Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, November 28, 1895, Image 9

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    y
Sein Freund.
Von ä ö I tu Z i ( 1 1 in ad) 1 1.
Als sie sich verlobten, nir sie fast
noch ein fiiub u nb hatte das Köpfchen
voll romantischer Ideen. Aber in dem
tffiude lag ein tiefer Ernst, und die !io
. f inantik kam aS einem hochfliegenden
Geist, einem zärtlichen Herzen.
Die Eltern waren gegen die Vcrbin
dung; denn man sagte, das; der Bemer
der leichtsinnig sei siir ihr Kind schien
ihnen der Beste, Erprobteste auch kaum
gut genug, Ter Liebenden Entschlossen
heit besiegte aber alle Hindernisse, Sie
sagte, daß er ihre erste Liebe sei und
ihre letzte bleiben werde. Tas habe
viele gesagt und spater darüber ge
lächeln der bei ihr war eS ernst. Er
hatte ihr aus den Kniee geschworen,
daß sie allein scinFiliick, sein rettender
Engkl sei, der ihn von mancher Schuld
der Pergangeuheit erlöse.
Sie neigte sich herab, reichte ihm in
holder Unschuld die Lippen, die nach
nicht ahnten, was der fiufi von dem
Munde des geliebten Mannes bedeutet,
und stammeite an seinem Hetzen: Las
'ist nun siir ewig, das; ich dein bin
nie kann es anders werden!"
Es wurde nicht anders. Sie war
so schuldig und gut, da auch sein
Wesen von ihrer Reinheit durchdrungen
wurde. Er konnte sich kein Leben mehr
ohne sie vorstellen; Er liebte sie wahr
hast aus seine Weise.
Eines Abends gingen sie über ein ein
samcö cld. Tie Sterne blinkten vom
( Himmel herab und spiegelten sich in
ihren Augen, Liebster", sagte das
Mädchen, wie seltsam es ist, in die
Millionen Welten dort iibcr uns!"
Er legte den Arm in sie. Was siir
ernste Gedanken mein kleiner Liebling
hat!"
Ist denn das Leben nicht ernst, Ar
ts)iir?" Sehr ernst sehr ernst. Aber
nicht, wenn man so glücklich ist, wie
wir, einziger Schatz!"
Weisu1 d, daß ich nur etwa wunche.
Lieber?"
Was meine Taube?"
Wenn wir vttheirathetsind, dann
wünschte ich, du mochtest mir noch einen
andern Namen geben zu all den lie
ben, die du mir nun giebst."
Er drückte ihr Händchen in heißer
Leidenschast. Ja doch mein Weib!
Meine siine, kleine Frau!"
Sie ließ ihm die Hand und sah eine
Augenblick auf, senkte dann den Kops
nd schüttelte ihn teile. Tas auch.
Das kommt ganz gewiß und kann nicht
anders sein. Aber jener andere Raine
kommt nicht von selbst. Ich wollte, dn
möchtest ihn mir ans deinem Herzen her-
ausgcbcn. Ich wollte, ich konnte ihn
mir verdienen,"
Jeden mein Engel! Welchen soll
ich dir noch erfinden?"
Ich wollte, ich könnte dein Freund
sein, Arthur."
Er lachte. Er lachte herzlich, Welch
7 eine süße, thörichte kleine Maus! Alles,
was du willst! Aber nun komm, sei
wieder lustig, Liebchen! Das steht mei
nem Kinde viel besser als dieser feier
liche Ernst!"
Und sie lachte mit ihm, weil er es so
gern hatte.
Als sie verhcirathet waren, nahm das
Leben, trotz aller Liebesseligkeit, schnell
einen Auflug von Sorge an. Manche
Thräne fiel ans das junge Glück. Er
besaß keine ausgesprochene Leidenschast;
aber zu allen mehr oder minder Nei
gung: spielte ein wenig, kam dann und
wann mit einem unschönen Rausch nach
Hanse, blickte hier und da zuviel nach
einer versührerischen Frau und gab mehr
Geld aus, als er einnahm.
Nicht, daß ihn diese erirrungen hin
terher nicht reuten! Sein Gewissen
im Gegentheil war zart, leicht erregt.
