Durch llacht und Schnee. Novelle!, e ooii l. ßfjtnn. Du Tu liebst mich nicht? las ist nicht wahr, Thcresc!" Es ist wahr!" Die Stimme des Mannes klang lei. denschastlich, gepreßt; diejenige deS Mad chenö ärgerlich, herausfordernd. Sie stand vor dem ttami. Tie helle Gluth beleuchtete die schlanke Gestalt. Den Kopf hatte sie trotzig in den Nacken geworfen; die großen braunen Augen blitzten ; die rothen Lippen zitterten. Der junge Mann, ihr Verlobter, stand wenige Schritte von ihr entfernt. Die Rechte umklammerte ganz Irampf haft die Reitpeitsche man konnte deutlich die geschwollenen Adern auf der dunklen Hand sehen. Er war grok, hübsch, ungefähr dreist! Jahre alt. Sei edles Gesicht zuckte in Zorn und in verhaltener Leidenschaft. Ein ade res Weib würde vielleicht nicht gewagt haben, diesen Auöbruch heraufzube schworen! aber Thercse Halden besaß ein heftiges Temperament und war eifersüchtig. Sie hatte es sich einge redet, daß ihr Verlobter zu der Tochter des Oberst Werder viel zu liebenswürdig sei. Erich Wilbrandt war stolz und empfindlich, darum verschmähte er es, den reuigen Siindcr da zn spielen, wo er sich keines Unrechtes bewußt war. Ulls ihn Thercse nun hcnte so schwer be leidigt hatte, indem sie ihn der Untreue zieh, hielt er es für unter seiner Würde, auch nr ein einziges Wort zu seiner Bertheidignng zu sagen. Du wirst morgen hoffentlich anderen Sinnes sein," sagte er ernst. Heute scheinst Du wirklich nicht zu wissen, was Du sprichst." Ich weiß ganz genau, was ich spreche," rief sie aus. Anderen Sin nes werde ich nie werden. Tu kannst Deine Freiheit zurück haben. Ich ich liebe Dich nicht!" Diese grausamen Worte schnitten tief in des jungen Mannes Seele. Sein Stolz gab ein wenig nach. Du liebst mich nicht! Ich glaube das nicht Therese!" Ein spöttischer, trotziger Blick war ihre Antwort. Eine Weile lang blickte Erich Wil brandt seine Braut tiefernst an, dann wandte er sich zur Thür. Nun," sagte er niit erzwungener Ruhe, dann habe ich allerdings nichts mehr zu erwidern." . Rein, nur etwas zu nehmen. Tie ses hier " Sie streifte den Vcrlobungsring von ihrem Finger und hielt ihn Erich hin. Er stutzte. Dann färbte sich sein Gesicht dunkelroth und ein unendlich schmerzlicher Ausdruck legte sich um seine Züge. Doch sosort ermannte er sich, nahm den Ring aus ihrer Hand ent gegen und blickte ihr fest und ernst in die trotzig blickenden Augen. ' Wenn Du ihn jemals zurück haben möchtest, dann wirst Du erst darum zu bitten haben," sagte er mit kalter Ruhe. Er öffnete die Thür und verließ das Zimmer. Ei zorniges Lachen Therescs tönte an sein Ohr. Erichs Besitzung lag etwa eine gute Stunde von dem Hause der Familie Halden entfernt. Tcr junge Mann, besten ganzes Innere von den wildesten Stürmen durchwühlt war, ritt in toller Hast nach Hause. Sein Hirn brannte, das Herz zuckte in wehem Schmerz, Doch fest preßte er dann die Zähne zu sammen, um sich zu beherrschen. Wenn Therese ihn wieder zu ihren Füßen sehen wollte, dann dann mußte sie erst vor ihn, knieen! Er hatte in der That bisher zu viel von ihrer Eiscrsucht erduldet. Jetzt war das Maß voll es lief über. Und dennoch hatte er um Alles in der Welt nicht sagen