Image provided by: University of Nebraska-Lincoln Libraries, Lincoln, NE
About Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901 | View Entire Issue (Oct. 31, 1895)
' Zwei Riisse. Himivrcskc l,on tftnil Pcschta,,, Aline war ttofe ihrer achtzehn Jahre no eins icncr Wc,cn, die andere oelst jehnjähriqe Mdche hochmiithig als ..Backjischc" bezeichnen. Auf den, ein ' jamen Landgute ihrer Mutter ansgc malliien. nr i,n Verkehr mit ihr und einer alten Gouvernante, hatte sie sich die an irische und Lebendigkeit bc , wahrt, die ihrem kindlichen Gemiith zu eiarn war nd die von der Landschaft, in deren Mitte sie c,rosj wurde, auf sie üderaeaanaen zu sein schien, Ticse runbcwaldclen Hügel mit ihren der worrcncn Zickzackivegen, die den Frem- den gar ost statt zu dem ersehnten Aus sicktSvunlte wieder neckend zurück in'! Tbal iiihrten, diese klaren Bache, die der braunen ffelsarund dahinspran en, bald lachend und kichernd mit dem Gerö spielten und bald sich heimlich und still zw, chen VcrgiNineinniqd bilschendahindrünglen, diese Mohnfeldcr mit ihren bunten, ci,a,cn Biuiyen und diese weiten, grünen Weidcflächen, auf denen IvcifiC Kühe grasten, dieses einfache, aber zierliche Vors mit leinen rothen Ziegeldächern und seinem schlan ken grünen Kirchthurm dieses ganze muntere Bild war voll von Beziehungen zu Aline's Gestalt, an die freilich Nie mand dachte, als der Sohn des Echuk lchrcrs, denn das war der einzige Poet, der von Zeit zu Zeit in den Ferien monatcn nämlich nach Buchen kam. Mit ihm hatte Aline als Kind gespielt, mit ihm gcmeinsani den Hal ter" begleitet, wen er die Kühe auf die Weide trieb, mit ihm hatte sie Forellen im Bach und Schmetterlinge auf den Wiesen gefangen, und mit ihm machte sie die tollsten Kletterpartien durch die Waldschluchtcn, von denen sie zum Ent setzen der Gouvernante nie anders, als mit bcschmuKtcn Schuhen, zerrissenen Kleidern, .zerzausten Haaren und er kratzten Wangen heimkam. Dann wurde dieses kindliche ssreundschaftsverhültniß dadurch abgebrochen, daß Richard zum Besuch des Gymnasiums in die Stadt und dann zu jenem der Universität in die Residenz zog. In den Ferien frei lich sah man sich wieder, aber der Ton, in dem man miteinander verkehrte, war nicht mehr der alte. Richard trug ein buntes Käppchen, und Aline's Kleider reichten nun schon fast bis zur Erde. Zu Richard sagte man junger Herr" und zu Aline Fräulein". Zu lang welligen Spaziergängcn unter dem Schutze der strickenden Gouvernante konnte sie sich aber nicht entschließen, und so zog sie sich von den. Freunde ihrer Kindheit lieber ganz zurück und machte ihre Klctterpariicn und Wald fahrten allein, fischte allein nd fing allein ihre Schmetterlinge, suchte Hasel nllsse und Brombeeren und vertrieb sich auein die Zeit, wie s ihr eben qc icl Natürlich konnte sie es nicht vcrmci- den. daß ihr Richard hier und da be gegneie. Dann begrüßte man sich grinlich, iprach von unintcrcfsantcn ngen und war endlich froh, wenn sich die Wege wieder trennten. Und doch blieben beide dann wieder stehen und sahen sich nacheinander uni, hesiig er- schreckend, wenn sich nun die Augen so plötzlich begegneten. In der letzten Zeit aber war das Verhältniß geradezu peinlich gewesen. Beide crrötheten, wo sie sich trafen, beide suchten sich und hen, wenn sie sich fanden, beide dach- i ärgerlich aneinander und dachten och immer aneinander. Beide waren fie eben verliebt, aber Richard, ein schüchterner Mensch, hätte sich selbst unter Anwendung der Folter kein Wort Ml Liede entreißen lassen, und Aline konnte