Er bat unter Thränen um Verleihung,
versprach hundertmal gewisse Besserung.
Sie war so sehr an verständige Ne
gclmäßigkeit, an die Führung eines
strenge denkenden Vaters gewohnt, daß
diese Abweichungen vom lauten nnd 1
Rechten als schwere Schmerzen auf ihr j an, als lausche sie darauf. Er merkte
lasteten. TaS Verzeihen ist der Gattin , es nicht. Als sie erschöpft an seine
in mehr als eine, Fall schwerer gej Schulter sank, sagte er nur immer wie
macht als jeder anderen nahestehenden' der: Meine Taube, mein Engel, mein
Person. Aber niemals dachte sie daran, j armes Kind!"
ihm ernstlich zu zürnen oder ihn zu!
schelten. Ich muß ihm verzeihe, wiej Le,cht,,n,g, von angenblicklichen Er
ick es thun würde, wenn ich fein regungen hinaeriisen. that er etwas.
Freund wäre," sagte sie still zu sich das keine Reue wieder gutmachen konnte,
selbst. Manchmal auch sprach sie mit , Un'ähig, wie er war, zu geschickter Lüge
ihm, wie in der That fein bester Käme-1 nd Verstellung, konnte es ihr nicht ver
rad aesprockien haben würde: traurig, ! borgen bleiben: der Tag kam, an wel
vorwurf'Zvoll, bittend, ermahnend. Tas
liebte er freilich nicht. AIs Belohnung
für seine Rene und das BellerimMer-'
sprechen sollte stets ein Stündchen heiles
rer Zärtlichkeit solgen. Und die junge
Frau lächelte, wie sie als Braut ge- i
lächelt hatte weil er es so gern hatte,
Nur in tiefer Einsamkeit drückte sie die stoßen und nie wiedersehen mögen. Ter! Sckön mein Lieber! Ao heule ,v,rd
Hände angstvoll gegen das schmerzlich Wahnsinn streifte ihr Hirn, und Gcdan- die Lappalie gestrichene ist doch auch
pochende Herz. i tcn ar Tod nd Auslosung füllten ihn i Tcin Ernst?"
An einem Abend, einem Gedenktag ' Seele. ' Mein volliqer Ernst !"
ihrer Liebe, saßen sie im traulichen j Aber es war etwas Hohes und Hoch-i Und dein Entschich ist unwiderruf
Zimmer Hand in Hand. Ta sah sie , tei in ihr. das. wie eine göttliche rast. 1 lich?"
zu ihm aus und zragle ein wenig zag-
li.tt titt ftnfnhrr 'stimme- 'Arthur
iut. .....,..,,
VIN io) in oict uimini ,-tcu ciuwi ,
etwas wie ein Freund für dich gcwc-
sen?"
Wie verwundert er sie ansah! Die
Augenbrauen herausziehend wie je
mand, vor dem man einen absono.r
li.tieil Einsall. den cr tt.r lang ver
gesien oder agclbiin ball, von Neuem
erwa'.ütt. ViellciS! dachte er an zenen
Abend auf dem etbe. v'cl'.eu'it auch
nicht. .Tu warst die i::ß sie Frau von ,
Jahrgang 1.
der Welt und wirst es bleiben! Freunde,
du thörichtes, liebes Kind, können nur
Männer dem Manne sein."
Sie neigte die Stirn. Ein Heller
Tropfe glitt von den Wimpern. In
dieser Nacht weinte sie bitterlich.
Aber am Morgen blickten wieder
Muth nd Entschlossenheit as den
ernsten Augen. Vielleicht kann ich cs
ibm doch noch beweisen, daß er unrecht
hat!"
Sie hatte den Muth nöthig, die arme
kleine Fran.
Eines Tages kam der Gatte geister
bleich, völlig verstört nach Hause. Er
war Kassenbcamter, Was zu geschehen
Pflegt, wenn leichtsinnigen Händen, die
mit ihrem eigcncnlsiut nicht hauszuhalten
wissen, versührerische große Summen
anvertraut sind, war geschehen. Tie
Revision stand vor der Thür er war
ein Ehrloser, ein Ticb, wenn das Feh
lende nicht gedeckt werden konnte.
