Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, October 24, 1895, Image 11

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    (Ein Sdjtttjcnfujj.
i on Ä C s ! a r .X 1 o n (.' m n n n.
Es war mit dem legten veutschen
Schützenfeste in Frankfurt a, M. im
Jahre 1HS7. Auch mein Freund Fried
ritt) Wilhelm August schnitze, aber
nicht der aus Rottbus, sondern der an
dcrc, nahm an demselben Theil. E.r
geHort zu den edelsten Schützenbrüdern,
die es giebt, und wahrend er sonst dir
Sparsamkeit und die Solidität selbst
ist, läßt er sich doch leine der großen
Schützensestc entgehen, welche alle drei
Jahre stattfinden, Bo der Begrün
dung des SchüKcnbttudcS an, die in
Gotha stattsand, ha! er bis sey! och auf
keinem Bundesschietzen gefehlt.
Es ist eine alte, aber traurige That
sachc, daß die klügsten grauen die
dümmsten Männer, die besten ältern
die schlechtesten Kindcr und die edelsten
Menschen das meiste Pech haben. Ich
brauche daher wohl nur zu erwähnen,
daß Friedrich Wilhelm Auoust Schult
zu den edelsten Bienschen gehört, die ich
überhaupt kenne, um unzudentcn. wie
vielfach über ihn das Unglück kommcn
könnte, wen dieses überhaupt darauf
ausging, ihm etwas anzuthun.
ES war am Nachmittag des ersten
Festtages. Schnitze besnnd sich in vcr
gnilgtcster Stimmung. Er war mit
dem Schießen fertig und hatte einen
kleinen silbernen Becher gewonnen, den
er sich aus dem ttabentempel abgeholt
hatte ud in der Üiocktaschc seiner
Schiidcnjoppc verwahrte. Er steuerte
über den Festplatz einem der Orte z,
wo man einen Guten schenkt", als
Vivgiini eine ,iueujeue ciiiiiuir ugu.
Sind Sie ein deutscher Schützet"
Sriedrieh Wilhelm Aiifinfi SAnUir
sah auf oder vielmehr herunter, denn
mit iiiiii iuiiu em iiriiicv, juniues
Dämchen, ein bildsaubres Kind von 18
bis 2 Jahren.
Ich bin es," sagte Tchultzc etwas
verlegen.
Dann, bitte, fchükcn Sie mich,"
sagte das junge Madchen, jener Herr
dort verfolgt mich beständig und ich
ki nicht, wo ich hin toll.
teie wies auf einen anständig gckici
dcten Mann, der ihr noch einen eigen-
lyunrnchen Bim zuwars und dann im
Gedränge verschwand.
Mein Gott," sagte die junge Dame,
ich bin mit meiner Tante auf den Fest
platz gegangen und habe sie im Ge
dränge verloren, Ich bin fremd hier
und weiß weder aus noch ein.
Schulde betrachtete jctt ausmerlsamcr
die junge Dame, Sie war sehr cle
gant gekleidet, hatte vor Allein außer
ordentlich zierliche und elegante Schuhe
an den putzen und an den Händen,
letztere naturlich in der orin von
Handschuhen. Ihr Kleid war nach der
neuesten Mode, eben'o ihr Hutchen.
Soviel sah selbst Schnitze, der sonst
nicht für das Modejournnl schwärmt;
ganz besonders schön aber war das
liebliche Gesichtchen mit den Kindcr
äugen und der kirschrothe kleine Mund,
hinter welchem weiße Zahne leuchteten.
r ii'itiu uic luuut .uiiii uuiui. ui um
m ...., j,..!,..
hatte in seinen häuslichen Verhältniisen
außer zwei erwachsenen Mindern au
noch eine Frau zu verzehren, welche
,. c ... , r .
eigentlich Veronila hieß, die er aber in
Gedanken immer die Alte' nannte.
Es ist nicht zu leugnen, daß Frau
Veronika auch Hände und Füße, Fuß
schuhe und Handschuhe, ein Gesicht,
Augen, Mund und Zähne besaß, aber
das sah bei ihr anders aus, als bei der
jungen Dame, trotzdem es ja eigentlich
daffelbe'war, Schultze machte einen
Kratzfuß rechts herum und sagte:
Mein werthes Fräulein, ich schätze
mich glücklich, da ik Ihre Frau
Tante verloren haben", und als er bc-!
merkte, daß die junge Dame ihn er
schreckt anblickte, erklärte er: Ich meine
nämlich deshalb, weil ich mir erlauben
darf, Ihnen meinen Schutz und meine
Hilfe anzubieten. Wollen wir nicht zu
sammcn Ihre Frau Tante suchen?
