Der Farmer von Santa Rosa. tr,ählung von Harry Dchkjj, Es war eine schwere Zcit, die ich in den ersten zwei Jahren nieincs Ansenl halt in Amerika durchmachen mußte, und selten wohl ist einer so gründlich wie ich durch die Diiihle gegangen", wie man hier im Lande zu sagen pflegt. Ost genug bereute ich, die.dcutsche Hei math erlassen zu haben, um in Amerika .schnell reich zu werden". Ich fürchte, iebt immer noch eine große Anzahl thörichter Menschen, welche sich dasselbe einbilden und sich bezüglich der Carriere m Amerika Vermuthungen und Hoff nungcn hingeben, welche schnell vcr schwinden, wenn man erst das Dollar and betreten bat. a. wenn man noch ein ordentliches Handmerk erlernt hf öder wenigstens n Bcsch arbelisgeflayi in Muskeln ist, dann soll es noch an gehen, denn praktisch geschulte Menschen werden hier immer gebraucht und der hältnißmaßig gut bezahlt, aber ich war nicht gewesen als königlich preußischer Rkserendar und das ist im Lande der Maschinen gewaltig wenig, Der Tod meines Vaters, welcher keinerlei Vermö n hinterließ, hatte es mir unmöglich gemacht, dem Staate noch drei Jahre unentgeltlich zu dienen, und so hatte ich denn die Reise nach der neuen Welt an getreten. Ich will's kurz machen, Kell ner, Stiefelputzer, Leiter und Bediener eines Eis- und Kohlenwagens, Agent siir eine deutsche Buchhandlung, die mit Schauerromanen flotte Geschäfte machte, Geschirrwäscher in einem Hotel und end lich Zeitungsjunge" das war ich schon alles mit mehr oder weniger Glück gewesen, nachdem die geringen mitge brachten Baarmittcl zu Ende gegangen waren. Und jetzt war ich im heißen Sommer wieder einmal ohne Arbeit nd Verdienst und hatte nur die Wahl, fr freie Reife aus einem Dampfer ach Europa zu erwirken, indem ich das Mtern von Ochsen während der Fahrt übernahm oder aus dem Pflaster New Vorks zu verhungern. Ueber diese unerquickliche und nach keiner Seite hin verlockende Alternative nachdenkend, setzte ich eines meiner letz ten Fiinfcentsstiicke in einem Restaurant i kalte Flüssigkeit um und studierte da bei die Stellenangebote. Da fiel mir ein Inserat in die Augen, welches mich niit einiger Hoffnung be lebte. Für eine Farm in der Nähe von Santa Rosa wurden zwei Männer er langt, die sich vor keiner Arbeit scheuten. Guter Lohn und sreie Reise gesichert. Mheres bei Mr. Patterson, Trinity Ävenue 103. Wie, wenn es mir gelang, von diesen beiden Männern der eine zu sein? Eine Stunde spater trat ich bei Mr. Patter son, einem Agenten, welcher mit allerlei Menschenwaaie handelte, ein, und ich hatte das Glück, ihm zu gefallen. Es wurde mir freie Beköstigung und zehn Dllars Lohn auf die Woche zugesichert nd Mr. Patterson händigte mir ein Vmet bis San Francisco ein. Sie fahren bis San Francisco," sagt er, fünf Tage und neun Stun den und werden auf dem Bahnzuge gut verpflegt werden. Nach Santa Rosa gehen Sie etwa drei Stunden durch inen prächtigen Wald, und dort, in Eauka Rosa nämlich, wird Sie Ihr neuer Herr, Mr. Halves, mit dem Fuhrwerk erwarten." Ist Ihnen Mr. Halves persönlich bekannt. Mr. Patterson?" Die Ordre ist brieflich eingelaufen," mtgegnete der Agent, unwillig, eine Mtwort ohne Ertrahonorar geben zu sollen, war mit einem Check für die mosten begleitet." Die Farm liegt also noch einige Stunden hinter Santa Rosa?" Vermuthlich. Heben Sie das Ticket gut auf, es ist übrigens unver käuflich gemacht. Good morning!" Umsangreiche Reise-Vorbereitungen brauchte ich nicht zu treffen, mein arm seliges Bündel war bald geschnürt, und m nächsten Morgen rollte ich bereits mit der übergroßen Schnelligkeit eines amerikanischen Zuges dahin, der zur Wgcsctzten Zeit in San