IVtcitt erster lafc. Humoreske oon M, D. BadinSki, Wie alle Menschen ihre Fehler und Schwächen haben, so haben auch alle W!eschen einen mehr oder weniger ent wickelten Sin sür diese oder jene Lieb habem, für diesen oder jenen Sport, bei Nllen findet nian einen Trieb nach Lust und Zerstreuung. Bor allen anderen Liebhabereien, die auch meinen jugendlichen Sinn ersüll ten, war ich am meisten sür das Waid werk beseelt. Schon in meine, fünfzehnten Lebens jähre war ich in der Schiesjkunst soweit vorgeschritten, dasi ich beim Schießen nach der Scheibe aus zwanzig Schritt Distanz mit einer Ladung Pogeldunst stets sicher das Eentnim fehlte. Bon SpaKen und Krühen war ich sehr gefürchtet. Bon letzteren ist es nur zwar niemals gelungen, ein Exemplar zn erlegen, doch tröstete ich nch, wupe ich in doch, da traben Pulver riechen An meinem sechzehnten Geburtstage hatte mir mein Vater ein neues Gewehr zum Geschenk gemacht und zwar in Ge statt eines Vorderladers vom besten Ka liber. Ich hatte mir vorgenommen, den ersten Schuß auö meinem neuen Ge wehr bereits an meinem Wiegenfeste zu thun nd gleichzeitig einen selbster legten Hascn zur Feier des Tages zu beschaffen. Da jedoch die Hascn nicht zahm herumlaufen und ich den festen Borsaj, faßte, die Mittagstafel mit einem selbsterlcgtcn Hasen zu vervoll ständigen, so musste ich, falls ich meinen Zweck erreichen tvollte, auf alle Fälle sicher gehen. Ich hatte bor etwa einem Jahre das Glück gehabt, einen Junghasen einzu fangen, welchen ich in einem abgcschlos jenen Raum mit Kohl und Rüben ver pflegte. Zu meiner Freude konnte ich bald beobachten, wie Meister Lampe stch von Tag z Tag immer Niehr mehr ent wickelte. Nunmehr war der Höhepunkt seiner Körperfülle und seines Wachs thurns erreicht, und so beschloß ich denn, zur heutigen Feier meinen Meister Lang ohr zn opfern. Selbstredend wollte ich ihn eines ihm würdigen Todes sterben lassen. Zu diesem Zweck ergriff ich ihn, be festigte eine längere Schnur um seinen HalS, brachte ihn ins Freie und band ihn alsdann an einem Baum sest. Nach dem ich mein Gewehr herbeigeholt und mit einer starken Ladung Schrot und Pulver versehen hatte, stellte ich mich auf zehn Schritt Distanz schußbereit hin und Gewehr, nu thue deine Schul digleit, mit diesem Schuß sollst du mei neu armen Lampe aus seiner schmach vollen Gefangenschaft befreie, mit diesem Echuß sollst dn ihm einen ehren vollen, eines Hasen würdigen Tod geben, mit diesem Schuß sollst du die Weihe empsangen. Batcr, Mutter und Geschwister stan den in nächster Nähe und erwarteten den schauerlichen Moment, wo sich Meister Lampe in seinem Schmeiße wälzen sollte. Auch die Köchin hatte sich, mit einem Messer bewaffnet, eingesunken, um Mei ster Lampe nach vollbrachter That das Fell über die Löffel streifen zu tonnen. Ich selbst war vollständig gefaßt, mit einer Seelenruhe, über die ich selbst staunte, legte ich an, zielte und paff mein Lampe war nicht mehr. Nachdem sich der Pulverdampf gelegt und ich sicgesgcwiß nach der Stelle eilen wollte, wo ich Meister Lampe todt wähnte, erscholl hinter mir ein homeri sches Gelächter, was mich bewog, ruck wärts zu schauen. Verschiedene Arme sah ich nach einer Richtung deuten, ich folgte unwillkürlich derselben und sah zu meinem nicht geringen Erstaunen mei nen todtgcglaubten Lampe, mir einen weißen Punkt zukehrend, welchen er anf und abwippcn ließ, hinter einem Hiigcl verschwinden. Mein Batcr kam lachend aus mich zu, reichte mir beide Hände und brach in die