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About Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901 | View Entire Issue (Dec. 12, 1895)
Auf Keiles cn. Von W u i) b c M a i p a s s a 11 1, Ich hatte mich gerade bequem in die (fe meines Waggons gesetzt und die Thür zugemacht, in der Hoffnung, allein bleiben zu können, als die Zhiir plötzlich wieder geöffnet wurde und ich eine Stimme sagen hörte: ' Geben Sie Acht, Herr, wir sind hier an einer gesilhrlichen Stelle, ' und der Tritt ist ziemlich hoch." Und eine andere Stimme antwortete: Sei unbesorgt, Heinrich, ich werde mich schon an dem Handgriffe festhal tcn." ' Hieraus erschien ein Haupt, mit einem runden Hute bedeckt, und zwei Hände, die sich an den Lederriemen, welche zu beiden Seiten des Fensters hingen, krampshast festklammerten, zogen lang sam einen schweren Körper hervor, deren Füße auf dem Trittbrett ein Geröusch verursachten, als wenn ein Stock auf festen Boden gestoben wird. Und als der Mann seinen Rumpf in den Wagen geschoben hatte, sah ich n ter dem lose herniederhängenden Bein kleide das schwarze Ausienende eines höl zernen Beines erscheinen, dem alsbald ein zweites solgte. Hinter dem Reisenden wurde ein Kopf sichtbar, welcher frug: Sitzen Sie so gut, Herr?" Ja, mein Junge." Dann sind hier Ihre Packete und Ihre Krücken." Und ein Bedienter, der wie ein alter Soldat aussah, trat in das ssoupe, beide Arme beladen mit einer Anzahl von Packeten, die hübsch sorgfältig in schwarzes und gelbes Papier gewickelt waren, und die er eines nach dem andern in dem Netze über dem Kopfe seines Herrn unterbrachte. So, Herr, das ist Alles! Es sind im Ganzen sünf: die Bonbons, die Puppe, die Trommel, das Gewehr und die c berpastete. Es ist gut, mein Junge!" Adieu Herr, glückliche Reise!" Danke, Heinrich. Gut nach Hause!" Der Bediente ging, schloß die Thür hinter sich zu, und ich fing an, mir meinen Reisegesährten naher zu be trachten. Er konnte ungefähr vierzig Jahre zählen, obgleich sein Haar bereits ganz weiß war. Er trug mehrere Orden, hatte einen Knebelbart und war sehr schwer, wie man es bei kräftigen Män nern, die durch irgend ein Gebrechen zum Stillsitzen derurtheilt sind häufig findet. Er trocknete sich die Stirn, blies eine Rauchwolke hervor, und mir gerade i'S Gesicht sehend, fragte er: Genirt Sie das Rauchen, mein Herr?" Der Blick, die Stimme, das Gesicht waren mir bekannt. Aber von wo und von wann? Sicherlich war ich diesem Manne mehrmals begegnet, hatte ihn östers gesprochen, ihm vielleicht die Hand gedrückt, rder es war schon lange her, lange her, es war fast verloren ge gangen in dem Nebel der Erinnerungen, die si chgleich vorüberhuschenden Schat ten dicht fallen laffen. Er seinerseits sah mich ebenfalls an niit der Miene eines Menschen, der sich wohl an Einzelnes, aber nicht an Alles erinnert Unsere Augen, denen dieses Sichan starren peinlich wurde, wendeten sich von einander ab, aber ach wenigen Minuten, angezogen durck die unbe wusste Willenskraft und vull von einem suchenden Perlangen, begegneten sie sich wieder und ich sagte: Kommen Sie, mein Herr; anstatt daß wir uns noch eine Stunde lang verstohlen anblicken, wollen wir lieber versuchen