Francisco ein traf. Gern hätte ich mir diese interef saute Stadt angesehen, aber ich mußte mich sosprt auf den Weg begeben, um Mr. Halves, der mich ja in Santa Sofa mit dem Wagen erwartete, nicht zu verpaffen. Auch hatte mir der Zu stand meiner Kaste ein längeres Verwei len in San Francisco nicht gestattet. Ich machte mich also auf den Weg und erreichte am Abend, nachdem ich nicht drei Stunden, sondern deren sechs mar schilt war, Santa Rosa. Mr. Patterson hatte mir zugleich mit dem Billet einen Zettel eingebändigt, auf welchem der Name eines Gasthof besttzers in Santa Rosa stand. Tort sollte ich mich nur melden, um von dem Kariner in Empfang genommen zu wer den. Ich durchschritt da Torf, welches meist von Schweizern und Italienern bewohnt wird, und fand ganz am Ende btfftlden den bezeichneten Gast Hof. Hungrig und müde trat ich an den Schenktisch. Hinter diesem hantirte ein kleiner, dicker Wirth und spülte mit wahrer Wuth Glaser, obivobl außer mir sich nur noch ein einziger Gast in dem düsteren Zimmer befand. Tiefer saß abseits an einem runden Tische und starrte gedankenvoll in das BrandyglaS. welches vor ihm stand. Ich lauste mir ein Glas Bier und fragte dann mit lau in Stimme: .Mr. Halves schon einpassirt?" Der Wirth kniff ein Auge zu, sah mich mit dem anderen durchdringend an und hielt einen Augenblick in seinem Gläserspülen innc. 3(is sagen Sie he Mr. Halves? Kenne keinen Mann Namens Halves in den Staaten. Bctroncn Ichaute ich ihn an. ' Jcy meine den Farmer Halves, der heut noch mit seinem Fuhrwerk bei Ihnen eintres- scn muß." Kenne ede Farm vierzig Meilen um Santa Rosa, aber keine, die einem Manne Halves gehörte. Aber Sie fra gen nicht allein nach ihm. Frcnider dort der Gentleman hat sich soeben auch nach dem Manne Halves erkundigt." Ich wandte mich um und sah, daß der Fremde sich ebenfalls erhoben hat. Ich höre," redete ich ihn nach kurzer Begrüßung an, daß Sie ebenfalls nach dem Farmer Halves geforscht haben, vermuthlich geht es Ihnen so wie mir. Ich bin für die Farm des Mr. Halves engagirt und sollte ihn hier mit Pferd und Wagen treffen." Weil, iso geht es mir anch. agtc der Fremde, man scheint uns aber ganz vergcffen zu haben. Ich denke, nur ein j Irrthum. Was trinken Sie mit mir, Fremder?" j Ich hatte lange genug in Amerika ge- lebt, um zu wiffen, daß die Einladung j zum Trinken ausschlagen, eine grobe Beleidigung gewesen wäre: ich nahm daher den Milchpunsch, den mein Lei densgenosse bestellte, dankend an. Kommt es Ihnen Nicht erdächtig vor, Herr," sagte ich, nachdem wir einen gu ten Schluck des kühlenden Getränkes ge than, daß unser Chef hier gänzlich n- bekannt ist V Mein Kollege zuckte die Achseln. Das ist nicht so schlimm," erwiderteer, kal-i kulire, daß Mr. Halves die Farm erst kürzlich erworben hat, vielleicht ist er selbst erst vor kurzem in'S Land gekom-i men " ' Holla," rief der Wirth dazwischen, Fremder, Sie sind ein kapitaler Kops, und ich, John Hoplins, bin von der Hitze, scheint's, ganz dumm geworden. Mr. Halves ja, ich denke, das wird so seine Richtigkeit haben das ist, kein anderer als der Mann, der vor drei Wochen der Wittwe Robertson die Farm am Felsen abkaufte. War übrigens der schnurrigste Handel, der hier herum je mals vorgekommen ist." Trinken Sie mit uns, Mr. Hop kins," rief mein Kollege, anscheinend sehr vergnügt, daß wir eine Spur ge funden,' füllen Sie Ihr Glas und dann erzählen Sie uns, wie Mr. Halves der Wittwe Robertson die Farm abkaufte." Ja, wie wird er sie gekauft haben," lachte der Wirth. Sie haben um diese Gläser Milchpunsch länger und mehr gehandelt als der Mann Halves um die Farm. Früh kam er, sah