Modell brachte uns der Lösung der Frage um keinen Zoll breit näher, Weißt Du, was ich thue?" sagte ich schließlich. Ich werde mich selbst über zeugen, indem ich zusehe, wie das Ding arbeitet." Wie meinst Tu das?" Ei nun, ich reise eben, in einer Hängematte liegend, unterhalb des Wag gons mit, und beobachte so bie ganze Geschichte." Mein Freuub lächelte ungläubig, Willst D mich begleiten?" fuhr ich fort. Ich rede im Ernste." Nein, danke," entgegnete er. Ich muß es ablehnen, mich auf ein solch' lwllcs Wagniß einzulassen. Ich habe grau und Kinder." ! Ich meinerseits war entschlossen, die Hache zum Austrag zu bringen. Falls er Recht haben sollte, mußte die van ihm vorgeschlagene Veränderung bald- möglichst ausgeführt werden, und so traf ich denn Anordnungen, um nach- sten Tages meine originelle Fahrt mit i dem Schnellzuge nach B. anzutreten, Als ich am Bahnhof anlangte, fand ich, daß meine Anweisungen genau be- sorgt worden waren. Unter dem Wag qon war ein großes Stück Sacklein- wand an vier starken hänfenen Tauen aufgehängt, deren Enden durch schmicd- eiserne Tchlleßhaken gingen und ge hörig verknotet und befestigt waren Ich prüfte Alles vorsichtig und fand es ichcr Wenige Minuten vor dem Abgänge des Zuges kroch ich, von meinem Freunde unterstützt, der gekommen war, um mich meine seltsame Reise antreten zu sehen, in die Hängematte. Er wünschte mir gute Reise, die Dampf, pfeife ertönte, und wir fuhren langsam ans dem Bahnhose hinaus. Wie ich so, meine Eigarre paffend, auf dem Rücken lag, war die Bewegung anfänglich eine durchaus angenehme. Je mehr aber die Fahrgeschwindigkeit zunahm, desto unbehaglicher wurde meine Situation. Mit stetig wachsen der Heftigkeit wurde ich hin und her gewiegt, und war bald von Staub und 91srt behelft. !! mir her fiiniiterliA Zugwind mit solchem Ungestüm in's Piksicht trieb, daß es mich zeitweise recht heftig schmerzte. Indessen waren meine Augen durch eine passende Brille ge schützt, mit welcher ich mich vorsichtiger Weise versehen hatte. Von meinem Platze aus konnte ich das Funktioniren bes Achsengestelles genau beobachten. Ich kannte die Lage unb Eharaltcr jeber Kurve an der ganzen Linie und wußte daher, wann ich ganz besonders auszupuffen hatte. Groß war meine Freude, als ich fand, baß meine Au sichten Über bie Wirksamkeit meines Mechanismus in jeber Beziehung die richtigen waren. Jeber Hebel, jeder Trehnng arbeitete vorzüglich, und von der übermäßigen Spannung, welche nach der Meinung meines! Freunbes an gewiffen Stellen Haltes eintreten müssen, war keine Spur, Eine Verbesserung des Apparates schien j unmöglich. Wir hatten di? schärfste Kurve auf ber ganzen Strecke pafsirt und begannen nahm. Sie schickte ihren Sohn nach nun mit vollem Dampf zu fahren, was bem zunächst wohnenden Wunbarzt, ber zur Folge hatte, daß meine Lage eine mir bie Schulter alsbalb einrenkte unb außerordentlich bewegte würbe. TaS beinahe meinen ganzen Körper mit Rollen, Schlingern und Stoßen eines i Pflastern, Binben und Bandagen be kleinen Bootes bei stürmischer See ift,beckte. Tann fuhr et mich nach bem nichts im Vetgleich mit den Ebolutio-! nächsten Bahnhof, wo ich meine Rettung nen, bie ich nI,s vlns durch telegraphisch meldete und den nach F. macyle. lelmeyr glich ich einem Uiuu schen, bet aus einem Laken seht heftig geprellt" wirb. Ein neuer -toß machte Mich in die Höh fliegen und ich stieß mit bem Kopfe , No. 4. so heftig gegen das Balkenwerk, daß es mich beinahe betäubte. Ei ander Mal wäre ich fast hinaus ud unter die Rii der geschleudert worden. Um deö lieben Lebens halber war ich genöthigt, mich am Raube meiner Hängematte anzu klammern, und die rauhe Sackleinwand richtete meine Hände übel zu. Um das Elend vollständig z machen, überkam mich ein Gefühl von Schwindel und Ucbelkeil die richtige Seekrankheit auf trockenem Boden, ud ich begann gegen mich selbst zu wüthen, weil ich eine so tollkühne Jdcc zur Ausführung bracht yatte. Da plötzlich, als ich zufällig den Blick auf