Guhn Morn, Dicllicbdjcn!" Humoreske uon I, Schnchardi, Der Prorektor der Uiitoerfitiit H. gab in seinen schönen, eleganten Gesell' schastsraumen den alljährlich üblichen großen Hausball. Eine stattliche Schaar bewegte sich im Fcstschinuck durch die glänzenden Säle; die reiferen Mitglie. der des Festes unterhielten sich durch an regenden Gedankenaustausch oder durch Betrachtung der reichen Fülle des gebo tenen schlichen Schmuckes; und die Ju gcnd gab sich voll und ganz dem Ent zücken des Tanzes hin, während ein gu tcs Musikcrquartctt seine feurigen Wei sen ertönen ließ. Wohl am eisrigstcn von allen jugendlichen Tänzern widmete sich heute dem Dienst Tcrpsichores ein flotter Korpsstudent, der seinen Geführ ten durch seinen unverwüstlichen Froh sinn, seine wiegen Einfälle stets voran leuchtete: Claus . Frcysing, ein viel versprechender angehender Kandidat der edlen Heilkunde. Der dunkelblonde Krauslovf, das energische und intelli- - geilte Gesicht mit den blitzenden blauen Augen hatten den lungen Mann unve dingt sür eine Schönheit gelten lassen, selbst vor verwöhnten Bialerblickcn wenn nicht die rechte Wange des jungen Herrn durch einen ziemlich grogen, quer lausenden Hieb etwas- entstellt wäre; allerdings galt es ja als Ehre, solche Narben der rühmlichen Fechlkunst auf dem Antlitz zu tragen. Auch machte dies Zeichen der Tapferkeit den Staden ten bei den jungen Damen seiner Be kanntschaft doppelt interessant, und bei feinen sonstige liebenswürdigen Eigen schasten konnte es Claus als Tänzer und Gesellschaltcr nirgends an Glück fehlen. Heute befand er sich in bcson ders angeregter Stimmung, die sich im Berlanf des Abends z einer wahren Glückseligkeit, ja zu tollem Uebcrmuth steigerte Er war nämlich verliebt nicht zum ersten Mal, aber diesmal gründlich und tiefgehend und zwar wie es ihm gar nicht anders möglich schien in die jüngste und reizendste Ballerscheinuna dieses glänzenden Krei- scs. Emmeline, die Tochter des Justiz raths und Professors Santes, war die Erkorene seines Herzens geworden, ihr widmete er heute seine Huldigungen sast ausschließlich und suhlte sich glücklich, ihr bevorzugter Ritter zu sein. Wenn er mit der zierlichen, schlanken Elfen gestalt im feurigen Walzer dahinflog, wenn ihre großen Zichaugen mit solch' glücklichem Schimmer des Verständnisses zu ihm aufgeschlagen wurden, wenn der Tust der Maiglöckchen, die sie am lustig flatternden rosa Kleide trug, zu ihm hinströmte und der leichte Schlag ihics Elfenbeinfächers ihn neckisch berührte, glaubte Elans von Freysing im Him mel zu sein wenigstens nicht weit davon, im Paradies reinster Jugend freude waren sie beide! Die jungen Leute kannten sich übrigens schon lange; doch war das reizende Kind dem Stu denten bisher als unbedeutendes Back fischchcn erschienen, dem er noch leine Aufmerksamkeiten zuzuwenden sür nö thig hielt, als daß er manchmal mit ihr scherzte; sie hatte dann ein so aller liebstes, silberhelles Lachen, das auch den ärgsten Griesgram aufheitern konnte. Aber heute erblickte Claus sie als aufgeblühte Rose und ward zum ersten Male von einem eigentlichen Zauber berührt und gefesielt, als er sich Emilie näherte. O Jugend, o schöne Rosenzeit! Die Wege, die Stege find mit Blumen bestreut!" So klang cZ in ihm in Erinnerung eines frischen Liedes, das er kürzlich vortragen hörte. Als schönstes Ziel seiner Wünsche erschien ihm an diesem Abend der Gedanke: immerfort so im fröhlichen Neigen an der Seite dieses entzückenden Mädchens dahinzuschweben. Doch die Augenblicke solchen Bergnii gens verschwanden nur allzuschncll. Wie in einem Kaleidoskop, das von Kinderhand hin- und hergeschüttelt