mir unvergeßliche Worte aus: Junge! Dieser Schuß war ein Meisterschuß, denn wahrlich ich sage Dir, nicht vielen guten Schlitzen wird es gelinge, einen gleichen Schuß zu thun!" j Wie alles Unerreichbare oder nicht Erreichte uns den Besitz desselben erst recht bcgchrenSwerth erscheinen läßt, und wir weder Gefahren noch Strapazen scheuen, um in den Besitz desselben zu gelangen, so erging 3 auch mir nach jenem vcrhängnisivollcn Schuß. Bei meinen Geschwistern und Be kannten wurde ich nach dieser Begeben heit oft der Zielpunkt verschiedener Neckereien. Selbstredend trugen solche auch nicht wenig dazu bei, mein Ber langen nach nennenswerthcr JagZbeute zu Ileigern. Wochen waren veraanaen. der Win ter kam ins Land gezogen nd noch im-! mer waren meine Streifereien, die ich öitcrs aus Wild machte, resultatlos ad- gelaufen Eines Abends, eZ war Schnee ge fallen, ging ich wiederum in den Wald auf den Anstand. Diesmal rechnete ich auf Erfolg, zumal ich einige Abende zu vor eine Anzahl Hasen beobachtet hatte. Einige stunden hatte ich aus meinem Posten erharrt, doch schien mir auch ' heute das Glück nicht hold zu sein. ES war bitter kalt, betrübt und mißmuthig machte ich mich auf den Heimweg. Kaum war ich einige hundert Schritt j gegangen, als ein lonoervares läge aesörei an mein Ohr drang. Erstaunt wandte ich meine Schritte dieser Ziich- tung zu, wo die Klagktöne sich immer lauter und schneller wiederholten. Einige Minuten später war ich der betreffenden Stelle so nahe gekommen, daß ich in der Dunkelheit einen Gegen stand zu unterscheiden vermochte, welcher unter kläglichem Geschrei sich auf der Erde herumwälzte, zeitweise auch, einem Gummiball gleich, etwa einen Meter hoch auf und ab hilpste. Je näher ich kam, desto rasender wurden die Schwin gungen und lauter und kläglicher das Schreien. Mein Erstaunen wurde immer größer, ein unheimliches Gefühl beschlich mich, als ich sah, daß der Gegenstand keine Anstalten machte, Fersengeld zii neh inen. Da nun aber jedes Ding ein Ende haben ttinß, faßte auch ich den Ent schluß, dieser sonderbaren Sache ein Ende zn machen. Schnell riß ich mein Gewehr von der Schulter, legte an, zielte und drückte los. Ein Blitz, ein Knall, und unbeschreiblich war mein Empsinden, als das Ding nunmehr in langen Sätzen davon stürmte und zwi- schcn den Bäumen verschwand, Obwohl es mich reizte, dieser sonder baren Erscheinung nachzuforschen, mußte ich meine Ungeduld zügeln. Die Dun kelheit nahm mehr und mehr zu, und meinAuge vermochte keinenGegenstandzu unterscheiden. Ich merkte mir den Ort und den betreffenden Baum, unter wel chcm ich die Scene beobachtet hatte, und ging nach Hause. Am andern Tage machte ich mich bereits in aller Frühe auf, nahm mein Gewehr auf die Schul- ter und eilte an den betreffende Ort, m nunmehr der sonderbaren Sache aus den Grund zn kommen. Am Ziel angelangt, fiel mir die stark beschädigte Rinde des Baumes auf, un ter welchem ich die gestrige Scene bcob achtet hatte. In dem aufgewühlten Schnee vermochte ich deutlich Abdrucke zu nntcrschcidcn, welche von einem Ha- sen herrührten. Bei näherer Unter suchung fand ich auch, daß an dem Baum eine Drahtschlinge befestigt war, deren Ende fehlte. Nun konnte ich mir den ganzen Zu sammenhang leicht erklären. Meister Lampe war in eine ihm gelegte Schlinge gerathen, und wiederum hatte ich durch mein Dazwischenkommen, und durch meine unnachahmliche Kunstfertigkeit im Schieße, einen armen Lampe ans den Klauen des Todes errettet. Obwohl