lluv eine Xerjc. irir(3trimi(tiingrn von Korflnidilct 35. Mein?? tnbtrtt dann qfbtnf ich. Wild hcrvvr die Thräne bricht.... Der Todtensonntag sllnsundzmanzig Jahre nach einem großen Krieg gestal et sich ganz von selbst zu einem allge meinen Allerseelentage. Jeder hat Todten, ihrer zu gedenken, Jeder seine Lieblinge. Die Schulzmkathrin von St. Johann, die in die Schützenlinien der Spicherer Schlacht den verdursten den Kriegern Waster gebracht, ube kümmert un die rings einschlagenden Kugeln, der brave Obersörster von Saarbrücken, der mit den Patrouillen hinausging bis in die feindlichen Posten, mein alter'Ehes Manteussel, General v. Gersdorff, Karl August . Göben, der Held von St. Ouentin, und endlich die Allerersten, Zlioltke, Friedrich Karl, Fritz und der alte Kaiser Weißbart: Sie Alle haben ein Necht. vom ganzen Bolke ihre Allerseelenkcrze zu erhalten. Wem ich heute mein Kerzchen, abgcson dert von den Anderen, von den Großen anzünde, das will ich erzählen, denn in der Verehrung des Feindes ehrt sich der Sieger selbst. Die ersten Septembcrtagc des Jahres 1870, deren Jubiläum wir mit so bc rechtigtcin Stolze begingen, bergen fiir mich die schmerzlichste Erinnerung mei nes Lebens. Fast zur selben Stunde, als die Ent scheidung auf den Gefilden um Scdan fiel, hatten wir den Persuch Bazaines, die Linien des Eiuschlicßungsheercs von Vieh zu durchbrechen, in der Schlacht von Äioisseville blutig zurückgewiesen. Die französische Rheinarniee hatte sich unter die Kanonen von Bietz zrückgezo gen. Das Jägerbataillon No. 1, bei dem ich als Rescrvelieutenant stand, hielt am Abend des ersten September zwischen Servigny und Noisscville. Ich erhielt, den Beseht, mit einer Feldwache durch den Wald westlich von Servigny vorzugehen und gegen das Torf Mey hin zu sichern. Es war eine Illhlc herbstliche Nacht ; ich versuchte deshalb, meinen Zug in einem Gehöft unterzu bringen. Wir fanden auch sehr bald ein kleines Schlößchen, das sich mit sei ncm schönen, tiesbclaubten Park an den Wald lehnte. Es lag ziemlich hoch und gestattete eine Aussicht bis gegen das Fort St. Julien. Wir kamen bei dunkler Nacht an und suchten uns ohne Weiteres Unterkom men. Die Thür zu dem Wohngebäude war verschlossen, auf hcstigcs Klopfen endlich öffnete nur ein alter Dienzr. Was befehle der gnädige Herre?" fragte er deutsch, aber mit starkem An flug dcS elsässischen Dialektes. Ich will meine Feldwache hier ein logiren !" Jawohl, dir gnädige Herre, der Herr Marquis habe angeordnet, daß alles geschehen soll, was von Ihre Sol daten verlangt wird," Das Schloß ist wohl verlassen?" Jawohl, der gnädige Herre; meine Herrschast ischt raus gcsih schon eh' die Feschtung eing'schlosse war." Wir nahmen nach diesen Erkmidigun gen Besitz von dem Schlößchen und quartierten uns in dem Erdgeschoß ein. Ich setzte meine Doppelposten aus, trieb einige Patrouillen bis in die Gegend von'Mey vor, und gestattete darauf den Leuten, abzukochen. Der alte elsässische Diener trat uns mit einer freundlichen Bereitwilligkeit entgegen, er brachte Wein und Lebensmittel, kostete auch ohne weitere Aufforderung vor, um den Verdacht der Vergiftung aufzuheben. Wie ausgezeichnet unsere Stellung ge wählt