sich alles an und zum Mittag hatte er bereits die Bc sitztitel in der Tasche, am Abend mußt, die Wittwe, wie sie ging und stand, her aus und er zog ein. Aber er hat gut und baar bezahlt, und so leicht wäre Mistreß Robertson übrigens die Farm nicht los geworden." Weshalb nicht, ist der Boden schlecht?" Im Gegentheil, lauter gut kultivir tes Land, wächst Alles beinahe von selbst, aber die Farm liegt weitab von der Straße, von Fels und Wald ein gerammt wie eine Burg, es können Mo nate vergehen, ehe da einmal eine menschliche Seele anklopft und vor spricht. Das ist nicht nach Jedermanns Ge chmaa." Wir wiffen nun wenigstens, woran wir Und", sagte der Fremde zu mir. und ich möchte Ihnen vorschlagen, daß wir uns ogleich aus den Weg machen Wie lange wandert man bis zur Felsen- farm?" Fünf Stunden Waldweg", antwov tetc Hopkins, aber Sie wollen doch nicht im Dunkeln Bah, die Nacht ist mondhell und für leosgetindel habe ich hier eine biltcre Medizin." Er zog aus einer hinten an der Hose angebrachten Tasche einen Re volver, der sür sechs Schuß eingerichtet war. Wollen Sie mit mir marschi ren, Herr, oder haben Sie Anast um ihr Leben? ' Ich erklärte, daß ich keinem Räuber in der Welt, die Geschmacklosigkeit zu traute, einen Menschen, der keinen Toi lar in der Tasche und sich sür ein Bet- telgeld als Farmknecht vermiethet habe, anzufallen. Mein Kollege lachte. Ta paffen wir gut zusammen," meinte er, und nun noch ein Glas und dann vorwärts! Ich heiße übrigens Frank Smith und möchte Ihren Namen hören, mein Herr." .Oskar Winter." Weil, Mr. Winter auf gute Kameradschaft." Eine Viertelstunde später schritten mir zusammen dem Walde zu. Seit acht Tagen befand ich mich auf der Farm des Mr. Halves und ich hatte keinen Grund, mit meiner neuen Stcl lunq unzufriedeu zu sein. Es gab er hältnißmäßig wenig Arbeit, und die Verpflegung, welche durch einen Reger Namens Auquftus besorgt wurde, war eine gute. Tie Farm selbst umfaßte nur 80 Acker welche mit Weizen beftan den waren. Das Gebäude, ein ein stückiges Haus, glich wirklich einer Burg, denn es war von drei Seiten durch ffel senhügel umgeben, an der vierten schlän gelte sich ein ziemlich breiter und schau mender Gebirgsfluß vorbei. Um zu dem Haufe m gelangen, mußte man in einem Boot über den Fluß des Eigen- thnieis die Farm betreten, da er un willkommenen Saften das Boot einfach verweigern konnte. Die zu dem Grund stück gehörige Scheuer dagegen lag außerhalb der Fclspartie und sonnte von unseren Aeckcrn bequem erreicht werden. Es wurde uns, meinem Eol legen Frank Smith und mir, übrigen? bald klar, daß das Boot nicht sehr ost benützt werden dürfte, da Halves Gesell schast in keiner Weise zu lieben schien, Der Farmer mochte vierzig Jahre zählen, er war groß und hager und hatte einen beängstigend engen Brust kästen, aber bei einigen Gelegenheiten zeigte er, daß er bedeutende Muskel fräste besitze. Er war unvcrheirathcl und mochte früher das Leben reichlich gcnoffen haben, die auffallende Bläffe seines Gesichtes und die Müdigkeit, welche beständig auf den kleinen, grauen Augen lag, sowie eine gewisse Nervost tät, eine ihm eigene Unbeständigkeit des Wesens ließen dergleichen vermuthen. Er trug einen kurze, nach englischer Manier gehaltenen Backendart und kurz geschorenes Haupthaar. Mr. Halbes war schweigsam, kurz und energisch in seinen Anordnungen, aber er trat uns niemals auch nur mit einem Wort zu nahe. Während der Mahlzeilen sprach er niit uns über die Angelegenheiten der Farm, die er that sächlich erst seit einige Wochen gekaust hatte. Er hatte keine Leute außer uns und Augustus. Letzterer schien schon längere Zeit im Diensie