sich über ihre Gcsühle gar keine Rechenschaft geben. , Ja, sie ließ sogar da und dort ein Wort fallen, daß Richard ganz anders geworden und daß sie ihn nicht mehr leiden möge. ahmend nd durch's Zimmer marschi rcnd, in parodircndcm Tone sang! Ich heiß' Marcel von Flock, Geh' g'radc wie ein Stock. Hurra, hurra, hurra!" so setzte die Mutter daö doch einzig und allein auf Rechnung des jugendlichen Ucbcrinuths. In der That var Aline, so ost Herr v. Flock in Buchenau var, in dessen Nähe, Sie hatte ja so Vieles zu sragcn, und Onlel Marcel wurde nie ungeduldig, wie die Mama und die Gouvernante, er antwortete immer, auch wenn Aline nicht viel mehr wissen wollte als den Grund, warum dcr Him mel blau und die Bäume grün sind, nd warum es nicht umgekehrt ist. Onkcl Marcel verstand sich auch vor trefflich auf das Fangen von Heu schrecken und das Ausgrabcn von Re genwürmcrn, Dinge, die Aline für ihren Angelsport stets bcnöthigte. On kcl Marcel ließ sich aus alle Berge schleppen, er war vorzüglich zu ge brauchen zum Herunterlangen von Ha sclniisjcn, die für Aline zu hoch hingen, und er scheute die Stacheln der Brom beerheckcn nicht, wenn es galt, eine ver spätcte Erdbeere für sein Nichichcn zu pflücke. Kurz und gut, Onkel Mar cel war ein Ideal, und Aline bedauerte wiederholt, daß nicht alle Menschen auf der Welt ihrem Onkcl Marcel gliche. Nichtsdestoweniger hegte Frau v. Wal lerftcin doch einige Zweifel, ob Aline auch geneigt sei, dem Onkel als Gattin zu folgen,' und sie begründete diese Zmeiscl mit den doch etwas vorgerückten Jahren des Cousins. Dieser sah er staunt empor nd fragte: Ja, treue Cousine, was meinst du damit eigentlich?" Ich meine, daß du den Fünfzigern entgegengehst, wahrend Vlltnc erst acht zehn Jahre alt ist." Erlaube mir, theure Cousine, dich nicht zu verstehen. Ich bin allerdings neunundvierziq Jahre alt, aber das sind doch die schönsten Jahre beim Manne." Du magst ja recht haben, wenn nur Aline auch die er Ansicht ist." Aline da mach' dir keine Sorge, Nein, theure Cousine, du bist weltlichen Dinge zu sehr entrückt, sonst würdest du nicht nicht so ganz blind sei, . Er erhob sich und lachte einen schritt vor den Spiegel. Ich will mir nicht schmeicheln, aber ich glaube auf ein weibliches Herz noch einigen Eindruck machen zu können. Zeige mir einen Gelbschnabel, der es mit niir ausnehme kann an Strammheit. Ah, theure Cousine, und unser Schnurrbart ist auch noch schwarz. Donner und Doria, ich möchte das Mädchen sehe Aber warte nur. Was gilt die Wette? ich bin zu allem bereit. Die Sache ist zu ernst, um zu wetten Du hast vollkommen freie Hand und kannst noch heute mit Aline sprechen.' Gut, dann will ich es sofort thun Donner und Doria vorgerückte Jahre!" Dort kommt Aline vom Karten O, ich verstehe Dich ganz gut, On kelchen." Du hast vielleicht schon nachgedacht über die Liebe?" Ueber die Liebe? Nein. Onkel, das habe ich nicht,.,." Sie wischte sich rasch eine Thräne aus dem Auge. Es Die Mutter Aline's, Frau v. Waller ' Kein, war die Wittwe eines im Kriege gefallenen Offiziers, die von ihrer be scheidenen Pension leben mußte und sich deshalb, sowie aus Trauer über den Tod ihres Gatten, den sie noch immer beweinte, aus ihr mütterliches Erbtheil, das kleine Gut Buchenau, zurückgezogen hatte. Nun, da Aline jenem Aiter entgegenging, wo man an die T'ersor gung" der Mädchen zu denken beginnt, quälte sie hänsiger als je die Sorge um das Schicksal ihrer Tochter. Sie hatte ihr zwar eine sorgfältige Erziehung ge geben, aber sie verhehlte sich nicht, daß weder die