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About Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901 | View Entire Issue (Dec. 26, 1895)
Eine solche Bescherung. Humoreskc von W, Herber. Die Jlocken wehten dicht durch die Allee. In den tiefen Schnecsnrchen der Strasie schleppte ein durrer Gaul den ächzenden Zigeunerwagcn, aus welchem vier oder fünf schmarzgelockte schmuKige Kindergesichter guckten, während Man und Weib beide rauchend neben her trabten. Sobald die junge Brüt den fremden zwischen den Bäumen herankommen sah, purzelte eines hinter'm andern aus der Wagenthure und stolperte durch den aus. stäubenden Schnee über den Strossen, graben zu ihm auf den Fußweg. Schenk! ! Schenki, Herr I Arme Zi geuncrkindl schenki 1" So schrieen, winselten und Impften sie um ihn herum, daß er Hütte lachen müssen, wenn er dazu überhaupt aufge. legt gewesen wäre. So aber fuhr er mit grimmigem Gesicht in die Tasche, holte eine Hand voll Attinze heraus und rief den Bettlern zu: Da laßt Euch d'nim bescheren!" Mit kreischendem Jubel stürzte die wilde Schaar Über das rollende Geld her; aber der Vater, der erst demuthig sei Hiitl gezogen hatte, wie er den Fremden in die Tasche greifen sah, sprang jetzt auch herzu und riß den Bälgen das köstliche Geld aus den Hündchen, ehe sie es an sich geborgen und vor ihm er steckt hatten. Ter Spender dieses unverhofften Reichthums war etwa hundert Schritte weiter die Allee hinauf stehen geblieben und hatte dem Treiben mit finsterem Gesichte zugesehen. Zu einer Besche rung reicht's doch!" murmelte er. Und wenn er drei Viertheile in Schnaps verfällst, von dem Rest kauft er doch ihr ein wollenes Tuch und jedem der Ran gen einen Lebkuchen dann haben sie ihr Christfest und freuen sich d'ran! Ja, sie können sich noch sreuen alle Welt kann sich freuen ! " Wuthend rannte er vorwärts und übersah ganz, daß er von dem gekehrten Wege abkam und tief in dem schlohwei ßen fröhlichen Weihnachtsschnee watete. Erst als der frühere Nachniittagsnc- M fiel, kehrte er um. Der macht's nur noch trauriger!" murmelte er und rannte wieder der Stadt zu. Stasi, seine alte Haushälterin, schilt leite den Kopf, wie er mit den schnce starren Beinkleidern zur Thüre herein lam und sich in die Sophaecke warf ohne seine diistere Miene abzulegen. Nach einer Weile raffte er sich auf. Alter Esel!" murmelte er. Es muß gehen! Ist's so oft schon gegangen wird's auch diesmal gehen!" Er zog die nassen Stiefel und Kleider us, warf sich in seinen Schlafrock, ließ sich ein großes Glas heißen Grog richten, zündete sein Pseiflein an und legte sich mit einem Buche auf das Sopha. Aber er las nicht viel. ?!ach kurzer Weile schon träumte er über die Spal ten hinaus ins Leere. Er schüttelte häufig und heftig den Kopf dann warf er das Buch in die Ecke, schlürfte den Grog aus, zog frische Stiefel an nd ging wieder. , In der Küche stand Stasi und schnitt Spühne, Er hielt eine Weile an und betrachtete sie. Stasi!" sagte er dann freundlich. Herr Assessor!" antwortete sie ein wenig vermindert, aber doch ohne von ihrem Geschäfte aufzusehen. Da trat er einen Schritt in die Küche. Ich hab's schon seit mehreren Jahren vergessen bald wär's mir auch heuer wieder so gegangen!" brummte er un wirsch. Wenn Sie nächste Woche am Weihnachtsabend außer Hause sein wol len es hat ja jeder Mensch" setzte er grollend bei