diese Heldenthat recht groß gewesen sein mag, beschloß ich doch darüber gegen Jedermann zu schwelgen. Hatte ich doch schon unter den Folgen meiner ersten That zu leiden. Innerlich meine eigenartige Kunst ferligkeit verwünschend, verließ ich den Thaiort und schlenderte gedanlcnlos weiter, Auf einmal stutzte ich.. Ein Hase kam direkt auf mich zugelaufen, Pflanzte sich etwa fünfzehn Schritt von niir entfernt auf und betrachtete mich mit seinen Glotzaugen, offenbar meine Nähe nicht witternd. In iicr Angst, den Hasen z ver scheuchen, wagte ich nicht, mich z bette gen. Mein Gewehr hielt ich unter dem Arm. Behutsam, ohne meine Stellung zu ändern, richtete ich den Gewehrlaus auf den Hasen, suchte mit der linken Hand den Bügel, legte den Zeigefinger auf den Druck und gab, das Gewehr noch immer unter dem rechten Arm hal tend Feuer. Meister Lampe raffte sich auf nd lief, soviel ihn seine Läufe tra gen konnten. Zu meiner Freude be merkte ich aber, daß er anfing einen Kreis z beschreiben, und endlich in der Nähe eines Grabens zusammenbrach. Diesmal hatte ich, da mich keine Schnur und kein Draht daran hinderten, Ivirk lich einen Hasen getroffen. Ich eilte um ihn zu ergreifen. Doch kaum daß ich nieinen Arm nach ihm ausstreckte, erhob er sich wieder, und suchte schleunigst Über den Graben zu setzen. Ich kam ihm jedoch zuvor, einige wohlgezielte Hiebe mit dem Gc wchrkolbcn streckte ihn nieder. Stolz wie David, als er Goliath er schlug, faßte ich meinen erbeuteten Lampe bei den Löffeln und schleppte ihn heim. Zu Hause angekommen, warf ich meine erlegte Beute prahlerisch ins Ziinmer, legte mein Gewehr achtlos bei reite, und ging hinaus, um m der Küche meine Hände zu waschen Als ich wieder ins Zimmer trat, sah ich meinen Batcr mein Gewehr bctrach- tend am Fenster stehen. Nun Vater, redete ich ihn an, ein kapitaler Hase, nicht wahr?" Ja, mein Sohn, ein recht theurer Hase sogar. Was meinst Tu damit, Vater? Glaubst Tu etwa ich habe ihn aus einer Wildbandlung gekaust? Nach einer sol chen dürste ich wohl in unserer weltver- gelsenen Cede vergebens suchen. Nein, mein Sohn, dieser Gedanke war mir gar ,nicht gekommen; aber willst Tu Dir 'mal Dein Gewehr an sehen?" Ein Blick auf mein Gewehr hatte mir den icinn meines Paters ertlürt ! Der Kolben hing lose, nur durch den Bügel mit dem Lauf und Schloß zusammen gehalten. Auch das Schloß war voll standig unbrauchbar geworden. In meiner Aufregung halte ich auf den Hasen mit dem Kolben tapfer los, geschlagen, ohne an die Möglichkeit zu denken, mein Gewehr dadurch zu be schädigen. Nun hatte ich die Be idjeening! Ter Hase wurde m der That recht theuer, Um das Maß recht voll zu machen, erschien auch meine Schwester auf der Bildflüche. Als sie den Hasen erblickte, steuerte sie direkt auf ihn los. Doch kaum daß sie ihn berührte, brach sie in ein schallendes Gelächter aus. Sie nach der Ursache ihrer großen Hkiterkeit lc fragend, zeigte sie stumm auf den Hafen. Auch hier erklärte mir ein Blick auf diesen, die Ursache ihrer Heiterkeit. Eine mir nur z sehr bekannte Schnur war an seinem Hals befestigt und kurz hiiiter dem Knoten abgerissen. Es war in der That mein Freund Lampe, den ich vor einigen Wochen ans seiner Ee- sangenschast befreite. Das Schicksal hatte ihn nn doch et- eilt, das Gewehr das ihm die Freiheit gab, hatte ihm nun auch den Tod ge- gebe. Mein Geivehr war vollständig un brauchbar geworden. Doch hatte es ja seine Schuldigkeit gethan, gab es mir doch den ersten Hasen. Das Lnde eines Romans. Aus den Aufzeichnungen einer iCithue. Ich lernte Reinhold Lobe aus dem Kasinoballe kennen. Er war damals einundzwanzig Jahre alt, ein schlanker, eleganter Mensch; mir erschien er als der schönste, den die Erde tragen könne. Kaum hatte er mich zu einem Walzer engagirt und die ersten zehn Worte mit seiner klangvollen Stimme zu mir ge sprochen, so war auch meine ganze Seele sein. Ich weiß und fühlte schon in der ersten Stunde unserer Begegnung, daß fast alle jungen Mädchen auf dein Ball- laale imch um die Huldigungen beneide ten, die Reinhold mir zu Theil werden ließ. Er sprach gewandt und gewählt und tanzte wundervoll. Wer ist er denn?" fragte meine an wesende Mutter, als ich ihr nach dem Tanze mein Entzücken nicht zu verhehlen vermochte, etwas mißtrauisch. Er hat die Manieren eines jungen Lebe mannes, also muß er nach seinen Per- hältnissen doch auch die Mittel dazu haben, " Sie ruhte nicht eher, als bis sie Näheres über ihn erfahren hatte. Rein- hold war als Boluntair in das erste Bankiergeschäft der Stadt eingetreten; er sei der Sohn einer wohlhabenden Familie, die irgendwo ein Landgut be sitze. Was kümmerte all' das mich? Ich sah nur die Person mit ihren offen baren gesellschaftlichen Vorzügen an und war so hingerissen, daß ich mir die Stimme meines Herzens hörte. Die erste Liebe hatte mich erfaßt mit all ihrem, Zauber, mit ihrer göttlichen oder dämonischen Gewalt. Aber je freund- Iicher Reinhold im Laufe des Abend, mit mir sprach und je mehr er mich an deren Mädchen vorzog, desto mißtrau!- scher zeigte sich meine Mutter, nur am Schlüsse des Balles warnte sie mich vor allen Folgen meiner Unerfahren heit. Ich habe nichts dagegen," sagte sie, daß ein jiinger Mann eine Dame in sein Herz einschließt, aber erst muß er doch etwas sein, ehe er ihr den Hof machen darf." Zum ersten Male regte sich in mir der Gedanke der Auflehnung gegen das, was ich für Egoismus und vorgefaßte Meinung hielt. Was hatte denn der junge Mann Unrechtes gethan? Abso lut gar Nichts! Er hatte mich gebeten, ihm Gelegenheit zu einem Wiedersehen zu geben, und da meine Eltern nur warnten, ohne dem Gefühl das Ge ringste einzuräumen, so sah ich Rein hold heimlich, und zwar öfter, bis es doch offenbar wurde. Da behandelte man mich wie eine große Verbrecherin. Ich konnte mich nicht mehr frei bewegen. Immer hatte ich Begleitung, imner wurde ich bewacht. Mein Vater hatte ausgekundschastet, daß Reinhold Lobe keineswegs eine reiche Familie habe. Nur eine Mutter und Schwester besitze er noch und zwar nicht in glänzenden erhaltni icn; es scheine, als wenn der junge Mann, der so glänzend auftrete, diese Beiden aiisbeute. Unterstehe Dich nicht, noch irgend welche Verbindungen mit solchem ge- sährlichen Menschen zu unterhalten! sagte meine Mutter. Warum sollte denn Reinhold ein ge fährlichcr Mensch sein? Man that ihm Unrecht, das war meine feste Ueber- zcngung. Man verdunkelte ihn, mir erschien er strahlend hell. Ich war und blieb verzaubert, und er wurde in die Opposition förmlich hineingedrängt. Da er mich weder in Gesellschaft, noch Abends sehen konnte, verließ er einige Male das Geschäft zur Zeit der Ar bcitsstunden, wodurch er sich Unzusrie dcnhcit seines Prinzipals zuzog. Das war der erste Stein, den man ihin in den Weg schleuderte. Eincs Tages kündigte mir mein Ba ter plötzlich an, daß er mich zu seinem Bruder, einem Landwirthe in Ost Preußen bringen wolle, dort solle ich die Wirthschaft" lernen. Man wollte mich wegschaffen und ich mußte gehorchen.! Aber vorher fand ich noch Gelegenheit. Reinhold zu sehen und ihm meine Adrcffe mitzutheilen. Wir verabrede ten, uns oft zu schreiben. Als ich von ihm Abschied nehmen mußte, zerfloß ich in Thränen. In meinem neuen Aufenthaltsorte erhielt ich nur einen Brief von Reinhold ans der allen Heimath, dann waren seine Briefe aus Wien datirt, wohin er gegangen war. Ich hatte darauf daS große Unglück. daß mein Vater starb. Nach der Be- ftaitung kehrte ich zum Onkel zurück. Vierzehn Tage später bemerkte ich plötz lich einen junge, elegant gekleideten Mann in den Umgebungen des Gutes umhergehen und scharf nach allen e ten auslugen; ich erkannte Reinhold und gerieth in eine fieberhafte Auf regung. Der Aermste hat die weite Reise gemacht, um mich wiederzusehen! Ich hastete hinaus, ihn zu begrüßen. Was kümmerte es mich, ob ich gesehen wurde oder nicht? Die Liebe hat auch ihre Rechte. Ich hing am Hai e des Ge liebten und weinte Thränen der Freude und des Leides. Aber der Onkel kam dazu und behandelte den jungen Mann so schroff, daß ich in Zorn gerieth und meine Empörung aussprach. Die Folge war, daß Onkel 'mir die Gastfreundschaft aufkündigte. Ich ging wieder zu meiner Mutter. Hier fand ich die Verhältnisse nicht mehr so günstig wie zu Lebzeiten des Vaters; eö waren Schulden vorhanden gewesen, die hatten bezahlt werden müssen und eS war wenig übrig geblieben. Die erste Liebe behauptete trotz allem ihr Recht. Reinhold Lobe erschien eines Tages wieder und bat nun um meine Hand, und meine Mutter gab den Kampf auf. Ich wurde, mit einer nur dürftigen Ausstattung, Rcinhold's Frau und nach Ablauf von zwei Mo naten so lange dauerte es bis zur Erledigung aller Formalitäten zog ich mit ihm nach Wien. Der Aufent halt in meiner Heimath hatte ihm viel Geld gekostet und er hatte keine Stel lunq mehr. Indeß sund er endlich wieder eine solche; nur war er, wie er mir eine Zeit lang zu verhehlen gesucht hatte, in Schulden gerathen. Ich suchte durch Sparsamkeit auf allmähliche Per be lerunq unserer Lage hinzuwirken und durch lebe Bethätigung meiner Liebe den mir 0 theuren Mann in alualiche Stimmung zu vcrsctzen. Um meinet- willen, um seiner Treue willen war er a in diese Lage gerathen! Das Einzige, was ich an ihm hatte aussetzen können, war sein Hang zu einem qcwiffcn Lurus, er war nicht an Entbehrungen gewöhnt iind lebte gern aus dem Fuße wohb habender Leute. TieWaage unscresSchicksals schwankte hin und her, es ging schlechter und des- ser. Reinhold erhielt eine neue Anstel luiig bei einem Bankier in Temesvar, der ihn seines Vertrauens würdigte. Wir hatten ein Söhnchen, das den Hirn rnel meines Lebens ausmachte. Oft unternahmen wir Ausflüge in die nähe ren und weiteren Umgebungen der Stadt und freuten uns an der Freude unseres Kleinen, Es entgkng mir jedoch nicht, daß Reinhold nicht selten Anfälle von Verstimmung hatte; mit finsterer Stirne kehrte er aus dem Geschäft heim und es bedrückte mich, daß ich den Grund feiner Unzufriedenheit nicht erfahren konnte. Ich suchte diesen in mir selbst und in einer Veränderung der Neigung Rein hold's und obschon ich bestrebt war, meine Liede zu verdoppeln, erfüllte mich die Besorgniß. daß eine Zeit kommen könne, wo ich Reinhold nicht mehr glück lich zu machen vermöchte, doch mit Weh muth und Angst. Als die givßen Bankierbankerotte in Deutschland ausbrachen, stieg Reinhold Unruhe in einer Weise, die mich peinigte Einmal kam er Mittags mit ganz ver- stortern Gestalt nach van e. Wir müssen