Kenntnisse noch der Charakter Aline's dazu angethan waren, um den Kampf mit der Welt aufzunehmen. Ein Mann für sie aber konnte sich hier in der Einsamkeit nicht sinken. Dazu mußte man in die Stadt, man mußte esellschaft geben und Gesellschaft de suchen, und die an ihre Ruhe gewöhnte, fnnsühliae und empfindlich gewordene nun Frau litt schon jetzt unter dem Gedan ten, daß sie ihrem Kinde zu Liede doch i naher Zukunft ihr Leben werde indem müssen. Es war ihr deshalb nicht ganz unwillkommen, wenn auch überrajchend genug, daß ihr Better, der pensionirte Rittmeister v. ?!of, eines Zoges um Aline's Hand an!, lt. Herr A. Flock, ein wohlhabender Junggeselle, kam von Zeit zu Zeit nach Buchenau zu Besuch, und wenn n bchauptete. die Neigung Aline gewonnen zu haben, so war dies durchaus nicht unwahr jcheinlich. Frau v. Wallftem hatte .genug Beweise, daß Aline dem Onkel sehr ,,ig lban war. und wenn diese auch gar houng. des Onkels Haltung nach- Ein paar Minuten später saß Onkel Marcel seiner Nichte gegenüber in einer schattigen, von mildem Dutt erfüllte Clematislaube. Er bemiilite sich so stramm als möglich dazusitzen und sei nem Antlitz den liebenswürdigsten AuS druck zu geben, dessen er sahig war. Und so war es ein eigenthümliches Bild, in dem dunklen Grund der von Eon- ncnlicht umglänztcn Lailbe die beiden Gestalten einander gegenüber zu sehen: Aline zierlich und beweglich, bald mit den Händen die offenen braunen Locken aus dem Gesichte zurückstreichend und bald wieder aus dem Körbchen vor ihr Blume an Blume reihend, bald mit dem Taschentuch eine zudringliche Wespe verjagend und bald mit ihren fröhlichen, schclmisch-blaucn Augen einem schönen Falter folgend, der um die Eleniatis blüthcn koste: und dann die stcije, e- rade aufgerichtete Gestalt besaiten Ofsi ziers, der nur manchmal vorsichtig nach dem hohen Stehkragen griff oder dem Schnurrbart crneuten-chwung gab und dabei seine Nichte derart anstarrte, daß diese endlich laut auflachte. Was hast Tu nur heule. Onkel? Tu bist so komisch." Ich bin im Gegentheil lehr ernst. theure Aline." Ernst und warum?" Ich sprach mit Deiner Mama so- eben davon, daß Tu daß man merkwürdig. Ich bade doch genug Liebesgcschichtcn gelesen und sie hei ratheten dann immer am Ende. Tu hast recht, Onkcl aber ich habe noch nie an's Hcirathcn gedacht." Noch nie?" Noch nie. Da muß man ja auch zuerst lieben. Und selbst wenn man liebt sich, Onkelchen, man kann sich doch auch lieb haben und gar nichts da von sprechen." Onkel Marcel richtete sich noch stram Hier auf und ließ fei Auge, das noch eben wohlgefällig über Aline's an muthigc Gestalt geschweift war, auf ihrem Antlitz ruhen. Sie senkte den Blick und erröthete. Da lief es dem Onkel wie Feuer über den Körper, das Blut schoß ihm zu Kopf und er schrie im Comniandotone die Worte heraus: Das darf man nicht." Aline erschrak, und Onkcl Marccl streichelte rasch, wie zur Beruhigung, wieder das kleine weiche Händchen. Jetzt ivar es eigentlich an der Zeit, ihr's zu sagen, aber er fand kein Wort. Sein Herz schlug so heftig, wie es in keiner Schlacht je geschlagen. Er fühlte Schweißtropfen auf der Stirn und fuhr sich mit der Hand über das Haupt, gar nicht daran denkend, haß er die so sorgsam über die Glatze gekamniten Haare gänzlich verschob. Warum kam sie ihm auch nicht entgegen? Warum sah sie ihn nicht schelmisch und heiter an wie sonst, sondern so merkwürdig ernst. und warum fragte sie jetzt in so seltsam zweifelndem Tone: Das darf man nicht?" Er ärgerte sich Über diesen Zweifel und siihr heftiger Über das Hündchen. Nein, das darf man nicht. Man muß aussprechen, was man ans dem Herzen hat, sonst wird man unglücklich für fein Leben. Wenn man sich lieb hat, sagt man sich's und heirathet. Donner und Doria, warum soll man sich's nicht sage !" Und kann auch das Mädchen cs sagen?" 