Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, December 05, 1895, Image 5

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    :iTortimer SlulYs Gliick,
Die (d)ii1)tc einer nnibcibfiicn Heiinil,.
'i'Oll 'J'.!iU VilljtlltNC.
An einem kalten stürmischen Januar
'Jlbciift fiifs iüiorlimer Sinke, den Kopf
behaglich neuen die weiche Kissen des
Armsluhles gelehnt, vor den, lodernden
Knniinftiier seines Zimmers in,
Weißen Schwan". Morliiner Sinke
war ein junger Advokat ohne Geld und
Klienten, aber ich! verrann oeizu, ,,q
mit rillen m Plagen. Was lag c
ran, daß er sich mit der Bezahlung für
Kost und Logis einen vollen Monal im
Rückstände befand? Andere war es
genau ebenso gegangen, und spater
hatten sie bei Burgunder und vlam
pagner tiber ihre damalige Verzweifln
gelacht. Warum sollte nicht mich ihm
Fortuna einmal lächeln?
' Da war zum Beispiel Tom Packet,
sein Schulkamerad und Stubenbursche,
arm wie eine Kirchenmaus und ohne
jegliche Aussicht auf kunstige bessere
Zeiten, Der war schon drauf und dran
gewesen, sich eine Kugel durch den Kopf
zu jagen, als er durch den Briefträger
gestört wurde, der ihm ein Schreiben
brachte mit der Anzeige, das; ein ent
fernter Verwandter gestorben sei und
ihn zum Erben von nahezu einer Million
Dollars eingesetzt habe,
Freilich, Mortirner Tluke erfreute
sich keines Verwandten dieser Art, und
was (Jlienten betraf, so hatten diese sich
bisher derartig saumselig gezeigt, daß
keine alljugroße Hoffnung auf die Zu
f unft zu bauen war. Was aber dann?
Wie zur Antwort auf diese Frage
kam ei leises Klopfen an die Thür,
und eine Sekunde später trat eine junge
Dame ein, welche Sinke an, nämliche
Abend im Gasthose hatte ankommen
sehen. Sie nickte ihm z und warf sich
dann graziös in den ihm gegenüber
stechenden Stuhl,
Mortimer's Blicke ruhten auf einer
schlanken, zierlichen Gestalt mit unge
künstelt Grazie und Anmuth. Den
wohlgeformten Kopf umrahmte eine
Fülle goldblonder Locken, und das Ge
ficht war von unvergleichlicher Lieblich
seit. Jetzt zog sie aus einem eleganten
Etui eine Visitenkarte, überreichte sie
Mortirner, und dieser las:
Florence Field, Rushwood Hall".
Entschuldigen Sie mein unceremo
niöses Eindringen," begann sie mit
sanfter Stimme, aber Sie sind doch
Herr Sinke, der RcchtSanwalt ."
Mortirner nickte bejahend. Sein Gc
sichtSaiisdrnck zeigte gespannte Erwar
tung. Falls Sie nicht eben anderweitig in
Anspruch genommen sind," fuhr sie,
die großen blauen Augen auf den jnn
gen Anwalt heftend, fort, dann möchte
ich Sie in einer Angelegenheit consnlti
ren, in welcher ich sofort juridiichcn
Beistandes bedarf."
Meine ganze Zeit gehört Ihnen,
i Fräulein Field," entgegiicte Mortimer,
Er betonte das Fräulein" etwas star
ker, als unbedingt nothwendig gewesen
titjire, und cs gereichte ihm zn großer
Befriedigung, daß sie ihn nicht corri
girle)! sie jetzt leicht crrötbend mit
den, Kopjre,, pickte. Denn Mortirner
Sinke gehörteiir Zahl derjenigen
Menschen, welchen" die' Schönheit dop
pelt interessant erscheint, 1d, .'Mge sie
och nicht m den Ma,chen des EheneZ'es
steckt.
Ich weiß kaum, wie ich Ihnen das
Alles mittheilen soll, was Sie erfahren
müssen," sagte sie mit trübseligem La
cheln. Die Sache ist mir in so hohem
Grade peinlich, daß ich gern darüber
schweigen würde, wenn es nur ginge."
Hier hielt sie innc. Sie schien sich zu
besinnen, wie sie fortfahren sollte,
Mortimer's Augen weilten mit nnver-
hullter Bewunderung aus der liebliche
Erscheinung. Ueberdies deutete Alles
-an der neuen Clientin auf Wohlhaben
heit, und herrsche Bisionen von funkel
nagelneuen Banknote und gnittirten
Rechnungen stiegen vor seinem Geiste
anf.
