Der Wirthin TSchtcrlein. Bn Rslier, Misch, Ich war endlich angestellt worden, und sogar in Berlin, wo ich an einem der neueren Gymnasien die Jugend von Sexta mit den erste Geheimnissen der Sprache (siceros bekannt machen uns der Quinta alte Geschichten einpauke sollte. So hatte ich endlich das Ziel meiner Sehnsucht erreicht, ich hatte eine feste Anstellung. Mit großem Eiscr lag ich den Pflich ten meines neuen Amtes ob und suhlte mich wohl dabei. Auch meine Privat Verhältnisse gestalteten sich sehr age nehm. th fand Anschluß bei einigen vcrheirathctcn Kollegen, bei denen ich das Inna verminte ,sam,Ie,cben wie der schützen lernte, Ausicrdem hatte ich ine hübsche, behagliche Stube mit eine! kleinen Schlaflabinett bei einer Postbcanitenwittme gemiethet, wo ich mich bald wie zu Haus fühlte. Tie ffra war äußerst liebenswürdig und hzchft besorgt um meine Bcquemlichkcit Wenn ich verärgert oder müde heim kam, sad ich nlles so sauber und be haglich hergerichtet, Pantoffel und Schlasrack lagen bereit, meine Bücher waren geordnet, jede Spur von Unart- ung vertilgt. Man trieb die zarte Aufmerksamkeit junieilen so weit, daß man meine Basen mit Blumen schmückte, da es gerade Frühling war. Kurz, das Zimmer machte gar nicht den Eindruck einer Junggesellcnbude." Tie Fee, die hier so segensreich wal tete, war meiner Wirthin Üöchtcrlcin, eine zarte, schlanke Blondine, etwa l'J Jahre alt, mit einem hübschen, feinen Gesicht ud blauen Augen. Vom ersten Tage an gefiel sie mir. Wir wurden heim auch bald gute Freunde und ver lebten manche vergnügte Stunde mit inander. Des Abends ging ich oft zu den Damen hinüber, nahm auf Auf fordcrung der Mutter an ihrem Abend brot theil, spielte mit der Tochter vier händig Klavier oder Schach oder mit alle beiden Sechsundsechzig. Ich war allerdings etwas überrascht, beinahe verstimmt, als ich in der ersten MonntSrcchnung jede dieser Mahlzeiten, die ich natürlich als Einladung betrach tct hatte, gewissenhaft verzeichnet fand und zwar ziemlich hoch, so daß ich im Restaurant eigentlich billiger gespeist hätte. Aber ich machte mir bald klar, daß dies durchaus gcrcchtsertigt sei, da die Damen ur von einer schmalen Pension und dem Bermicthen des Zim mcrs lebten. Ilebcrhaupt sand ich die Rechnungen der guten Frau Bolt etwas hoch; aber sie setzte mir auseinander, daß ich Berlin nicht mit der Stelle der Provinz messen dürfe. Hier sei eben lles doppelt und dreifach so theuer, wie in meiner Heimath. Ich solle Gott danken, daß ich z ihr gckomnien sei, zu einer seinen, gebildeter! Frau. Ware ich in die Hände einer richtigen Berliner Zimmcrvermictherin gerathen, dann würde ich jeden Knopf, den nian mir annähte, eztra bezahlen müssen. Sicher verhielt sich das so. Außer dem hätte ich den angenehmen Umgang und das hübsche, gemüthliche Heim gar nicht mehr entbehren können. Deshalb blieb ich auch, als mich Frau Bolt stci gcrte. Sie erzählte mir mit thränen den Augen, daß ihr der Hauswirth bensallS die Miethe hochgeschraubt hätte; auch mehr Steuern verlangte man ihr jetzt ab. Deshalb müsse sie mich, wenn auch schweren Herzens, eben falls steigern. Sie werden doch deswegen nicht von mir fortziehen, lieber Herr Doktor? Ich Bekomme ja Miether genug, selbst wen ich den Preis noch höher ansetze, als Sie jetzt zahlen sollen. Aber wir haben uns so sehr an Sie gewöhnt, wir betrachten Sie wie zur Familie gehörig." Ich war ganz gerührt und beeilte mich, ihr zu versichern, daß ich selbst verständlich bliebe und diese Gefühle ganz und gar theilte. Ich schmor ihr zu, daß