'Warum nicht? Es ist ihre Pflicht, wenn " Der Onkcl ärgerte sich über sich selber. Wenn der Mann zu feig ist, dann soll das Mädel den Muth haben. Und das sieht sie doch gleich, ob einer ihr gut ist " Sie nickte mit dem Kopf. Nicht wahr, das will ich meinen. Darum muß man's ihm sagen, Donner und Dora, man muß es ihm sagen, und dann ivird gchci rathet," Onkcl Marccl war es plötzlich, als ob er in den Himmel versetzt würde. Ein Blumenregen fiel auf seinen Schooß, zwei weiche Arme schlangen sich um seinen Hals, braune Locken sielen über seine Wangen, und die lieb lichsten Lippen legten sich auf die sei- neu. Solche Wonne war nicht von dieser Welt. Daß ein Kuß so schmecken konnte, dessen entsann er sich gar nicht mehr. Aber das währte nur einen Augen- blick. Dann hörte er ein leises Dank, Onkcl!" Der Engel verschwand, wie von einem Windhauch fortgetragen nd er war wieder au! der Erde. Aline grüßte ihn von Weitem, aber nicht so herzlich, als er es erivarlet hatte. Sie sah eigentlich erregt ans, ihre zarten Wange waren lebhaft ge rathet, und ei feucbtrr Glanz strahlte aus ihren Augen, Was dcnlst Tu Tir eiqent- lich unier Hcirathcn?" Darüber habe ich noch nie nackige- dacht, Onkelchen. Aber ich gestehe Dir gern, daß ich s wissen möchte. Warum heirathet man eigentlich?" Ich will versuchen, Tir's zu erklären. Aber gieb mir einmal Tein Händchen. So. Tu solltest Handschuhe tragen, sonst wcrdcn sie noch ganz braun. So, flehst Tu, er streichelte die kleine, weiche Hand und sah da etwas ernster gewordene Mädchen schmunzelnd i sie vcrnünstiq wird. an siehst Tu. es giebt Fälle, wo .Kommt Zeit, kommt Rath, theure ein Mann und ein Mädchen sich so lieb Cousine. Tu erlaubst, daß ich mir Kurze Zeit später faß Herr v. Flock behaglich lächelnd seiner Koustnc gegen- über und erzalilte von dem Gefecht, aus dem er eben als Sieger hervorgegangen wäre. Bonner und Doria, es war eine heiße Schlacht," so schloß er seinen Be richt, aber der Lohn, theure Kousine, brennt mir noch jetzt ans den Lippen. Ja wohl, theure Kousme, ja wohl. Mit Nkunnndvierzia Jahre ist man noch nicht so vorgerückt, daß man die Wonne eines Kusses von schönen Lip pe nicht noch ganz und voll empfinden könnte." Frau v, Waklcrstei lächelte. Ich habe nie daran gezweifelt, daß dein Herz nicht gealtert ist, lieber Mar ccl. Aber merkwürdig erscheint es mir immerhin, daß Aline so schnell " Merkwürdig oder nicht ich habe deine Einwilligung. Natürlich. Aline soll nach wrcin Herzen wählen, wenn sie nicht eincn angciischeinlichcn Mißgriff thut: das habe ich mir schon vor Jahrcn vorge- nommen, und das war auch die Mci- nung des armen Philipp. Aber wo sie nur so lange bleibt?" Die Scham, die Scham, theure onfine. Bedenke der erste Kuß ! AH, ich fühle ihn noch Sie war icuerroth. als sie floh Ticse ent zückende Nöthe ! Ich lief ihr nach, aber das Mädel ist der reine Wirbel wind. Zwei, drei Schritte und sie war verschwunden." .Was sie nun wieder treibt ! Zeit ist es, daß man ihr die Zügel anzieht, dazi haben, daß sie immer bei einander fein möchten. Kannst Tu Tir das denken?" O ja das ist nicht so schwer." .Nun siebst Tu. Man lebt getrennt unz fühlt sich doch immer zu dem an dcrn gezogen. Selbst wenn man ein mal bo!c geworden ist, schmollt das kannst Tu