herauszubekommen, wo und wann wir uns kennen gelernt haben," Mein Nachbar antwortete freund lich: Ta haben Sie Recht, mein Herr!" Ich nannte meinen Namen: Heyry Bonelair, Staatsbeamter." Er zögerte einige Augenblicke, und dann sagte er mit jenem Ausdruck in Auge und Stimme, der ein gespanntes Denken verräth: O ja. jetzt erinnere ich mich, ich bin Ihnen früher einmal bei Poinces be gegnet vor dem deutsch-französischen-Kriege. Richtig, mein Herr So! So! Tann sind Sie der Lieu- tcnant Revaliere?" Ja, ich war Eapitän Revaliere, bis ich meine Beine verlor alle beide zu gleicher Zeit durch eine Kugel gctrof fcn." Und wir sahen einander aus's Neue an, jetzt, wo Jeder wußte, wer der An dere war. Ich erinnerte mich nun deutlich eines schlanken, srischen jungen Mannes, der den Kotillon mit einem Feuer leitete und von einer Ausgelassenheit un Le bendigkeit war, die ihm, glaube ich. den Beinamen Wirbelwind" deigetra gen hitte. Ader hinter diesem Bild, das ich deutlich vor mir sah, schwebte etwas Unbestimmtes, eine Geschichte, die ich gewußt, aber wieder vergessen hatte, eine von den Geschichten, denen man einen Augenblick wohlwollend seine Auf merlsamteit schenkt, aber die in unserem Geiste nnr einen fast unbemerkdaren Eindruck hinterlassen. - Es war so eine Art Liedcsgeschichte. Ich san) auf dem Boden meiner Ge danken wohl einen Widerklang von still), aber weiter Nicht?, einen Wi derklang, der zu vergleichen ist mit dem Äer Jahrgang 16. Geruch des Wildes aus dem Felde, dem die Nase des Hundes nachspürt. Allmählich aber wurden die Umrisse deutlicher, nd vor meinen Auge stand das Bild eines jungen Mädchens. Und dann schoß mir mit einem Male ihr Name wieder in den Sinn: Made moisclle de Mandal. Ja nun erinnerte ich mich an Alles. Es war in der That eine Liebesqcschichte, aber ziemlich all täglich. Das Mädchen hatte diesen jungen Mann lieb, und man sprach allgemein von der bevorstehenden Hoch zeit. Er selber schien auch sehr verliebt und glücklich. Ich sah nach dein Netze, worin die Packete, die der Diener meines Reise geführten dort hin gelegt hatte, hin- und herschaukclten bei den Bewegungen die der Zug machte, und ich hörte wieder den Bedienten sagen : So, Herr, Das ist Alles. Es sind im Ganzen fünf: die Bonbons, die Trommel, das Ge wehr, die Puppe und die Leberpastete." Und in einem Augenblick hatte meine Phantasie einen ganzin Roman ausge dacht. Der Roman glich auf ein Haar allen denen, die ich gelesen hatte, und worin ein junges Mädchen oder ein junger Mann die geliebte Person hcira thet nach dem einen oder anderen leib lichen oder finanziellen Unglück. Ebenso hatte auch dieser Offizier, der in dem Kriege verstümmelt war, nach dem Fcldzug das junge Mädchen, welches seinem Gelübde treu geblieben war, ge heirathct. Ich fand Das schön, aber atttäglich, wie man jede Aufopferung in einem Theaterstück alltäglich findet. Es scheint uns immer so, wenn wir von cincin derartigen Zuge von Großmuth hören oder lesen, daß wir uns unter denselben Umständen ebenfalls geopfert haben würden. Aber am nächsten Tage er liert man seine gute Laune, wenn ein glücklicher Freund von uns etwas Geld geliehen haben will. Und mit einem Male kam mir ein