war, sahen wir erst am andern Morgen. Mein Hauptmann gab mir daher im Einverständnis! mit dem Ba taillon den Befehl, vorläufig in dem Schlößchen stehen zu bleiben. Mir war der Befehl ungeheuer angenehm, denn es herrschte hier s eine behagliche Ruhe, und ich als Forstmann fand mich mitten im Walde, in meinem Element. Ich ging sehr viel in dem schönen wilden Part spazieren, genoß daS prächtige Obst, schoß wohl auch in dem anstoßen den Wald ab und zu ein Paar Kar Nickel, kurz, ich befand mich mit meinem Zuge auf vollständigstem Friedensfuße. Eines Morgens, als ich wieder durch den Park schlenderte, bemerkte ich plötz lich ein helles Sommerkleid in den lan gen Weingöngen. Eine Dame hier vorm Feind?! Also hatte uns der alte Diener doch angelogen. Ich ging auf die Er scheinung zu, prallte aber geblendet von ihrer Schönheit zurück. In den weiten littauischen Forsten aufgewachsen, ohne den Umgang der Gescllschast genossen z haben, fühlte ich, wie linkisch meine Verbeugung sein mußte und wie lächcr lich mein Entschuldigunftottern. Die junge Dame aber hals mir mit liebens würdiger Nachsicht über meine Verlegen heil hinweg. Verzeihen Sie, daß ich mich auf Ihr Gebiet gewagt?" Ich habe um Verihung zu bitten. Aber, wenn ich gestört, s ist ti die Schuld Ihres Dieners, der mich in den Glaube versetzte, das Schloß sei ver lassen." .Das ist ti auch; wir, meine Mutter und ich. wohnen in dem kleinen Pavil lon dort, mein Vater ist verreist." Da mit verbeugte sie sich und verschwand in drr Richtung ihrer Wohnung. Ich blieb stehen und starrte ihr nach, versunken, verträumt. Wenn man sagt, daß es keine Liede auf den ersten Blick gäbe, so kann ich das Gegentheil bewei-, sen. AIS ich der jungen granzsiin in -die Augen gesehen, wußte ich. daß sie Der Jahrgang 16. das Schicksal für mich bedeutete. Wenn je das Wort Diese oder Keine" zu Recht bestand, so war es in meinem Fall. Für meines Landes Feind entbrennen, und mich vernichtet nicht die Scham ?" Ach, in diesem Augenblicke dachte ich an keinen Feind, ich dachte nur an das be zaubernde Geschöpf, und ich zerquälte mein Gehirn, wie ich es ermöglichen sollte, sie wiederzusehen. Ich glaube, ich bin an diesem Tage ein sehr ungnädiger Feldmachkomman deur gewesen. Jedensalls war ich über all zu gleicher Zeit; die ganze Nacht trieb ich mich in der Postenkette herum, ohne Schlaf zu sinken, immer mußte ich an die Begegnung von heute Morgen den ken, immer nur sagen: Diese oder Keine." Am anderen Tage machte ich so sorg fältig Toilette wie zu einem Ball, und begab mich nach dem Pavillon. Ein niedliches Kammerkätzchen öffnete, ich übergab ihr meine Karte. Gleich dar auf kam sie zurück: "Madam la Mar quise vous attend." Ich trat durch eine kleine einflügelige Thür und besaud mich einer schönen, alten Dame gegenüber, die mich freund lich einlud, Platz zu nehmen. Die Kon versation wurde deutsch gcsührt. Die Frau Marquise war sehr viel in Deutsch land gereist und verbrachte jedes Jahr mehrere Monate in Wiesbaden. Sie haben meine Tochter schon ge sprochen, Herr Lieutenant?" Ja, gnädigste Frau!" Sie hat mir von Ihnen erzählt. Die preußischen Offiziere find so höfliche, vornehme Herren. Werden Sie lange Hierbleiben