Der Diebstahl. , 2Iu3 dem Ciiglildjtii von A, Cberljoljee. Als Helwr Merot sein Bureau er lies!, war es beinahe MiUcrnacht. Ein abscheulicher Tnicffefjler hatte Bergan gene Woche eine seiner Rcdcweildunge so entstellt, daß sie zur unsinnigen, lächerlichen Phrase wurde. Seither hat er sich vorqcnommen. jede Ziacht den ersten Druck seiner Artikel selbst zu durchgehen. Es war anfangs Winter und ein kühler Wind blies durch die Straßen. Als er ans seinem Wege nach den Bou lcvards die Rue Montmartre vurch. schritt, kam ihn auf einmal die Lust an, noch etwas zu trinken, bevor er sein ein sames Junqqcsclleicheim aufsuchte. Er lieh sich also vor dem nächsten Eafe an einem Tischchen nieder, liif; sich ein Glas Punsch geben, und beobachtete die Vorübergehenden. Als er sein Glas geleert hatte, legte er eine Silbermunze auf den Tisch und wandte sich um, um seinen Stock aufzuheben. Im nämlichen Augenblick, als sich Hektar erhob, nahm eine Hand die Münze auf, und der Dieb verschwand sosort daniit um die nächste Ecke. Da zog Hektor ein ande rcs Geldstück aus der Tasche, warf es auf den Tisch und machte sich an die Verfolgung des frechen Diebes. Der selbe ivar augenscheinlich unerfahren in seinem Handwerk, denn er eilte die Straßen auf und ad, ohne jedoch mehr als hundert Meter von seinem Aus gangspunkte wegzukommen. Hektor war zu fchr Pariser, als daß er nicht auf den ersten Blick erkannt hätte, daß der Mann kein gewöhnlicher Taschendieb war. Hektor'kannte die Scitengäßchen und Durchlässe gründlich und rannte gerade aus einem derselben auf den Unglückseligen zu. Beide Männer hicl ten plötzlich im Laufen inne, und Hektor sagte barsch: Gieb mir mein Geld zu rück!" Der Dieb stand bewegungslos da, und der Journalist benierktc beim Schein der Straßen-Latcrnc das nieder geschlagenste menschliche Gesicht, das er e in seinem Leben gesehen hatte. Der Mann vor ihm mußte noch sehr jung sein, aber sein Gesicht war blaß und eingefallen, und das straffe, schwarze Haar wie auch der Schnurrbart gaben ihm ein geisterhaftes Aussehen. Er trug fadenscheinige Kleider und machte überhaupt den Eindruck eines ertrunkc nen Mannes", wie sich die Franzosen ausdrücken. Beim Anblick solchen Elends bcschlich Hektor ein Gefühl der Schuld: es war ihm, als ob er selbst ein Verbrechen be gangen hätte. Als der Unglückliche sei nem Ankläger, ohne auch nur ei Wort der Entschuldigung zu äußern und mit dem Ausdruck äußerster Verzweiflung in den tiefliegenden Augen die Münze zu nickgab, da konnte der Jounnlist kein Wort mehr finden. Er nahm die Münze, steckte sie in seinen Geldbeutel und drückte diesen dem Unglücklichen in die Hand: und dann machte er sich da von, als ob er selbst der Ticb gewesen wäre. Nach zehnjähriger Arbeit und mühe vollem Ringen hatte Hektar eine wichtige Stellung als Journalist und Kunst kritiker erlangt. Seine Aufrichtigkeit und sein sicheres Urtheil hatten ihm die öffentliche Mei nung gewonnen und sein Urtheil über alles was Kunst und Literatur betraf, wurde vom Publikum immer mit epan- nung erwartet. Allein trotz seines großartigen Erfcl ges und Ruhmes hatten die ersten schwer ren Jahre seines Ringens und Schaf. scns tiefe Spuren auf ihm hinterlassen; es blieb ihm immer ein melancholischer Zug: den er nie vollständig unterdrücken konnte. An einem schönen Maitagc trat er in rosiger Stimmung ins Restaurant Lc- doyen. Es war der