s Aus den sEviuucnmacii eines Arztes. O(ort) bcm Vi'btu. Erzählt 0011 W. ä Q l r c ,, liage , ßr war i einer kleinen Abcndgcsell- Ichast i einer tombt TetttschlaiidS, Man surach im anicrüamschen 'Au , ständen, ein Gegenstand, de umsimcl)r fesselte, als einige der anwesenden Aian ner selbst in der neuen Welt" gewesen waren. Da nahm der alte würdige Doktor I , . , , das Wort. Ich war noch ein junger Arzt so er zählte er, lcdig. uncingcschrttnkt in meinen Bewegungen und dürstete nach Thaten auf wissmlchaNllchen Gebiete. Der Hang zur Nntnrsoischung und ethnologischen Studien bestimmte meine Entschlüsse, So segelte ich eines schönen Tages von Hamburg aus über den Ocean, m Amerika zu bereisen. Ich durchzog sieben Jahre hindurch den gan ' zen Erdtheil und war so ziemlich über all, an den großen Strömen, in den Prairien und Pampas, auf den Ric senbergen der Anden, Pflanzen und Thiere beschäftigten, Sitten und Cultur der Völker reizten mich, nicht minder ihre Geschichte. Daß ich dabei in manche außerordentliche Lagen gcrielh, darf nicht wundcr nehmen. Auch Gefahren bestand ich. Die nngcbändigtc Äatur fiihrt sie mehr mit sich, als die befestigte Ordnung des alten Europas. Dies gilt nicht allcin vom Lande und Klima, sondern vielmehr noch vondc Menschen da draußen; denn ihre Gesellschaft war damals man schrieb 181;) noch viel .'lüget consoldirt, als es heule der an in. lliwe eweiiiMiicii, j.xdk, Haß.Gewaltthätigkeit, rücksichtsloses Be gehren und roheste Selbstsucht bestimm ten oft genug das Thun des (rbenbiloes Gottes i jenen Ländern des Werdens, Wer könnte gewifsc Dinge krgcffeu, die uuser Lebe kreuzten? Manchmal trug das, was mir begegnete, ein hochioinati scheö Gewand, dein man in den Salons des abgeschliffenen Europas ungläubig f aeaenüberstebt. Bearpifliiti. Gilt, Revol ver nd Messer sind gliicklichcrwcise nicht heimisch in unserem stillen Tafein, das sich in parfnmirtcr Luft und bei ästbcti sehen Thees behaglich abspielt. Eine Begebenheit dieser Gattung will ich er zählen. Hören Sie: Gespräche mit Freunden i Rio de Janeiro geben mir den Gedanken ein, einige Zeit in Cachueira in der Provinz Bahia zuzu bringen. Nach dreitägiger Dampfschis fahrt längs der Küste erreichte ich mein Reiseziel, vachueira war damals eine Stadt von ungefähr sechstausend Ein wohnern. Sie liegt unsern der Küste malerisch am Ufer des schiffbaren Flnf- scs Paraqnassa. Eocnsualmen und Banancnwäldcr verleihen dem Bilde de tropischen Eharaltcr. Es war im Monat Januar, der Zeit des südlichen Hochsommers, als ich in Eachueir eintraf. Um stände brachten es mit sich, daß ich neben meinen bota- chen und zoologiichen Studien auch rniuciie vraris irieo, vie neis an um- zunahm. Eingeborene und fremde namen meine ,pisr iji nipniei). uno da ich von den Arme, besonders von den Farbigen, kein Honorar forderte, ward ich sehr bald nicht allein ein sehr gesuchter, sondern auch ein beliebter Arzt, wie inancsda nennt. Nach einigen Monaten brach in der Stadt das gelbe Fieber aus, die Geißel der tropischen amerikanischen Küste. Ich selbst erlitt einen Anfall, der indeß glücklicher Weise nur leicht war und vorüberging. Das gelbe Fieber ist eine schreckliche Krankheit. In 24 Stunden, oft in noch viel kürzerer Zeit, ist man dahin. Fünfzig Prozent der Kranken, manch mal noch mehr, sterben. Das Fieber be ginnt mit einem Druck in der Magen gegcnd, Kopfschmerz und Müdigkeit stellen sich ein, Krämpfe des Zmerch fclls. im Unterleib