Ich will damit nichts gesagt haben. Lassen Sie es sich wohl gefallen bei uns, bleiben Sie recht lange; ich bin so sehr beruhigt, daß wir deutsche Soldaten um uns haben. Wir genie ßen dadurch einen starken Schutz." In diesem Ton ging das Gespräch weiter. Ich empfahl mich zu schicklicher Zeit. Die Tochter hatte ich leider nicht zu Gesicht bekommen. Ich war aber noch nicht recht auf meinem Zim mer, als mir der Diener eine Karte brachte: Frau Marquise von X. laßt Herrn Lieutenant N. heute zum Diner bitten, gefälligst 7 Uhr." Ich zitterte vor Freude, und kaum konnte ich die Zeit erwarten, die mich mit den Pavillonbewohner zusammen fuhren sollte. Ich wurde empfangen wie ein lieber Gast, und fühlte mich bald wie zu Hause. Das Wesen der beiden Damen hatte so gar nichts Fran zdsisches, sie sprachen von Deutschland wie von einem liebeu Nachbarn und be dauerten den furchtbaren Krieg. Mein armer Mann, er kennt viele deutsche Ofsiziere, ja, mit einigen unter hält er sogar Freuudschast, und viel leicht stehen sie sich schon morgen, Freund dem Freunde, mit gezogenem Degen gegenüber." So ist der Herr Marquis Ossizier?" Ja, er ist Oberst bei der Armee Ba zaines!" Ich weiß nicht, es wurde mir plötzlich so eigenthümlich zu Muthe, ein ganz leiser Verdacht stieg in mir auf. Wenn all diese Liebeswürdigkeit Maske, wenn dahinter der Feind lauerte? ! Fräulein Genevieve setzte sich jetzt an das Klavier und sang ein Zugeständ nis! an den deutschen Jäger eine Arie aus Freischütz. Singen Sie nicht?" fragte mich die Marquise. Für den Hausgebrauch, nicht mehr." Da hatte auch schon die junge Dame das Duett Mäzens und Agathens aus geschlagen. Ich trat an's Klavier, war tcte geduldig mein Stichmort ab und siel dann ein. Die Marquise hörte uns still vor sich hinlächelnd zu und applau dirte lebhast, als wir geendet. Machen Sie uns recht oft das Per gnügen." Ja, kommen Sie bald wie der," siel Genevieve ein, wir wollen I wieder zusammen singen." Sie reichte mir ihre seine, schmale Hand und senkte ihre seltsamen Augen tief in die mein! gen. Ich wurde verwirrt, legte die linke Hand an den Säbel, riß die Hacken zusammen, drückte den Helm gegen die Brust und verbeugte mich tief. Aus Wiedersehen," klang es mir in den Ohren, als ich schon am Thore war, das nur der Diener ausschloß. Befehle der gnädige Herr, daß ich mit der Ladeicht voraus geh'?" Nein, ich danke!" Ich eilte, meine Posten zu revidiren, alles war in größter Ordnung. Im Fort regte sich nichts. Am anderen Morgen traf ich Gene vieve im Garten, mein Herz schlug hef tig, ich hätte fliehen sollen, aber ich hatte keine Kraft; ich war willenlos verliebt in das leidenschastlich schönt Geschöpf. Wir gingen plaudernd auf und ad. Nicht wahr, wenn Sie im Pavillon zufallig meinen Vater treffen, Sie der hasten ihn nicht, er kommt in Pioil." Aber, mein gnädiges Fräulein!" .Wir haben so diel Vertrauen zu Sonntagsgast. Beilage zum Nebraska Staatö-Anzeiger. No. 34. Ihnen, ich baue auf Ihre Ritterlichkeit, mir hätten Ihnen ja verschweigen kön nen, daß er Offizier ist, aber,. ,, thun Sie's mir zu Liebe! Könnten Sie mir nichts zu Liebe thun!" Alles, alles, was Sie wünschen!" Sehen Sie, in der Festung ist es so