Mein Nanie ist Friedrich W'lhcm August
schnitze, damit Sie wincn
mit wem i
(sie es zu thun haben."
,Jch danke Ihnen, mein Herr." sagte
die junge Dame, ich heiße Eilly." !
Ein vortrefflicher Schützenname." ,
sagte Schnitze, .er klingt so tnrolerikg,."!
Tann bot er der jungen Tarne den '
Arm. den diese auch bne alle Scheu!
annahm, und setzte sich mit ihr in
Marsch. ;
Die lunge Dame hatte eine 10 eigen-
thümlich liebenswürdige Naivität, wie! Er crichrack, als er sie nicht in der
sie Schnitze noch nicht gefunden hatte, j Taichc fand. Er sah näher hin und
am allerwenigsten bei seiner Alten". Entdeckte, daß nicht nur die Udr. sondern
Als er so neben der jungen Dame da- j auch die goldene Kette fehlte, er ent
hinschritt, die zierlich neben ihm trip-, deckte, daß fein goldenes Pineenc;. mel-
pclte und ihre kleine Hand leicht auf den
Aerniel seiner Schützenjoppe gelegt hatte,
wurde es ihm ganz warm unter der
Weste, dort an der Stelle, wo nach der
Anficht der Anatomen Magen und Herz
sitzen, welche bekanntlich zu einander in
intlirtftl Afclhcji.'hlln.l'n fMlCrt :rn
Nächsten Augenblicke allerdings wurde es , sich in die inneren Tasckxn der Schützen-!
Schultzc eigenthümlich kalt, und ein joppe, erst in die rechte dann in dicj
Schauder lies über seinem Rücken. Er linke, und entdeckte daß sein Porte'enillc!
dachte unwillkürlich daran, was moftl : fort war, das Portefeuille mit dem,
Frau Veronika sagen würde, wenn sie Papiergeld, mit der Fcsilartt, der Ruck-!
ihn so mit der jungen schonen Tame fahrtlarte der Eisendahn. Er griff,
über den Platz ziehen sehen wurde. Aber j muthlos in die äußeren Seitentafcheii
nur kincn Augenblick überwand diese seiner Schützcnjoxpc. in die rechte und'
älte im Rücken die Wärme am Hcrn. in die linke, der silberne Preisder!
Er sagte sich, daß er gewiß nichts Un-, und auch der Trauring war fort.
rechtes thue, sondern einer Ritterpilicht , Tic Taschendiedin. welche ihn voll
geniige. zu der jeder deutsche Schütze naudig ausgeplündert hatte in jenem'
veipfiicktet fei. Halte die junge Tarne Augenblick, in dem er sie voll Seligkeit,
ickt selbst den Ramm etütze" von
ick ütz'n" ad ? teilet und ihn um seinen
tocij yiu i v uri. iiji9vii iM.i'U),
hatte Schultze, und das war der, die
Taute tfillus recht bald nicht zu treffen,
Trotzdem viel Menschengewühl aus
dem etzplatzc herrschte, hätte es immer
hin möglich sei müssen, die verlorene
Tante zu entdecken, wenn diese sich nicht
etwa absichtlich unter der Erde ver
krochen hatte. Eilly jammerte zwar
hin und wieder, das; ihre Tante vcr
lorcn sei, aber Schultze tröstete sie, und
Fraulein Eilly war auch nur zu leicht
bereit sich trösten zu lassen. Unter dein
Siegel der Verschwiegenheit muß ich dem
Leser och etwas anvertrauen, was viel
leicht ein sonderbares Vicht auf unsern
Freund Schnitze wirft: er hattk, nach
dem er eine Viertelstunde mit der jun
gen Tainc zusammen gewesen, seinen
Trauring abgezogen. Heimlich unter
dem Tische hatte er diese Operation ge-
macht und tiefer ausgehalten, obgleich
ihm das Abziehen einen barbarischen
Schmerz verursachte. Der Trauring
ivar nämlich etwas eng geworden, oder
vielmehr bei Frau Veronikas guter
Pflege wurden die Finger Schultzens so
dick, daß der Ring etwas einschnitt,
Jetzt ruhte der Ring wohl verivahrt in
der Westentasche Schultzens, und ihm
war so frei, wie ungefähr einem Bären,
dem man das Halsband abgenommen
hat, Schultze wurde nicht müde, nach
der verlorenen Tante zu suchen. Er
ging mit seiner Begleiterin von einem
Zelt, von einer Festhalle zur anderen,
er trank mit ihr hier ein Glas Wein,
dort ein Glas Bier und dann wieder
ein Glas Bier und ein Glas Wein, und
Fräulein Eill that ihm zwar crröthend
und schüchtern, aber doch immer ein
klein wenig Bescheid. Die Unterhaltung
mit ihr war gerade löstlich. Man
sprach über alle möglichen Dinge, und
Fräulein Eilly zeigte sich so unterrichtet,
so geistreich, so geschickt im Reden, daß
es Schultze ininler wärmer und Würmer
zwischen Herz und Magen wurde. Wenn
jetzt selbst der kalte Schauer über seinen
Rücken gekommen wäre, so hätte er nicht
mehr den geringsten Eindruck auf ihn
gemacht.