wird, wechselten die Scenen des Balles immer buntfarbig schimmernd, doch stets neu und verschieden; nach den Freuden des Tanzes folgte zum Schluß ein auserlesenes Souper den älteren Herrschaften, die schon etwas abgespannt waren, eine angenehme Abwechselung und den jugendlichen Paaren yin Aus ruhen und gemüthlichen Plaudern eben- falls willkommen. Elau,i führte natür lich Emmeline zu Tisch, und die Beiden unterhielten sich herrlich, bald leise plau dernd, bald von dem feurigen Weine genießend, der die Glücksstimmung ihrer Gemüther noch erhöhte. Bon den Speisen konnten sie nur wenig kosten, denn sie halten sich zu viel zu erzählen. Zum Schluß, den die jungen Leute gar nicht herbeisehnten, kam das wunder hübsch arrangirte Tesicrt; unter Blu men und einem Ausbau von goldpa pierenen Knallbonbons lockten allerlei Südsrüchte zum Genuß; Datteln, Fei! gen, Traudcnrosincn und die ge- heimnikvollen Krachmandeln. Nach-i Couvert, aus das er in verstellten Zügen dem unier Freund Claus ein halbes Emmelincns Adresse hinwars, in die Tußend Bonbons mit seiner Partnerin! Hand und hängte, als ErsaK, seine aufgeknallt hatte, wobei Emmeline dik!Touristcntasch um die Schultern; so gebräuchlichen kleinen Schreckrufe aus-! hoffte er, seine Rolle s korrekt als mög gestoßen und ihr Nachbar die fentimen-1 lich zu spielen; Jedermann würde ihn talcn Verse aus dem Papiers! reischen sür den Briefträger ansehen, wie er jetzt pathetisch vorgelesen hatte z. B.:!in seiner Verkleidung aus die ruhige Tu. Tu liegst mir im Herzen, Tu. Straße trat. Stramm und munter Tu liegst mir im Sinn!" oder: Wie schritt er grade auf das Haus des Ju dieser Zucker, süß und fein, Mög', Lieb-! ftirathcS zu; doch konnte er ein chen, Teine Zukunit sein!" ging eS end- rascheres Herzklopfen und tieferes Er lich zum Biellicbchencncn, ohne das ein , röthen, als gewöhnlich, nicht unter Soupn mit seiner Herzensdame ja gar! drücken. nicht denkbar ist. Verstohlen, ohne daß j Er hielt vor ter Hausthür an die Nachbarn es sehen sollten, öffnete man die bedeutungsvollen Maudelscha len so leise als möglich und rich tig! Da lagen die Toppelkörner so vollkommen, wie eine rechte Krachman dcl sie immer enthalten sollte. Der süße Fund wurde getheilt, verzehrt, und über die Bedingungen des Spieles be rathen. Das meist gebräuchliche I'y pense" wurde, als zu oft dagewesen, bald abgelehnt, und man beschloß zu letzt, daß derjenige gewinnen sollte, der am nächsten Morgen beim möglichen Wiedersehen dem Andern den ersten Gruß mit den Worten: Guten Mor gen, Viclliebchen!" darbringen würde. Rasch wurde dieses noch verabredet denn schon erhob sich die Gesellschaft zum Aufbruch, dem, nach der üblichen Cere monic des Gesegnete Mahlzeit"-Wün-schens, der als viel zu früh betrachtete Abschied auf dem Fuße folgte. Alles in der Welt ist vergänglich, also auch der Jugend schönstes Zauberfest, eine Tanzgesellschnst! Mit lieblichem Nki gen des braungclockten Köpscheas, mit ieisc geflüstertem Gute Racht"-Gruße hatte Emmeline ihren Ritter vcrabfchic det und Claus wanderte seiner Stu- dentenivohnung zu, während seine holde Tänzerin von den eilenden Rossen einer Droschke, die der Vater Justizrath und Tante Susanne, die Beschützerin Eiiimc lincns, mit ihr theilten, vo bannen entführt wurde. Die rosenfinqcriqe Eos stand schon am Himmel; Claus brauchte sich gar nicht von ihr wecken zu lassen, denn er hatte überhaupt kaum geschlafen. Er dachte unablässig über einen Plan nach, wie er das liebe Mädchen zur Morgen- fiühe überlisten und ihr das Spiel ab- gewinnen könnte. Denn daß sie ihn be- siegte das wäre seinem Ruse al; Tausendkünstler, als witziger Kops