Jemanden, dein er beschert, von dem er sich eine Bescherung erhofft ich hab' nichts dagegen, gar nichts es freut mich für Sie!" Jetzt legte Stasi das Meffer weg und sah ihn an. Herr Affcsfor", sagte sie mit zitternder Stimme, ich hoffe nicht, daß ich mich dieses Jahr über so Pflicht vergeffcn gezeigt habe, als ob ich am heiligen Abend erst gar meinem Ver gnügen nachliefe, wo alles beisammen bleibt! Sie können ja da auch Ihren besonderen Wunsch haben, können Punsch oder sonst etwas eigenes wollen mein Gott, man ist ja doch auch ein Mensch." Wenn auch ein ganz vereinsamter, wollen Sie sagen!" knurrte er, stülpte den Hut auf und rannte ohne Gruß davon. Sie kann's!" grollte er über die Treppe hinunter. Weider können Alles!" Die Straßen waren voll Menschen, Geheimniß, Lust und Porahnung kom mender Freude. Jeder lief eilend seinem süß driborgencn Zweck nach und der Assessor, der allein ziellos schlenderte, bekam manchen tüchtigen Puff, auch von zartem Ellenbogen, so daß er griminig darüber lachte. Plötzlich blieb er unter einer Laterne stehen.' Bin ich denn der einzige?" brummte er zornig. Heda, Jungge sellen-Schaflöpse her!" Und er musterte die Borüdergehtnden scharf. Ta plötzlich, rutschte was vor ihm: er griff fest zu und hielt ein weibliches Wesen am Arm, daS mit todesängftli chcm Tone noch eben gerufen hatte: Ach das Pferd!" nun aber tief at mend zu ihm aussah. Sie hätten sich den Fuß brechen könren. rträulein!" brummte er, Ta blickte kie ibn noch einmal fester an und lispelte freudig überrascht: Ach! Onkel Kurt!" i Wirklich Gusti!" rief er halblaut und betrachtete das Mädchen mit ftou enden Augen. Dieses schlanke, Mau. äuaiae. goldlockuie Geschöpf da war wirklich und wahrhaftig das Töchtcrchen feines einzigenJugendfreundes, in deffen Familie er früher, noch ehe er so men schenscheu geworden, manche angenehme Stunde verlebt und wo ihn deshalb die Kinder kennen gelernt hatten ! Ja, ja, wir sind's beide!" sagte er jetzt verlegen. Aber ich hätte Sie bald nicht wieder erkannt! So groß und "na, das ging denn doch nicht! Was schleppen Sie denn da?" un terbrach er sich selbst und betrachtete den bunten Kram, den sie aus den Armen trug. Ihr Gesichtchen leuchtete von iiend lichem Glück. Christkind!!" gab sie zur Antwort. Papa ist im Bureau Mama mit der Kleinen in der Kinder Vorstellung der Weihnachtskomödie und unsere alte Lene plaudert nicht! Da lief ich rasch fort um meine Einkäufe zu machen es ging so schnell, die Sachen hatte ich mir schon längst einzeln auSge- dacht und aufgeschrieben jetzt hab ich alles!" Und ihre strahlenden Augen leuchte ten über die Schatze hin. Geben Sie her!" ries er grollend und nahm ihr das Pferdchen weg, Sie sind zu hoch bepackt Sie fallen sonst wieder! Wem gehört denn der Gaul?" Bruder Otto!" antwortete sie, durch seinen barschen Ton etwas verschüchtert. Er ist echt überzogen!" So!" brummte er und blieb stehen. Eigentlich", dann ging er einigeSchritte und hob wieder an: Eigentlich sollte ich ja dem Otto auch etwas kanfen! Ist er dann brav?" O!" entgcgnete Gusti halb lachend halb mit -chwesterstolz. Ein toller Schelm aber stets die besten Censu- ren!" Ich kauf' ihin auch was!" rief er sehr laut und grimmig. Ich kenn ja den Burschen von der Wiege an kom- men Sie herein!" Und ohne daß sie ihm bei seinem son- derbaren unwirschen Wesen mit einem Wort zu