Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, August 15, 1895, Image 9

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Per blinde eiuj-:
, 'tfiisiiftiöiiK t'nalilintii 01
ution. ';!on ),
6;ü: Einzli
'Wir faßen nach einem guten Tiiier
itt dem so heimischen JuiiiZii.e,'elle,i
Eßzimmer meines besten freundes
Herr Eburle Otriiiiflnuu, eines Der cr
sten 3erlireel)evmmmlte des einmische
Werii1)toI)ofeä, als das Oieunu1, auf da
Verbrechertbutn im Allgeineinen und
auf die verschiedene Fälle, i denen er
selber schon beschäftigt gewesen war, ize
bracht lournc.
(H ist so, fatite mein freund, utii
habe schon viele Verbrechen vcrthcidigt j ----------------
lind seltsame Fülle gehabt, aber leiner ! gegen den so offen anstehenden Mann
war so interessant, als der beriihinte' vorhanden seien nd eine schivere Arbeit
ttorto-Mord." ! vor mir liege,
Ter Mord an sich selbst, seine Motive ! Ter Billeteinnehmer i der Eisen
und die Art nd Weife, wie er vollbracht ' lnihiiftatum zu Norton beschwor, das;
wurde, waren freilich gewöhnlich gelinge Tnrner mit dem 0::io ,;jiie von Got
ti handelte sich in ein junges Madchen,
welches von einen, verschmähte Bewer
her ans Eifersucht erschossen winde,
Sehr eigenlhiimlich aber war die Art
nd Weise, wie der Morder entdeckt
wurde, Zntereisirt esTich," fiihnnei
freund nach einer Weile fort, so gebe
ich Tir die Erzül)lumi zum Besten, last
uS aber nach meinem Wohnzimmer
niitnbergehen, wo wir vor dem Jlu,nii
fener den ftasfee nehmen und eine mei
ner guten Havannas dabei genießen
wollen,"
Ger stimmte ich in, Nachdem wir
es ns so recht gemüthlich und bequem
gemacht hatten, begann er in seiner ni
iiige, langsamen 9- rt , wie ich eS von je
bei ihm gewohnt war, zii erzählen.
Wie T ,a auch winen wirst, ist Oior-
to ein kleiner Ort. ungefähr 20 Mei-1
len von Barchester, der wohlbekannten
abrikftadtMidlaiids, entfernt, pines , Lebewohl zu sage zwei Stunden ach sich ach dem Orte wandte, wo der
AbcndS im Scptciiiber, vor gerade 1" i seiner Ankunft, habe er mit dem 8:5!0 blinde Zenge stand,
Jahren, wurden in dein Städtchen die Zuge das Striche,, wieder verlasse j Tic Antwort des Zeugen war rasch
ruhigen Bewohner durch die Kunde er- und sei nach Barchcstcr zuriickgetehrt, nd ohne weiteres Bcsiuiien erfolgt,
schreckt, daß der Körper einer schönen Am nächsten Morgen sei er nachl'ive) (5s war eine tiefe Stimme, die ich
junaen Tarne in Biirto Grove, etwas, Pool gefahren, um von dort mit dem ' vernahm," sprach cr.
außerhalb der Stadt gelegen, gefunden ! Eanadadampser nach drüben zu gehen. Selten habe ich eine solche Freude
sei, kein Zweifel herrsche darüber, daß! So lautete die Angabe des Auge-! empfunden, als in diesem Augenblick,
dieselbe ermordet worden su. Ter Po- j klagten, fnbr mein freund fort, sich zu ! Hatte ich doch seit den Wochen, in denen
lizci wnrde die erste Kunde durch einen ; mir wendend, Tu wirst bemerkt habe, sich mich mit dein Fall beschäftigt ,,d
alte Blinde, der von seinem H'inde daß zwischen der Aussage des Billetein- ' mit dem Angeklagten mich unterhalten
geführt, von Stadt zu Stobt zog und nehmers nd Turners ei wichtiges ' hatte, bemerkt, daß der Klang seiner
mit seiner Geige sich seinen i.'ebensi,ter- Moment lag; nach der Aussage des i Stimme hell i,d scharf, ohne einen
halt erwarb. ersteren sollte Turner um 0:30 von tiefen Anschlag, also gerade das Gcgcn-
Nach seiner Erzählung lag cr Abends, Gorto abgefahren sein, während dieser , theil von dem, welches der Blinde aus
unter einem Busch, nur einige Schritte behauptete um &.M bereits Wörtern ver- gesagt hatte, gehört zu haben.