ja auch, kleine Kaxe man fühlt doch eine gewisse Sehnsucht, und man ärgert sich, wenn das andere nicht durch die gleiche Sehnsucht einem ent gegcnqcfuhrt wird. Ich weiß nicht, ob ich mich klar genug ausdrücke " eine Cigarre anzünde. Wie oft noch dann wird es Aline thun. Es ist doch so übel nicht, Ehemann zu sein." Er rieb sich die Hände, hielt aber plötzlich inne, denn er sah in der Ferne aus dem Laubgang des Parkes die Ge stalt Aline's hervortreten. Man faß auf der Terrasse vor dem Hause, wo der Kaffee scrvirl worden war. und Onkel Marcel sprang nun rasch empor, eilte ein paar Stufen hinab und ging seiner Nichte' so schnell entgegen, als es ihm seine etwas stcifcn Glieder erlaubten. Onkel Marcel, der mit der Absicht gekommen war, scinc kleine Braut in die Arme zn schließen, sühltc seinen Muth sinken und begnügte si, ihr galant den Arm zu reichen. Dann, um doch das Gespräch zu eröffnen, sagte er: Du bliebst lange aus." Ja, lieber Onkel, du bist schuld daran. Er sah sie glücklich lächelnd an nd druckte ihre Arm. ES ist also alle in Ordnung?" fragte er dann mit einem bednnungs vollen Blick. ;iil, Onkelchen, alles, wie du mir gerathen hast Ich Hab's ihm gesagt !" Ihn? Wer was? Was soll das " Ihn Richard," Onkcl Marcel siihr zusammen, wie vorn Blitz getroffen. Ri chard?" Ja. Als du mir so die Liebe er- klärtest, da fühlte ich, daß ich ihn liebe. Und als du mir dann so in's Gewisse redetest, da fiihlte ich auch, daß du wahr sprachst. Und mein Einschluß war so fort gesaut. Wir inachen ledcn Tag zur selben Zeit den gleichen Spuzicr- gang abcr wir habcn nic ein Wort von Liebe gesprochen. Jetzt abcr mußte ich s ihm sagen. Und ich that, Onkel, wie du mir ricthest, ich sagte es ihm , , , Aber Onlel, was liast du?, . . . " Eine Mücke, nichts, nichts " Er wandte sich um und wischte sich die Thräne aus dem Auge. Er hatte ein weiches Herz, und er hatte cs ganz an das kleine Mädchen verloren. Er ist wohl recht jung, dieser Richard?" sagte er nach einer Weile. Ja, er paßt gerade zu mir. Bier- ndzwanzig Jahre." So da paßt cr freilich zu dir.' Was giebt cs?" fragte jetzt Iran v Wallei stein, die inzwischen näher gekoin- nie war. O, nichts, nichts," erwiderte dcrOn kcl. Aline hat sich nur verlobt." Perlobt das weiß ich ja," Das weißt du, Mama?" Onkcl Marcel zupfte seine Cousine am Kleid und sagte rasch: Ich habe Mama Andeutungen gemacht." Und dann fuhr, er, zur Mutter gewendet, fort: Ja. es ist so. Aline hat sich verlobt. Und nun können wir dir auch dcn Bräutigam nennen. Er heißt Ri chard " Richard Bcckcr du weißt ja, Mama Es ist auch alles ganz in Ordnung. Du brauchst nichts zu siirch tcn, Mama, wir könne sofort heira then. Richard hat heute sein Anfiel lungsdekret als Lehrer am Gymnasium bekommen nd " Frau v. Wallerstein unterbrach sie heftig: Und alles ganz ohne mich! Das ist doch " Tu vcrqint, theure Cousine." be- merkte Onkel Marccl, daß ich deine Einwilligung habe. Was ich sonst le sitze, soll auch dcn Beiden gehören." Und dann fuhr er, heftiger werdend, fort: Donner und Doria. ich hoffe. Cousine, du bleibst deinen Entschlüssen treu, wenn dieser Richard Becker sonst kein Mißgriff ist. Vorgerückte Jahre hast du ,a nicht zu velürchten. Ich kenne Richard und schätze ihn. Er ist ein sehr ernster und gediegener junger Man, Ich habe alo nichts da gegen. Hier meine Hund." Sie faßte die Hand des Vetters, und drückte sie herzlich mit einem langen. vielsagenden Blick. Tann sagte sie zu dem Mädchen: Nun danke aber auch v dcm Onkcl er verdient es." Und wie eine Stunde zuvor