unterer Gedanke, der viel weniger und viel realistischer war. Vielleicht hatte er sich schon vor dem Kriege mit ihr trauen lassen, ehe das gräßliche Unglück ihn tras, und sie hatte bekümmert, aber willig den Mann versorgen und unter stützen müssen, den Mann, der ,frisch und stark dahinzog und nun als Kiüp pel zurückkehrte, verurtheilt zu eitlem Nichtsthun, zu machtloser Wuth. War er glücklich, oder litt er darun ter? Mich überkam eine Anfangs ge ringe, dann wachsende und endlich un bezwingliche Neugierde, seine Geschichte kennen zu lernen, in der Hauptsache wenigstens, so daß ich Das, was er mir nicht mittheilen wollte, zu errathen im Stande war. Ich sprach ihn etwas zögernd an. Wir hatten ein paar nichtssagende Worte gewechselt, und ich dachte die Augen ans die Packete geheftet : er hat drei Kinder: die Bonbons für seine Frau, die Puppe für sein Töchterche, die Trommel und das Gewehr sür sei ncn Buben und die Pastete für ihn selber. Plötzlich frug ich ihn : Haben Sie Kinder mein Herr?" worauf er auö weichend antwortete. Ich wurde verlegen, als ob ich eine große Ungeschicklichkeit begangen hätte, und fuhr fort : Berzeihen Sie, aber als ich Ihren Diener von den Spiel sachen reden hörte, dachte ich es. Man hört so Etwas, ohne daß man hinhorcht, und unwillkürlich macht man sich auch seine Gedanken." Er lächelte und meinte dann: Nein, ich bin auch niemals verhcirathet ge wcscn. Es ist bei den Vorbereitungen dazu geblieben." Ich that, als ob ich mich plötzlich an Etwas erinnerte: Ja richtig , Sie waren, als ich Sie kennen lernte, mit einem Fräulein de Mandal verlobt, glaube ich." Sehr wohl, mein Herr, Ihr Ge dächtniß ist ausgezeichnet." Ich wagte einen letzten, brutalen An fall und fügte hinzu: Ja, verzeihen Sie, mir ist es, als ob ich gehört hätte, daß Fräulein dc Mandal verhcirathet ist mit einem Herrn " Er sprach den Namen dcffelbcn ruhig aus: Herrn de Fleurnel." Ja, richtig! Ich erinnere mich auch jetzt, daß ich damals von Ihrer Per wundung habe sprechen hören." Sein volles, dickes Gesicht, das be reit roth gefärbt war, wurde noch dunkler. I Er antwortete mit Wärme und Leb ! haftigkcit, mit der plötzlichen Ledhaft'g ; keit eines Mannes, der eine Sache ver- thcidigt, welche er bereits von vornherein jals verloren kennt, verloren für Herz i und Seele, die er aber noch für die j öffentliche Meinung gcwmnen will: Sie ttmn Unrecht, mein Herr, den ; Namen der Frau de Fleurnel nach dein : meinen zu nennen. Als ich aus dem jiMftzuge zuiücklcbrtc, odne Beine, da hatte ich nicht, nein, auf keinen Fall, äomtag5gast. Beilage zum Nebraska Staats-Anzeiger. zugegeben, daß sie meine Frau gewor den wäre. War Das denn möglich? Wenn man hcirathet, mein Herr, so thut man Das nicht, um eine Sama riterthat auszuüben, sondern um jeden Tag, jede Stunde, jede Minute mit dem Mann zu leben; nd wenn der Mann ein Krüppel ist, wie ich, vcrur theilt inan sich durch die Heirath mit ihm zu einem Leiden, das nur der Tod endigt. O, ich begreife und bewundere jede Selbstaufopferung, jedes edel, wüthige Hingeben, aber Alles muß seine Grenzen haben. Denn ich ver stehe nicht, wie eine Frau ihre ganze Zukunft, die sie sich doch als glücklich vorstellte, alle ihre Träume nd alle ihre Freuden opscrn sollte, nur um Bewunderung zu erwecken. Wenn ich auf dem Fußboden meiner Kammer meine hölzernen Beine und meine Krücken erklingen höre, dann bin ich zuweilen so wüthend und verzweisclt, daß ich am Liebsten meinen Bedienten ermorden möchte. Und finden Sie, daß man von einer Frau verlangen kann, etwas auszuhalten, was man selber nicht im Stande ist zu ertragen? Und denken Sie denn, daß ein solcher Stumpf schön ist?" Er schwieg. Was sollte ich sagen ? Ich fand, daß er Recht hatte. Konnte ich sie wohl tadeln, sie verachten, ihr selbst Unrecht geben? Nein. Und doch ! Diese Lösung, so vollkommen nach der Regel, nach der gerechten Forderung, nach der Wahrscheinlichkeit, konnte mein dichterisches Bcrlangen nicht befriedigen. Die verkrüppelten Beine des Helden ver dienten ein schöneres Opfer, und ich war mißinuthig, daß es nicht gebracht worden war. Plötzlich frug ich ihn : Hat Frau de Fleurnel Kinder ?" Ja, ein Mädchen und zwei Jungen. Für sie bringe ich das Spielzeug mit. Sie und ihr Mann sind stets seht freund lich zu mir gewesen." Der Zug näherte sich St. Germain, fuhr in die Halle ein und stand still. Ich wollte ihm gerade meinen Arm anbiete, 11111 ihm bei'm Aussteigcn be bülflich zu sein, als sich zwei Hände durch die geöffnete Thür ach ihm aus streckten. Guten Tag, mein lieber ???hliprf." Guten Tag, F.eurncl." ini?r dem Manne stand eine noch schöne, jungt grau, lächelnd und freu big bewegt, nd winkte ihm mit der Hand ein Willkommen zu. Ein kleines Mädchen an ihrer Seite hüpfte vor Freude hin und her, und zwei Knaben sahen mit großen Augen nach der Trominel und dem Gewehr, die aus dem Netz in die Hand ihres Baters übergingen. AIs der Invalide auf dem Perron stand, umhalsten ihn alle Kinder. Dann machte man sich aus den Weg, und das kleine Mädchen hielt in ihren Händen freundschaftlich die Krücke fest, wie sie sonst, nclen ihm hergehend, den Tau mcn ihres großen Freundes festgehalten haben würde. Zllles für ihn ! Roocllelie von fl. Prmlano. Eine Dame wünscht Sie zu sprechen, Herr Doktor, meldete der Diener dem berühmten Arzt und Phqsiolgen Dr. Hollmaiin, welcher eine große Privat tlinik besaß. Der Arzt blickte Überrascht auf. Tann zog er seine Taschenuhr. Ein halb zehn Uhr so spät des Abends eine Dame ?" murmelte er. Führe die Dame herein." Eine schlanke graziöse Gestalt betrat leise das Zimmer. Das Gesicht war mit einem dichten Schleier verhüllt. Die Kleidung war schwarz, einfach, doch ge schmackvoll und elegant. Darf ich fragen, mit wem ich " Ich will Ihre kostbare Zeit nicht lange in Anspruch nehmen. Herr Tok tor." Die Stimme der Fremden zitterte, ihr ganze Wesen war erregt. Haftig suhr sie sott: Sie haben einen Patienten hier, Herrn Herrn von Wcllborn " Allerdings." tönte es etwas zögernd und verwundert zugleich. Das junge Mädchen schlug jetzt den Schleier zurück ein bleiches, liebliches Antlitz enthüllte sich den Blicken des Arztes. Sie möchten wiffen, wer ich bin," sagte sie, und mit welchem Recht ich diese Fragen an Sie stelle, nicht wahr? Es geschieht nicht meinetwegen, nein, Ihres Patienten wegen! Ich hörte von I seiner schweren Erkrankung daß e von ia$ zu 4ig tchlimimr mit ihm geht und daß Sie ilrn bereits auf gegeben haben! Ist ist das wabr?" Herr von Wcllborn ist sehr krank." antwortete der To'Ior sanft. Er begann zu verstcden. .Mein Name ist Afta von Bclow." Eine Nöthe überflog das bleiche schöne Gcsichtchcn, als der Arzt eine überraschte Beivcgung machte. Sie kennen mich?" stammelte sie verwirrt. Durch meinen Patienten," versetzte der Arzt. Er hat diesen Namen sehr oft erwähnt in feinen Fieberphan tasien " Das junge Mädchen wandte für einen Moment den Kopf zur Seite, dann nahm sie den ihr gebotenen Stuhl ei. Nun ja," flüsterte sie, ich bin eS, von der er spricht ! Bor einem Jahre liebten verlobten wir ns. Bald daraus hatte ich Ursache, ihn der Un treue zu beschuldigen. Er behauptete zwar, daß es nicht wahr sei. was ich ihm vorwarf ich glaube ihm jedoch nicht. So so trennten wir uns." Ah " sagte der Doktor. Ich wnßte es ja, daß eine sehr tiefgehende Ursache für seine Schwermiith, für sei nen Lebensüberdruß vorhanden sein müsse.... Wollen Sie ihn sehen?" Nein, 0 nein! Ich möchte nur von Ihnen wissen ich hörte, daß ein einziges Mittel ihn vielleicht retten könne Ach, Herr Doktor wenn ich dies Opfer bringen dürfte " Asta sprang auf. Ich war verblendet, nun muß ich dafür büßen!" Ich weiß, er kann durch Transfusion gerettet werden nehmen Sie mein Blut alles ich gebe es gern hin! Aber er darf nicht erfahren, wer ihn rettete." Wissen Sie auch, daß eine solche Operation, Ueberleitung des Blutes von einem Menschen in den Körper des an dcrn sehr gefährlich ist lebensgefähr lich sogar für den, der das Blut giebt, wie für den, der es erhält? Ich habe eifrig nach jemandem gesucht, ungeheure Summen geboten es wagt keiner die Gefahr." Ich thue es," versetzte das junge Mädchen mit leuchtenden Augen. Ich habe niemanden, der um mich trauern würde, wenn mir wirtlich etwas ge schähe. An meinem Leben liegt nichts und Erich braucht es ja nicht z wissen, woran ich gestorben " ' Mein liebes Kino," sagte der Arz ticfgeriihrt, der Arme weiß überhaupt nichts! Er liegt schon seit mehreren Tagen ohne Besinnung. Aber ich habe da meine Bedenken " Sie dürfen feine hegen " schrie das junge Mädchen leidenschaftlich auf. Sehen Sie denn nicht, daß es der ein zige Ausweg ist, mein llnrccht zu süh neu?" Doktor Hollmann wiegte nachdenklich den Kopf. Gewiß, Transfusion des Blutes war das einzige Mittel, den Patienten zu retten. Aber dieser würde, so wie er ihn kannte, dafür nicht einmal dankbar sein. Und wie selten gelang eine so gefährliche Operation! Bon zehn Fällen lief höchstens einer glücklich aus! Asta bat und flehte unter Thränen, bis Doktor Hollmann besiegt war. Erich wußte nicht, was um ihn vor ging. So konnte er auch Asta's Gegen wart nicht ahnen. Als das junge Mädchen das Zimmer betrat, blieb sie eine Weile am Bett des Kranken stehen. Ruhig, ernst blickten ihre Augen, Richt eine Muskel bewegte sich in dem blaffen schönen Gesicht. Und vor ihr regungslos, vielleicht sterbend, lag der Mann, den sie über alles geliebt dessen Bild sie die ganze Zeit der Trcn nung, trotz ihres Mißtrauens, mit aller Leidenschaft im Herzen getragen. Es war ihr, als habe sie selber ihn dort auf das Lager mit einer mörde rischcn Waffe bingestrcckt gemordet. Inzwischen ging Dr. Hollmann an'S Werk. Mit bewunderungswürdiger Tapfer keit, ja mit einem verklärte Lächeln überstand Asta die schwere Operation. Jeder Tropfen Blutes, der aus ihren Adern in die des Sterbenden geleitet j wurde, schien ihr einen Tropfen der! schweren Schuld von ihrem Herzen weg- znwaschen. , Asta, gesund, widerstandsähig von Natur, erholte sich sehr bald. ' Erich j rang noch immer mit dem Tode. Zwei , lange, bange Tage, Stunde um Stunde dauerte dieser Zustand an. Endlich siegte das Leben. Nach allem hat sie ihm doch eigentlich nur eine neue Grausamkeit zugefügt," murmelte Dr. Hollmann leise.' Was bietet ihm das Leben, da doch jede Mög lichkcit dahin ist, daß die beiden Mcn schen jcmals wieder versöhnt, vereint werden! Als Erich zum Bewußtsein irück- kehrte, bliebe die Augen mit mattem, todkstraurigcm Aufdruck auf dcm c ficht des Arztes basten. Dann mandcr tcn sie wie suchend durch das nrnner. Fehlt Jbnen etwas haben Sie, Begehr nach Jemandem?" fragte dieser! thcilnahmvoll. Erich verneinte es mit einer Gebcrdc. i Ro. 3. Inzwischen genas der Kranke mehr und mehr. Und in demselben Maße, wie der Körper erstarkte, begann er auch zu sragen, wovon er im Fieber ge sprochcn, wer bei ihm gewesen, ob nur der Arzt, oder auch eine Pflegerin. Dieser erinnerte sich an das Ver sprechen, welches er Asta gegeben. Nur ich," lautete die Antwort. Uebrigens hören wir gar nicht darauf, was unsere Patienten sprechen, setzte er lächelnd hinzu. Ich glaubte, es sei Jemand hier ge Wesen, flüsterte Erich. Dann habe ich vielleicht von ihr geträumt!" Und leise mnrnielnd fügte er hinzu: Ob sie vielleicht komme würde, wenn sie erfährt, daß ich im Sterben läge!" Wie ein zitternder Hanch klangen diese Worte Doch, doch sie war hier ich fühlte ihre Nähe es war kein Traum " Still, still," besänftigte Dr. Holl mann den Erregten. Ja doch, ja sie war hier " Erich zitterte wie ein Kind. Nicht wahr," flüsterte er, sie wollte von mir Abschied nehmen?" Lieber junger Freund," sagte der Arzt mild, aber zugleich ernst, ich bitte Sie, nicht weiter zu forschen. Ich habe ihr etwas gelobt und ich darf mein Wort nicht brechen. Das Beste ist, Sie fragen die Dame selbst." Sie wird nicht wiederkommen," sagte Erich hoffnungslos. Sie wird doch jetzt müssen Sie schlafen! Ich wecke Sie, wenn es Zeit ist!" In größter Eile fuhr Dr. Hollmann z Asta. Still und bleich harrte sie des tüg lichen Berichtes, den der Arzt ihr zu senden pflegte. Ich komme, um sie zu ihm zu füh rcn, sagte er beim Eintreten. Asta zitterte an allen Gliedern, Sie haben ihm doch nicht erzählt " Ich hielt mein Wort! Aber ich ge lobte mir damals zugleich im Stillen etwas, was ich unter allen Umständen z Ende sichren will!" Dabei sah er sie bedeutungsvoll an. Sie ging mit. Leise, wie eine Schuldbeladene, trat sie in das Krankenzimmer. Kein Wort kam über ihre Lippen. Schmei gend, gesenkten Hauptes stand sie neben dem Bett des Mannes, welchen sie noch immer so sehr liebte. Erich schlief nicht. Asta," flüsterte er innig wie in Erinnerung an frühere Zeiten. Lege Deine Hand in die meine Ich werde Dich nicht lange zurückhalten Neige Dein Haupt herab zu mir nur eine einzige Frage Sie gehorchte seinem Willen. Ich weiß, daß Tu hier warst Warum bist Tu gekommen, Asta, . . . ?" Das junge Mädchen erglühte über und über. Um Dein Leben zu retten," hauchte sie kaum hörbar. Du Tu rettetest es?" Sie wandte den Kopf zur Seite. Es war nur möglich, wenn sich Je wand fand, der sein Blut sür Dich her gab,... Das ist alles,..'. Und nun laß mich gehen Tu riefest mich Ich gehorchte Deinem Wunsch. . . Ich habe so viel gelitten " Asta.... Geliebte!" Sie beugte sich über ihn, der sie mit der schwachen Kraft eines Kindes in feine Arme schloß. Asta weinte leise, leidenschaftliche yranen, die Erich fortküßte. Dr. Hollmann schlich leise, aus den Fußspitzen aus dem Zimmer. Doktor," sagte Erich von Wellborn eine Stunde später, jetzt will ich wie der leben." Ah ich wußie' es ja!" so erwi derte dieser, gut gelaunt über den Er solg, welche die von ihm veranstaltete Zusammenkunft genommen. Aber sprechen wir nicht weiter davon! Sie muffen jetzt zu schlasen versuchen. Erich lächelte. Wenn Sie mir zweierlei ver sprechen." Das wäre?" Bitten Sie Asta. sie soll sich zu mir setzen, damit ich sie sofort erblicke, wenn ich erwache," sagte Wcllborn glückselig lächelnd, und dann, lieber Doktor, müssen cie mir nd meiner Braut stets ein Freund sein !" Bon ganzem Herzen verspreche ich das," ,riIiie der Arzt gerübrt. Er bat sein Woit geliatten und ist heute der beste Freund, der stete Beia cher in dem freundlichen Heiin. das sich die teid-n Liebenden, soiort nachdem Erich vollkommen genesen, gcschanen haben. Sprechende Nlirc. Die Repetir-Uhrcn werden heute mit einer solchen Sorgsalt verfertigt und errichten ihre Dienste so vollkommen, daß sie nur wenig zu wünsche übrig lasse, ja, man hätte denke könne, daß eine wesentliche Verbesserung an ihnen kaum mehr anzubringen gewesen iväre; und dennoch werden sie entschieden in den Schatten gestellt durch die sprechende Uhr des Herrn Sivan in Gens, welche, anstatt immer dieselben schcllcnartigen Töne erklingen zu lassen, ordentlich mit Mcnschcnstimme sagt: Es ist zwölf Uhr! Es ist zwölf ein halb", u. s. w. Mit einer solchen Uhr kann man also, wenn man den die Zunge auslösenden Knops drückt, ein kleines Gespräch führen, indem man sie nach der Zeit fragt. Für schwache Ge' müther, die besser durch ein äußeres Gewissen geleitet werden, als durch ihr inneres, kann die Zcitrcgelung auch in anderer Weise geschehen, indem es heißt: Es ist Zeit, aufzustehen!", Mittag!". Man geht ins Bett!" Das Wunder wird natürlich durch eine phonogra phische Scheibe verrichtet, die auf ein ander umschließenden Ringen die Ein drücke erhält, welche, durch die Feder zu der richtigen Zeit berührt, die eingeprägt tcn Sätze wecken. Das Uhrwerk führt die Feder durch einen Mechanismus stets mit der Stelle zusammen, wo die Zeitphasc nach Biertcln der Stunden eingrnvirt ist. Die Phonographen scheide ist aus Hartgummi und nützt sich auch nach vielen Tausenden von Ant Worten nicht ab. Auch Thierrufe, wie der Hahnen- nd Kuckucksschrei, und Bogellieder, wie der Wachtelschlag und das Lerchenlied, können als Stunden bezeichnung benutzt werden. Natürlich können alle solche Tonsignale noch viel leichter bei Wanduhren mit