eins der beiden die Häugeiuattc tragenden Scile mir zu Häupten rich tete, sah ich zn meinem größten Ent setzen, daß dasselbe durch bie Reibung mit einem Theile des Achsenlagers mehr als zur Hälstc dulchschnittc war! Es hing nur och an einigcn Fasern! Zer rissen auch diese, so war mir dcr Tod gewiß. Ich mußte entweder zwischen die Räder geworsen und gräßlich ver stümmelt oder ans der langen mir noch bevorstehenden Fahrt in Stücke ge schnicttcrt werden. Ich begann sofort auf Mittel und Wege zu sinnen, wie ich dem Verderben entrinnen könne. Aber nur siel nicht ein. Sobald jenes Seil zerriß, waren meine Füße ohne jegliche Stütze, doch ich konnte biesclben nicht über die Seite der Acntte hinnusstrecken, ohne mit dem Mechanismus des Waggons ,u Beruhe ruug zu komme. Aus demselben Grunde konnte ich mich nicht an dem Ruhmenwerk über mir sest halten, denn die einzigen mir erreichbaren Theile des- selben waren die Hebel, die sich bestan big von einer Seite zur anderen beweg ten und meine Haube unfehlbar zer quetscht haben würden. Das Seil wurde immer dünner und dünner, und ich wußte, daß es in wem- gen Minuten um mich geschehen war. Mir blieb absolut nichts Anderes ubria, als mich in mein Schicksal zu ergeben nd den Tod zu erwarten, aber ich that das nicht mit jener kühlen Resignation, welche angeblich den Hcldcn jcdcr Art cigcnthümlich sein soll, sondern in un säqlichcr Angst. Mein Leben hing, buch- stäblich gesprochen, an einem Faden, und ich konnte nichts thun, als in kni tein Schweiß gebadet und zitternd hier liegen bleiben und den Moment abwar- ten, wo mein gcbrcchlicher Halt nach geben mußte. Plötzlich liefe die Lokomotive ein lan ges, schrilles Pfeifen ertönen, und ich wußte, daß die Bremsen in Thätigkeit gesetzt wurden und unsere Fahrgeschwin digleit sich rasch vermindern würde. Was konnte daß bedeuten? Der Ma schinist mußte irgenb ein Warnungs signal erspäht haben. O, wenn dcr Zug zu einem Halt käme! Dann könnte ich entkommen. Er fuhr langsamer und langsamer und schon belebte mich die Hoffnung auf eine baldige Rettung, als ein zweiter, kurzer Pfiff mir sagte, daß die Strecke wieder frei war. Ich spülte, wie die Bremsen gelöst wurden. Jetzt war meine Zeit da oder nie mals! Ich wußte, daß, so lange ich noch hoffen bürste, an meinem Platze z bleiben, ber Zug kein langsameres Tempo annehmen würde. Wir iuochten jetzt fünfzehn bis zwanzig Kilometer in der Stunde machen. Blitzschnell hatte ich mein Taschen rnesser hervorgeholt und aufgeklappt, den Arm ausgestreckt und bie Litze bes Seiles, welche bas eine Ende meiner Hängematte noch hielt, durchschnitten. Tann schloß ich die Augen unb ließ mich hinabgleiten, wobei ich mit aller mir noch z Gebote stehenden Kraft darauf bedacht war, dcr Länge nach in die Mitte des Geleises zu fallen. Ich em psand einen furchtbaren Schlag auf ben Hinterlops, der mir die Vesinnung ge raubt haben muß. Als ich wieder zum Bewußtsein kam und bie Augen aufschlug, lag ich zwi schcn bcn Schienen, unb von einem Zug war nichts zu sehen. Ich fanb, baß ich mehrere schwere Kontusionen erhalten hatte, baß meine linke Schulter ausqe renkt und ber rechte Fußknöchel ver staucht war. Andere Verletzungen schie nen nicht vorhanden zu sein. Unter heftigen Schmerzen gelang eS mir, et liche hundert Meter bis zu einem Häus chen zu humpeln, wo mich bie Frau ei- ineS ländlichen Arbeiters liebevoll auf zurualayrenben zng avwariele Bei meiner Ankunft bafelbft fanb ich viele det Bahndeamten auf bem Perron versammelt, die mit wegen meines Un falle? condolitten unb gleichzeitig gratu lirten, baß ich mit bei Leben davon ge kommen sei. Man war meinetwegen in großer Aufregung und Besorgnis; gewesen. AIS der Zug i B. eiugetros sen ivar unb man entbeckt hatte, daß ich fehlte und daß mir ein Unsall ziige stoßen sein mußte, hatte man die ganze Linie entlang nach meinem Körper ge sucht, und mein gänzliches Verschwinden war Allen räthselhast erschienen. Mein Freund und E liege, bem der Vorfall