Das seltsame Erbstück, Hmuoirske vo Heinrich Schöner. Tu kommst Dein Lcbtag auf teilten grünen Zweig. Gtoffd", hatte mein Better Kurt oftmals höhnend zu mit gesagt, wenn wir Kinder beim Schüt ietn frcmdcr verbotener Fruchte gestört worden waren, die Anderen mit gefiill ten Taschen erfolgreich Fersengeld ge geben hatten, ich aber, weil ich nicht flink genug gewesen war, zwar keinen einzigen Apfel, dafür aber eine tüchtige Tracht Prügel von den erzürnten Eigen thüinern erhalten Halle. Lange Zeit war ich im väterlichen Hause meines werthen Better erzogen worden, da meine Eltern ach, zu früh für mich! das Zeitliche gesegnet hat ten. Und welch' eine Erziehung war mir da zu Theil geworden! Wurden wir Buben bei einem Knabenstreich ertappt, so wurde ich allein zur Warnung und zum abschreckenden Beispiele" sür die andere Uebelthäler mit exemplarischen Strafen belegt. Bei Bertheilung von Geschenken ging ich als der Unartigste stets leer aus. Gab es hingegen Au - träge und Bestellungen zu besorgen, so war ich plötzlich der Artigste und Folg- samste, und mir allein wurde die Vliis führuua des ehrenvollen Auftrages, zweifelsohne als Anerkennung meiner guten Eigenschaften, übergeben. Der fctortel kaun lauten, wie ein Viricy", sagte dann zur Ermunterung mein gnä- diger Onkel und Bormnnd, wenngleich mich einen Augenblick zuvor langsam und träge, wie eine Schnecke gescholten hatte. Der Stosse! zieht wie eine spanische Fliege", hieß es, wenn ich bei Ausflügen und Landpartie? den Kin derwagen fahren mußte, wozu die Kin dcrma'gd sich nicht gerne hergab. Lang' z, Stoffel, sei nicht blöde", sagte man bei fremden Leuten! Stoffel, nimm Dich zusammen, Dn verdirbst Dir den Magen", hieß es im eigenen Hause. So hiitle es denn kaum ausbleiben können, daß ich endlich muthlos und jeden bestimmten Charakters baar ge worden wäre, da ich, ost wegen derscl bcn That gelobt und getadelt, kaum das Gute vom Bösen z unterscheiden er- mochte, wäre nicht eines Tages mein Großonkel, ein pensionirter Professor, in meines Onkels Haus gekommen. Er sah mich, und da er von meiner uinvür digen Behandlung Wind bekam, so brachte er es fertig, daß ich ihm mit gegeben wurde. Wahlscheinlich sahen meine theuren Verwandten mich mit Freuden von dannen ziehen. Der Großonkel war übrigens in der letzten Zeit, weil er zusehends gcistes und altersschwach wurde und seit lange schon Hypochonder gewesen war, von seinen Berwandten in unverantwort liehet Weise vernachlässigt worden. Sie glaubten eben, es sei von ihm doch we nig zu holen", eine bettübende That sache, die ich bei dem alten Manne, der sich darübet sehr zu grämen schien, mög liehst zu verwischen suchte, indem ich ihm zu Liebe Alles that, was ich ihm an den Augen absehen konnte. Ich sührte den schwerhörigen Greis aus die Promenade, sorgte für Reinlich keit in einer kleinen Behausung, der jede sonstige Bedienung mangelte, kochte ihm den Kaffee und Thee und briet ihm die Kartoffeln. Als ich großjährig wurde und über mein Vermögen disponiren konnte, wurden sogar seine sämmtlichen Be dursniffe von meinem Gelde bestrittcn; denn von seiner Pension, die er jedtj mal selbst liquidirte, bekam ich nie Et was zu sehen, und er behauptete mit dem starren Eigensinn eines kindischen Greises, er sei arm, wie eine Kirchen maus. Was sollte ich da thun? Uns Beide hungern und darben lassen? Das ging nicht wohl an. Wie sehr ich auch von den Eigenheiten des alten Mannes zu leiden hatte, so