vom Fußpfade entfernt, müde und ab- lassen zu haben. Bei der nochmalige : Würden ie die stimme wieder
gespannt von seiner Wanderung, seine Vernehmung des Billeteinnehiners blieb ! erkennen ?" frug ich jet.it, mich zu dem
treuen Gefährten zur Seite, und gedachte 1 derselbe steif und fest bei seiner Bebaup
dort auch die Rächt zu verbringen, als, tnng, es sei der 9:30 Zug, er sei seiner
er plötzlich Schritte vernahm, welche
dein ffußpfad entlang dein Städtchen zu
zu bewegen ichicneu. Er hörte die
Stimme eines Mannes nd einer Frau,
die in lebhaftem, erregtem Gespräche z
sein schiene, Einige Minuten verran
ne, die beiden Gestalten gingen an sei
er Lagerstätte vorüber, da hörte er
plötzlich einen Schuß und darauf den
lauten Schmerzensckrci der Frau, wo
rans noch ein zweiter Schuß folgte.
Rasch sprang er ans, sein Hiind begann
laut z bellen, er aber rief: Was ist
das?" Keine Antwort ersolgle, und nur
das Rascheln im Gebüsch ließ ihn bemer -
teil, daß jemand sich eiligst durch dasselbe
entterntc. Ter Blinde ging sofort nach inen geworren, 10 da der achverhalt
(Norton und machte der Polizei Anzeige 1 nicht mehr festgestellt werden konnte,
von dei Vorgänge, Tiefe fand die Ter Revolver der zu Fiiften der In
Leiche eines junge Mädchens, Namens j mordeten gesunden worden war, gab
t'niil Ticcp, mit zwei Schüssen indem auch keinen Anhalt. Terselbe war in
Kops, und zu ihren Aiißen einen entla-, Barchestervoreinige Monaten bei einem
denen Revolver. Waisenhändler gekanst, aber dieser er-
Miß Tiee war das einzige Kind inncrtc sich nicht dcs Känsers und be
eines wohlhabende Ladcnbesitzers in haiiptelc. denselben auch nicht wieder zu
Barchester. Aus den Nachiirschungeii ; erkennen.
ging hervor, daß dieselbe ein Liebesver- Tie einzige Möglichkeit, Aufklärung
hältniß mit dem t'ommis ihres Vaters. zu erhalten, lag nun darin, zu erior
John Griffith Turner, unterhielt, ihre ! scheu, ob Miß Ticev och eine ander
ältern aber von dieser Berbindnnq Bewerber gehabt, welchen sie verschmäht
nichts wissen wollten, da der junge Mann hatte, oder ob ihre ältern sie zwinge
ohne Vermögen war. . , wollten, einem Andern die Hand zu
Nachdem diele Alles versuckit hatten,
dem jungen Mädchen die Neigung zu
dem vomiiiis zu benehmen, wurde Tur -
cr ans betn Geschäfte ihres Vaters cnt- j mich, während ich mich zur Vcrtheidi
tasjcn und Emiln zu einer Tante nach, gnng meines Klienten vorbereitete.
Gorton gebracht. i Am Gcrichtstagc wurden die Aussagcn
In der Tatchc dcr knwrdctcn wurde!
ein Brief Turners gefunden, welcher in
Barchester aus die Post gegeben war; in i
dcmfclbcn hatte er die Absicht lundgege-,
den, am 6. September, dem Adcnd dcs
Mordes, nach t'iorton zu fahren, um !
dort mit Emil Ticcy zuiamnicnzutrcl -
ten. Vielleicht itt es das letzte Mal,
daß ich Tich sehen werde.. Ichried er, , nung versolgt, ,er -toatsanwalt frug
und diese oerhangnißvollen Worte ließen ihn. ob er einige Worte aus dem Streite
den schwerwiegenden Verdacht, daß er , des Mannes und der Frau geHort babc,
der Mordcr sei, auftauchen. ; als diefe bei seiner Lagerstätte vorüdcr-
I der That war Turner am , 1 gcgangcn, ehe die satalcn Schüsse fielen,
Scptcmbcr in Gorton und wurde in : Als Diese Frage mit Ja" beantwortet
dein Städtchen auch von einigen Per- wurde, bemächtigte sich eine fieberhafte
fönen mit Miß Tue zusammen ge-, Aufregung aller Zuhörer,
sehen. j Was wurde gesprochen?"