widerstreben gewagt hatte, folgte sie ihm gehorsam in das prächtige Svielwaaren Etabli ement, da er betrat. Was meinen Sie?" sagte er unter nehmend herumblickend. Die Festung dort?" O," flüsterte sie, die ist viel zu theuer! Wenn Sie wirklich so gütig sein wollen, eine Kleinigkeit'! Aber er hatte das heimliche Aufleuch- ten ihrer Augen wohl gesehen. Also die Festung!" sagte er zu dem Händler. Sleich einpacken?" Ja, ja gleich einpacken!" Haben Sie denn nicht auch ein Schwesterchen?" fragte der Affcffor mci ter. Ach ja!" gestand sie. DieGretl!" Ter Besitz der lustigen Kleinen kam ihr in dem Moment fast wie eine Kunde vor. Eine Puppe!" rief der Affcffor. Eine schöne große Puppe mit echten Haaren!" Er schaute erst triumphirei.d das echtüberzogene" Pferdchcn in sei nen Händen an, dann Gusti. Aber, Herr " flüsterte diese. Das geht nicht!" Da hatte er schon eine Dame mit wogenden Flechten im Genick und hielt sie ihr hin. Die da?" fragte er. O!" antwortete sie als Ausdruck höchster Anerkennung. Also die da!" sagte er zu ein paar Kommis, welche die schöne Puppe sofort mit geschäftigen Händen faßten, in eine Schachtel legten und diese sorgfältig einwickelten. Sonst befehlen Sie nichts?" fragte der Ehef des Etabliffements, als Kurt die Rechnung beglich. Der Blick des Assessors war lange prüfend durch daS ganze Lokal geflogen, hatte sich aber immer mehr verdüstert. Nein!" sagte er und ging ein Ausgeher trug die Packete hintendrein. Aber wie können Sie sich solche Ausgaben machen, Herr Assessor!" flll fterte das glückselige Mädchen. Was Herr Assessor! antwortete er rauh. Ich bin kein Assessor der Onkel Kurt bin ich!" Endlich kam man vor ihr Haus. Empfehlen Sie mich!" sagte er rasch. Und fröhliche Weihnachten!" Aber sie hatte, ehe er entwischen konnte, seine Hand ersaßt. Ich danke Ihnen herzlich!" flüsterte ne. Wie gut Sie sind." Als am andern Morgen der Herr Assessor nicht erwachen wollte, trat Stasi leise in fein Schlafzimmer um ihn zu wecken. Er lag mit vergnügtem Gesicht im Bett und brummte eben: Wie gut Sie sind! Hahaha!" Und dabei lachte er so fröhlich, daß er darüber erwachte. Erst starrte er seine Haushälterin verblüfft an, dann sagte er freundlich: Ah. Stasi, guten Mor gen!" Ein Brief!" sagte sie, w:te ihm denselben und ging. .Alle Wetter!" rief er. Das ist ja " Tann las er: Alter Junge! Tu hättest Gufti sehen sollen! Sie schmärmt von Tir seit gestern, wie von einem Gott! Na, aber wer wird auch solche Unkosten riskiren! Wir sollten Tir eigentlich recht böse sein ziehen es aber vor, Tich in optima türm zum Bescherungsabend praziS 8 llhr einzula den. Tu wirft den Kindern gewiß die Freude nicht versagen und nicht minder Teinen alten Freund Werner." Der Assessor sprang aus dem Bett und lief, wie er war, in der Stube her um, bis es ihn in den Beinen fror. Das geht nicht! DaS geht nicht!" rief er. Da hab ich mir eine schöne Suppe eingebrockt!" Aber es ging doch. Stasi machte große Augen, als er ihr's am Be scherungstage selbst erst sagte; wie er aber nachher rasch fort in die Weihnachts dämmerung hinausgestürmt war, mur melte sie: Gott sei gelobt! Diesmal wäre er sicher krank geworden vor Ein samkeit!" Gab das einen Jubel bei Rcndant Werner! Otto's Festung und Gretl's Puppe waren die Ereignisse des Abends, vor denen alles in Schatten trat. Onkel Kurt selbst führte man an ein kleinesTischchen, wo