be- deutlich geworden, das durste überhaupt Nicht sei! Allein so viel er grübelte, es wollte ihm diesmal' nichts Passendes einfallen. Eigenthumlicher Weise lag seine Wohnung der des Justizraths Sauten schräg gegenüber in derselben stillen und vornehmen Straße, aus der nian schon der ganzen, meist aus ange sehenen, bekannten Familien bestehenden Nachbarschaft wegen einen auffallenden lllk gar nicht ausführen konnte. Wenn Clans den einfachsten Weg wählte und zur Besuchsstunde in das justizräthliche Haus träte, wäre er längst vom Fenster aus bemerkt worden, und jede Ueber- raschung wäre als ausgeschlossen zu be trachten. Auch ließ sich Emmeline gar nicht so leicht besiegen; sie hatte mit allerliebster Energie darauf gepocht, ihm diesmal gewiß zuvorzukommen! Was thun? Ein lustiger Student ist nie lange um einen Scherz verlegen: und so führte die Gunst des Augenblicks auch unserem Freund einen herrlichen Ein fall zu. Früh um acht Uhr kain der Briefträ ger die Straße herab zewandelt, um seines wichtigen Amtes zu walten und von Haus zu Haus den Inhalt seiner Ledertasche zu vertheilen. Claus sprang wie eleltrisirt auf und begrüßte den Jünger Stephans mit wohlwollendem Lächeln. Wollen Sie mir einen großen Gefallen thun?" fragte er und blickte begehrlich auf die schmucke Tienstuniform des Postmannes. WaS wünschen der Herr Studios?" war die etwas verwun bette Antwort, nachdem der Bote des Weltverkehrs niit bedauerndem Kopf schütteln schon erklärt hatte, daß es heute keinen Geldbrief gäbe was indeß Claus ziemlich gleichgültig ließ. Mensch, seien Sie mir ein Retter in großer Verlegenheit!" rief er; borgen Sie mir auf eine Viertelstunde Ihr Tienströcklcin Ihre Ledertnsche! Seien Sie gemüthlich; eS handelt sich um einen harmlosen Scherz. Sie bleiben hier in meinem Zimmer, v verkleide mich rasch als Briesträger und eile in ein gegenüberliegendes Haus, gebe dort ein Billetchen ab und komme sofort wieder, damit wir den Kleidungs tausch vornehmen und Sie nach kurzer Pause Ihre Wanderung fortsein kün- neu. Nur zehn Minuten dann löse ich Sie ab, und Sie haben mir einen wichtigen Dienst erwiesen, für den ich erkenntlich sein werde!" Es geht eigent lich durchaus nicht es ist gegen alles Tienstreglemcnt!" betheuerte der Post böte; aber was sollte er gegen die drin- gende Bitte, des nngen Herrn machen, zumal sie durch einen klingenden Hände druck ein blankes Fünsmarkstück ent haltend bekräftigt wurde? Der Ctcphansbote ließ sich bewegen, auf den Scherz einzugchen; Claus warf ihm eine alte Hausjoppe zu und kleidete sich eilig in das Gewand eines Postmannes. Er sah außerordentlich schmuck darin aus, die Haare wurden mittels Pom made und WasierS so glatt als möglich gestrichen, und Claus gab seinen Ge sichtszügen den ernst-wichtigen Ausdruck, der nöthig war, um Vertrauen zu er- wecken. Nur die Tasche mit den Brief schasten wollte der Dienstbeflissene ihm auf keinen Fall überlassen, so nahm Claus ein rasch zusammengefaltetes täuschte er sich nicht, so blickte oben aus der Belelage, wo Santens wohnten, ein wohlbekanntes schönes Kopschen mit einiger Erwartung im Blick, aber so völlig nbesangen, daß er überzeugt war, Emmeline habe ihn nicht erkannt, Da, als er in den unteren Vorplak trat kam ihm aus einer Seitenthür ein alter Herr, der wunderliche Gelehrte, Professor Hahnemeher, entgegen. Im langen buntgeblümten Schlafrock, eme gro Pfeife in der einen Hand und in der andern ein hochgelehrtes Buch haltend, sprach der alte Sonderling den der- meintlichen Briefträger an: Haben Sdk wohl etwas Neues für mich vor rüthig? C'wa die schon lange erwar tete Korrektur vom ersten Bogen meines großen