Wohin in Rettung? Es waren
zwei Freunde da, gute Kameraden von
ihm, ein älterer und ein junger. Aber
er selbst konnte nicht zu ihnen gehen!
Nein, er brachte es nicht über sich! Sie
hatten ihm bereils größere Summen
geliehen er würde den Grund der
Forderung angeben müssen, das war
nmöglich, er würde ein Wort hervor
bringen, er schösse sich lieber eine Kugel
durch den Ko?s sie müßte gehen!
Und wenn sie nichts erreichte? Aber
sie würde etwas erreichen sie
müßte es versuchen!
lind sie ging.
Beide Frcnndc thaten keine über
flüssige Fragen, Sie ahnten ur zu
gut. wozu die Anleihe gebraucht werde
sollte, welche das junge Weib todtblas!
mit zitternde Lippen und fieberglan
zcnden Augen erbitten kann. Doch
Hilfe gaben sie nicht. Der Eine sah sich
außer Stande, die Summe auszubrin
gen; der Andere versicherte unter Rüh
rungsthränen, daß er in dieser Sache
zwischen zwei Feuern stehe: auf der
einen Seite das unendliche Bedauern
für den lieben, den besten Freund, ans
der andern die Verpflichtung gegen seine
Familie: er habe sei 2Öort gegeben,
nie wieder etwas von dem Vermögen
der Eeinige auf das Spiel zu setzen."
Es stieb noch eine letzte Zuflucht: ihr
Vater. El wäre der nächste gewesen
wie oft hatte die junge Frau aus ahn
liehen Gründen den Weg zu ihm ge
macht! aber es bestand zwischen der
alten und jungen Familie seit kurzem
ein scharser Bruch, durch den Gatten
hervorgerufen, unheilbar auch zwischen
ihr und den Ihrigen durch die uner
schütterliche Festigkeit, mit der sie sich
aus seine Seite gestellt hatte. Nach die
sem Bruch in das Haus des Vaters mit
der Bitte mit solcher Bitte gehen,
das mußte für ihre innerlich stolze Na
tr die bitterste, qualvollste Ernicdri
gnng werden! Aber sie dachte nur
daran, daß Arthur gerettet werden
j mußte.
Was im Baterhause vor sich ging.
welche Vorwürfe, Scenen, Kränkungen,
Temüthignngen sie erdulden mußte,
davon sprach sie niemals, Sie brachte
nur das Geld und legte es in seine
Hände.
Tu v hast mich dem Leben wieder
gegeben!" rief er, Marie, mein tapf
res Weib, meine gütige Fee!"
Sie sah ihn an mit einem helle
Leuchten in den müden Annen als
hoffe ne aus etwas. cie hielt den Athem
kam e:ne iqwcrere Ze,t.
chcm au ihr tel!e!est,'s Bertramn nicht j
uver Die !,em,zae,l sorlhals, daß er ihr,
nicht mehr treu war. l
Ihre Natur als Wiib war so zart,
so von der reinsten Auffassung der
lüattenliebc dilrebdrunaen. Duft ein
brauen sie vacktc, dak sie ,k bätle fort, i
dieze Verwirrung im Innern löste mit
ittm ilrnit,f,ji.,n t..i. ...j.t.,
v,,5, Mi'n,u,uit,uiiu iisirniirii ,
oer rieiiiiinii;. mir dem tiel emdnn
qenden 'Verständniß seiner schwachen .
Natur und der daraus folgenden
Sebnlo. j
Als er auf den Knien lag und m '
Vergkbuiig stellte dies einemal noch
Veraebuna!" tterte ihr niri 1
I,n. as 'eid in i;ir Neuste imb
baumle sich ans. Aber ienes böchsie
Mefä:., endlich de iöblliche Weh. d-,n ,
beleidiiilen Stolz Überwindend, lehrte!
SonntagMjt.
Beilage zum Nebraska Ttaats-Attjeiger.
sie in heiligem Verzeihen sagen : Es
fei!"
Er wagte c3 nicht, sie in dieser
Stunde z umfallen. Sie reichte ihm
auf sei Flehe schweigend die Rechte
hin.
Begriff er, was diese Hand ihm sagte?