konnte ich e doch nicht über mich gewinnen, den Hilflosen zu verlassen, sondern hegte und pflegte ihn auf eigene Kosten, ohne mich weiter um den Verbleib seiner Geldmitteln zu kümmern. Und wenn ich von der Fa milie meines Onkels allen möglichen Spott und Hohn zu erttagen hatte, und Kurt mir wicdetholt schadenfroh grin send zuflüsterte: Gieb Dir keine Mühe: Stoffel, bei all' Deiner Gutmüthigkeit und Uneigennützigkeit kommst Tu doch nie aus einen grünen Zweig!" ich ließ mich nicht beirre. A h bonheur, Bellet Kurt, gerade meine Gutmüthigkeit und Uneigcn nützigkcil, der, wie Tu hinter meinem Rücken sie nanntest, meine Dummheit, war es, die mich endlich dennoch auf den grünen Zweig brachle. Der Groß onkel wurde eines Tages ernstlich krank, und da seine besorgte Familie ahnte, daß es mit ihm bedenklich zur steige gehe, versammelten sich die Mitglieder derselben, feiner regelmäßig eingenom menen und nicht wieder verausgabten Pension gedenkend, um fein Sterbe lagcr, singen plötzlich an. ihn zu hat schein lind zu pflegen und wichen nicht von seinem Bette. Der Sterbende dankte ihnen sür ihre Sorgsamkcit, in r rtitjjrt, nr ftf ttt icxnsM T"Rrt ' niete auch an sie gedacht. i Ich glaubte bei diesen Worten einen! Zug des bittersten Sarkasmus um die j Lippen des abgezehrten lijelchrten spie- j len zu sehen, als die Heuchler unter j wer Sturmflut!, von Krokodilsthränen, betheuerten, nicht an seinem Vermögen, nein, an ter Erhaltung seines theuern ! Taseins ?.i Ihnen Alles gelegen. X' alte Herr aber starb wirklich und wurde von feinen Verwandten Hals über Kopf eingescharrt, gleich als ob sie froh seien ihn endlich von der Etde verschwinden zu sehen. Wie der Verblichene es angeordnet, so wurde das Testament in seiner Behau snng geöffnet und verlesen. Es enthielt nur einen einzigen Paragraphen, worin der Verstorbene seinem Enkel Kurt sämmtliches Besitzthum mit Einschluß der Lündcreien vermachte. zn geheim nißvollct Klammet hatte et jedoch süt nöthig gehalten, den Univerlalerven aam besonders aus ein eisernes mit schrünkchkn ausmerksam zu machen, mel ches an einem näher bezeichneten Orte aufbewahrt werde. Zuletzt kam eine unscheinbare Nachbemerkung, die mir galt; denn in derselben modisizirte er den ersten Paragraphen dahin, daß der Christoph Colomby so mat mein Name als Entschädigung für baare Ausla- gen und für die sonstige unbezahlbare Mühe, die er sich mit einem gebrechlichen Greise gegeben habe, seinen, des Ver storbenen, einzigenReisckoffer mit sammt dem Inventar, den abgetragenen Ssazia rock und die Nachtmütze nicht ausgcnom mcn, von der Erbmasse erhalten solle ; ingleichen jenen alten Globus und jene beiden alte Kupferstiche, so bisher in seinem Schlafzimmer gehangen und die dem armen Junge stets so sehr gesal- len hatten. Als diese Klausel verlesen wurde, brachen alle Anwesenden in ein schallen des Gelächter aus, und ich selbst hatte Mühe, die Schamröthe zu verbergen. Eine Nachtmütze und einen abgetragenen Schlafrock als Erbstück nein, das war denn doch z stark ! Schadenfroh eilte Kurt augenblicklich in das Nebengemach, holte den in Rede stehenden R'eisekoffer, den Globus und die beiden Bilder und überreichte mir das dreifache Erbstück mit einer komisch-feicrlichen Anrede. Siehst Du nun, Vetter Stoffel", so schloß er dieselbe, daß ich Recht hatte, wenn ich immer prophezeite, Du kämest nie auf einen grünen Zweig !" Was ollte ich thun ? Ne ignirt etzlc ich mich aus meinen Koffer, nahm den Globus in die eine, die beiden Bilder in die andere Hand und ließ geduldig alle Spollreden über mein Haupt hin wegziehen. istonel." aqte Kurt, Nun wir t Tu aber auch Nachtmütze und Schlasrock Probiren; ich bin überzeugt, sie sitzen Dir beide ganz ausgezeichnet." Und trotz meines Sträubens drängte er -mich von der Kiste weg, nahm die Heiden Stücke heraus, und mit Hilfe der Anderen wollte er mir die Mütze aus zwingen und den Schlafrock umwerfen. Da aber wurde ich ein wenig ernst ; ich wehrte entrüstet die Zudringlichen ab und entriß ihnen den kchlafrock; dabei erhielt das morsche Kleidungsstück eine jämmerlich langen Riß. Betrübt schallte ich auf den Fetzen nie der, wahrend die Anderen sich unbändig freuten. Plötzlich bemerlte ich zwischen dem Füller und der Naht ein Stück Papier und als ich es herauszog, zeigte sich, daß es ein Hundertthalerschein war. Als dies die Umstehenden sahen, wollten sie mir das Kleidungsstück ent reißen; aber min trat ich mit gewalti ger Energie derartig auf, daß sie be stürzt zurückwichen. Ich durchsuchte alle Nähte und fand noch vier Hunderttha lerscheine. Als ich aber gewahrte, wie die Zu schauer vor Neid bersteten, mein Thun beobachteten, gab ich, um allem Unheil vorzubeugen, mein ferneres Suchen auf, ließ den Fetzen wieder in meinen Koffer verschwinden, setzte mich phlegmatisch darauf und zündete in aller Ruhe eine Cigarre an, währenddeß die Anderen vor Ungeduld vergingen und mich baten, auch die Nachtmütze zu durch suchen. Jetzt eilte auf einmal mein lieber Vetter Kurt, von einer neuen Idee be seelt, auf den bewußten, als Erbgut ihm zugeschriebenen Gcldschrank zu, um deffen Inhalt zu prüscn. Neugierig folgten Alle, gespannt steckten sie den Schlüffel hinein und öffneten. Aber ein Schrei bodenloser Entrüstung ent fuhr ihren Lippen, denn in der Kiste lagerten sorgfältig verpackt: Elf Pfennige! , Anfangs glaubte man seinen Augen nicht trauen zu dürfen. - Man durch stöberte alle Ecken und Winkel, alle Schränke und Laden, aber keine Thaler scheine fanden sich. Vom Boden bis zum Keller blieb kein Raum undurch sucht, aber alle Mühe erwies sich als fruchtlos, der Schatz zeigte sich nicht. Als ich mir nun dieses ängstliche Tuchen von meiner Kiste aus ansah und mich selbst unbeachtet wußte, wandelte mich die Lust an, auch einmal zu suchen, ob sich nicht noch Etwas vorsande. Das Erste, worauf ich stieß, war ein Schrei den, welches in der Schlafmütze lag und an mich adressirt war. Es hatte fol gendcn Inhalt: Mein lieber Christoph! Wenn Tu dieses Schreiben in den Handen hältst, werde ich nicht mehr am Leven sein. Ich fühle, diese sind meine letzten Federstriche. Ich bin ein alter, weltei'ahrcner Mann, der die Menschen kennt und zu beurtheilen weiß und habe Euer Thun und Handeln seit langen Jabrcn beobachtet. Tu haft von allen meinen Verwandten ti am redlichsten mit mir gemeint; deshalb will ich Dir zum Tank iür die treuen Dienste, die Tu ohne Murren einem gebrechlichen Greise gewidmet, mein Vermögen ver machen, welches, abgesehen von den Pensionen, groxtentheils aus dem Er trage wiffcnschaftlichkr Werke entstanden ist.' Ten Anderen aber, die oftmals den kindischen" GreiS verspotten zu dürfen glaubten, will ich vorher och mit gleicher Münze heimzahlen. Laß Du Dich aber hierdurch nicht beirre, sonder höre: 1) In den Nähten des Schlufrockes befinden sich eingenäht: 5 Hunderttha lcrscheinc. 2) Hinter dem Rahmen eines jeden der beiden Bilder: 500, das ist zusam men 1000 Thaler in Banknoten. 3) Im Inneren des Globus, deffen Deckel, die östliche Halbkugel, sich mit leichter Mühe öffnen läßt: ei Spar kaffenbuch über 8000 Thaler. 4) Im Zipscl der Nachtmütze: 500 Thaler in Siaatsschuldscheinen, in Summa, 10,000 Thaler, welche ich Dir hiermit ausdrücklich vermache; sie gehören zum Inventar der Kiste, und Niemand kann sie Dir streitig machen. Mögest Du mit dem Gelde gut Haus hallen und es für die Tage der Noth als Zehrpfcnnig ausbewahren, die, wie sie in meiner Jugend über mich gekom men sind, auch Dich ohne dieses Geld heimsuchen könnten. Und so gedenke denn bisweilen des Verstorbenen, der einst, wie Tu, mit Freuden in die Well schaute, den aber die Menschen betrogen und hintcrgangen haben. Lebe wohl und bete zuweilen siir mich!" Ich küßte das Schreiben, verbarg es aus der Brust und durchsuchte die einzci nen Erbstücke. Es war Alles so, wie der Greis es beschrieben, und bald be fand sich ein Vermögen von 10,000 Thalern in meiner Brieftasche. Kaum war ich hiermit fertig, als Kurt mit allen Zeichen völliger Abspannung aus mich zukam. Aber nun bilte ich Dich um hundert Pfund Zwetschen, mein lieber Stoffel," sagte er, Du sitzest da, wie ein Land junker aus Hinterpominern und küm- mcrst Dich um die ganze Welt nicht!" Nun, was willst Du denn, daß i, thu soll?" fragte ich ihn. chen bellen, elvlredend, mir rathen sollst Du, wo ich Alles das sinde, was der Großvater mir vermacht hat." Ei, ich meine doch, das ist sehr deut- lich; sämmtliche Ländereien " Großer Gott, da ist eine lange Haide, die der jedesmalige Besitzer sroh war, sich vom Halse geschafft zu haben; denn sie bringt keinen Pfifferling ein, sondern kostet im Gegentheile dem Eigen thünict noch Bedeutendes, da er für die Erhaltung eines hindurchfühlenden Weges zu sorgen verpflichtet ist. Fer ncr ein Suinps, dessen aufsteigende Dünste meilenweit die Gegend verpesten, und,..." Dieses Haus nebst Stallung und Hintergebäuden," schaltete ich mit schlecht verhehltem Höhne ein. Ja, die ganze Räuberhöhle würde allenfalls eine Rinderstallung abgeben," entgegnele er ingrimmig, oder für eine Schmcinezüchtcrci sich eignen. Die will ich auch darin anlegen." Ich zuckte die Achseln; er beachtete es nicht. Du aber,"- fuhr er, sich traulich an mich schmiegend, fort. Tu hast in Wirklichkeit geerbt. Sage mir doch, lieber Christoph, würdest Tu mir nicht von Deinem Erbe irgend ein Thcilche zum Andenken an den theuren Verstor denen abgeben, vielleicht eins der beiden Bilder, oder den Globus?" Ja, lieber Christoph, ein Anden Jen," riefen die übrigen im Chor, mir auch ein kleines Andenken!" Ich erhob mich im Vollbcwußtsein meiner Ueberlegenheit. Ten Globus und die beiden Bilder gebe ich für kein Geld ab," entgcgnete ich; denn sie haben einen hohen kllnst lcrischen Werth, und Ihr wißt, wie sehr ich für Alterthümer schwärme. Jedoch gebe ich Euch gern die Erlaubniß, sie Euch jederzeit nach Herzenslust zu be sehen." Tann verlause uns wenigstens den Hausrock und die Schlafmütze." Man sah, es kostete Kurt große Mühe, die beiden Worte auszusprcchen. Wenn Dich darnach gelüstet," er widerte ich lachend, die will ich beide Dir schenken, denn Tu hast sie verdient. Hier hast Tu sie." Gierig griff die ganze Familie nach den beiden verhängnißvollen Kleidungs stücken und betastete sie nach allen Sei ten. Endlich rissen und zerrten sie gar daran, allein keine Banknote kam mehr zum Vorschein. Ich aber legte die beiden Bilder und den Globus in die leer gewordene Reise liste, hob sie aus die Schulter uud ent scrnte mich lachend mit meinem Erb theil. Stoffel," brummte ich im Weggehe vergnügt vor mich hin, gieb Tir keine Mühe. Tu kommst doch nie aus einen grünen Zweig!" Kurze Zeit daraus ließ mein theurer Vetter Kurt mit großem Kostenauf wände und noch größerer Sorgsalt das Wohnhaus des !!rftorbcncn mit sämmt liehen kleinen Nebengebäuden unter miniren, durchwühlen und endlich gar abbrechen, den Sumpf entwöffern und die Haide urbar machen; aber Schatze fand er nicht. Wenn dann die Nachbarn verwun dert die köpfe schüttelteu und mich frag ten, was das Alles bedeute, entgegnete ich wohl: D, der Vetter Kurt will, glaube ich, eine Schweinezucht in großartigstem Maße anlegen." Hahaha!" lachten dann die Nach barn schadenfroh. Glück zu!" Ader unter uns gesagt, dabei kommt er nie mals auf einen grünen Zweig.' Mundu nlt doctpl! i'o Hm,, Probvlsky, Es war in der großen Soinmmoirih schast einer deutschen Universität. Viel Gäste wies das Etablissement freilich nicht auf. An der Alma runter herrschten Ferien; deßhalb fehlten auch die Hauptbesuchcr die Studenten. An einigen Tischen saßen Fremde man sah es ihnen an der ganzen Reise ausstattung an, und vor Allem an den vor ihnen liegenden rothen Bädeker" Büchern. Nicht weit von meinem Platze blätterte ein stämmiger, untersetzter Man von ellva dreißig Jahren lässig in einem illustrirteii Blatte umher. Jetzt zog er unruhig die Uhr nd blickte dann spä hend den chaussirten Weg herunter. Der Herr erwartete allem Anscheine nach Jemand'. Das Antlitz des Gastes trug die kantige Narbe einer Quart. Er war also zweifellos früher auch Uni versitätsbürger gewesen. Nur aus der Kleidung des seltsamen Menschen wurde ich nicht klug. Er trug, soweit ich dies sehen konnte, eng anliegende Beinkleider, lange dunkle Striimpse und derbe Lederschuhe. Sein Rock war namentlich in den Schößen ungemein lang, ebenso die Weste. Statt der Knöpfe befanden sich Silbermiinzen an der letzteren. Auf dem Kopfe trug der sonderbare Mann einen Filzhut mit mächtiger Krempe. Der Fremde war ausgestanden. Plötzlich stürzte er unter dem Freuden ausruf: Carl, da bist Tu ja!" einem daherschrcitenden Herrn entgegen. Die Männer umarmten und küßten einander. Nach allerlei sich fast über- stürzenden gegenseitigen Fragen nahmen sie wieder in meiner Nähe Platz. Der Kellner mußte Wein bringen. Wie erinnert das hier Alles an alte, glücklich verlebte Stunden!" rief beim ersten Glase der sehnlichst Erwartete dem Freunde zu: Hoch die Libortas acadornica!" Hoch, hoch!" Nun sag' aber 'mal, lieber Bert hold", lenkte der zweite Gast in ein ru- higes izahrwajjer ein. Was für eine seltsame Kleidung hast Du Tir denn zugelegt? Du siehst ja aus wie wie na, wie denn?" Wie ein Schüfer aus der Lunebur ger Haide!" erklärte der Gefragte. Ja, ja!" nickte Carl. Gesehen hab' ich diese Leute auch schon. Es war auf der Reise nach Hamburg. Tu hast doch aber nicht gar umgesattelt? Der Standeswechsel wäre denn doch ein zu merkwürdiger; erst Mediziner " Wie man's nehmen will!" lachte der Arzt. "Muniliis vult decipi!'' Ich verstehe Dich nicht!" erwiderte kopsschüttelnd der Commililone. Sei nur froh, daß keine Studenten hier sind. Du würdest sicher in Deinem seltsamen Kostüm angeulkt!" Ich besitze kein anderes Zeug!" ver setzte Berthold in größter Seelen- ruhe. Gerade diese Klei dung hat mir riesigen Ver dienst nd großes Renommee verschafft! Das begreife ei Anderer!" Ich will Dir die Geschichte erzählen!" sprach der Mediziner nd nahm einen Schluck des goldigen Weines. Sie ist nicht sehr lang!" Dann schieß' 'mal los!" Tu weißt, ich hatte bei'm Abgange von der Universität in brillantes Staats-Cxamen gemacht. Mit ma gischer Gewalt -zog es mich nach dem lebendigen Berlin, und dort ließ ich mich auch bald darauf als praktischer Arzt nieder. Aber niit der Praxis war es in der großen Stadt sür mich ein heikel Ding: ich kannte Niemand und war auch von Keinem gekannt. Ein paar Btal empfahl ich mich in den gro ßen Zeitungen der Residenzstadt. ' Es fanden sich ja auch infolgedeffen einige Patienten bei mir ein, die aber schließ lich selber nichts hatten, und für die ich noch aus purem Mitleid die Medizin bezahlte. Schließlich war der Rest mei nes kleinen Vermögens aufgezehrt, und nun trat die Sorge um meine weitere Existenz bitter und ernst an mich heran. So viel sah ich ei, daß in Berlin mei es Bleibens nicht war. Ich verließ nach Ablauf eines Jahres die deutsche Ättetropole und liebelte nach einem norddeutschen Landstädtchen über. Etwas beffer ging's ja dort; aber die Medizinalpfufcherei grassirte, namenl lich in den Dörfern, in einer geradezu tollen Weise. Schäfer, Imker, sogar Schmiede curirten fest daiaus los, mochte es sich um eine Krankheit han diln, welche es wolle: Der Polizei siel es nicht ein, gegen diesen offenbaren Un- sug vorzugehen. Da saate mir der Avotbcker des Oert- chens eines Taaes. ich müsse die Sacke anders anfangen. Ziehen Sie ausglich schläfrig!..,. Was soll ich das nächste Torf!" rieth der erfahrene mit dem Jungen ansangen?" Mann. Hüngen Sie den Tottor ganz ! Vater des Lehrlings: Können Sie an den Nagel und nennen Sie sich ein-! ihn denn nicht in der Abtheilung sür sach Schäfer". Sie sollen 'malN achthemden beschäftigen?!" sehen: das zieht!" Vergeblich sträubte j ich mich gegen ein solch Verfahren; mein Ralhgebcr aber sagte: Sie kön nen ja 'mal den Versuch machen! Gefällt Ihnen die Ciefchichle nickt, so ziehen Sie einfach wieder in die Stadt zurück!" Nach vielem Hin nd Hcrreden ging ich aus diesen Streich ein. Schon nach einigen Tagen halte ich einen Zu lauf, wie ich ihn mir nie erträumte. Natürlich schrieb ich nur fachgemäße Rezepte und brachte auch glückliehe Ku ren zuwege. Um mir noch mehr Per- trauen bei meinen Patienten zu ver schaffen, legte ich mir diesen Schäfer Anzug zu!" Und Tu erfreust Tich einer großen Praxis?" fragte Carl nach geraumer Pause des Schweigens. Kaum Rath zu schaffen weiß ich!" versetzte der Toctor. Hätte ich es Tir nicht fest versprochen, heute nach so lnn ger Trennung hier zu erscheinen, ich wäre nicht gekommen!" Und was sagt die Polizei zu Deinem merkwürdigen Gebahrcn?" sprach der Freund, außer sich vor Erstaunen. O, ich wurde sogar zur Vernehmung vorgeladen, weil ich wegen Medizinal Pfuscherei angezeigt war. Das kam in folge meines Rezeptschrcibens !" Und was wurde daraus ?" Ich Zcigte dem Commissar einfach mein Approbations Zenani vor. Sie sind ja wirklich Arzt!" sagte dieser nach Musterung meiner Papiere, Allerdings bin ich das!" erwiderte ich. Und warum treten Sie denn nicht offen als solcher aus?" meinte der Beamte. Es geht so besser!" gab ich Bescheid. Und wollen Sie mir einen Gefallen thun, Herr Kommissar, so sagen Sie Niemandem, daß ich wirklich Arzt bin! Das könnte m ich in meiner Praxis s ch ü d i g e n !" Ballonfahrten aus dem belagerten Paris. In Paris stiegen zur Zeit des Krieges 187071 65 Ballons aus mit 1U4 Per sonen, 381 Tauben, 5 Hunden und 10,(575 Kilogramm Tcpeschen. ' Die bei Weitem wcrthvollste Ladung von allen führte der Ballon La Bretagne" mit sich, der am 27. Oktober 1870 steige lassen wurde. Außer dem Führer be fanden sich noch drei Personen an Bord, unter ihnen ein Bevollmächtigter des Picard, Namens Manceau, der in sei- nein Portefeuille die gewaltige Summe von 7 Millionen Fres. theils in Bank notcn, theils in Tratten bei sich trug; das Geld war zum Ankaufe von Waffen und Munition in Belgien bestimmt. I Die Fahrt verlief sür die Insassen n- i ,,;;n;., Mus c; ;., !,, 14111111114. i( 111 un jiui;t uuu -n- dun landen wollten, bemerkten sie, daß sie mitten unter die Feinde gerathen waren ; zwei von ihnen sprangen freilich rechtzeitig auf die Erde und konnten sich in einem Walde verstecken, als aber Manceau ihrem Beispiele folgen wollte, verletzte er sich beim Absprang ziemlich schwer. Bon Bauern ausgesunden, wurde er von ihnen zum Pfarrer des nächsten Torfes getragen, dein er in der Befürchtung, den feindlichen Truppen in die Hände zu fallen, nicht allein das Geheimniß seiner Sendung, sondern auch die Banknoten und Wechsel des Fi nanzministcriums anvertraute. Kaum hatte der Geistliche die werlhvollcn Pa- piere verborgen, als sein Haus auch schon von deutschen Soldaten umstellt war, die den verwundeten Luftschiffer gefangen nahmen, ohne natürlich zu ahnen, welche reiche Beute ihnen ent gangen war. Einige Zeit später begab sich der Pfarrer nach Brüffel und über gab die sieben Millionen dem dortige französischen Gesandte, der da ihrer Bestimmung gemäß über sie versügle. Auch in Frankreich wurde die Einzel heilen dieser inteieffanten Begebenheit aus der Geschichte der Pariser Lustschiff fahrt während der Belagerung erst vor wenigen Jahren allgemein bekannt, als der Pfarrer, der dem Staate sieden Millionen gerettet halte, am National festläge (14. Juli) 1893 zum Ritter der Ehrenlegion ernannl wiirdc für außer ordentliche, während des deiitsch-fran-zösischen Krieges geleistete Dienste". Gefräsiigkeit der Spinne. Ein englischer Nalurforscher hat jüngst die Tischgewohnheitcn" der Spinne studirt. Er wog die Spinne vor und nach der Mahlzeit und hat Ion statirt. daß ein Mensch, wenn er eine entsprechende Menge Nahrung aufnch men würde, täglich etwa zwei ganze Ochsen, dreizehn Schafe, zwölf Kälber und vier Scheffel Fische verschlingen müßte. Der grobe Wirth. A: Höre, Schwager, ich bin ganz paff über Dein Riescnglück: den ganzen Tag bis Mitternacht sind Deine Gast stuben überfüllt und doch bist Tu boh nenstrohgrob gegen Teine Gäste!" B.: Ällcs'Gcschästspolitik. mein Lie der! Eben weil ich so grob gegen meine Gaste bin, bilden sie sich ein, meine Speisen und (ietränte mllßlen viel bc'ser sein, als anderswo!' Snfcr Kalb. avnranl: yren -ohn kann,, absolut nicht brauchen er ist fürchter vorgebkugt. Brautwerber: Ist Ihre Fräulein Tochter musikalisch?" Vater: Allerdings aber Sie brau ; chcn deshalb noch nicht gleich schlecht von j ihr zu denken!" ! - jm kveinkcllcr. Wirth: Sehen Sie dieses riesige, j gefüllte Weinfaß wenn sie dort; hineinfielen, würden Sie ertrinken." ' Gast: Keineswegs. kann Was 5 sertreten." I (ijsciiot lvibmung. A. : Wir wollen unserm Bureau Vorsteher ZU seinem silbernen Jubiläum einen neuen Arbeitstisch verehren: D kannst uns die entsprechende Widmung dazu machen!" B. : Sehr einfach; laßt doch sofort auf dem Tisch cingraviren: ,Hicr ruht unser lieber Bureauvorsteher'." Fahrlässiger Einbruch, Richter: Angeklagter, was haben rit darauf zu sage? Angeklagter: Ich bin unversehens eingelirocheu." Richter: Versehens! Wie können Sie einen Einbruch unversehens begatt gen haben! Reden Sie doch nicht solchen Unsinn!" Angeklagter: Unsinn gar nicht. Ich wollte nebenan einbrechen." Al,al A, : Glauben Sie wirklich, daß da Kliffen so ungesund ist, wie im heutigen Morgenblatt'ftcht?" B, : Gewiß. Neulich lüßte ich auch ei Mädchen und wurde von ihre, Vater dabei überrascht, die Geschichte bekam mir so schlecht, daß ich acht Tage lang das Bett hüten mußte." Stolz. Dichter (zum Bekannten): Ich sage Dir, für dieses Blatt arbeite ich so viel, daß ans der Redaktion ein besonderer Papierkorb für mich aufgestellt ist!" Mit Vorbehalt. Baron (der nur .Nichtraucher" als Ticner um sich duldet, zu einem Be werber in diese Stelle): Rauchen Sie?" Diener (greift in den vor dem Herrn stehende offenen Cigarrenkasten): Es kommt ganz aus die Sorte an, gnädiger Herr!" ' Boshaft, Neffe: Hcnte habe ich eine Maschine gesehen, die die Arbeit von dreihundert Männern leistete Onkel: Das will nicht viel heißen.. wenn die Männer alle so viel thun. wie Du!" mehl Ehemann (der soeben eine enorme Rechnung bei Schneiderin bezahlt hat): so geht das nicht weiter, niein Kind, so darfst Tu Tich nicht kleiden!" Nein, nein, das sehe ich ja auch ein !" Na, also!" Deswegen hab' ich mir ja auch scho wieder ein neues Kleid bestellt." Gleichnisse, Sie standen auf der Brücke und sahe zu, wie ein kchlcppdampfer eine schwer beladene Barke pustend und pfeifend flußaufwärts zog. Siehst Du, meine Liebe," sagte Herr Schwarz, hier hast Tu ein Lebensbild von Dir." Der Schleppdampfer gleicht dem Manne, det sich abguält und abmüht, währende. die Barke der Frau gleicht, welche ' Jawohl, unterbrach ihn seine Gat tin, der Schleppdampfer macht einen Mordslärm, wahrend die Barke die ganze Last zu tragen hat." 5xmch, Wer Freunden gern die Wahrheit sagt Und Damen nach dem Aller fragt. Der kommt, wie sehr er auch sich neig', Gewiß aus keinen grünen Zweig. Unbewußter lzumor, Karlchcn: Warum weinst Tu denn?" Fritz: Ich bin unangeklopft zu Papa hineingegangen und ausgeklopft her ausgekommen." Aufrichtig. A: Leihen Sie mir doch drei Mark!" B: Wie sollte ich dazu kommen, wo wir uns heute zum ersten Mahl sehen , . gehen Sie doch zu Leuten, die Sie bester kennen!" A: Tie geben mir erst recht nichts.' Zweifelhaft versprechen. Chef (zu dem neuen Kassirer): Ihr Vorgänger ist mir mit tausend Mark durchgegangen, ich hoffe, daß ich mich auf Sie verlassen kann!" Kassirer: Mit tausend Mark gehe ich Ihnen nicht dnrch!" Zhr Maßstab. Tochter: Mutter, sage, was Tu willst, der Theodor liebt mich nicht mehr." Mutter: Aber, Kind, weshalb denn nicht?" Tochter: Ja, wenn er mich jetzt nach Hause begleitet, wählt er stets den Iür zelten Weg." Doppelsinnig. Schwiegersohn (am Hochzeitstage): Sagen Sie, Herr Schwiegervater, haben wir nicht früher einmal zusam men Karten gespielt?" Schwiegervater: Ja, ich entsinne mich jetzt aber damals war i ch der Tlimmc!" ?m Klci&rarfchäfi. Kunde: .Tiefer Anzug paßt wohl?" Chef: Hm, ich würde Ihnen schon rathen, ihn etwas weiter zu nehmen. . . es regnet gerade!" Ekradc rnbt. Radfahrer (der kopfüber in den M f rast stürzt): Thut nichts.. . Schlamm bader bat mir der Arzt ja obnedin ver. ordnet'. -vi