Werkes: .Ueber den Gedanken der SUdsee-Jnsulaner?' ES wird ein epochemachendes Buch werden." Be dnure unendlich, Herr Professor cs ist nichts für sie da!" stammelte Claus, voll Verlegenheit feine Reisetasche öff nend, welche eine bedenkliche Leere auf- wies. Lassen Sie mich selbst nach sehen!" bat der Professor und inspizirte die Tasche, wobei er einen vorjährigen Ellenbahnplan und eine alte Hotclrech nung vom Jnselsberg in Thüringen fand; Höchst merkwürdige Druck sachen alles unfrankirt!" murmelte der Professor, sich ränspernd, und legte die Dokumente in die angebliche Post tasche zurück. Tann kam ihm ein plötz licher Einfall: Ich bitte um zehn Briefmarken, lieber Mann,"- sagte er mit Würde und zog ein Geldtäschchen aus den Falten seines Schlafrockes. Leider bin ich mit Marken heut' nicht versehen," stotterte Claus Freysing, sich immer unbehaglicher und verlegener fühlend. Dabei hingen seine Augen mit schmerzlicher Sehnsucht an der Treppe zur Beletnge. Endlich gab ihm der Proscffor mit verwundertem und mißbilligendem Kopsschllttcln den Weg frei, Niid indem er noch den Wunsch anssprach, morgen die ersehnte Korrck tur zu empfangen, schlug er den Weg in sein Studirzimmer ei, wo er mit Zu rücklassung eines kräftigen Pfeifen qualms verschwand wie Jupiter in einer drohende Gewitterwolke. Claus athmete erleichtert auf und stürmte die Treppe empor. Er zog die Klin gcl ah! wirklich! Das Glück übertraf seine kühnsten Erwartungen: Emmeline selbst im blauen Morqen- gcnkleide, ein zierliches Spitzenhäubchen auf dem Lockenkopf, öffnete ihm die Thur und blickte so harmlos auf feine Tasche, als wäre kein Gedanke an Claus Frehsing in ihrem Köpfchen vorhanden. Haben Sie Briefe für unsere ssa- milie?" fragte sie freundlich, und Claus konnte sich nicht enthalten, seine Rolle nach Herzenslust weiter zu spielen! Er legte das vorbereitete Couvert in die Hand des jungen Mädchens und sprach mit erstellter Stimme: Ein Privatbrief, den ich die Ehre habe, in Ihre eigenen Hände, niein Fräulein, niederzulegen! Möge er eine angenehnie Nachricht enthalten!" Tanke, o danke!" rief das Fräulein erfreut aus und fugte mit lieblicher Gute hinzu: Soll ich Ihnen eine Tasse Kaffee aus der Küche holen? Sie sind gewiß früh ausgestanden, und es ist kalt draußen Das Brieftragen muß ein harter Dienst sein". Von dieser Freundlichkeit entzückt, konnte Claus seinen Frohmuth nicht länger bezwingen und rief nt ülw mllthig jubelnder Stimme: Guten Morgen, Vielliebchen! Gewonnen, mein gnädiges Fräulein!" Damit riß Claus die Dienstmütze vom lockigen Haupt herab und gab sich der überraschten Dame seines Herzens zu erkennen. Ein melinc stand eine Weile sprachlos da; dann aber öffnete sie ihr Korallenmünd chen uiid rief in heiterster Ueberraschung aus: Sie Herr von Freysing? Sie spielen den Briesträger?! Aber wirklich, Sie haben mich gut überlistet!" Und indem sie ihren schalkhaften Verehrer staunend mit den großen Augen ansah, ließ sie wieder ihr silberhelles Lachen er tönen so klar und sonnig klang es, als wenn ein Bächlein im Walde über Moos und Blumen rieselt; so kindlich heiter und fröhlich, wie in der frühesten Zeit ihrer Bekanntschaft, und doch noch ganz eigen, ganz anders wie früher ' denn aus dem Kinde war eine liebliche Maid geworden. Tann aber that sich eine Thür auf, und eine hohe, stcifauf gerichtete Fraucngestalt in grauem Ee wände erschien im Rahmen derselben das war Emmelinens Tante, und bei ihreni Anblick eilte Claus ohne weitere Worte die Treppe hinunter; denn mit Tanten ist nicht gut zu spaßen. Der Vielliebchcnscherz führte im Laufe der Zeit zu einer immer näheren Be kanntschaft der Bcthciligten