große Angst bereitet hatte, hals mir beim Einsteigen in bie MiethSkut- sche, welche er bereit hielt, um mich nach meiner Wohnung zu bringe. Wie war es nr möglich, baß Du unter solche Umstanbcn lebendig bavon gekommen bist?!" fragteer, alswirauE dem Bahnhof Herausfuhre. Das werbe ich Dir ausführlicher zählen, ivenn wir erst zn Haufe sind," erwiderte ich. Vor Allem aber höre dies eine : Ich hatte Recht und Du Un recht." Mein lieber Junge," sagte er la chend, aber in vollem Ernst, es freut mich aufrichtig, daß T wcnigstenS diese eine Genugthuung aus der fatalen Affaire gewonnen hast, und ich gratu lire Dir daher boppelt und von ganzem Herzen !" Alles zu seiner Zeit. Bei einem Manöver in Ostpreußen setzte eine Artillerieabthcilung im sau senden Galopp durch ein koupirtes Ter raiu und über einen breiten, mit Was fer gefüllten Graben. Die Rosse hatten den Sprung z kurz genommen, eine Kanone, deren Protzkastcn auf das Ufer des Grabens gekommen war, blieb im sumpfigen Boden stecken. Der erste Kanonier derselben, ein Man von rie siger Kraft, sprang nun in das Waffer, stützte seine Schulter unter das Rohr des Geschützes, hob daffelbe, d die Pferde zogen an der Graben war überschritten. Bravo, mein Junge," rief der 1843 verstorbene Prinz August von Preußen, und, von seiner Schärpe eine Hand von Kaniillen rcißcnd, gab er sie dem Kanonier mit den Worten : Trage das als Portepee zu meinem Audcnkcn." Ei Geschenk von fünfzig Thälern in Gold folgte am Abend. Bald darauf wollte ein Artillerist, der von dein Ereignis; gehört, auch seine Kräfte zeigen, und als der Prinz im Artilleriehose in Berlin ein vierund zwanzigpfliudiges Geschütz auf eine Laffctle legen ließ, hob der Verwegene dasselbe von der Erde und legte es sich aufs Knie, bis die Lastete kam. Da rief der Prinz: Der Mensch ist ein Narr, er riski rt ja seine gesunden Glie der ohne alle Noth, das ist Mißbrauch der Kräfte j drei Tage Arrest !" Berliner Ulk. Ter Berliner', ulkt bekanntlich über alles. Hier zwei kleine Proben: Die Werder'sche Kirche besaß früher an der Vorderfront zwei Uhren, je eine an jedem der beiden Thürme. Ein zuge reister Handwcrlsbursche bewundert die Kirche, findet es aber sehr auffallend, da zwei Uhren angebracht sind. Ein Eckmsteher wird also zn Rath gezogen: kagen ,e mal, lieber Mann, wozu std wohl an die Kirche zwei Uhren ge macht, die alle beide egal gehen?" Und die Antwort: Wie kann aber ner so mit ben Damelsack geschlagen sind, deß er des nich mceß. Wenn ich nu wissen will, wat die Klocke is, und sehe nach eene Uhr, wonach seht er denn?" chlauer Weise hat man später die zweite Uhr von der Front der Werder' ,cn Kirche entlernt nur Spuren weisen darauf hin, daß sie einstmals dagewesen ist. Und n zum Brandenburger Thor. in dessen Nähe eine alte Hökerin saß. Licbckcn, können se mich ich saaen." so wird die Hökcrin von der Potsdäm crin gcsragt, wat det da oben f det Tohr vor 'ne Puppe is?" Die Hökerin: a nun. wat wird det sinn! Altrömifche Geschichte, Kursürsten von Branden bnrg, siebenjähriger Krieg, bet is et !" Die PotSdäinlerin: Ach so! ick dachte mir schon so wat na ick danke recht schön." in Realist. Sie: ,..,Tu sprichst boch immer nur vom Eisen und Trinken. Hast Du denn gar keinen Sinn für etwas Hö erx, k Er: 0 ja! Wenn man so recht gut gegessen nd getrunken hat unb sich bann ein gutes Eiaarrl anzünden kann weißt Tu d a s ist das H ö h e r e !" Aul dcr stufte. Seidel: Kommilitone Streber doch ein ekclhaster Renommist." ist Teckel: Tas will ich meinen, gestern grüßte er sogar bcn Geldbriefträger. Zcilbild. Tu bist ja auch Mitglied von dem neuen Sparverein!" Freilich! Sparen thut noth in der Jetztzeit!" Wie viel hab, Ihr schon in der Kae?" .t'ieqenwärtig nichts! Von den Ein lagen wurden die Ausgaben für zwei Vereinsdälle bestritten!" Am l'v;ei!fcsi(:. Mutter: .Ader Lina, wcsbald haft Tu denn solche nqft vor der Ehe?" Tochter: .Wegen der Gardinen ptedigten;.... weißt Tu. Mama, ich habe halt gar lein ebner talenl!"