Die Batterie der Todte,,. S'on 0. Wfitr. Es war vor Orleans. Seit Mittag standen wir im heftigsten Feuergesecht mit den tn starken Kolonnen aus dem Walde von Orleans hervorbrechenden Truppen der neugebildeten Loirearmee, die coii der Rcaieruna in Tours be stinsmt war, die Belagcrungslinie der utjchen bei Paris zu durchbrechen und sich mit General Ducrot, dem Pariser Besehlsyader, die Hand zu reichen. Einige kleine Erfolge acaen die Banern des Generals von der Tann berauschten die Franzosen; Gambctta erlieft eine Proklamation, in der er den baldigen Untergang der Deutschen prophezei. Da langten die durch die Kapitulation von Metz freigewordenen preußischen Regimenter auf den bedrohten Punkten der deutschen Heeresausstellung an und Warfen sich der vordringenden Loire arm des Grafen d'Aurclles entgegen, i Freilich, wir waren in beträchtlicher Minderzahl ! Die Brigaden trafen nicht gleichzeitig ein, und ein weites Terrain war zu decken, welches, fast an der Pariser Einschließungsarmee beginnend, bis Orleans reichte. Und von Süden her drohte ein zweiter Feind angeblich Bourbaki mit der bei Lyon gesammel- tun I O.M..;. tTNt.,A;, turnt i ouMliClWC JiAluutiumiiii nutzten vorgenommen werden. Die Kavallerie hatte weite Rekognoszierun ,gen zu unternehmen. Es war eine Zeit der rastlosen Thätigkeit, der An spannung aller Kräfte des Körpers und des Geistes. Der letzte Hauch von Mann und Rpß mußte daran gesetzt werden, die lMte Patrone, die letzte Kartusche mMe verfeuert werken, ehe man dem uberißächtigen Feind eine Stallung überließ, ehe man sich nur einen halben Kilometer zurückzog, um sich etwas zu rschnaufen, um Verstärkung abzu varten und dann mit zähneknirschender Jnergie anfs neue gegen den Feind vorzugehen. So klammerten sich auch an dem heutigen trüben, dunstigen November ;age unsere dünnen Schützenlinien an as Gelände sest, jede Furche, jeden Jtrauch, jeden Baum benutzend als ZtUßpunkt, als Deckung gegen das rasende Schnellfeuer der Franzosen, die n dichten Schwärmen aus dem gegen iberliegendcn Walde hervorbrachen, sich leich einer Meercsmoge heranwäljcnd, maiifhaltsam, ununterbrochen. Aus einer Anhöhe hinter uns hielt ber Brigade - General mit seinen Adju ranten und einigen Ordonnanzrcitcin. Lieben ihm protzte eine reitende Batterie ib und suchte das Feuer der französt- chen Geschütze von unserer Jnrnntme nbzulenken. Seitwärts im Grunde, stcdeckt gegen dgs feindliche Artillerie' euer, sammelte sich ein ulanenregl nent, das von einer erfolgreichen Attacke puf die vorstoßende feindliche Infanterie kurllckkehrte. Der General ritt einen derbknochiaen Fuchs, der mit hocherhobenem Haupte und xnJiAt Höhe gerichteten Ohren auf merlslm in das Kamvfaetümmel bin- einschllute. Unbeweglich stand das Pferd im übrigen, unbeweglich saß der Gene- ral im Sattel, in der linken Hand die Zügel haltend, die rechte auf das Knie gestützt und mit scharfem Blick den Gang des Gefechts verfolgend. Keine Miene feines gerötheten Gesichts zuckte. nur zuweilen schien es, als sträubte sich !zorniq fein eisgrauer Schnurrbart, wenn eine neue feindliche Kolonne aus dem Walde von Orleans hervorbrach. Die Adjutanten flüsterten leise mit Einander. Sie beobachteten die reitende Batterie, deren Granaten mit unsehl- barer