ich sie nieinals verlassen würde, wenn ich mich nicht gerade verheirathctc hier wurde ich roth, und sie lächelte oder wir uns etwa, was ich für gänzlich ausgeschlossen betrachtete, ver üneinigtcn. Auf der nächsten Wochenrechnung fand ich auch den Preis für das Früh- stück erhöht. Frau Bolt war selbst ganz verzweifelt darüber; aber der Milch mann und der Bäcker hätten aufqcschla- gen, schon seit mehreren Wochen. Sie hatte es mir verheimlichen wollen, und bisher aus ihrer eigenen Tasche juge setzt. Aber das ginge doch nicht länger, das sehe ich wohl selbst ein. Ich versicherte ihr, daß ich mich fchä men würde, ihr das Geld so aus der Tasche zu stehlen, und selbstverständlich auch den früheren Aufschlag nachzahlen würde, was sie nach einigem Sträuben denn auch annahm. Welch eine brave, fein empsindcnde Frau ! Ich pries mich glücklich, daß ich in dem großen Berlin durch Zufall gerade hierher gekommen war. Und dann ich leugne es nicht war ich verliebt, und das gründlich ! Sus chens zarte, blonde Schönheit, die so ganz meinem und Goethes Grethchen Ideal entsprach, ihr sanfter, anschwieg samer vharatler, ihre Liebenswürdig reit, ihr kluges, holdes Geplauder, das Jrtcreise, das sie an meinen Studien nahm, ihre HauZsraueneigenfchaslen fit lochte geradezu ideal alle diese ver eint so seltenen Eigenschaften hatten mich in einen wahren Taumel des Ent zücken? verietzt. Ick) würde mich schon langst erklärt haben, wenn ich sicher gewesen wäre. Erhörnng zu finden. Fräulein SS chen machte mir zwar zuweilen süße Augen"; aber die hatte sie eben von Natur. Ich fürchtete auS dem Para diese vertrieben zu werden, wen ich mich entdeckte, ohne Gegenliebe zu sin den. Denn natürlich wäre es für beide Theile peinlich gewesen, nach einem Korde den Verkehr fortsetzen und täglich zusammenkomme zu müssen. Ein älterer Kollege, dem ich mich an vertraute, lachte mich zwar gehörig aus. Er meinte, Mutter und Tochter würden mit beiden Händen zugreisen. Eine arme PostsekrctärSwittwe ud Sie, ein begabter junger Gymna siallehrer, der es noch einmal weit brin ge kaiiii ! Lächerlich ! Ich sollte vorsichtig sein, und mich um Gottes Willen nicht einsangen las en, ehe ich nicht den Charakter des Mäd- chens, ihre Herkun t und ihre crmanvt schaft genau geprüst und erkundet hätte. Als ob ich nicht ihren Charakter bei so vertrautem Zusammenleben besser er gründet hatte, als den irgend einer iUiigcn Dame, die man nuchtig bei einigen Gescllschastcn kennen lernt, wo sie auch in geistiger Beziehung eine gest' toilette anlegt. Und ihre Herkunft kannte ich ja. Die Leute waren zwar arin, der Batcr wohl nur ein Subaltcrnbeamtcr ge wesen, aber trotzdem hatte die Tochter eine giite Erziehung erhalten. Und wie ne sich sur meine stunden inlcre irte. SuSchcn, dessen war ich sicher, würde nur nach ihrem Herzen wählen. Ob dies aber für mich sprach, war mir trotzdem noch zweisclhast. So kamen die großen Ferien heran, und ich beschloß, die Schicksalsfrage bis nach Beendigung derselben zu vertagen. In diesen sechs Wochen, in der Entfcr ung von der Geliebten, konnte ich mein Herz noch einmal prüfen. Und dann wollte ich mich erst meiner alten Mutter anvertrauen. Brieflich ließ sich so etwas nicht gut machen. Ich nahm gerührten Abichicd von den beiden Damen und segelte von bannen. Bei meinem Mütterchen erlebte ich einige glückliche Wochen. Sie hatte natürlich nichts gegen meine Hciraths Pläne einzuwenden, rieth mir aber, noch ein Vierteljahr zu warten. Sie wolle mich in Berlin beiuchcn und bei der Ge- lcgenheit