Der Abend war hereingebrochen, der
Festplatz war schon künstlich beleuchtet,
und och immer war die Taute nicht
gesunden. Schulze Ivar geladen mit
Seligkeit. Manchmal kam es ihm vor,
als sei er eine überladene Büchse, die
jeden Augenblick losgehcn könnte. In
seinem Kopse sah es etwas wüst aus.
Wenn er nicht gerade auf ein liebliches
Gesicht sah, das ihin freundlich zu
lächelte, sondern nach anderen Gegen
ständen, so kam es ihm vor. als seien
diese Gegenstände doppelt, oder als hät
ten sie eine unüberwindliche Neigung zu
lästerlichen und lächerlichen Tänzen.
Ein Gefühl der Behaglichleiten empfand
Schultze, wie nie vorher in seinem
Leben. Die Begriffe von Zeit und
Raum schienen ihm geschwunden. Es
kam ihm vor, als könne dieser Tag kein
Ende mehr nehmen, als könnte er
jahrzehntelang auf dem Frankfurter
Tchiitzenfcstplatz mit Fräulein Eilly
herumziehen.
ES war noch dunkler geworden als
vorher, auch i,i Friedrich August
Schultzens Kopf. In einer finsteren
ic., x;. ; rn(.
Ecke des Festplntzes, dicht in der Nähe
eines Menschenschivarnies, der den Wor
ten eines Festredners lauschte, und doch
sich allein und unbeobachtet fühlend,
standen Schnitze und Eilly. Eine nie
gekannte Dreistigkeit überkam Schultzc.
Er legte seinen Arm plötzlich ohne alle
Vorbereitung, ohne ein Wort zu sagen,
um Eillys schlanke Taille und zog das
Mädchen an sich. Eilly sträubte sich
sanst, aber im nächsten Augenblicke lag
sie an Schultzens Brust. Schultzens
Lippen fanden ein paar warme Lippen,
die unter den seinen zuckten. Eine
zwei drei Minuten unnennbarster
Seligkeit vergingen. Eilly hatte ihre
Arme um Schultzens Hals gelegt und
ihn wieder geküßt, dann hatte sie sich
plötzlich losgerissen, hatte noch halblaut
gerufen: Meine Tante !" und war im
Gedränge verschwunden.
j schultze stand noch eine Zeit lang be-
tat. berauscht in vielfachem Sinne des
Wortes. Taun erwachte er allmählich
Mi Bewußtsein. Er machte sich klar,
wo cr sich bcsand. Der donnernde
Applaus der Zuhörer, die dein Redner
der seine Leistung quitlirten. erweckte
k vollends. Es mußte schon spät sein.
unwimuriia, grin, -cyuitze nach inner
seidenen uvr.
ches an einer Schnur auf keiner Brust j
gehangen hatte, auch fehlte. Iiej
Schnur war da, aber durchge'cdniiten. i
Eine gräßliche Ahnung bcschlich Schultze:'
er faßte in seine Hosentasche, erst in die j
rechte, dann in die linke, und cnldeckle,
hrtt! iein jlnrtrnnmislif tr'lftf er rifi i
an sich gedruckt dielt, halle ;!irn nichts!
getanen. Erst später denirrk'.e ttrj
vijif ttinui lll llt'Uf, VUJ) Uu!J t .1 m. 'i'
dcne Krawallcnnadel nebst Stein, die
er trug, aus dem Schlips herausge
zogen war.
Eines Menichen Phantasie ist zu
schwach, um sich die Gefühle auszii
malen, welche Friedrich Wilhelm August
chultze beschnchen, als er diese Ent-
deckung machte. Ich stelle es eventuell
den Lesern anheim, daß sich mehrere
von ihnen zusamnienlhuu, ihr Phau
taste zusammen werfen und dann die
Ausmalung der Situation auf gemein
saiiie Kosten versuchen.