Sicherheit in die feindliche Ar- tillerieaufstcllung einschlugen. Auch die französischen Batterien schössen nicht schlecht; manche Granate prasselte in die Zweige ,her die Ehaussce begrenzenden Bäume, auf der der General hielt, und schon mälzten sich einige Pferde der Be spannung der Batterie in ihrem Blute. tJm Allgemeinen aber richtete die fran zöid)e Artillerie ihr Feuer mehr aus unsere Schützenlinie und Infanterie kolonnen, um deren Rückzug zu erzmin gen der den Ansturm der eigenen In fanterie vorzubereiten. Wenn wir uur noch eine Batterie hier hätten," flüsterte der eine Adjutant dem andern zu, .dann würden wir die da drüben bald zum Schweigen bringen köiitaw" Ach fürchte auch, daß sich unsere eine Batterie verschießt," entgegnete der andere sorgenvoll. Aus dem Grunde ertönte lautes Hurrah, dem ein rasendes Schnellfeuer folgte. Dann sah man die deutschen Schützenlinien langsam zurückweichen, verfolgt von dem Schnellfeuer der Fran zosen und den Schrapnels der feind lichen Artillerie. Zwei Adjutanten sprenzten zugleich auf den General zu. .Herr General, die Bataillone haben sich verschossen es ist unmöglich, die Stellung zu behaupten!" ,E4 muß möglich sein, Herr," knurrte der General. .Werfen Sie die Fran zosen mit dem Bajonett zurück." .Herr General, unsere rechte Flanke ist stark bedroht wir werden umgan gen!" .Die Ulanen nach der rechten Flanke " .Herr General " Der Oberst der Ulanen wollte etwas erwidern. .Was giebt's. Herr Cherst?" Wine Pserde find total erschöpft JSm der Schnee, der glatte .Zum Teufel, Herr, und wenn der Jahrgang 16. letzte Gaul liegen bleibt attackiren sie! Zu Befehl, Herr General." Die Ulanen trabten davon. Die Ad- jutanten flogen z ihren Truppentheilen zurück. Herr Hauptmann,'' rief der Ge- nerat dem Chef der reitenden Batterie zu. Herr General?" Der Batteriechef drängte fein Pferd an die Seite des Generals. Der Hauptmann war eine schlanke, fast noch ugendliche Soldaten gestalt. In seinen blauen Augu, blitzte ein hcldeninüthiges Feuer. Ein langer blonder Schnurrbart umflatterte sein energisches Gesicht. Beder Nerv seines kräftigen, hochgewachsenen Korpers schien angespannt. Wie lange getrauen Sie sich mit Ihrem Feuer die vordringenden Fran zosen auszuhalten ?" .Solange der Herr General befehlen und meine Munition reicht." ,Das genügt. Ich werde die Trup- pen nach und nach aus der vorgeschobe nen Stellung zurücknehmen und dort hinter uns das kleine Dorf besetzen. Unter dem Schutze ihres Feuers will ich den Rückzug bewerkstelligen. Die feind- liehe Artillerie ist uns kaunl noch ge fährlich, wenn wir diese Anhöhe über schritten haben, richten Sie daher Ihr Feuer hauptsächlich gegen die nachdrin genden Jnfanteriekoionnen. Ich erwarte Berftärkunq weiter bis zu dem Dorf dort hinten dürfen wir nicht zurückgehen. Wenn wir das Torf erreicht haben, kön nen Sie auch abfahren. Haben Sie mich verstanden ?" Zu Befehl, Herr General." Nun den, Gott befohlen. Von Ihnen hängt es ab, ob wir uns der Umfaffung des Feindes entziehen kön nen." Der General tippte qrüßnd mit dem Zeigefinger der rechten Hand an den Helm, der Hauptmann senkte den Säbel und sprengte zur Batterie zurück. Hell und schmetternd erschallte sein Kom mando, Einen Augenblick stockte das Feuer der Geschütze. Die Zugführer blickten gespannt auf ihren Chef. Neue Wmm von Infanterie brachen aus dem Walde hervor. .Mit Granaten geladen! Geradeaus auf die vorgehende Infanterie! 