Halves' zu stehen, aber es war aus dem Schwarzen kein Wort über das frühere Leben und die Thätigkeit des Farmers heraus zu bekommen; der alte, sette Bursche der stand eben immer nur dann die englische Sprache, wenn er verstehen wollte. Gewissermaßen als Entschädigung hatte mir das Schicksal meinen Käme raden Frank Sniith gegeben, er war ei liebenswürdiger Mensch, mit dem man sich auch einmal über nicht alltäg liche Dinge unterhalten konnte. Bicl harte Arbeit schien er noch nicht verrich tet zu haben, denn seine Hände waren weiß und gepflegt. Wir schliefen zu sammen in demselben Raum, der sich un ter dem Dache des Hauses besand, und ein so enges Zusammensein bildete zwi schen uns schnell eine Art von Freund schuft aus. Dieselbe sollte jedoch in eigenthüm licher Weife bald getrübt werden. Es war am zehnten Tage meines Farmerdaseins, als Frank und ich erst um Mitternacht unser Lager anssuch ten. Wir hatten in, Stall einige Aus bcfferungcn vorgenommen und das hatte uns so lange aufgehalten. Halves, der im Parterre sein Zimmer hatte, und der Neger, der nebe der Küche im Keller schlief, waren schon längst zur Ruhe gegangen. Auch wir entkleideten uns möglichst schnell, sagten einander Gute Nacht" und versuchten zu schlafen. Mir aber floh der Schlummer, auch peinigten mich die Moskitos gar zu arg und, ob wohl ich mir olle Mühe gab, gelang es mir nicht, in Schlaf zu kommen. Trotz dem lag ich vollkommen bewegungslos, um meinen Gefährten nicht zu stören, der offenbar glücklicher als ich, längst in's Land der Träume hinübergcgan dert war, denn er lag, mit dem Gesicht zur Wand, regungslos. So verging eine halbe Stunde. Plötzlich sah ich, wie sich Frank lang- sam, ganz langsam ausrichtete. Er wandte das Haupt und ein langer, prll sendn Blick tras mich. Wie ganz an ders sah der Mann aus. Jede Spur von jovialer Liebenswürdigkeit war aus seinem Gesicht verschwunden, eiserne Energie, düstere Entschloffenheit und lauernde Vorsicht verriethen Nch jetzt ,n seinen Zügen. Mit staunenswcrthcr Geräuschlosigkeit verließ er sein Bett und trat an mein Lager, um sich über mich zu beugen und meinen Athemzügen zu lauschen. Er glaubte mich in festem Schlaf versunken und lächelte befriedigt. Dann zrg er sein Kleiderbündel unter dem Bett her- vor und öffnete es. Er entnahm txm selben einen zusammengerollten schwär zen Gegenstand. Es war ein Hemd und ein Paar Strumpse, beide Xiei dungsstücke waren von iiesschwarzer. garbe. Smith bekleidete sich mit den ctbcn Ich lag in Schweiß gebadet da, diese sonderbaren Anstalten schienen mir nichts Gutes zu bedeuten. Das waren Vorbereitungen, wie sie rafsinirte Diebe zu ! retten Pflegen, welche Nch durch das Dunkel ihrer Tracht möglichst unsichtbar machen wollen. Mir war vollkommen klar, daß ich mich nicht rühren durfte, wenn mir mein Leben lieb wäre. Ich sah daher schein bar schlafend mit an, wie mein unhcim- licher Gefährte seinen Revolver mit sechs Patronen lud und dann aus den Zehen zur Thür schlich. Eine Minute lauschte er an derselben, dann öffnete er niit berj größten Vorsicht und schlüpfte hinaus, i Ich hörte noch, wie er die Treppe hinab- chllch dann wurde alles still. Mit fieberhaft klopfendem Herzen Im ch da und überlegte, was zu thun sei. Daß Smith eine verbrecherische Absicht verfolge, war klar, wahrscheinlich plante , den garnier zu berauben. Ich sprang auf und wollte die Treppe hinadeilcn. um Larm zu schlagen. Aber eine innere Stimme, ein unerklärliches Gefühl hielt mich davon ad. ?cein. dieser Frank konnte kein Ver- brecher sein, und wenn der Schein auch gegen ihn war. Ich neigte jetzt zu der Aniich, eS mit einem Geisteslianlen