man auch ihm aller Hand schlichte Geschenke aufgebaut hatte. EinSchlüsseltäschchen aus grüner Seide fiel ihm zuerst in die Augen. Das hat die, Gusti gestickt!" sagte Werner, Denk' nur, in acht Tagen eine Leistung!" Jetzt litt s ihn nicht langer. Er lief aus der Stube. Was hat er denn?" sagte Werner erstaunt. Gieb Acht!" flüsterte seine, Frau. Wir erleben heute noch etwas Seltsa- mes! Ich habe so meine Wahrnchmun gen gemacht!" Da kam er Mieder. Fräulein Gusti!" sagte er sehr aufgeregt und hielt ein kleines Päckchen in der Hand. Sie dürfen nicht glauben, daß ich Sie ver- gcssen hätte! Neulich schon Sie haben's ja sehen können, wie ich mich plagte aber es ging noch nicht! Nun jedoch, da Sie mir auch bescheren, muß es gehen Sie müssen es neh men!" Und damit drängte er ihr das Pöck chcn in die Hand. Sie blickte die Mutter an. Wir wollen doch erst sehen!" sagte diese lächelnd und öffnete das Geheim niß. Allen entfuhr ein Ah"! Auf zartblauem Sammetgrunde glänzte ein Brillantkreuz mit mächtigem Feuer. Herr Assessor!" sagte die Rcndantin ernst, das dürfen wir nicht nehmen so beschenkt man kein thörichtes Kind eln solches Geschenk giebt man höchstens seiner Braut!" Kurt schreckte bei diesem Worte zu sanimen. Dann schnitt er ein fürchter lichcs Gesicht und rief stoßweise: Nun ich will aber, daß Fräulein Gusti das Kreuz behält und wenn nur eine Braut es behalten darf so so gebet ne mir eben zur Braut!" Kurt!" rief Werner. Du Du " Ja freilich," rief der Assessor jetzt hastig und betrachtete mit ängstlicher Spannung Gusti s tief erröthendes w- sichtchen, scchsunddreißig Jahre bin ich schon alt; aber ich mein', ich könnte mit einem so süßen Ding wieder wie ein Junger und noch dazu ein ganz glückli cher Mensch werden und vielleicht schließ lich sogar andere noch glucklich machen!" Werner schüttelte dem Freunde fcuch ten Auges die Hand. Nun, Gusti," sagte er bewegt, sprich frei und offen! Du weißt, niemand beeinflußt Deinen Willen aber Du suhlst wohl auch, es ist ein Antrag, der uns alle hoch ehrt. Ach, Herr Assessor." sagte Gusti mit ihrer lieblichen Stimme und blickte ihm in's Gesicht, was könnten Sie an mir ungeschicktem Ding finden ein so kluger, braver Mann ,,Klg und brav!" rief er. Ja, ja, ich bin ein alter Esel, dem man nur noch solche Prädikate giebt. Zum Liebhaben bin ich freilich nichts mehr! O " rief sie rasch, verstummte aber schnell und erschrocken. Was o!" fragte er ungestüm Könnte man mich noch lieb haben? Gusti, Kind, Engel, Tu lächelst schel misch darf ich's glauben?" Glauben Sie es!" sprach die Ren dantin gerührt und führte ihr Mädchen in seine Arme. Gusti hat Sie lieb von ganzem vollem unschuldigen Her zen!" Und die Kleine nickte selig dazu. Alle Wetter!" murmelte derAssessor, als er spät Nachts heimwärts schritt, und blieb im sunkclnden Mondlicht ste hen. Ein solche Bescherung! Ja, Tu da droben bist wirklich ein Gott der Güte. Denn Tu schenkst dem, der arm ist, in einer einzigen Stunde Deinen ganzen Himmel!" Und er lief heim, klopfte die Stasi heraus, berichtete ihr alles, wobei er immer dazwischen rief: Und Sie blei den bei uns! Sie bleiben bei uns! Sie bleiben bei uns! Ta sollen Sie sehen!" und verschwatzte die ganze Nacht von seinem Glück, bis ihn endlich der grau- ende Morgen ins Bett trieb. Selig lächelnd schlief er ein murmelte noch im Schlummer: Eine solche Bescherung hahaha!" Eine Iagdgeschichte. Zwei benachbarte Landmirthe A. und B. treffen sich eines Abends Ende Sep tembcr im Lhomdre-Elub. A. hat sei nen ihn besuchenden Schwager mitqe bracht. Nachdem man sich vor Tisch am Gerstensaft gütlich gethan hat, wird ci Tisch othwein getrunken und schließlich wird zur erhöhten Feier des Abends eine kleine Bowle angesetzt. .Ja. warum sollen wir Landmirthe auch nicht wenigstens einen Abend in der Woche vergnügt fein? Prosit, Herr Nachbar B.! Langes Leben und Ge- sundbleiben! Ich komme Ihnen 'n Gan zen!" sagt A. und trinkt. Dabei fallen ihm ein paar Karten unter den Tisch, die jedoch mit einiger Mühe wieder her vorgeholt werden. Prosit, ich komme mit!" sagt B., verfehlt nicht, den Kau zen mitzutrinken und ihn dem besuchen den Schwager vorzukommen. Unter Rauchen, Spielen, Trinken und Scher zen vergeht der Abend, und schließlich wird von A. und B. auf den folgenden Tag eine Jagdpartie in einem etwas entkernten Dorfe, dessen Jagd A. ge pachtet hat, verabredet. B. holt am anderen Morgen um 9 Uhr seinen Freund mit seinem Besuch ab. Auf dem Jagdgebiete angekommen, wird der Kutscher mit dem Wagen wieder nach Hause geschickt, weil A. 8 Kutscher die Herren Nachmittags abholen soll. Da die Hunde zusammen zu hitzig sind und sich gegenseitig zum zu frühzei tigen Herausstoßen der Hühner verfüh ren", theilen sich die Herren., A. bleibt an der Grenze und B. geht mit dem Besuch in die Mitte der Jagd. Die Sonne ineint es an diesem Tage noch einmal recht ehrlich und sendet ihre Strahlen auch auf unsere Jäger i reichem Maße herab, sodaß ihnen bei den langen Märschen in Kartoffeln- und Rübenfeldern, sowie in Sand- und Heidebergen und in Rücksicht auf den vorhergegangenen Abend recht heiß zu Muthe und der Kops und die Beine schwer werden. Mit dem Jagdersolge ist es nian mäßig. Einige Ketten" werden angetroffen, sie scheinen aber kein Blei annehmen zu wollen und flie gen nach einmaligem Beschießen weit in die Heide, so daß sie nur nach erheb licher Mühe wiederzusinden sind. Auch B.'s Hund springt einmal zu srüh ein und die Hühner ftriichen heraus, bevor die Jäger in Schußnähe sind. Dann kommt dem Nero" ein Krummer" in den Weg, den er doch auch erst trotz des vielen Pfeifens seines Herrn gründlich auf die Beine bringen muß. Dennoch erlegen B. und seine Begleiter einige Hühner. Wissen Sie was?" sagt B. zu die- sem Nachmittags fo um 2 Uhr, ich halt's nicht langer aus, wir gehe nach dem verabredeten Wirthshause in Mehl deich und erwarten Ihren Schwager dort. Was wollen wir in dieser furch- terllchen Hitze noch langer herumlaufen Ihren Herrn Schwager kenne ich, der ist gewiß schon lange dort. Es ist merk' würdig, daß wir ihn nur einmal haben schießen hören. Vorzuglich," erwiderte der Anqere- dete, ich bin dabei. Diese Geschichte hier paßt mir schon lange nicht mehr ; aber es nimmt mich auch Wunder, daß A. nicht öfter geschossen hat." Im Wirthshause angekommen, lautet die erste Frage: Ist Herr Gutsbesitzer A. hier? Nein," lautete die Antwort. Ist er denn noch gar nicht hier gewe- sen?" wird die Frage forlgesetzt. Nein, heute noch nicht," wird erwidert. I, das ist ja merkwürdig! Nun, dann wird er wohl bald kommen," äußert B. Man legt ab, setzt sich, sucht den Durst zu stillen und bemüht sich durch Jagdgeschichten und sonstige Dö nikm so gut es eben gehen will, sich zu unterhalten. Trotz aller Mühe will die sorglose Heiterkeit bei den Jägern nicht Platz greifen und als der Vermißte bis gegen 5 Uhr immer noch nicht da ist, werden sie ernstlich unruhig und be fürchten, daß ihm ein Unglück zugestoßen sei. Sieh," sagte B., da ist wenigstens der Wagen," als dieser scharf um die Ecke biegend auf den Hof kommt. Aber, wahrhaftig, A. ist nicht darauf." Der Schwager reißt ein Fenster auf und ruft dem Kutscher barsch entgegen: Christoph, heft Tu den Herrn nit mit brächt?" Ne," sagt der Kutscher, springt vom Wagen und will die Pferde abspannen. Wo kämmst Tu denn her?" geht das Fragen weiter. Ick kam von Hus." sagt Christoph, erst hef ick'n Halfstun'n in t W.'sche Feld herum säuert, un tausein, ob sei dor ich wäuern un dann bin ick nah hier säuert, as mi bei Herr seggt hätt." So war schon am Morgen die Verabredung ge troffen. I, die Geschichte wird ja immer bun ter," sagte 23., wir wollen noch eine Viertelstunde warten und wenn Herr A. dann nicht kommt, so müssen wir zurück fahren und ihn suchen." Die Viertelstunde vergeht, doch wer nicht kommt, das ist unser A. Tie bei den Jäger setzen sich auf den Wagen und die Fahrt geht zurück nach dem Jagd terrain. Tie Beforgniß um den armen A. wird immer größer: es wird eifrig gesucht, die erste Spur von A. wird ausgenommen, es wird laut gerufen und schließlich wiederholt hintereinander geschossen; aber alles ohne den erwarte ten Erfolg. Mein Gott," ruft der Schwager des Vermißten, meine arme Schwester, wenn wir ohne ihren Mann nach Hause kommen. Ader ich begreife gar nicht. warum sein Hund nicht wenigstens zu uns kommt, wenn auch wirtlich . er- unglückt sein sollte. Beide können sie doch unmöglich zu Schaden gekommen sein." Und das Fahren, Suchen und Schießen geht von Neuem los. O Schließlich besinnt sich der Schwager und fragt den Kutscher eindringlich: Christoph, bäßt Tu dan'n Herrn gor nich sein?" Tan n Herrn sagt der Knecht an scheinend in tiefen Gedanken. Ja. dan'n haf ick sein. Säuken sei dan'n? Tei wäuer all hüt Middag tau! Hus!" I Watt, tau Hus is'e? Un d Döökop läst s hier scheiten un sä, ken, datt us sör Angst bei Sweet an 'n Liev dahl löbt?" Rufen beide Herren erstaunt. Gott sei Dank, datt kein Unglück passirt un us Angst vergewen wesen is! Armer Stoffer! Du heißt toffer Du bist aewer ok 'n richtigen Stoffel!" Gott vergew Di bei Sün nen und bewahr mi vör so'n Rindveih," murmelt B. in den Bart. Ader nun endlich auf den Wagen" und leichter ten Herzens ging es rasch ach Hause. Dem Herrn A. war der Kopf gegen Mittag noch schwerer geworden, als B. und dem Schwager und er hatte gedacht: Ich niüßte doch ein Narr sein, wenn ich mit diesem Jammer hier lange in der Heide herumlaufen würde, und kurz entschlossen, hatte er sich nach Hause ge drückt, dort dem klugen Christoph ge nau Bescheid gesagt und dann sein kühles, stilles Schlafzimmer aufgesucht. Die Versöbnuna der Tiäacr soll Abends wieder nicht ganz ohn Naß abgegangen sein. Jrtti Reuter feinem Friedrich Schiller. Nachstehendes Gedicht des große plattdeutschen Dichters auf den großen hochdeutschen wird erst jetzt durch das neue von Dr. A. Römer herausgegebene Werk Fritz Reuter in seinem Leben und Schaffen" bekannt. Es wurde am 1. November 1859 in Ncu-Braudni bürg nach dem Mozart'schcn Buudcslicd gesungen und lautet: Zum (mitdntjttrjriani Geburtstage