Erösfnungtag des Salons und es entspann sich bald eine belebte Diskussion unter den Gruppen von Künstlern und Journalisten über die Kunsterzcugniffe, die dieses Jahr ausgestellt worden waren. Hcktors Ankunft erregte Aussehen und überall wurde er warm bewillkommt. Mit den leichten Manieren eines mit der Gesellschaft vertrauten Mannes erwiderte er die verschiedenen Begrüßungen und nahm dann feinen gewöhnlichen Platz an einem Tischchen ein, an welchem Paul Nielsserv, der junge LandschastSmaler und Eharlcs Zirtins, der Aguarcllmaler ihn erwarteten. Mit diesen zwei Freun den konnte sich Hektor immer sroblich unterhalten: er theilte vollkommen nicht bloß ibre Liebe zur Kunst, sondern auch ihre Verachtung alles dessen, was gc mein und knechtisch war. ,Nun. Hektor,' rief Paul aus, Tu schaust heute geradezu freudestrahlend aus! Was ist vorgegangen und waS bat Dich so verändert?" Run, nichts Besonderes, gerade das. was Ihr auch gethan habt! Ich habe Gemälde und Skulpturen angeschaut, aber ich habe das Objekt hcrausgefiin den, ein Meisterstück, eine Inspiration, die mir in der Seele wohlgethan hat." Hektars Freunde horchten gespannt aus seine Worte, und an den benachbarten Zischen hielt man mit der Diskussion inne, denn es war wohl der Mühe werth, den Kunstkritiker zu hören. Es sind dies Jahr allerdings einige vortreffliche Sachen im Salon ausgc stellt," shr Hcklor fort, allein meiner crn.: i, . v . . x m: X'lf CIUIIU, llllllj Utni'U" UUf VVll Clll per stück, 'das Alles übertrifft, ein Stück. ' wie wir es nur alle zehn Jahre einmal ! zu Gesichte bckcmmcn. Es ist Jean, Meunikrs iha". Ein deifelZiz' Gemurmel erhob sich an den übrigen Tischen, als Hektar den Namen des jun gen Bildhauer nannte. Hektor und seine Freunde setzten ihre Mahlzeit im besten Humor fort. Wahrend des Desserts erhob sich Eharlcs Zirtins und schritt nach einem entserntcrcn Thcil des Restaurant. Von dort kchrte er bald von einem schlauern, hübschen junge Mann begleitet zu sei nen Freunden zurück; derselbe war gut gekleidet und trug den unverkennbare Stempel eines Gentleman; in seinen Zügen lag der Ausdruck tiefen Ernstes, der beinahe an Traurigkeit grenzte. Hektor", sagte Eharles, ich stelle Dir hier nieinen Freund Jean Meuuier vor." Der junge Journalist erhob sich rasch und drückte dem jungen Bildhauer warni die Hand. Ich muß Ihnen für den Genuß dan ken, den Sie mir heute Morgen ver schafft haben, sagte er. Ihr Wrack" ist in der That ein wundervolles Kunst werk, und ich glaube kaum, daß mir je eine Bildhauerarbeit so viel Vergnügen verschafft hat." Der Künstler war bei diesen Worten des Kritikers ganz ent zückt und ließ sich auf Hcktors Einla dung hin am Tische nieder, wo eben der duftende Kaffee scrvirt wurde. Wäh rend der Konversation betrachtete Hektar die Züge des jungen Mannes und sann vergeblich darüber nach, wo und wann er das feine Gesicht mit dem inelancho lischen Ausdruck in den dunkeln Augen gesehen hatte. Er durchging in Gedan ken die verschiedenen Bekanntschaften, die er in Klubs, Künstlerakelicrs und Eascs ge,nacht; aber er konnte nicht her aussinden, wo er diesen Mann gesehen, doch versolgte ihn jener melancholische Blick fortmährend. Schließlich dachte er, er müffe wohl niit jeinand eine liefern dcre Achnlichkeit haben und vertiefte sich wieder ganz in das Gespräch mit den drei Künstlern. Nach und nach leerten sich die benachbarten Tische und Hektor rief den Kellner herbei nnd bezahlte die Zeche. Er ließ etwas Kleingeld als Trinkgeld für den Kellner liegen und da er bemerkte, daß er eine kleine Sil bermünze unbeachtet ließ, die halb ver borgen neben einein Teller lag, rief er ihn zurück und sagte: Nehmen Sie das auch." Plötzlich schaute Jean Meunier auf mcrksam auf das Geldstück und dann auf Hektor. Sein bleiches Gesicht wurde noch bleicher, ein Schauder überlief seine Gestalt und in Hektor erwachte plötzlich wieder die Erinnerung an jenes traurige Gesicht, das er vor zehn Jahren an je nein Nooembcrabend beim Schein der Straßenlaterne gesehen hatte. Er reichte dem jungen Bildhauer theilnchmcnd die Hand, der sie mit warmer Dankbarkeit ergriff. Hektor und Jean schloffen an diesem Tage einen engen Freundschaftsbund. Der junge Künstler erzählte seinem Freunde die lange Geschichte von Armuth und Elend, in welcher er zur Zeit sich befunden, als Heitors theilnehmendc Hülfe ihn und seine junge Schwester vom Tode errettete. Letztere war jetzt zwanzig Jahre alt, schön, glücklich und der Sonnenschein ihres berühmten Bru ders. Hektor wurde ein fleißiger Besucher im Atelier des jungen Künstlers und war auch ein häufiger Gast an seinem Mittagstische. Eines Morgens erschien folgende Nachricht in der Zeitung: In nächster Zeit wird die Hcirath unseres hervorragenden Künstlers Hektar Mcrot mit Fräulein Helene Meunier, der Schivestcr von Jean Meunier, dem wohlbekannten Bildhauer und Schöpfer des Wrack", slattsmden.". Ein Alordbrnder für die Bande, Bon Marimilian stramier. Ohne die Vermittelung eines Theater Agenten oder eines einflußreichen Kriti kers war der Schauspieler Pachutzki zu der Gesellschaft des Direktors Schirde- wahn gekommen. Eines Vormittags, als gerade eine Probe zu Don Earlos" stattfand, trat Pachutzki ohne jede An Meldung und Förmlichkeit vor den wür digen Direktor. Auf den fragenden Blick des Hauptmanns antwortete er nach dem klassischen Vorbild des Pa tcrs" aus den Räubern: Ein Wort an Dich," hierbei sah er den Direktor an, und zwei an die Bande!" wandte er sich an die Mitglieder. Schirdewahn nickte mit jener majc statischen Herablassung, die ihm als König Philipp eigen war. Engagement?" .Nein!" .Macht Kollekte!" forderte Pachutzki die versammelten Kollegen auf. Diese chlagfertigteit erregte so all- gemeinen Beifall, daß selbst der Höchst iommandirende von der heiteren Stirn mung mit fortgerissen wurde. Meinetwegen bleibt hier ! cnt- schied cr. Ein neuer Mordbruder sür die Bande!" stellte sich Pachutzki den Mit gliedern vor. Wir wollen sein ein einig Voll von Brüdern." Auch diese Improvisation des citaten- nicken Mimcn erweckte laute Heiterkeit, selbst der sonst so gcftrenge Herr Tirck tor lächclte. Ach, wenn der wackere Schirdewahn geahnt hatte, welche Ruthe er sich gc bunden, als er den neuen Mordbruder in sein Personal aufnahm! Wenn gleich er sich auch als drauchbarcs Mit glied crwics, so fehlte ihm doch der nothige künstlerische Ernst, den der Direktor selbst von dem ßieringstcn icinrr Leute verlangte. Er steckte stets. voll toller Streiche nnd hatte außerdem noch' die üble Angewohnheit, auf ein Recht Anspruch zu inachen, das sollst nur den ersten Fächern zusteht, nämlich Vorschuß zu verlangen! Selbst als Pachutzki seine ursprüngliche Forderung auf einen Thaler ermäßigte, war Schirdewahn noch entrüstet. Nicht einen