und Rücken folgen, Bluterbrechcn tritt hinzu, bis der Tod der Oual ein Ende macht. Eines Abends, bereits sehr spät saß ich in meinet Easa, einem leichtgebauten Fachwerlausc von Bananengebüsch um geben, als draußen Pferdegetrampel hörbar ward. Es hielt vor dem Hanse an, und gleich darauf trat ein Mulatte in mein Zimmer, der mir höflich einen Brief überreichte. In dem Briefe bat mich ein Eollcge, ein italienischer Arzt . F., sttr ihn sofort nach der Facenda der Donna Ermclindra I'ustodia zu rci ' ten, in einen Fall gelben Fiebers zu behandeln. Er sei dort Hausarzt, fühle sich aber selbst unwohl und bäte um Vertretung. Natürlich nur ich sofort bereit, denn der Arzt gehörte zu meinen näheren Bekannten. Ich versah mir mit Opiumtinktur. Tannin rtnft einigen anderen Mitteln und trat vor das Hau?. Drei Reiter warteten hier ans mich, ich bestieg; ein bereit gehaltenes viertes Pscrd und so setzte sich die Eavalcade so fort in schneller Gangart in Bewegung. Bon Zeit zu Zeit waren längs des ,?sln,n mit breniienien tackeln iiflwBfllt. die den Wca erbrüte. Zweimal wechselte ich unterwegs mein, Pferd aus dereilgehaltenen Relais. Ich erhielt durch alles das den Eindruck, , daß es sich um einen sehr vornchmcn ! Kranken handeln muffe. Endlich nach zweistündigem Ritte trafen wir auf der Facenda ein. Sie bildete ein langqe ftreölcs einstöckiges Hans mit Hoch hart, von aeräumiacn Berandas umgeben. Zablreiche gackeln brannten oz! dem Vorplätze, die innern Räume ' V.ren bell erleuchtet. Eine Anzakl feit- ?ch gekleideter Herren und Tarnen wcgt.m sich im EmpsangS-Taale und Der Jahrgang 16. auf den Berandas am Haufe. Es wun dcrte mich nicht, denn ich glaubte an ein Fcft, das durch einen Krankheitsfall eine gewisse Störung erleide. Eine prachtig aber etwas überladen gekleidete altere Dame empfing mich überaus arlig. Eavallero, sprach sie, Sie kennen Ihre Jnstrultion. Eilen Sie! Auf einen Wink ihrer Hand führte mich ein schivarzcr Diener durch einen langen Eorridor an ein Zimmer, das ich öffnete. In dem Zimmer lag ei Mann von mittleren Jahre auf dem Lager ausgestreckt. Er wand sich und krümmte sich in schweren Schmerzen. Er hatte das gelbe Fieber. Ich gab die nöthige Mittel und tröstete den Kran- ten, denn er lammerte und suhlte sich dem Tode nahe. Ich bin'Dom Justin von der Kaffeeplantage Santa Elara. Helfen Sie mir, ich lohne es ihnen mit Gold. So klagte und flehte er ei über das andere Mal und immer von !(,'! iem. Ich that, was ein Arzt thun kann. Besonders schwierig war es, den Kran ke in fitzender Lage im Bette zu crhal ten, denn das entsejiliche Glucksen s dem Magen herauf ein charakteristi sches Symptom beim gelben Fieber ließ keine andere Stellung z. Ich mußte den Patienten ununterbrochen in den Armen halten und stützen. Dabei ließ man uns ganz allem. Keine tecclc erschien, um sich zu erkundigen oder nach dem Kranken oder meinem edürs nisse zu sragen. Draußen in den Sä len weilte die geputzte Menge, um sich zu amüsiren, hier rang ein sterbender Mensch unter schmerzen ni,t dein Tode. Der Geqensa war grau flg. Doch ich nahm es nicht so schwer, weil nur der Eharakter der Leute bekannt war. Man ist in jenen heißen Ländern oft ebenso genumüchtig nd leichtlebig als furcht sam und herzlos. Nebenmenschen? Sie dienen nur als ffolium zum Ich, Unterdessen schritt das Fieber bei Dom Justin rasch vor. Der Fall war schwer, meine Kunst umsonst. Ich war gegen zwölf Uhr angekommen, um ei Uhr in der