meine Auserkorene grundlich in der Rähe ansehen. Nach etwa zwei Wochen traf ein Brief aus Berlin ein, als Antwort aus eine begeisterte Schilderung, die ich den Da inen von meinen Fcriensreuden und meinem Hcimathsglück entworfen hatte. Die Alte schrieb mir geradezu, daß sie sich nach unscrein gemüthlichen Bcisam mcnsein sehne. Und Suschen wenn ich kühn war, nannte ich sie Fräulein wuschen theilte mir mit, daß sie Beide viel von mir sprachen und daß sie oft in meinem Zimmer säße und left und meinen Kanariettvogel süttcre, und daß sie sich sehr auf meine Rückkehr freue. ,zch war selig darüber, Fcrienlust und Heimathsfreude singen an zu verblassen und zu verschrumpsen gegen die kchn sucht nach der Weltstadt oder vielmehr offen gesagt, nach Suschen, die mir meine Phantasie unaufhörlich vor Augen zauberte. , Schließlich hielt ich es nicht mehr aus und beschloß, meinen Aufent halt um eine Woche abzukürzen. Mein Mütterchen lächelte ver kohlen, als ich stockend Geschäft" und Arbei ten" in der Königlichen Bibliothek" vor schützte, meine vcrsrühte Abreise zu entschuldigen. Sie ahnte wohl, welcher Magnet nur unwidcritchlich zurückzog, ließ sich aber nichts merken und ver sprach mir nochmals beim Abschied, mich in einigen Monaten zu besuchen. Da ich die Damen uderra chen wollte. hatte ich ihnen meine Ankunft nicht an gezeigt. Tie Droschke, die ich aus dem Bahnhof nahm, fuhr mir nicht chnell genug. Endlich war ich am Ziel meiner Sehnsucht. Ich eilte beflügelten Schrittes die drei Treppen hinaus und konnte vor Herz klopfen kaum öffnen. Wahrscheinlich saß das liebe, sanfte, holde Mädchen jetzt einsam in meinem Zimmer mit ihrer Stickerei oder einem Buch, träumte von mir oder scherzte mit meinem Kanarier. Ganz leise schloß ich auf und wollte behutsam über den Korridor in meine Stube schleichen, um sie zu überraschen. Aber ein wüstes Geschrei schallte niir von dort her entgegen. Ich trat erstaunt näher. Tie Thür meines Zimmers war nur angelehnt. Anfangs konnte ich aus dem Quodlibet zanken der, keifender Stimmen nichts verstehen, so laut und ungestüm schrieen sie durch einander. Heißes Waffer drei Mari für die zwei Wochen?!" brüllte eine mir gänz lich fremde, wuthbebcndt Männer- stimme. Dös ist stark !" Und Petroleum für eine Lampe sechs Mark, das ist die reine Geld- schneidere! !" Ickundirte eine weibliche Stimme, ebenfalls unbekannten Ur sprungs. Ich lugte vorsichtig durch die Thür- spalte. Ta standen ein fremder Herr und eine fremde Taine, wie es schien, zur Abreise gerüstet, neben einem Kof- fer und anderem Reise Gepäck. Bor ihnen meine Wirthin, aber so hatte ich sie noch nie gesehen. Aus ihren Augen loderte es gütig, um ihren Mund spielte ein hobnisch-grimmiges Lächeln. Tas ganze l'iesicht Halle einen Zug von Bos heit und Gemeinheit angenommen, der mir no,h nie an ihr ausgefallen war und mich wabrhait erschreckte. Und jetzt legte sie lo- wie eine Trompete': Was unterstehe -ie sich?! Ich schneide Sie?! Wenn Sie nicht Geld genug haben, gehen Sie doch in eine Herberge, nicht in ein feines gebildetes Pensionat! Bei mir lvgircn nur die al lcrfeinstcn Herrschaften ; vor Ihnen hat ein Graf drei Monate dies Zimmer bc wohnt. Und ehe Sie nicht alles bis auf Heller und Pfennig bezahlt haben, wer den die Sachen hier nicht fortgenommen verstehen feie mich?!" Ich war starr. Also vcrmiethct hatte man das Zimmer! Und mir schrieben sie. das Tuschen in meinem einsamen Stübchen" säße, den Vogel siiltrrtc und den Staub von jedem Buch und jeder Photographie wischte. Und wie unfein die