unbehaglich, mein armer Vater leidet, schonen Sie ihn, wenn er einmal her überkommt, um sich zu laben." Ich wollte noch Einwendiingkii ma chen, aber- die junge Französin wußte mich zu beruhigen. Man könne doch im Salon Freund sein, auch wenn man im Felde gegen einander kämpfen 'müsse. Sie war so schön und bat so herzlich, ich konnte nicht Nein sagen, ich versprach ihr alles! Sie eilte nach dem Pavillon, und ich stand allein. Verrath, rief eine Stimme in mir, Verrath. Du bist Ossizier, lasse Dich ablösen, baue deine Feldwache wo anders auf ' Es vergingen acht Tage, nichts Son derliches geschah, fast täglich war ich Gast im Pavillon gewesen. Wir hatten uns einander genähert, ich fühlte, daß ich Eindruck auf Gcncvieve gemacht hatte. Wenn der unselige Krieg zu Ende ist, kommen wir nach Wiesbaden," meinte die Marquise. Dann besuchen Sie uns," fiel Gene vieve ein, und dann", setzte sie leise hinzu, dürfen Sie mir sagen, was der Herr Lieutenant jetzt verschweigt." Genevieve !" St!" Aber ich hatte sie schon in meine Arme genommen und ihre Lipen geküßt und immer wieder geküßt. Wir hatten die Anwesenheit der Mutter vergessen, und als wir uns umschauten, war ihr Platz leer. Sie ließ uns allein, und mir folgten ihr nicht nach. Wir hatten uns so viel zu sagen, so viel Unwichti ges; das Wichtigste wagte keins zu be rühren, die Hindernisse, die unsere jun gen Neigung fast unüberwindlich entge genftanden. Danach fragen aber Ver liebte nicht. Genevieve ist ihr freier Herr, sie soll den Mann nehmen, den sie liebt. Frei lich muß erst Alles vorüber sein. Unter den Waffen kann sich keine Französin mit dem Feinde ihres Vaterlandes ver loben." Das sahen wir ein. Ich verabschie dete mich, um am Abend wieder zu kommen. Aber Genevieve bat mich, bei meinen Leuten zu bleiben, und zivar mit einem so angstvollen Gesichte, daß ich erschrocken fragte, ob etwas im Werke sei. Sie schüttelte den schönen Kops und wiederholte um so eindringlicher ihre Bitte. Ich eilte zu meiner Feldwache und vermehrte sosortmeine Patrouillen, ser ner befahl ich, zur Nacht die Posten zu Verstürken, und ging zu meinem Haupt mann, ihm die ganze Sache zu erklären. Da ich aber meine Quelle nicht anzu geben wagte, lachte er mich aus, brummte etwas wie Sommerlieulenant in den Bart und ging weg. Ich mußte also allein handeln. Es war eben dunkel geworden, als vorn bei meinem Posten ein Schuß fiel. Eine Patrouille kam gleich darauf im Laufschritt heran. Herr Lieutenant, der Kurschat ist von einem Franctireur erschossen wor den, als er ihn abhalten wollte, die Postenkette zu überschreiten. Wir haben den Kerl scft. Der Oderjäger Marburg bringt ihn her." Wenige Minuten später stand ich dem Marquis, dem Vater meiner Braut ge gevüber, er war in Civil, also ein Franctireur. Das eiserne Gesetz des Krieges besahl mir, ihn zu erschießen. Ich konnte ihn nicht retten. Darum also hatte mich Genevieve ge warnt, der Vater wurde zum Abend im Pavillon erwartet. Die treue Seele wollte mich vor einem Konflikt mit mei ner Pflicht bewahren. Der Prozeß war kurz. Mein Haupt mann hatte unerbittlich den Tod des Marquis befohlen. Es wurde ihm er laubt. Abschied von seiner Familie zu nehmen. Tann trat er ruhig vor die neun Gewehre. Er hatte als letzten Wunsch die Anwesenheit seiner Frau und Tochter bei der Exekution erbeten. Trotz meines E.insrruchcs gewährte der Hauptmann diese Bitte. Genevieve hielt meinen Arm. der Kompagnieches hatte der alten Marquise galant den seinen gereicht. Jetzt kommandirte unser jüngster Lieutenant: Bataillon soll chargiren geladen ! Legt an Feuer ! Plötzlich ein Schrei mein Vater und Genevieve flog dem Marquis an den Hals Ich schlug dem näch ften Jäger das ßtewehr in die Höhe. . . Stopfen! schrie ich Zu spät, sie lang entseelt über ihrem Vater G l l a n t s ch. Tie goldene Hoch' zeit feierte das Wramentsche Ehepaar zu Patulin-Husen. Rache ist süh. Hiimorcske von 81. ?enef. Oskar Fröbel war Buchhalter in einem Vaulgeschüfte ; er hatte die feste Absicht, sich demnächst zu erheiralhen ; deshalb erschien eines Tages eine An nonce in der Zeitung, in welcher ein strebsamer, gebildeter junger Mann von angenehmem Aeußern und gesicher ter Stellung" eine Lebensgefährtin mit etwas Vermögen" suchte. Acht Tage darauf sah man in dem Garten eines größeren Sommerlokals eine junge, elegante und auch hübsche Dame erscheine, die in der Hand eine Nelke trug. Alsbald nahte sich ihr ein junger Mann, dessen Knopfloch eine Nelke zierte. Das war Oskar, und die Dame war die Offerte, die ihm passend erschienen war. Sie hieß Lina und war eine sogenannte Jünsgroschen" Rentiere. Die Beiden setzten sich, plauderten lange zusammen, wobei Lina mehr mals jungfräulich erröthete. Sie er ließen den Garten als Verlobte. Wie prosaisch und alltäglich! Aber jetzt kommt der poetische und außergewöhn liche Theil. Lina hatte eine Freundin, eine sehr reife Jungfrau, Namens Sabine. Die biedere Sabine war lang und hager, etwa siebenunddreißig Jahre alt und hatte ein ziemlich runzeliges Gesicht, dazu eine lange, spitze, geröthete, von einem permanenten Schnupfen geplagte Nase. Zuweilen machte sie lyrische Gedichte, die aber keine Zeitung ab drucken wollte. Sie hatte etivas Ver mögen, und man sagte ihr nach, sie sei verlobt gewesen, ihr Bräutigam habe sich aber kurz vor der Hochzeit erschossen. Sabine sand die Art, wie die beiden jungen Leute zusammengekommen wa ren, höchst prosaisch. Sie sandte an Beide anynyme Briefe und schalt sie aus, onß sie sich so verschacherten. Sollte dies nicht blos Neid gewesen sein? Die arme Lina machte sich über den Inhalt des Briefes so viele Vor würfe, daß sie, wie man zu sagen pflegt, kopsscheu wurde. Ist es denn Mahr, daß unsere Hei rath eine Schacherheirath sein wird?" sagte eines Tages Lina zu Oskar. Er wurde ärgerlich. Das hat Dir der alte Drache, die Sabine, eingeblasen," sagte er. Alter Drache?!" rief Lina entrüstet. Meine beste Freundin so zu beschim psen !" Und doch ist sie ein alter Drache!" Abscheulicher!" Nicht so abscheulich, wie diese Sa bitte!" Ein Wort gab das andere, man zankte sich, und Oskar schied im Zorn. Am anderen Tage schickte man sich Ringe und Geschenke zurück, und das auf dem nicht mehr ungewöhnlichen Wege der Zcitungs-Annonce entstandene Verlöbniß war gelöst. So ist's recht!" rief die Freundin Lina's. Tie Männer taugen alle nichts!" Das ist übertrieben," antwortete Lina. Oskar fühlt sich