suhlte Onkcl Marccl wicdcr zwei weiche Ar,ne seinen Hals nillammern, braune Locken schmiegten sich an scinc Brust, und die lieblichsten Lippen legten sich auf die seinen. Aber diesmal lächelte Onkel Marccl nicht, sondern er lveintc, und er hatte auch nicht das Gesübl. als ob er im Hininicl wäre. Zwei Kiisje von den selben Lippe und doch so verschieden! Der Lall Schnäbele. Huino: caU von jtuno Rübezahl, Donnerwetter noch 'mal, nun wird mir's aber zu dumm ! Schon seit fünf Minuten wirft der Kerl sämmtliche Stiesel in der Kummer herum, ohne ein Paar zu finden, die zu seinen krummen Haxen paen!Na, hr hast Tu jetzt ein Paar, die müjic'i Tir recht sein ! Keine Widerrede, verstände? Wie ein geölter Blitz wirst Du i diese Klauenfuttcralc hineinfahre oder " Tcr eine paßt, Herr Unteroffizier, abcr der andere " Wird und muß ebenfalls paffen! Marsch hinaus aus der Kammer !" Mit überraicheiidcr Schnelligleil flog dcr Musketier Schnäbele zur Thür hin aus, während Iiintcrdcr die zusammenge bundenen Stiefel folgten. Tann siel die Kammertbiire krachend zu. Per dutzt hob Schnäbele die Stiefel vom Boden auf und zog damit ed. Es war auch die höchste Zeit dazu, Sckon cicf man unten im Korridor .Antreten !" 7er gestrenge Herr Oberst wollte nämlich beute im Kasernenhof die Kompagnie bkftchtigen. und da war es doch nöthig, daß man die Leute minde- stcns eine halbe Stunde vor Beginn zusammentrommelte, in sie auf das wichtige Ercigniß gebührend vorbereiten nd hauptsächlich den Anzug ordciillich revidircn zu können. Musketier Echnäbclc machte sich eiligst fertig: bald hatte er die neu verpaß ten" Kommisstirscl am Fuß, wobei cr die Beobachtung machte, daß sie gliick lichcrwcisc nicht zu klein waren. Noch einige kühne Striche mit der Wichsbürste darüber, und er konnte in glänzender Verfassung draußen auf dem Gange mit den Kameraden antreten. Dcr Korporalfchaftöführcr über schaute mit kritischem Auge scinc Schutzbcfohlcncn. Hier war eine Hals binde nicht sest genug angezogen, da deren Inhaber nach' athmen ' konnte; dort faß ein Helm nicht ganz richtig, weil der oberste Theil des Besitzers noch nicht vollständig die Form dcr kricgcri scheu Kopfbedeckung angenommen ; ei,i anderer hatte einige Slänbchen am Rock hängen : ein vierter wies sogar einen mangelhaft geputzten Knopf auf. Kurz, cs war Alles nicht so, wie es sein sollte. Wetternd und fluchcnd und utcr An ivendling der üblichen Kosctitcl vollzog sich die peinliche Visitation. Melden !" rief jetzt der Feldwebel, und die Soldaten athmeten erleichtert ans. Stillgestanden!" kommandirtc der Korporal, dann trat cr an den rechten Ringel und iah in die Richtung. Schnäbele, linken Fuß zurück! Zum Kukuk, stecke Sie doch den rechten Fuß ciwas mehr vor I alt iet." Vie .orporal cha tssührcr melden! mahnte der Feldwebel wiederholt. Die llnlerosiiziere machten ihr, ''.wioimg. Hinnnterriicken !" befahl die Korn paqniemuttcr. Auf dem Kasernenhofe formirte der n'ldwebel die Kompagnie nd sah die Stellung nach. Musketier Schnäbele, nehmen Sie dcn rechten Fuß vor ! Na, nun läßt er den Iintcn Hackcn wicdcr zurückstehen, Linken Fuß etwas vor. Stimmt wie der nicht ! Sie Millioncnrindvieh stellen wie enölich " Der err leuienanl lomml ! ' riet dcr älteste Sergeant. stillge standen ! Das Monocle ins Auge gedrückt nd den dün.ien, zu wohlgepflegten Schnur darrt kokett zwischen den Fingern drc hend, ahm Lieutenant v. W.'dic Wltl d'ing entgegen. Dann blickte er in die Linie. Schnäbele, linken Fuß zurück." schnarrte er, zu viel ! Strecken ja den unten Hrnteti