Nacht versaued der Kranke Als ich das Zimmer verließ, stieß ich draußen dicht vor der Thiire auf eine dort stehenden Mann. Ein breitträm piger Hut war tief in die Stirne ge zogen und hüllte das Gesicht in Schat ten; gleichwohl und trotz der unsicheren Eorridorbeleuchtling sah ich finstere Züge und stechende Augen, die starr ans mich gerichtet waren. Eavallero, wie steht es d'rinnen? fragte er gedämpft. . Todt. Soeben gestorben. Lassen Sie mich sehen, sprach der Mann weiter, schob mich kurzmeg bei Seite und trat in das Zimmer, die Thiire offen lassend. Er hob das weifte Tuch, das ich dein Todten über das Ge- licht gezogen empor, blickte einen Augenblick ans die Leiche nieder, deckte diese wieder zu und schritt langsam zu mir heraus. Ruhig und kalt sprach er: Es ist so. Er ist todt. Melden Sie das im Salon dort. Man erwur tet Sie. Gemessen sich verbeugend, ver schwand er nhörbar über eine nahe Treppe. Das Allcs kam mir elwas sonderbar vor; doch was ging es mich an. Ich durchschritt den Eorridor und trat in den Salon, wo die Gesellscha t och völlig beisammen war, in Gruppen saß, Kaffee trank und t nichte. Me Erscheine unterbrach jede Beschäftigung i erwartungsvoll schauten Aller Äuge auf mich hin. Die prächtig gekleidete alte Dame, die niich früher empsangen, kam hastig auf mich zu. Nun, Toctor? fragte sie fast athem los. Tom Justin ist soeben gestorben, er klärte ich feierlich. Die Wirkung meiner Worke war ganz anders, als ich nur immer erwarte konnte. Das Gesicht der Donna vor mir verzerrte sich zu einer haßersülltrn Fratze, die Augen blitzten Gist. Pfeil schnell sprang sie anf mich zu und griff mit den gekrümmten zehn Fingern ihrer Hände nach meinem Gesicht, dabei mit gellender Stimme Bermünschungen gegen mich ausstoßend. Sie haben mich belogen und betrogen, Elender! Ich Arme! Fluch Ihnen! kreischte sie, wie außer sich. Tabei accompagnirte ein Zheil der Gesellichan der Wüthenden mit lauten Drohungen gegen mich. während ein anderer Theil beschwich tigende Gcberden machte. Es war eine milddewegie cene. Ich wei nicht. was schließlich geworden wäre, da sprang zur rechten Zeit ein Eavuziner- paler hinzu, riß das rasende Weid zu ruck und rics wir zu. mich lchleumi.lt zu ! entfernen. Ein Diener nalun mist) heij der Hand und in wenigen Auge 'licken : j war ich aus dem ijiiic gezogn und ge- j riff,n, ich weiß nicht mie. Eine duiiiiej j (iifült, ich glaube, 3 wnr der Mann ' be-janf dem Eorridor vor der Tbnre de? ! Todten, flüsterte mir zu: Hier ist ihr! Beilage zum Nebraska Staats-Anzeiger. Pserd, Eavallcr. Eilen Sie fort, so schnell wie Sie können! Sausend ritt ich davon, denn der Fremde hatte meinem Pscrde och eine hcstigen Schlag mit dem Stock versetzt. Zwei Reiter beglei- Kte mich Mit brennende Fackeln, Ich wußte nicht, wie mir geschehen war. Ich hatte alles über mich ergehen laffcn müssen, denn Schlag aus Schlag wechselten öie Scenen, Ohne daß ich zur Besinnung kam. Erst jetzt während des Rittes, athmete ich ans. Was bedeutet das alle? Welchen Räthseln stand ich gegenüber? Waren die Menschen dort draußen verrückt geivorden? Oder was sonst? Grübelnd ritt ich dahin. Die Nacht war still und traumhast, die Luft klar, und wunöerbar hell schimmerten die Sterne voin tropischen Himmel her nieder, vor allem das südliche Kreuz, das geheimnitzvoU den Acthcr durch leuchtete, Allmählig beruhigten, sich meine aufgeregten Nerven, Ich hatte das Gefühl, einer großen Ge fahr ent- rönnen zu