Friedrich Schiller. Festgesänge schallen Prächtig, Ernste Lieder tönen mächtig Heute durch das deutsche Land. Hoch der Mann, der unserm Bolke Ward zur lichten Führerwolke Durch der Zeiten Wüstensand." Nacht lag aus den deutschen Landen, Deutscher Sinn lag tief in Schanden Unter fremden Tand versteckt. Da erstand in Volkes Mitte Ein Verkünder deutscher Sitte, Ein Prophet ward uns erweckt. Blitze zuckten aller Orten, Donner folgten seinen Worten, Und ein edles Bolk ward frei. Jauchzend stürzt es in die Speere Und um Vaterlands Altäre Schlang es Siegeskrünze neu. Kehre wieder hoher Sänger! Rufe gegen fremde Dränger, Gegen eignen Hauses Schmach, Rufe Deine Kämpfer, Ringer, Rufe Deines Geistes Jünger, Rufe sie noch einmal wach ! Das Römersche Buch enthält viel neues Material, besonders zahlreiche Humoristika. Hier eine hübsche Probe davon, eine drastische Anekdote, die Fritz Reuter selbst erzahlt hat: Auf einem Gute in dem südweft lichen Theile Mecklenburgs lagen Oester reicher im Quartier, die in ihren freund schaftlichen Forderungen durchaus nicht fo bescheiden waren, als man dies von ihrer bekannten Gutmüthigkeit erwarten durste. Nachdem schon mancherlei kleine Verdrießlichkeiten vorausgegangen via- ren, kommt die Köchin zu dem Inspektor und sagt, ihm eine große Schale mit Suppe hinhaltend: Herr Entspekter, dei verflüchtigen Kirls will de Supp nich freien." Na, heft Tu denn de Supp o! ornd lich kalt?" Jh woll, Herr, dor is all'ns an, wat'e an hürt," Na, täuw mal, ick will s' doch mal Probiren. Jh, dei Supp künen sei ümmer eten." Na. segg ick dat nich ok! Un nu hädden Sei s' irst mal eten füllt, as sei dor noch nich inspuckt had d e n !" Ameisenplagt in den Tropen. Während meines mehrjährigen Auf- enthaltes in Wcstindien, schreibt ein Korrespondent der Nature", sah ich des öfteren, wie sich die dornigen Besitzer einer sehr einfachen Methode bedienten, um sich mit Erfolg der so überaus lüsti- gen Ameisen zu erwehren. Man bringt nämlich mit Hilfe eines Stockes etwas versüßte Arscnikspeise in das Ameisen nest, welches in den meisten Fällen sich als solches schon durch eine dicke Ge schwulst an den Bäumen erkennen läßt. Tie Verbindung jenes Baues mit der ebenen Erde wird durch eine den Baum entlang lausende verdeckte Ader herge stellt, durch deren vorsichtiges Oettne man sich überzeugen kann, ob der Bau noch bewohnt ist; denn die geschäftigen Thierchen kommen alsbald heran, um die Oeffnung zu schließen. Sitzt das Nest sehr hoch, so beschränkt man sich wohl darauf, die Thiere in dem er wähnten Gange zu vergiften, was auch, wenn schon langsam, zum Ziel sührt. Meistens klettert man als aus den Baum und trägt das arsenilsaure Natron, mit Zucker oder Mais ange mengt, direkt in das große Hauptguar- tier. Tie Gesäßigkeit der Ameisen hilft dann sehr viel mit, um in kürze- j fter Zeit alles Leben zu vernichten; die Thiere fressen ohne Gewissensbisse die! Kadaver ihrer vergifteten Kameraden,! bezahlen dann den Kanibalismus aber ebenfalls mit dem Tode. ! Ein hartgesottener Junggeselle. Ich sehe schon. Herr Toctor,! Sie sind ein rechter Elieseind!" .Keineswegs, gnädige Frau! Nur, j um es nicht zu werden, bleibe ich ledig'" yemtoiHuj, Fremder: Sie, dort im Grabe liegt ei gestürzter Radfahrer: werde Sie dein nicht helfen?" Geiisdarm: Gelviß iverde ich dem helfen , ... der Weg ist ja für Radfahrer