1500 Meter!" erscholl das Kommando des Batteriechefs, 1500 Meter!" komman dirten die Zugführer nach. Die Geschütze flogen herum. In ei- nem Nu waren sie geladen und ge- richtet. Langsames Feuer! Schuß!" er tönte das Konimando und dann kurz darauf : Mit der Kurbel 1200 Meter ! Die geladenen Geschütze chnell- feuet !" Und Schuß aus Schuß donnerte hin- ab in das Thal, daß die vorstoßende feindliche Infanterie sich zurückstaute und in den Wellen des Geländes, hin tcr den Hecken und in den Gräben ver schwand. Ein Lachein der Befriedigung zuckte über das wctterharte Gesicht bis Ge nerals. Er gab die Befehle zum Rück zug der in erster Linie kämpfcnden Truppen. Und die zerrissenen, auf den Tod er- schöpften Bataillone flutheten zurück; seitwärts zogen sie sich an der unaushör lich feuernden Batterie vorbei in lan gen, dünnen Schützenlinien, um sich hinter der Anhöhe zu sammeln und den Marsch nach dem Torfe anzutreten. In wilder Hast jagten die Ulanen zurück. Die in der rechten Flanke auftauchende ranzösilche Kavallerie war der Attacke ausgewichen, und den wackeren Ulanen Ichleudcrten plötzlich mehrere Batterien ihre verderbenbringenden Fcuergrüße entgegen. Des Generals Stirn runzelte sich zornig, r hielt noch immer neben der feuernden Batterie, obgleich die feind lichen Granaten jetzt rings um ihn in unmittelbarer Nähe niederprasselten. Die feindliche Artillerie konzentrirte ihr Feuer allein auf die einsame Batterie, die sie mit ihren Granaten überschüt terten, als wollte sie dieselbe mit einem chlage in den Erdboden hinelnschmet tern. Aber unbekümmert um die feind- lichen Granaten feuerte die Batterie auf die energisch nachdrängende Jnfan terie. Die vorüberziehenden Schützen begrüßten die braven Kameraden von der Artillerie mit einem ermunternden Hurrah. .Wir kommen zurück! Hal tet aus! Wir kommen zurück!" riefen die erschöpstkn Infanteristen. .Hurrah!" klang es als Antwort kraftvoll aus der Batterie zurück, und weiter arbeiteten die Kanoniere in Blut und Qualm, geschwärzt von dem auf sprühenden Pulver, bespritzt von dem' Blut der fallenden Kameraden. In stolzer Ruhe hielt der Haupt. mann auf seinem Braunen seitwärts der Batterie und leitete das Feuer. Sein Auge blitzte. In scinein Antlitz äNnlagsgast. Beilage zum Nebraska Ttaats-Anzeiger. arbeitete es gewaltig, er wußte, was von ihm, von seiner Batterie adhing, und er unterdrückte mit mächtiger An strengung die Aufregung des Kampfes, um jede Wendung desselben beobachten und ausnutzen zu können. Herr Hauptmann, der erste Zug hat keine Granaten mehr." Er soll mit Shrapnels feuern " Ein furchtbarer Krach unterbrach seine Worte: ein Protz-Kasten war hin ter der Batterie in die Luft geflogen. Das Gespann war zerrissen und wälzte sich, ein blutiger Knäuel, im Schnee. Ein Aufathmen, wie ein flüchtiges Er schrecken, ging durch die Reihen der Ka noniere. Kümmert Euch nicht d'rum, Kin der," rief der Hauptmann. Mit Shrapnels geladen die geladenen Ge schütze Schnellfeuer!" Tausend Me ter! Schuß! " Und weiter ging die blutige Arbeit. Herr Hauptmann, das werde ich Ihnen nicht vergessen " Bitte, Herr General...." Nur noch eine Viertelstunde halten Sie aus." Eine Stunde noch, Herr General wenn die Munition reicht." Der Rückzug ist geglückt ich sende Ihnen sofort Unterstützung." Zu Befehl. Herr General." Der General sprengte zurück. Das erste Bataillon, welches er erreichte, ließ er halten. Haben Sie noch Munition, Herr Major?" Nein, Herr General." Schadet nicht. Bleiben Sie halten und wenn die Batterie angegriffen wird, werfen Sie sich dem Gegner mit dem Bayonett entgegen. Zu Befehl, Herr General! Ba- taillon Halt! Gewehr ab! " In der rechten Flanke tauchte wieder die feindliche Kavallerie auf. Ein fchö nes, fast nur auf Schimmeln berittenes Chasseurregiment. Es marschirte auf und schien die Batterie attackiren zu wollen. Herr Hauptmann, Kavallerie in u- serer rechten Flanke." Ruhe, Ruhe! Abwarten noch nicht schießen! Laßt sie näher kommen! Noch näher! Noch näher!" Das feindliche Reiterregiment setzte sich in Galopp. Da ertönte das Kom mando des Batteriechefs Mit Shrap nels geladen! Geradeaus auf die Ka vallerie 1000 Meter! Batterie Feuer!" Die Salve krachte der Erdboden schien zu erbeben ein blutiger Knäuel wälzte sich am Boden, das prächtige Chasseur-Rcgiment wich zurück, erfolgt von dem Schnellfeuer der Geschütze. Im Dorfe sammelte der General die zurückgegangenen Bataillone. Fast die Hälste der Mannschasten bedeckte das Schlachtfeld. Nur wenige Compagnien hatten noch ausreichende Munition, um das Gefecht erneuern zu können. Aber der Feind schien auch keine Neigung zu haben, die Zurückweichenden zu Versal gen. Das Gemehrfeuer verstummte nach und nach. Nur die Batterien feuerten noch ab und zu einen Schuß. Auch das Feuer unserer reitenden Bat terie auf der Anhöhe war schwächer ge worden. Als der Abend sich nieder senkte, schmieg auch ihr Feuer. Eine fast unheimliche Stille trat ein. Weshalb kehrt die Batterie nicht zu rück?" fragte der General den Adjutan ten, den er mit einem Befehl fortgeschickt hatte. Herr General" über des Adju tanten Antlitz zuckte eine tiefe Bewegung das ist unmöglich " Weshalb?" Sämmtliche Pferde sind erschossen, von den Mannschasten ist kaum ein Viertel übrig...." Der General gab seinem Fuchs die Sporen und sprengte nach vorn, wäh rend er den Befehl zurückließ, daß ein frisch erschienenes Bataillon ihm folgen sollte. Auf der Anhöhe, welche die Batterie so mannhaft vertheidigt hatte, lagerte ein tiefes Schweigen. Die Pferde waren zum größten Theil getödtet oder ver mundet, die übrigen entflohen. Die Kanoniere lagen neben den Geschützen, wie die feindlichen Geschosse sie getrof fen. Ein kleines Häuflein drängte sich hinter den mehrfach getroffenen Ge schützen zusammen, zum Tode erschöpft, mit pulverqeschmärzten Gesichtern, keu- chender Brust, aber mit in unheimlicher Gluth blitzenden Augen. .Wo ist der Hauptmann?" Ein blutjunger Offizier trat heran und meldete. Sind Sie der älteste Offizier?" Zu Befehl. Herr liZcneral." .Wo ist der Hauptmann?" Tort, Herr General." j Neben seinem erschossenen Pferde ruht auf einem Mantel die leblose Gestalt des tapferen Batteriechcss. Ziele Bläffe be deckt sein schönes, martialisches Antlitz, die blitzenden blauen Augen waren ge schlössen. Ist er todt?" Schmer verivundet, Herr General." Dieser sprang aus