Frau Bolt sich gcbärdete, und vor allein wie sie log! Der Graf, der hier drei Monate logirt hatte, war ich armes Lcarerleili, Schon wollte ich mich davonschleichen, als plötzlich Tuschen in der Thür er- schien, die mein Zimmer mit der Wohnstube verband. Neugierig blieb ich stehen. Gewiß wird sie die Mutter beruhigen, die vielleicht schwer gereizt worden ist, wenn mir auch sechs Mark Petroleum sur eine Lampe m zwei Wfr chen geradezu ungeheuerlich erschien. Aber was war das?! Suschen schimpfte noch lauter als die Mutter, und in Ausdrucken, m Ausdrucken. . Mir wurde heiß und kalt, und es war mir, als ob ich plötzlich einen Schlag in s Gesicht erhalten hatte. Sie haben überhaupt eine solche Schweinerei gemacht mir Ihrem Thee- kochen. Wen der Gras zurückkommt, wird er das Zimmer nicht wieder erken nen," schrie sie, und die sonst so sanfte Stimme klang schrill wie eine verstimmte Trompete. Schweinerei ?! Ich verbitte mir solche Ausdrücke!" rief der Herr ein pört. Ach was erst soll ich Ihnen den Dreck wegfegen und dann wollen iie nicht einmal blechen!" entgegncte das holde, sanfte Tuschen schnell und stemmte die Arme in die Hüften. Ihre Augen funkelten, die Lippen waren wuthbleich und messerscharf; auf ihrem verzerrten Gesicht erschienen hoch- rothe Flecken und derselbe böse Zug um Nase und Mund, der mir schon bei der Mutier aufaesallen war. Mir sank es wie eine Binde von den Augen. Die hatte ich angebetet und gar heirathcn wollen, diesen kleinen Drachen! Brr, ich schüttelte mich, ' Fort, nur schnell fort! Vorläufig schlich ich auf den Zehen in die Küche, setzte mich auf einen Stuhl, stellte niein Roffcrchcn daneben und über legte. Eine Weile hörte ich noch den Lärm, dann mochten sie sich wohl gcci nigt haben. Plötzlich trat Suschen her ein. Bei meinem Anblick schrie sie ver legen auf. Smd Sie schon schon lange liier? Ein Weilchen! Ich wollte nicht stö- reu, weil Sie mit den neuen ivtte thern " O, das ist das sind w,r ha ben die Leute nur drei Tage lang im Quartier gehabt mehr aus Gefällig keit, . . es sind nämlich Verwandte von Mamas Freundin. Aber sie haben sich so schlecht benommen und wollten uns schneiden " Nachdem ich auch die verlegene Be- qrllkung der Mutter über mich hatte ergchen lassen, theilte ich ihnen mit, ich sei nur nach Berlin gekommen, um leine machen zu packen und wieder ab zureiscn. Abreisp, Herr Doktor ?" Mutter und Tochter sahen sich in grenzenloser Bestürzung a. Ja ich ich bin ich habe nämlich eine eine Berusung oder viel- mehr Versetzung nach auswärts erhalten in meine Heimath," Und das hat sich so schnell ge macht ?" Ja, ganz plötzlich !" Sie mochten mir wohl ansehen, daß ich log, daß aber hier nichts mehr zu machen sei. Einen Moment flüsterten sie miteinander, dann sagte meine brave Wirthin in einem ganz veränderten schnippischen Ton : Sie können erst zum 15. kündigen!" Gewiß ich weiß! Ich werde den ganzen Monat bezahlen! Toch jetzt bin ich müde und will mich ausruhen," fügte ich energisch hinzu und zog mich zurück. Am anderen Tage suchte ich eine neue Wohnung, bezahlte meine Rechnung und zog aus. Beinahe hätte es noch Streit gege den, so unverschämt war die Rechnung, da sie sich jetzt mir gegenüber keinen Zang mehr anzuthun brauchten. Sie wollten die ganze Ferienzeit bezahlt ha den. Aber ich zog ihnen drei Tage ab mehr aus Trotz. Mutter und Tochter nahmen bereits eine Kampfstellung ein, wurden aber sehr kleinlaut und verlc gen, als ich sagte : Ware ich ein Graf, so hätte ich Ih nen 14 Tage abgezogen; aber so wollen wir es bei