Urgroßmittterchcn. Jioch dcm ;Hii(fij(!)fu beä ft. M, T!i)lojnit. i llutte mich verspätet. Es schlug Mittag, d schnell eilte ich aus die Strasse. Sfaurn alte icl) ein paar Schritte emacht, als ich eine steinaltc Frau bemerkte, die ganz dürft an einem Stock einherging. Als sie an der Bank des Twarnik anlangte, die sich neben dem Eingang eines jeden Hauses bcsindct, siel sie darauf nieder, so er schövft war sie. Ich ging schnell an ihr vorüber. Dann holte ich mir bon dem Schuhmacher die Schuhe, die er diese Vorgen für meine kleine Sonja fertigzustellen versprochen hatte. Als ich den l'aften des Schuhmachers vertief!, wer war die erste Person, die ich sah?. . die kleine alte Frau, die jetzt wieder auf der Bank eines anderen Hauses saß. Kurze Zeit später, als ich auf dem Reivskl'Prospkkt aiiaclangt war, it merkte ich ein großes Plakat und trat naher, um es zu lesen die kleine Alte war auch schon wieder da! Erschöpft lehnte sie sich an den !v!auervorsprung eines Hauses, da hier eine Ban! sehlte Die arme ffrau war ganz außer Athem ffast unbewußt ging ich auf sie zu und blieb stehen, um sie naher zu be trachten. Warum," fragte ich mich, ruht sie sich so ost aus?" Du scheinst müde zu sein, gute, alte rau!" sprach ich sie an. Das will ich glauben, mein Bester! Man wird in meinem Alter schnell milde, und dann ist es auch so hei. Ich will bei meiner Enkeliu zu Mittag speisen. Ah, Du bist eingeladen?" Ja, mein Lieber, bei meiner Ente Im." Aber wenn Du Dich immer aus- ruhst, so kommst Du ia niemals bin! Oh doch! Ich habe Zeit! Ich ruhe mich auf jeder Bank ein bischen und gehe dann weiter!" Ich betrachte sie naher. Wie alt sie war! Aber dabei so ander! .ihre ab, tragenen Kleider waren reinlich und ordentlich, ihr Rock fast kokett. Die Haut ihres Gesichtes klebte wie altes Pergament an den Knochen, ihre Lippen waren bleich und dünn, und man hatte sie für eine Mumie halten können, wären ihre sanften, guten, lächelnden Augen nicht gewesen. Wie alt bist Tu denn. Mütterchen?" Ich bin 104 Jahre, mein Bester, erst 104!" versetzte ne mit chlauem Lächeln.... Und Tu? wo gehst Du hin?" Ich will meinem Töchterchcn diese Schuhe bringen." Ach, wie niedlich sie sind!" sagte sie, und streichelte die Schuhe mit der linken Hand: sie ist wohl noch recht klein Deine Tochter? Hast Du noch andere Kinder?" Sie lächelte mir beständig mit ihren lieben Augen zu und ich bot ihr ein Geldstück an. Willst Du dies ffünfkopekenstück. Mütterchen? Du kannst Dir dafür ein kleines Brod kaufen." Sie zögerte zu erst. Nun denn, ich nehm's!BeftenDank!' Ick) begriff: sie nahm es nicht als Al mosen, sie sah nicht so aus, als wenn sie betteln wollte, sondern sie betrachtete es als eine ihrem Alter gezollte Aus merksamkcit, und nahm es nur, um mich nicht zu verleben. Na Adieu, Mütterchen !" sagte ich dann, komm recht bald zu Deiner Enkelin !" Ich werde ganz sicher hinkominen, und Tu beeile Dich auch, damit Tu Dein Töchterchen wiedersiehst ! Oder ist es vielleicht gar Deine Enkelin?" Ich mußte lachen! Sie hielt mich also auch schon für einen Großpapa ! Nachdem ich einige Schritte gegan gen, wandte ich mich um, um sie noch einmal zu sehen. Sie erhob sich schiver- fällig und mühsam in diesem Augen- blick, klopfte mit ihrem Stock auf das Pflaster und sing an, weiterzugehen. Um zwei Uhr ging ich zu meinem Friseur; aber wie groß war meine Ueberraschung, als ich die kleine Alte in den Laden treten sah. Sie war außer Alhem und ihr Stock zitterte ihr in der Hand. Da bist Tu ja, Großmütterchen !" sagten sogleich drei kleine Kinder, ein Knabe und zwei Mädchen, und fingen an, unter lautem Händeklatschen um die Alte herumzuspringen. Tie Kinder und die Großmutter lächeln sich an, dieselbe Freude verklärt ihre hübschen kleinen Gesichter und die abgelebten Züge der Alten, ihre naiven Herzen verstehen sich. Sind doch die Enkel der Trost der alten Leute ! Tie Großmutter läßt sich aus einen Stuhl fallen und betrachtet neugierig einen Ardeiter von etwa vierzig Jahren, der bei dem Friseur zu Besuch ist. Ich sitze im Hingrunde des Ladens, außer dem entzieht mich der Lehrling, der mir die Serviette um den Hals geschlungen bat, ihren Blicken. Ach. wie müde ich bin!' sagt die alte Großmutter ; aber wer ist denn das?" Sie erkennen mich also nicht wieder, Maria Mazimowna?" versetzt lachend der Arbeiter. Und dabei wollten wir doch vor drei Jahren Ehampignons pflücken gehen ! Sie hatten mir weig jtenS versprochen." .Ach, sieh' doch einer den boshaften Spötter an !" entaeanete die Alle, mit dem Singer auf ihn zeigend; gewiß. erinnere ich mich meines Versprechens, aber Deinen Namen weiß ich nicht mehr. Auf jeden Fall werde ich heute nicht gehen, den ich fühle mich zu er schöpft und weiß gar nicht warum." Ich hasste, Sie würden seit unserer letzten Begegnung etwas gewachsen sein," suhr der Arbeiter heiter fort. Hansnarr!" erwiderte die Groß mutier, ganz glücklich darüber, daß man sich mit ihr unterhielt. Ich bin kein Hansnarr, Maria Mazimowna, das kann ich fest vcr sichern I" Das sehe ich wohl, und darum habe ich Deine Späße ganz gern." Sie stöhnt auf: Wie schwer mir das Athmen wird!" In diesem Augenblick geht der Neffe des Friseurs an ihr vorüber, um sich in die Druckerei zu begeben, wo er Lehrling ist, und sie meint: Ihr habt Sergius also einen neuen Paletot machen lassen?" Dann schöpfte sie von Neuem müh- sam Athem. Du solltest lieber etwas Stärkendes zu Dir nehmen, anstatt so viel zu schmatzen, Maria Maximowna! Du scheinst so müde! versetzte der Arbeiter Es ist mir so furchtbar heiß, mein lieber greund, es in o chönes Wet ter, daß ich nicht im Bette bleiben wollte und mich entschlo en habe, Euch einen Besuch zu machen. Da traf ich unter Wegs einen Herrn, der für sein Töchter chcn Schuhe gekauft hatte; er sah mich und sagte zu mir: Wie erschöpft Tu aussiehst, meine gute, kleine Alte!" Dann hielt er mir süns Kopeken hin Ich gebe sie Dir, damit Du Dir ein kleines Brod kaufen kannst!" meinte er, und ich habe die fünf Kopeken genom men." Nun, Großmütterchen, ruhe Dich aus .... Du sprichst zu viel ich habe Dich nie so erschopst gesehen!" fuhr der Friseur fort und drückte ihr mit unruhi- gcr Miene die Hand. Die Alte war erblaßt und ihre Lippen waren ganz weiß geworden, während ihr wirrer Blick von einem Anwesenden zum andern schweifte, die sie entsetzt de- trachteten. Dann habe ich also die fünf Kopeken genommen, um den Kindern Kuchen zu kaufen...." Ihr keuchender Athem zerriß das Schweigen des Zimmers. Hast Du Schmerzen, Großmutter?" sagte der Friseur und neigte sich besorgt über sie. Die Großmutter antwortet nicht, sie wird ganz weiß, und die Knochen ihrer Wangen scheinen aus dem Gesicht treten zu wollen. Plötzlich wird ihr Blick starr, um ihre Lippen spielt ein Lächeln, sie blickt, aber sie sieht nichts mehr. Sie sollten einen Priester holen lassen," sagt der Arbeiter leise zu dem Friseur. Ich befürchte er kommt zu spät, versetzt der Friseur noch leiser. Die Frau des Friseurs begreift Alles und ruft: Großmutter, Großmutter! Die Alte bewegt sich nicht, ihr Kops ist auf die Hand zurückgesunken, die sich auf die Tischkante stützt; noch immer hält sie die fünf Kopeken fest; die andere Hand liegt auf der Schulter ihres Lieb lings, des sechsjährigen Mich, der sie mit seinen schönen Äugen anblickt, die durch unklare Furcht nur noch größer geworden sind. Der Friseur hebt nun den Kops der alten Frau in die Höhe, lehnt ihn auf ein Kissen, bekreuzigt sich und sagt mit zitternder Stimme: Sie ist todt!" Das ist nicht möglich," versetzte der Arbeiter, schnell neben die Alte tretend, ich sah wohl, wie ihr Kopf sich neigte, aber das erwartete ich doch nicht!" Und dabei betrachtet er alle Anwesen den mit entsetzter Miene. Tie Frau des Friseurs ist so verwirrt, daß sie ausrust: Was sollen wir nun thun? Wollen wir sie nach ihrer Woh nung schaffen, Markowitsch?" Warum?" antwortete ihr Gatte, ist sie nicht unsere Verwandte? Es ist unsere Pflicht, sie anständig zu begra- den Aber vor allen Tingen müssen wir die Polizei benachrichtigen." 104 Jahre alt zu werden, sagt der Besucher bewegt, das ist ein schönes Alter!" Und er wird ganz roth, so er schüttelt ist er. Ich glaubte, der Tod würde sie ver- gcsjen!" meint der Friseur. und vor kaum fmis Diinuten lächle und scherzte sie noch mit mir, die arme Alte und in der Hand hält sie noch die fünf Kopeken des Herrn, die sie den Kindern schenken wollte.. .. Ach, wie wenig ist doch das Leben vor der Macht des Todes!" Ich bin glücklich," fährt der Friseur fort, daß sie in unserer Mitte gestor den ist; sie hat den Kindern noch zuge lächelt, wie ein Segen hat ihr Lächeln auf uns geruht. Begleiten Sie mich, Pietr Sentjanowitsch,!" Tie beiden Männer verlassen den Laden, um das Begrätniß zu besorgen. Der Tod eines Hundertjährigen dk trübt nicht lange. Als die Neuigkeit in dem Viertel bekannt wurde, kamen die Nachbarinnen nd halfen der Frau des Friseurs, der Urgroßmutter die letzte Ehre zu erweisen. Wahrend sie die Todte ankleiden, plaudern sie, und scheinen ihr trauriges Amt fast als eine Zerstreuung zu be trachten. Ter Samowar wird angezündet und man trinkt viel Thee. Nur die Kinder bleiben tiefbewegt. Sie bilden eine reizende Gruppe, wie sie sich alle Drei in eine Ecke kauern und ihre alte leblose Urgroßmutter bc trachte. Ich glaube, sie werden diese Stunde nie vergessen, namentlich Mich, der das letzte Zittern der alten Hand auf feiner Schulter gefühlt hat. Er wird sich fein ganzes Leben lang an diesen Augen blick erinnern: aber wenn an ihn die Weihe kommen wird, zu sterben, wer wird dann dieser alten Frau gedenken, die 104 Jahre lang gelebt hat? Warum hat sie so lauge gelebt? Wie viel solcher Wesen giebt es wohl, die so unbekannt dahinleben, daß man kaum sagen möchlc, sie athmen wie die Anderen' und stcrken, ohne eine Spur, ohne ei:!e Lücke zu hinterlassen! Und doch welch' hohe Lehre bietet das Leben eines Hundertjährigen! Und welch' tiefer Friede ruht in dem Tode eines solchen! Wie tief erschütternd wirkt er und welchen unauslöschlichen Eindruck von Achtung und Zärtlichkeit läßt er zurück! Erfüllter Auftrag, Nicht wenig erstaunt war Tante Bärbel, als sie eines Tages von ihrer lieben Nichte, die seit Kurzem mit einem jungen, liebenswürdigen Arzt vermählt war, folgenden Brief erhielt : Liebe Tante Bärbel! Du kannst Dir nicht denken, in wel cher Angst und Unruhe ich bin. Drei mal habe ich bereits an meinen Mann geschrieben, ohne eine Zeile zu erhalten. Ich bin so nervös geworden, daß ich dem Zimmermädchen besohlen habe, das Aquariuin aus der Stube, welche ich hier im Kurhause bewohne, zu entscr nen, weil mir die Goldfische zu laut sind. Wie ist es nur möglich, daß ein Mann bereits nach einjähriger Ehe so rücksichtslos sein kann? Oder sollte er etwa krank sein? Thu' mir den einzigen Gefallen, liebe Tante, geh' einmal hin und sieh', wie es steht. Ich hoffe, er ist nicht unsolid geworden, das wäre mein Ende. Auf Dich vertrauend, grüßt Dich herzlich. Deine Helene." Dacht' ich mir's doch," sagte Tante Bärbel, nachdem sie diesen Brief ge lesen hatte, die Männer sind einer wie der andere, sie taugen alle nichts." Darin hatte sie'Recht. War es doch z. B. keinem Manne auf der Welt ein gefallen, Tante Bärbels Hand zu be gehren. Daß er gesund ist, weiß ich," setzte Tante Bärbel ihr Selbstgespräch fort, et übt ja seine ärztliche Praxis ganz munter aus. Ich gehe noch heute Abend hin, da wird er natürlich nicht zu Hause sein, sondern in der Kneipe, und ich kann die Köchin ruhig aussragen." Tante Bärbel ging also des Abends hin. Vor der Haüsthüre stand ein Maurergeselle beschäftigt, eine Oeff nnng in der Mauer mit Mörtel zu der kleistern. So spät noch bei der Arbeit, Mei stet?" fragte die Tante, denn sie liebte es, die Leute auszufragen. Ja," brummte der Geselle, der Herr Doctor hat uns keine Ruhe gelassen." Wie? Der Herr Doctor? Mei nen Sie den Arzt, der hier im Hause wohnt? Was hat der mit dem Loch in der Mauer zu thun?" Wenn der Herr Dortor in der Nacht aus der Kneipe nach Hause kommt, ver wechselt er dies Loch immer mit dem Schlüsselloch." Die Tante wollte im ersten Augenblick nach dcm Telegraphenamt eilen, um diese unerhörte Nachricht ihr mitzuthei (en. Jedoch besann sie sich und stieg die Treppe hinauf, um bei der Köchin das Material zu vervollständigen. Ist der Herr Doctor zu Hause?" Jawohl," sagte die Köchin und öff- nete die Thür zum Salon. Am liebsten wäre die Tante in die Erde gesunken, und zwar vor Scham über das gottlose Leben ihres Neffen. Mitten im Salon stand ein weißgcdeckter Tisch, aus ihm eine gewaltige Bowle und ringsherum saßen mehrere junge Leute, welche ein eben angefangenes Trinklied beim Eintritt der alten Dame unterbrachen. Liebste Tante," sagte der Neffe auf sie zueilend, das ist wirklich samos. daß Tu mich auch einmal besuchst. Hier stelle ich Tir meine ehemaligen Studien genossen vor, welche, aus einer Ferien reise begriffen, einen Abstecher zu ihrem alten Freunde gemacht haben. Na, ich konnte die Jungen doch nicht so trocken sitzen lassen. Nun aber komm', Tante, setz' Tich und trink' ein Glas Bowle mit." Wo werd' ich denn!" Aber. Tantchen, zier' Tich doch nicht.' Bitte, bitte, gnädige Frau," sagten die Studenten und rückten zusammen. Sie wußte nicht, wie ihr geschah, sie saß plötzlich an der Tasel und trank von der Bowle, welche übrigens dem Ge schmack ihres Neffen alle Ehre machte. Und beim Trinken, beim Gesang, beim Geplauder wurde ihr so wohl, so wohl, sie fühlte sich in ihre Jugendzeit zurück versetzt. Alle tranken ihr zu, und Allen mußte sie Bescheid thun. Plötzlich erwachte Tante Bärbel und blickte verstört um sich. Was war das? Tie saß im Lehnstuhle, um sie herum leere Sessel, eine leere Bowle, ausge trunkene Glaser Der Wagen wartet schon so lange unten." Welcher Wagen. Kathrine?" fragte Tante Bärbel erschreckt die Köchin, welche in der Thüre stand. Der Herr Doctor hat eine Droschlc bestellt, und sobald Sie ausmachen, sollte ich Ihnen sagen, daß Sie nach Hause sahrcn können, wenn Sie wol lcn." Allmählich wurde der alten Dame die Situation klar. Sie hatte wahrhaftig mehr Bowle getrunken, als sie vcrtra gen konnte. Sie fuhr nach Hause, schlief bis in den Vormittag hinein und schrieb schließlich an ihre Nichte Fol gendcs : Liebe Helene ! Dein Mann ist gesund und läßt Dich grüßen. (Hier erröthctk Tante Bärbel. Es war eine der erste Lügen ihres Le bcns.) Was aber seine Solidität be trifft, so kann ich nur sagen, er ist soli der als Deine Tich herzlich grüßende Tante. Berliner Bolkswiiz. Berlin wird von Jahr zu Jahr ärmer an Originalen", aber der Berliner Volkswitz' wenigstens ist geblieben. Ueber ihn hat Biktor Laverrcnz neuer dings Humoristische Studien" vcröf fenilicht, die neben guten Bekannten auch manche Neuheiten enthalten. Wo sind heute die früher weit verbreiteten Pantinen geblieben, nach denen die Ge gend vor dem Hamburger Thore das ,Pantineniertel" genannt wurde, weil die dort wohnende ärmere Bevölkerung sich mit Vorliebe dieses Fußzeuges be diente. Auch eine Pantinenschulc" gab es einst. Mit den Pantinen verbindet der Berliner noch jetzt den Begriff des Starken, Jmponirendcn. So sagt er z. B. : Du, det sag' ick meinem jroßen Bruder; der hat Pantinen an!" In AltBerlin gab es auch eine Böhmische Walachei", so nannte man nämlich den Theil der Wilhelmstraße von der Pult kamerstraße bis zum Halleschen Thor, weil dort in allen Häusern böhmische Weber wohnten; die böhmische Kirche erinnert ja noch heute daran. Damals mußte auch noch Jeder, der durch ein Berliner Thor wollte, dem Thorschreiber über Namen und Ort Rede stehen. Als einst der sächsische Gesandte von Globig hinein wollte, gab es folgenden Zwi schenfa. Wie heißen Sie?" Ich bin der sächsische Gesandte Globig," Ach wat jloob ich. Tat genügt mir nich. So wat muß man doch wissen." Aus der Franzosenzeit stammt die Redensart: Nun, Kuhnheim, rede Du!" Napoleon hatte dem Kaufmann Berend (Unter den Linden 15) Lieferun gen übertragen; in dieser Angelegenheit mußte Berend dem Gouverneur von Berlin, General Hulin, einen Besuch machen und nahm, da er außer einer Vorstellungsphrase kein Wort franzö sisch konnte, seinen Buchhalter Kühn heim mit. Er machte dem Gewaltigen seine Verbeugung und sagte: "Je suis je riche banquier Berend de Ber lin. Nu Kuhnheim, rede Du!" nahm sich einen Stuhl nnd schmieg. In das Gebiet der blutigen Kalauer gehört die Frage: Welcher Unterschied ist zwischen dem Brandenburger Thor und einer Violine? Antwort: Die Vio line hat eine G-Saite, aber das Bran denburger Thor hat zwei Geh-Seiten. Mit dem Glockenspiel auf der Kloster kirche bringt man folgende Aeußerung eines Lederfritzen" in der Klofterstraße in Verbindung: Kaum hat man 'nen Käufer erwischt und will ä Keschäftche machen, gleich fangt das Glockenspiel an: Ueb' immer Treu' und Redlich- keit!" ein Tctekttv.HistSrchk. Von einer Dame und einem Herrn, die zusammen auf der Eisenbahn fuh ren, wird folgende ergötzliche Anekdote berichtet: Beide waren einander fremd. Nach längerer Unterhaltung begann der Herr: Darf ich Sie wohl bitten, Madame, auf kurze Zeit zum Fenster hinauszu sehen? Ich möchte etwas an meiner Toilette ändern." Recht gern, mein Herr," erwiderte die Dame schnell, indem sie schon aus stand und dem Begleiter den Rücken zu wendete. Schon nach wenigen Minuten sagte dieser: Ich bin fertig, Madame; wol len Sie gefälligst wieder Platz nehmen?" Als die Dame sich umkehrte, sah sie zu ihrer Verwunderung, daß ihr männ licher Begleiter sich in eine elegante Dame verwandelt hatte, die einen dichten Schleier vor dem Gesichte trug. Und nun. mein Herr oder meine Tame, was Sie eben fein mögen." sagte jetzt die Tame. möchte auch ich Sie bitten, das Gesicht dcm Fenster zuzu wenden, denn ich möchte ebenfalls eine Aenderung an meiner Toilette vornch men." Gewiß. Madame," nd der Herr in Frauentracht drehte sich nach der ande nn Seite ab. Nun können Sie Ihren Platz wieder einnehmen." Zur größten Verwunderung bemerkte jetzt der verkleidete Herr, daß sich feine Rcifegefellschafterin in einen Mann der wandelt hatte. Er brach in helles La chcn aus und sagte: Es scheint, wir befinden uns Beide auf der Flucht. Was haben Sie denn begangen? Ich habe eine Bank bcftoblen." Und ich." erwiderte die frühere Tame. dem anderen schnell ein Paar Handschellen umwerfend, ich bin der Tetertw I aus Amsterdam, der Ihnen schon einige Tage aus den Fersen i war, und nun" einen Revolver her vorziehend rühren Sie sich nicht von der Stelle!" Haarnadeln. Die civilisirte Frauenwelt hat die Haarnadeln schon seit so langer Zeit sür unentbehrlich angesehen, daß es merk würdig erscheint, zu finden, daß die ein geborenen Indianerinnen solche niemals gebrauche. Die Mädchen in Madras nd in Bengale, die ihr lange? Haar vor dem Flechten einölen und es zu einem hübschen mit einzelnen Blüthe,! geschmückter Knoten binden, verzichten aus Haarnadel ebenso, wie die schwer arbeitenden Kol- oder Santhalsrauen, die den Tag über auf dem Felde thätig sind, nachdem sie das Haar in einen festen Knoten eingebunden haben, der auch aushält, bis sie ihn selbst lösen. Die hübscheste Haartracht in Indien sieht man a der Malabarküste, wo die Nayarfraucn ihr weiches, üppiges Haar nur zusammendrehen und daraus eine Rolle bilden, die kokett an der linken Seite des Kopfes getragen wird, wo sie ohne Haarnadeln fest sitzt. Andcrcrseits stecken die Frauen an der Westküste Afrika's verschiedene, in drei eckige Metallplattcn auslaufende Nadeln in ihr Wollchignon. Diese metallischen Anhängsel sind ganz scharf geschlissen und werden gebraucht, um das Haar da abzurasiren, wo es nach westasrikani scher Sitte unerwünscht ist. Sie haben indeß auch einen anderen Zweck: diese Damen von etwas amazonenhaster Na tur gebrauchen die Metallplattcn zuwei len als Angriffs und Berthcidiguugs Waffen bei Strcitigkciten unter einan der. Der renzhase. Es ist in meinen Augen eine sest stehende Thatsache," bemerkt Professor Klugermann in einer Gesellschaft, daß Grcnzbewohner dadurch, daß sie mit ei- ner anderen 'Nation beständig in Bcruh runq kommen, allmählich ein bedeuten des Sprachtalent erlangen und über- Haupt an Intelligent gewinnen! Da haben Sie sehr recht," stimmte ihm der Oberförster Knollig bei: das- selbe trifft aber auch bei den Thieren zu Ich kann Ihnen da einen Vorfall bc richten, der mir selber begegnet ist und für dessen Wahrheit ich persönlich ein stehe! In jüngeren Jahren", so er zählt der Oberförster, lebte ich längere Zeit im Elsaß. Eines Tages kam ich während eines Jagdaiisfluges in die Nähe der französischen Grenze und sehe da einen Hasen sitzen, der mir den Rücken zukehrt; ich schleiche mich vorsich tig heran, immer näher, und schon er- hebe ich die Flinte zum Schuß da be, merke ich und nun staunen Sie, meine verchrten Herrschasten! da bemerke ich zu meiner Ueberraschung, daß der Hase mit der größten Leichtigkeit aus dem Deutschen in 8 Franzöiische übersetzt!" 7ic Zeitungen Europa's. Teutschland ist von allen Ländern Europa's dasjenige, welches die meisten Druckschristen publicirt. Es besitzt 0000 Zeitungen, von denen ca. 1000 täglich erscheinen. Dann kommen Eng- land mit 3200, darunter 00 täglich; Italien mit 1400. darunter 200 täglich; Oesterreich-Unqarn mit 1300, wovon 200 täglich. Tie Zahl der in Europa erscheinenden Zeitschriften erreicht sast die Höhe von 25,000, in der wenig Re Produktion, jedoch viel Eigenwerth in Rechnung kommen. Bedenkliche Cloge. Das ist wenigstens ein Vorzug des Alters, daß man mit den Jahren ge- scheidter wird." Aber Sie sind doch noch ganz jung!" (Ein Schwerenöthcr. Herr Lieutenant, Sie machen so reizende Scherzgedichte warum ver suchen Sie es nicht einmal mit lyrischen Gedichten?" Geht absolut nicht, Herr Pro fessor bring's zu keiner unglück lichen Liebe !" s 31.: Siehst Tu dort den Mann, den ich soeben gegrüßt habe? Der Brave hat mir während meiner Studienzeit oft hilfreich unter die Arme gegriffen!" .: Ter steht abcr nicht gerade wohlhabend aus! Was ist er denn?" A.: .Nachtwächter." Schneidig, A.: Herr Lieutenant. Ihre Braut ist ja ein ganz reizendes Wesen, wie ha den Sie denn die erobert! Lieutenant: Aeh, neulich von Blitz zuq aus gcsch'n, einfach Nothleine ge rissen und angehalten." Anzeige. Alle, welche noch Alten aus dem Nach lasse meine? verstorbenen Mannes be anspruchen, werden aufgefordert, sich binnen vier Wochen zu melden, widri genfalls sie eingestampft werden. Frau Advokat G Aufmerksam. Frau (zu ihrem vom Tpaziergang heimkehrenden Gattens: Ta ist eine Todesanzeige vom Finanzrath Knops aus Leipzig angekommen. Kanntest! Tu den r Mann: Ein liebenswürdiger Mensch ! Bin nur einen halben Tag mit ihm auf Helgoland zusammen gewesen und bat die Aufmerksamkeit mir seine To- desanzeige zu schicken!" lvlßbrgierde, Notar: Also Sie'bersügen lctztwillig, daß Sie ach ihrem Tode secirt wer den?" Tcstator: Ja, i muß wisse, an was i denn eigentlich g'storbe bin," Ijypsrk'l. Dame: Nn, HcnDolwt, sind Sie auch schon von Amors Pscil getroffen worden?" Herr: Gnädiges Fräulci, mein Herz muß schon wie ei Sieb aussehe!" jlusredo. Abcr, Eduard, wie koiinlcst T unscr Stubciimiidchen lüsscn diese unfolgsame Person, die ich crst vorhin wieder aliszaiikc mußte?!" Ach, licbes Kind, ich wollte es ja nur einmal mit Giitc vcrsuchcn!" (Ein guter Kerl. Richter: Wie konnten Sie nur mit einem so dicken Knüppel ans dc schwäch lichtn Man loZhaue?" Angeklagter: Es ist auch wahr, Herr Richter, das nächste Mal werde ich einen dünneren nehmrn." Kennzeichen. A: Sagen Sie mir, ist denn der Schriftsteller KaminSti wirtlich so popu lät?" B: O steil' Man benützt ja schon den Titel seines neuesten Romans als Hundenamen!" Schlagende Kritik. Wie hat denn das neue Matchen spiel gestern im Theater gefallen?" Na, am Schluß sagte man allge mein: Es war einmal!" Aasernhosblüthe. Unteroffizier: Meyer, machen Sie nicht so ein schlaues Gesicht, sonst lasse ich Sie drei Tage in's Loch stecken wegen Vorspiegelung falscher That suchen!" Anch ein Streber. Wie bist Du mit Tcinem neuen Bürcau-Kollegen zufrieden?" Ach, das ist auch so ein Strebet!" Ein Stteber?" Jawohl! Bier Abende hab' ich nun schon beim Bier mit ihm zusanimenge scssen und er hat noch nicht ein einziges Mal über unser'n Ehes geschimpft! Besser gesagt. Johann," schreit der Hert Lieu tenant, Du bist ein Esel das ist klipp und klar!" Nee," seuszt Johann, der vor Schreck das Kaffeegeschirr sagen ließ, det war klapp und klirr!" Bedenkliches lob. Nun, wie hat Ihnen mein neues Wcinchen geschmeckt?" O, wenn ich nur daran denke, läuft mir das Wasser im Mund zusammen!" verschnappt, Schwiegermutter: Ich hörte, Sie seien stark verschuldet, Herr Lumincr?" Herr: Das böswillige Gerücht kirn nen nur meine Gläubiger ausgesprengt haben!" Lmpsehlnng. Gast: Ich möchte eine Portion Gänse braten essen; kann man davon satt wer den?" Kellner: Ich sage Ihnen, wenn Sie drei Bissen gegessen haben, dann mögen Sie schon nicht mehr!" (Ein lustiges Geschäft. Ihr Mann scheint eine recht ver gnügtc Seele zu sein, dem kann ich bc gegncn wann ich will, der lachl immer." Ja, wissen Sie, das bringt bei dem sein Geschäft so mit sich; mein Mann ist nämlich Schristsctzer an einem Witzblatt, und da kommt er den ganzen Tag nicht aus dem Lachen heraus." Enfani tcrriblc. Herr: Gnädige Frau haben aber heute witllich eine schöne, ftischc Ge sichtsfatbe " Söhnchen (einfallend): Ja, die chachlel kostet abet auch fünf Matk!" Selbstbewußt. Chef (zu dem neuen Eoinmis): ,,Un sere Kundschaft besteht hauptsächlich aus jungen Tamcn!" Eommis: O weh, da habe ich natür lich von allen Eommis wicdcr die meiste Arbeit!" Durch die Blume. Student A: Weshalb kommst Tu denn nicht mehr in unsere Stamm kneipe? Haft Tu denn den Wirth belei digt?" Student B: O, im Gegentheil! Bei dem bin ich sehr gut angeschrieben!" IV Gericht. Richter: Wie alt sind Si?. Zeugin?" Zeugin: Turchschnittlich einund zwanzig Jahre!" Ivigbegier. Sie haben vorhin meiner Tochter einen Kuß gegeben; rechtfertigen Sie sich!" Ich wollte mich nur überzeugen, ob sie den Mund auch auf dem rechten Flcck hat!" Feldwebel: Rekrut Maner. in Jh rem Schädel ist's so finster, daß ein Mohrenkopf wie eine elcklrifie Bozen lampe dagegen aussieht."