dem Sattel und beugte sich über den Verwundeten. Kamerad ich bin es erkennen Sie mich noch? Der Hauptmann schlug die Augen auf, ein stolzes Lächeln irrte über sein bwNes Gesicht. Herr General... Mein braver Kamerad lassen sie sich zurückbringen. Verstärkung ist an gekommen die Gefahr verüber Sie haben mit Ihrer Batterie unser Detach ment gerettet das soll Ihnen nicht ver- gessen sein " Zu spät, Herr General " Nicht doch nicht doch !" Zu spät, Herr General, eine Bitte wollen Sie meiner Frau, meinen Söhnen schreiben, wie ich gestorben ... Mein Wort darauf, Kamerad." Ich danke Ihnen . . . Kameraden , . . lebt wohl mein Weib meine Söhne " Er sank zurück, ein tiefer Seufzer ein Strecken des schlanken, kräftigen Körpers es war vorbei. Der General erhob sich, nachdem er dem Braven die Augen zugedrückt. Sie werden in der Stellung abgelöst werden," wandte er sich an den einzigen Offizier. Seine Stimme zitterte leicht, der junge Offizier legte schweigend die Hand an den Helm, der General grüßte die wenigen übrig gebliebenen Kano niere und ritt zurück. Schweigend folgte ihm sein Adjutant. Nach einer Weile hielt der General sein Pferd an, richtete sich im Sattel empor und schaute nach der Anhöhe zu rück, über die sich jetzt der steinen besäete Nachthimmel wölbte. Ich bin auf vielen Schlachtfeldern gewesen," sprach er leise zu dem Adju- tantcn, kein Anblick hat mich o ergriff fcn wie der dort oben in der Batterie der Todten." Angeschwärzt. Sie war ein schmuckes Mädel, die Lene des Horstclbauern in Oberrahm stedt und hatte ein zärtliches Verhältniß mit Nachbars Heiner. Das war aber dem Horstclbauer nimmer recht denn die Lene war sein einziges Kind und die Erbin seines Hofes ; der Heiner dagegen hatte von Hause nichts zu erwarten, weil sein Vater selber nichts hatte, als sein verschuldetes Häuschen mit dem Obstgar ten dahinter und ein paar Morgen mageren Landes, das die Aussaat kaum brachte. Der Horstelbauer kriegte seine Tochter beim Kragen: Du die Geschichte laß aus alleweile. Welche Geschichte meint der Vater?" Frag' noch lange! Mit dem Nach-bars-Heiner die. - Hab' lange genug zugeschaut, nun ists genug." Wenn der Vater meint, daß es ge- nug ist," antwortete die Lene schnippisch nachher können wir ja zum End' konr men." Der Horstelbauer irrte sich aber, wenn er meinte, die Kache fei nun aus vtov sehen Beiden. Jungfer Lene hatte ihre Worte ganz anders gemeint. Du, der Vater hat gesagt, es wär' nun genug scharmuzirt," schwätzte sie am selbigen Abend zum Heiner, als der wieder neben ihr auf der Stcinbank vor der Horstelhofpfortc saß, mache also ein End und red mit ihm." ..Meinst? Soll ich wirklich. Schatze!? jubelte der Heiner, indem er Lene umarmte. Frag' lang' !" Unter seinen Küs sen verging dem schmucken Mädel das Weiterreden. Da suhr der Horstelbauer plötzlich zwischen Beide, wie der Bussard zwischen ein schnäbelndes Taubenpaar fährt. Er hatte sich im Gcmeindckruge gerade ein bischen Courage angetrunken, riß den Heiner beim Jackenkragen von der Lene fort und rief : Tu haft hier vor dem Horstelhofe nichts verloren, verstehst Tu mich? !" Und zu Lene gewendet fuhr er fort : Und Tu scherst Dich in das Haus ! ich habe Tir gesagt, wie ich über die Sache denke?" Heiner lachte : Jawohl, Vadder Hör