Roch am Abend gelang es Schnitze,
einen Laiidsmann um soviel Geld anzn
pumpen, daß cr sofort nach Hause zu
rücklehren konnte.
Was er allda gesehen und erfahren,
Hat seine Zunge nie bekannt"
heißt es von dcni Jüngling, der das
verschleierte Bild zu Saiö enthüllte.
Auch Schultzc hat sich nie darüber ge
äußert, wie cr von Frau Veronika ein
pfangcn wurde und durch welch' rafsi
nirte Künste es ihm möglich geworden
ist, der Alten" klarzumachen, daß ohne
seine Schuld alles Werthvolle, das er
besaß, fortgelommen sei.
Die Sttibentbiir als Mchen
zettcl. Am Feuerherd stand Minna, die
Köchin des Dragoner-Rittrneistcrs Grü
sen von Kcinpcrling, und bcgoß den
Kalbsbraten, der den Mittelpunkt des
heutigen Soupers bilden sollte, als leise
an die Thür gcklopst wurde, welche von
der Hosseite in die Küche führte.
Aha," murmelte sie, an der Thür
horchend, da ist er," dann schloß sie
rasch die andere Thüre ab, die nach den
Zimmern ging, undließ dann einen
schmucken Gefreiten au's der Schwadron
ihres Herrn ein.
Gewiß hast Tu den Kalbsbraten
gerochen, Fritz." sagte sie, ihren Schatz
begrüßend.
Ich, nein, Minna, da tarirft Du
mich salsch. Ich konnt's aber vor Sehn
sucht nach Tir nicht mehr aushalten.
Nun," schmunzelte er, nach einer auf
den Küchentisch stehenden Schüssel
blickend, Häringssalat! das ist mein
Leibgericht."
Minna legte ans einen Teller eine
große Portion des Leibgerichts und setzte
sie dem Gesreiten vor, der sofort einen
Appetit bewies, welcher mit seiner Sehn
sucht mindestens Schritt hielt.
Ich weiß nicht," sagte er, als er mit
der Portion zu Ende war, Viele sa
gen, sie kriegen nach Häringssalat
Durst, aber ich kriege, wenn ich Härings
salat gegessen habe, immer Appetit nach
Kalbsbraten,"
Während Minna eine mächtige Scheibe
vom Kalbsbraten herunterschnitt, fuhr
der Gefreite fort :
Bei mir ist das nun einmal so lo
misch, ich kriege immer erst Durst,
wenn ich den Kalbsbraten gegessen
habe !"
Auch diesen zarten Wink verstand
Minna und setzte eine Flasche Bier auf
den Tisch.
Kaum hatte der Gefreite die Gelüste
seines Magens befriedigtund sich ver
abschiedet, als das tubenmädchen
Hanne eintrat und der Köchin zuflü
siede :
Mein Schatz, der Dragoner, ist
draußen, Geben sie ibm doch eine Por
tion Kalbsbraten und Bier,
Entrüstet wies Ainna die Zumuthung
von sich.
Ihrem Karl geb' ich nichts, der ist
doch nicht saltzukriegen."
Karl? mit dem bin ich ja schon seit
vorigen Sonntaz auseinander, jetzt hab'
ich den Gustav."
So? und gestern mußte ich dem
Karl noch eine ganze Bratwurst geben."
a& war nun ,o aus alter Freund
schaft. aber mein Schatz ist er nicht
mehr. -!k geben ihrem früheren
Schatz, dem Ferdinand, ja auch noch zu
essen,"
Das Ende der Verhandlung war,
daß auch Gustav seinen Antheil von
dem Kälbsbraten erhielt. Als ein wah
res Glück für die gräfliche Tafel muß
erwähnt werden, daß Emil, der Bräu
tigarn ver Kammerzofe, heute Abend
nicht erschien. Denn Emil war ein star
kcr Effcr.
Endlich erschien die Zofe in der Küche
und meldete, der Her? Rittmeister habe
durch den Burschen sagen laßen, man
solle mit dem Esten nicht auf ihn war-
ten, er sei dienstlich verhindert. Die
Frau Gräfin befehle also, daß servirt
werde.
Tie Köchin hatte den Braten in zwei
Theile getheilt, als sie ihn in den Brat
ofen schob. Tcr eine Theil war bereits
ausgezehrt, den andern trug sie aus die
Tafel.