zu thun zu haben, der. von einer siren Idee beherrscht, allnächtlich in dem sondcrda- ren Kostüm umherwandelt. Trotzdem machte ich mich fertig, beim ersten Hilserns zur Hand zu sein. Aber eine Stunde verging und alles blieb still. Plötzlich, ach Verlauf einer weiteren halben Stunde hörte ich leise Schritte die Treppe hinauskommen. Ich wars mich auf das Bett und heuchclte festen Schlaf, Frank Smith trat ein, und mit der selben Vorsicht wie vorher überzeugte er sich von meinem Schlummer, entledigte sich des Hemdes und der Strümpfe und begab sich zur Ruhe. Bald war er eingeschlasen und auch mir fielen jetzt die Augen z. Am nächsten Morgen weckte mich mein Käme rad, er war liebensivttrdig wie immer und ich war beinahe versucht, das Er ledniß dieser Nacht für einen wüsten Traum zu hatten. Aber so lebhaft pflegte ich nicht zu träumen. Jedenfalls beschloß ich für die kommende Nacht aus der Hut zu sein. Und wirklich, es vollzog sich in der zweiten Nacht, während welcher ich Frank beobachtete, genau dasselbe, was in der ersten vorgegangen war. Er legte wieder ebenso geheimnißvoll das schwarze Gewand an und entsernte sich, um zwei Stunden später zurückzukehren und sich zu ruhigem Schlummer nieder zulegen. Im Hause selbst war nicht die geringste Unregelmäßigkeit geschehen, es wurde nichts vermißt, keine Spur eines Einbruchs oder irgend einer Ge waltthat gefunden. Dagegen wurde der gewohnte Gang der Ereigniffe an diesem Tage auf fl gende Weise unterbrochen. Frank und ich arbeiteten im Hofe, als vom anderen Ufer des Fluffes das Boot verlangt wurde. Der Farmer schlief in seinein Zimmer und Augustus befand sich im Garten, um Gemüse zu holen. Ob wohl der Farmer uns anbefohlen hatte, niemals ohne seinen Befehl das Boot irgend Jemand zur Verfügung zu stellen, so schien es doch diesmal ge boten, anders zu handeln. Der Mann, der am jenseitigen Ufer stand, rief uns nämlich hinüber, er fei der Depeschen- böte aus Santa Rosa und bringe für Mr. Halves ein Telegramm. Ohne ein Wort zu sagen, sprang Frank in das Boot, kettete es ad und ruderte hinüber, bald daraus kehrte er mit der Depesche in der Hand zurück. Ais der Farmer erwachte und Frank ihm die angekommene Botschaft über gab, riß ihm Halveö mit einem wüthen den Blick das Papier aus der Hand und zog sich, einen Fluch murmelnd, in s Haus zurück. Frank sah ihm eigen thümlich lächelnd nach. Es vergingen nur einige Minulcn, als der Farmer die Thür seines Zim- mcrs aufriß und mit lauter, offenbar sehr erregter Stimme den Namen des Negers rief. Der fette Augustus stieg aus seinem Keller empor und folgte seinem Gebieter, der sich mit dem Schwarzen in sein Zim mer zurückzog, dessen Thür verriegelte und deffen Fettster hastig durch Bor hänge geschloffen wurden. Der Farmer blieb mit dem Neger über eine Stunde allein. Auch Frank verblieb während des Tages ziemlich eiiisilbig, eine sichtbare Unruhe schien ihn zu beherrschen und sein sonst so ausgeglichenes Wesen aus dem Gleichgewicht gebracht zu haben. Er blickte von Zeit zu Zeit über den Fluß nach dem Walde hin, als erwarte er irgend Jeniand zwischen den Bäumen auftauchen zu sehen. So kam der Abend heran und ich be- schloß, in dieser Nacht unbedingt das Räthsel, das mir mein Kamerad aufge geben, zu lösen. Im Stalle lag ein scharfes Beil, das zum Verkleinern des Holzes gebraucht wurde. Diese Waffe trug ich heimlich nach unserem Zimmer und verbarg sie in meinem Bett. Der Besitz des Beiles wollte zwar nichts im vergleich mit den, Revolver Franl's be deuten, aber ich hoffte auch zuversichtlich, daß eS zu einem Kampf nicht kommen würde, sondern daß Frank, sobald er sich