sein, und fast frühlich sah ich meine Easa vor mir austauchcn. Ger hälle ich och die mich begleitenden Rci ter befragt, doch sie waren Sklaven. Was wußte sie von den Gchcimnisje jener Facenda? So übergab ich ihnen stillschweigend mein Pferd und schaute ihnen ach, wie sie pfeilschnell n Nacht dunkel verschwanden. Dann trat ich in meine Easa es war beinahe vier Uhr Morgens um nach trauinbeweglen Schlummer am hellen Morgen zu er wachen. Sonne und Licht verscheuchten die Gespenster, frischer zieht durch ihrem Einfluß der Lcbensstrom durch die Ader. So war es mir. Niemals de handelte ich meine Patienten freund- licher und liebenswürdiger, als an je nem Tage, Gegen Abend trieb es mich hinaus; ich wollte meinen Stamm-Eafe besuchen, wo ich Freunde und Bekannte wußte. Unterwegs trat mir ei unbe kannter, doch augenscheinlich vornehmer Brasilianer entgegen. Er grüßte über ans höflich, firjrte mich einen Augen blick scharf und sprachr Eavallero, Sie sind der Arzt, der gestern Abend anf der Facenda der Donna Ermclindra Eusto dia zu thun hatte. Ich freue mich, Sie wohl ud munter z sehen. Danke sehr für die Theilnahme, er widerte ich mehr erstaunt als neugierig. Der Fremde fuhr aber fort: Hätten Sie ander gehandelt, als geschehen, so läge Sie beute eben dem armen Dorn Zustiuo todt unter dem Rasen. Ein Dolchstoß wartete Ihrer. Eavallero! rief ich und fuhr er schrocken zurück. Ruhigen Tones sprach der andere weiter: Es ist so. Sie haben der Fn milie des Toni Justino einen großen Dienst geleistet. Sie werden ein ent sprechendes Honorar in ihrer Easa finden, wenn sie -dorthin zurückkehren. Aodio! Mit vornehmer Vcrbciigniig entfernte er sich. Das wird ja immer interessanter, aber auch schrecklicher, dachte ich und trat in das Enfe. Es war noch leer; mir an einem Seitcntifche saßen zwei Herren, zugleich zwei Schwäger, ein deutscher und ei brasilianischer Kaufmann, Beide waren tüchtige, charakterfeste Männer und niir zugethan. Der Bra silier kannte nebenbei Land nd Leute nd wußte alle Familienverhältnisje von Land und Umgegend. Mit Wärme uns Freude reichte er rni, die Hand uns sprach: Sie flnd gestern Nacht einer großen icsuhr entgangen. Ich grntnlire herz lich. Wissen Sie das schon? sragte ich staunend. Der Kaufmann lächelte über legen, wie einer, der die Berwunderung seines GegeuüberS naiv findet. Und nun erfuhr ich folgendes: Donna Er melindra Euftona war Wittwe und Besitzerin einer große ffaffeeplanlage, die indeß vollständig verschuldet war. Jede Augcndlick konnte der Rnin her- einbrechen. Daher galt es. dem vorzu- beugen. TaS Mittel dazu bot ihre nicht nscböne Tochter Elvira. Es e- lang, einen ebenio reich n als einfälti gen Plantagenbefitzer Dom Justins in ihre Netze zu ziehen und gestern Nach- mittag sollte die Trauung m der Fa cenda der Tonna Euüodia vor sich ge!n. Alles ,ar bereit. Priester nd 'laste fanden sich ein. Da erkrankte! bfir ti,'i iii rtnln.tnh HWinlirtiim ti(.t. ' lich am gelben Fieber. Mai, war außer sich, einigte sich aber dahin, daß Die Zranuna am Bette des Erkranlten ae- fchcbcn solle, sobal der Hausarzt eine ' Zustand genüg' nd klaren Bewiifein? , festste!?. Darauf kam es wegen der rechtmäßigen Faltung der Zraumig an, j ?".t jungen Frau fiel mit voll sogener Trauung im Zo!rsi,:!lk ihres i,itin ! das ganze große Bermozen des Doin ' Justins zu. Xana sonnte die Ebe von reiten der ?. wandt,- des letzte j nrbüich nicht an -griff -i; meiden. Tr isarzt war Tr. H,,... en! Italiener. Eil-,g jagte n Pnlraukr i der Donna Eustodia nach der Stadt, um den Hausarzt zu holen und ihn in die Sache einzuweihen. Aber die Familie des Dom Justin war noch eiliger gewe- sen. Mit Hülse bestochener Diener der Donna erfuhr ste icden chritt der Ge. genvnrtei. Mehrere Verwandte des Bräutigams waren als Gäste ebensalls anwesend, und leiteten die Intrigue. Einige Minute vor dein Eintreffen des Pertrauten der Donna erließ schon der Abgesandte der andere Partei das Haus des DoctorS F mit der TodcSdro hung siir de Fall, daß dieser auf der Facenda erscheine. Der Doktor kannte den Ernst der Lage und wnßtc sich in seiner Angst nicht anders zu helfen, als sich krank zu stellen und mich mit seiner Vtcllvertretniiq Z beauftrage. Wie eS zuging, daß ich von dem einzig wich- tigen ltnistandc bei der ganze Sache, nämlich dem Heirathsplane imd der Trauung auf dem Krankenbette die geschehen konnte, denn der Kranke war lange völlig klar im Geiste und dispo-sitionSfähig- daß ich, wir gesagt, davon keine Kenntniß erhielt, ist mir unbe greiflich geblieben. Wahrscheinlich glaubte man. ich fei vollständig belehrt oder dic überstürzte Hast ließ es verges sen. i-o erschien ich ahnungslos auf der Facenda der Donna Ermelindra Eustodia, um die gefährliche Rolle eines vom Tode umlauerten stellvertretenden Hausarztes zu spielen, Eine kleine Wendung und ich wäre verloren gewe sen. Aber, mein Gott, rief ich entsetzt, wa für Geschichten sind das? Woher wisse Sie das alles? Von meinem Bruder Rodrigo, der es erlauschte, flüsterte der Kaufmann mehr als er sprach. Er ist Sekretär bei einem erbbetyeiligten Verwandten Dom Ju stinos. Wäre übrigens das gelbe Fieber nicht gekommen, so erwartete den Perstobeiie ein Dolchstoß vor der Trauung, Bon den eigenen Verwandte Eaval leros?. fragte ich. Von den eigenen Verwandten, nickte der Erzähler. Mir ward bei diesen Enthüllungen sehr eigenthümlich. Welche Leidcnschas ten entfesseln Geld und Habsucht! sprach ich erschiitiert. Da muß man sich auch wohl noch vor der Nachsucht der Donna Eustodia, deren Pläne mein ikcrhaltcn vereitelte, Huten? Ja, wenn sie hier wohnen geblieben wäre, bestätigte der Brasilianer. Sie übergab aber heute Nachmittag ihre Plantage den Gläubigern, um morgen iruh mit dem Damp Ich, nach Rio de Janeiro, ivo Verwandte wohnen, ltber- zu ikdem. .rotz dieser beruhigenden Erklärung wnr mir der fernere Aufenthatt derlei- det worden. Um eine ernste Erfahrung reicher, verließ ich bald daraus den Ort und schiffte mich nach Buenos Ayres ein, ?ic Eroberung von ötraßburg. (28. September 1H70.) Am 150. September 1081 hatten dic französischen' Generale LouvoiS und WontclaS anf ein Machtwort Loiiis XIV. die alte ehrwürdige Hauptstadt von Elsaß mitten im Frieden und ohne Schwertstreich dem deutschen Reiche ent- rissen. I seiner Wchrlosigtcit fügte sich Straßburg der Gewalt, und der Bürgerschaft waren die Vortheile uiid die Ehre, einem großen Slaale anzuge hören und von den Jämmerlichkeiten eines in Politische Ohnmacht und Unbe hililichleit versunkenen Gemeinwesens erlöst zu fein, das Schmerzensgeld sür die hart geschädigte und gesährdcte Na tionalität. An demselben Tage des Jahres hielt General von Werder in den VornuIIagsstundcn in Beglei tnng von aller Waffen seinen feierliche Einzug in die Stadt, dic während der 18; Jahre der Fremdherrschaft nienials ibren deutschen Eharntter verloren halte ud nun auch äußerlich wieder das wurde, was sie in'ihrem tieisten Innern nie z sein aufgehört hatte. Die Biir g, rschast bekundete eine durchaus fricd lichc Haltung. Die Tchreckenstage aber, die diesem weltgeschichtlichen Ereignis! vorangingen, Mrden den Straßdurger Nie aus dein Gedächtniß schwinden. Die Botsch'ist von Wör'.h war schon am Tage nach vieler Schlacht in Straß dnrg bekannt geworden. Die Deut schcn standen vor de Thoren: eine aiforderung an den Kommandanten tlbrich zur Ucbergabe wurde am 10. August mit der Erklärung zurückge wiesen, die Stadt werde sich auf s Äeußerste vertiieidigen. Das am l.i. August gebildete Belagerng?lorps!itcr !neral Wrder bestehend aus der b abiichcn Division, derpri!ßilcdcu!ardc .'andwehidiviston, der 1. Riservedivi licrn. einer Reserve - Zkavallcriebrigade. ,uß irtillerie-KoinPaziiien und ÜXH chw?ren GeschüM z seine Kicisc immer enger. Die erneute Weigerung Ro. 24. Uhrich's führte zum Bombardement, das am 2:!. August begann und drei Tage dauerte; die Mcnschlichleit miißtc vor der unerbittlichen Kricgsstrcnge zu rücktrctcu. Der Wille Uhrich's war eisern. Aber auch Werder war s Die förmliche Belagerung ivard be- schloffen; am !ZU. August war die erst, am 2. September dic zweite, am I:. eptember die dritte Parallele scrtig. Das Feuer der Belagcrungsartilleric war verheerend gctvcscii; die Werke der Angriffssront Oteinthm-) waren in un sörmlichc Erdhauscn verwandelt, das Innere der Zitadelle, die Vorstadt am Striiithore lagen fast vollständig in Trümmern; das Muscui und die Ge- läldcsaninilunq. das Stadthaus, das Theater, die große Finkmattkaferne, wo einst Louis Bonripartc bei seinem eisten Staatsstreich festgenommen worden, die Bibliothek mit 20U,ttM Bänden, dic Neutirche, das Ghiiinasium, die Koni- maildautiir am Klebcrplatz nd andeil öffentliche Gebäude wäre ein Raub der Flammen geworden, 41$ Häuser im Innern der Stadt vollständig zerstört, das Münster an mehreren Stellen bc schädigt. Aber auch jetzt erwiderte Uhrich auf den Vorschlag des Großher zogs von Baden, bei der Aussichtslosig seit eines längeren Widerstandes mit Werder in Unterhandlung elnziitrcte, daß er gezwungen sei, seinen persön lichen Neigungen und der von Menschen liebe eingegebenen Absicht, dein schreck- lichen Drama ei Ende zu mache, zu widerstehe." Dieser Man tvurde von sranzösischen Tagesblättcrn anfangs in die sterne erhoben, dann als Ber räihcr" gelästert, gcbrandinarkt und verstoßen. Endlich am 27. Scptcrnber ließ er, der Roth gehorchend und nicht dem inne reu Triebe, in der fünften Nachmittags stunde auf dem Münster und den beiden Bastionen I I und 12 dic weiße Flagge hissen. Noch in der Aacht zum 28. sriih 2 Uhr kamen die vom Ehef dcö Gcneral stabes Oberstlieutenant von Lcszczhnski deutscher- und vom Obersten Ducaffe französischcrseits gcsührten Kapitula tioiisverhandlungen bei Königshoffen znm Abschluß und wurden in Mundols heim von Werder vollzogen. Dic Be dingungcn sind den nach Eedan gcstcll ten gleich. In der Mittagsstunde des selben Tages öffnete die große fran Lösifche Aheinfcstiing dem Bctngcrcr ihre Tliorc. Der Borbeimarsch der kricgs gefangencn Besatzung fand am Glacis vor dem Nationalthore statt, anfangs in ziemlicher Ordnung; bald aber ent fernten sich US den Reihen zahlreiche Berauschte, verweigerten in buntem Ge wirr den Offizieren den Gehorsam, zcr schlngcn ihre Waffcn und marscn sie in die Festnugsgräben. An der Spitze der Truppen schritt der Gcncral Uhrich, zu dessen Ehren der Großhcrzog von Bade und Gcncral von Wcrdcr vom Pfcrde sticgc, um ihm entgegenzu gehen. So war denn Straßburg Teutsch land wiedergewonnen; als fester Bau stein ist es dem mächtigen Teutschen Reiche eingefügt; es hat aufgehört, wie es Guethe och zu seiner Zeit bezeichnete, halbfranzösisch" .zu sein, und mit fren diger Genugthuung können wir heute nach fünfundzwanzig Jahren sage, daß es dein Dcntschthum zum guten Theil wiedergewonnen ist. (stlinesischc Schwiegermutter. Aus einem Buche, das Herr von Brandt, dcr frühere langjährige Per treter des Deutschen Reiches in Ehina, soeben unter dem Titel Sittenbilder aus Ehina" veröffentlicht hat, entneh men wir solginde Betrachtung über die chinesische Schivicgermutier Schwie germütter verdienen in Ehinn den schlechten Ruf, den sie in europäischen Ländern so nnverdientcrmaßcn genießen: indessen liegt die Schuld dahir wohl auch in Ehina nicht ausschließlich an ibne. In keiner den niederen Klaen der Bevölkerung angehörenden Familie wird siir die Erziehung der Töchter, nicht in unserem Sinne, sonoern in Be- treff ihrer Ausbildung in den häus- lichen Obliegenheiten, auch nur das Geringste gethan, da Vater und Mutter a doch wiffcn. da sie den Lohn ur die auigeivandte Muhe nie ernten werden. Die Ausgabe, das m dic'cr e'ehunq ; Versäumte nachzuholen, fällt also ans-1 schlußlich dcr Schwiegermutter zu, ndj Die Wittwe antwortete, sie habe ei es mag derselben ot genug nicht zu ver- nen Sohn, einen sehr auigeweckten denlen sei, wenn ihr die Geduld dabei Ilcincn Buben, dem sie eine bessere Er reißt. Im Allgemeinen wird man aber! Ziehung geben möchte, als ihre Mittel nicht fehl gehen, nn man das Loos einer iiiugcn ,,rau als Ichtimmcr. wie das der niedrigsten Dienerin bezeichnet, j lioch tra'.iriger freilich gestaltet fit, das ' -chickial des Mädchens, das cii Kind. ; l,,!, vm wenigen Jabrcn. i das ! Ha.i- ihrer zukuni'.igin SchmiegenUem aulgcnommn wird, um do,t d:.' . ',"., bis zur Ho.bieit juznbringcn. Es ist, dies eine nur unter den ärinftc;, lagen ! herrschende Sitte, da für ein solche Mädchen mir ein sehr geringer Kauf preis entrichtet zu werden braucht. In beiden Fälle giebt es für die Braut wie für die Frau keinen gesetzlichen Schutz, sie kann freilich in ihre Familie zurückkehren, aber ihr Uutcchalt würd den Mitgliedern derselben zur Last fallen, und sie Ivürde schon deßwcge sehr wenig willkommen sei; ihr bleibt, m Mißhandinngen zn entgehen, fast nur ein Mittel, Selbstmord, nd die Zahl der jnngen Frauen, die z dem selben greisen, ist jährlich keine geringe in Ehiiia. In der Furcht vor einem solchen Entschluß des Opfers liegt zu gleich thatsächlich der einzige Grund, der einer Schwiegermutter ihrer Schwicger tochtcr gegenüber eine gcwiffc Rücksicht anscrlegt. Im Falle eines Selbst niordeS ist dic Familic, wclchcr die Ver storbene als Mädchen angehörte, ge- zmungc, um nicht, wie der Ehinese sagt, das Gesicht z verlieren", die Sache auszunehmen, nd es kommt dann zu Zwistigkcitcn, dic oft den Eha rnktcr Ivahrcr Kämpfe eines Geschlechts, gegen das andere annehmen, oder zu gerichtlichen Perhandliiiigen, die stet sehr kostspielig zu sei pflegen. Die Furcht vor diese Eventualitäten" legt vielen bösen icbcn eine Zurückhaltung auf, die sie sonst sicher nicht besitzen würden. Für eine junge Frau giebt es freilich ei Mittel, das ihr aus reichenden Schutz und mehr als das ge währt; wenn sie nämlich die Fähigkeit besitzt, zu jeder Zeit und bei dcr gering-, ste