Um dieselbe Zeit strebte der Ritt
meister Graf v. Kemperling den heim:
schen Penalen zu. Als cr an der in
lie'es Tunkel gehüllten Kaserne vorbei
kam, sicl es ihm ein, seine Schwadron
einmal zu inipiziren. Ohne von Jc-
wanden bemerkt zu werden, gelangte er
in den Eorridor und Irak in die erste j
Stube ein. In derselben befand sichi
nur ein Mann, der Pole Osiemski, der I
d:e Knöpfe seines Einjährigen putzte.
Achtung!" schrie Ossemski, obgleich
er allein war. und stellte sich an Dir
Thüre seine? Spindes.
, er Riilmeifter schaute flückiiia um-
her, es schien ihm Alles in Ordnung zu !
HM. Er wandle sich ,um Gckcn.
t'btz'.ich stutzte er. An der Slubenthür
stand mit Kreide deutlich Folgende ge-!
schrieben: ..Heule Kalbsbraten und Ha- j
rinzsfalat." " .
Osscniski!"
.Herr Rittmeister!"
Wo giebt es heute Kalbsbraten uiid
Häringssalat?"
Hat sich Gesreiter geschrieben," stot
terte OffcmSki, schreibt sich alle Tage
an Thüre, was giebt,"
'Wo giebt, wo?" Antworte oder Tu
fliegst mir in's Loch,"
Beim Herrn Rittmeister,"
Bei mir?"
Zu Befehl."
Und wer geht dorthin essen?"
Gefreiter is sich Schatz von Herrn
Rittmeister seine Köchin, Gesreiter geht
immer zuerst hin, und wenn wieder
kommt, schreibt sich an Stubenthüre,
was giebt."
Und wer geht dann noch hin?"
Rcuinann geht sich hin, is sich Schatz
von Hanne, und Zwiebel geht sich hin,
is sich früher gewesen Schatz von Hannc,
und Bultkc gcht sich hin, is sich Schatz
von Kammermädchen, und Schrnmpel
geht sich "
So, so, alle von dieser Stube! Und
Tu, gehst Du nicht hin?"
Rein, Herr Rittmeister, geh' ich
noch nicht, weil ich bin erst gestern aus
diese Stube gekommen. Aber sonst geh!
sich ganze Stube.
Gieb mir 'mal ein Stück Kreide,
mein Sohn. Gut. Run, lösche
ab, was da geschrieben sieht, Eint!"
Der Rittmeister schrieb an die Thür:
Von morgen an giebt'S für die
ganze Stube: täglich zwei Stunden
Rnchererciren,
v, Kemperling,
Rittmeister und ESeadronschef,"
Da dachte dann Mancher: Saure
Gurke ist auch Eompot,
Ueber ei chinesisches Manöver,
das erste, das in Ehina überhaupt statt
gesunden hat, berichtet der in Shang
Hai erscheinende Shen-Pao": Tcr
General-Gouvcrneur Ehang Ehih-tung
hat, so schreibt das Blatt, im April
d. I. vierzig deutsche Ossiziere und
Unteroffiziere cngagirt, welche in Ran
king die ganze Kiangnan-Landarmec
nach deiltschem Muster ausbilden sollen.
Der Präfekt Ehen-chung-Ii erhielt Bc
fehl, mit dcm Major v, Rcitzenstein zu
samnien sich eingehend über die Gründe
zu äußern, weshalb die chinesischen S ol
baten bis jetzt trotz ihrer europäischen
Ausbildung sich als unbrauchbar erwie
sen hätten. Major v, Reitzenstein hat
sich nun über diese Frage wie folgt ver
nehmen laffen: Tic chinesischcn Sol
daten seien bislang von den sremden
Jnstruktoren nur im äußeren Trill,
d. h, Mcrschiren, Fechten und Schießen,
ausgebildet; das genüge aber keines
Wegs. Ein Soldat möge noch so gut
gedrillt sein und die vorzüglichsten Was
sen haben, habe aber nie einen Kampf
mitgemacht, so würde er doch, wenn ihm
zum ersten Male der Feind gegenüber
stände, in den meisten Fällen den Muth
verlieren. Fehle es dann obendrein
noch an Führern, welche die Truppe
durch ihre Kommandos in der Gewalt
hätten, so liefe diese wie eine Hcerdc
auseinander. Deshalb habe man in
Teutschland für die ausgebildeten Sol
daten die Manöver eingeführt, bei
welchen ein Feind markirt und der
wirkliche Kampf so weit wie möglich
nachgeahmt würde. Bei diesem käme
es wie im wirklichen Kampse vor Allem
auf die gcschickie Ausnutzung des 2er
rains an. Der Präsett machte dem
Gouverneur von Porstehendem Mit
theilnng. Nachdem drei Lager Infanterie, Ea
vallerie und Artillerie und die Leib
gardc des Gencral-Gcuverneurs etwa
zwei Monate im Gefechte ausgebildet
waren, hielt man nun am 9. Juli für
Ehih-tung das erste Manöver ab, dem
derselbe mit seinem Gcsolge vom Ekung
Berge aus, wo ein Zelt aufgeschlagen
war, zusah. Anfangs sah cr sür eine
Zett lang in allen vier Richtungen vorn
Berge aus gar nichts und glaubte da
her, daß die Soldaten noch nicht angc
kommen wären. Plötzlich ertönte unten
am Berge ein Gewehrsalve und von
dort versteckt liegenden Soldaten wurden
die Köpfe sichtbar.