den drei Tagen bewenden laffcn !" Als ich hinter dein Packträger die Wohnung verließ, lachtcmirdcr Wirthin holdes Töchterlein spöttisch nach: Glück liche Reise, Herr Doltor!" Ob die sich ebenso geärgert hat, wie ich froh war?! Meine Mutier wünschte mir Glück, als ich ihr genauen Bericht abgestattet und warnte mich für die Zu kiinft vor den Wirlhstochtcrn in Berlin. Ich konnte sie beruhigen, ich wohnte jetzt , bei einem Sckmcider. der eine Tochter j von drei Jahren hat. j Tretender Lcs,dcid, I Tarne: Also -ie sind immer noch lcdig, Hi.a Inipeltor?" , Inspektor: oiUmM. ich bin so frei." Der Siinitcnant und fein Bursche. Humoreske au der jncmdmlkgwn. So oft ich meines Aufenthaltes in Afrika gedenke, erinnere ich mich gern einer Episode, welche im Casino lange Zeit unseren Gesprächsstoff bildete, mid deren Erwähnung jedesmal eine hei lere, gemüthliche Stimmung hervor brachte.. Ein erst vor wenigen Wochen j.i nse rem Regimcnte vcrsctztcrKamerad, Lieu tenant Petit, dcr vordein bei den Chas sirnrs d'Afrique in Algier gestanden, hatte sich in die junge nd schöne und, wenn man den mlausenden Gerüchte Glauben schenken durfte, auch reiche Wittwe Marie Pons sterblich verliebt, Lieutenant Petit, der, ei geborener Franzose, nicht weit von der elfässichen Grenze zuhaust war, radebrechte ei wenig Deutsch und hatte sich hier unse rein Kegdelub, welcher aus dem Kapi tan und den beiden Lieutenants der ersten Compagnie nd meiner Person bestand, angeschlossen. Er war ein liebenswürdiger Gesellschafter und trotz seines leichtlebigen, französischen Charak- terö bei uns allen beliebt. Eines TageS waren wir in unserem Stammlocal zu einer gemüthlichen Kegclpartie versammelt; denn unser Wirth, ein geborener Brandenburger, hatte es sich nicht nehmen lassen, für seine Gäste zur trauten Erinnerung an die Heimath eine Kegelbahn zu errichten, die von uns vielfach benutzt wurde. Lieutenant Petit war noch nicht zu gegen und wir erwarteten, von allem möglichen plandernd, dessen Ankunft, als dieser plötzlich herangesprengt kam und bald darauf aufgeregt und erhitzt zu uns in die Laube rnt. Nachdem er sich gesetzt und ein Glas Wein getrunken, erzählte er uns ans unsere erstaunten prägen seine neueste Entdeckung, die er soeben gemacht. Nach dem Bilde, welches uns der Lieutenant mit begeisterten Worten von der Dame, deren Bekanntschaft er soeben zusüllig gemacht, entwarf, mußte die- selbe ein Bild von Schönheit sein. Der herbeigerufene Wirth bestätigt die Anga den unseres Freundes, und da er noch hinzufügte, daß die schöne Frau Pons, die erst zmeiundzmanzig Jahre alt nd schon seit zwei Jadren Wittwe sei, anchsür reich gelte, so konnten wir weiter nichts, als iinscrein Petit zu seiner Eroberung Glück zu wünschen. Er ist sterblich in die innae Wittwe verliebt und ist jeden Sonntag und zuweilen auch in der Woche, Gast in der herrlichen Villa, welche von derselben bewohnt ivurde. Trotzdem der Lieute- nant von seiner Angebeteten noch keine belonderen Beweise ihrer Zuneigung em psangen hatte, glaubte er doch zu bcmer ken, daß er der schonen Frau nicht gleich- giltig geblieben sei, und so cursiren denn schon die verschiedensten Gerüchte liber die nahe bevorstehende Verlobung des eleganten Lieutenant Petit mit dcr schöncn und reichen Spanierin, wozu wir selbstverständlich schon im voraus herzlich gratnllrten. Die Hinge Wittwe war eine große Blumcnfrcundin und hatte ihre beson dere Vorliebe sür Blumen dem Lieute ant gegenüber erwähnt und so mußte denn jeden Morgen Karl Eckart, der ge wandte und