Es handelt sich." hob die Besucherin
endlich wieder an. um die peinliche
Situation, in welcher ich mich in Folge
gewisser Verfügungen eines Testaments
befinde, das mich zum Hauptcrbcn ein
setzt. Ticsc Verfügungen bringen mich
m ch nand B rrn hZ ,
Fremder, die te n Äffi
und deren Graufaiitt uT m 1
um mein gutes Recht und überliefern
und deren Grausamkeit und Tyrannei '
IlliA hiMmllii luv sll,'r?Hi,.ifl nitrt ,ivil,., ,
V 3' viiyi'i,uiniui,wi,i,
Koben, tbne rincii pimi.i? Hliifnr
.,.,.. ' :m .s:... .! '
Iviittvttil, uci miu; ui' ui.ihi.ii lumill, vlll
!,4 (u ;, 11,..-...
..,.,,.
vieler Kleinchen preisgegeben," . . ,i uer craje acijor. -
Sie schwieg und ließ den Kopf sinken. ! Fräulein Field, wollen Sie meine Gar nichts habe ich gehört," versetzte
In ihren Augen glänzten Thränen. ; Waltin werden?" , Sinke, und komme deshalb auf Ihre
Mortimer war von diesen Anzeichen! Mortimer Sinke war bei diesen Wor Einladung "
ihres Schmerzes tief ergriffen. ten aufgestauben nd hatte ihr ruhig j Konnte ich mir denken, daß Tu in
Ich will Ihnen nicht schildern," fuhren die Augen geblickt, trotzdem sein Herz! jenem fl(ft fjst. ;iIn dcn, zuerst
sie fort, was ich Alles erlitten und er-; tast hörbar klopfte. Als armcr Advo- bedauere ich, Tir anzeigen zu müssen,
tragen habe, sondern fo kurz als mög- k balle er Alles zu gewinnen und daß Teil, aller Freund Tom Packet gc
lich die nöthigen Thatsachen angeben. Nichts zu verlieren. starben ist."
Unlängst starb ein Bcrmandtcr von mir j Die junge Tarne schien nach Athem ! ,Todt' Mein alter Tom todt?
mit Hinterlassung eines bedeutenden ' zu ringen. Sie erbleichte, und die!?as ist freilich eine traurige Nach
Vermögens, und da ich die einzige Per-! Hand wie zur Abwehr ausstreckend, richt."
son war. welche Anspiiiche auf dasselbe stammelte sic: Ja, der arme Bursche starb vor
hatte, so wurde ich Haupterbin. Aber Das das kann nicht ihr Ernst mehreren Zagen nach kurzer Krank
der Testator. ein großer Sonderling. ! sein!" 'ncit, und seitdem waren wir bcmiibt
stellte aewte Bedingungen, die mich, Und weshalb nicht?" erwiderte cr, 'Deine Spur anfzusinden. Tir ist ja
dem Willen Anderer unterwerfen, bis ihr naher tretend; es ist einfach die Er- wohl bekannt, daß er vor "iiiehrcren
ich heirathe oder großjährig werde. Und fiillung einer auferlegten Verpflichtung. ! Jahren ein sehr arolies miiiWn ,ie-
oas 1 nocg n,eyi vas -Iimmste. Das
Zestament bestimmt auch, daß, falls i,t
mich nicht bis zu einem festgesetzten Da,
tum vcrbeiralbc. die ganze Erbichail
anderen Personen zniailen soll. Run
bin ich hier. 11m Ihren Beistand zu er
bitten. Was kann ich tbun, um der
Der Ämtagsga
Jahrgang 1(.
Tyrannei meiner Umgebung zu ent
gehen und in den Besitz meines Eigen
thuins zu gelangen?"
Sie werden es vielleicht sonderbar
finden, daß ich diese Angelegenheit nicht
meinem eigenen Advocafen oder dem
jenigen meines verstorbenen Wohltha
lers anvertraue; allein ich habe guten
Grund zu fürchte, daß Diese, die schon
jetzt einen Theil meiner Geschäfte ver
walten und hohe Gebühre dafür be
ziehen, die Sache hinziehen würden, um
sich die gute Einnahmequelle möglichst
lange zu erhalten,"
Ganz richtig," entgcgnete Sinke.
Sie haben wohl daran gethan, sich an
eine anderen Anwalt z wenden. Ich
hoffe, daß ein Ausweg zu finden fein
wird, Besitzen Sie eine Abschrift des
Testamentes?"
O, Herr Sinke! Ihre Versicherung
giebt mir die lang ersehnte Herzensrnhe
wieder. Ich danke Ihnen ! Eine voll
ständige Evpie habe ich leider nicht; aber
es ist mir gelungen, eine solche von dem
jenigen Theil zu erhallen, welcher mir
die Verpflichtungen auferlegt."
Das wird für jetzt genügen."
' Sie Holle ein großes, von zierlicher
Fraueiihand beschriebenes Blatt Papier
hervor und überreichte es Sinke, worauf
sie aus einer Rolle Banknoten fünf
Stück zu je einhundert Tollars entnahm
nd dieselben aus den neben dem Advo
eatcn stehenden Tisch zählte.
Pille, nehmen Sie dies als Anzah
liimi," sagte sie, Mortimer Sinke ver
mochte kaum die freudige Erregung zu
verbergen, welche er bei dein uugewohn
ten Anblick empfand. Es las das
Tocumeni sorgfältig durch und fand zu
seiner großen Genugthuung, daß das
Vermögen nahezu eine Million betrug
und daß ferner die ihm bereits mitge
theilten Bedingungen durchaus keine
nübersteiglichen Hindernisse boten,
Darf ich fragen, wann Sie inajo
renn werden?" sprach er.
Gerade heute über ein Jahr," lau
tcte die Antwort,
Mortimer sann einen Augenblick
nach. WaS sehe ich !" rief er plötzlich.
Da steht ja, daß Sie der Erbschaft
verlustig gehen, wenn Sie sich nicht
spätestens am 14. März vcrheirathcn,
und der ist heute !"
Ja," versetzte sie mit leiser Stimme.
C, Herr Sinke, was soll, was kann
ich thun?"
Der junge Advokat rückte unruhig in
seinem Stuhl hin und her. Sein Ge
sichtsausdruck deutete Verwirrung und
Nachgrübeln an.
Fräulein Field spielte indessen nervös
mit ihrem Armband. Sie war ent-
zückend schön. Nach einer Pause von
nichrercn Minuten brach Mortimer end
lich das.Schweigcn:
Es gie'dt eben nur einen einzigen
Ausweg, mein werthes Fräulein : Sie
müssen sich och henle verheirathcn."
Sie zackte Ickrocken zusammen.
Unmöglich !" rief sie, dieser Gedantc
ist mir noch nie in bett Sinn gekommen.
Und dann ich bin mit keinem junge
Mann näher bekannt." , Hier stockte sie
plötzlich; ein glühendes R,ith überzog
ihre Wangen.
Sinke erhob sich hastig nd schritt im
Zimmer auf nd nieder. Ein kühner
Entschluß stieg in ihm auf, Jetz setzte
er sich eben so schnell wieder uns wandte
sich an die junge Dame:
Ich glaube die Angelegenheit für,
ie ordnen zu können," ,
Sic warf ihm einen ängstlich fragen-
den Blick zu, sprach aber nicht. Er sah
nach der Uhr.
Es ist fünf Minuten nach Acht."
sagte er gedehnt. In drei Stunden
?nd fimfundfüniz g Minuten werden
DC,m il( bli Mm """u'hll
.-: ö'
' ' '
"v.
Hauchte sie kaum hörbar,
Bleie, atkeml, mit iipmüs iiirf.-ttficn
.... " ; ; .. ' '
Lippen ka e da und starrte ,bn anait.
' ximui veii oriaimg. roeu erv. uai.c. .'iiin, lind die Hauptmaiie.
ich dies als das einzige Mittel erkannt . ubcr einc halbe Million, hat cr jetzt
babe. um Sie Ihren Verfolgern zu ent-. Dir vermacht."
reißen iniei Ihnen Dasjenige ?n stiern, ' Moitimcr Narrte den Itlten wie be
was von Rechtswegen Ihr Eigeiuhu:,! , wul't an. Halte er wirklich n&t gc-
,'ciTt! Halle iinn Fortuna plor.lich alle
-ie antwortete nichts; sie blickte nur ibrc Schatzkammern cronnct ,' ' ,
Beilage zum Nebraska Staats-Anzeiger.
starr vor sich hin. Wie hilflas nd wie
schön sie erschien! Mortimer fuhr fort:
Sollten Sie meinen Rath in dieser
Angelegenheit befolgen, so könne Sie
versichert sein, daß ich Ihr mir gescheut
les Vertrauen in keiner Weise mißbrau
chen werde, "
Das das war cs nicht, woran ich
eben dachte, entgegnetc sie hastig. Ich
habe bereits erfahren, daß sie chrenhast
und zuverlässig sind. Andernfalls würde
ich Ihnen nicht so viel Vertrauen ge
schenkt habe. Es ist sehr liebenswiir
big von Ihnen, allein "
Hier stöckle sie, preßte die Hände ge
gen die Stirn und ließ Sie dann in den
Schoof; sinken,"
Mortimer blickte auf die Uhr, dann
ans die junge Dame. Diese erhob sich
heftig; in ihren Augen funkelte es seil
fam, glühende Nöthe Überzog ihre
Wangen. So stand sie vor ihm gleich
einer Königin, strahlend in ihrer Schön
heit. Möge der Himmel mir beistehen,
daß ich das Rechte thue!" sprach sie.
Herr Sinke, ich nehme Ihren Vor
schlag an ich ich werde Ihre Gat
tin." Nach einem tiefen Seufzer fuhr
sie fort: Ich werde im Salon sein,
kommen Sie um halb Zehn zu mir."
Damit verließ sie ihn,
Mortimer Sinke stand da wie verzan
bert. Träumte er? War er das Opfer
einer Hallucination? Sein Blick fiel auf
die Rolle Banknoten, die anf dem Tische
lagen. Er ergriff und steckte sie in die
Tasche. Fünfhundert Tollars! Welcher
Giückssall! Ja, ja, sein Glücksstern war
endlich, endlich aufgegangen: er, der
arme Advokat, stand im Begriffe, die
Erbin einer Million zu hciraihcn. Er
schüttelte sich, um sicher zu gehen, daß es
kein Traum war. Toch da siel ihm ei,
daß keine Zeit zu verlieren sei. Er eilte
fort und kehrte ach iuer halbe Stunde
mit dem HeiratSconsens zurück, Frän
lein Field erwartete ihn bereits im Ge
sellschastsziminer. O, wie strahlend
schön war sie.
Was nn folgte, erschien Mortirner
wiederum wie ein wunderbarer Traum:
die Fahrt zur Kirche, die Trauungs
eeremonie, das Flackern der Wachskerzen
und dann
Nachdem sie die Kutsche wieder be
stiege hatten, sagte sie: Bitte, mich
nach dem Bahnhöfe zu fahren; ich muß
mit dein E,lf-Uhr-Zge in die Stadt
zurücklehren,"
Und ich?" fragte er.
In wenig Tagen werde ich Nachricht
geben." war die ganze Aativort.
Als er ihr in den Wagen half. ließ
sie ei kleines Packet in seine Hand olei
teil. Tann ein hastiges Lebewohl, der
Zug setzte sich in Bewegung, und cr war
allein.
leinen a am .riiaaeieuri, war. 1
r:i. :.. ... , ' l
1 '. 71 . .-, , r . . - '
er (ich 1 den tnhl und öffnete das
Packet. Es enthielt eine Anzabl große
rer Banknoten, im ganzen tausend Toi
lars, und die Phologniphie einer wun
dcrdar schönen Frau seiner Frau!
Wer war sic
Im Begriff auszugehen, begegnete er
am nächsten Morgen im Hausflur dem
Telegraphenboten, der ihm folgende
Depesche einhändigte:
B . Ki. Jan. 18.
Komm sofort. Wichtige Neuigkeiten,
Hulbert und Elnde."
Was können Hulbert und Elnde für
ei Geschäft mit mir habe? dachte Mor
linier und fuhr mit dem nächsten Znac
umii uii wlliuu
H i.l bei t und Elizdc waren bekannte
Advokaten in B , bei denen Sinke
seine jnriftischen Studien begonnen halte.
Er begab sich soioit auf ihr Bnreau und
andn H r. ' den ilr d I
Eompagnons allein in seinein
Prioatziiiiiner.
'yraiuiire von verzen zu deinem
gute Gluck, mein Junge!" sagte
öl.r
,iii 'iiMmi.it iw,,?,!, ki c.,? ,',4,,i,. l
v
tcliid. . Du b,,,, niniiiiiiii N,1,1 Ii!,i, !
, . .,' ' '
Unmöglich!" rief er endlich. Da
muß ein Irrthum vorliegen."
Keineswegs, ich habe ja selbst das
Testament ausgesetzt."
Aber ich hörte doch, Tom habe sich
vor etwa einem Jahre verheirathet, und
jedensalls muß doch seine Wittwe "
Ganz richtig, nd da lag eben der
Hase im Psesser. Jenes Weib paßte
nicht zu Tom, nd Zank und Streit
begannen beinahe schon am Altar,
Sie war Schauspielerin gewesen, eitel
und selbstsüchtig, von herenarligem
Temperament, aber schön wie ein En
gel. Eine abgefeimte Koguette, Xrni
tippe und Verschwenderin zugleich,
Sie lebte wie Hund und Katze, bis
sie sich vor einvi drei Monaten trennten.
Tom reichte eine Scheidungsllage ei,
ertränkte und starb jedoch, ehe das Te
eret ausgefertigt war. Indessen, wie
gesagt, er hatte sein Testament gemacht,
welches Dir fast Alles und jener ,rau
nur den von unseren Gesetze vorge
schrieben! kleinen Pflichttheil zusprach.
Mein armer Tom! Seine schlimmen
Erfahrungen hallen einen solchen Wci
berfeind ans ihm gemacht, daß er keiner
von allen den Genuß seines Vermögens
-gönnte, und deshalb enthält diesesTesta
ment die Bestimmung, daß Tu aller
Ansprüche darauf verlustig gehen sollst,
wenn Tu innerhalb von fünf Jahren
beirathest. Aber was ist denn? Was
hast Tu? Ich will doch nicht hoffen,
daß Tu "
Ja, ja, es ist so!" sagte Mortimer,
der leichenblaß geworden war und den
Sprechenden entsetzt angestarrt hatte,
mit umflorter, schwacher Stimme, ich
bin seit gestern Abend verheirathet!"
Bei Gott, Mensch, dann hast Tu
eine halbe Million verloren!" donnerte
der Advocat und ließ dabei die Faust
heftig auf den Tisch fallen. Aber wie
ist denn das gekommen? Ich hörte noch
gestern Abend, daß T keinerlei Damen
bekanntschaften habest. Das musz ja
sehr rasch gegangen sein!"
Mortimer erzählte sein romantisches
Abenteuer vom gestrigen Abend, und
holte dann das Bildniß der Schönen
hervor. Das Gesicht des alten An
walls wurde dunkelroth vor unterdrück-,
tcr Wuth.
Mortimer Sinke," sagte er, auf
die Photographie zeigend, wir sind
durch diese Satan überlistet worden.
Dieses Frauenzimmer ist Tom Packet's
Wittwe."
1 :n li.t ,..:i .:.. .i...
.u ii i uiju hui lutimu mi?m;tu!
zu Ende."
Radikal iii Eilbe,
Alles. Sie entwarf den ganzen Plan,
Dich zum Heirathcn zu verlocken, damit
Du Deine Ansprüche an die Erbschaft
, verlörest, denn ,e wutzte sehr wohl, da
I dieses iinii ihr selber als der einugen
.,..4.. rxiii ,...v s. . r?s..
""i",,,,,,,, v.mm juiuui, unv im
....k,... i..rti,v. er-..
nach unseren Gesetzen, trotzdem Tu ihr
Ehemann bist, kein Recht auf ihr Per
söuliches Eigenthum hast, so ist sie voll-
ständig Herrin der Situation, Florenee
Field ist, beiläufig bemerkt, ihr wirk
licher Mädchenname, und die Gesetze
unfeieö Staates verbieten ihr nicht.
ihn als Wittwe zu führen. Natürlich
war alles Andere, was sie Tir er,,il,lte,
erlogen. Bei Gott! Dieses Weib hatte
Advokat werden sollen. Toch halt!
Hier ist auch ein Brief, der heute früh
hier abgegeben wurde. Ohne Zweifel
von ihr."
Mortirner las:
Mein werther Herr Sinke iverzeiben
Sie, daß ich Sie" nicht meinen lieben
Mann nenne!). Wenn Ihnen dies zu
kommt, dürften Ihnen die Folgen mei
neö kleinen Scherzes schon bekannt sein.
Grollen Sie mir deshalb nicht allzusehr, j
s i ich
ch Eng,
'""
ist nicht gesund. Ich Wie och heule j
zland ab und gebe Ihnen da-1
genügenden Grund zu einer Schei-,
, diingsklage. Mit den besten Wunichcn
siir ihre Zukunft und der innigsten;
Dankbarkeit für den Beistand, welchen j
Dankbarkeit für den BeNtand,
IC , v , , . , . ;
une Eitelkeit , lind Verliebtheit Mir ,
leisteten.
tfMAm
Ihre Florenee Packet, resp. Sinke, I Aber das war bei Weilen, nicht Alles!
geborene Field," j Ehassev verstand sich auch dazu, der Po
Er überreichte Herrn Hulbert das! lizei einen Ort in seinem Hause zu be
Schreiben. Auch dieser durchflog es, ! zeichnen, wo von Barreit gestohlene
lebnle sich dann in seinen Stuhl zurück! 'erthpapiere siir s20i,im.i versteckt
und betrachtete den jungen Eollegei. mit waren. E'hafsen erklärte, diese von
einem prüfenden Blick. Frau Barrett zur sicheren Anfbewah-
Mortimer Sinke." sprach er, Du ,
bist ein fnrchtbarer Esel.
Und Mortimer nickte zustimmend.
HHmt dcr finbredvr.
i
Ein höchst merkwürdiger und inier-.
efsanlcr Fall von Dieberei und Diebes-!
Hehlerei, dessen einzelne Epiiobcn sich
übcr eine Reihe von Jahre,, erstreck.,,,
ist in den letzten Zagen dnich die Boilo,
cr 4'olizei ans Lieb! gedrack,! worden.
Der lieb und Einbrecher, der in, Vaii'e
der Zeit ,!, zu d:,. , ,ti :' ,r
Einbrüche, meist in den Hin!, ;;t i'i.r
Leute in den Neuengland-Ztaale:. v.r
übt und Kostbarkeile im Wettl-e l;':i
29.
einer halben Million erbeutet hat, is
William Barrett, der in einem Hans
in Elliot-Straße in Boston eine sehr be
scheidcne Wohnung innehalte und sich
siir einen Pferdehändler ausgab.
Seine Frau, die keine Ähnung ge
habt haben soll, daß ihr Mann ein
Einbrecher sei, lebte mit ihrem Kinde
in großem Luxus in dem Dnnham
Fiat in West 5, Straße in New Aork.
Sie zeigte sich oft i einer prächtigen,
von Vollblutpferden gezogenen Kutsche
im Eeutral-Parl und erregte durch die
Pracht ihrer Toiletten und ihre sürst
licheu Aufwand, den sie mit dein Gelde
machte, das sie in großen Summen von
ihrem Manne erhielt, den Neid vieler
anderer Frauen, Der TiebeShehler ist
James Stevens Ehaffeh, anzeblich ein
Engländer von unbestimmte! Berufe,
der mit feiner Frau in West Roibuih
wohulc.
Die Vorgeschichte des Falles ist fo'!
,Mih Wiirfilmii 1,111,1,' Qcii III b,'ii Iit'i I
gcnde. Nachdem lange Zeit in den bei
Boston gelegenen Orten zahlreiche ver
wegenc Einbrüche verübt worden waren,
wurde in einer Nacht des Monats Mai
1894 ein solcher in Weston, Mass., im
Hause von Jauies S, Farrar gemacht.
Der Einbrecher war William Barrett,
der bis jetzt allen Nachforschungen der
Polizei entgangen war. Er wnrde ver
folgt und feuerte, ehe cr dingfcst gc
macht werden tonnte, einen Schuß ans
Farrar ab, der diesen in's Herz traf
und ans der Stelle tödtete. Barrett
wnrde z lebenslänglichen! Gefängniß
verurtheilt und befindet sich zur Zeit im j
Stauisgefangniß zu Eharlcston,
Von der Äiisdchnnng der Einbrüche j
Barrell s und der reichen Beule, die cr
gemacht, hatte man bis dahin keine
Aiinung. 'a,! lau, oeii wiriimien,,
ihn .ichen dadurch auf die Spur daß äM mll!l, llllb Gesandte dann ach 14
vor Kurzem ein Manu nach der Brie,- AM,,. Nur wenige
marlenhandliing von Tr,,et in der - fanbm im ZtnMmc
B,oine,d-,ra,!c m Boston tan. und , ftt wnrden in ein schwarz ausstaf
eineAiizahl stllcuer Marke,. z.mi Vcr-j m t (mx
kauk !'bt, welche von Tret so ort, , Vom 5,, ntttn bic dm.
a! theile emer kostbare,, "e!'mirtni , tl iUm m ,, irnben Zimmers.
