r y- Sie kratzt nimmer ! in Bildchen ai dem Torfs von Pet Roiegger. ..Komm. Bater. der Livvcrl will wie, der einmal nicht folgen !" rief die scharfe Stimme der Mutter aus der Stube i heraus. Er will die rupfene Pfaid wieder einmal nicht anlegen. Komm, Vater I" ' Der Vater, der im Vorhaiise auf der Haselbank geritten war, um einen Stil zum Hausbcscn zu schneiden, legte den SchniKgerhin undstandauf. Erwarei,, stattlicher, noch fast junger Mann und hatte ein rundes Gesicht, auf welche, die gute Stunde zu lesen war trotzdem er soeben Bcscustil geschnitzt hatte. Er ging nun langsam in die Stube. ' .So !" sagte er, folgen will er nicht, der Lipperl !" Die Mutler that am Kindcrbettlem um und war vergeblich bemüht, den twa fünfjährigen Knaben in das neue Hemd zu bringen, das gestern erst aus den Handen der Nähterin gekommen war. Die Nähterin war eine Herzens gute Frau gewesen, hatte auch gar feine Hände gehabt, aber die Pfaid, die aus diesen Handen hervorgegangen ! Wenn der Lipperl von der eisernen Jung krau" schon einmal etwas gehört hätte, so würde sich ihm kein übler Vergleich ergeben haben zwischen diese, Fräulein mit den zahllosen Eisenspitzen inwendig und der rupfcnen Psaid, die ,m l,e Mutter eben über den Kopf streifen wollte. Der Rupfen, wer ihn kennt ! Das ist die grobe, ruppige Leinwand, In der noch die spießigen Augen stecken. Sonst war es der Brauch, daß die neuen Rupfen Pfaiden zuerst ein Dienstbotenlind, ein lcdiges, durch etliche Tage anlegen und liud walgen soll, ehe das Hansbiiblein hincinschliipft. Dem Franz im Hof gefiel dieser Brauch nicht. Mein Bub muß auch geriffelt werden," sagte er, hat eh eine Haut wie Fließpapier. Das Fell muß ae- gerbt werden und die weiße Haut fo kratzt bis sie roth ist. Gegerbte Häute halten länger und rotle sind gesünder , und auch schöner. Also drum hinaus mit der rupscncn Pfaid !" Der Livvcrl zeterte höllisch, als der Bater eintrat, er wollte jetzt weder gc sund noch schön sein, noch lange halten und am wenigsten wollte er in die neue Pfaid. Die 'Mutter hatte er sich mit stämmigen Aermlein und strampelnden Fußlem zur Roth vom Leibe gehalten, beim Vater gab's keinen Widerstand, oder die Geschichte wurde noch schürn- mer. So nahm der Vater auch jetzt ohne weitere Umstände das wimmernde nackte ffnäblein aus dem Kissen, streifte ihm das spröde Hemdchen über Kopf und Achseln und legte ihm auch das neue Lodenhöslein. an, welches, so pro per es sich von außen ansah, inwendig auch seine Widerlichkeiten hatte. Und nun stand die kleine Kreatur da, die Beine auseinandcrspreitcnd, die Arme halb gesenkt, das Körpcrlem einqe j- kauert, bewegungslos, weil ja bei jeder f Bewegung die Hose und die Pfaid jüm- merlich kratzten, feo taiid er da wie ein Sträußlein Elend und ächzte und stöhnte, als sollte er eben geköpft Mer den. Anstatt dessen sagte der Vater lachend: Na wart', wir wollen dir die Wehleidlgkelt schon herausnudeln !" Nahm ihn, legte ihn auf den Fußboden sachte um und begann ihn flott hin und her zu walgen. Die Mutter schlug ihre Hände zuerst über den Kopf und dann über den Magen zusammen. Der Lip perl schrie unter den kräftigen Armen des Vaters, dann wimmerte er und end lich hub er bei seiner nudelwalgendcn Bewegung an zu kichern. Dann sprang