mich hinten! Rechten Fuß etwas zur,,! Sehr ichlcchtc Stcl lima! Ae, lchon wieder nicht richtig Das Rhinoceros will uns heule sicher viainiren. verrqott wollen Sie gleich " Herr Lieutenant, dcr Hcrr Haupt- mann kommt r Stillgestanden !" Dcr Hcrr Licutcnant ging gravitätisch. wie ein Storch dem Kompagiechef entgc- gen und meldete vorschriftsmäßig. Inder ! Der Herr Oberst wird in Bälde hier sein, um Euch zu besichti- gen. Heute gilt es zu zeigen, was Ihr gelernt habt. Ich erwarte bestimmt, daß Jeder feine Pflicht thut, um dcn gutcn Ruf der Compagnie zu wahrcn und z festigen !" So der Herr Haiiptmann. Nach die- len Worten schritt cr an dcn Flngcl. Richtung famos ! SIclliing ebenfalls d,s auf Einen ! Schnäbele, nchmcn Sieden linken Fuß zurück : nicht so viel ! riefet den Rechten noch etwas vor. Bonibenclcinent ! Sie stecken ja den lin- ken Haarn bis ins zweite Glied zurück, rechten Fuß etwas zurück ! Zu viel Wieder " Der Hufschlaq eines Pferdes unter- brach ihn. Ueber dcn Kasernenhof galopplrlc der Bataillonskommandeur dirclt auf die Kompagnie zu. istillgestanden !" Tcr Kompaqniechef trat dem Major entgegen. Sechste Kompagnie zur -teile !" Gutcn Morgen, sechste Kompagnie!" Guten Morgen, Herr Major !" brüll- ten die Musketiere wie aus einem Kanonenrohr. Der Bataillonslommaudcur ritt an den rechten Flügel der Kompagnie und warf einen Blick in die Richtung. Der vierte Man im ersten Glied, wie beißt Er" Schnäbele, Herr Major!" Musletier Schnäbele, ncbinc Er den linken Fuß rimas zurück! Noch mchr! Na. nun stellt er dcn linken Hackcn hin- j tcn hinaus ! un vor ! Zu viel ! Herr Hanptmann. bringen vtie doch dcm Menschen eine anständige Stellung bei!" Zu Bcfchl, Herr Major !" erwiderte der,ompaqnicches nd stürmte wüthend auf den unglücklichen Schnäbele zu, als ob er ilin mitten vurcovonrcn wonie. Liiikcn Fuß zurück ! Den rechten " .Herr Hauplmann. laisc Sie stille- steh, der Herr Oberst ist da '.' StillzenankttN! Tcr Herr Major sctzte seinen fetten Gaul in Bewegung und machte dem Oberst geziemende Meldung. Tarauf begann der letztere sofort mit dcr Besich- tigunz. Ter Oberst hatte die l'iewobn- heil, mchrenddcr Vore!Iung eine UoiZche R uhe zu deobaSIcn. sich jcder Acußcrung. ausgenommen den Befebtcn, zu entbal tcn. dagegen faßte er dann fein Urtheil in der nachlolgendcn Kritik zusammen. wo auch nicht ixr Ilcinste Frdler uner wabnt blieb. Zuerst besichtigte er die Ztcllna und Richtung dcr ompagme. dann licß er vicwehrgriffc nd Beive gungen ausführe!!. Die Musketiere gaben sich die größte Mühe, die menschliche Maschine funk tivnirte vortrefflich. ZnmSchlnß kam dcr obligate Parademarsch: wie ein Lineal so gerade innrschirtcn die Musketiere in Kompagnirsroiit an dcm Regiments kommandeur vorüber, so daß selbst der Herr Haiiptmann, dein bei der Sackie nicht so ganz wohl war, ein Lächeln 67. Befriedignng nicht unterdrücke konnte. Das ging ja Alles prächlig. Wenn nur der elende Schnäbele mit seiner schlech ten Stellung schließlich nicht Lassen Sic die Kompagnie iuegtre tcn, Hcrr Haiiptmann!" Zu Beschl. Herr Oberst!" Die Soldalc rückten in die Kaserne, während der Oberst die Offiziere zu sich b orderte. Alles in Allem genommen, schloß der Regimentskommandeur seine Kritik, bin ich mit Ihrer Kompagnie schr zu fricdcn, Hcrr Hnuptmann. Die Rich tiingen sind gut, die Gewehrgriffe wr den schneidig ausgeführt, die Beweg gen und Exerzitien lassen nur wenig zu wünschen übrig, der Parademarsch war niustcrgiltig! dagegen kann ich mit Be zg auf die Stellung der Leute mit mei nem Tadel nicht