mögen, daß es bester sei, wenn sie sich trennten. Er liebte Therese mit der ganzen Gluth seines Herzens, und er vermochte nicht zu glauben, daß sie wirklich ihre Per lobung im Ernst lösen wollte. Aber Therese war es wirklich Ernst, das Verlöbniß aufzulösen, oder sie glaubte wenigstens, daß es ihr Ernst damit sei. Sie war im höchsten Grade aufgebracht und zum Unglück siir sie nahm ihre Mutter auch noch ihre Partie in dem Streit des jungen Paares. Frau Halden war eine thörichte, schwache Mutter, die ihr Kind schon von frühester Jugend an verwöhnt und der zogen hatte. Nur eins ärgerte die gute Frau: daß ihrer Tochter nun die beste Partie weit und breit entging. Denn Erich Wildbrandt war der reichste un verheirathete Rittergutsbesitzer in der ganzen Umgebung, und Thercse besaß nur ein kleines Vermögen. Tie Nachbarschaft wußte in merkwür big kurzer Zeit, daß Ehrich Wilbrandt nicht mehr zu Haldens ging. Fräulein Lucie . Werder freute sich hierüber un gemein. Sie verdoppelte und verdrei- . . . ri' C diM.n Xn faa)i 10 rieoen-ivulvl" reichen stattlichen Gutsbesitzer, denn sie I war im Stillen schon längst neidisch auf , 5k-k, newesen. trotzdem sie ihr dem , Anscheine nach in inniger Freundschast zugethan schien. Erich Wildbrandt war stiller und schweigsamer geworden. Auch in Ge scllichäften vermochte n nicht mehr so heiter zu sein, wie früher. Toch das ichreckte Luc nicht ab. Säpter würde ihn i,mt das Alleinsein und die Lange- weile plagen, und dann dann wollte j fit sich ihin im besten Lichte zeigen. zymik hatte tine Einladung zu, einem kleinen Feste bei der Familie v. j M Sonntagsgast, Jahrgang I. Werder angenommen. Es war ein wilder, stürmischer Wiutertag. In dichten Flocken wirbelte der Schnee vom Himmel herunter und hüllte die Erde in sein weißes Tuch. Dichter und dichter wurde die Schnecschicht ans dem Boden, bis sie wie es aus dem Lande nicht selten vorkommt fast meterhoch lag. Am Morgen war das Wetter noch ganz leidlich, und der Weg zum Werder scheu Hause srei gewesen. Thercse hatte sich dann auch frühzeitig aufgemacht, um Lucie bei diesen und jenen kleinen Vorbereitungen zu einem Feste behiilf lich zu sein. Und sie loar gern sehr gern gegangen! Trug sie doch im Herzen die Hoffnung, Erich wiederzusehen! Sie wollte ihm ' kalt, ganz kalt gegenüber treten, damit er sehe, daß sie sich gar nichts aus ihm mache. Denn es hatte sie bitter gekränkt, daß er nicht einen einzigen Versuch zur Versöhnung unter nominell. Der Abend kam d der Schneesturin war immer heftiger geworden. Weg und Steg waren verschneit. Lucie's Vater duldete es nicht, bckfskhcrcse in solchem Wetter nach Hause zurückkehrte. Man hatte also rechtzeitig zu ihrer Mutter geschickt und diese benachrichtigt, daß Thercse bei Werders übernachten werde. Erich Wilbrandt war nicht gekom men. Gegen zehn Uhr verließ das junge Mädchen das Gesellschaftszimmer, um sich zurückzuziehen. Die Lust dort er schien ihr so dicht, so schwül. Leise trat sie in's Freie, um och ein wenig frische Luft zu schöpfen. Es war ihr so bang zu Muthe. Die Kälte that ihr wohl. Im Grunde besaß sie auch eine so ge sunde Natur, daß sie dieser schon etivas bieten durste. Die Nacht war