und endlich zu dem glücklichsten Ausgang ihrer Her zensgeschichte. Claus Frcysing, der lie benswllrdige Gesellschafter und eifrige Jünger AcskulapS, ist jetzt eine hervor ragende Iroke aus dem Felde der medi zinischen Wiffenschast geworden und hat Emmeline, als seine geliebte kleine Frau heimgeführt. Tcr gelehrte alte Pro scffor merkte, in seinen Büchern und Schriften vergrabe, wenig davon, daß sich über seinem Tenkerhaupte, in der ersten Etage, eine glückliche LiebeS und Verlobungsgcschichie abspielte: er stand ja, ganz an seine Studien gefesselt, nur in oberflächlichem Verkehr mit den Hausgknoffen. Einst erzählte er einem Kollegen, der ihm seine Anerkennung über des Proseisors neues epochemachen- des Werk: Tie Südsee Insulaner" aussprach. einige interessante Beobach tungen, die er über den i'haralter lenes wilden Volles ,m Vergleich mit den ! kultivirten Europäern gemacht habe. ! Es bleibt wahr, was der alte Dichter sagt: Die Wilden sind doch bessere Men schen!" meinte der Professor; trotz ihrer kriegerischen Tapferkeit haben sie eine sanftere, harmlosere Geniüthsart bewahrt, als die hochcivilistrten Euro, päcr. Denken Sie nur, daß ich neulich einen Postboten traf, der über der Wange eine Schramme tiug einen regelrechten Studentenschmiß, möchte man sagen; demnach hatte sich dieser Mensch gewiß im Zweikampf mit einem Gegner gemeffen was vom Stand- punkte humaner Anschauungen gar nicht zu billigen ist ! Wahrlich, die wilden Südsce-Jnsulaner sind in dieser Hin sicht besser und friedfertiger von Charnk ter, als wir Vertreter der höchsten Kul tur!" So sprach Proscffor Hahne meyer, ohne zu ahnen, daß im Dienste Gott Amors ein lustiger Studiosus jenen Postboten gespielt hatte. Die Andere.' Episode ans einem Mädchcnlcbc,,, Viel Hoffnung hatte sie nicht mehr gehabt nämlich aus einen wie die verehrten und scharfsinnigen Leserinnen zweifellos schon errathen haben werden Mann; und obwohl Fräulein Anna immer noch, was man ein ganz passa bles Mädchen nennt, war, so schwanden die Lenze doch mitleidslos schnell dahin ; die Dreißig rückte in immer unheini lichere Nähe, und noch war Fräulein Anna nicht im Geringsten verlobt. Da, im Frühling dieses Jahres, kam in das graue Einerlei ihres Lebens, Fräulein Anna, seit einer Reihe von Jahren in einem hiesigen größeren Ma- nufakturwaarenaeschästalSComptoristin thätig, lebte mit ihrer Mutter und einer um Vieles jüngeren Schwester ganz ein- gezogen eine ebenso unerwartete wie freudige Abwechslung. Eine gleich alterige Freundin aus dem kleinen weck lenburgischen Städtchen, in welchem Fräulein Anna ihre Jugendjahre vcr lebt, lud zu ihrer Hochzeit ein, und nachdem der erbetene dreitägige Urlaub anstandslos bewilligt worden war, langte Fräulein Anna im Koffer ein Bisou von einer Hochzeitsrobc an einem wn Verschönen Maitage auf dem Miniatur- bahnhof des kleinen Städtchens an : Nein, Annchen," rief ihr die sie erwar tende Freundin munter entgegen, was Du noch frisch und jugendlich aussiehst! Einfach grandios! Und ewig schade wäre es, wenn Du keinen Mann be glücken solltest. Na, wenigstens hab' ich für 'n netten Tischherrn gesorgt. Rathe, wen !" Doch nicht etwa Fritz D.?" kommt es unsicher und ängstlich von Fräulein Annchens Lippen. Nein, was Du für 'ne Animus hast! Natürlich, wen sonst als Fritz D., und ich denke " Aber ich hörte doch, daß Fritz schon längst nicht mehr hier in Tr. sei." Ist ja auch über sf Jahre fort gewesen. Seit letztem Winter aber ist er bei uns wohlbestallter Lehrer, Küster! und Organist, und wenn er nur noch halb so sur Dich und Deinen blonden Zops Tu hast ihn doch noch? natür lich! schwärm wie als