er auf, und das Kratzen war weg, die Pfaid war weich gewalgt, der Lipperl lief lachend davon. Bist aber doch ein rechter!" grollte die Mutter ihrem Manne zu. Freilich", sagte er, unser Herrgott macht's mit uns Großen auch so. Thut uns ein diffel Kratzen zu weh, so macht er was Stärkeres." Du weißt halt alleweil was," ent gegnete sie. Und derweil du mit dem Kleinen umthust, vergißt du auf die Große !" Ah beileib nicht, Jula, uf dich ver . gess' ich nicht," sagte er und that schier, als wollte er sie halsen. Tschappcrl! Aus das Mädel ver gißt!" Richtig, auf die Therescl, die jetzt auch schon bald eine Große ! Man ge wöhnt sich halt so schwer daran, daß sie groß werden, die Kinder, die man klei erweis kriegt hat." Sie wird schon bald achtzehn," sagte die Mutter, dieweilcn sie die Bettdecke des Knaben in die Lust auswirbclte. Ich hab' dir sagen wollen, Franz, heut heut' will n kommen . . . . " .Wer?" .Der Derlei.' Der Derlei? Der Sepp? D Tirn steigt er wieder nach? Das soll er sein lassen, ich sag' ihm's!" Das Weid stellte ihre Arbeit ein, schaute ihm rudig in's Gesicht und sagte: Zu dir, hör' ich. will er heut' kommen, der Sepp. Ernst will er machen. Ich bitt' dich. Vater, sag' nicht nein. Die ganz' Rächt hat sie heut' geflennt, die Thcresel. vor la tn Angst, du kunnl'st nein sagen. Ke glaubt hatt' ich s nicht, daß ein Mädel so vernarrt kunnt sein in ein Manns bild. Jetzt drehte er sich balbseitlinq zu ihr, schaute sie windschief an und sagte .Bist d' nicht auch gewesen?" .Sa nicht !" wedrte sie ad, .nein, so nicht, achgcflennt hab' ich dir nicht !" I Ver Jahrgang l. n , - t j ' 1 1 Weil du mich geschwind ghabt hast !" rief er aus und klatschte in die Hände. Dann ernsthaft: Na, ist gut. das Mädel soll ihn auch haben. Gegen das Heirathcn hab' ich nichts, der Der- ler Sepp ist soweit ein braver Mcnlch." lind ein schöner Mensch !" Und ein fleißiger Mensch." Und der große Hof dazu !" Ist auch nicht zu verachten " setzte er bei. Dann fuhr er lebhaft in die Höhe: Aber mein Gott, jetzt soll das Aiädel schon hcirathsmäßig sein! Und Hab's erst noch in Winoel herum getragen, Wann kommt er denn?" Stund eilf herum, hab' ich gehört." Der Franz legte seine Hände auf den Rücken, ging vom Tisch bis zur Thur und wieder zurück zum Tisch und fragte dann sein Weib: Du Jula, ich weiß nicht, was sagt man denn so eigentlich, wenn einer um die Tochter anhalten kommt?" Lapperl, was wird man denn sa gen, in Gottcsnamen; ja wird man halt saacn. 'Und ihrn's Dirndl gleich so hinwcr fcn? Nein, ich denk, man sperrt sich em bissel. Kannst dich ja auch ein bissel spcr ren. Abcr halt nicht zu lang, es kunnt ihm anders einfallen," Fürcht' dich nicht, Jula dem fällt nichts anderes ein. Ich werd' halt sagen, wenn er ansragt, daß von wegen -na Teuxel, was sagt man nur da'Kcscheidtes?" Sie zupfte sich einen losen Faden nus dem Aermel: ..Mein wn, um ein schicksamcs Wort wird man doch nicht erst betteln aenen rnu ml wagt man halt, daß die Sache so viel unerwartet gekommen ist. Viel zu Mg war ,ie noch, und das gute Kind, man möcht' es frei nicht gerathen im Haus." Narr, das ist ja das helle Nein!" rief der Franz. Nachher," fuhr sie fort, kannst bald fragen, ob er denn mit dem Dirndel schon auf gleich wär'? Gern haben, das wär' die Hauptfach'. Wen die Therescl gern hat und 's ist ihr heiliges Fürnehmen und er veriprichk, daß er sie glücklich machen will, so kunnl man nicht Nein sagen " Du Jula, jetzt, das geht wieder zu schnell," sagte der Franz, was wär's denn mit einer Bedenkzeit ?" Ich bitt' dich, Bedenkzeit! Das ist allemal gefährlich bei verliebten Leuten. Gcheirathct ist's ja so nicht auf der Stell' und versprechen können sie sich heut' so gut als morgen. Sagst halt, wen er sich's wirklich mit allem Fleiß überlegt hätt'. Und der heilige Ehe stand wär keine Kleinigkeit, anfangen thut er freilich ganz lustig, aber nachher kommen die Kreuz und Leiden " Jetzt hatte der Jran Bedenken und sagte: Du, wenn nian einem so vor redet, da kann er erst noch aussprin gen -" Gut, so laß Kreuz und Leiden weg." Ich wcrd's lieber weglassen," ver setzte er und somit war's besprochen. Später stand die Mutter in der Milchkanimer beim Dirndel. Das war ein kleines, rundliches Ding, aber die Lebenslust schaute ihm bei den vergiß meinnichtblauen Augen heraus. Ich hab' schon geredet mit dem Va ter," flüsterte die Mutter der Therescl Was dar er denn ge agt?" hauchte .. , diese zurück und hielt vor Erwartung den Athem ein. Er wird schier nicht umsonst kam- men, der Sepp !" Da machte das Dirndel einen solchen Freudensprung, daß die Dielen knarr ten und die Milch schmurdelte in den Töpfen. Jetzt muß ich dir aber auch was sagen," fuhr die Mutter fort. .Dieses Jöppel mit dem zerrissenen Unterflitter behältst mir nicht am Leib, wenn er kommt !" Das schwarze Sammtjackerl leg' ich an," meinte das Tirndel. .Na, versteht sich! Am hellen Werk- tag das Oftcrtaggewand, daß er kunnt meinen, du gingest immer nur so im Feiertag herum und hättest keinen Lös sei zum Arbeiten ! Das Blaudruckröckcl legst an und das weiß' Schürze! dazu. Schön sauber wasche im Gesicht und 's Haar sein glatt machen! Ader keine chmeatrrpfen drauf, immer einer riecht nicht gern. Und die Ohrgehänq sein thust weg. Vor nicht schreckt sich ein heirathendeS Mannsbild so arg als vor Putz, weil er gleich denkt. Herr Jesel, was wird das eld kosten ! Zuerst wird er mit dem Vater allein redeir. Nachher wirft gerufen werden. Und bleib ja nicht vor ihm stehen wie ein Stock, mach' dir gleich in der Stube zu schaffen und wenn du Red angelas sen wirft, so stell dich zuerst, abs hättest keine Zeit zum Schmatzen. Und muß ich dir noch was sagen." fuhr die Mut ter in ihrem Unterrichte fort. .Sein Vater, der alte Derlei, soll aberglciu- Sonntagsgast. Beilage zum Nebraska Staats-Anzeiger. bisch sein und einmal gesagt haben, bei jungen Mädeln müsse man schauen, wie sie die Uhr aufziehen." Was? Wie sie die Uhr aufzichcn?" lachte die Therescl drein. Das kann ich gar nicht." Wie eine die Hängeuhr aufzieht, soll er gesagt haben, daran erkennt man gleich, ob sie anschickiam ist oder nicht Zieht eine bei der Schnur an, ohne daß sie beim Eewicht-Klachcl nachhebt, so ist's nichts mit ihr, sie ist ungeschickt und verdirbt alles, was sie angreitt. Ich bitt' dich, Thcresel, nimm dich zn sainmen ! Wenn ich nachher auch in die Stube komm', so werd' ich sagen: Schau, heut ist die Uhr noch nicht auf, gezogen !" Drauf eilst du gschwind hin, steigst auf den Schemel, ziehst schön langsam au bei der Schnur und hebst mit der anderen Hand den Klachel nach, daß nichts bricht. So und jetzt schau, daß du mit dem Abrahmen fertig wirft, Stund eilf herum ist er da." Jetzt gings der Therescl schlecht. Ihr erster Gedanke war: Aufputzen! Die Fingerlcin krümmten sich schon nach der silbernen Halskette, nach den vhrge, hangen, nd just das sollte sie nicht. Daß die A!annsbildcr gar so wunder, lich sein mögen ! Hat sie ihn nur erst, nachher wird's ihm wohl auch gefallen, nachher kauft er ihr gewiß noch was dazu. Da siel es dem Dirndel jäh ein: Wenn er die Ohrgehänge thäte tragen! Oder gar eine Halskette! Na, da wollt' sie ihn schön auslachen. Er ist gerade so am schönsten, wie er ist. Nicht eiw mal die Tabakspfeife braucht er in den Mund zu stecken. Indessen, wenn er so ein biffcl vom Tabak riecht beim Mund, so ein klein bissel, das macht einen ganz schwindelig vor lauter Ge schmackiakeit. Aber kratzen muß man, um heil davonzukommen, diesen kecken Menschen in die Hand kratzen. Gott, ist das ein schöner Mensch! ' Stund' eilf herum war die Stube mit aller Sorgfalt aufgeräumt, auf dem Schrank halle die Jula neuen Lrn nenzeuq offen liegen lassen, schneeblü' melweißen Linnenzeug! Der Franz stand am Tisch und schnitt vom Laibe Brot spalten in eine hölzerne Schüssel für die Mittagssuppe. Er schnilt immer hin- ein uud die Schussel war schon voll und es ereignete sich nichts. Endlich hub draußen im Hofe der weiße Pintschcr an zu keifen. Der dicke Schmakelbauer stieg langsam heran und hinter ihm der Derler-Sepp. Der schlanke, lunqe, lcbfrische Sepp. Beide im Sonntags- gewand, der Schmad,Ibauer mit einem feierlichen Stocke, der Bursche die eine Hand in der Rocktasche, die andere mit dem Daumen am Hosenträger. Unter dem weißen Hemokraaen ein kir chroth seidenes Halstuch, aber am Hut keine Feder und keinen Strauß. Ob er mot- gen derlei tragen wird, das kommt aus's Glück an, das sie jetzt suchen gehen. Der Pintscher wollte den Burschen in die grünen Strümpfe schnappe, allein der Sepp beugte sich niede,, klatschte mit der Hand auf die Lederne und machte dem Hündlein was Versöhnliches vor, gleichsam, als müffe er jedes Wesen für sich gewinnen in diesem Hause. Die Jula war eilends in die Küche hinausgeschlüpit: das qicnqe noch ab, daß es aussähe, sie hätten schon darauf gewartet ! Die beiden Manner traten in die Stube. Nach dem Grüß Gott und auch so viel" sagte der Franz, es märe brav, sie lömmen gerade recht zum Mittagessen. Taraus die artige Ent geqnung vom Schmadeldauer, de Elftns wegen wären sie wohl nicht her gegangen, aber wenn sie nicht ungelegen kämen, ein par Wörtel reden möchten sie mit dem gränz. .Was denn lauter!" rief der Brot aufschneidet, .seid 'leicht um die There scl da?" Wenn man einen Mund so megschlagen könnte, wie eine Nase, der Franz hätte sich etzt den seinen wegge schlagen aus innerem Zorn über die vorlaute Red'. Aber sie war heraus und der Schmadelbauer wackelte mit glühendem Gesicht auf ihn zu, hielt ihm beide Hände hin: .Ja, Nachbar! Um deine Therescl sind wir da. Ist's wahr, Sepp?" Ter Angeredete blieb hinten beim Linnenschranke stehen, nickte lebhaft mit dem Kopf und wurde roth wie eine Nelke. Allerliebst schauen sie aus. die jungen Burschen, wenn sie roth werden. Ler Franz schrie es in die Küche bin- aus: .Mutter, komm' geschwind herein! Da schau! Ter will unser Mädel hei- ratben!" Tie Mutter war anfangs bestrebt. den all, raschen Lauf der Ereignisse zu hemmen. War auch schon die kleine runde Theresel da und wollte die Uhr auiziehr. .Mädel!" rief der Vater, faßte sie an der Hand, stellte sie dem Tepp gegen öder und sagte: .Was sagst denn'däzu? Magst ihn?" Wendete sich das Dirndel langsam um, ging hinaus in die Vorlauben und weinte in ihre Schürze hinein. Die Mutter that bestürzt, hielt sich beide Hände vor's Gesicht und mur melte: Mein Gott, zwingen kaun man niemanden zum Heirathcn. Wenn sie halt nicht will!" Jetzt trat der Sepp vor und sprach ganz kühnlich: Wöllcn thut sie, das weiß ich." Ist's wahr?" rief der Vater zur offcncn Thür hinaus. Sie weinte noch immer in ihre Schürze hinein, nickte abcr nicht unmerklich mit dem Köpflein. Der Scpp ging schnell zu ihr hinaus und nahm sie mit beide Händen beim Köpfe!. Sie kratzt nimmer! Sie kratzt nim- mer!" nt diesem heileren oppcliairei waberte der Lipperl zur Thür herein. Der Schmadelbauer lugte etwas schief hin. Hat sie denn gekratzt? So sag's auch, wer nimmer kratzt, vertrackter Bub!" schrie die Mutter, deine rupfene Pfaid kratzt nimmer!" Und die auch nimmer!" sagte der Scpp, nachdem er dem Dirndel einen Schmatz gegeben hatte, pickfest mitten aus den Mund hin. Line kzeimthsannonce. Humoreske von Boronin v, Klokom. Unter der Ueberschrift : Reiche Hei- rath" las man eines Tages in einer der verbreitetsten Zeitungen der Residenz folgende anziehende Annonce : Ein elternloses Mädchen! Der Vormund eines schönen und vornehmen jungen Mädchens mit einem Vermögen von' 300,000 Mark wünscht sein MUn del niit einem distinguirtcn Herrn zwi- schcn 25 30 Jahren zu verhnrathcn. Aus Vermögen wird nicht gc eycn Vcrmittlung verbeten. Briefe bczcich- net mit li 87 in der Expedition d. Bl. abzugeben." Es dürfte kaum zu erzählen nöthig sein, daß es am nächsten Tage Briefe niit dein Bemerk B 87 förmlich regnete In wenigen Stunden war die Anzahl 'aus über 00 Billets anaewach en Einige Tage später erhielt Graf Rosen- st,ehl, einer der dreihundert, folgende Antwort : Sehr geehrter Herr Graf ! Die Nachrichten, die Sie mir über Ihre sociale Stellung und Ihren Ge- chmack u. s. w. zu machen beliebt haven befriedigen mich vollkommen. Was mein Mündel betrifft, so halte ich es für meine Pflicht, Ihnen zu sagen, daß sie, die reich genug sür sich selbst und ihren zukünftigen Gatten ist, Werth darauf legt, einen Wunsch zu befriedigen, der leider in unserer Zeit so selten ist, näin- lich eine Ehe aus 'Neigung einzugehen, Es erübrigt nunmehr noch, zu erfahren, ob S ie ihrem Geschmack entsprechen wer- den. Uebriqens will ich es nicht verhehlen, daß Ihre Photographie keinen absolut ungünstigen Eindruck gemacht hat, eher ist das Entgegengesetzte der Fall. Dies ist gerade, was mich bestimmt eine Zusammenkunft zwischen ihr und Ihnen zustande zu bringen. Wollen Sie so freundlich sein, sich am 5. d. Monats, im Circustheatcr einzusinken? Mein Viündel und ich lverden unseren Platz in der Loge Nr. 10 nehmen und es wird uns ein Vergnügen sein, Sie in unserer Loge zu empfangen. Hochachtend B 87. Gleich nachEmpsang dicscs Schreibens eilte Graf Rosenstiehl nach dem Eirus: Ein Billet, erstes Parquet !" verlangte er, als er ganz athemlos am Billetschal- tcr stand. .Zur heutigen Vorstellung?" fragt der Kassirer. Nein, bis zum 5. d. Monats." Thut mir leid, schon alles ausver kauft." Was sagen Sie?" Ich besitze zu der Vorstellung kein einziges Billet mehr." Dem Grafen war zu Muthe, als ob man ihin einen Eimer Waffer über den K opf gcgoffcn hätte. Er erbot sich einen höheren Preis zu zahlen, aber vergebens. Alle Billets waren ausverkauft, sogar die obersten Range. Ter Kassirer schlug ihm unbarmherzig den Schalter vor der Nase zu. Der Graf entscrnte sich ganz niedcrge schlagen. Außerhalb des Circus kam ihm ein Mann mit niedrigem Hut ent gegen. Ein Billet zum ersten Parquet ge fallig. mein Herr?" ..Ziehen Sie zum Kukuk!" rief örger lich der Graf. Nickt sür heute Abend, sondern zur Vorstellung am 5." Was sagen Sie? Der Billcthandlcr lächelte mephifto phelisch und ging in eine in der Nahe besindliche lebbierhalle. Gras Rosenstiehl. de: einen kleinen Schimmer von Hoffnung blinken sah, j folgte ihm in die Kneipe. ' N. 25. Das ist wirklich ein guter Platz, mein Herr, erster Reihe Num mer." Ich nehme es " Das Billet kostet 2 Mark." Das ist aber sehr theuer." Schon möglich, aber ich gebe es nicht billiger ab !" erklärte der Händler kalt bliitig, indem er das Billet wieder in die Tasche steckte. Der Graf verzog verdrießlich das Gc ficht, aber er bezahlte schließlich de ge forderte Preis, nahm sein Billet und brummte in den Bart: Es war doch noch ein Glück, daß ich den Kerl traf !" Die Vorstcllnng am 5. ist in den Annalen des Circus als merkwürdig bczcichnet. Mit kleinen Zwischeiiräumen saßen die Leute eng zusammengepfropft. Ucberall sah man elegant gekleidete Herren mit einem kleinen Blumenstrauß im Knopfloch überall, wohin man sah, schwarze Röcke. Nur eine einzige Loge war leer, es war die Loge Nr. 10, ach welcher alle schwarzgekleideten Hcrrcn fast fortwäh rend ihre Operngläser richteten. Im ersten Zmischenact zerstreuten sich die Schwarzgekleideten in den Gängen. Um die Loge herum wimmelte es wie in einem Ameisenhaufen der zweite Act begann. Aber die Loge 10 blieb unverändert geschlossen leer. Nach der Vorstellung befand sich eine heitere Schaar in einem neben dem Cir eus gelegenen Restaurant, wobei ein Seidel Echtes nach dem anderen getrun ken und ganze Schüffeln vorzüglicher Speisen verschlungen wurden. Chri stian Schmidt, der August des Circus, zu dessen Benefiz die Vorstellung gegeben wurde, Präsidirtc mit väterlicher Würde bei diesem ungewohnten Schmause. Greift nur zu Kinder !" rief er, cßt Euch satt ! Steckt auch etwas ein ich bezahle !" Ja bezahlen kannst Du schon," antworteten die Kollegen. Das Benefiz hilft Deinen Finanzen auf!" Der Kerl hat immer Glück." In diesem Augenblicke kam die kleine Sugenne, eine Voltigeuse, um an dem Mahle theilziiiichnien. Kinder," begann sie, das war heute ein merkwürdiges Publikum im Theater im Parquet keine einzige Dame, lauter elegante Herren !" Ja," bemerkte ein Kollege, das ist wahr ! Und wie sie da saßen ! Alle mit grimmigen Gesichtern, als wollten sie auf einander losschlagen ! Kein Mensch weiß weshalb."- Daß weiß ich aber," sagte der August ruhiz. Das ist wegen der Loge 10." Aber es war Niemand in der Loge," entgcgnete die Kleine ver wundert. Gerade deshalb !" sagte der räukevolle Clown, indem er mit den Wimpern zuckend hinzufügte: Die leere Loge 10 das ist ein Trick von mir, damit ich sicher sein konnte, ein volles Haus zu haben." bin Blick in's La der blaue Edelsteine. Kein Land zieht den Forschungsrei senden so umviderstehlich an, stellt aber auch in dessen Ausdauer größere For dcrungcn, als das geheimnißvolle Reich jenseits des Himalaya. Wie eine un- bezwingbare Hochveste steht es da im Herzen Eentralasiens, rings von gewal tigen Riesen mit schneeweißem Haare gegen fremde Neu gier vertheidigt, .m Norden bietet die wafferlose Gobi-WUste und das Kuenluen-Gebirge jedem Bor- dringen Trotz, im Westen und uden hütet es dcr Vater der Berge", wäh rend im Osten dic Aniic-Kamsamgri-Gebirgskette Wacht hält. Und doch'ge lingt es manchmal, einen Blick in das gelobte Land moderner Forschungsrei senden zu werfen, aber meist muß man sich mit diesem karglichen Erfolge be gnügen, da die allgewaltigen Lamas dem in Thibet eindringenden Fremd linge ein energisches Halt entgegen rufen. Wer sich Thibet von Indien aus nähert, dcr muß unwillkürlich des Rit- ters gedenken, welcher das verwunschene Schlo aussucht. Tag für Tag steigt er langsam empor in sast undurchdring- lrchcm Waide, vorüber aus schmalem -aumpsade an schwindelnden Abqrün- den, an rauschenden Bcrgströmen und zischenden Wasiersallcn. ein sreund llcher Sonnenstrahl lächelt ihm, der Himmel ist fast immer bedeckt, Waffcr trieft von den Baumriescn herab und manchmal verengt sich der Pfad so sehr, j daß man wie zwischen zwei gewaltigen, ! senkrecht aufsteigenden Mauern, dic den verwegenen Fremdling jeden Augenblick erdrücken zu wollen scheinen, hinwan-i deit. Immer hoher und hoher qcht es hinan, hier und da donnert eine La-! wine, wie ein ernster Mahnruf mit drauiendem Getose vorüber, und doch, unerreichbar über dem Haupte des Rei- senden, schauen die mit ewigem Schnee bedeckten Hiinalpaspitzen in feierlicher nie gestörter Ruhe hervor. Weiter und weiter geht es, kein Laut unterbricht mehr dic Stille, die Lust wird reiner und durchsichtiger, aber auch bedeutend kälter, weiße Zacke bilden in Bart nd Haupthaar wundersame Formen, es ist, als habe der Hauch des Batcrs der Berge Gestalt angenommen. Endlich ist der Gipfel des letzten Passes er reicht nd vor ,is liegt das ersehnte Land. Wie mit einem Zauberschlage sind alle Mühen vcrgestcn, denn der Anblick, der sich hier bietet, ist ivniidcrbar. Weit, unabsehbar dehnt sich das Land vor uns aus, das Auge wandert ungehindert über lingcheure Flüchen, die sich wie eine Wüste ausdchncn. Hier nd da unterbricht ei See, dcr wie ci tiefes, blaues Auge zu us emporblickt, die schier endlose Einsörmigkcit. In der Ferne zeigen sich braune Bcrggruppcn und dahinter wicdcr schnecbcdecktc Gip fcl. ES stiebt wenig Anblicke, die so sehr dc Eindruck dcr Vcrlasscnhcit, der Ocdc und Mclancholic hcrvorriifcn. Da ist kein Baum, kein grünes Fleckchen, nur wüstes, stciiiigcS Land von zerrisse ncn Felsen unterbrochen. Man kann sich eines Schauders nicht erwehren, so trostlos, so trailrig ödc starrt uns das vcrwiinschcne Land cntgcgcn. Allein allmählig fühlt man, wie auch diese so ödc Landschaft ihren geheimen Reiz hat. Es ist ein einziges Farben spiel, welches sich dem Auge darbietet und bei längercin Anschauen einen im mer größeren Eindruck macht. Das dunkle Braun der Ebene sticht von den fast purpurfarbenen Bergen und den hier und da verstreuten blauen Seen wunderbar ab. Dahinter wirken wie verheißende Fraucnhandc die weißen Spitzen der schneebedeckten Berge, die sich aus dem ticsblaucn Himmel schars abzeichnen. Die Lust ist dazu so rein und durchsichtig, daß Alles in scharsen Umrissen hervortritt. Allein so weit das Auge reicht, läßt sich kein Zeichen menschlichen Lebens entdecken. Dies erhöht nur den ge heinlnißvollen Reiz, innn fühlt sich allein, einem einzig großartigen Natur schauspiele gegenüber. Uni so über .raschendcr ist daher dic Entdeckung, daß in dieser Wildniß tauscnde und aber taufende von Thiercn leben. Die zier lichcn Antilopen springen von Klippe zu Klippe, an den sanftnbstcigenden Bcrghöhen findcn sich große, lang haarige Bergschase in ganzen Rudeln, wilde Esel ziehen in Schaaren über die braune Ebene nd stolz schreitet inmit tcn seiner Unterthanen der König der thibctanischcn Thiermclt, der wilde BUf fcl, einher. Große Züge wilder Vögel zeigen sich am Horizonte und auch auf den Seen kann man Wasscrvögcl aller Art entdecken. Je mehr man schaut, um so wnder batet, unbegreiflicher gestaltet sich Alles, bis wir zuletzt kaum mehr nferen Augen trauen. Es ist ein wahrhaft unvergeßlicher Anblick, welcher sich uns von den Höhen dcs Himalaya bietet, ein Anblick, der tausendfach alle Mühen Und Anstrengungen aufmicgt, ein phan tastischcs Räthsel, wie das unbekannte Land dcr blauen Edelsteine selbst. Sachsen nd Preußen. In einem Eisenbahncoupce sitzen ein Sachse und ein Preuße. Plötzlich fliegt von einer Wiese ein Storch ans. Ei hcrrjccscs," sagt der Sachse, da flicgd ja Ihr Landsmann." Wieso?" fragt verwundert der Preuße. Na, schnse, der Schdorch is schwarz weiß un hab ä großen Schnabel." Der ärgerlich gewordene Preuße sinnt auf Rache. 'Den eben aufgehenden Mond betrachtend, sagt er spöttisch zu dem Sachsen: Nu ist Ihr Landsmann auch endlich da." Sie schbaffen, mci Lieber!" meint dcr Sachse. Durchaus nicht. Der Mond ist wirklich Ihr Landsmann, denn er wird alle vier Wochen einmal helle." Lein Schönheikgefühl. Geisbube (zu einer Dirn): Sakra. Tcandl, müaffest aber Tu schö' sei', wannst Ti' amol wasch'n tha'st!" Bedenkliche Ausrede. Herr: Sie haben mir ja wohl die sen Spazierftock verkauft?" Stockhändlcr: Ja!" Herr: Und Sie sagten, der Griff sei echtes Elfenbein, er ist aber nur Imitation." Stockhändlcr: .Das thut mir leid, mein Hcrr. Ich beziehe mein Elfenbein direkt aus Ceylon, und die einzige Er Ilärunq, die ich Ihnen geben kann, ist. daß die Elephanten jetzt auch schon falsche Zahne tragen. Die nette Wirtinn. Wirthin: Ich mache Sie aber dar auf aufmerksam, daß ich im Geldpunkte sehr energisch bin; Ihr Vorgänger blieb mir drei Monate die Miethe schuldig, und als er dann auch noch nicht zahlen konnte, habe ich ihn einfach hinausqe worfcn." Student: Unter diesen Bedingungen nehme ich die Wohnung auch!" Kritif. .Nun. wie fanden Sie die Stimme der Primadonna?" .Je nun: früher hatte sie eine Herr liche Alt-Stimme. jetzt abcr hat sie eine alte Hcrr'n-Stimme!"