gesperrt!" verbliimt. Feldwebel siu einem Rekruten, der i Urlaub aehtt: . . ilnh rnenn hcl Ifn ein Schwein geschlachtet wird, schickt mir rein eine 2,ooesanzcige!" leise Zlsxiclng. Conunis (dessen Jubiläum von sei nein Prinzipal übersehen wurde): Herr Prinzipal, ich gestatte mir, zur hohe,, Feier Ihres Jubiläums meinen unter thänigsten Glückwunsch zu Füßen zu legen!" Chef: Meines Jubi.... Was für ein Jubiläum denn?" Commis: Sie sind heute 25 I ah tc mein Chef !" Aus der Kaserne, Ein General infpicirt die Kaserne und erkundigt sich schließlich auch nach der Kost. Leutselig fragt er einen Solda ten: Nun, mein Junge, wie bist Du mit dem Kommißbrod zufrieden?" Soldat: Es ist halt oft a' bisscl hart und zerreißt einem das Maul !" General: Man sagt doch nicht das Maul!" Soldat: Entschuldigeil, Herr Gene ral ich mein ja nicht das I h r i g e !" Nur Geld. Bankier (zum Freier): Kann ich Ihnen aber auch das Glück meiner Tochter anvertrauen?" Freier (Kassier): O, ich habe schon größere Summen in meine ' Händen gehabt !" Loshaft. A: Der Karl muß, als er sich ver lobte, einen schönen Schnupfen gehabt haben!" B: Warum meinst D das?" A: Weil man dei einem Schnupfen keinen Geschmack hat !" Feuerweizr-tymiius. Es kommt gerasselt die Feuerwehr, Hm z cyen, wo das ffeucr wär . Sie eilt, damit sie dem Feuer wehr', Auf daß nicht zu lange das Feuer währ ; Denn wer löscht am schnellsten das Feuer? wer? Hoch, dreimal hoch! nur die Feuerwehr! Käsern hofbliitric, Unteroffizier (zu einem Rekruten, der sich beim Bajonettfechten ungeschickt an stellt): Lehmann, wenn Sie den Wallenstein" hätten ermorden sollen, wär' er heut' noch am Leben!" Einfacher, Meine Freundin Hedwig Muller hat fünf Jahre studiren müssen, ehe sie den Toktortitel bekommen!" Wäre es da nicht einfacher gewesen. wenn sie gleich einen Doktor gcheirath, ithtt yaiic?!" Gut vorbereitet. Ada, thegerst. Ada, wollen Sie die Meine werden?" Aber, Karl, das kommt mir so un erwartet! Sie müssen mir ein klein wenig Zeit lassen!" Wie lange Theuerste?" O, ich will nur Mama herbeirufen sie wartet imNebenzim m e r !" 3 Gedanken. Kellner (zum Gast, der in eine Speise karte vertiest ist): Bitte, was wünschen Sie zu speisen?" Professor: ..stA habt iedt keine Qfl Fragen Sie mich nach Tisch!" ' Im Eifer. Richter i,um Anaeklaalenl: Warum nahmen Sie nur das vorhandene Baar aclb und lieken den Korb mit dem Sil- berzeng stehen? Weil er Ihnen zu schwer war (wüthend) Schämen Sie sich, Sie arbeitsscheues Subjekt!" Ein auter Kern. ...,.Der junge Schulze soll einen sehr reichen Onkel haben!" Sehen Sie, ich sagt es ,a immer: trotz seiner Bummelei ist ein guter Kerninihm!" ?elbstvcrrati. A: Was, Tu haft ans der Reise in's Gebirg Deinen Trauring verloren? Wie brachtest Tu denn das fertig?" B: Ja das kommt davon, wenn die Frau nicht einmal die zerrissene Westen tasche zunäht!" ,Hu gütig! Reisender: Bitte, 'ein Billet nach Hamburg! Ich komme doch noch rechtzeitig zum Zuge?" Billeteur: Ist diesen Augenblick ab gegangen! Wenn Sie sich beeilen, kön nen Sie ihn noch fahren sehen!" I?erlen. Was fehlt Tir denn, kleiner Bursche?" fragte eine freundliche alte Tame. Ach, ich habe fünfzehn Pfennige ver loten," antwortet der Junge bitterlich weinend. ?!, na. hier haft Tu zwei Zehn Pfennige, nun weine nur nicht mehr. Wie baft Tu denn das (teld verloren I? Beim beim Am'chlagesxiel." K.