Veranlassung einen solchen Lärm zu erheben, daß, wie der Ehinese sagt, Riemaiid mehr weiß, wo Osten oder Westen sei, Menschen nd Pferde um fallen. Berge zittern und die Erde bebt. In dem Falle ivird sich selbst dic böseste Schwiegermutter besinnen, den Sturm zu entscffcln, nd die junge Fra wird bald unumschränltc Hcrrschcri in der Familie sei. ZZ-gendcr originellcl- Vorfall aS dem Kriege 187071 wird vo einem Veteranen als verbürgt mitge theilt: Eine deutsche Feldwache hatte gegen den Fein) zwei Mann auf Bor postc zu schicken. Bald darauf sahen diese Soldaten sich von dreißig Franzo sen umringt, tvelche sich in einem nahe gcligenen Gebüsche herangeschlichen hatte. Von Seiten der Franzosen wurden die Teutschen zur Kapitulation anfgcsordcrt, die aber gar nicht nach dem Sinn der Teutschen war, und einer derselben ersann in diesem Moment eine Kriegslist, welche einzig in ihrer Art dasteht. Unter den Franzosen befand sich ein Eisässcr, welcher dcr deutschen. Sprache kundig war und deshalb Toi inetschcr siir die betreffende Untcrhal--tnng spielen mußte. Der Teutsche machte nun den Franzosen folgenden Vorschlag: Welchen Nutzen habt Ihr als Franzosen von unserer Gesängen nchniung, denn Ihr habt für Euch nichts zn eilen, viel weniger für zwei deutsche Gefangene mehr ich schlage Euch deshalb vor, mit uns zu kommen und will dafür sorgen, daß die Bedürf--. issc Eures Magens beim Uebertritt zu unserer Fcldwachc einmal voll und ganz bcsricdigt werden sollen. (Deutlich ttu gen die französischen Gesichter den tem Pcl des HuiigcrlcidcnS). Ter Elfäffer übersetzte darauf dcr französischen Truppe das cbcn gemachte Ancrbictcn und nach kurzer Berathung von weiten der ran zoscn Willi .itcn diese ein, daß sie unter de gestellten Bedingungen zur Haupt wachc mitgehen würde. Gesagt ge than! Welches ktauncu und Gelächter von Seiten der deutschen Soldaten der Feldwache! Zwei Soldaten cskortntcn 30 bewaffnete Franzosen; diese müssen dic Waffen niederlegen und bekommen satt zu essen." Der Großhcrzog von Mccklenburg-chwerin soll dein Eriinner dcr Kriegslist späicr eine goldene Uhr geschenkt habcn. Lchicksalswege. Zu Ende dcS vorige Jahrhunderts lebte in Forfarshire in Schottland eine arme Witime, welche sich und ihre Sohn mühsam von dem Ertrag eines kleinen Töpserflandcs ans dem Markt ernährte. Es war eine Zeit, wo die vornehmen Herren noch wilder lebten als heutzutage und das Städtchen war an j)ie tollen Streiche und Späße eines benachbarten Edelmannes, des Lord Paninure, gewöhnt, welcher noch scbr jung zur Pairsivürde und einem unqe heuren Vermögen gelangt war. Man wunderte sich daher nicht eben sehr, als eines Abends der bescheidene Kram der armen Wittwe in überiiiülhigcr Wein laiine umgeworfen und in tausend Stücke zerschmettert wurde. Der Frevler war Lord Paumure. Am nächste Morgen machte die Wittwe Seiner Herrlichkeit ihre Auf Wartung, und die Schadcnrechnung ward sehr bald zu beiderseitiger Zusrie denbeit kcstgcstellt. Und nun, meine gute Frau," sagte der Zerstörer der Töpferwaare, kann ich sonst noch etwas für Euch tbun es erlaubten. Lord Panniure versprach togieiq me krioroertioze 4,'iiie. i I leine Joe tvurde geholt, seine Zntelli genz ward bald anerkannt und er ward in eine ausgezeichnete osientliche schule qeichick!. .,es war der ntang einer langen Laufbalm voll Thätigkeit und t'-ti.cn. .cr kleine Bude, der ohn der aiinen . Zopiersimtiive war Hume, der bekannte Arzt und Politiker. V J