stclbauer, das war ja deutlich genug, warum soll ich.das nicht verstehen? Hab' übrigens nichts gesucht hier." Und Lene lachte noch mehr: Gute Nacht, Heiner ! Morgen Abend in der Garten- lande, wenn Tu vor der Hospsorte nicht bei mir sitzen sollst." Von da ab trafen sich die Beiden im Garten des Horstelhoses wo eine schöne Jasminlaube zum Scharmuziren sörm lich einlud. Ter Horstelbauer knurrte vor Acrger. Tie Lene trieb es fast noch schlimmer mit ihm, wie seine Selige. Indexen allein konnte er nichts gegen sie ausrichten, er mußte sich nach Hilfe umthun. Da fiel ihm der Schulzenstos- Ro. 2. sel ein ; der war zu Allem fähig, wen er ihm die Lene dafür versprach, Höre, Stoffel, wenn Du die Beiden auscinanderbringst, daß dem Heiner die Geschichte vergeht, nachher wirft Du der Bauer auf dem Horstelhofe !" Wird gemacht, Vadder Horstel bauer !" Der Stoffel spintisirte, wie er die Beiden auseinander brächte, daß dem Heiner die Geschichte verginge. Spaß ! Das hätte er schon längst gern gemacht, wenn er nur gewußt hätte, daß die Sache dem Horstelbauer genehm gewesen märe. Nun der ihn selbst darum ange gangcn hotte, sollte er Nicht mehr lange darauf warten müssen. Er währte auch nicht lange, da bekam der Horstelbauer von Schulzenstoffel geheime Botschast : Heute Abend, sobald es katzengrau wird, kriegt der Heiner seinen Decem. Paßt nur hübsch auf Eure Jasminlaube, Horstelbauer, damit Euch nichts von dem Spaße entgeht!" Eh hem !" grinste der Horstel bauer den Boten an, hat denn Stoffel gar nicht gesagt, wie oder was?" Nein, Horstelbauer. Adieu !" Eh hem, Adieu !" Die Abenddämmerung trat kaum ein, da lag der Horstelbauer schon in seiner Scheune auf der Lauer, von wo er durch ein Loch in der Mauer seinen Garten bequem überschauen konnte. Er sah auch verschiedene Gestalten um die Jas minlaube hcrumhuschen und im Ergu geschleicr des Abends verschwinden, aber den Heiner und seine Lene gewahrte er nicht darunter. Werden noch kommen," flüsterte er, ist ihnen bisher noch zu hell gewesen. Nur im Dustern ist fein schmiistern." Ganz dasselbe dachte auch der Schul zenstoffel, der hinter der Jasminlaube lang an der Erde verborgen lag. Er hatte seine Vorbereitungen gut getroffen. Oben in der Lsubc hing ein großer Sack voll Kaminruß unmittelbar über der Bank, auf welcher sich die Liebenden niedersetzen mußten, wenn sie in der Laube liebkosen wollten. Diesen Sack konnte er mittelst eines Bindfadens, den er in der Hand hielt, durch einen einzi gen Ruck, derart öffnen, daß sich sein unheimlicher Inhalt in demselben Au genblick auf das Liebespaar ergießen mußte. Und der Stoffel wollte schon dafür sorgen, daß dies in einem Momente geschah, in welchen. Beide an solche ileberraschung am allerwenigsten dachten. Dann aber, wenn Heiner und Lene sich die Augen putzen würden, wollte er dem Ersteren die Liebelei mit einem Prügel gründlich austreiben. Zur möglichst sicheren Erreichung dieses Zweckes hatte er sogar noch ein paar handfeste Knechte vom Schulzenhofe in der Nähe versteckt, welche nöthigcnfalls zu feiner Hilfc herbeieilen sollten. Er hatte seine Vor bercitungen wirklich gut getroffen, indes sen das Liebespärchen kam nicht. Sind am Ende schon da," dachte der Horstelbauer, und der Schulzenstos- sei ist eingeschlafen, anstatt seine Sache zu machen. Zuzutrauen ist das dem Lotter !" Damit kroch er aus seinen Versteck in der Scheune hervor und schlich durch den Schatten der Ställe und Nachbarhäuser nach der Jasminlaube hinab. Pst, jetzt kommen sie," grinste der Schulzenstoffcl in sich hinein, als er die schleichenden Schritte hörte, jetzt nur mäuSchenftiü, damit sie nichts merken. Der Horstclbauer schlich an die Laube heran. Nichts regte sich. Im tiefsten Tuniei lag die clbe da. Drinnen sind sie noch nicht," flüsterte der Bauer, sonst würde man ein Ke räusch vernehmen. Aber kommen wer- oen sie. Es ist nirgends etwas los im Torf, wo sie sonst sein könnten. Na, schauen wir uns die Sache aus der Nähe an, da wir gerad dahier sind. Vorsichtig drang er in die Laube hin ein. Tastend suchte er nach der Bank. Jetzt aufgepaßt," murmelte der Stoffel hinter dem Jasmingesträuch, bald ist's fo weit !" Eine Weile lauerte er und dachte ; Ganz still sind sie, die haben es höllisch heiß mit der Himmels lieb', daß sie nit mal ein Wort reden mögen. Na, da ziehen wir nur den Sack auf !" .Hup puh oh ha !" Ter Horstclbauer sprang entsetzt auf. Eine Wolke Kammruß umgab ihn. In die Augen drang ihm das schwarze Pul- er, dieNase verstopfte es ihm. dcn gan zen Mund bekam er voll davon. Man s Blitz !" tuhr der -chulzenstof- sei von der Erde hinter dem Jasmin empor, das ist ja meiner Serien, der! Horstclbauer selber ! Ta hast Tu schön j was angerichtet ! Jetzt nur flink sort, sonst könntest Tu noch selber Keile krie gen." In demselben Augenblick aber rief es auch aus den Garteiisteigen ber : j Nanu? Ist denn da der Vater? Was; hat denn der Heiner? Und dort hinter) der Laube, schau ! dort bockt Jemand, - Flink, flink, dem Vater ist ein Unglück i zugestoßen, der geht sonst ie spät in den Garten." Wahrhaftig, hier hockt Jemand!" rief Heiner und rannte hinter die Laube. Gleich darauf vernahm man ei so lustiges Gcbalze und ei so er bärmlichcs Gestöhn zugleich, wie man es nur zu höre bekommt, wenn Jcman dem die Jacke auf dem Rücken ein bischen derb ausgestäubt wird. Auf der Lene Geschrei kamen endlich vom Horstclhofc Knechte und Mägde herbei. Die Letzteren brachten ihre Stalllatcrncn und Knüppel mit. Die Knüppel waren nicht nöthig, denn dem Horstclbauer war, wie sie beini aterncnlicht bald bemerkten, nichts wei ter passirt, als daß er vom Kopse bis zu den Schlappen wie ein Moorbienner so schwarz aussah. Der Mann hinter der Laube hatte aber vom Nachbar Heiner seine Tracht Prügel schon fortbckonimen. Herrgott, Schulzeustoffel, bist Du denn das?" staunte der Heiner, als er den Geprügelten jetzt bei Licht besah. Ja, Mensch, was hast Du denn bei nachtschlasener Zeit hier hinter der Jas minlaube des Horstelgartens zu hocken. Ich hab' wirklich gedacht, wir hätten einen Spitzbuben erwischt !" Und Jungfer Lene, indem sie ihrem VaterRnßvon demGcsicht stäubte, meint: Meiner Seelen, der Pater schaut aus, als ob er aus dem Rauchfang gestiegen wäre. Hat am End' Jemand bei den Würsten geseffcn, oder beim Schinken speck?" Auf diese Reden haben weder der Schulzenstosfel noch der Horstclbauer etwas erwidert. Der erstere hat sich blos den Buckel gerieben, dem Heiner in der Tasche eine Faust gemacht, und ist dann nach Hause gehumpelt, wohin ihm die