schneidige Bursche des Lieu tenants mit einen köstlichen Blumen- strauße zur Villa hinaus. Karl Eckart, ein geborener Tciitlcher, dcr in seiner Heimath als Student ein flotter Eorpsbrudcr gcwcscn sein mußte, war hier, trotz seines einfachen Solda- tenanzugcs, eine nicht zu verachtende Persönlichkeit. In Hannover geboren, hatte er das dortige Gymnasium absol virt und war dann nach Berlin gegan gen, um hier Jura zu studiren. Da er aber während fünf Jahre vor Früh- und Abendschoppen nicht zum Studium kam, und er sich zur Ablegiing eines Examens nicht entschließen konnte, so kam es mit seinem Bater zu scharfen Auseinandersetzungen, infolge dessen er Deutschland verließ. Nach dem er sich in Belgien und Frank reich eine Zeitlang vergebens nach einem paffenden Engagement umgesehen hatte, ließ er sich, da seine Mittel zu Ende, und er zu stolz war, an seinen Vater zu schreiben, um dessen Hilft in Anspruch zu nehmen, in seiner Ver- zweiflung für die remdenleaion in Algier anwerben. Durch feinenTiensleifer! wußte er sich bald das Vertrauen seiner i Vorgesetzten zu erwerben, und nachdem I er auf unseren Vorschlag Bursche des! Lieutenant Petit geworden, ging es ihm j ganz leidlich. Durch die täglichen Aufträge des Lieutenants hatte Eckart Gelegenheit, mit der jungen Wittwe bekannt zu wer- den. Sein gewandtes Benehmen, seine elegante Tprache waren ihr ausgefallen und da sie schon Gelegenheit gehabt, viele von der Legion kennen zu lernen und Eckart leicht als ein Deutscher zu erkennen war. so ließ sich die schöne rau Pons mit Eckart in ein Gespräch ein, wobei sie denn erfuhr, daß Eckart ein Deutscher und ehemaliger Eorpsstu dcnt. Tie mochte Gefallen an dem Wesen des Teutschen gesunden haben, und so erfährt denn auch Eckart, daß sie eine Landsmännin von ihm ist. Auch sie ist ans Hannover gebürtig, wo ibre Eltern, j die ein nickit unbedeutendes Vermögen besaßen. Übten. Als sie kaum dreien' Jahre all war. wurden ihr beide Eltern; in wenigen Wochen durch eine Krank-! heil eu!ri"cn und ein in Luremburg wohnender Onkel nabm sich liebcroll der, Ellcrnloseii an und ließ sie in seine! Hause ausS beste erziehe. Gelegentlich einer Reise nach Italien lernte sie den Spanier PoiiS kennen, der sich in sie ver liebte. Ta auch ihr Onkel gegen diese Hcirath nichts ei!Uwendcn halte, schenkt sie seinen Werbungen Gehör d so sand denn wenige Wochen darauf in Neapel die Hochzeit statt. Von Italicn waren sie nach Sidi Bei AbbS gekommen, um hier die Flittcrwoche zu verleben. Sechs Monate nach ihrer Hochzeit war sie Wittwe. Ihr Gatte, dcr die Ivildc- sten und unbändigsten Pferde bestieg, wurde eines Tages todt nach Hause ge bracht. Durch diese gegenseitigen Erzählungen von der geliebte Heimath, dem lieben deutschen Vatcrlandc, wurden sie bekannt und es währte garnicht lange, so hatte die oberflächliche Bekanntschaft einer tie- fcren, ernsteren Rcigiing Platz gemacht. Wohl hatte die schöne Wittwe zuivci- len Vergleiche angestellt zwischen dein leichtlebigen französischen Lieutenant und seinem deutschen Biirschen, doch waren dieselben stets zu Gunsten des letzteren ausgefallen nd Frau Pons war nur noch darauf bedacht, wie sie die Bckanntschast des Lieutenant, dcr auch nicht die geringste Ahnung hatte, welch, Rolle er in dcr Herzensangelegenheit seiner Aiigcbktetcn zu spiclcn berufen ivar, dazu benutzen könne, um ihren deutschen Landsmann zu helfen. Eines Tages bringt sie geschickt das Gespräch auf die Fremdenlegion und fragt ob es nicht möglich wäre, den einen oder andern dcr Soldaten vom