Begriff er, daß sein Weib ihm niemals
hätte vergeben können, wenn sie nicht
etwas andres noch gewesen wäre, ats
bloß seine angetraute Frau etwas, das
über allem menschlichen Gesetz, allen
irdischen Banden steht: sein guter Käme
rad? Begriff er nicht, daß diese Hand
mit Angst und Todcsschmerzen an jenen
schweigenden Druck wartete, der ihrem
stummen Zeichen die Antwort gab: Ich
verstehe dich?" Nein, er begriff es nicht.
Er sah nur ein sanftes Weib, daS,Milde
nnd Nachsicht übt, und bedeckte die Hand
mit demüthigen Küssen.
Das Leben forderte zu viel von ihr für
die Kraft eines Menschen, Das dunkle
Gespenst mit den hohlen Augen machte
von fern seine Zeichen.,.
Nun saß der Gatte an ihrem Schiller
zenSlager, angstvoll ihre kurze Lebens-
tage zählend. teie sah ihn recht freund
lich an, dankbar für jede Handreichung,
dankbar für jedes Zeichen feiner neu
aufflammenden Liebe. Aber immer
schien eine Frage in diese dunkel!
rundeten Augen z liegen eine Bitte.
In der letzten Stilnde noch, in der
er wie ein Wahnsinniger den er
löschenden Funken nicht sterben lassen
wollte, in der letzten Minute noch, in
welcher er alle chmeichelnamen aus
vergangenen Zeiten über ihr erbleichen-
des Antlitz hauchte, war jener flehende
Ausdruck in den schon halb gejchlojfencn
Auge, , , .
Ach, er verstand ihn nicht. Und sie
schlief ein mit dem stummen Flehen aus
drn erstarrenden Lippen,
O die lange, öde, einsame Nacht, die
folgte! Aber als sie vorüber war
da hatte er begriffen, was ihr liebevolles
Leben ihn nicht halte lehren tonnen.
Als am Morgen sei Weib unter Bin
nien und Kerzen in der letzten weißen
Hiille lag, die Freunde zu ihm an den
arg traten, der eine voll Mitleid in
die todtumschntteten Züge blickend, der
andere wehmüthig sprechend: Ja,
mein Armer, sie war die trefflichste
Frau, sie war ein Engel!" da wachte
auf, was so lange in ihm geschlafen
hatte, da sprach er die Worte, auf welche
die Verstorbene all diese Jahre ergeb
lich gewartet hatte, die der Vereinsamte
hinter den das Gesicht bedeckenden Hän
den hcrvorschlnchzte: Sie War mein
bester Freund!"
it gegen ijf.
H,:0!ke von W, aoaiIlae.
Also
nicht?"
Du thust mir den Gefallen
Erlaube
der Gefallen" kostet
300 Mark !"
Eine Lappalie !"
Erlaube noch einmal! In dem ersten
Jahre unserer Ehe habe ich mir den
Luxus gestattet, Dir Teinc Lap
palicn", welche in meinem Hanptbnche
eine itattticye Zahl von Taufende er
reicht haben, anstandslos zu gewähren.
Nun aber
Nun ?"
Nun wir recht hübsch gesetzte Ehe
leute werden wollen."
Ich danke bestens !"
'Werden müssen, mein Kind" das
müssen" kam 'ziemlich energisch betont
kraus mm wollen wir Tinge, die
:SO0 Miri kosten nicht mehr als Lap
palien" behandeln. Und ich beginne
damit, indein ich das Kleid, das diese
Summe losten soll, vom Budget dieses
Monats streiche."
Kaufmann Jausen sah nach diefer
Rede ziemlich triumphirend auf feine
,a)one ,,!ge ii)e nullte hernieder, co
hatte er den Enlfchtnß also doch zur
.ihat werden lallen.
Und er halte sich
gefürchtet. Nun
doch etwas davor
war S heraus.
Frau Annie lächelte. Es war ein
etivaS malitiöskS Lächeln. Tas araerte l
ihn und niiiAle ihn n,'s,,j,!i in.ii.iA
Unwiderruflich !"
Tie junge Frau stand aus.
Schön! Nun bore auch mich: In
drei Tagen bietest Tu mir diele Lap
palie" freiwillig an ."
Nie !
Und wenn Du's doch thust?"