versteckt gewesenen Schulzenhosknechte schon angeschlichen waren. DerHorstelbauer aber ist in sich gegan gen. Mit der Anschmärzung, die der Stoffel seiner schmucken Lene zugedacht hatte, hatte sich dieser selber bei ihm angeschwärzt. So einen Nichtsnutz mochte er denn doch dermaleinst nicht als Schmiegersohn auf dem Horstelhofe haben, da war ihm der Heiner lieber, wenn er auch nichts hatte. , Wie man billig zu einem Paar neuer Stiesel kommt. Der Wallercr Franzl, vulgo Nobel fchani hat eS kürzlich entdeckt und ist nicht wenig stolz auf feinen prächtigen Einfall. Neulich geht er in der Residenzstadt zu einem Schuster und verlangt ein Paar Stiefel. Von den elegantesten, die ihm auch gut paffen, sucht er sich welche aus und giebt den Auftrag, sie ihm Abends sechs Uhr in sein Hotel zu schicken. Dar auf geht er zu einem andcoen Schuster und macht es dort ebenso, bestellt diese aber auf sieben Uhr. Als der Abend kommt, werden ihm die zuerst ausge wählten Stiefeln richtig eingeliefert. Der Nobelscdani probirt sie, giebt aber den linken Stiesel dem Lehrbuben mit dem Bemerken zurück, daß er ihm aus dem Spann drücke: er soll ihn über Nacht über den Leisten schlagen lasten nd am andern Morgen wieder bringen. Mit dem zweiten Paar machte der No belschani es gerade so, nur mit dem Un terschied, daß er hier den rechten Stiefel zurückschickt, um ihn austreiben zu las sen. Als am andern Morgen die zwei ausgeweiteten Stiefel ins Hotel gebracht werden, ist der Nobelschani aber mit den zwei einzelnen Stiefeln, die zusammen ein Paar machen, abgereist, und nie mand weiß, wohin. Das Lache nd die Bokale. Damasceni hat die Behauptung auf gestellt, daß er die Temperamente an den Endvokalen ihres Lachens erkennen wollte und die Hahaha-Lacher in Chole riker, die Hehehe-Lachcr in Phlegmati ker, die Hihihi-Lacher in Melancholiker und die Hohoho-Lacher in Sanguiniker abtheilte. Professor Abweilcr und Dr. Stores kommen zu folgendem Resultat: In der Regel drückt sich das olle laute Lachen durch A aus, das spöttische, grinsende nähert sich dem E, das Kichern und verhaltene Lachen der Jugend und des weiblichen Geschlechts gleicht dem I, das frohe Lachen der überraschenden Freude dem O, und das U scheint für das Weinen gemacht zu sein, oder für das Lachen bis zum Er sticken, wo man roth und blau nd das Lachen theuer wird. Meist lachen Män ner in A und O, Frauen in E und I, und überall geht der Konsonant H den Pokalen voraus, ein Beweis weiter, daß unsere deutschen Tprachdrcchsler, die wohl nur selten lachten, Unrecht hatten. das H verbannen zu wollen. ut gegeben. An den beräumten Cellisten Servals schrieb einst eine vornehme belgische Dame: Mein perr! Wir geben am nächsten Tonnerstag eine große Soiree mit vorhergehenden Bankct und nachsol gcndem Ball. M. de Z. und ich wür den uns glücklich schätzen, Sie bei uns zu sehen. Baronne de Z. I'. S. Ver gessen Sie nicht, Ihr Violoncello zu schicken !" Tie Antwort des Künstlers ließ nicht auf sich märten: .Gnädige Frau! Eine dringende Angclcgenbcit fordert meine schleunige Abreise von Brüssel, wcsbalb ich zu meinem großen Bedauern niet .',!rei Einladung zam nächsten Toniier I!,ig olge leisten kann. Scrvais. 1. S. Ihrem Wunsche gemäß schicke ich Ihnen hier mein Violoncello."