Dienste zu befreien. Er ist entzückt, eine Gelegenheit zu haben, der Dame feines Herzens einen Gefallen zu thun und so nimmt er denn mit vielem Danke die tausend Francs welche ihm Frau Pons mit der Bitte übergicbt dieselben zur Befreiung sciiics Biirschen z vcrwendcn. Am nächsten Morgen meldet sich Karl Eckart krank. Der Arzt constatirt eine Angenkrailkhcit und veranlaßt die Ueber führung ins Laznreth, worauf Karl Eckart nach acht Tagen nach stattgehab ter Untersuchung durch den General arzt wegen Myopie als dienstuntauglich entlassen wird, Frau Pons, die von allem untcrrich let ist, erwartet den Geliebten in Algier, von wo aus sie den nächsten Dampfer nach Italien benutzen, Wenige Wochen später findet in Rom die Training statt. Nach einerHochzeitSreisc durch die Schweiz und Tirol langen sie in Hannover an, wo die Aussöhnung mit Eckart's Eltern stattfand. Bald darauf siedelte das junge Ehe paar nach Berlin über wo Eckart mit erneuiein Eiscr sein Studium wie der aufnimmt und dann auch bald dar auf eine angesehene Stellung im Staats dienst errang. Und unser Freund Petit? Er ist erstaunt, als er von dcr plötz lichcn Abreise der so heiß Angebeteten erfährt. Seine Verwunderung steigt aber anf's höchste, als er nach einigen Wochen aus Rom einen Brief erhielt, worin ihm die schöne Wittwe von ihrer soeben stattgehabten Trauung mit Karl Eckart seinem früheren Bursche, dem er so großmüthig zur Frei heit verholsen, mittheilt nd sich zugleich sür seine thatkräftige Hilfe, wodurch ihr Glück begründet wurde, bedankt. Lieutenant Petit hat seitdem keine deutsche Burschen mehr, soll sich auch ge schworen haben, nie mehr junge, schöne, reiche Wittwen j lieben. Ob er seinen Schwur halten wird? Ter Berliner im Reifte. Generaloberst von Loe rühmte neulich beim Festmahle im Berliner Rathhanse den erfrischenden Humor der Berliner im französischen Fcldzuge. Hier einige Blüthen dieses Humors: Als man die Transporteure der ersten bei Wörth gefangenen Franzosen fragte, welchen Eindruck die Turcos auf die deutschen Soldaten gemacht hätten, ant wortete ein alter Unteroffizier und ge borener Berliner schnell und treffend: Sie uff uns? Iar keenc! Aber wir uff ihnen!" Es war bei Le Bourgct. Tas Franzregimcnt hatte neue Lor beeren errungen, aber Biete waren nie dcrgcstreckt bei der Erstürmung dcr Bar rikadcn der Wachstuchfabrik. Um un nöthigcS Blutvergießen zu vermeide, ließ der TivifionScommandeur Gewehr in Ruh" blasen. Stillschweigend nahm man Gewehr bei Fuß und harrte der weiteren Tinge. Ta rief Eircnadicr Pengcl, ein echter Berliner, seinen Ka meradcn zu: Paßt aus, Iungcns. nu kommt das Ganze sammeln" und dann die Herren Oftiziere zur Kritik", Ate scr Kalauer brach den Bann und eine schallende Lachsalve heiterte die Ge müther auf. lEin verwundeter Berliner und ein Franzose lagen dicht bei einander und kamen alsbald in, Gespräch. Ter Franzose, dcr etwas Teutsch radebrecht, sagt pathetisch: Und nir kaput sein unsre Gloire! Revanche! Tas beißen uns Victoria. Revanche! Ta zeig Prus siens fein Courage!" Berliner: Man uelen, dct jiebt 'ne neue Blamage!" Franzole: La France in neue Glanz partout !" Berliner: Ja Glanz, und wir liefern die Wichse dazu!" Zwei Soldaten standen Nach!? ans Posten. Ter eine sctzlc sich nieder und1 war bald vor Müdigkeit eingeschlii'en. ; als eine Kanonenkugel ihm den Kops wegriß. Na." rief der Andere aus, der wird sied wiindcrn, wenn er an' walkik und il'in der opf Killt !" Silnß t:nes Ztidpon vom Gefreiten Lehmann: Eh' ick bissen lan gen Brief schließe, will