Ehe er sich von seinem Erstaunen cr-
holt hattc, wurde auch schon oben,
vom Berge herab eine Kanone abge-
feuert. Kurz darauf verschwanden ün- j
ten die Soldaten wieder und die frem-i
den Offiziere aus dem Berge versuchten
mit ihren Gläsern das Versteck zu ent-!
decken. Als die Angreifer darauf wie-1
der zum Vorschein kamen, gab man!
oben abermals ffcucr, woraus sie sich
wie das erste Mal zurückzogen. Tiei
auf dem Berge postirte Leibgarde mar-1
lirtc den Feind, der ein Fort vcrthei
diglc, von untcn rückte das Hauplhcer !
zum Angriff hcran. Zuerst halte Letz-'
teres 8 Li entfernt gelegen und war erst j
als der Gencralgouverneur erschien, au ,
Umwegen lautlos hcraiigclommen. war '
durch einen Wald marschirt und balle '
sich dann in einer Schlucht ieftgesetzt, so!
daß es nicht sichtbar war. Das versteht '
man unter der Benutzung des ZcrrainS.
Tas Haupthecr urtheilte sich nun .
und griff den Feind im Rücken an, wo
raui dieser die Kanonen nach der ande
ren Seite drehte. Trotz des beständigen
Schießens der Batterien drangen die
Angreifer langsam vor, und als dem
Fort die Munition auszugeben annq.
stürmten sie mit Hurrah vorwärts. Tic
Vertheidiger dcs iortS cn:p'ingn sie
mit Gcwehr'eucr, mußten aber zuletzl
zurückweichen. Zur Veriolgi ng wurde
zuerst die Reiterei abge'chick!. d:e dr.b
einen Graden so gut gedcck: war, daß
.-nan sie vom Gcvernc-.ers-elle :a:
nicht bemerkte. Taiaus nahm auch das
übrige Heer an der Verfolgung Theil.
Man eroberte das feindliche Lager und
sechs Kanone und überbrachte den.
Generalgouverneur eine rothe Flagge
als Zeiche des Sieges. Ehang Sh'iii.
tiiiig war durch die Leistungen sehr bc
frikdigt und sprach den sremden Ossi
zieren seine Anerkennung aus. Tie
große Voltsmenge, welche zum Zu
schauen herbeigeströmt mar, gab durch
lautes Zurufen ihren Beifall kund.
Perändcrun der rdbcr,1ächc.
Bekanntlich wird durch die großen
Jlußluufe und durch die Oceane das
Erdprofil beständig verändert: die Flüffe
tragen den Sand und die GesteiuSlheil
che, die sie sortwähreiid abspüle, an
die Küste, lagern sie bort ab und bauen
ans diese Weife den Eontinent in. das
Meer hinein, während die Oceane ihrer
scilS durch die ewige Braudung an be
stimmten Stellen di,' Küste allmählich
abnagen und hierdurch das Meer in den
Kontinent hinein ausdehnen. Während
aber hierdurch cigcntlich nur dic Grenze
zwifcheud Festland und Meer stetig ver
ändert ivird, die Gestillt unseres Pla
neten im Großen jedoch unverändert
bleibt, ist vor nicht langer Zeit entdeckt
worden, daß es Einflüsse giebt, welche,
allmählich wirkend, im Lause der Jahre
dic Gestalt der Erde selbst nicht übe
trächtlich verändern. Ter französische
Geologe de Lapparcnt hat vor Kurzem
in Paris cinen Portrag gehalten, der
sich mit der Thatsache beschäftigte, daß
die Höhe der Gebirge durch die von den
atmofohärischen Niederschlägen, also
hauptsächlich Regen und Schnee, be
wirkte Abtragung stets abnimmt, wäh
reud die Tiefebenen der Erde sich durch
Ausnahme des von den Bergen abgelra
genen Geslein;
allmählich aufhöbe,
Durch ziemlich
ompiizirie und alur-
lich nur annähernde Berechnungen hat
Lapparent unter Zugrundelegung der
Geschwindigkeit dieser N'ivellirunqsvor-
gänge herausgefunden, daß die Erde
nach Ablauf von 4,500,000 Jahren zu
einem vollständigen glatten Körper um
gestaltet sein muffe. Unseren Alpinisten
ist somit vorläufig" noch das Fort
bestehen ihres Sports gesichert!"
Amerikanischer Humor.
Jasper: Sie halten ihn also sür
einen Ehrenmann!"
Jumper: Das will ich meinen! Er
bezahlt seine Spielschulden, selbst wenn
er seine Waschsrau warten lassen muß!
' Eatharina: Was würdest Du ihr an
meiner Stelle als Hochzeitsgeschenk ge
den? Sie ist sehr musikalisch!"
Silvia: Schenk' ihr ein Dutzend sil
bcrne Stimmgabeln!"
James: Was? Du hast gestern von
den, Lümmel Te Villain eine Ohrfeige
, .. . ' '
bekommen und sie ruhia einacsteckl
Willst Du denn nicht Revanche eh
inen?" Henry: Hab' ich schon habe die
ganze Rächt hindurch meine Alle ge
prügelt!" Georg: Gesetzt den Fall, man ver-
langt von feiner Angebeteten einen Kuß i
und sie wird bös darüber, was thut
man da?"
Henry: Man raubt ihr einen Kuß!"
Georg: Wenn sie aber dann noch
immer bös' ist?"
Henry: Tann hat man dic Geliebte
eines Anderen geküßt!"
Er: Ich denke, ich werde Tir ein
hübsches Armband zum GebuMtaq kau
sen. Ziehst Tu ein modernes silbernes
oder ein goldenes vor?"
Tic (schweigt).
Er: Nun?"
Sie (schweigt noch immer).
Er: Na kannst Du denn nicht we
nigstcnS antworten?"
Sie: Lieber nicht. Tu weißt doch'
, zweigen i,i ,'olo."
-r-
Tarne: Ja, ich habe den Ocean be -
reilS elf Mal gekreuzt!
Jüngling (fein Monocle aufsetzcndi:
Ah! Also drüben geboren?"
Tarne: Nein ich bin Amerikanerin!
Was macht Sie glauben, daß ich drüben
geboren sei
o.;.i: ai .:t.i.
ouiiiiiiiii), vjuiij imuuj. turnn wie;
girr u,tuumi iiiiu uuu ueii neun cij j
Mal gekreuzt haben, dann müßten Sie l Mt.
jetzt in Europa sein. Verstehen Sie ?" T - .
luiiic (nervös an ihren Fingern zäh-! nj -c , muß ich im
lend und dann crröthend): Sie finb m.cr 0n das -Pnchworl denken: Wen,
wirklich unverschämt!" !,,,0tt A,nl gib,, bcm gib! cr auch
schnell fiirirt.
Richter (zur Zeugin): Wie alt sind
Sie?"
Zeugin (Schwerhörigkeit heuchelnd):
Wie meinen Sie?"
Richter (lauter): Wie alt sind Sie ?"
Zeugin: Ich verstehe nickt, Herr
Richter!"
Richter (leise zum Schriitsührer,:
Schreiben Sie !!,.. ..!"
Zeugin (vrtrctcnd:
erst 31!"
Nein bitte,
(Buif Antu'.'rt.
Bauer l welcher in die Stat lommt
und bemerkt, wie Zimmerleute auf
einem freien Platz einen Eir!.:s mich
kein: Sacra. is dös a neuchs Stadt,
os ?bt da baut's?"
Zimmermami: Sieh' st Bauer, das '
wird ein neues Narreuliaus nir Encb
dauern! j
Bauer: Tos ist !cho r k,t: für Euch.
Skadttcut' wars ha!i a v z' !:..:.:. " ;
.vml"
('Omirtirr.
Tonnerwetter! Habe ich ich! gestern
besohle, daß ich meine Schlisset ertra
bekomme, und nun löffelt der Alte wie
der in meiner Suppe herum!"
Um Vergebung, Herr Lieutenant
da ders huanetgranse: Abrer Spp'
Weht nir der Vater fangt blos d'
Fliege 'raus!"
llntMMnfo parlic.
Habe Sie schon gehört, Herr Lieu
teuaut, die Tochter von den, steinreichen
Bantier Silberliug hat dir Werbung
des Grase SI abgelehnt und sich
mit dein Baron Humbcra ver
lobt?!" Mit dem Humberg?! Mit diese,,,
einfachen Mensche?! Ter wird ja
niil ihrem Vermöge gar nicht scrtig!"
lliuiiucnclimc Verdoppelung,
Student: Ist mein Ueberzieher end
lich geholt worden, Frau Meyer?"
Wirthin: O, sogar schon zweimal!"
Student: Wieso?"
Wirthin: Na, sehen Sie, erst hab'
ich ihn vom Schneider geholt und gleich
nachher hat ihn der Gerichtsvollzieher
von Ihrem Zimmer geholt."
vor (Peridit.
Richter: Haben Sie durch die Ver
letzungen, die Ahne der Angellagte bei
gebracht hat, dauernden Schade an der
i'lesundheit erlitten?"
Zeuge: Tas nicht; aber so lange die
Beule zu sehe waren, haben mich die
Leute immer gefoppt, als ob ich von
meiner Frau geprügelt worden wäre!"
Main schlecht an,
Ach meine Mutter machte diese Eo
telets zum Zerdrücke, frag sie doch ein-
mal nach dem Recept." sagte ein junger
ycinann zu , einem ,vraueyen vei 4iicy,
Aus diesen Trick war ich längst vor-
bereitet," erwiderte die Teutsch-Ameri-kauerin.
Deine Mutter hat uns lange vor
unserer Hochzeit ost genug geklagt, daß
es mit Deiner Nörgelei beim Esten
kaum auszuhalten wäre, und daß sie
sroh wäre, ivenn Tu erst eine Frau
hättest, die Tu mit dem Getöse ärgern
könntest. Ich warte jetzt nur daraus,
daß Tu mir erzählst, wie wenig Deine
Mutter sür Garderobe braucht. Darin
bin ich nämlich auch gcpostet".
takoiiiseb.
Frau (zu dem heimkehrenden Mann):
Es ist ja Heller Tag; schämst Tu Tich
nicht?"
Kann ich dafür, daß die Sonne jetzt
schon um 4 Uhr aufgeht '."
Ahnung,
Ticustniädcheu (in's Zimmer stür
zend): Herr Toltor, kommen Sie
""0"8 fl"
THnrniti
Herr (verdrievlich,: Lassen Sie mich
in Ruh', ich habe heute kein Geld!
IV.n Kasernenhofe.
Hauptmami: Was, Sie melden
sich krank, Sie können das Kommis
brod nicht vertragen i Was soll denn
da erst werden, wenn Sie im Ernstsalle
blaue Bohnen zu schlucken bekommen."
treffende Antwort.
Kausniann (welcher Nachts durch ein
Geräusch geweckt wirdj: Zum Teufel,
was ist das?"
Tieb (mit der Kasse verschwindend):
Ein .stiller Theilnehmer,"
Guter Rciil',
Berliner Schustersunge (zu einem
Radfahrer, der wiederholt zur Erde
sällt): Sie, laffen Te sich in de U m
f a 1 1 Versicherung uffnehmen!"
'cin ziirüekgewicse.
Gnädiges Fräulein, würde
wohl belästigen, wenn ich
Herr:
es Sie
Branche."
i Tame: TaS vermag ich nicht zu
! sagen, in meiner Gegenwart hat noch
Niemand geraucht,"
! '
i 5klbs,crsknnri.
.: Im zoologischen arten habe
j 1)fllle rnand ,,e,el,en. der Dir aus's
JPxlrtl- rtlisiV'
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P isinrn Mrnsrn
! illlliu
B.: Aber ich habe doch gar kein
Am,!"
A.: Na. 'eben -:e. wie das
trifft!"
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Aomplimcm.
Fräulein llokctti: Ich bin alt ge
worden, nicht wahr?"
Herr, Bewahre, in den letzten
dreißig Jahren haben sie sich sogar
!aus!rordknllich gut coniervirt."
' ünu'adn.r'cinli'.
I Student: Zch habe morgen ein
Tuell. Meister; wenn :ch getroffen
werde ..."
i Schneider- okkn Sie, wer wird
! Sie Irenen ich war chon hundert
Ma! bei Ihnen, und habe Sie erst ur :i
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ifcr-fhttcr.
Auch in ern'lci Tingen o!I ir.i:! :
::cia m n::'f: ccA:
üben.