Junge, na, dann, Annchen, stehe ich für nichts." Und bei der Hochzeitstafel saßen sie denn nun nebeneinander, Herr Fritz D. und seine Jugendliebe. Und wer Fräu lein Annchen heute sah, mit den vom Glanz der Kerze und der Festesstim mung jugendsrisch gcrötheten Wangen, den lust- und lebensprühenden braunen Augen, der hätte sicherlich in ihr nicht das stille, scheue, alternde" Mädchen wiedererkannt, die Tag um Tag über ihren Büchern faß und jugendlichen Regungen kaum noch zugänglich schien. Ein Gleiches mochte ihr Tischnachbar empffnden, der sich aus das Angelegent lichste und Anregendste mit ihr unter hielt und mehr als einen bewundernden Blick über die hübsche ebenmäßige Ge stalt der Jngendfrenndin und ihren prachtvollen, zu einem dicken Knoten aufgesteckten blonden Haarzopf gleiten ließ. Und als Herr Fritz D. drei Tage später mit einem schönen Strauß gelber Rosen auf dem Bahnhof erschien und mit einem vielsagenden Blick versicherte, in den Oktoberfericn ganz bestimmt nach Berlin zu kommen, da jubelte es in Fraulein Annchens Herzen auf, und sie hatte die befeeligende Gewißheit: Er liebt Tich. er liebt Dich, und will's nur nicht gefteb'n!" lind wirklich hatte er Wort gehalten. Am ersten Feiertage in aller Herrgotts frühe hatte er schon bei ihnen vorge sprochen und, da er nur die siebzehnjäh rige Mieze, das Ouack", wie sie scherz hasterweise noch immer genannt wurde. angetroffen, die Wiederholung seines Besuches sür denselben Abend angesagt. Tu, Aennchcn". vcrtiaute Mie vor dem Schlafengehen der älteren Schwester an, der Fritz ist aber stattlich im ponirr mir riesig mit seinen fünfund zwanzig Jahren! Hat sich auch sehr lange mit mir unterhalten", fügte sie wichtig hinzu. ünsundzwanzig? wiederholte Anna mit ungläubigem ; Lächeln. Tann aber siel es ihr ein, daß iie Kni, ia stets um eini?iabrk voraus ikn.i,M hmX mi ioiM iitifhrit?tM I 4llVllll, " Hl"" HinülUUim LkUtxr und einem Gesuhl merklicher, 9;.rfummiin,i Mirft fi ms TOif hi I Quack", die ihr mit einem Mal ganz! merkwürdig gewachsen und merkwürdig ' niedlich erschien. i Nun solare eine Reibt konnia schöner , Tage, die eine leise Trübung nur da- durch er'udren. daß Anna, der um ur ! laut, zu bitten, stets außerordentlich, peinlich war, zu allen Verabredungen und Zusammenkünften immer erst nach komme konnte. Fritz und Mieze gin gen dann vorauf, um im Konzertsaal oder Vergnügnngsetablissement Plätze aufzuheben, und durch dieses stete Bei samniensein zu Dreien die Mutter konnte von Hause nicht fort wurde jede intimere Annäherung zwischen ihr nnd dem Jugendfreunde vereitelt und fast unmöglich gemacht. Freilich", dachte Anna bei sich, wenn er ernstlich wollte die Gelegen heit hätte sich wohl schon finden lassen. Und doch beruhigte sie sich wieder, war er nicht lediglich nach Berlin gekommen, sie wiederzusehen? Und der Schwester grollend, gedachte sie oft des einmal irgendwo gelesenen Wortes: Wenn Zwei sich haben gern, bleibe hübsch ein Triller fern". Zehn Tage waren bereits so verflossen. Die Schulseiien gingen zu Ende, und noch halte sich von Annas tief und still gehegten Wünschen nichts ersüllt. Für den letzten Abend war noch ein Kouzertbesuch in Aussicht genommen, und zwar hatte Anna darauf bestanden, daß diesmal die Mutter mitkam, i der geheimen Hoffnung, daß sich auf dem Nachhauseweg vielleicht Gelegenheit fände zu der heiß ersehnten entscheiden den Wendung. Am Nachmittag dessel den Tages erbat sich Anna, von einem plötzlichen unwiderstehlichen Entschluß getrieben, von ihrem Chef zwei Sinn den Urlaub, und hochllopfenden, froh erregten Herzens, die Ihrigen über raschen zu können, stand sie kurz nach Beginn des