ick Dich noch ccncn VcrS aus unserem Lirdeibnch ab schreibe, der apart sor Dir, meine ge liebte Karoline, jemacht iS: Nn adjes, Karolinc, wisch ab drt Je sich', Eine jegliche Kugel die trifft ja nicht; Tenn träs jede Kugel apart ihren Mann Von wo kriegt dcr König Soldatcn dann?" Halte nur die Kinder hübsch orntlich. Lude jcht ja nu ins 4. Jahr, da muß er schaust lernen sor Vater im Felde beten. Nu adjes Karline und ick bleibe inimer Dein ewig jctrcuer Lude Lei) mann, Gefreiter," Feldpostbrief des Gefreiten Lehman: Cleisberg, uff dem Schlachtfeld? von Weißenburg, 4. Angust 1870. Also wir haben die Franzosen heut dct erste Mal vcrhaucn und ick bin janz gcsuud. Um mir hcriiin liejcn eene Maffe schwarze DeibclS. die Turkcn, die wir jefangcn jcnoinincn habe. Et sind aber janze jnte Leute; nr mit ihre braune Jesichtcr und die weiße Plu dcrhoscn und den bunten Beutel um den Kopp scheu sie schaurig ans. Wen ick erst mehr Zeit habe, beschreibe ick 'mal Allens jcnauer. Et grüßt Dir und die Kinder Dein Lude Lehmann." Vit gefühlvolle Kugel. Lieutenant: Wenn ich eine Kugel in die Lust schieße, was bringt sie dann zu rück, Hubcr? (Soldat schweigt.) Nun, die An" Soldat: Die An die An die Anhänglichkeit!" 2ii in Verlegenheit. A: , Ihren Herrn Vater, den alten Seifensieder, hab' ich gilt gekannt!" Parvenü: Ja, das Scifensicdcn war so eine Passion von ihm!" vertheilte Rollen. Neffe sdcr seinen Onkel vom Lande in ein feines Restaurant führt): Sich', Onkcl, ich drücke hicr auf den Knopf und bestelle!" Onkel: Na und dann?" Neffe: Tann drückst Du aiif den Knopf und bezahl st!" Zarter wink, Gestern hab' ich Ihretwegen ein Orakklblüinchcn gefragt, Fräulein Elifc!" Ist's gut hinausgegangen?" Nein, schlecht!" Seh'n Sie, warum fragen Sie mich nicht selb st!" Auch eine Abhaltung, Herr (im Bureau): Könnte ich Herrn Frank sprechend Beamter: Jetzt nicht; er ist beim Herrn Direktor drin er avancirt g ' r a d !" Z gewissenhaft. Bei der Berufszählnng führte sich ein höchst gewissenhaslcr. aber auch sehr zerstreuter Professor in seinen Zahlbogen unter dcr Rubrik: Vor übergehend abwesende Per' s o n e n" auf. Ein kleiner Egoist. Mutter: Karl, gib doch Deinem Schwesterchen auch ein Stück Wurst! licthcilte Freude ist doppelte Freude!" Karl: Das schon! Aber getheilte Wurst ist nur halbe Wurst!" Rädchen und Rad. Einst saß das sittige Mädchen Beim schnurrenden Rüdchen Und spann. Es ist der Fortschritt zu loben! Heut' sitzt aus den Rade sie oben lind hnt iSnl'pn nti jtiiilj ein Zcitbcslimmcr. Radkalirer : Wie weit habt irfi inlil noch bis zur nächsten Kneipe, Lands mann?" !5iißaäiiaer (der ihn lanne bcobaclitet hat): O, nicht weit mehr drei, vier Mal Werdens noch bis dahin her abpurzcln!" Zli dem peiinweg, A,: Wenn ich jetzt nach Haus komm', liest mir meine Frau noch erst die Zeitung vor!" B.: Meine liest mir auch aber die Leviten!" Ausrede. Richter: Sie haben in dem betrcs i fcndcn Restaurant gegessen, getrunken j und sich dann heimlich entsernt, wie ka- men Sie dazu?" Angeklagter: Ich wellte ball nur j mal hören, ob der Wirth wirklich so saumäßig grob werden konnte, wie man j mir erzahlt hatte!" ?klbn bewußt. Lieutenant: Gnädige Fräulein sehe heut angegriffen ans!" Fräulein: Ja dcr Arzt meinte, ich soll mich elcltrisircn laiien!" Lieulenant: ,,Al brauchen gnädi ges Fräulein nur mich anzusehen!" i5eniilM;t'. Haussiert: Hoffentlich können Sie per,!! lochen iel niacbe große An Milche!" Ne.:e:i','.ktr,l!Ns TicnilmaScken : Ji?.. veewo! liier als uuin Schätz '.iv.v.r:. 2' auch n I fein!"