Pfennig!" schrie er. Hinaus mit Euch, Vampyr!" . Schnell fertig ist die Jugend mit dem Wort!" niurmelte Pachutzki, als er teuflisch grinsend den Häuptling verließ. Aieinst Du, dieser Thaler sei Dir ge schenkt?" Am Nachmittag desselben Tages nahm Schirdeivahn, wie es scine Gewohnheit war, ein warmes Bad. Das war dem alten Recken ein lieber Zeitvertreib, zu waschen und zu strecken den narben vollen Leib" da klopfte es an die Thür des Badezimmers. Wer da?" Ich bin es, Pachutzki!" ertönte es mit dumpscr Grabesstimme. Unverschämter Kerl!" schrie Schirde mahn wüthend, was habt Ihr hier zu suchen?" Nichts als den Tod! Da Ihr mir den Vorschuß verweigert und damit auch die Mittel zum Lebensunterhalt entzogen habt, so bleibt mir nichts übrig, als zu sterben! Ich habe den Hungertod gewählt hier vor Eurer Thür will ich liegen, bis ich verhungert bin!" Na, wartet damit wenigstens, bis ich herauskomme, ich werde Euch den Standpunkt schon klar machen!" Nur über meine Leiche geht der Weg!" ertönte es wieder im Ton der tiefsten Resignation. Der Direktor wurde etwas unruhig. Am Ende macht der Kerl Ernst ver rückt genug ist er dazu! Nach drei 3 gen steht in allen Zeitungen, ich lasse meine Mitglieder Hungers sterben und mäste mich vom Schweiß der armen Theatersklaven! Draußen vor der Thür ließ sich ein verdächtiges Stöhnen hören. Um Himmclswillen, Pachutzki!" rief er in höchster Angst, was machen Sie! Redest Du von Einem, der da lebt?" seufzte er zurück. Sein oder Nichtsein, das ist hier die Frage!" Pachutzki, macht keine Dummheiten! Ich hab's ja nicht so gemeint; wie viel liab't Ihr dcnn hcut' Morgen ver- langt?" Zwei Thaler!" Wenn ich mich recht besinne, haben wir uns doch aus einen geeinigt! Zivei Seelen wohnen, ach, in mei' ncr Brust!" Gut, Ihr sollt den Vorschuß haben! Laßt mich nur erst einmal aus dem Wasser steigen und mich ankleiden! Schirdewahn entstieg seufzend der Wanne, er sah ein, daß der wilde Dränger nicht nachgeben würde. Er sröstelte am ganzen Leibe, dann tastete er sich durch den dunklen Raum nach dem totupl, auf welchem seine Klei dungsstücke lagen. Hannibal ante portas" schien unge duldig zu werden. Ich komme ja schon, lieber Freund," beruhigte ihn Schirdewahn und klim perte mit den zwei Thalcrftücken, die er mit Mühe und Noth seinem Portemon naie entnommen hatte. In den Ohren des Belagerers klang es wie himmlische Musik. Ihr werdet niir aber die Sache doch nicht etwa nachtragen, werther Freund?" ließ sich Pachutzki vernehmen. Zwi- schcn uns fei Wahrheit !" Nein, es sollen Euch daraus keiner lci Unannehmlichkeiten erwachsen !" Schön! An einem Kaiserwort soll man nicht dreh'n und deuteln !" Der Direktor öffnete die Thür so weit, daß ein kleiner Spalt entstand, durch den er seine Hand schieben tonnte, In demselben Moment, wo die silber gewassncte Faust erschien, stemmte Pachutzki mit aller Gewalt seinen Fuß gegen die Thür, so daß das Handgelenk Schirdewahn s eingeklemmt wurde. Mit einem lauten Aufschrei ließ der Aermste die Geldstücke fallen. Herzlichen Tank, edler Wohlthäter!" rief der Bösewicht, indem er ihm die Hand schüttelte. Wer besitzt, der lerne verlieren !" Laßt mich los!" schrie Schilde wahn. Wozu der Lärm, was steht dem Herrn zu Diensten?" Loszulassen! Ich will ja Alles thun, was Ihr wollt !" .Tu sprichst ein großes Wort gelas sen aus! Gewohnlich glaubt der Mensch, wenn er nur Worte hört ! Ich gehöre nicht zu diesen Menschen, wollt Ihr mir Urfehd' schwören, gebt mir die ritterliche Hand als Pfand !" .Bei den Gebeinen meines Vaters, ja! Ihr habt sie ja schon !" So schwort bei Eurem -chwcrt! Auch kündige werdet Ihr mir nicht?" ,,cd chwöik es !" lammcrte der Direktor. .Gott hört den Schwur und wird den Frevel röchen !" ,So laxt mich drch los! Au, thut das weh !" Gekeilt in qualvoll fürchterlicher Enge !" deklamirte Pachutzki, während er den Fuß zurückzog und den Schlüi'el blitzschnell umdrehte. Tadn bod er die zwei Thaler aus. entfernte sich und schnell war feine Spur verloren, denn er traute dem Tirector trotz des an Eidesftctt gegebenen Hand schlag? nicht. Schirdewahn der endlich nach drei i Stunden aus feiner unfreiwilligen Zu ruSgezozeTiheit befreit arte, trar tl2g I genug, Niemand ein Wort über den kompromittirenden Vorgang zu verra- theil. Nur einem alten Freunde und Kollegen, erzählte er nach Jahren das Drama aus der Badestube. Das gc schah, als derselbe sich über seine Mit glicdcr beklagte, die ihn durch erhöhte Gagcfordcrungcn in eine arge Klemme gebracht hätten. Lieber Freund," tröstete ihn Schirdc mahn, eine Klemme, die durch Geld zu beseitigen ist, scheint mir nicht so schlimm. Mich hat aber einmal ein Mitglied in eine Klemme gebracht es schaudert mir noch heut', wenn ich daran denke! Das war ein Mordbriidcr für die Bande !" Zum alten deutschen Postclc,,. Erinnerungen an das alte Postclcnd veröffentlicht Joseph Kolb in der D. Verkehrs -Zeitung". Wir entnehmen seiner Schilderung der Thurn- und Taxis'schen Posteinrichtungcn Folgen des: Die Thurn und Taris'schen Post beamten hatten keine Dienstanweisung; aus Grund mündlicher Ueberlieferung von einem Beaniten auf den anderen, wurde die riesige Verkchrmaschine im Gange gehalten; Hilfsmittel im Dienste waren die Portotarifc und einige Vcr füguiigen der General - Postdirektion, Zirkularicn" genannt. War ein Beamter bei dem Obcrpostamte in Frankfurt (Main) eingetreten, dann wurde er zu einem im Dienst eingear betteten Beamten in die Lehre gegeben, wie in kaufmännischen Geschäften; hatte er einen abgeschlossenen Theil des Dil stcs erlernt, zum Beispiel einen Kurs" auf dcr Bricfpostcrpcdition, dann bcar bcitete er diesen, bis die Personal hültnisse seine Fortbildung gestatteten, und unter ungünstigen Umstünden konnte es Jahre lang dauern, bis er nur die acht Kurse in diesem Dienst zweige kennen gelernt hatte. Diese acht Kurse waren: Der Nassauer, dcr nieder- ländliche, der Pariser, dcr Kasseler, der wurttemvergl cy - chwc,zcrlsche. dcr ba dische, der sächsische und dcr bayerisch österreichische Kurs. Durch dic klüglichc Viclstaatcrci in Deutschland und dic zahlrcichcn selbständigen Postverwaltun gen waren die Tax- und Lcitvcrhältnissc sehr verwickelt und schmierig. Nicht wie jetzt konnte die Mehrzahl der Briefpost gegcnstände Bahnposten überwiesen werden, -sondern sie gelangten in dirck- ten artcnfchliislen nach Wirn, Paris Mailand, Zürich, Bcrn, Augsburg München, Rcgcnsburg und hundert an deren Orten zur Versendung, wobei dic Porto- und Frankobeträqc nach den ver schiedencn Antheilen der betheiligten Postvcrwaltungcn gctrcnnt werden muß- ten. ferne große Erschwerung für dcn Abfertigungsdienst Waren die zahlreichen Portofreithiimer, Welche in jedem der von Taxis'schen Posten belebten Straßen erschiedcn lvarcn. Findige Beamte der