Tann "
ic uiitr itiuu iiuiiu uu. )
iiinn tiel )ie ihm in 4 Wort
biinn belomme ich als rautgabe diel
kleinen wundernellen. i.tw.iet! 'T'Mr-- '
"iefchmeide "
Hör' auf ! Hei' au !"
Was hatte nur Annie, daß sie so
sicgrSsicher schien ? !
Zwei Tage gingen hin nd sie er
wähnte kein Wort. Nur lächelte sie
mitunter so eigenthümlich,
Ich bin ein Narr!" sagte sich Kauf
man Jausen. Sie hat eingesehen,
daß sie einmal von einem Wunsche abste
Heu miisi und eachirt ihren kleine Aer
ger darüber."
Als der dritte Tag kam und Anuie
ihn frühmorgens herzlich begrüßte,
ohne dabei ein schallhaftes Lächeln uu
terdiücken zu können, wurde er sehr
achdenllieh.
Wahrhastig", ich fiihl's, sie hat einen
Plan. Und heute ist der dritte Tag !
Wie kaun ich einer Ueberruschung eut
gehen?" : '
Tie Morgenpost dnrchfliegend, waren
seine Gedanken nur ans die Beautwor
tiing dieser Frage gerichtet.
Halt so ging'S !
Ach wie unangenehm !"
Was hast Du, Männchen?".
Ta schreibt mir ein Brüsseler Ge
schastsfreuud, daß er hier eingetroffen
ist nd heute Abend in seinem Hotel mit
mir eine geschäftliche Eouferenz habe
möchte,"
Ah !"
Fatal aber ich muß folgen,, da ist
lein Zweifel !"
Frau Annie lächelte fein. I
t.. ..,;.( in , 1
u uiu)i u'uv i( flit nuuijtti;
Tau ii kommst Tu wohl spat nach
Haus?"
Jedenfalls, Tu weißt ja, wen
man geschäftlich ."
Ja. wenn man geschäftlich z thun
hat, wird's immer spät. Ich brauch'
Dich wohl nicht zu erwarten?"
O nein!" rief Jausen hastig,
Deine Nachtruhe sollst Tu ineinetwe
gen nicht verkürzen !"
Wie Tu gut bist !" rief Annie und
küßte den Gatten. TaS listige Lächeln
der niedlichen Frau sah er dabei nicht.
Tas habe ich doch famos gemacht !"
dachte Jausen, als er sich am Abend an
schickte z gehen. Ter dritte Tag
verfließt auf diese Weise, ohne das Annie
zum Ziele kommt. Morgen früh lache
ich sie tüchtig aus,"
Er langweilte sich an diesem Abende
surchtbar. Zufällig traf er in keinem
Restaurant, fo viele er auch aufsuchte,
einen Bekannten. Tie Minuten schli
chen förmlich dahin. Als es auf Zwölf
ging, hatte er das Alleinkneipen satt.
Annie ist längst zu Bett. Ich kann
nun heimgehe !"
Tas that er auch.
AIS er das gemeinsame Schlafzim
wer betrat, tönte ihm kein Gruß entge
gen, Famos, sie schläft."
Alier seltsam auch ihre Atheni-
zuge horte er nicht. Behu,,ai schlich
er an einen Tisch nnd machte, so ge
räuschloZ wie es ihm möglich war, Licht,
Was ist das? !"
Annic'S Bett war unberührt.
Er ging in das Wohnzimmer, in den
Salon, in Annie's Boudoir nir
gends war sein junges Weib zu finden.
Ihm witrde heiß und kalt.
iei: o l"me
üchoii arm et ach dem Imaelmac.
,, dasMadchen zu wecken, als ihm ein-
,,el da,; er,a,,i ,einem eignen Zimmer
noch md,k achge ehen habe
Aber was soll e Annie dort - selten
betrat sie es. Uno jetzt um Miller-
acht ?
nennen) !ii;t: ii er oen i'ornoor am-:
ab und onnele.
Heller Lichtschein strahlte ihm entge
gen.
Auf dem Tische brannte die Lampe
Auf dem Tivan saß Annie, lesend.
Ja was ist ?"
Lächelnd fah die hübsche Frau auf.
All Tu bist schon da? D,e Eoufe
reuz ist ja schnell beendet."