Uimmlmig im Werth von mm "- ei gedeckter Tisch sich vorfaiid. Am
üinn, wnrden, die einem ü.inde6( fa befand sich der Verstorbene
Tri,et s C. Mder, wm stnge- r., 3;1(c e. welche zugegen
!ck?ne Bostoner Kaufmann, von Ein-1 'mxm mtom jum WaI)lc eingeladen,
brcchern nenn Jahre vorher gestohlen ; belohnte auf diese Weise die wahren
worden war. Tcr Man, der arfimt,0'
Briefmarke zu, Verkauf augelwlenj,, 2m jf(
l,ntte, war Barrett S reuud E äff h, ! (mUv ü0r dem - Narreu
Er gab sich tiir einen jafai.fut.ten j)al,fc;
mathematischer Instrumente aus und ' '
die Polizei brachte ihn wart in'? fcj VfirtttarHer auf Tiaaiom.koNen
dränge, daß er ein tl,eilweilZ Eiuae-
ch durckffchane'l st'''"''' filier Beziehungen z den, Ge
n ln 'i,in faugkiik Barreit ablegte und Angabe!!
über das Lebe und Treiben des Letzte
ren machte. Dies war kaum zur Kennt
niß der Frau Barrett in New Aork ge
laugt, als diese auch aus ihrer Prächti
gen Wohnung im Tuiihai - Fiat ver-!
schwand.
Ehaffeh war es gewesen, der einen!
Anmalt für Barrett, als dieser sich im '
Gedränge befand, engagirl hatte; ihm!
hatte Barrett , E!eäg,i! auch Mit
theilung über seine reichen, verborgene i tlllm'j m,a Dfm ,nen, des E.cbaudeZ
Schabe gemacht und ihm bedeittet, von , bchcnd durchschreiten, der ganz so that,
,ra Barrel, die Tevosileiiickeiue iiir'"s U'ärc cr zu Hause. Er trug an
! die Koffer zu erlangen, die sich in dem !"i Riemen eine Blechbüchse um den
! Laqerhasc von O'Reill Bros, in No. ' 'VUö geschlungen, wie d,es die Pariser
Vl-i Ost 4. Strafte besande. Diese 1 lcHWr tiiid Schloff'er zu thun pfle
1 AI iirt.-r murkien iinn (ili,inii mit ii.'ii !lf. Tcr Minister wunderte sich fchiieß.
Scheinen, die Frau Barrett besessen
halte, erlangt, von ihm zuerst nach
einem anderen Lagerlianse in New Z)ort
und dann nach Ehaffen's Wohnung in
Boston gebracht.
Die Polizei erlangte, die erste Spur
verfolgend, ach und nach Kenntniß von
Allem und versolglc E Haffen nach West
Ribin, wo dieser die kostbaren Koffer
anspackic. Zwei davon enthielten sei-
es -ilbergerath von hohem Werthe,
der dritte kostbare Nieidungsstiicke aus
-e,?c und 4h'1i, wovon einig per
Siiick einen Werth von louii Dollars
hatten, theuere Waffen, Schmucksachen,
v :..
EtMlteme
u. 1. w., einen Gelammt-
werth von 8i",(H)0 retmiicntircnl).
runq erhallen zu haben. Auch behaup-
, tet Ehanep. der qnlcn t'lrnnd bat. sich
I den Behörden quallig z zeige, Barre
! habe nach feinem eigenen Geilandniß in
i einein Wäldchen, welches zwifche Ehest-
nnt Hill und Newton Eentre, qani nahe
bei Boston liegt, einen weiteren 2di,it!
wn ?,',, der einen Theil seines
Raubes bildet, versteckt. Auf diesen
. -chatz wird letzt von dcn Behörden ge
fabndet. Erstaunlich wir dicic Din.ie
find, beruhen sie doch in allen H,npi,
punkten iiiii der W ibrbeit. W.irrend
B,i!Nlt als Einviecher icir.'Y::,, mit
'cv:' :!' ,.!r,!I iiilen" Er'oi zon l'.-aU-
' ",.ir, ''OiV H cx i'ili !!,iliachi:ck. r' !i'..n
ii"i die "!;e!'orM!i zu t.;::nten. rn:i
Pt(rK';idft. n' r den r.'r. .irrei:
Bestvhleneu befindet sich Eiiiouvereur
I, D. Lang von MassachnseitS, dem
vor Jahren eine große, kostbare silberne
Tiinklanne von Einbrecher gestohlen
wurde, Sie hat sich i einem der
innsteriöse Koffer wieder vorgefunden.
Die von Bairett erbeuteten werthvolien
Gegenstände bilde eine söriniiche große
Ausstellung, die jetzt von den Bestohle
neu zur AgnoSeirnng der ihnen Abhan
den gekommene Gegenstände fleißig be
sucht wird.
Sonderlinge.