Konzertes an der Eingangs thür des Saales, nach der Mutier und den anderen Beiden spähend. Da in wildem Schreck krampst sich ihr Herz zusammen sieht sie Fritz und Mieze allein an einem der dunklen Sci tcntilchchen mit ineinander geschlunge neu Händen sitzfl,. Mieze mit dunkel rothen. Überhitzten Wangen, Fritz ein- dringlich und erregt auf sie eiusprc- chend, seine Augen tief in die ihren ver- senkt. Einen Moment steht Anna wie ge- lähmt; ihre Blicke hesten sich starr auf die Beiden. Dann wird es urplötzlich hell vor ihren Augen; jählings wendet sie sich um, und in athcmloscr Hast stürzt sie nach Hause. Bei der Mutter, die so früh noch nicht hatte abkommen können, schützt sie heftiges Kopfweh vor, eilt auf ihr Stübchen und, den Riegel vorschiebend, läßt sie sich langsam und todesmatt auf ihr Bett gleiten. Alle Wünsche, alle Hoffnungen, alle Träume weint sie in .ihr Kiffen hinein und be gräbt sie in dieser Stunde für immer. Als Fritz am anderen Tage beim letzten Lebewohlsagen Annchen mit ver legencr Miene nach der Schwester sraqt. weist sie abgewandten Blickes nach dem Nebenzimmer. Dort sitzt Mieze, das Qnack" mit rothgemeinten Augen und der tcrnuB dieser Episode aus einem Mädchenleben?" Tie Leserinnen haben ihn zweifellos ebenso wie den Anfang bereits errathen. Wenige Tage nach seiner Abreise hielt Annchens Jugendfreund schriftlich um die Hand der Schwester an. Es war so einsach gewesen. Die Andere" hatte ihm eben besser gefallen. H,l..sli,i n SchWiNdelfkllze." TO.iWf ..iSMt im cvfl im """" " " j mV? j T B"TB c.mi !' , Itrtli" rttt itt.! Mlnrlinoi SHn(id kIir, uui? uutimi 'dviiirn sjuiut I ulHl j dermnszen: Ich war niemals ein Freund davon, den Premieren meiner Sliicke sozusagen offiziell" beizuwohnen, und wenn's nur irgend anging, drückte" ich mich davon. Aber so ganz im Stil' len und unerkannt an einer größeren Bühne eine RePetition eines meiner Stücke zu sehen, das machte mir Ver qnllgen: und so bin ich oft von den klei- nen Städten, wo ich mich damals auf- hielt, nach Berlin, Dresden, Leipzig, Hannover gereist, kaufte mir im Thea ter ein Galericbillet und setzte mich da oben bcscheidentlich auf meinen Platz. Nun spielte einmal die anmuthige Künstlerin Antonie Janisch als Gast am Berliner Rcsidcnztheater die Tochter Belials". Ich fuhr also hin. machte schnell im Gasthof Toilette, d. h. knöpste meinen Rock bis an den Hals zu, besei tigte die Glacehandschuhe und vertauschte meine Zylinder mit einer etwas zwei felhasten Mütze. Tann in's Theater, an der Kaffeein Billet auf den billigsten Piax geiausi, uno oaw ,ag iai ookn anj z,.: Kaffee? Aber wie kann man der Seite eines Mannes, der mir sehrnnr r,3 ?,kenz ff,.fi.., gefiel. Es war ein hastiger, noch ,nn- ger Mann mit sreiindl-chem und intell,-1 gentcm Gesicht, allem Anschein nach ein : Handwerker oder Arbeiter. TerGrund! meines (esallens an ihm aber war seine lebhafte Theilnahme an der Vorstellung. Er sprach immerfort halblaut vor sich hin Bravo!" Na, so 'ne rl bände!" Na, das Mädchen wird Euch I M. In,.i,n! liml S. n ,! i A I in "& tStücI 5' muß schrecklich ulr JSSL&m. """"" Sängerin merkt, daß herzen schmeicheln. Und in der That; wurde meine Eitelkeit erregt, und da nun ein Theaterdichter den Beruf hat. über igelte naev u deinen, dachte ich mir auch einen Effekt aus : i mnNt mM ihm ctfä 9irtrtMr twä tli.'i I WITUU m,....,.!.)