Und Tu bist noch eins'"
Ich hatte mich in dies Buch ver,
liest.'
Ein Roman ,"
Hm ! Nicki! gerade das,
buch
Ein Lehr- '
Ein Lehrbuch?"
Ja, gestrenger Herr Genial,!. Aber, !
willst Tu nicht einen Augenblick Platz
nebmeii. Es ist h gemulhlich hier in
meinem Zimmer uns ich bin noch gar
nicht müde."
Zögernd solgte der Mann,
,,( ist doch Zeit zum Schlafe "
Oileich! Vlber bin in beim gar uickir
neugierig, weiches Buch ich hier liabc?"
Damit kielt dir reizende Frau es schnell
hinter iliren Rücke
Ach. N' is wird es fein, irgend eine
neueMarol von Tir ."
Bon mir ! Nein ! Aber es diin'ie
7 ick doch intet'iirni. Siels 'mal z:i
eist ist vo! iala' tma die R,de."
Wa -av?"
I i ! Von .i '.ui s:,::os.ii !;i !i.e'.i.
(i'it;:.t D:i "W..U ".n,ia:i?"
Tie r.: : ,ed i !"'
,. ooo ! He'k '!,, "!l'er, !:,:.;
No. 2.
dem, was ich soeben lese, ist die Eigarre
recht theuer. So eirca 8 Pfennig pro
Stück. Und T rauchst fast acht bis
zehn den Tag,"
Taslilesichtdes EhemanuszeigteSpu
ren einer beginnenden Verblüffung.
Tann ist in dem Buche von Wein
die Rede," fuhr die junge Frau schall-
haft fort, ES giebt doch recht kostspie
lige Sorten, Sogar der Tischwcin, den
Tu triulst, ist nach diesen Quellen viel
zu kostbar siir uns."
Aber.. .."
Ruhe! Und dann ist in diesem Buche
ein riesig lehrreiches Kapitel, überschrie
den persönliche Ausgaben" willst Tu
das auch kennen lernen?"
"Annie !" rief Jausen. Tu hast
mein "
Vrival-Ausgabebuch erwischt, ja
wohl, mein Lieber, das ist ein Lehrbuch
riesig lehrreich für mich. Und
weißt Tu auch warum '."
Und als der junge Ehemann sie voll
tmninen verdutzt anschaute, suhr sie svrt:
Sieb' mal Tu ! Ta scheitet Ihr öer-
reu der Schöpfung über die Lurusan-
sprüche Eurer Frauen. Aber Ihr!
Treibt Ihr etwa keinen Linus? Xics ( ÄiHamntcit nnd vollzieht an ,,q leibst
Buch stellt Tich mir völlig gleich, ' d'" Dienst, welchen jener arme Mann
Aber hör' mal, da ist noch ein Eonlo, ' an mir gethan, und den ich in so bru
das ist mir dunkel, es ist abgeschlossen taler Weise für seine Gefälligkeit be
ern dem Tag, an dem wir uns verheira-: lohnte
theten. Vorher aber waren ziemlich! Tas heißt nach alldem, mein Herr,
große Posten darin. Für Arabella,
für Arabella, nicht wahr. Am-
bella ist ein Pferd, das; du früher bescs-
f,' (inst'
Ja nscn sprang ans.
Genug, genug! Ich capittilire !"
Ah ! Also Tu gestehst zu, daß ich
Dich besiegte !"
Ja, ja, ja !"
Und Tu trägst die Kriegskosten !"
Ja!"
Tas Kleid nud den Schmuck !"
Ja i
Schön dann will ich nach dem fliehen und mich als den Verfolger
abgeschlossenen Eonto nicht weiter fra-i sahen ihn für ein Tieb gehalten und
gen !" ihm den Weg ersperrt hätten. Als ich
Sie reichte ihm das Buch und er küßte : ankam, fand ich ihn mit großer Zungen
sie. Sie war listig, die kleine Frau, scrtigteit sprechen ; endlich machte ich
aber gut und verständig ! Und gegen : verständlich, daß er nichts verschuldet
solche Frauen kämpft ein Manu immer hal'e, als ein wenig Menschenfreundlich
vergebens! teit ; zehn Rubel, welche ich ihm gab,
erklärten die Sache.