Selbstaus lösung des Klangapparatcs, als bei Taschenuhren ausgeführt werden. Entdecktes Talent. Im Anfang der vierziger Jahre stand in Danzig ein Offizier in Garnison, der ein vielversprechendes Zcichnertnlent be saß und sich in seinen Mußestunden u. a. auch mit Stickereiarbeit befaßte. Er stickte an einem Rieseuteppich, der für seine Braut bestimmt war. Bevor er aber mit seinem Kunstwerk, z dem er das Muster selbst entworscn hatte, fertig wurde, starb die Braut und der Lieutenant verfiel ans die Idee, dem kurz vorher zur Regierung gekommenen kunstsinnigen König Friedrich Wilhelm dem Vierten den Prachttcppich als Ge burtstags - Geschenk zu widmen. Ge dacht, gethan ! Bald darauf wurde der junge Offizier nach Berlin befohlen. Niemand, selbst sein Oberst nicht, wußte weshalb, nur der Gcschenkemacher, der über seine Spende tiefes Stillschweigen bewahrt hatte, ahnte die Ursache. Kaum war der Lieutenant wieder nach Tanzig zurückgekehrt, so reichte er seinen Ab schied ein. Man zerbrach sich lange Zeit vergeblich den Kopf, was wohl den all gemein beliebten Kameraden, der weder eigenes Vermögen noch eine gute Partie in Aussicht hatte, zu diesem Schritte veranlaßt haben könnte, bis dieser nach seiner Verabschiedung selbst darüber Aufklärung gab. Ihre Stickerei hat meine Bewunderung hervorgerufen, aber einen Offizier, der stickt, kann ich nicht gebrauchen," hatte ihm der Mo narch gesagt. Doch als der aus allen Himmeln gerissene Baterlandsverthcidi ger abirrten wollte, hielt ihn der König zurück und meinte weit freundlicher als vordem: Ich werde Sie zum Maler ausbilden lassen, dann sind Sie auf dem richtigen Platze." So geschah es, nd der ehemalige Offizier wurde ein tüchtiger Landschaftsmaler. Die erste Feuerspritze. In Nürnberg, Bayern, wurde im ?iabre l(i8.r von dem ff irfclfrfiinirh JrSnn Hautsch die erste Fcuerspritze eonstruirt. iin ancr volzlchnitt, der lurztich m Wien aufgesunden wurde, und den das Wiener Extrablatt" reproducirt, be schreibt diese erste Feuerspritze wie solgt: Die große Wasserspritze, so inwendig von Kupser, Messing und Eisen gemacht, ist auf eine Schlaiffcn gerichtet, daß man dieselbe in Nöthen alsdann an spannen, fortführen und an seinen Ort gegen das Haus über, so da brennt, setzen kaun, hält in sich an Wasser 7g Brimnen-Eirner, hat 2 Kästen, da man immer Wasser hineinschütten muß, auf jeder Seiten ist eine lange Stange, da ran 20 bis 24 Mann ziehen können, je mehr ihrer sind und je stärker sie ziehen je stärker und höher die Spritze geht, und können 24 Mann das Wasser auf 80 bis 100 Schuh in die Höhe bringen. Oben aus dem Kasten muß eine Person stehen, und iie Sprützen regieren und hin und wieder leiten. Tie kleine Sprützen ist ganz von Kupfer, Metsing und Eisen und kann von einem Mann bedient werden." SelbftrvrftZndlich. Lieutenant A.: Waren Sie schon in dem WohlthätigkeilSbazar. Kamerad?" Lieutenant B.: Natürlich: ist ja an betreffendem Tage doppelte Einnabme dort gewesen!" Grosiarliz. Student zu kinein Andern): Nun. Tu bast eine neue Wohnung, wie ge 'at sie Dir?" 'iroßartig! Ich liabe fünf Minuten bis ir Kneipe, zebn Minuten zum Leiddaus und süii'undvierzig Minuten bis zur Universität zu geben!"