!. zu erkennen getxn. .zunächst inuptte, i nu dem dritten Akte ein Geivrack, mit ihm an. ach dem vierten !!, l'ch dazu geletzt: fragte ich so beiläufig, wer denn eigent- k . lich das Stück geschrieben bade. .Tas weck ich ich!" sagte er. Gut" backte Aus im ffieruttsij.il. ich. der vsscll wird um so großer. ; lind endlich, nachdem ich ,bm sagt, wie sehr ich mich über feine Tbeitnahme freue, riickle ich mit der Wahrheit her aus und vertraute ihm, daß ich selber der Verfaffcr des Lustspieles sei. Der erwartete Effekt, daß er mich nämlich an sein begeistertes Herz drücken werde, blieb nun allerdings zunächst aus. Er sah mich etwas ich wil. nicht sagen dumm" aber verivundert an, wurde wortkarg und blickte nur noch det sünste Akt hatte begonnen auf bÄ Bühne, alle weiteren Selbstgespräche unterlassend. O weh," dachte ich, der letzte Alt gefällt ihm nicht," Aber das war nicht der Grund seiner Schweig, samkcit. Denn nachdem die Bösewichter entlarvt waren, die Tugend gesiegt hatte und der Vorhang gefallen war, erhob er sich und schrie mit mächtiger Stimme: Rans, raus!", dabei heftig applaudireud. Ah." dachte ich, nun kommt der Effekt doch noch" und er kam. Denn mit freiindlich ftrahleudem Gesichte wendete sich mein Nachbar z mir, klopste mir vertraulich, wenn auch etwas derb, aus die Schulter und sagte lächelnd im Abgehen: Gute Nacht Schmindclfritze!" (Siiitj gleich. Arneier (in einem Hotel): Sie lesen die dänische Zeitung? Verstehen Sie denn dänisch?" Beineier: Nein, aber ich habe eben die Holelrcchuinig bekommen, und da flimmert es mir so vor den Augen, daß es ganz gleich ist, was ich lese." Warn sie kocht, Frau (Mittags beim Esse): Unsere Köchin ist diese Morgen plötzlich krank geworden!" Man: Darum! Ich merkte schon etwas Ungewöhnliches bei der Suppe!" Dem Alphabet nach, Du, wie hieß Dein voriger Schatz?" Carl!" Und der jetzige?" Emil!" Aber Kind, da hast Du ja einen Buchstaben überschlagen!" Auch ein l)ergiigc. Na, alter Herr, Sie haben's doch auch nicht mehr nöthig, sich och zu quälen; Sie sollten sich jetzt lieber eine angenehmen Lebensabend machen." I, wozu ! Ich quäle mich aus reinein Vergnügen." Gcschäft5k,ff, Conditor: Was wollen Sie da im Schaukasten?" Ladeiimnmsell: Die Fliegen von dem Kuchen fortjagen." Lassen Sie sie nur sitzen; die Leute draußen denken, das sind alles Rosinen!" Nicht miiglich. Lieutenant (zu einem Kameraden, der eben aus einem Friseurladen kommt): Verschönern lassen, Kamerad?" Ah, nicht möglich!" Unsere Dieiistbüten, Madame: Taß man mit Ihnen den ganzen Tag schimpfen muß." Köchin: Wie wollen Sie auch sonst die Zeit herumkriegen!" Ein Selbstloser. (NmhA. c 'l")' "! i" irnii, .ytll hürnf.fTnr ttiip IMM' ., ,ili:i Tmlt ,!" 1 rrnrem w nm tni i" Professor (zu seiner Frau): Du, Aniaiic, wie steht'S mit meinem Kopf . .. r' IClUCn v Afrikanisches. Fräulein: Sie waren also in Afrika, Herr von Büchsel! Sind Sie da auch aus die Elephantenjagd gegan gen?" Herr von Büchsel: Ach nein! Wenn man so ein Thier schießt, hat man im mer gleich die ganze Jagdlasche voll!" (Srojier Unterschied. Elise, wenn dieser Herr sich Dir noch einmal nähert und zudringlich wird. dann sagst Tu ihm 'mal ordentlich die Meinung verstanden?" Ja, Mama ! Deine oder meine?" Lzal. A. : Nun, Herr Kollege, gehen Sie heut' mit zum Abendschoppen?" B. : Ach nee! Ich habe Se nämlich von meiner Braut eene Wurschtkiste be kommen und da hab' ich mer bei meiner Wirthin Kaffee bestellt!' läf.t man sich allenfalls noch gefallen?" I. : .Nu sah n Se, mer locht'n üben f0( daß man den Unterschied nicht 'raus merkt!" Schlimm ant, schlimmer. --.r, 5,. r l i. j"';, ," " n ' fa 1 "ich "1 f m sie ihre Stimme verloren!" Herr: Noch schrecklicher aber, wenn , sie es nicht merkt!" lUildening. Richter: .Wie konnten Sie den j?crrn . j,. . . , , . , ,, , ' .. ngkllaglcr: Hab aber ans erster Wie alt sind Sie, Angeklagte?" , ich liebe und die; iiefiihl verjün gt mich von Tag z Tag!"