entdeckt sahe, sein nächtliches Treiben erklären würde. Meine Erregung war natürlich ouf's Höchst? gestiegen, als ich an diesem Adens mich zum Schlummer niederstreckte und meinen Freund Smith beobachtete. Alles wiederholte sich wie in den vor aufgegangenen Rächten, nur daß ich diesmal, als der schwarze Mann" sich der Thür zuwandte, mich gleichfalls er hob und mit dem Beil in der Hand auf den Zehenspitzen ihm folgte. Halt steh!" stieß ich im Flüsterton hervor, als er die Schwelle es Gemaches erreicht hatte. Blitzschnell wandte er sich um und streckte mir den Revolver schußbereit ent- gegen. Mechanilch schwang ich das Beil über meinem Kopf. Der Mond sandte ein bläuliches Licht durch das geöffnete Fenster und beleuch- tele diese sonderbar vsrnppe. Wahrscheinlich balle Frank einen an deren Feind in seinem Rücken erwartet, denn als er jetzt mich erkannte, stieß er ärgerlich lächelnd einen kurzen Fluch aus und ließ den Revolver innen. Zum Teufel." flüsterte er, Sie sind es, Winter? Nehmen Sie vor allen Dingen die blitzende Spielerei da herun ter und legen Sie sie beiseite." Ich gehorchte und wars das Beil aus das Bett zurück. Und nun sagen Sie mir. warum Sie gerade deute nicht den Schlaf des Gerechten schlafen?" .Weil ich über Ihr Nachtlichts Trei ben cnolich Aufschluß haben will." rief ich. Frank, ich kann nicht glaubk.i. daß Sie ein Elender sind, aber sagen Sie selbst, ob nicht der Verdacht " Pst, nur leise," unterbrach er mich, sollen alles erfahren, Mr. Winter, denn Sie find ein ehrlicher Kerl, der mit einem Mörder keine gemeinsame Sache machen wird." Mit einem Mörder?" Ich mußte wohl zu laut gewesen sein, den Frank zog mich plötzlich gewaltsam von der Thür weg und sithrte mich in eine Ecke des Zimmers. Die Zeit drängt," sagte er hier mit leiser Stimme, jede Minute ist Gold werth. Hören Sie denn und stehen Sie mir dann bei im Kampfe gegen das Verbrecherthiiin. Vor zwei Monaten wurde in St. Louis der Kassirer der St. Louis Saviugs Bank ermordet, Ei Unbekannter überfiel den Beamten, als dieser gerade den abendlichen Ab schloß machen wollte, stieß ihm einen Dolch in das Herz, so daß der Kassirer lautlos umfiel, und raffte dann In eine mitgebrachte Ledertasche, was er in der Eile an Gold und Noten zusammen scharren konnte. Der ganze Trick dauerte nicht zwei Minuten. Als man aus den grausigen Vorgang aufmerlsam wurde die meisten Beam ten hatten das Bureau schon Verlusten war der Mörder entflohen! man sah jedoch noch, daß er in einem von einem Farbigen gelenkten Wage davonfuhr. Die sofort eingeleitete Untersiichung er gab, daß ein gewisser James Murphy der Mörder war und daß er die Bank um nicht weniger als zweiundachlzigtau send Dollvrs beraubt hatte. Jetzt ging die Jagd nach dem Burschen an, die Bank setzte sofort zwanzigtausend Tol lars Belohnung auf seine Ergreifung aus, und alle Detectives Amerikas wa ren darnach lüstern. Aber Mr. JaineS Murphy blieb verfchwiindcn. Endlich gelang es einem Beamten der New Z)ork Delective Company, zu ermitteln, daß sich Murphy, nachdem er sich längere Zeit in Texas herumgetrieben, in der Nähe von San Francisco eine Farm gekauft habe und dort unter falschem Namen mit feinem farbigen Spießge sellen Hause. Der Beainte der Detektive Company ließ sich, uin den Mörder nicht mehr aus den Augen zu lassen, als Knecht auf die Farm engagiren, denn, um zu Ende zu kommen, der Beamte bin ich und der Mörder ist Mr. Halves, unser Herr, übrigens der größte Schurke in den Staaten, der schon acht Jahre wegen Brandstiftung hinter sich hat." Ich vermochte vor Schreck und Ent setzen kein Wort hervorzubringen. Aber Frank halle sür unnöthige Reden auch keine Zeit. Schnell," raunte er mir zu, kleiden Sie sich nothdürstig an nd nehmen Sie das Beil, während wir hier sprechen, können die Burschen schon entflohen sein. Das Telegramm, welches heute an den Galgenvogel anlam, ntcrrichtcte ihn von der Gcsahr, in welcher er schwebt. Es war aus New Z)ork von einem seiner Kumpane. Murphy weiß jetzt, daß man ihm auf der Spur ist. Aber auch ich habe dem Telegraphenbolen eine Depesche nach San Francisco mitgegeben und jeden Augenblick muß der Sheriff mit seinen Leuten eintreffen." Ich hatte mich indessen fertig gcniacht nd nahm das Beil zu Hand, ent schloffen, Frank beizuflehen und mein Leben für das seine in die Schanze zu schlagen. So geräuschlos wie möglich schlichen wir die Treppe hinab. Ein penetranter, Brandacruch schlug ns entgegen, un- erträgliche Hitze herschte in den unteren Räumen des Hauses. .Die Schurken habe das Haus in Brand gesteckt," murmelte Frank, da mit wir mit Haut und Haar verdien neu. Sie vermuthen eben in einem von un beiden den Dktcciive und wollen uns unschädlich machen aber was ist das sehen Sie, Winter, dort im Stall ein Licht." Durch die Stallthttr siel ein Lichtschein auf den Hos hinaiiö. Die Burschen sind an der Arbeit." flüstirte dir Detektive; sie satteln sich die beiden mexikanischen Pferde, in auf diesen schnellen uns ausdauernden Thieren eine entsernte Bahnstation zu gewinnen, aber wir wollen ihnen einen Strich durch die Rechnung machen. Wenn mir nur große Nägel bei der Hand häitcn." ES liegen eine Waffe starler Nägel in der Nähe des Brunnens," antwor tete ich, ich habe heute Werkzeug rcpa-1 rirt " Schnell holen Sie dieselben herbei, ich hoffe, die Burschen in einer beque men Falle zu fangen." Bis zum Brunnen waren es nur zwanzig schritte, schon stand ich wieder neben dem Detektive. Folgen Sie mir," befahl dieser. Wie zwei Indianer drangen wir aus unserem Kriegspsad vorwärts, mehr auf dein Bauche kriechend als gehend. Jetzt hatten wir die Slallthür erreicht, und konnten genau beobachten, wie der churke Murphy einem der Pserde das Sattelzeug umhing. Aber ur schat tenhaft glitt dieses Bild an mir vor über. Frank ließ mir keine Zeit, es länqer zu beobachten. Mit schncllem Griff hatte er die Stall thürr erfaßt, und sie in Schloß ge zogen, im nächsten Monient war auch der lange, rostige Schlüssel zweimal her umgedreht. Im Innern bei Stalles erscholl ein wilder Fluch. j .He. AuquftuS, was soll das ah, ; Tchur'e. Tu da st die Zasche ausgegra- den. und willst nun den Raub allein iür Dich behalten!" , Frank zog mich an sich, und raunte mir in's Ohr: Er vermuthet, daß sein Spießgeselle ihm den Streich gespielt so viel Nä- gel in die Thür getrieben, als Sie kiii iiett, denn das Holz ist morsch, er könnte - cs leicht sprengen." Hund von einem Neger, mach' auf." tobte cs drinnen; lieber, goldener Augustus, ich schwöre Dir, daß Du end lich die Hälfte bekommen sollst drei viertel von dem Gelde, mir öffne, hörst Du mich so sage doch ei Wort, Du Teufel in Menschengestalt!" Ich achtete nicht auf diese heiseren Rufe, nicht auf die Verwünschungen, die nun folgten, wie ein Rasender Hand habte ich mein Beil, und hatte in weni gen Minute wohl ein Dutzend Nägel in die Thür getrieben, und überdies noch zwei starke Bretter querüber gena gelt. Noch war ich mit meiner Arbeit nicht ganz fertig, als ich hinlcr mir Frank's Stimme hörte: Steh, schwarzer Hund, oder ich schieße!" Dann ein Schuß, dem schneller als der Gedanke ein zweiter und dritter folgte. Als ich näher trat, sah ich Au gusts am Boden, er wälzte sich in To dcszuckungen, aber auch Frank war am linken Arm verwundet. Woll, er hat fein Theil," sagte der Detektive lachend; die Bestie feuerte auf mich, da habe ich ihn über den Haufen geschossen, cr ist, wie es scheint, schon, fertig ; geben Sie mir die Tasche, die nebe ihm liegt, Mr. Winter, sie ent h,'.lt offenbar den Raub. Ich reinige indessen meine Wunde am Brunnen." Aus dem Stall erscholl das Brüllen eine? Tobsüchtigen. Murphy versuchte die Thür zu sprengen, was ihm jedoch nicht gelang. Eine Stunde später langte'dcr Ehe riff mit sechs Gehilfen an. ' Er beglück wünschte uns zu unserem Fang, und be fahl dann, die Thür mit aller Vorsicht zu erbrechen. Murphy setzte der Gewalt, in welcher er sich jetzt befand, keinen Widerstand entgegen. Er ließ sich feffeln, ohne eine Miene zu verziehen. Nur als er an Augustus' Leiche vorbkigcsiihrl wurde, lächelte er befriedigt. Er glaubte also immer noch, daß der Neger ihn ver rathen habe. Einige Monate später büßte Murphy sein Verbrechen am Galgen. Ich kehrte mit Frank nach New Z)ork zurück, wo mir mein neuer Freund in einem Hotel eine gnte Stellung als Geschäftsführer verschaffte. Wie aber erstaunte ich, als ich kurze Zeit darauf seitens der St. Louis Savings Bank einen Check über drei tausend Dollars zugesandt erhielt als meinen Antheil der auf die Ergreifung des Mörders ausgesetzten Belohnung. Mit diesem Gelde begründete ich rnei nen kväteren Woklstd. Mrin lidittiir Freund in Amerika aber blieb Franks hfir hstuie 311 San horttftmiafta Tlt- tiveö gerechnet wird. V"" 8M "w. w uuniiiiiiii Krase der deutsche S baten. Ein in Epernay wohnender Franzose schrieb in einer französischen Zeitung vom Oktober 1870: Wir haben zuerst acht Tage lang fünf Württemberg bei uns im Quartier gehabt, darauf drei Bayern, darauf drei Andere, welche wir acht Tage lang hatten. Alle führten sich sehr gut und einige halten Thränen in den Augen, als sie abmarschirte. Nach diesen bekamen wir drei Preußen in s Quartier. Oh, diese wollen uns aufcffen! Gewiß, die Bayern, dic WUrt temberger, die Polen, die Badens, die Sachsen gehen noch an, aber die Preußen! Bor denen, sagt man uns, müffen wir uns hüten! Ich habe aber niemals so gesittete Leute gesehen, wie die Preußen. Am Abend bin ich mit ihnen, und nament lich mit einem, welcher Kinder hat, zu sammen und spiele mit ihnen Dame oder wir nehmen gegenseitig Unterricht im Deutschen und im Französischen. Sie schlafen im Eßsaale auf Matratze und hatten beinahe Furcht, uns Unbc quemlichkeiten zu verursachen. Nach nd nach sind sie dreister geworden und. verkehren nach ihrem Gefallen in Haus" und Hof seit vier Wochen, ohne daß auch nur eine Stecknadel abbanden oe- kommen wäre. Unsere Mutter ist sag fortwährend beschäftigt, die Küche zu besorgen mit den Rationen, die sie voll ständig herbeibrinaen; dann nebe sie dem Vater Tabak und nennen die Mut ter: Meine gute kleine Mutter!" So sind sie, diese grausamen Lichlvcrzchrer von 1815, welche uns unsere Großvater in ihren Gjschichtcn als Wilde, welche Mcnschenflcisch äßen, dargestellt haben. Ich bin überzeugt, daß sie dcnselbeu Charakter zu jener Zeit hatten wie jetzt." Borsichti. Der Senat Napoleon's I. bick Alles gut. was dem Kaiser gut dän'tc. und zog sich dadurch allgemeine Wißachtung zu. Einst stillte einer der Senatoren dem Kaiser vor. es werde nöthig sein, um das Ansehen des Senate wieder etwas zu Heden, das ihm ein Tckret zu gesandt werde, über dessen Berwerfunö man schon vorder übereingekommen sei der Napoleon antwortete: Rci nein, ihr könntet euch verwöhnen." tcbt nvibrfeinlid!. Professor zil seinem Freunds .Ach, glauben Sie mir. ich halte nie mehr ge deiratbet. wenn mir meine erste Frau nicht gestorben wäre:" n( r nti )