doch Unglück lich, ebenso wie ich." Und sie brach in Thränen aus, Sei nur ruhig," tröstete die Freundin. Ich werde Dir beweisen, wie verderbt die Männer sind." Am anderen Morgen las man im Stadt-Anzciger" folgendes Inserat: Eine Dame mittleren Alters mit Vermögen, sucht eine paffende Partie. Ernstgemeinte Gesuche u. s. w." Diese Anzeige wurde dem verlassenen Oskar roth angestrichen zugesandt. Dem jungen Buchhalter ärgerte es sehr, daß diese Verlobung zurückgegan gen war, und er beschloß, Lina zum Trotz, nun die erste Beste zu hcirathen, die Vermögen hätte und für ihn zu ha den wäre. Stolz wollte er mit ihr dann in einer Droschke an dem Fenster der Wohnung seiner srühcrcn Braut vorüberfahren, um zu zeigen, daß er die Auswahl ha ben könne. Die eingesandte Offerte erschien ihm eben recht. Er machte seinen Antrag urft) erhielt nach acht Tagen ein zierli ches Billet, das ihn in eine genau be zeichnete Laube eines großen Easegartens bestellte. Er sollte eine Kornblume in der Hand, die Dame eine solche am Bu sen tragen. Wer mochte das wohl sein ? Auf alle Fälle beschloß Oskar Fröbel, sich die Sache etwas näher anzuschcn, und fuhr, tadellos gekleidet, nach dem Orte des Rendezvous. In elegantester Haltung trat der junge, ehelnstige Buchhalter, die Kornblume in der Hand, in die Laube und sand dort die Tra gerin der anderen Kornblume vor, es war Sabine. Oskar schrak zurück, und Sabine lachte laut auf. .Da kommt ja der glückliche Bewcr- der," rief sie laut, seien Sie herzlichst willkommen!" Und sie schien vor Lachen ersticken zu wollen, während in demselben Augen blick Lina am Eingange der Laube er schien. Ah, nnn siehst Du, was Du ver loren hast," sagte die Freundin zu Lina und schien in einen Lachkrampf verfallen zu wollen. Lina sagte kein Wort. Oskar lief es eiskalt über den Rücken; er sah, daß er sich unsterblich blamirt hatte. Nichtswürdiger alter Drache!" rief er und stürzte wie ein gehetztes Reh von bannen. Die Schande drückte ihn nie der. Erst wollte er sich erschießen. Aber er hatte kein Pistol. Tann wollte er sich erhangen. Aber er hatte keinen Strick. Dann wollte er sich ertränken. Aber er besann sich, daß das Waffer keine Balken habe, und so kam es, daß er an dem Abend dieses verhängniß vollen Tages nicht e r trunken, sondern b e trunken nach Hause gebracht wurde.. Im Katzenjammer brütete er Rache, und bekanntlich kommen über den Wen scheu in solch' einem Zustande allerlei schwarze Gedanken. So auch dem armen Oskar. Man hörte in den nächsten Tagen nichts von ihm, außer daß Lina erfuhr, er habe infolge seiner Blamage die Stadt aus immer verlassen. Die junge Dame vergoß doch einige heimliche Thränen, erholte sich aber wieder an einigen grim migen Liedern von der Untreue der Männer, die Freundin Sabine eigens sür diesen Fall gedichtet hatte. Indessen hatte Oskar Fröbel das schreckliche Ei der Rache ausgebrütet. Im Stadt-Anzciger" erschien einige Wochen nach des jungen Mannes Ab reise wiederum ein Heirathsgesuch nach folgenden Inhalts: Ein Kaufmann mit sicherem Ein kommen sucht zur Gattin eine gebildete Dame gesetzten Alters. Es wird weder aus Vermögen noch auf körperliche Vor ziige Geivicht gelegt. Tagegen muß die Dame Verständniß für Poesie haben, mit welcher sich der Antragsteller in sei nen Mußestunden beschäftigt. Ernst gemeinte Gesuche u. s. w." Sabine las natürlich auch den Stadt-Anzciger", und die Spalte, in welcher die Heiratsannoncen zu stehen pflegten, erregten immer ihre besondere Aufmerksamkeit. Tas war ja ein An gebot in optima forma, ein Angebot, welches auf sie paffen mußte, wie auf keine andere in der ganzen Stadt. Als sie sich die Nase in Ordnung gemacht hatte, nieinte sie vor dem Spiegel, vor den sie getreten war: Run, gar so übel sehe ich nicht aus." Line trat ein und sie zeigte ihr das Inserat. Da ivcrde ich schreiben. Was meinst Du?" fragte sie im verschämtem Tone, doch mit funkelnden Augen. Aber ist das nicht alltäglich und prosaisch?" fragte Lina naiv. Du siehst doch, unerfahrenes Müd chen," brauste Sabine auf, daß es sich hier um Poesie handelt." Wie Du meinst," antwortete die verlassene Dame wehmüthig. Du hältst mich wohl nicht für ge eignet?" sagte Sabine lauernd mit einem bösen Ausleuchten ihrer grauen Augen. O, doch," antwortete die Eesragte gelaffen. Dann begleitest Tu mich, wenn ich ein Rendezvous angeboten bekomme." Sie schrieb und hatte den Muth, eine, und zwar ihre Photographie bei zulegen. Schon nach drei Tagen kam die Ant wort und war ihr günstig. Sabine wurde eingeladen, sich mit einem Beil chcnstrauß auf einem schönen Aussichts Punkt, einem Pavillon in den An lagen des über der Stadt liegenden Schlaffes, in früher Morgenstunde ein zu finden. Siehst Tu," rief sie, so lohnt sich ein poetisches Talent. Wie herrlich wird ein Zusammenleben mit solch' einem Manne sein!" Ja," meinte Lina gleichgiltig, mel chcr dir Freundin nun zuwider geworden war. Aber Tu begleitest mich doch?" fragte Sabine. Es ist nicht gut, wenn ich so allein dem fremden Manne gegen übertrete," sagte sie, Verschämtheit heu chelnd. Nun ja," antwortete Lina und murmelte: Vielleicht diene ich auchchcm Herrn zum Schutze!" Was sagst Tu?" rief jene argwöh nisch. Nichts; ich begleite Tich ja!" Tu scheinst mir neidisch zu sein." Die Verlassene antwortete nichts dar aus und empsahl sich. Am anderen Morgen sand sich Sa dine, von Lina begleitet, jrühzeiiig in dem Pavillon ein. Sie brannte vor Ungeduld und Spannung. In der Hand trug sie einen mächtigen Beil chenstranß, der als verabredetes Erlen lingszeichen dienen sollte. Plötzlich erschienen drei fremde Her ren, welche den Eingang zum Pavillon besetzten. Die beiden Damen staunten, Sabine zitterte vor Spannung da trat Oskar Fröbel triumphirenden Ant litzrs ein. Nun," sagte er spöttisch, schöne Dichterin Sabine, Sie wollen mich also wirklich in meinen Mußestunden glück lich machen?" Damit hielt er ihr einen Brief hin. Tie mitgebrachten Zeugen aber brachen in ein homerisches Gelächter aus. Sabine siel in Ohnmacht, Liua er röthcte. Oskar aber sagte zu ihr: Du siehst nun, daß wir uns von diesem alten Drachen haben unnöthiger weise entzweien lassen; komm', laß uns nnn wieder Frieden schließen und uns versöhnen. Ich habe eine glän zcnde Genugthuung. Komm', Lina!" Lina siel ihm um den Hals und weinte vor Freude. Einer der Freunde aber sagte: Es ist . gut, daß Ihr Euch nun kennt. Hoffentlich habt Ihr eingesehen, daß der Weg der Zeitungsannoncen ein ge sährlicher ist." Das Befinden der Gänse. Von Lord Ponsonby, dein jüngst ver storbene Ceiemonienmeister der Köni gin von England, erzählt der Komiker Toole eine lustige Geschichte: So oft eine Künstlerin oder ein Künstler in Windsor oder Balmoral aufgetreten war, schickte Lord Ponsonby am nächsten Tage an ihn ei Telegramm des Wort lautes: Ihre Majestät war sehr er sreut, zu erfahren, wie es Ihnen oder (wenn es eine ganze Truppe war) wie es den geehrten Mitgliedern Ihrer Truppe ergeht, und wie dieselben ihre Reise bestanden Habens Von mir bitte ich denselben den Ausdruck meiner hoch achtungsvollen Gefühle bekannt zu ge ben, Ponsonby." Eines Tages hatte auch Rodgers Pratt sich mit seinen dres sirten Gänsen vor der Königin und den Kindern des Herzogs von Connaught produzirt. Und was bekain er am nächsten Tage? Das Telegramm: Ihre Majestät wäre sehr erfreut, zu ersah ren, wie es den Mitgliedern ihrer Truppe ergeht und wie dieselben ihre Reise bestanden haben. Von mir bitte ich denselben den Ausdruck meiner hoch achtungsvollen Gefühle bekannt zu ge den. Ponsonby." (kine 'ergSIjliche Missdeuku so schreibt man der Voltsrundschau" hat kürzlich ein Schreiben vom General kommando in der LUncburger Haide er fahren. Ein Baucrnsohn hatte sich zur Einstellung bei der Garde gemeldet. Nach einigen Tagen erhält er Antwort. Als er den Brief gelesen, sragte er za gend seinen Vater: Vadder, der, kannst Tu mi, wenn ick na'r Garde kome, woll noch 100 mehr mitgäven, denn dat Ge wehr mut ick mi siilpst löpen." Wis den Breis mal her. Junge," sagte der Vater, setzte seine Brille auf, las auch und sagte dann: Ja et is richtig, da steit et, dat mag wer bi de Garde woll nich anners gähn." Die Behörde hatte in dem Brief zum Schluß geschrie ben: Eine Gewähr sür Einstellung kann nicht geleistet werden." Tie Schneeflocke. Ich saß am Fenster und sah in Ruh' Dem Schneegestürme des Winters zu. Die Lüfte durcheilend zum Erdenziel Trieben die Flocken ihr tolles Spiel. Da siel mein Blick so von ungefähr Auf ein einziges Sternchen im weißen, Meer Und es kam mir dabei just in den Sinn, Daß dieses Flöckchcn ich selber bin. Schnell schloß ich die Augen, ich mochte es nicht seh'n, Wohin die Wirbel, die wilden mich wch'n. Wenn Du willst, daß ich morgen Abend kommen soll, schick mir einen Brief in die Käsern'!" Wer soll mir denn den Brief be sorgen?" Kannst Du denn Deine Madam' nicht schicken?!" Unverändert. A. : Hast Tu Lchmann in Norderney getroffen?" B. : Ja!" A. : Na, hat er sich sehr verändert?" B. : Nicht ein bischen, er hat mich sofort um sllnfzig Mark angepumpt!" ?chän ausgedrückt. Soldat (aus dem Manöver zurückgk kehrt): Rieke, an Tich habe ich immer fort gedacht, die Bratwürste, welche Tu mir mitgegeben, zogen sich durch's ganze Manöver als rother Faden." Der ubre Grund. Anwalt: Warum sind Sie denn im Gefängniß?" Sträfling: Weil ich nicht heraus kann." WM möglich. .Sie sagen. Sie hätten sich Ihr Geld sauer erworben? Tas stammt doch Alles von Ihrer Frau?" Na ja, die bad' ich mir eben sauer erworben." cnszki eines khemnncs. Ich weiß nicht, meine Dienstmädchen rändern sich alle Augenblick mein Frau nie!"