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About Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901 | View Entire Issue (Dec. 26, 1895)
verfehlte Spekulation, Bon '11. ld)i. Zur Zeit, als der Deiitsche noch in jeder Hauptstadt des Auslandes miiibe stcns ein Dutzend heimischer Gesandten nd Konsuln, aber nirgendwo eine . Echich sad, sandte die Xlchc Regierung ) den jungen Baron von A. als Gesandt . schastsaltache nach Paris. Der junge ' Mann war keineswegs Diplomat, allein n sprach ein süperbes Französisch, und als er sich im ffriihjabr mit der reizen- den Tochter des S'fchen Staatsministcrs vermählte, sandte ihn derchmiegerpapa zur Gcsandtschast nach Paris, damit er das Angenehme der Flittcrwochen mit dein Nützlichen einer Sinecure verbände. Sommer und Herbst verflossen den Neuvermählten wie fliichtige, aber selige Minuten. Albert und Marie liebten sich ; ihre Ehe war nicht von der kalten Hand der Eonvcnienz geschlossen worden und so bescheerte ihnen die Sonne des Glücks eine reizende SchäscrJdylle in litten der geräuschvollen Seinestadt, Doch kein Himmel ist ohne Wolken und je heißer die Sonne beim Aufgang scheint, desto rascher droht ein Gewitter. Es war Mitte Winter, als Albert auf der Schlittschuhbahn in Bois de Bou logne einen alten Bekannten wiedersah, den Herzog von Caderousse, dessen Be kanntschast er im Herbst zuvor bei den ParsorceJagden in Baden-Baden qe- macht hatte. Dieses Rencontre hatte eine vollständige Revolution zur Folge Wie Wildfeuer stürmte der tolle Eava lier schon am folgenden Tage in das stille Haus des musterhaften Ehepaares S und entführte den musterhaften Gemahl f von der Seite des Modells einer Gattin. I Marie lächelte darüber! sie war vollstän- dig überzeugt, der zärtliche Täuber werde siel) nirgends wohl suhlen, als bei ihr Allein sie irrte sich. Der Täuber kam und flog wieder aus. Wer wollte es ihm auch verargen I die Winterabende sind sehr lang und dann machte Albert urplölich die Bemerkung, man dürste sich der Gesellschaft doch nicht ganz ent- ziehen, chon um der Politik willen Aber Albert, was geht Dich denn die Politik ant' fragt, Marie unschulds voll. Diese Frage hätte den jungen Mann beinahe beleidigt. Man ist doch Diplomat!" versetzte er und warf dabei sehr in die Brust, Ach so, Du bist Diplomat !" sagte die junge Frau seufzend. Wie glücklich waren wir, daß ich das vergessen konnte." Auch ich vergaß es, entgcgnete AI bert eifrig, und ich habe Manches gut zu machen, denn der Posten, welchen Dein Papa mir anvertraute, legt mir Pflichten auf. Siehst Du das ein, mein süßer Ächnk i" Die junge Frau seufzte abermals tief auf und antwortete: Ich sehe ein, daß wir früher glücklicher waren, als unser kleines Vatcrländchen noch bestehen konnte, ohne daß Du Dich in seine Po- Iitik mischtest. Allein Albert hatte nun einmal seine y heiligen Berufspflichten erkannt und i warf sich mit aller Macht auf die Poli 1rtY ,, in Arm mit Caderoiisse be- suchte v.iI'' rat Nalais Ronal. anlichambrirte bei Fei mangebenden Sängerinnen und Ballerinen der ita- lienischen und großen Oper, bliSlk hin ter die Coulissen der verschiedensten Theater, kurz scheute keine Zeit und Mühe, um all' die geheimen, berschln gcnen Psade zu durchforschen, auf denen angehende Diplomaten allein zum Zem--pel der Erkenntniß gelangen. - Zu jener Zeit tauchte ein neuer Stern am Himmel der großen Oper aus, die kleine Blanchard. Die e Gra- ziosa besaß eine wunderschöne Figur und ein Paar Augen solche Augen ' hatte Albert nie gesehen: wie sie ihn an