Bricspost hatten sie, zum Zweck occren Einpaurens, in Knmclverse gebracht, welche während des Nachtdien stes nach bekannten Melodien abgesungen wurden, z. B. : Md.: Wir winden Dir . Dcr Fürst von Sigmaringen thut Nur den Transit bezahlen, Dem Hechinger darfst D voll Wuth Darauf das P'otto malen! Löthig, löthig, löthig ist dcr Tranfit!" Ttt CcheJ bitt ich. Der Wenzel und der Na, wollen spät Abends noch von einem größeren Ausflug in die Stadt zurück, der letzte Zug ist aber schon längst dahin abge dampft und vergebens haben sie ihre Spazierhölzer und Athmunaswerluae angestrengt, um denselben noch zu er reichen. Rathlos stehen sie auf der Station sie muffen unbedingt nach Haus, um am anderen Morgen wieder rccylzcilig aus ihren Posten zu sein eine Fahrgelegenheit um Geld und gute Worte ist nicht auszutreibcn und den über drei Stunden betragenden Weg zu Fuß zurückzulegen, ist für die Beiden bei ihrer Korpulenz und bei dem in Folge dcr aus dem Ausflüge durchgc- machten Strapazen bereits übermäßig ermatteten und erschlafften Körperzuftand ein Ding der Unmöglichkeit. Sie wandten sich deßhalb mit der dringenden Bitte an dcn Stationsvorftand, er möge ihnen doch die Möglichkcit verschaffen, mit dem in zwei Stunden ankommenden Gütcrzug fahren zu dürfen, obwohl jede Personenbeförderung mit diesem Zug strengstens ausgeschlossen war. Nach! längeren Ausemanderfetzungen erklärte ihnen der Stationsvorstand, daß eine Möglichkeit zu ihrer Weiterbeförderung nur in der Weise geboten sei, wenn sie dic Taxe eines Biehwaacns bezahlen würden, womit auch beide einverstanden waren. Die Gebühren wurden bezahlt, der eine Reisende wurde als Ochs" in den Besörderiingsschein eingetragen, der andere erhielt als Begleiter des Ochsen" eine ivayrtarle, und der Viehwagen ward mit seinen Jnsaffcn in den Aua eingestellt. AIS nun dcr Schaffncr des Güterzugs bei der Wagencontrolle den angeblichen Viehbcgleiter" fragte, wo denn der Ochse fei, ertönte aus der hin tcrften Wagenecke mit dröhnender Baß stimme der ingrimmige Ruf : der Ochs bin ich!" Tit namenlosen ? rüder. Auf einer t'iefell'chaft. mlche dcr Feldmarschall von Mrllkc eines Abend veranstaltete, befanden sich zwei Brüder, welche beide zum t'icneralstad geborten. Ter Aar'chall trat auf eine Gruvpe ! von Herren zu. bei denen sich auch der eint der Srüder be'a-.d. beteiligte sich! an der Unterhaltung und fragte den letzteren: Sagen Sie mir doch, wer ist der große Ofsizier dort am Ösen, ich habe scincn Namen crgesscn " Das ist mcin Bruder, Excellenz", lautete dic Antwort. Ei Lächeln stahl sich über Moltkc's Gesicht, einige Minuten später ging er zu der andere Giuppe, in wel cher sich dcr Ofsizier befand, nach dcsscii Namen er gefragt hatte, und kurze Zeit darauf sahcn die andern, wie dasselbe Lächeln über sein Gesicht huschte. Als nian nachher den jungen Mann fragte, was denn der Vkarschnll von ihm gc wollt habc, crwidcrtc cr: Er sragtc mich, wer dcr Offizier dort driibcn sei. " Und was sagten Sie?" Ich antwor tcte ihm, es wäre mein Bruder." Moltke gab es auf, an diesem Abend den Rainen dcr beiden Brüder z er fahren. riegshumor vor 25 Jahren. Ueber einen in Frankfurt intcrnirte dunkelbraunen Turko" wurdc folgende lustige Anctdote erzählt: Derselbe wurdc von einem Herrn französisch angeredet, gab aber sofort in dem reinste schwäbi schen Dialekt zur Antwort: O, i bin froh, dasch tausch dcr Sauerei fort bi." Ein ctwas ängstlicher Hcrr crzähltc einem Haufen Bauern des Westcrwal dcs, daß die Zuaven und Turkos reine Teiisel und Satanasse seien." Darauf erwiderte ein Bauer: Sie mögen Recht haben, aber wenn unsere Burschen los gelassen werden, dann sind sie auch keine Engel !" Ein Neugieriger, welcher bci Moltkc bckannt war, dcqeqcte diesem im Juli 1870 in Berlin auf der Straße und fragte: Excellenz, wie stchts" im Allgemeine recht gut ! Wenn auch mein Roggen gerade nicht o gut steht, so versprechen doch meine Kartoffeln eine um so prächtigere Ernte !" cr Mu- gierige schlich mit einem bezahlbar verblüfften Gesicht von bannen. Der thaten- und sangcsreiche Füsilier Kut chke hat in 1870 als poetisches Pro duft auch ein Räthsel vom Stapcl gc- lascn, welches folgendermaßen lautet: Die Erst', von Feind und Freund be- geh, Acht Groschcn ist nach preuß chcm Werth. Die Zweite liefert Fleisch und Brüh'; Bald fehlet den Parisern sie. Des Schneiders Nadel hat die Tritt'; Die Zündnadel nur braucht sie nit. Tas Ganze kraucht im Busch herum, Ist dennoch nicht Napolium. Die Auflösung ist Franctireur (Franc Tier Oehr. Jugendliche Offiziere. Daß noch zn Ansang unscrcs Jahr, Hunderts Knaben als Offiziere in die Regimenter eingestellt wurden, darüber liegt uns ein interessanter Nachweis aus Leipzig vom Jahre 18(18 vor. Bei dem sächsischen Ehevauzlegcrs Regiment? Prinz Clemens", dessen Stab und 2. EScadron in Grimma, die I. in Gei- thain, die 3. in Rochlitz und die 4. in Laufigk garnisonirtcn, diente dcr Licutc nant August Gotthold Nitzsche, dcr am 24. August 1800 sein Offizicrpatcnt erhielt. Er wurde am 1. Mai 1808 am Ranstädter Thore todt aus der Pleiße gezogen, alt 20 Jahre. Somit war er, als er Reiterlicutenant wurdc, 12 Jahre alt. Zrcch. Präsident; Wie lange haben Sie gebraucht, in dcn Tiebstahl auszufüh rcn?" Einbrecher: Nicht den hundertsten Theil der Zeit, wie Sie, um ihn her auszubringen!" D,c Zwillinge. Eine amerikanische Familieninutter übergab einem Bahnschaffner für ihre beiden Sprößlinge zwei Kinderbillets. Nachdem der Mann jene etwas miß iranisch angesehen hatte, fragte er: Wie alt sind die Kinder denn ?" O, erst sechs Jahre, es sind Zwil lingc." .'.Ah so!" Nach kurzem Schweigen fragte der Schaffner weiter: Wo wurden sie denn geboren?" Ter eine in Paris und der andere in New Zjork!" beantwortete die vnbe dachte Mutter. llairt Auslegung. Fräulein (vom Lande): Sagcn Sie, Herr Baron, was ist denn eigentlich ein Stammbaum?" Baron: Ja, mein gnädiges Frau lein, ein Ttammbaum ist nämlich ein großer Baum, an dessen Aesten unsere Ahnen hangen." Fräulein: Mein Gott, also ein Gal gen?" Naseweis. Papa: Na wart'. Junge, ich will Dir schon abgewöhnen, bei Tische wähle lisch zu fein: Tu weißt ja gar nicht, wie gut Tu es haft. Als ich so 'n Hei ner Junge war, wie Tu. da mußte ich froh fein, wenn ich trockenes Brot zu essen hatte." Fritzchen: Run bist Tu wohl aber froh, daß Tu bei uns lebst; da geht es Tir doch deiier?" läfjt tief Muten. .Wie sollt Tir Tein neuer Bräu tigam l" ' Be"er als alle früheren!" i :itori,ät. Frau Schulze: Ich sag' Ihnen, Frau Müller, mei Mann gehorcht mir aufs Wort, nd was ich ihm sage, ist ihm heilig. Neulich nannte ich ihn ,EscI', und was glauben Sie, gleich ist cr als Escl auf 'n Maskcnball gc gangen!" Twst. Neuer Arrcstiinusniifsehcr (zum Gc faiigcncn): Wic lang' haben Sie dcnn?" Gesängen: Fünfzehn Jahre!" Arresthliiisausseher: Wann sind Sie vcrurthcilt worden?" Gefangener: Vorgestern!" Arresthausaufsehcr: Ra, sehe Sie 'mal, da habcn Sie ja schon zwei Tage abgerissen!" kcidcnsgcfährtc. Diese nasse Wittcriiug taugt nichts; meine Frau ist scit vierzehn Tagen krank!" Die meine auch sie will unbe dingt einen neuen Regenmantel haben!" (SröRcrc eistiirni. Führer (mit einem Studenten auf der Bergspitzc angclangtj: Tas hat Schweißtropfen gekostet, he?" Student: Allerdings: aber, wenn ich nach einem Kommers die scchs Trep pen zu meiner Wohnung hcrausgcklct- tert bi, das ist doch cinc ganz an dcrc Leistung!" 3lnj dem Standesamt. Zeuge (zum andern): Alle Wetter, ist das hier ein Durcheinander; da hcißt's aufpassen, daß wir nicht in thümlich auch irgendwo angetraut wer den!" Gtcichmiithig. 51.: Also Ttt willst morgen um Deine Braut anhalte; hast Du Dir dcn Schritt auch wohl überlegt?" B.: Was ist da viel zu überlege der Alte schmeißt mich entweder hinaus, oder nicht!" Verschwendung. Hausfrau (im Atelier vor einem an gefangenen Kolossalgcmäldc): So eine Bcrschwendung, ei Dutzend Manns hcmdcn Hütte man aus dcr Lcincwand machen können!" Niacht dcr Gemohnkcit, Radsahrer (dcr auf dem Ball mit seiner Tänzerin stolpert und hinfällt): Hcrrjcscs, da licgeu wir schon wicder im lhausscegrabcn!" Z?csm,derc Hcniizeirocn. Ein Torsschulzc crhült von dcr Bc hörde die Aufforderung, von einem ihm Bekannten besondere Kennzeichen sür eine Steckbrief anzugeben. Der Schulze schrieb a die Behörde: Franz X. sieht seinem Vater sehr ähnlich, schlaft ohne Strümpfe, es träumt ihm selten, und cr spielt leidenschaftlich Scat!" Darum. Ein schon mehrfach bestrafter Dieb hat bci seinem Vertheidiger, der ihm schon öfter gläiizcnd hcrausgchaucn hat, gestohlen. Bci der Verhandlung meint der betreffende Vertheidiger zum Ticb: Aber, sagen Sie mir, ich habe Ihnen doch schon so oft geholfen, wie konnte es Ihnen nur einfallen, bei mir zu steh lcn?" Aber, ich bitt' Sie," antwortete der Ticb, Sie würden ja sonst glauben ich bin wirklich so schuldig, als Sie mich immer geschildert habcn!" Vom Aascrucnhosc. Unteroffizier (zum Rekruten, der Straßenkehrer gewesen): Sei nicht so hochnäsig, Lümmel, jetzt bist Tu beim Militär: die Herrlichkeit als Straßen reinigcr hat nun ein Ende!" z?oshaft. Ticiistmädchen: Sie möchten rasch essen kommen, Herr Toktor!" Hnushcrr: Ist's so eilig?" Dienstmädchen: Gewiß sonst läßt Ihre Frau auch dic Zuppe noch andrcnncn!" Schrecklich. Sie: Ach. Alfred, es ist zu schrecklich, wir gehen heute zum Professor auf die Soircc Tas Atlaskleid kann ich nicht anzichcn, das rosa Scidenkleid auch nicht, das creme Spitzenileid ist mir ein wenig zu eng ich habe doch rcin nichts anzuzichen!" INaliliös. A.: Zu dem Barbier nebenan gebe ich auch nicht mehr; heute hat er mich eine ganze Stunde warten lassen!" B.: Vielleicht wollte er Teinem Bart Zeit lassen, noch etwas zu wach sen!" patent. Herr: Mir ist meine Tiamantbuscn-, nadel gestohlen worden." Polizeiwachtmeifter: Können Sie mir den Gegenstand naher beschreiben (" Herr: Jawohl, es war eine Sicher hcitskctle daran angebracht." Nicht ncH zu machen. Jungcr Ehemann (Mittags): TaZ Gemüse ist beute wieder nicht recht gar, und das Flci'ch angebrannt!" Fron: Wer'8 Tir auch recht mclxz will: wenn das Fleisch uii gar nv.rc, und das Mernfe agebrennt. wu-.ft Tu a::ch In::rren!"