fort," sagte er, binnen zwei Tagen! Frage nichts! Bereite Altes rasch vor! Packe zwei Kojser mit Kiei- dein, 'Wasche und f lernen Werthsachen, und dann fort fort!" Ich fragte auch nicht, denn ich sah es meinem Manne an, daß er tics Unglück lich war und daß eine große Gefahr nahte. Mit stummem Weh packte ich unsere nothwendigsten Suchen ziisain- men und am zweiten Tage, als der Abend schon dunkelte, fuhr Reinhold mit einem Wagen vor. !iasch wurden die Koffer aufgeladen. Mit förmlicher tficberetle schob er mich und das Kmd in den Wagen und fort ging es, nach dem Bahnhöfe. Wir fuhren nach Or sowa. Was weiter geschehen sollte, wußte ich nicht. In Orsowa rasteten wir und Rein hold ließ unsere Sachen zu einem To naudanipfer vorausgehen. Tan gin gen auch wir. Ich athmete förmlich auf, als ich die LandungSbrücke betreten hatte. Nur Reinhold konnte noch nicht die nöthige Ruhe finden; er blickte im mer mit unstäten Augen auf die gluth hinaus und wartete auf den Dampfer. Da nahte sich ein Gensdarm. Reinhold starrte auf ihn und stützte sich auf das Geländer, als fehle ihm die Kraft, sicher zu stehen. Ter Beamte sprach einige Worte mit dem StationSwärtcr und bewegte sich dann nach meinem Manne hin. Ich sah noch, wie dieser eine jähe Wendung machte und sich einen Schwung gab es flimmerte mir vor den Augen und mit einem halblauten Rufe sank ich zu Boden. Eine tiefe Ohnmacht kam über mich Als ich wieder zu mir kam, befand ich mich im Wirthshaus und das Kind umklammerte mich mit seinen zitternden Händchen. E? war Alles aus. Rein hold war in die Tonau gesprungen und hatte nicht gerettet werden können. Nachmals erfuhr ich, daß der Bänke- rott feines früheren Ehcss ausgcbrochcn und daß Reinhold durch Fälschungen mit in das verbrecherische Getriebe ver strickt gewesen war. Der Traum meine? Glückes war vor über. roßderro tse. Von einem Warnemünder Lootsen j wird uns folgende hübsche Anekdote über den Großherzcg Friedrich Franz dem Zweite von Mccklcnbiirg-Schwe' rin erzählt: Der Großherzog liebte es sehr, incoguito im Lande z reisen und sich ungezwungen mit dem Volk zu un tcrhaltcn. Einmal kommt er auch nach Warneinünde und nutcriiiinmt eine Spazicrsahrt in der Jolle des Lootsen. Auf das Gemüthlichste unterhielt er sich mit der biederm Blaujacke über alles Mögliche und am Schluß der Fahrt wendet er sich mit der Frage an den Lootten: Weeten Sei ok, wer ick bün? Nc, Herr, wovon füll ick dat weeten, erhält er kurz zur Antwort. Ja, ick blin bei Großherzog." Aber ohne sich auch nur im Geringsten aus der Fassung bringen zu lasten, cntgegnete der Lootse, während er ruhig das Boot befestigt: Dass en moi Bahnt;,' (gutes Geschäft, seiner Posten), dat Hollen 'S man wcß (das halten Sie nur fest)!" Selten soll der hohe Herr so herzlich gelacht haben, als über diesen guten Rath. Hier och eine andere Aueldote: Ein neugieriger Badegast fragt einen Wrn nemünder Lootsen; Sagen Sie 'mal, mein Lieber, was ist eigentlich ein Lootse?" Ruhig seinen Priem auf die andere Seite schiebend, giebt der alle Seemann folgende klassische Definition: Schipp ut. Schipp in! Lools is 'n Loots. Und wat'n Loots' is, wct jrd wedercin!" Der drcssirte Stier. Trotzdcm die Polizeibehörde ihm erst den Einlaß in die Manege des Eircns Busch verweigert hatte schreibt eine Berliner Zciinng brachte es der schwarze Stier des Scnor Fcssi in Folge seiner vorzüglichen Dressur doch sertiq, alle polizeilichen Schranken zu über springen und mit einem fabelhaften Äatz in der