schaute, stockte ihm sein Athem nd sein Herz stand still. Diese Augen bargen ein Geheimniß, welches er als Diplo mat entschleiern mußte. Albert kam. sah und siegte. Bald war er der beste Freund der vielgeliebten Sängerin, ihm entdeckte sie ihre Leiden, ihre Ber- legenheiten, und der liebenswürdige Baron wußte für Alles Rath und Hilfe. Eines Tages aber fand Albert feine Freundin in Thränen. Auf die be sorgte Frage, was geschehen sei, ftampste die heißblütige Provencalin mit den kleinen Füßen, trocknete sich die nassen V Wimpern und lief wie eine gereizte Ti gerin im Zimmer aus und nieder. Der Baron hatte Mühe, die Aufgeregte zu beruhigen; endlich setzte diese sich an seine Seite, blickte ihn mit den sinnver " wirrenden Augen an und erzählte: Heute Morgen war ich bei dem Jun lier Peretti, um mir einen Schmuck auszusuchen, da ich morgen Abends im Salon der Fürstin M. singen soll. Da lagen zwei Colliers nebeneinander. eines zu 25,000, das andere zu 30,000 Kranes. Wahrend ich das billigere aur der Neugierde wegen spielend durch die Finger gleiten lerne, denn kau sen kann ja eine arme Künstlerin solche Kleinodien nicht, da tritt meine Rivalin E., welche ebenfalls morgen bei der Fürstin singt, in den Laden, reißt mir daS Collier fast aus der Hand und sagte: Sie kaufen es ja doch nicht, meine Gute," worauf sie dem Italiener den geforderten Preis einbändigt und mit einem maliciisen Lächeln an mir dorüberschreitet. Ich stand da und zit terte vor Scham und Auiregung. Eine solche Erniedrigung hab ich nie erhö rn un enrage e ua, lexr nm. ein, nein und taulendmat nein!" Die Erzählerin brach wieder in Thrä- nen aus und ballte krampfhaft die Hände. Aber Carissima, fassen sie sich doch," sagte Albert ganz verwirrt. Es läßt sich doch am Ende ein Mittel finden, um diesen Schlag zurückzugeben." Es giebt nur eins," schluchzte die Opernsoubrettc, und das ist uncrreich bar." Nennen Sie es immerhin." Ich müßte morgen bei der musikali scheu Soiree in dem Kollier zu 30,000 Francs erscheinen, welches viel prachtiger ist, und so die S. verdunkeln. Aber wie in aller Welt soll ich, eine arme Künstlerin, z 30,000 Francs kom incn! Es hilft nichts, ich muß den Kelch der Demüthigung leeren. O, ich Unglückliche, verlassen und trostlos stehe ich in der Welt, ohne Eltern, ohne Freunde." Halt, übertreiben Sie nicht," unter brach Albert die schöne Perzweifelte. Daß Sie einen Freund besitzen, werde ich Ihnen beweisen!" Rasch entschlossen sprang er auf, ahm Hut und Hand schuhe, küßte galant die weißen kleinen Hände seiner Freundin und eilte, von einem strahlenden Blick des Dankes und der Liebe begleitet, zu seinem Wagen. Kaum schloß sich hinter ihm die Thür, so klatschte die ersührerische Sirene wie toll in die Hände, tanzte jubelnd dnrch's Boudoir und rief: Bravo! Bravo! Sie applaudirte selber die erfolgreiche Ko mödie, welche sie soeben exiemporirt hatte. Der junge Diplomat fuhr direkt zum Juwelier. Doch auf dem Wege dahin kehrte die Besinnung, welche ihm unter den schönen Augen der Komödiantin vollständig abhanden gekommen war, langsam wieder zurück. Es fiel ihin plötzlich ein, daß er in der letzten Zeit bei seinem Banquier ziemlich viel Geld 'erhoben hatte; mit weiteren 25,000 Francs war sein Creditbrief erschöpft und es hätte erst eines Briefes an seinen Rentmeister bedurft, um eine größere Sumine flüssig zu machen. Aergcrlich stieg er bei Peretti ab, ließ sich den Schmuck zeigen, und fand denselben zwar blendend schön, allein 30,000 Francs mochte er nicht anweisen, darum bot er 25,000 Frcs., und als der Ju melier verneinend den Kopf schüttelte, beschloß er, die Sache noch einmal reif lich zu Überlegen und fuhr nach dem Gesandtschasts-Hotel. ' Kaum hatte Albert den Laden des Juweliers erlassen, so fuhr das Ea brolet der Blanchard dort vor. Hat Baron R, den Schmuck gekauft?" fragte die Sängerin den Juwelier. Dieser antwortete, daß der Baron nur 25,000 Francs geboten, und ohne den Schmuck sen Geschast verlassen habe. Die Blanchard biß sich unwillig auf die Lippen, und ihre schönen Äugen warfen Blitze des Hasses, dann, nach einer Weile des Nachsinnens, sagte sie: Ist es Ihnen in der That unmöglich, den Schmuck billiger zu verkaufen?" Ganz unmöglich! Das Collier ist der Preiswürdigste Schmuck meines Ladens." Die Augen der Sängerin funkelten listig; rasch nahm sie aus ihrem Portefeuille eine 5000-Francs-Rote und sagte flüsternd, indem sie dem Juwelier das Geld einhändigte: Haben Sie die Güte, Peretti, und schreiben Sie dem albernen Baron, Sie hätten sich den Handel überlegt, und seien ent schlössen, ihm den Schmuck für 25,000 Francs zu überlassen. Mon dieu, man muß zuweilen die Wurst nach dem Schinken werfen!" Der Juwelier und die Sängerin blickten sich verständ nißvoll in die Spißbubenaugen, lachten, als ob sie Einer heftig kitzele, und trenn ten sich dann als Freunde. Albert wollte eben das Hotel verlas sen, um sich in die Oper zu begeben, als man ihm das Billet Peretti's zustellte. Trotz dieser Preisermäßigung erschien dem kühler Gewordenen das Opfer noch etwas zu groß, als er aber in, Theater die Blanchard als Page in den Huge notten" sah, in welchem Eostüm sie wie ein kleiner Engel aussah und sie ihm dann hinter den Coulissen mit der Miene einer stillen Dulderin, und doch nicht vorwurssvoll, sondern zärtlich und kindlich ergeben, die Hand reichte, ge lobte er sich, am nächsten Morgen den theuren Wunsch der Donna Amorofa zu erfüllen. In aller Frühe schon fuhr. Albert am folgenden Tage zur Stadt, ohne seine junge Frau am Frühftückstisch begrüßt zu vaven. kr rollte der Wagen zum Banquier, dann zum Laden des Ita lieners, woselbst Albert den kostbaren Schmuck zum Preise von 25.000 Francs in Empfang nahm. Als er den Laden verließ, präsentirte ihm eine kleine Blumenverkäuferin Veilchenbouguets. .Kaufen Sie Veilchen," ries das Kind, die ersten im März !" Tn Baron stutzte vlöklich. Lana- fam nahm er dem Kinde eines der duf- tigen Bouguets ab und stieg, nachdem er dem Kutscher die Adresse der Blan chard genannt hatte, in den Wagen. Die ersten im März." wiederholte Albert gedankenvoll. .Im Mär, wurde ich mit Marie verbunden sür's ganze Leben Kinder boten un damals auch Veilchen an, als wir auf die Sir. chentreppe traten.. .. Himmel, welch ein prächtiger Tag war das der dritte Vlaxi ! Alle Wetter !" schrie der Baron auf fuhr in die Höhe, heute ist ja auch der dritte März-der Jahrestag unserer j Vermählung. Dem jungen Herrn ! wurde es mit einem Male schwül ums ! verz. c,n ewissen erwachte und ries, Mauer von zweihundert Fuß Turcheln. Die Herren nahmen Blak voll! mrtrn.'nh- 90h 9flhrt I t..!... v;-. C l r..-.. , - v ä äi" V ' ' vum j ii" uui cuiiuTuum riim,uianen, ! angnucaen anqcns, was dies wohl, erst bin Tu verbunden mit einem Weicn , um dos Nachstromen von Sand wäd j Alles bedeute. Zunächst wurde vor Je so oll unaussprechlicher Güte voll zärt licher Liebe für Dich; Tu gelobtest ihr, wie Dir selber, sie recht glücklich zu machen, und heute, am Tage der Hoch zeit, wanderst Du auf schliipsriger ab schlissiger Bah ! Ohne einen Gruß gingst Tu vom Hause fort und bringst jetzst eben einer offenbaren Kokette ein Geschenk, welches Dir große Opfer auf erlegt !" Wie Schuppen fiel es dem Verblendeten von den Augen. Er er röthcte vor sich selber. Schon war das Haus der Blanchard in Sicht, da riß er hastig das Kutschcrfenster auf und schrie: Johann, umkehren ! Im rasche sten Trabe nach Hause !" Tort angelangt, eilte Albert in'S Wohnzimmer es war leer. Besrem det durcheilte er mehrere Räume, allein nirgends war Marie zu finden. End lich hörte er aus deni Innern seines eigenen Schlafzimmers ein leises Wci nen; heinilich schlich er sich dort ein, nd siehe da! feine Frau war bei einer Causeuse niedergesunken nd küßte mit meinenden Augen ein Bild es war das seine. Bei diesem Anblick kam ftch der Verirrte wie ein elender Verbrecher vor, tiefe Reue erfüllte sein Herz. Leise beugte er sich über die Weinende nnd fragte mit zitternder Stimme: Warum weinst D, meine herzige grau?" Diese fuhr erschreckt zusammen doch als sie Albert erkannte, sagte sie saust: Ach verzeih mir diesen Vorwurf, guter Al bert, allein ich mußte weinen, weil Du auch am Jahrestage unserer Hochzeit mich allein ließest ohne Gruß und Kuß. Sag' es, Albert, hat mich die Außen welt Deinem Herzen schon so sehr ent fremdet, daß Du auch diesen Tag ver gcssen konntest?" vo ich ihn vergeben habe, meine angebetete närrische Marie, soll Dir dies Etui sagen, das ich heute in aller Frühe holen mußte, weil der Juwelier Nicht Wort hielt. Schau her, Zweifle rin!" Albert öffnete das Etui und die Augen der jungen Frau wurden schier geblendet von all' der schimmernden Pracht. Laut jubelnd floa sie an den Hals des bitterbösen Lügners. Auf die e erste veberraschuna liefe Alben, dessen besseres Ich mit einem Schlage glorreich durchbrach, gleich eine zweite folgen: Wir verlassen Paris," rief er, und kehren auf mein Schloß in der lieben Heimath zurück. Ist es Dir recht?" Ach, mein guter, herzlieber Mann tausendmal!" jubelte Marie wieder und setzte dann schalkhaft hinzu: Glaube mir, Albert, JhrDeutfchen seid schlechte Diplomaten, denn Ihr rechnet mit dem Herzen, wo andere Nationen nur den Beistand walten lassen." Drei Tage später kehrte das glückliche Paar in die eimath zurück. Wer aber zahlte der Blanchard die ausgelegten 5000 Francs zurück? Nie mand. Diesmal scheiterte französische Schlauheit an einem deut chen erzen. Als der albeme Baron nicht wieder kehrte, biß sich die schöne Künstlerin fast die Lippen blutig und schrieb in ihr Tagebuch: Fünftausend Francs ver- loren: Bersehlte Spekulation." Auf dem Meeresboden. La Lutine" war eine französische Fregatte mit 32 Kanonen, die 1793 in Toulon von den Royalisten den Enq ländern ausgeliefert wurde, um sie nicht in den Besitz der Republikaner bei' gehen zu lassen. Sie wurde der eng tischen Flotte einverleibt und that gute Dienste, bis sie am 9. Oktober 1799 unter dem Befehl von Kapitän L, Slhnner zwischen den holländischen In- sein Blieland und Terschellmg um Mit ternacht niit Mann und Maus unter ging. Die Lutine" sollte gerade 30 Mil lionen Mark in töold und Silber nach Kurhaven bringen, mit welcher Summe englische Kaufleute den Hamburgern, wo zur Zeit eine schwere Handclskrise wüthete, beispringen wollten, hatte ver muthlich auch größere Summen als Sold sür die in Holland bcsindlichen englischen Truppen und bedeutende Baarmittel zur eigenen Ausrüstung an Bord. Wieviel ihr schließlich von den ermähnten 30 Millionen anvertraut sind, laßt sich'heute nicht mehr mit Ge mißheit feststellen, da in letzter Stunde Veränderungen in den Anordnungen über den Transport dieses gewaltigen chatzes getroffen wurden. RM fc'm nlir. 1 W I IHM f,t,. Wl WWI. V V-, UUVIll Bergungsversuche stattgefunden, die insgesammt etwa zwei Millionen Mark in Gold und Silber wieder an's Tages licht gefördert haben. Ursprünglich beanspruchte die hollandische Regierung Eigenlhumsrechte sür die Lutine" nebst Inhalt, bis schließlich aus Grund lang wieriger Verhandlungen, in die selbst das englische Parlament hineingezogen wurde, alle Rechte Lloyds zu erkannt wurden. Lloyds haben sich nun mit Spezialiften zusammengethan und aus die Ueberzeugung hin, daß in der Lutine" noch Goldbarren im Werthe von mindestens vier Millionen Mark liegen müssen, ein Syndikat de gründet, das seit einiger Zeit in derj planmäßigsten Weise an der Hebung des verlorenen Schatzes arbeitet. Zwei englische Ingenieure gleicher und Kinipple nahmen die Sache in die Hand und beschlossen in folgender Weise vor zugehen : zunächst die ungefähre Lage des etwa sechzig Fuß unter dem Meeres-! spieael im Sand lieaenden Wracks tu i bestimme, um dieses herum eine ! rend der Zeit der Arbeiten zu verhin- dern. in diesem Kreis den Sand ganz lich auszubaggern, bis der aus Kalk stein bestehende Meeresboden erreicht worden ist, um das Wrack selbst eine Pallisade aus Eichcnlwhlen zn errichte und dieses selbst mit Hilfe einer Saug pumpe, deren Saugrohr von einem Taucher gesührt werden kann, so gründ lich von Sand rein zu fegen, daß nichts dem Auge des Tauchers zu entgehen vermag. Im September vergangenen Jahres ergaben Probebohrungcn die etwaige Lage des Wracks, worauf mit 000 Sandsäcken der geplante Wall ge baut werden konnte. Die Jahreszeit verbot weitere Arbeiten, die alsdann im V!ai dieses Jahres mit voller Kraft wieder aufgenommen wurden. Jetzt zwingt die Jahreszeit die Unternehmer auf's neue, das kommende Frühjahr abzuwarten, und Mr. gleicher ist in zwischen nach London zurückgekehrt, wo er seine bisherigen Erfolge einem Zei tungsberichterslalter anvertraut hat. Die ersten Bohrungen, um bis auf den Kalksteinboden des Meeres zu gclan gen, die man in einem engeren Kreis von 80 Fuß Durchmesser innerhalb des größeren Kreises vornahm, gelangen vollkommen, nur fand man das Wrack nicht, das nach allen Berechnungen ge nau in der Mitte getroffen werden mußte. Man kann sich leicht die anfänglichen Besorgnisse der Unternehmer und ihre nachherige Freude ausmalen, als sie etwas später hundert Fuß von der zuerst gewählten Stelle richtig die Lutine" selbst antrafen. Das Schiff ist zwei hundert Fuß lang und nur die beiden Enden liege noch je fünfzig bis sechzig Fuß weit im Sand, während der Mit teltheil des Schiffes in der Länge von über neunzig Fuß schon gänzlich freige legt werden konnte. Bisher wurden menschliche Ueberrefte, mehrere hundert Münzen, 5ZKanonen und 105 Kanonen kugeln zu Tage gefördert. Im kommen den Frühjahr wird die Arbeit vollendet, und dann wird sich endgiltig herausstel len, ob die Schätze, die allgemein der Lutine" zugeschrieben wurden, that sächlich in ihr noch vorhanden oder zum größten Theil bereits gehoben worden sind. Ei tragikomisches Abenteuer bei der Sedan -Illumination in der deutschen Reichshauptstadt hat dem Rentner Wüllner eine Anklage eingetra gen. Wüllner spazierte am 31. August in vollem Wichs, die funkelnagelneue Angstrohre aus dem Patriotenhaupte, die Linden entlang, um sich die leuchten den Zeichen nationaler Kriegserinnc runqen zu betrachten. An der Kranzler- Ecke staute sich der Verkehr, Herr Wüll ner war ebenfalls zum Stehenbleiben gezwungen und hatte Muße, über die Fortschritte der modernen Beleuchtungs technik nachzudenken. Als er sich gerade darüber chlu iq werden wollte, ob Auer, Meteor ?c. wirklich den Sieg über das Elektrische" davontragen würden, er hielt er einen gewaltigen Hieb über die funkelnagelneue Angströhre, so daß dieses !v!obel ihm fast über die Ohren rutschte. Ein Strolch halle ihm den Gedanken - Schornstein" angetrieben. Wüllner wendete sich seinem tückischen Angreifer zu und schwang seinen dicken Spazierstock mit wuchtigem Streiche nach ihm. Da kreischten zwei Weiber stimmen auf oh Unglück, der Misse thäter, dem der Hieb gegolten, hatte sich blitzschnell geduckt nnd der Stock hatte zwei zarte Tamenköpse getroffen. Wüll ner wurde ob dieses brutalen Angriffs auf zwei harmlose Bürgerfrauen festge nonimen und der vorsatzlichen Körper- Verletzung mittels eines gefährlichen Werkzeugs angeklagt. Bor der 143. Abtheilung am Amtsgericht I erklärte er, er sei doch wahrlich kein Rowdy, daß er aus offener Straße wehrlose Frauen anfalle. Er erzählte sein Pech und meinte, wenn er wirtlich die Damen ge troffen habe, so thue ihm dies herzlich leid. Der Staalsanwalt beantragte 50 M. Geldstrafe. R.-A. Wronker daae- gen bat um Freisprechung oder wenig- stens uni eine erheblich mildere Strafe. Der Angeklagte habe eine vorsätzliche Körperverletzung begehen wollen, statt dessen aber eine sahrlässige begangen, indem er nicht zwei Fliegen, wohl aber zwei Frauen mit einem Schlage getrof sen habe. Die vorsätzliche Körperver lctzung würde er haden begehen dürfen, denn sie würde ein strafloser Akt der m . . , , , wehr . gewesen sein, die sahrläsfige sei durch die Erregung des Anaeklaaten erklärlich und entschuldbar, denn wer wollte nicht in Erregung gerathen, wenn erm seinen patriotischen Betrachtungen dadurch gestört werde, daß ihm Jemand den neuen Hut antreibt? Wenn Jemand mit blinkendem Dolche angefallen werde, dann dürse er den Revolver ziehen, und er brauche nicht erst zu überlegen, ob er ielleichteine andere Persontrcffen könne. So auch hiev. Ter Gerichtshof hielt aber eine Fahrlässigkeit sür vorliegend und erkannte auf 30 Mark Geldstrafe. ei grauenhaftes aftmahl. Selten hat wohl ein Herrscher in gleich grausamer Weise mit seinen Un terthanen gespielt, wie der Kaiser To mitianuS (8196 n. Chr.). Derselbe lud eines Tages die vornehmsten Glieder des Senates und der Ritterschaft von Nnm :,I Jii.-fv. 9lfä tii sf,inon . inen, fanden sie das ganze Haus durch und hur iiman T.rf M,, Fußböden, schwär Kiffen aus den Soi- dem ein kleiner söulenarliger Grabstein aufgestellt, aus welchem sei Name ge schrieben war : obenauf ein brennendes Lämpchen, wie es in den Grabmälern üblich war. Daraus traten zwei schwarz gekleidete Knaben herein und tanzten ernste und schauerliche Tänze um die Gäste, welchen darauf das Mahl in schwarzen Schiis sein aufgetragen wurde, wie bei einem Leichcncfscn üblich. Immer mehr stei gerte sich die Furcht der Geladenen; sie erwartete jeden Augenblick den Todes streich. Die tiesste Stille herrschte im Saal, nur der Kaiser sprach und unter hielt seine Gäste mit allerhand Erzäh hingen von Mord und Tod. Endlich entließ er sie und ließ sie in schwarz verhängten Wagen einsteigen. Sie er warteten, zum Richtplatze gesührt zu werden, und waren überrascht, als sie wohlbehalten zu Hause anlangten. Kaum athmete sie wieder auf, als ihnen auch schon gemeldet wurde, es sei eine Botschaft vom .Kaiser da. Nun glaubten sie ihres Todes gewiß zu sein; da wurden ihnen kaiserliche Handschrei den überreicht, in denen nichts stand, als das Wort Prosit!" Der kluge ?ackl, Es ist schon viel von der Klugheit der Dackeln gesprochen worden, meine Herren, aber" so begann der Ober förster Neumann beim Frühschoppen drüben in der Sonne, was ich Ihnen da von meinem Waldmann erzählen muß, ist kaum zu glauben, die reinste Wahrheit!" Fällt mir da eines Tages, im Be griff Revierkonirolle vorzunehmen, ein, gegen meine Gewohnheit durch den Stadtpark zu schlendern, mein Wald mann natürlich treu an meiner Steite; nun denken Sie sich das Hundcvieh! Je näher ich nämlich dem Parke komme, macht er mir große Augen und eine Miene, als ob ihm der kleine Umweg nicht behagen wolle. Als ich nun aber beim allen Steinthor in den Park ein trete, bleibt der Racker ganz und gar stehen, und ist auch durch meinen Au ruf nicht zu bewegen, mir weiter zu fol- gen. So steht er, mich anschauend, einige Augenblicke, darauf macht er kehrt und bald ist er meinen Blicken entschwunden. Ich stehe sinnend, was veiin in die- ses sonst so treue Thier gefahren sein könnte!" Nun gehe ich nie ohne Hund in's Re vier, es blieb mir also nichts anderes übrig, als umzukehren. Den halben Weg mochte ich etwa wieder zurückgelegt haben, da, meine Herren, kommt mir Waldmann in rasendem Lauf entgegen, und an mich herangekommen bemerke ich, daß er die Hundeleine in der Schnauze hatte. Meine Herren! Da siel mir erst ein, daß ja im Stadtparke die Hunde an der Leine geführt werden müy sen und mein Waldmann legte die von mir Vergessene jetzt zu meinen Füßen. Ich konnte meinen Gang in's Re- vier fortsetzen!" Die Brennessel. Das Brennen" der Brennessel (Ilr tica dioica) rührt bekanntlich daher, daß die winzig kleinen, kaum sichtbaren Brennborsten" der Pflanze bei Be rührung derselben in der Haut leicht abbrechen und ätzende Ameisensäure in die Wunden ergießen. Diese recht un angenehme Eigenschaft ist immerhin so harmloser Art, daß die Nessel ja sogar zum Peitschen gelähmter Glieder dient. und die jungen Schößlinge derselben mancherorts als Gemüse gegessen werden. Ganz anders steht es mit der Brennessel, die unter den tropischen Sonnengluthen der malayischen Insel weit gedeiht. Diese Nutzpflanze eigen ftcr Art ist die strauchartige Brennessel Urtica Stimulans), die sich zur unse ren wie der Tiger zur Katze, oder wie etwa die Hölle zum Senfpflaster ver hält, und mit welcher zwar auch die 'Hialayen peitschen, mit der Em schränkung jedoch, daß nur Diebe mit frisch geschnittenen Zweigen derselben gezüchtigt werden. Die Folterqualen diefer entsetzlichen Strafe schildert der Forschungsreisende Martin mit folgen den charakteristischen Worten: Ich sah solche Unglückliche sich gleich von Amei sen ergriffenen Regenwürmern und mit wildem Geschrei auf der Erde wälzen, ihr Zustand spottete jeder Beschreibung, schließlich verfielen sie in Krömpfe und ihr Geist war der Umnachtung nahe." Vcschcidni. Gast (im Kaffeehaus zu einem ande ren, der das ganze Konversations-Leri-kon in Beschlag genommen hat): Ach. entschuldigen Sie wenn Sie das Lexikon ausgelcsen haben, darf ich wohl darum bitten!" Schlaukäpfchen. Märchen (dem verboten wurde, von den aufgetragenen Speisen zu verlan- gen): .Tu. Mama!" Mama: Was denn, Kind?" Mäxchen: Frage mich doch einmal, ob ich Kompott essen kann!" Selbstbewußt. Fräulein: Wissen Sie. daß Sie meinem verstorbenen Briutigam außer orZentlich ähneln, Hcrr Lieutenant?" Lieutenant: ..Rci'ommirkn sie nicht surchtbar, kleines Fräulein!" kiöflich, A (zu einem Manne, welcher, ohne es zu merken, schon längere Zeit ans den Füßen des Ersteren steht): Wie alt find Sie, mein Herr?" B: 34 Jahre!" A: Und mit 34 Jahren können Sie noch nicht auf eigenen Füße stehen?" Sein lvmisch. Frischgebackener Lieutenant (zum ersten Mal in der neuen Uniform): Ach, konnte ich doch zetzt in i r Fenster Promenade machen." Rindern, , id. Onkel Mar, obwohl erst ein angehe- der Vierziger, aber doch schon im Besitz einer unheimlich weit hinlenüber ge pflegten Denkcrstirn, schaukelt auf sei nem Knie sein vierjähriges N'ichtchen nd fährt mit wehmüthigem Lächeln durch ihr dichtes blondes Lockengcwirr: Ja, ja, Lotte, solche Locken möchte ,ch auch haben." Lottchen betrachtet ihn aufmerksam, dann zupft sie ihn zutrau lich an den spärlichen Ueberrcsten eines einst fürstlichen Haarwuchses, die jetzt in melancholischem Haldkranz das Ge nick umrahmen, und sagt aufiuuntcrnd und beruhigend: Laß man, Onkel chen, Du kriegst auch noch welche; siehst Du, hier hinti n sangen sie schon an zu wachsen." Appell, Kaufmann Müller (barsch): Machen Sie, daß Sie fortkommen!" Bettler: Na, 'nem Namensvetter werden Sie doch hoffentlich 'ne Kleinig seit schenken, ich heiße nämlich auch Müller!" Zn der höheke Töchierschnlc. Professor: Ein jeder Mensch empfin det das Gefühl der Anhänglichkeit an den Boden, auf welchem er geboren nd anfgewachfen ist. Also, Fräulein Elfe, was ist es, wovon uns die Trennung schwer wird, und wonach wir uns seh nen, wenn wir es einmal verlas sen haben? Nun? Es ist unsere Heim " Elfe (schnell): Unsere heimliche Liebe!" Falsch verstanden. Bitte um eine Bettler: Gabe." kleine Herr: Sie haben sich ja lange nicht sehen lassen!" Bettler: Nehmen nicht übel." Sie mir's nur llneigcnnülzige Schadenfreude. Herr: Das ist aber recht traurig, daß Ihnen die ganze Obsternte miß rathen ist." Gärtner: Gar nicht, das freut mich recht, daß jetzt die Obstdiebe nichts krie gen." Der rechte Geschmack, Das Weibsbild ist Dein Schatz? Da habe ich Dir doch einen besseren Ge schmack zngetraut!" Hättest Du nur einmal Lcberknödel aus ihrer Küche zu essen gekriegt, wür best Du vom Gegentheil Überzeugt sein!" In der Eile, Vater: Ah, Sie wollen heirathen, Herr Fips? Entschuldigen Sie, ich bin eben sehr pressirt von meinen vier Töchtern erhält jede 30,000 Mark." Freier: Pardon, ich hatte eigentlich ans das Doppelte gerechnet." Vater: Das Doppelte? Nein, da müßten Sie mindestens zwei nehmen!" Leim vortrag. Professor: Sieben Städte streiten sich um die Ehre, daß Homer in ihren Mauern geboren wnrde." Lieutenant (für sich): Schade, da man weiß, daß ich aus Möckcrn bin," Aengstlich. Onkel: So geht das nicht weiter. morgen werde ich alle Deine Schulden vezaylcn. auch Minen Schneider, dem Tu ja am meisten schuldest," Neffe: Aber, Onkel, bedenke doch, der Mann ist herzleidend, wenn Tu ihm alles auf einmal giebst, rührt ihn vielleicht der Schlag." Daher. A.: Tas Müller'schc Ehepaar sieh, aver fchrecklich elend ans. B.: Ja, wiffen Sie, die dichten beide und lesen sich dann gegenseitig ihre Gedichte vor." Erklärt. Warum kritzeln Sie denn die Un terschrift so?" Tas sieht dann so aus, als . ob ich einen Schreiber hatte!" Falsch ausgesaßt. Er: Anna, komm' einmal her, die Marktfrau ist hier." Sie: Tas ist ja kein Gemüse, das ist ja mein neuer Hut!" (Trost. Komm, Mann. laß' uns das Lokal verlassen, mich friert hier." .Laß', Kind, ich steck' mir 'ne ßi garre an." Vcdinauna. Mutter: Eines muß ich Ihnen noch gestehen: meine Tochter sitzt fast den ganzen Tag am Klavier." Freier: O, das thut ni.iH wenn sie nur nicht d'raui stielt !"