dunkel, sternenlos. Gespenstisch leuchteten die weißbeschneiten Bäume und Sträucher aus der Finster niß hervor. Jetzt war Therese an eine kleine Anhöhe gelangt, die dicht neben der Gartenmauer lag und nicht beson dcrs hoch war. Neben dieser befand sich die Parlthür. Thcrese blieb stehen und blickte nach denklich in die düstere Umgebung hinein. Wie sie doch mit ihrer eigenen Stim mung so seltsam harmonirte! Auch in ihrem Herzen sah es so öde, so traurig aus, wie hier in der ganzen Natur. Plötzlich zuckte sie erschreckt zusammen. Der Name Wilbrandt" war an ihr Ohr gedrungen. Im Flüstertöne hatte man ihn gesprochen. Mit bang klopfendem Herzen, das ihr die Brust zu sprcngea drohte, lauschte sie angestrengt Da draußen standen zwei Männer, die irgend einen Plan besprochen. Sie konnte fast jedes Wort hören. Eine bessere Zeit giebt es nicht", sagte der Eine von ihnen ich habe mit der Küchenfee seit ein paar Tagen ein Periiaiinin ic yai mir Alles treuherzig erzählt es befindet sich eine Menge baares Geld im Hause er will das T sche Gut drüben damit kau fcn Tie Tiencrschaft schläft im Sei- tenqcbäude Störungen brauchen mir also nicht zu sürchten Sein Arbeits zimmer, dort liegt nämlich das Geld, befindet sich im Erdgeschoß rechts Seine Tante, eine alte Dame, die halb taub ist, wohnt im ersten Stock Wir steigen durch das Fenster in sein Ziin mer Ist er zu Hause, so wird er so- fort geknebelt Schießt er etwa aus uns, nun dann geht es eben auf Leben und Tod " Also Punkt zwölf Uhr," erwiderte die andere Stimme. Ein Wetter, sür uns wie geschaffen Der Schnee lallt also wird man Funipurcn nicht sehen Toch nun komm, wir wollen noch eins trinken, ehe wir an die Arbeit gehen." Therese kauerte sich schnell nieder, als die beiden Männer draußen vorbeigin gen und die Richtung nach der Tors schänke einschlugen. Ihre Schläfen hämmerten, der Kopf drohte ihr in wahnsinniger Angst zu springen. Tas Herz zuckte in bitterstem, unaussprech licheil Schmerz. Sie hätte laut auf schreien mögen Erich Wilbrandt sollte angefallen, beraubt, vielleicht sogar er mordet werden! Erst kürzlich hatte sie von einem Einbruch gelesen, bei welchem dem Uebcrsallenen ein Gleiches geschehen war! Barmherziger Himmel," stöhnte sie leise, hilf mir, steh mir bei." Jetzt, da sie das Gespräch der Per- brecher mit angehört, war ihr die Binde von den- Augen gefallen von den Augen, die allein durch Trotz und Eiser sucht verblendet waren. Sie dachte jetzt nur noch an das Eine: daß der Geliebte in höchster Ge'ahr schwebe! Ter Weg war verschneit, aber der Himmel würde ihr schon Krast verleihen, zu Erich zu gelangen. Fort schnell fort ! An den Schneefturm. der draußen wüthete. dachte sie nicht. Auch nicht daran, daß . Beilage zum Ncbraska Staats-Slnzeiger. sie in der Tunkclhcit, die an und für sich schon Schrecken in sich barg, ihren Weg verfehlen, daß sie im Schnee der sinken und umkommen könne. Sie mußte das Gut erreichen, ehe die Mör der dahin gelangten. So eilte sie hinaus. Sofort versank sie bis an die Knie in den Schnee. Schwer athmend, keuchend mußte sie dann und wann stehen dlei den. Mehr als einmal fühlte sie sich einer Ohnmacht nahe. Schon fürchtete sie, umzusinken und im Schnee sterben zu müssen. Aber der Gedanke, daß Erich in Lebensgesahr schwebe, gab ihr neuen Muth, Immer und immer wie der raffte sie sich auf. Zugleich stieg eine heiße Angst in ihrem Herzen empor. Sie glaubte den Weg verloren z haben. Unaufhörlich spähte sie durch die Dun kelheit, um diese oder jene bekannte Bannigruppe zu erspähen. Nein, Gott sei Tank, sie hatte sich nicht verirrt! Hier war die kleine Anhöhe, die sie schon so oft erklommen und die zu dem Gute führte. Mühsam bahnte sie sich den Weg hinaus. Jetzt jetzt war sie oben angelangt ! Zitternd an allen Gliedern, fiebernd mit sämmtlichcn Pulsen stand sie da! Sie hätte nach all der Qual aufjanch zcu mögen, als sie das Haus erblickte. Tort in seinem Arbeitszimmer brannte Licht. Sie mußte ganz leise vorwärts gehen, damit die Verbrecher sie nicht bemerkten, wenn sie etwa schon in der Nähe waren. Endlich stand sie vor der Thür. Ihr schwindelte. Schnell und heftig zog sie an der Glocke. Toch in demselben Mo ment brach sie auch kraftkos auf den Steinstufen zusammen. Nur noch das Klingeln hatte sie vernommen. Auch das Zurückschieben des Riegels tönte an ihr Ohr. Ein Lichtschein siel jetzt Über die zu sammeilgesunkene Gestalt und Erich's Stimme, zitternd in feiner Todesangst, rief: Barmherziger Gott Du The rcse!" Dann wurde sie von zwei starken Armen umfaßt und fortgetragen, wüh rend heiße Lippen sich auf die ihren preßten. Er bettete sie auf ein Sopha in einem warmen Zimmer und schlang die Arme um den Nacken des noch immer geliebten Mädchens. Allmählich kamen ihr die Sinne zurück. In fiebcrhaster Hast erzählte sie ihm abgebrochene, unzusammen hängende Worte. Sie flehte ihn an, er möge ja Thüren und Fenster fest verschließen. Wachen solle er ausstellen und Waffen holen, denn sie" würden gleich hier fein, sie" wollten ihn bestehlcn und morden. Wilbrandt ähnle den Znsammen hang. Er sprang an' Fenster und ließ die schweren Jalousien herab. Tann holte er eine Flasche Eognac, mischte ein Glas dieses Getränkes mit Waffcr und, den Kopf Thercfe's auf seinen Arm bettend, flößte er ihr den Inhalt ein. Trotz all feiner Herzensangst hatte er auch nicht einen Augenblick seine Geistesgegenwart verloren. Bist Tu sicher" hauchte sie matt ganz sicher?" Ja, mein Lieb, ganz sicher," flüsterte er bewegt, indem er abermals seine Lip pen auf ihren Mund Preßte. Dann stand er auf und ging schnell durch eine Seitenthür nach dem an deren Flügel, um die Dienerschaft zu wecken und ihr die nöthigen Befehle zu geben. Als er zurücklehrte, war Therese von Neuem in eine Ohnmacht gesunken. Er trug sie auf den Armen hinauf in oas Jimmer inner aanic. xicie brachte das junge Mädchen sosort zu Bett, nachdem sie ihr mit Hülfe einer Magd die völlig durchnäßten Kleider ausgezogen. In den wilden Phantasien Thercfe's offenbarte sich denn mit aller Klarheit, wie sie hinter den Anschlag gekommen und welche Oual sie erlitten, um nur noch zur rechten Zeit zu ihm gelangen zu können. Durch die Umsicht und Geistcsqeqen- wart Erich's, der die Einbrecher erst ; ruhig arbeiten" ließ, sie dann bei dieser Bcschaitigung überrumpelte und ohne viele Müh packte und knebelte, war die Gefahr glücklich beseitigt worden. Man , hatte einen großen Fang gemacht, denn die Missethäter waren die Anführer! einer berüchtigten, wohlorganifirtcn j Diebesbande, die weder vor Mord, noch i sonst einem Verbrechen zurückschreckte, um ihr verbrecherisches Ziel zu erreichen. Seit mebreren Monaten war sie 6tr Schrecken der ganzen Stadt und der! umliegenden Törfer, sowie die größte; Sorge der Polizeibehörde gewesen. ! Nun faß die Rotte glücklich hinter! Schloß und Riegel und durfte hoffen. ! auf eine beträchtliche Anzahl von Jahren dingfest gemacht zu werden. ,Dank der guten Pflege und ihrer ge funden Natur war Therese am andcrcn Tage, wenn auch matt und blaß, wie der ziemlich wohlauf. Tie llberstandenen Strapazen hatten keinen nachthciligen Einfluß auf ihrc Gesnndheit auszuüben vermocht. Der Bote, der noch am vorherige Abend zu Oberst Werder hatte gehen müssen, um Therescs Abwesenheit und die damit verbundenen Umstände zu er klären, fand nicht Worte genug, die Mühen und Beschwerden zu schildern, die ihm der Weg verursacht. Und es war doch derselbe, den das junge Mäd chen i der stockfinsteren Nacht durch Schnee und Sturm unternommen hatte. Matt, kraftlos von den körperlichen und seelischen Anstrengungen, lag The resc auf einem Tivan, als am folgen den Tage Erich Wilbrandt zu ihr in das Zimmer trat. Trotz des Verbots seiner Tante hatte er sich nicht abweisen lasse. Leiden schastlich bewegt neigte sich Erich über sie und bedeckte ihr Gesicht mit heißen Küssen. Er hatte Mühe, die gewaltige Erre gng, die ihn zu übermannen drohte, zu unterdrücken. Thercse schlang die Arme um seinen Nacken, Thränen füllten ihre schönen Augen. Vcrgicb mir, Erich," flüsterte sie, sich enger an ihn schmiegend, oh, der gieb! Ich war so schlecht, so eigensinnig an jenem Abend. Ich ich habe Dich immer immer geliebt ich weiß es heute ganz bestimmt " Dir vergeben? . . . " Der starke Mann zitterte. Er ver mochte kaum zu sprechen. Es würgte ihm die Kehle zusammen. Tu gabst Dein Leben für das meine mein Lieb T mein Alles in der Welt und da hätte ich Dir etwas zn vergeben?" ,,Jetzt bin ich glücklich unendlich glücklich," murmelte Therese. Aber nicht wahr T wirst mir meinen Ring auch jetzt wiedergeben?" Wenige Augenblicke später blinkte der Reis an ihrem Finger, Tie Kunde von der That des jungen Mädchens verbreitete sich durch die ganze Umgegend. Thcrese wurde die Heldin des Tagcs. Erich war stolz auf sie. Zwei Wochen später wurde die Ver lobung gefeiert, und schon nach weiteren vier Wochen fand die Hochzeit statt. Weder Thcrese noch Erich haben die Begebenheiten jener entsetzlichen Nacht vergessen. Doch Beide sind einig in dem Gedanken, daß eine höhere Macht sie, die schon geschieden gewesen, aus diese Weise wieder zusammensühren wollte. Das Geheimniß. Humoreske von War Hirschicid, Ein Postbeamter der deutschen Haupt und Residenzstadt Wolkendnrg sortirte die eingelaufenen Stadtpostsachen. Unter diesen fand sich eine einsache Postkarte mit der Adresse: Herrn August Schneider. Wolkenburg. Keine Straßenangabc! Der Beamte schlug das Adreßbuch aus: S Sch Schn Schneider. Da war nun zu lesen: Schneider Aug., Affeffor, Eichen straße 5. Schneider Aug., Juwelier, Fried richsstraße 12. Schneider Aug., Metzger, Bären straße 84. Ohne langes Besinnen schrieb der Post-Beamte auf die Adreffenseite Eichen straße 5. Und der Briefträger warf die Karte in den Briefkasten des Astes sors. Tas Tienstmädchcn nahm sie heraus, las sie schmunzelnd im Eorridor und trug sie dann hinein zur Frau As scsior, einem hübschen jungen Weibchen, das noch nicht ein volles Jahr verhei rathet war. Tie Fra Affeffor las und erröthcte bis unter die Haarwurzeln. Tie besagte Postkarte aber hatte folgen den Inhalt: Lieber August! Wenn Tu das große Geheimniß wiffcn willst, das Teine Frau Tir so ängstlich verbirgt, so komme mor gen Vormittag zu mir. Besten Gruß Tein Eduard." Tie Frau Affeffor drehte die Karte bin und her, dann steckte sie sie langsam in ihren Nahlasten. Nach dem Ei'en sagte die junge Frau zu ihrem Gatten: Lieder August, ich muß Tir etwas mittheilen, ehe Tu es von Andern ent stellt ersährst." Nur zu, liebe Helene." Uns gegenüber, in dem Müller'schen schon Hause wohnt ein Traqoncr-Lieute-nant. Jedesmal, wenn Tu auf's Bu reau gehst und ich mich mit einer Hand arbeit an'i Fenster setze, tritt auch der No. 3. Lieutenant an fein Fenster, verbeugt sich wiederholt, und und wirft mir Kußhäudchcn zu." Und Tu?" Ich thue, als merke ich es nicht." Du hattest vom Fcnster sortqchen sollen." Ich sehe so gerne auf die Straße" Nun gut, das werden wir schon kriegen." Tcr Aiscssor ging wicdcr auf sein Bu reau, d. h. nicht ganz, denn er bog um die nächste Straßenecke und gelangte über den Hof wicdcr in seine Wohnung. In das Zimmcr trctcnd, winkte er der am Fcnster sitzciidc Frau zu, sich ruhig zu Verhalten, und als der Lieutenant drüben mitte in den schönsten Verbeu gungen und Kiißhändchen war, trat der Assessor hinter der Gardine hervor und gab dem Lieutenant die Verben gungen und Kußhändchen mit Zinsen zurück. Tas wirkte. Von dieser Zeit an ließ der schneidige Offizier die Frau Assessor unbehelligt. Und jetzt kann ich Dir auch mit ruhigem Herzen diese Postkarte ab geben," sagte Frau Helene. Ter Assessor las und schüttelte den Kopf. K Ich kenne keinen Eduard", die Karte ist nicht, au mich gerichtet. Ich werde sie dem Briefträger zurückgeben. Der gewissenhafte Postbeamte diri girte darauf die Karte an den Juwelier Anglist Schneider auf dem Friedrichs platz. Dieser Letztere hatte vor einem hal ben Jahre eine Wittwe geheirathet, welche auf, die Frage nach ihrem Alter eine Zahl zwischen dreißig und vierzig angab, während sie auf die Frage nach ihrem Vermögen mit Stolz eher von vierzig- als von dreißigtausend Mark sprach. Wie gerne hätte Herr Schnei der dieses Geld zur Verfügung gehabt, um damit sein Geschäft zu vergrößern, deßhalb hatte er eigentlich geheirathet. Aber die würdige Tanie hielt den Dau men auf die Talons und gab stets nur die Coupons heraus. Tas Ehepaar stand im Laden, als die bewußte Postkarte anlangte, Herr Schneider las sie' und die Gattin, über seine Schulter sehend, ebenfalls. Wunderbar!" rief Herr Schneider. Eine Abscheulichkeit!" rief Frau Schneider. Aber dieser Eduard" mag seine Weisheit fiir sich behalten, ich kann es Dir ebensogut sagen!" Herr Schneider wurde aufmerksam. Laß nur, ich werde schon hinter Dein Geheimniß kommen!" Er hatte bisher natürlich keine Ah nung gehabt, aber schliß muß man sein. Kurz und gut, die Frau zog ihren Mann in das Nebenzimmer und schloß es ab. Tu hast also bemerkt," begann sie, daß ich mich bei der Toilette von Dir nicht gerne überraschen ließ?" Gewiß habe ich es bemerkt." That sächlich war ihm aber die Toilette der Frau stets sehr gleichgültig gewesen. Nun gut, ich gebe es zu, ich habe vier falsche Zähne und einen falschen Zopf. Willst Tu sehen?" Unnöthig, aber weißt Tu. daß diese Verheimlichung ein Scheidunqs gründ ist?" Frau Schneider erschrak. Juristische Kenntnisse besaß sie offenbar nicht. Und in diesem Schrecken versprach sie ihrem Manne, ihm freie Verfügung über ihr Vermögen zu geben, worauf sich die mo ralische Entrüstung des biederen Gatten sofort legte. Aber nun mußt Tu mir auch sa gen, wer jener niederträchtige Eduard" ist." Tas weiß ich nicht, liebe Frau, die Karte ist offenbar an die falsche Adresse gerathen." Auf dem Wege über'S Postamt ae- langte die Karte nun zum Actzgermei ster Schncidcr in dcr Bärenstraße. Tie Verkäuferin brachte sie ihm in die Wurst kiichc. Falsche Adrcffe!" sagte dcr Meister, legen Sie die Karte auf das Ladcnpult und geben Sie sie dem Briefträger zu rück, sobald er kommt." Tas Ladenmädchen that, wie ihr ge heißen wurde, aber als die Karte eine halbe Stunde auf dem Pulte gelegen hatte, war sie verschwunden. Als dcr Meister nach gethaner Arbeit die Zeitung las. trat seine Frau ein, setzte sich ihm gegenüber und sagte mit unendlich melancholischer Stimme: .August!" Nanu. Kathrine." lies der Meister und ließ die Zeitung fallen, ist 's schon wieder da? Soll ich Tir Hofsmanns tropfen " Nein, laß nur, August. Hast Tu die Karte von Eduard" gelesen?" Tie Karre von ? ' Ach so. die meinst Tu? " August, ich will Tir Alles gegeben. Tas Geld, das Tir immer aus der La denkaffe entschwand " Kathrine!" Ja, das hab' ich selbst genommen, weil Tu doch immer so über die Putz machcrrechuuuge schimpftest " Und T ließest zu, daß ich das La dcuniädchc vcrdächtigtc und beinahe entlassen hätte? Warum sprachst Tu nicht früher?" , Ich hatte dc Muth nicht, aber als die Karte ankam " Ach, die Karte, die ist ja gar nicht an mich gerichtet, die bekommt der Brief träger zurück. Tie vcrhangnißvolle Postkarte lag wicdcr im Postamtc. Ordnungsmäßig sollte sie dem Absender als unbestellbar zurückgegeben werde. Aber wer war dcr Absender? Zunächst stellt man das Postamt fest, aus welchem die Karte aus gegeben wurde. TaS war mittelst des Stempels nicht schwer herauszukriegen. Tann kam die Karte wicdcr mit anderen unbestellbare Sachen vor den Post direktor des betreffenden Amtes. .,Tiese Handschrift sollte ich doch ken neu," sagte er sür sich, und plötzlich de sahl er einem dcr Schreiber im Bureau, seinen Sohn zu rusen. Des Postdirek tors Sohn war Student, und da es ziemlich bekannt war, wo er studirte," holte man ihn rasch ans dem goldenen Löwen". Hast Du das geschrieben?" fragte dcr Direktor, die Karte zeigend. Allerdings," crwidcrte dcr Student verlegen, Tu wcißt, ich bin Schrift wart bci unserem Eorps, und da unser Senior beim Frühschoppen den Gedan ken hatte, einige Ulkkarten zu schrei den " Gut, gut. hier hast Tu die Karte als unbestellbar zurück. Laß aber in Zukunst solche Dummheiten!" Und bei sich dachte er: ES lebe die Findigkeit dcr Post!" Tcr Kronprinz von Amerika. In einem großen Berliner Kaffee haus, in welchem dem Billiardspiel mit lebhaftem Eifer gehuldigt wird, fpielten unlängst zwei Herren eine Karambolage, während eine große Korona mit ge spanntester Ausmerksamkcit das Spiel verfolgte und mehr oder weniger laut die einzelnen Bälle" iritisirte. Diese Gewohnheit beim Billardspiel gefiel je doch dem einen der beiden Spieler nicht, und als einer der Zuschauer, wie jener einen Ball ausließ" halblaut sagte: Der war schlecht gespielt", trat er in straffer Haltung an den Sprecher heran und sagte mit erhobener Stimme: Wie können Sie sich mir gegenüber eine solche Bemerkung erlauben, ich bin der Baron von B Witz." Der also Angeredete ein Amerikaner ver beugte sich artig und cntgegiiete ebenso laut: Freut mich sehr, Ihre Bekannt schaft zu machen, ich bin dcr Kronprinz von Amerika." Nun halte er die Lacher auf seiner Seite, und die Stimmung, welche un gemüthlich zu werden drohte, war wie der hergestellt. Dcr Lurus in Handschuhe. In England werden jährlich 3 Mil lionen Handschuhe erbraucht; drei Vier tcl davon, so erzählt Woman's Life" seinen schöne Leserinnen, gehen in den Besitz der Tarnen über. Von der Aus' dchnung dcr Handschuhsabrikation ma chen sich wenige Lente einen, rechten Be griff; eine englische Firma allein be schastigt direkt und indirekt 50,000 Per Ionen, und in Worcestcr allein bedecken Handschuhsadriken eine Strecke von acht Kilometern. Manche Engländerinnen sind sehr verschwenderisch mit Hand schuhen; 150 fiir Handschuhe gilt als eine bescheidene Summe, einige Ladies dringen es fertig, $500 in Handschuhen aufgehen zu zaffcn. Es ist das kein so großes Kunststück, wenn man bedenkt, daß das Paar feinster Qualität über s!0 kostet. Eine große Tame muß na türlich unter ihrer Toilette gleich einen ganzen Laden voll Handschuhe haben. Bei der Auktion der Ausrüstung der Herzogin von Somerset wurden über 2000 Stuck versteigert! Alte Aerjtc. Tas Journal de Wrhisittp" führ drei Fälle von Langlebigkeit bei Aerzten aus. Tcr erste derselben ist her 1B jahrige Tr. Boissi, in Le Havre. Der zweiie in i.r. saun in Rockland. im Staate Maine. der jetzt mit 9 Jahren noch praktizirt. Ein eifriger Anhänger des Vegetarismus, trinkt er nichts als Wasser. Milch oder Ehocolade; Thee, Kaffee UNd Liauöre erwirst tr hnflitiin. big. Tcr dritte ist Tr. W. Salmon, in er wracya,t Gtamorgan l -chott land), dcr bcrcitS seinen li1.. Geburt. tag gefeiert Hat. 8rct. Wilhtilsir.r tt.r S4 .......... lufuii ucii tiuiifru Wrti'hmittnn hi mim lttl5 m: r;..t ? "n wmiii vsmiic citi gelangweilt): Wollen Sie sich denn nicht endlich 'mal eine RadfaHrerzeitung d (l;:it. li. V"1 KMUlJf Wirth: Werd' ich mich schön hü trn ta.nn CZ'f 4. (.:; " ll4 IIUl ItlllUC habcn, verzehren Sie ja gar nichts ?elbserkcnnmisi. Richter: Nun. Angeklagter, was haben Sie zu den Auslastungen des Herrn Staatsanwalls zn sagen ?" Angeklagter: .ch hätte nie ge glaubt. Herr Präsident, daß ich so'n Subjekt bin."