Gunst der Berliner festzu stehen. Der kleine, schwarze und flinke Geselle eroberte sich neulich die Sym pathicn des Publikums im Sturm und machte das Wort von dein dummcn Ochsen" durch seine stauncnswerthc c' lehrigkeii und die imponirende Sicher- heit seines Auftretens völlig zu schänden. Als er seinen Herrn auf dem Rücken in die Manege hineintrug und in flottem Trabe schwierige Vollen absolvirte, mit den Vorderbeinen auf der Bande stand und in das Publikum hincinstiertc, wie man es nur von einem Stier verlangen kann, da blieb keine Hand müssig, um das schwarze Thier mit Beifall z be lohnen. Fast tosend wurde aber der Applaus, als der vierbeinige Spanier von seinem zweibeinigen Landsmann in Freiheit dressirt vorgcsührt wurde und sich dabei im Tanze drehte, auf den Knieen rutschte, Verbeugungen machte nd elegant balancirtc. Der spanische Ochse bewies jedenfalls bei seinem Aus trete, daß er schöner, fizer nd geschei ter ist, wie alle deutschen Ochsen. Händel's cdanke. Der Komponist Händel erhielt einst so erzählt man, von einem unbekannten Gönner ein Dutzend Flaschen alten Jo hannisberger. An dcinsclben Tage hatte er einige freunde zu ich geladen und aus Furcht, es möchte ihm nicht viel davon übrig bleiben, wenn seine Freunde mittrinken wurden, ließ er die Flaschen in sein Arbeitszimmer stellen, das unmittelbar an das Gcsellschasts zinimcr stieß. Während der Unterhal tung empfand er große Sehnsucht nach dem Johannisberger. Die Sehnsucht wurde immer stärker; plötzlich sprang kr auf und eilte mit dem Rufe: Ein Gedanke, ein Gedanke!" in das Arbeits zininier. Tort that er einen tüchtigen Zug aus einer der Flaschen und kehrte mit heiterem Blicke zur Gesellschaft zu rück, die in ehrfurchtsvoller Stimmung auf ihn harrte. Doch nicht lange, da kam ihm ein neuer Gedanke, dem bald ein dritter und vierter folgte. Das fiel den Freunden auf, und einer schlich ihm nach, um zu sehen, wie Händel seine großen Gedanken ausführte. Da stand nun der Komponist unter den Flaschen und that eben einen herzhaften Zug. Bei seiner Zurückkunst empfing ihn lau tes Gelächter, und von dieser Stunde an hieß der Johannisberger unter Hän del's Freunden: Händel's Gedanken." Süaö das Volk singt. Interessant sind die Unifatzzahlcn der sogenannten musilalisch-vollsthümlichc Weisen. So hat z. B. das Walzerlicd Ob Akuglkin sind blau" eine Auflage von 31,000, Rud. Försters Hampel Walzer eine Verbreitung von 42,000 und die berühmte" Holzauktion (deren Urheber überhaupt nicht zn ermitteln ist) eine Auflage von lii.000 Ezempla ren erlebt. In noch viel höherem Maße fand seinerzeit das Hciser'sche Lied: Ach einmal blübt im Jahr der Mai" Ver- brcitun. In seinen verschiedenen Aus gaben hat es die Umsatzziffer von l',0. 000 weit hinter sich gelassen und noch beute ist diese Komposition ein erklärter Liebling im Familienkreise. In letzter Zeit spielen Paul Linckc's Bollskompo- sitionen die Hauptrolle. Sein erster Treffer Ta ra a burn ta ra" wurde in 27,000, ein Liedchen Weine nicht, muß ich auch von dir gehen" in 48,000 Eremplaren verbreitet. Bon der zur Zeit weltbekannten Geigerkönigin" sollen bis jetzt 72,000 Eremplare ge druckt worden fein. ' vnsündnißinni. A. (den Theaterzettel lesend,: Wif- fen Sie vielleicht, um welche Zeit die fes ctitck fvielt?" Tbeater fangt bei uns im- mer um acht Uhr an!" Ilniständlich, Barbier: Womit kann ich Ihnen diene?" Herr: Ich hatte wohl ei Anliegen an Sie." Barbier: Nun feilte. " Herr: Es betrifft meine Haare." Barbier: Ja, was wünschen Sie denn?" Herr: Möchten Sie mir die wohl etwa kürzer schneiden?" Zins der Kollc gefallen. Bater: Und wenn Du Dich willst verheirathen, so wähle nach Deinem Her zen; meiner Zustimmung bist D dann gewiß; ich will ur. daß Du glücklich bist und daß sie Dir gefüllt, alles übrige ist mir Nebensache, nur komm' mir et mit 'neni Mädchen, die nir hat!" Ein pantojfel. Ich glnube, es ist besser wir briii ge unsern Freund Franz nach Hause, denn in dieser dunklen Nacht wird er mit seinem Rausch schwerlich den Weg finden." Lasse uns nur noch ein Weilchen warten, ich habe so eine Ahnung, daß seine Fra bald kommen wird, um ihm heimzuleuchten," jliif alle $3llc. ' Onkel (zu seinem Neffen, der Student ist): Du, der Herr, den Du jetzt so freundlich gegrüßt hast, ist gewiß auch ein Gläubiger von Dir!" Ach, Onkel, ich weiß es nichl genau! Ich habe ihn nur auf alle Fälle ge grüßt!" Bemiitbjich. Gast: Der Salat hat eine eigen thümlichen Geschmack; als ob er 'mit Brcnnspiritus anstatt Ocl angerichtet wäre!" Wirth: Mit Brcnnspirilus? Nn- möglich; aber vielleicht mit Petroleum. die Flaschcn wurdcn schon 'mal miteiu andcr verwechselt!" Der zerstreute Professor. Maurer (zum Kollegen): Du, nimm Dich doch etwas in Acht, D spritzest den Herr unten ja ganz voll Kalk." Ach, den kenn' ich, das ist der Pro sessor Streusand; wenn der auch einige Spritzen mitkiiegt, das schadet nichts., der denkt, es schneit!" Auch ein Zubilöum, Richter (sich bereits erhebend): Zn Ihrer Entschuldigung haben Sie wohl Meiler nichts anzusiihren, nicht wahr?' Alter Gauner: O doch. Meine Herren! Es ist dieses meine fünf und- zwanzigste Strafe. Ich gestatte mir deshalb, es hncn anheim zu stellen, ob Sie mir zu meinem Jnbilaum nicht vielleicht mildernde Umstünde zu Theil werden lassen wollen." Vom Lrcrzirpkh. Unteroffizier: Also, die Pferde wer den m,r durch Schcukeldruck zum Gehen veranlaßt." (Zum Rekruten, der trotz größter Mühe nicht vorwärts kommt.) Na, Schulze, können Sie Ihren Gaul nicht raiisdrückc? Man sollte denken, Ihnen fällt es doch gerade recht leicht, Sie sind doch sonst solch' Drückeberger." Unbegreiflich. Verleger: Ihre Gedichte kann ich mcht verwerthen!" Ich habe dieselben gelesen sie haben mich aber kalt ge lassen!" Dichter: lind' ich habe doch beim Dichten so viel geschwitzt!" VOibat. Gast (zum Wirth, der das Lokal vor vier Wochen von seinem Vorgänger übernommen): Diesen Hascnbraicn haben feie wohl mit übernom men, Herr Wirth?" Lcdcnklichcr Zusatz. Was dies Friulein Minna doch im mer sür ein rosiges Gesicht bat." Ja, ja, sie mall sich aber auch jeden Zag ein frisches." Line gcmütlzliche Gesellschaft, Richter Da Sie anwesend waren, als dem Kläger das Auge ausgcschlagen wurde, fordere ich Sie auf, 'den Hcr- ver aae zu erzayien," Zeuge: Des ischt o oinsache Sach: mer sitzet ganz ruhig um de Tisch nun, auf oimal hangt oim a Aug raus." wciblickc vipkmalik. Den stolzen Assessor willst Tu hei rathen?" Weil das die einzige Mögl,ch'eit ist, ihn zu demüthigen." Unrvrsichtiz. Vertha. was machst Tu denn da?' Ich loche etwas fVr meinen Bräuti gam er besucht uns heute!" Bertha. Bertha! Tu wirst so lange h e r u m k 0 ch e n . bis die Pe r- looung zurückgeht!" rammte. Wenn D noch eine Butter haft Zu Teinem Brode, fei zufrieden. Tenn Manchem aus dem Erdenrund Ist Margarine nur beschicken. 2Infpnisli5. Bräutigam: In drei Wochen Und wir vcrbeiralhet!" Millionaistochter: 7,ft denn aber auch Italien bereits für unsere Hoch zeitsreise reservirt!"