,.U05
Zlach dem ,tii;üind,n, des VlU'raittuT ?maö
in' ?aiche bettragn, g za! 'keck.
Tie ersten Tage, da sich St. Peters
bnrg in fein weißes Gewand hüllte,
waren für mich Tage eines merkwürdi
gen Schauspieles, weil mir Alles nett
erschien, sie waren so angenehm für
mich, da sich der Winter mir nur im
Kleinen zeigte, dergestalt, daß ich dank
meiner Pelze die zwanzia Grad,
beinah
nicht wahrnahm
,ci.z --r,,,i, i,: ,.:,,.. v ,
. -ff-- ! ,e,e Leuchte bescheert, damit ,e bei der
obwohl die Lii, tchäner war. als ich ich, immer ganz einwandfreien Be
,ie bisher ge,ul,t. entlchlo,! ich mich. , inltlmn hCr irtMvn ,md a,r? nit
meine Gänge zu errichten: ich hüllte
mich in einen großen Asirachan-IIeber-
rock, zog eine Pelzmütze Über die Ohren,
band um meinen ,als eine Kalchmir-
,Eravalle, und mich so in die Straße
rwaae,,!,. hatte ick, iiht , hi,
Ze. einer Nase in der Lnfk.
Zuerst ging Alles vortrefflich: ich
staunte selbst Über de geringen Ein-
druck, den d,e alte ans mich einübte.
und ich lachte ganz st, über all' die Er-,
Mlunar. welche ich gehört; übrigens
war nn entzmit uver o,c Oieiegemieit,
mich an das Klima gewöhnen zu können. I
. Indessen glaubte ich nach einig Zeit'
zu bemerken, daß die Personen, Welche
mir begegneten, mich mit einer geioiiien
, Unruhe anblickten, ohne mir jedoch'
etwas !i sagen. Bald jedoch rief ein
.Herr, der unterhaltender als die an-
i bereu eifchien, mir im Vorübergchcn zu: ,
I N'oß". ' ;
j Ta ich kein Wort russisch verstand.
glaubte ich,
daß es nicht der Milbe
nwrtli wäre, sich einer Silbe wegen auf.
zuhalten, und fetzle meinen Wea fort. :
An der Eck, der Rue des Pois begegnete,
w entern uiier, weleuer leinen -:chi,l. i
teil ete streckten Laufes lenlle: aber fo
rapid auch seine Fahrt war. er glaubte
sich dich verpflichtet, mir zurufen zu
muffen: Noß. noß!" Plötzlich ich
war an' dem Admirattlalst'liitze äuge-
langt staub ich einem Maime aus
dem Volle gegen über, welcher mich zwar
ich! wie die trüberen ailicknc. aber, '
eine Handvoll ckmee aii'bebend. sich
auf mich warf, und klie ich Zeit halte,
mich von all' meinem Zfini ;n ! cireicii,
ging er daran, wein Oieiichi zu waichen
uub bewuüers ine ine Na'e ans allen
Kiai'en zu frottieren. Ich :: diele i
Spick i.inlich mi!lilma'':ii!, i
fers
zu dieser Zeit, im) indem i.l ti
er Anne ir.'s der Zaike
eh ii rn t::!.a ,.:: :i . r.r
;.'.:i;! !, :; :V.
giil-.Ml i.l le. ' ".. i:: ;;.'.::
v-: e-.n ir.wi, c, :re'. ' ; ''..
ten mei
.!::
,!.:: in'i
sie mich einen Augenblick beleuchtet, auf
mich stürzten nnd trotz meines Wider
slandeS meine Arme festhielten, wahrend
jener Wiilhende, dein ich einen so hefti
gen Schlag versetzte, wieder eine Hand
voll Schnee aufhob, tun sich von Neuem
auf mich zu stürzen.
Tiefe Moment der Unmöglichkeit,
mich zu vertheidigen, beniitzeiid, ging
er daran, seine Reibungen wieder auf
zunehmen. Aber, halte ich auch die
Arme gefangen, meine Zunge war frei,
ich glaubte mich als das Opfer irgend
eines Irrthums oder hinterlistigen
UeberfalleS und rief aus voller Kraft
um Hilfe,
Ei Offizier tief herbei nd fragte
französisch nach meinem Begehren.
Wie, mein Herr, " rief ich. indem
ich die letzte Anstrengung machte, von
den drei Männer loszukommen, welche
nach der friedlichsten Art von der Welt
losließen und ihren Weg fortsetzten.
haben nicht gesehen, was die i-chr
j ken an mir gethan?"
WaS thaten sie denn?"
Aber sie rieben doch mein Gesicht
mit Schnee, Halten Sie die etwa siir
einen Scherz von gutem Geschmack und
zu dieser Zeit,?"
Toch, mein Herr, sie haben Ihnen
einen großen Dienst gethan," antwortete
mein Gegenüber.
Was siir einen denn?"
Sie halle eine erfrorene Nase,"
Barmherzigkeit!" ries ich und fuhr
mit der Hand an die gefährdet gewesene
Stelle.
Mein Herr!" ries ein Vorübergehe,
der dem Offizier zu, ich bemerke, daß
Ihre Nase erstarrt,"
Tanke, mein Herr," versetzte der
Offizier, und indem er die Sache anhört,
wie der natürlichsten auf der Welt,
beugt er sich, rastt eine Handvoll chnee
j da,! ohne diesen Man
keine Nase mehr halten
en, er
gänzte der Offizier, indem er die seiuige
rieb.
Bitte, mein Herr, Sie entschuldi
gen "
j Und ich eilte jenem Manne ach,
! welcher wohl glaubte, ich wolle ihn
! todtschlage, sich rasch in Bewegung
setzte, da die Furcht naturgemäß größer
tDiit als die Erkennlichleik. Ich häkke
;il)n wahrscheinlich niemals eingeholt,
wen nicht etliche Perone, welche ihn
Ter arme Teufel küßte mir die Hände,
und einer der Anwesenden, welcher fran-
zoulch
sprach, rieth mir von jetzt
lab meiner Nase mehr Aufmerksnnikeit
I itl sih.'Nti'N Titele tyltfinrhonitii innv
uniiap ; während me'iiteZ ganze ferne
rc Lebesla,,fes habe ich nichts von
meinem Gesichte verloren.
Briefträger Laterne.
Ein Geschenk des Herr von Stephan,
die Laterne der Briefträger, leuchtet
feit einigen Tagen überall in Perlin.
.Cvn' lirnt ih'hhi-rn hnt si,,,,
?-" ," l""" Xiumniii
!z Schaden kommen.
Tie Laterne
wird an der Brust getragen und wirft
ein mildes Licht, das auch beim Lesen
der Briefadressen den Stephansboten
,te Dienste leistet. Tie Neuerunä
i L r...:': ' L . "f."9
'S
m erpÄ ,v fi fij Z L ll
wahrt! daß die sammtJen Jllbe-
$xU ,uehr mit der Laterne ausqe-
rüstet worden sind,
' Ä
c,n 11
.Wvc. liebster Schwiegerpapa, so
lasten Sie uns doch noch in diesem Jahre
heirathen,"
Immer sachte, lieber Schwieger-
foljn, die Ehe wird Ihnen noch lang
iM"!! werden."
Stimmt.
Richter: ..Leugnen Sie nicht lanae.
sondern sage Sie die reine Wahrheit!"
Aiigetlaaler: verr Iericknshol. ie
ilooben et mir ia dock nick, wenn ick
Ihnen sage, ick bin unschuldig!"
Vw iniel'tcii !zrü5er.
Köchin lzu ihrem Bruder, der sie be
suchen komnil,: Wenn die Herrschaft
kommt, so bist Tu ein Eousin von mir
borst Tu ich habe ihr nämlich erst
vergangenen Sonntag noch einen Bru-
der vorgi stellt !"
Schon möglich.
Rciereudar Ikopifchüllelud!: Sie
tonnen sich diesmal auf eine lange
lrafe aesaßl inachen, Hub,r!"
Angekli'gler: Na. ich well', daß ich
i!er wieder heraus bin. als SieA'feffor
werden, .vrr Reierendar!"
l !!".! It.
; e.!em ...iiiitne t!.'i-iiten':
':.',!. eil c't sich lip:'
: " ' ne Vin'.nll rt ;'t mir
' :l",i ' i.'ü'.iil.!!, H, , ?ok-
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