zurückhalten: Diese war etwas mangelhaft. Bei einem Mann ich glaube, der Vierte im ersten Gliede" Schnäbclc", murmelte der Hauptinann. inwendig vernichtet, in feinen Bart hinein. bemerkte ich spe ziell, daß derselbe seinen linken Fuß kon sequent vorsetzte. Helfen Sic hicr nach und lnffcn Sie die Lculc rcchi oft Stcl lniig üben," Damit entließ der Oberst dic ZM zicre. Ich kann mich dcrn Gehörten mir anschließen Herr Haiiptmann," bemerkte darauf der Major, der betreffende Musketier wie heißt er doch gleich?" Schnäbele, Herr Major!"' Also der Schnäbele hat einige Sinn den nachznexerziren und Stellung ein zuüben. Auch wollen Sie mir Meldung erstatten, ob nicht böswillige Motive denselben veranlassen, dic heutige Vor stellung zu stören. In diesem Falle be käme er Arrestflrafe." Schnaubend vor Wuth stürmte der Hanptmann ins Koinpagnierevier und verfügte sich sogleich auf das Zimmer, in dem Schnäbclc lag. Dic Mannschaft war gerade damit beschäftigt, sich nmzn ziehen, als der Kompaniechef in die Stube trat. Achtung!" Die Muslcticrc stellte sich an ihre Spinden, der Stubenälteste trat vor, um zu melden. Schon gut! Wo ist der Schnäbele?" Hicr Hcrr Hauplmann!" Sic Unqlücksradc habcn mir dic ganze Kompagnie liingeschmijfen, Stcl- lcn Sie sich mal ordentlich hin! Linken Fuß zurück! Zu viel! Rechten etwas vor! Nun steckt er wieder den linken Hacken zurück, Tcilfcl noch mal, paffen Sie ans. Nehmen Sie jetzt beide Füße hart zusammen! Halt, was ist denncis? Ziehen Sie 'mal die Stiefel aus öv'd stellen sie beide nebeneinander!" Schnäbele that, ,w,e ihm geheißen. Tcr Hauplmann verglich und kratzte sich hinter den Ohren, denn cr hatte qcfun- den, daß dcr linke Stiefel um minde stens sechs Ccntimctcr länger war als dcr rcchtc. Mcnsch, wo habcn -ic die tiesel her?" Schnäbele miintc nun lein Abenteuer aus der Kammer von beute Marnen er- 4 zählen. Der Kammerunteroffizier wurde tüchtig abgerüffelt, schnäbele jedoch bekam ein Paar neue, gleiche Stiesel zugewiesen. Vom Bataillon, wohin die Sache gemeldet wurde, kam der Bescheid: Der Kammernnteroilizier erhält drei Tage Mittclarrcst, die t. Kompagnie dagcgen heute Abend Freibier." Pi Waidid. In Goldenftcin bei Mährisch-Trüdau, einem tvutc dcS rcgiercndcn Fürsten Lichtcnstcin, lebte der Förster Bei. Die Försterei, feine Wohnung, liegt vom Orte entfernt am -aunie des Waldes. Tie große Kälte und der überaus fchncrreichc verflossene Winter zwangen das Wild, bis in dic Mhc mcnichlicher Wohnungen vorzudringen und vor dem erwähnten Forsthausc andcn sich regelmäßig dreizehn Stück Hirsche ein, um taglich ihre von der Försters milic hcrhcigcschafftc AcH?M in Empfang zu nchmcn. AIs endlich dcr -chncc zu schmelzen begann, verzichteten zebn Stück auf das ihnen so willig verabreichte Futter, drei Stück aber, ein -cchSendcr und zwei Thiere", vermochten sich von dcr Fa milie des Försters nicht mehr zu Iren neu. Sie folgten den Hausgcnoffen auf Schritt und Tritt, nahmen das Futter aus der Hand und übernachteten im Hofe des Forftdauie?. Vor einiger Zeit sollten diese drei Wintcrgäftc endlich gcivaltsam entfernt werden, aber zwei fiüchtctcn durch das offcne Hofthor in dcn Hof zurück und nur das eine Tdier suchte das Weite. Nachdem oder am Abend deffclbcn Tages das Thor geschloffen worden war. hörte die beim Rachlmahl sitzende Familie ein Pellern und Lärmcn am Hofthore; es war das Thicr. das Einlaß begehrte und auch wicdcr gastliche Aufnahme fand. jromO. Frau: Als ich deutc Morgen zum Fenster hin anite, graute der Tlot' g"!' V .Xcn Morgen!" Ma-n: