Asra. Novkllcllk cm Wijcitmli Fürstin o,igo. Ueber eine Stunde halte er hier bei mir geskjskii. Wir hatte über die Ver Wlnisse in London gesprochen, nd sie mit unsere chenihitlilicheii Sitten und Viemohnheiten verglichen. Er hatte mir auch von seiner bevorstehenden Reise nach Washington erzählt, wohin er als Gesandter gehen sollte. Ilnd ich hatte ihn z dieser ungewöhnlich frühen Be fördern beglückwünscht: schien er doch kaum erst sein vierzigstes Jahr ztiriicfcze legt zu habe. Ud dann stockte die Unterhaltung. Er fiifi auf einem niedrige Lehn stuhl neben dem Kamin und lehnte sei nen Kopf gegen den Marmorpfeiler. Ein schwerer, gelblicher Nebel, wie nian ihn nur in London kennt, hatte während des ganzen Zages gleich einem dichten Schleier über der Stadt gela- gert. ES war erst drei Uhr, und doch war das Zimmer, in dem wir saszen, so dunkel, daß man kaum die Umrisse der schweren, altmodischen Möbel erkennen konnte. Als er sich vornüber beugte, sicl der Schein des Kaminfeuers gerade anf sei nen hohen, gewölbten Kopf, der nurzur Hälfte von dem blonden Haar bedeckt war. Seine blauqrauen Auqcn, die in die Gluthen starrten, erschienen mir so melancholisch, wie ich sie nie zuvor gesc Heu hatte. Tas Untcrgesicht war von einem kurzgeschnittenen, blonden Bart verdeckt, der bis über die Lippen siel. Aber ich ahnte, daß auch den Mnnd ein wehmüthiger Zug umspielte, der seine ganze Person veränderte. Ich hatte ihn ostmals in Gesellschaf ten getroffen, dort aber ist das Austre tcn des einzelnen nur eine Rolle, die ihm von der Macht der Verhältnisse ans gezwungen ist. Und der junge Tiplo mat war mir stets lächelnd, liebenswür dig und umgänglich erschienen so, wie der gute Ton es erheischt. Am vorhergehenden Tage hatten wir zusammen bei gemeinsamen englischen Freunden dinirt, und bei dieser Gele genheit hatte mein Tischhcrr einige Be merkungen gemacht, die mir seht plöh lich wieder einfielen. Ihr Landsmann, der da drüben eben unserer Wirthin sitzt," hatte er gesagt, ist ein ganz ei--genthiimlicher Mensch ein wenig Schwärmer! Wohlwollende ältere Ta men sollen den Versuch gemacht habe, ihn unter die Haube zu bringen. Aber er soll ganz unzugänglich sür alle derar tigen Angriffe sein, Er soll nämlich a einer fixen Idee leiden. Es ist die alte Geschichte von Pygmalion und Gala thea : er ist in ein Stück Marmor ver liebt, in eine Statue. Mau erzählt und es soll wirklich wahr sein daß er oft die ganzen Nächte aussiht und die sonderbarsten Melodien singt oder auch auf den Knieen neben seinem kalten, un- erdittlichen Abgott liegt." Diese Worte fielen mir ein, während er mir so schweigend gegenüber saß. Es lag eine gewisse Müdigkeit auf seinem Gesicht und in seiner Stimme. Er trug offenbar ein Geheimniß mit sich herum, und das erregte meine Ncugier. Eine beschwerliche Reise, die Sie bor sich haben, von London nach Wash ington," begann ich, aber ein Jung geselle beschwert sich wohl nicht mit viel Gepäck." Min, ich sühre nur äußerst wenig mit mir," erwiderte er, nur einige Kunftgegenstande, ein paar Gemälde und eine Statue." Eine Statue?" fragte ich. Was stellt denn die vor? Wer hat sie ange fertigt?" Ein armenischer Bildhauer Namens Zerbo. ES ist das Portrait eines jun gen Mädchens, das ich einstmals ge konnt habe, Tie ist schöner als die be rühmten Schatze des Vatikans. Ja, tausendmal herrlicher als sie alle." Es war, als erfaßte ihn plötzlich ein unwi dcrLehlicher Tranz, sein Herz auszu 'schütten. Ich unterbrach ihn nicht. Und so erzählte er denn : Ich war noch sehr jung, als ich mich als Attache unserer Gesandtschaft in Konstantinopel aufhielt. Ich sah nur sehr wenig von dem türkischen Leben. Ich wohnte nämlich in dem europäischen Viertel Pcra. Und hier ist der ganze äußere Ebaraktcr der Stadt wie auch die Lebensart genau so wie in jeder anderen europäischen Hauptstadt. Mein Verkehr beschränkte sich auch auf die sehr zahlreiche remdenlolonie. ?iur von Zeit zu Zeit wurden die Diplomaten vom Sultan oder von einem der höheren Beamte eingeladen. Ader diese Gesellschaften bestanden aus schließlich ans unserem eigenen !c schlecht. Ich hatte keine Gelegenheit. Iür!i?che Frauen zu sehen. Sie zeigen sich nur verschleiert, und den vornehmen Tamen begegnet man nicht einmal auf der Straße, sie lassen sich stets in vergolde ten Sanften tragen. Meine einzige weibliche Bekannte war meine Wirthin, eine icchzigjahrige Frau, deren verstorbener Mann einmal bei Europäern in Dienst gewesen war. Aus diesem Grunde de'aß sie eine ge wiffe Vorliebe sür uns .Heiden," denen im allgemeinen die niederen Klaffen mit Mißtrauen, und die höderen mit Ver achtung begegnen. Eines ZageS fiel es mir aas, daß die alte Zora verweint aussah. Ji) 'ragte sie. was ibr zugcnoßcn ei, und sie er MIe mir. ibre Lchwetei 'ei I un glücklich. ki mit im!N geizigen. ; rohen Mann verhcirathct, der vier Frauen habe, die er alle schlecht dc- handle. Neulich sei ihre kleine Nichte so unglücklich gewesen, ein kostbares Glas 'zu zerbreche der Schwager handelte nämlich mit Glas irnd teni ant nd in seiner Wuth habe er sie beeilst geschlagen, daß ihr ganzer Kör- ver Cvnreu davon trug. ! Zoras Schilderung war so drastisch, jbiisi das Elend des kleine Mädchens ! lebendig vor mir stand. Mich erfaßte !das tiefste Mitleid mit dem arme tki ' neu Geschöpf. Tie Polizei lischt sich niemals in das ein, was in dem Harem eines Mannes vor sich geht," erläuterte die Alte, Tie einzige Art und Weile, wie man den Frauen und Kindern hel- fe kann, ist, daß man sie ihrem Herrn abkauft. Aber Zora hat kein Geld, Zora kann nichts thun." Ihr Jammern rührte mich, und ich gab ihr die Sumine, deren sie bedürfte, um ihre Nichte loszukaufen. Am folgende Tage, als ich auf meinem Divan lag und eine Eigarette rauchte, trat die Wirthin mit dem klei- neu mißhandelten Wesen in das Zim mer, Sie hieß Asra und zählte dreizehn Jahre, Sie warf sich an die Erde und küßte meine Füße. Dann überschüttete sie mich mit Dankesworte. Sie bat um die Erlaubniß, ihr ganzes Leben lang dem weißen Engel aus dem Pa radiese" dienen z dürfen. Bon nun an blieb Asra bei der Tante, der sie bei den häuslichen Per richtunge half. I der erste Zeit beachtete ich die kleine Fremde nicht weiter. Aber eines Abends, als ich a dem geöffnete Neuster saß und schrieb, hörte ich eine schöne, frische Stimme eine morgen- ländische Romanze singen. Ich zog die Jalousien aus und schaut? in den Gar ten hinab. Tort saß Asra unter der Svkomore und ordnete eine Strauß aus rothen Nelken und weißen Narzissen. Sie sang, ohne zu ahnen, daß Jemand sie beobachtete. Ihre Stimme war unge wohnlich entwickelt für ihr Alter. Tief, farbenreich, schmelzend, zärtlich, Tie Mnsik war mir stets die liebste Zerstreuung gewesen, deswegen bekam ich Lust, Asra's musikalische Erziehung zu übernehmen. ciie kannte weder Noten noch Buchstaben, und mein Vor schlag wurde mit Staunen und Jubel aufgenommen. Zwei Jahre lang war Asra meine gelehrige Schülerin. Wir lasen, spiel ten und sangen miteinander. Aber es kam mir auch nicht eine Augenblick in den Sinn, daß dies tcnzliche Zusamme arbeiten für ihren oder meinen Seelen frieden gefährlich werden könne. Sie war ja nur ein Kind. Eines Tages hörte ich zufällig, wie die Tante ihr Vorwürfe machte, daß sie die Lust zu gröberen Arbeiten verloren habe. Tie wolle nichts mehr thun, als lesen, musiziren und Blumen pflegen. Tu träumst wohl davon, Odaliske im Harem des Sultans zu werden ?" fragte die Alte höhnend. Asra sing an zu weinen und flehte die Tante an, sie nicht aus dem Hause zu lagen, sie wurde an dem Tage sterben, an dem man sie von ihrem Herrn trennte, versicherte sie unter lci dcnschaftlichem Schluchzen. An lencm Abend flel es mir zum ersten Male auf, daß Asra schön war. iic zahlte jetzt fünfzehn, war aber kor perlich so entwickelt, wie eine Nord- laiiderin von zwanzig Jahren. Ihre Phantasie bewegte sich nabläßlich in einer Welt, die durch tausendstimmige, i Rosen verliebte Nachtigallen bevöl kcrt war, in Märchen, die von heißer Liebe handelten, welche, wenn sie er- widert ward, die höchste Seligkeit brachte, unbefriedigt aber den Tod zur iiolge hatte. Ihre Dankbarkeit gegen mich, der sie aus ihrem frcundlofen Heim befreit hatte, kannte keine Grenzen. Sie gab ihren romantischen Gefühlen in so glühenden Worten und Bildern Aus druck, daß sie unwillkürlich Eindruck auf mich machen mußten. Ihr ganzes Wesen war gleichsam ein starker Wohl gcruch, der mich allmählich betäubte, be rauschte, eine Opium, daß das Gehirn , umnebelte und meine Seele in die schönsten Träume wiegte. j Eines Tages kam ei heimisches! Kriegsschiff nach Konftantinopel. Einer j der Prinzen unseres Herrscherhauses, war a Bord, und aus dieser Veran-j lnifling veranstaltete der Tultan, die fremde Gesandten und mehrere Paschas , eine Reihe glänzender Festlichkeiten. Eines Nachts lehrte ich spät heim, Es hatte ein großer Ball bei dem Prin-1 zcn stattgesunden, und man hatte aus , Teck getanzt. Als ich die Gartenthür öffnete, sah , ich, wie sich eine Gestalt vor der Mar- j inorvani am -pringvrunnen crvov un mir entgegeneilte. Es war Asra. Tie Hand, die sie mir entgegenstreckte, zitterte. Was ist geschehen?" fragte ich ver wundert, weshalb sitzest du zu fo spater -tundc hier im Garten ?" , Ich habe das Schiff da draußen ge sehen", erwiderte sie, ich habe die Musik gebort. Und mir ward so beklrniinen j zu Äiilke. w traurig. Aber wcsbald denn?" Zora. bat mir erzählt, daß eure! Frauen nAt allem tanzen, so w e wir, j lonvern " i Nun?" ! 2:ela"en :ch von den Armen der! Männer umschlinge, und da schwir ren sie umher wie die Insekten." Freilich thun sie das, aber was hat das zu sagen?" Tie zeige sich fremde Männer verschleiert, und dann tragen sie so wunderliche Kleider, die in der Taille fest anliegen. Als ich daran dachte, daß mein Herr jetzt mit diesen Frauen tanze, da brannte es mir hier wie Jeuer in der Brust, und ich zitterte am ganze Leibe." Asras dunkle Augen funkelte gleich den Sterne am nächtliche Himmel. Ihr heißer Mund, der roth glühte wie ein reifer Granatapfel, war halb ge öffnet. Und in ihrem losen morgen ländischen Gewaude war sie weit schöner als alle Frauen, denen ich aus dem Schiff vorgestellt war. Asra war eifersüchtig auf die Gesell schaft, die mich ihr fern gehalten hatte. Und diese Eifersucht Mundete sie aus die rührendste , Weise. Sie äußerte keine Voriviirfc, gab nur ihrer Angst Ausdruck, daß sie zurückstehen würde im Vergleich mit diesen wunderlichen Wesen, die sich verschleiert zeigten, sich beim Tanze von fremden Männer umschlin gen ließen und deren Kleider in der Taille fest anlagen. Aber der Ver- gleich fiel nur zum Vortheil für sie aus. Was ich ihr gesagt habe, weiß ich nicht, aber seit jener Nacht begann ein neues Leben sür Asra und für mich. Und als die Sonne über den Bosporus aufging, saßen wir noch unter der Sykamore, umflulhet von Rosen- und Ambraduft. Wenige Tage spater erhielt ich die Nachricht, daß meine Dienstzeit in Kon- stantinopel abgelaufen sei, man wies niir eine Platz im Ministerium des Aeußern an. Was sollte ich thun? An eine Hei- rath war vor der Hand nicht zu denken. Als Atache bezog ich noch kein Gehalt, deswegen mußte mein Vater die stimmt- liehen Ausgaben bestreikn. Die Ge- liebte bei Zora zurückzulassen, war ebenfalls eine Unmöglichkeit, denn wer bürgte mir dafür, daß die Alte sie im Hause behielt, wenn ich fort war. Aller Wahrscheinlichkeit nach würde sie sie schleunigst verheiralheu. In meiner Noth suchte ich Rath und Trost bei meinem Vorgesetzten, dem Ge sandten. Aber mein Gott! Sind Sie denn ganz von Sinnen?" rief die Ezcellenz aus. Mit einer Orientalin wollen Sie sich verheirathen! Denken Sie doch an den Unterschied in Bezug auf Rasse, Erziehung und Sitten. Sie kann ja niemals eine Europäerin wer den. Das ist erst nach mehreren Gene rationell denkbar! Und Sie beabsich tigen doch wohl kaum, Türke zu wer den." Nein, das liegt mir allerdings fern," erwiderte ich. Aber über Äs ra's ganzem Wesen liegt eine Würde und eine Schönheit, die sie in Stand setzt, es mit jeder europäischen Dame aufzunehmen. Und was ihre Kennt nisse anbetrifft, so hat das keine Noth, Sie ist sehr gelehrig. Ich könnte sie ja der Obhut einer europäischen Familie anvertrauen, damit sie sich in den Kul tnrsprachcn vervollkommnet und sich überhaupt an unsere Lebensart gewöhnt. Oder auch, ich könnte sie nach Wien, Berlin, Paris oder London senden. Die alte Excellenz lachte, was etwas sehr Ungewöhnliches war. Der Plan sei fo absurd, meiule der Gesandte, daß er Besorgniß hege, das warme Klima habe eine schädlichen Einfluß ans mein Gehirn ausgeübt. Er empfahl mir, schleunigst in die Heimath zurückzu kehren. Haben Sie denn gar nicht an die Ihren gedacht?" fragte er. So viel ich weiß, ist Ihr Vater kein Krösus. Alles, was er erübrigen kann, opfert er Ihnen. Sie selber haben mir das ja erzählt. Es ist schon an und sür sich ein Leichtsinn, die diplomatische Kar riere einzuschlagen, wenn man kein weiteres Vermögen besitzt. Das Ge halt, das wir Diplomaten beziehen, geht in der Regel mit den Repräsen lationskosten aus. TaS leider Gottes einzige Mittel, wodurch wir im Stande sind, uns ein sorgensrcies Dasein zu schaffen, ist die Ehe mit einer reichen Erbin. Sie aber wollen sich einen dein an den Fuß binden, um ihre Zu Ilinft unfehlbar zu ruinireu? Und das trotz der Aufopferung Ihrer El iern. Nein, reifen Sie nur nach Haute, mein lieber junger Freund!" schloß er. Ich wette, es werden keine zwei Monate vergehen, da werden Tie selber dies Verhältniß schon mit ganz anderen Augen betrachten." Damit war unsere Unterredung über dies Thema beendet. Als die Excellenz meiner Eltern er wähnte und von dem Kummer sprach, den ich ihnen wahrscheinlich bereiten würbe, suhlte ich eine Saite in meinem Innern ertönen. Denn vor meinem Vater hatte ich stets einen unbegrenzten Respekt gehabt, und meine Mutter be tcte ich an. Da noch am selbigen Abend ein Pas iagierdampfer Koni'Iantinopel verließ, ! beschloß ich. den Rath des Elesandten zn befolgen und unverzüglich in die Hei- math zurückzukehren. Ich fürcktete mich vor einer leiden-! schafllichen Tcene mit ASra. Ich war! überzeugt, daß sie mich bereden würde, j sie mitzunehmen. Und das war ja eine 1 Unmöglichkeit. i To lerne ich mich denn hin und theilte! ihr christlich mit. daß ich mir erst eine unabhängige Stellung, erringen mime, ! ehe wir a:i eine Bereinigung denken könnten. Ich versprach ihr. sie niemals z vergeben, 1111D van ging ich an Bord, ohne Abschied von ihr zu eh men. Tas war allerdings ejie feige, herz lose Flucht. Und als sich das Schiff in Bewegung fetzte, bereute ich schon, was ich gethan hatte. Ich entsinne mich des Ganzen noch so deutlich, als sei es erst gestern geschehen. Tie Tonne versank hinter der golde neu Kuppel der Marmormoschee. Tie lächelte mehmühtig wie ein bekanntes Gesicht, das mich znrttckwiulte. Eine aus seinem Goldstaub gebildete Wolke senkte sich ans die Stadt herab. Die Thürme und Minarets flammten ans wie mächtige Fackeldrände. Das, Meer leuchtete wie flüssiges Gold, von dem sich schneeweiße und blutrothe Flecke ab hoben. Das waren die weißen Tur- baue und rothen Fes, die sich im Was ser abspiegelten. Ich stand an den Rand des Tchisfes gelehnt und starrte zurück. Tas Gold und der Glanz und der Purpur ver schwanden. ES verschmolz Alles zu einer blaugraiicn, unbestimmten Nebel masse. Schließlich sah ich nichts mehr als ein bleiches Antlitz mit zwei brennenden, thräncnersällten Augen. Ich hatte sie schreiben gelehrt, und ich erhielt häusig Bliese. Niemals aber enthielt, ii diese Briefe eine Klage darü der, daß ich ohne Abschied von ihr gegan gen war. Sie erzählte wir, daß sie den halben Tag anf der Bank unter der Shkomorc sitze und auf das Meer hin ausstarre. Und dort würde sie sitzen. ms ich taine, um sie zu holen. Einige englische Damen hatten eine Schule errichtet. Sie wollten türkische Frauen zu irgend einem praktischen Er- werd ausbilden. Ich dachte, diese Schule müsse für Aöra passe. So schrieb ich den an den englischen Konsul, dessen Frau im Porstand war, und empfahl Asra feiner veiondcrcn Fürsorge. Sie selber schien sehr erfreut darüber zu sein. Sie be- leitete sich vor, ihres Herrn würdig zu werden, schrieb sie mir. Drei Jahre verstrichen, ohne daß ich so recht wußte, was sch eigentlich wollte. Ich mar zwei Jahre in der Heimath und lam vaim nach Wien. Hier gewann . ... v. m ' , . ? t , , endlich d,e Vernunft die Oberhand. Ich t.-hr ili nn 01 Um !..,.'if ... J. schrieb an Asra, die Verhältnisse mach- teil eine Ehe zwischen uns zn einer völli gen Unmöglichkeit, und ich schloß mei nen Brief mit kühlen, ruhigen Ermah nnngen, die einem Schulmeister, der an seine Schülerin schreibt, alle Ehre ge macht haben würden. Jetzt meinte ich, hülle ich mich als charakterfesten Mann gezeigt. Ich war ganz stolz über mich. In dem jugcnd lichen Alter, in dem ich damals stand, verwechselt man ja leicht Herzenshartc und Gewissenlosigkeit mit Festigkeit und Männlichkeit. Eine Antwort auf diesen Brief habe ich niemals erhalten. Zwei Monate später aber schrieb mir der englische Konsul, das junge Mädchen, das ich sei ner Fürsorge so warm cmpsohlen habe, sei erkrankt. Der Arzt könne nicht mit Bestimmtheit sagen, was es sei. Er meinte, die Seele verzehre den Körper. Tas Ende stehe nahe bevor. Am nächsten Uage befand ich mich auf dem Wege nach Konstantinopel. Asra mußte gerettet werden! Tausend Pläne kreuzten sich in meinem Gehirn. Ich wollte meine diplomatische Karriere auf geben, wollte mich um irgend eine An stcllung in der Hcimath bemühen. Nein, ich wollte mich im Orient nie dcrlassen und einen praltischen Berns ergreifen. Ich wollte mich mit Asra vcrheiralhcn und auf die ganze übrige Welt verzichten. Bisher hatte ich nur an meinen cigc nen Vortheil und an meine Familie ge dacht. Welches Recht halte ich aber, das Glück eines anderen Wesens aus eitlen Rücksichten auf mich und die Mei nen zu opfern? Diese Vernunft war nichts als eine feige Entschuldigung sür einen niederträchtigen Verrath! Und weshalb sollte ich es überhaupt thu? Hatte ich in diesen öden drei Jahren nicht crsahren, daß ohne sie das Leben freudlos und einsam war schändlich hintergangen sür mich lebte. Wie endlos lang dies, Eisenbahnverbindung zwiß tinopel und Budapest war noch nichts fertig, ich murne von Trieft aus m,t ! Lesv.ewes geiiugiam leimen uno icya,;en dem Dampfer fahren. Mir war zu i gelernt. Als ihn der Gr?,:e ttnriiirft Muthe, als Halle ich jahrelang in einem ! für feine Dienste gewinnen wollte, ge duullen Kerker geschmachtet und ginge j laug es diesem erst nach manchen Unter nun meiner Befreiung entgegen. Der Handlungen und nachdem er ilim ei lichte Tag, die Sonne, die frische Lust, , Einkommen zuge'ichert, welches nr die die Freiheit, das Glück das alles damaligen Verhallnisie überaus anielm- alles lag für mich in dem einen Nameu: , Asra! Als ich dann endlich das Ziel meiner Reife erreichte, weilte sie nicht mehr un tcr den Lebenden." Lange saß er schweigend da. üderwal- tigt von schmerzlichen Erinnerungen. ?, um hur Tifnrr ivrriii um Vit I anzuzünden. Ich sah. daß das Antlitz ihn von Kaiser Leopold die Wuroe eines meines LandsmannS bleich war. in seinen , Reiebssreiberrn zu erbitten: In Er- Augen schimmerten Thränen. swagung, daß derselbe von Jugend ans Er stand auf und reichte mir die! Profession von einem Soldaten gemacht finn. sinn 91 bf Aie d Beneiben Tie. daß ich Ihre Nachsicht so mitzdrallcht nen isliiei oer riire ouim eigenc habe!" sagte er. Ader es thut einem i Meriten und rubmlicheS Verbal en gc wohl, wenn man einmal einem Men-! stiegen." TaS kaiserliche Diplom wurde sehen trifft, dem man sich so zeigen kann. : in Wien auch unverzüglich ausgefertigt: wie man ist ohne Maske." Damit . das darin aufgenomineiie Wafve stellte verbeugte er sich und sckiloß die Thür , mit einigem Zusätze ganz da"e!be dar. Hintersich. ,welebes Ternlinzer fed.-'n feil! er i:i fei- Jch habe idn nie wiedergesehen. Das cm Siegel gc'uhr. nssilich das der Schiff, das ihn nach Washington führen sollte, ist verschollen. Man fand später aus den Azoren ein Wrack, da? man sür die eberreste des englischen Dampfers hielt. Von den Passagieren aber hörte man nichts. Später hat oft ei eigenartiges Bild vor meiner Seele gestanden ; aus tiefein Meeresgrunde die Marmorstalne eines jungen Mädchens, fest umllammert von dem starre Leichnam eines Mannes. .c- . .. Oxonj Aeutftrcihcn- ron ve'lss. liiujcr. Zi stillem iotiraisiflf. Derfflinger der alte Terfflinger", wie ihn Friedrich der Große genannt hat ist eine echt brandcnbiirgische Gestalt, die Verkörperung des märkischen Heldenthiims in jener Boltsthiimlichleit, wie sie nur wenig bevorzugten Naturen zu Theil geworden ist, lind dieser Man, welche man in Versailles eben so fürchtete wie in Ttockholni, welcher die Franzosen iiichi minder zu Paare trieb, wie die damals fast och mehr ge fürchteten Schweden: er war ei armer Tchncidergesell, welcher, Zwirn, Nadel und Scheere im Ranzen, durch die Lande zog, um sich liiinmerlich das täg- tiche Brod zu verdiene. Tie Geschichte istbeiannt, wie er dmu kam, den, Beruf zu entsagen und sich !Hcr ist er Mann, von den, daö ge einen andern z wähle, 'welcher ihm ! W wird ; hier aber" uud dabei Ruhm ud Ehre i fast noch nie ge- i WH f feinen Degen ist fehener Art verschaffe sollte. Er ic-!nich die Elle, mit der ich jeden Hunds fand sich auf dem Wege nach Berlin so nach der Länge und Breite messe !" . j und wollte sich eben bei Zaiiaermiiiide Über die Elbe setzen lassen. Weil er aber kein Geld besaß, um den Fährlohn zu oezaaien, vcrmeigerie man lnni oicien Dienst. Ta sah er, daz ungc Leute, welche soeben für den Kriegsdienst ge ivorben waren, die Bergünstignng freier Ueberfahrt genoste, Tas nahm ihn so sür den Kriegcrstand ein, daß er sich von der Stelle sort gleichfalls anwerben ließ. Tie Folge hat dann gelehrt, eine wie glückliche Wahl er mit diesem seinem neuen Berns getroffen. Uebrigens ver weist die Geschichtsforschung diesen Bor fall in das' Gebiet der Sage. Zum Mindesten soll er sich nicht auf inärli- ""1" VtlUH.. allenfalls in Böhmen, wo sich die Spu- . ' , ' ' '.. . rr sehen Boden abgclpicll haben, sondern reu von Derfflinqer's ersten Wnffentha ten denn auch historisch nachweisen laffen. Zuerst stand er in schwedischen Tie sten. Als aber Gustav Adolph bei Lützcn den Heldentod gefunden, sagte sich Terfflinger von den Fahnen Tchwe dens los und trat in den brandenbiirgi scheu Dienst. Welche Heldenthaten er hier voll bracht, wie er, nicht minder geschätzt im Rathschlag und Plan, seinem neue Vaterlande nie zu vergessende Dienste geleistet das ist Sache der Geschichte und steht in jedem Lehrbuche derselben verzeichnet. Aber gleichwohl war Terff linger eine Natur, welche sich auch des Friedens und seiner Segnungen innigst zu sreucn im Stande war. Ans seinem Torfe Gusow in der Mark schaltete und waltete er recht und schlecht wie ein Gutsherr. Ter Mann, welcher hei mathlos umherirrt durch die Lande, welcher niemals hoffen gedurft, daß er je einen Ar oder einen Halm" sein Ei gen nennen würde, er zeigte niit einem Male eine Begabung sür die Land wirthschast und eine Tiichtigteit in der selben, welche Jeden billig in Erstaunen letzen mußten. Ebenso der Umstand,!!,, cißbock als Friedensstifter. daß er sich mit dem alten stolzen, begii-, T , sucher der Kirchweih in T Ä ttiT n '! Tiesebach in Bayern wird nachstehend guten jxußzu st llen wlwtk. rminkt,. ,si! (,. , Schon durch seine erste Gattin, eine j m'M , ... v , im umM.uiu, t'"""''". I Dazu iam. da er ch andauernd IN bester Vermögenslage besand. -lUllll , als er in die brandenburgischen ' der Noth und der Drangial den Werth lich genannt werden mu. Vislicr war ,erNliger. oomoiii er als Felbmarschall eine so hohe Stellung einnahm, immer noch bürgerlichen Na- mens gewesen. Tas Aufblühen seines Heeres und sie Erftarlung seiner polili- scben Macht, welche er nickt zum Mittue- sten diesem tüchtigen Rciter'ukrer zu danken halle, veranlaßten den '!rosen urlutlte endli, IM .,adrc 14, Nir und von der aenngilen vis zu ver UOiv- ucuurnir uuii 'cujuiuuw, mal ic i vcu . ,., ; :,,; , ; .( u ältesten Familien in verwaudlschaslliche ' ' " 1 , tu' m i ii i,u i :l L der II e ne Nauierei auszuarten drohte. Beziehungen getreten Als d.eft starb. , mü k f ttethe.ratl,ttc er stchm, einem nraulem als Friedensstifter den, er Ä, L ,St t m die Treppe hiuauffü rte uud in b''?u"d w antkekmn ,if6 der Bock sofort in Und beide Male genon er in der "lendster Haltung mit gesenkten Hör- IIN un,ntnrlz irniinfÄ ,k.iini: iiMinln.T ! '. " . 11 . .v t 'mit,, fi .i..i. iit..;;.-. , ;.- l,!,,,,,6 """" U''1 "'"" " l"V h Irll,l. ;,ln,i( n.i rn ,1, r, tn.ihrnid ii,- nur t ihm 5,h, -li,.,,,(iAf,-it W Vthm 1 "". M-. . " . i , ... i ,,v -i, ,, n.! x. , 1 & i . i .s T ZZ V. aus die erhitzten Gemüther jedesmal I " -",""" ,,,w , faM, mn Iwi " .J1C1IC IUÜT. ÜC i luillll Iliu lliici .'..'iiui , vu 1 " V"1 ,,,.,,. , U,-',,..I ürtnit:,n. I rtt hienn?' Üricirr hiTtif 111 tVn jlilpll -V ... . '. ' allen schlesischeu, jetzt gestorbenen Familie von Dorffinger, von deren Teile Irin Einspruch darüber Innti ge worden. Mit der Zeit machte sich aber dennoch das Alter bei bei alte Haudegen be ' merlbar und es verlangte ihn darnach, ,1 von ven irapaze eines langem Kill J ; Iliegerijchen redens auszuruhen. diesem cinne bat er wiederholt, der i (iroi;e Kiniüist möge ihn au seinen i dienstlichen Verhältnissen entlassen. Es ii u;iiy i ni'uity iuiui Ulllin UHU 11)11111'-- lllltl,cl,; abn ,,ch j.,,,, W(Un iim , ....m;,-i, ,..,,-. :.,i.. it..i.- v die wichtigste Aemter und Würde, die Ttatthalterschaft von Hinterpommerii und Kamin, die allgemeine Aufsiä,! Über die wichtigsten Festungen, der Oberbefehl Über alle kurfürstlichen Truppen, die Wirksamkeit als Gehei mer KriegSrath. Bei Hose ebenso beliebt wie im Volle, halte er seiner geringen Herlauft wegen doch mancherlei Anseiiidiiugen zu 'be stehe. Aber er schämte sich derselbe niemals, sondern bekannte sich offen und sogar mit Stolz zu ihr. Als ein sranzösischer Gesandter einst die Unverschämtheit hatte, den Kursiir sten bei der Tafel zu fragen, ob eö wahr sei, daß er einen General habe, der ein Schneider gewesen, trat Tersslin ger, die Anlwoit gar nicht abwarten, gleich ant, und flammende Blicke ans len Gesandten schießend, rief er ans: I allgemeines staunen lind langes ! -tllüchweigen der Anwesenden vollendete j die Vernichtung des ungeschickten Tiplo- male, der sich eitdem hütete, den tapseren Haudegen auf solche Weise herauszufordern. Terfflinger verschied an, 4. Februar 101C) zu Gusow inmitten einer reichen Nachkommenschaft. Sein Name starb zwar schon mit seinen Söhnen ans, aber durch seine Tochter wurde er der Ahnherrn der vornehmsten Familien des deutschen Nordens. Zumal in den Adern der Fürsten vonSchönburg uud Reust, der Grasen von tolberg-Werni-gerode, o Haugwitz und Podewils, derer von der Marwitz, Zielen, Bonin und Bismarck fließt das Blut dieses ehemaligen österreichischen Schneiderqe seilen, wie Barnbagen von Ense mit nwicderlegbarer Tarlegnng der That sachen nachgewiesen hat.' Hierher gehört ein Vorfall, welchen Graf Haugwitz selber einst Vnruhagc von Euse mitgetheilt hat. Jener, 'be kaunllich Ttaulsiniiiister unter König Friedrich II,, empfing einen Auftrag in Betreff des Jobanniler- Ordens'; allein er lehnte denselben ab, weil er selbst kein Mitglied dieses Ordens sei und darum wohl nicht gut für das Ge schüft passe". Ter König meinte, es bedürfe ja nur eines Wortes, fo würde Haugwitz aufgenommen sein. Nein," erwiderte dieser, ein unüberwiudlichkZ. Hinderniß steht entgegen, das Ew. X Majestät mit aller Ihrer Macht nicht hebe können !" Welches denn?" fragte der Monarch. Ich stamme von Terfflinger ab, ich habe einen biir gcrliche Ahne, und diesen unauslösch lichen Fleck muß ich schon behalten." Wenn das ein Flecken ist," sagte der König, so ist es der ruhmvollste, den bestimmt viele Leute gern mit Ihnen theilen möchten !" Cvirfl'!.-, M.ifttMlrtf.,; f.,, n vllul luiui ',uu,umiMU,u 4 tuiu r? lliuu- ,, . W.iiV' nnMcS, llfl.d nnm nmpni ühcr hc miiVm sprachlos; als aber der Zweck seines n ...i I , ,,,,,,( ,,,.. V, ,:C1, Cj, -1 1.111,11V ll j 11 11111111 IKltlul, UU 1 IUU ch Erfolg der Hcilniit- iici . in einem gut gehörnten, tapfer aiittreteiiden Geißbcck glücklich ge'undeu. i:if Hübsche Safiiri Ibeilie ein amerikanische Blatt wie folgt mit: Sie bebauvte ," sagte der finster blickende Raubir zu seiner I'iefaiigeuen, daß sie die derütimie Sängerin Taiml Ii,: find? Gut, beweisen Tie es und Sie sind frei ! Nimmer soll die Welt von mir behaupten, daß ich ungalant gegen eine Lriinadonna sein konnte. Das wäre gegen allciiRaubergebrauch." Wie soll ich Linien beweisen daß ich wirtlich " Natürlich durch Ihren t'icsang!" Was? Ich soll singen? Vier IN vielem ,',i'agni,,5 eine 401- leite, lein Applaus? ein Pieuiiig ,n der a',e ? Niemals !" Meine er- ren." lagte daraus der Ranbcrhauvt- mann, es ist klar, Madame ist wirtlich oa? ii'v'ar ,ie ncu aiwgieoi. ,nigrl e in die Nabe der nächsten -lation und laß: sie frei," Ki'.-ni."Mii:bi'. m'lMvevel: Was in denn das 'ur eine !ii:,7ba'te i.ttung': Der Ererziervlax in dcch leine uiista:!: il :":'.;:"'' - er