Geschichtschreiber erzähle, daß Kai
ser Maximilian I,, als er ein für ihn
erbautes Schloß i Innsbruck befich
tigte, dem Bauunternehmer Vorwürfe
Über einen in der Bauart begangenen
Fehler machte, und einem ihn begleiten
den Offizier sagte: Ich werde mir eine
andere Wohnung baue lassen." Er
ließ sofort den Tischler komme, dem
er den Aastrag gab, einen Sarg aus
Eichenholz herzustellen. Diese Sarg
nebst alle zur Beerdigung nöthigen Gc
rälhschaslen ließ cr in cinen großen
Koffer packen, dessen Schlüssel er bestä,,-
,,dig bei sich sührie. Ging er ans Rei-
sen, so stihrle er den Koffer mit sich.
Bis zu seinem Zodc glaubte seine Um
gcbnng und Dienerschaft, er führe große
Schätze mit sich ans seinen Reisen
herum.
Andere berühmte Persönlichkeiten wie
Philipp II,, welcher sich einen eisernen
Sarg herstelle ließ, nd der berühmte
irische General Browiie, welcher 1 702
in russischen Diensten starb, ließe sich
j Sarae
. . . , . , .
vor ihrem Tode machen.
Tic Geschichte weist Fälle auf, in denen
lebendige Personen sich einer Leichen
Eerenionie niitcrzoge und sich bis auf
den Rand ihres Grabes tragen ließen,
die Leichenrede anhörten und i dem
Augenblick, iii dem der Sarg in die
Erde versenkt werden sollte, ihm wieder
entstiege. So erzählen Schriftsteller
von einem deutschen Rechlegelehrtc
Ebert, welcher im siebzehnten Jahrhun
dert lebte, daß dieser die Leichen-Eerc-monic
an sich vornehmen ließ, und die
Grabreden, welche bei dieser Gelegenheit
gesprochen wurden, sei Leben lang als
Schatz aufbewahrte.
Ein Lebemann Griniod de la Reh
niere, welcher die Zuneigung seiner
, besten freunde kennen lernen wollte.
ließ sich von seinem Tiener krank er-
p,..,.fim, ,:,,,.,, in f(infr
kann Man allerdings leicht zugespro
chen" erhallen; sich ein solches aber auf
augenehnierem Zvcge zu verschaffen und
zu bewahren, scheinen manche Leute in
Paris trefflich zu verstehen. Der jüngst
verstorbene ehemalige Handclsminifier
Tcrricr pflegte feinen Freunden hierüber
eine interessante Geschichte aus der Epoche
seiner ministeriellen Thätigkeit zu erzäh
leu. Von cinen. Fenster seines Arbeils
kabinets sah er jeden Abend gegen 7 Uhr
einen Mann den Ehrenhos des Ministe-
uaj aac sioenoe oeiiieiueu 'jjiaiin in vas
Ministerium hinein-, aber nie hinaus
gehen zu sehen, und schloß natürlich
daraus, derselbe müsse im Hause woh
neu. Er stellte ihn daher eines Tages
j zur Rede. Der Mann erwiderte ganz
kaltblütig, er wohne im Ministerium.
, Tic Frage des Ministers, ob er denn zu
dem Hauspersonal gehöre, verneinte er
; mit der größten Ruhe. Sehen Sie,
Hcrr Minister," sagte er, der Grn.id
meines Hierseins ist sehr einfach. Meine
Mutter war die Köchin eines Ihrer
Vorgänger. Auf ihr Gesuch wurde ihr
gestattet, ihre Familie im Ministerium
eittzuanailicren. So bin ich denn mit
meiner Frau und meinen Kindern dann
hierher gekommen. Wir wohnen hier
bereits seit mehr als zwölf Jabren."
Herr Terrier sorgte natürlich schnell
dafür, daß dieser langjährige Bewohner
des Ministeriums sammt seiner Familie
Iniia.islomplimeiitirt wurde. Jeden
falls kann dieser Mann sich rühmen. eS
an, längsten i einem französische Mi
nisterium ausgehalten zu haben: seit
seiner Einguartiernng in de. Paläste
der Rue be.'ircuolle hat cr nämlich nicht
weniger als 17 verschiedene Handels
minister, die er schließlich nicht einmal
mehr aufzuiahlcn wußlc, an sich vorbei
defiliren sehen.
:in der i.Uik.
Lehret: Karl, bilde mir einen Satz
mit de:,. BinbewoN wiewo!:!"!"
Karl: Der ieizbals Iinngerte ivic
wo! I er l:el '',eld balle."
Lebree: ,."!,:!. ,',r:r. weißt Du auch
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