Sosort, nachdem der Thatbestand des l Als dieselben bei mir vorübergin
Morde festgestellt worden war, wurde gen, Körte ich den Mann sagen: Aber
ein Haftbefehl gegen Turner erlassen:
als am nächsten Morgen die Polizei in
Barchester dcnsclbcn vollltreckcn wollte,
war Turner mit dem FriiKziigk nach
Liverpool gefahren, um sich ach Eanado
kinznfchisscn. TieS vermehrte den Ver
dacht, ein dringendes Zelegramni nach
Liverpool ermogliedle es aber, daß Tur
ner Abends am Bord eines transatlan
tischen Tampfers. welcher gerade im Be
griff war. Liverpool zu vertanen, fe't
genommen wurde. Man brachte ihn
nach Barchcstcr zurück und nach kurzem
Vtrbor wurde cr dein bald K.iü'nideü
den Schwurgerichte bcrwiefen,.
Ick, wnrdc mit t'eincr Bcrtlicidigling
betraut, fnlir mcin Frei:!'? nach Ii:rzr
Pail'e h:t, uoiir.;ß:e mir 'eil st
daß allerdings frwt Vcrda tt-:-;;t.;!::,-
Vk
Jahrgang 1.
ton, also eine halbe Stunde nach dem
Morde, abgefahren sei, Ter Pater des
Mädchens tagte aus, feine Tochter habe Mädchen sprach, wurde eis diejclbc
versprochen, obschon sie Turner aus, wieder erkenne '?" Tabei versuchte ich
volle, Herze liebe, denselben nicht ! so ruhig als möglich auszusehen, wäh
ohne die Einwilligung ihrer leiten, zu!rend ich selbst so wie alle Anwesende
heiralhe, Ai,s diese Aeußerungen hin j mit äußerster Spannung auf die Worte
basirte der -taatsamvalt seine An-! des Blinden lauschte,
klage, Ter Würfel war gefallen, wie die
Turner erklärte bei dem Verhör, als ! Aiilwort auch ausfalle mochte, ich war
er eingesehen habe, daß die ältern nicht ' gezwungen, die Sache jetzt bis z den,
z bewege waren, ihre Einwilligung j l5nde durchzuführen,
zu geben, habe er sich entschlossen, z Ich hatte die Geschworenen vor mir,
Berwandtc nach taada zu gehe, um
sei Glück drüben z versuchen und falls
ihm dies gelinge, bei den ältern sich
nochmals um die Hand ihrer Tochter zu ;
bewerben, die er dann zu erhalten haltte,
Bor seiner Abreise habe cr aber Miß!
Tieev och einmal sehe wolle, sei des-
1 halb ach Gorton gefahren, um ihr
! Sache ganz sicher. Beide Züge sukren
nun von Gorto zn den bezeichneten
stunden ab und beide hielten an keiner
Zwischenstation, so daß die Billets erst
jin Barchester von beiden Zügen den Herr Präsident," sagte ich, mich zu
Passagieren beim Verlassen der Station , diesem wendend, ich möchte darin bit
abgenommen werde wußten. Ter An-, tc. den Angeklagten einige Satze spre
geklagte sagte ans, daß er in Barchester chen zu lassen, Sie werden es bcgrei
ein Retourbillet ach l'iorton für die seit, wie wichtig dies für meine weitere
dritte Klasse genommen habe, ich wollte Vertheidigung sein wird,"
deshalb achforfche, ob das betreffende Gewiß, selbstverständlich Auge
Retourbillet dei dem 8:30 oder 0:l!0, klagter, sagen Sie wir einige Worte."
t Zuge i Barchester bei der Ankunft ein-
gesammelt worden sei. Aber iimzliicf--1
, licher Weise waren die eingesammelten
Billets gerade an diesem Tage znsani -
! reiche! Hierüber konnte ich leider nichts
; in Erfahrung dringen.
! Alle diese inzellieiten
beschäftigten
von den Mengen wicdcrholt, reuzver-!enandcrtel',te, entlie er sie ant kurze
höre mit denselben änderten nichts an Zeit, damit sie iiber die Frage Schuldig
der fast verzwciflungsvollen Lage des oder Uschldig sich einigle, und ihren
Angeklagten, j Wahrspruch abgäben,
Tcr znlctzt vcrkorte Zeuge war noch-. Nach ungefähr einer Stunde kamen
nials der Blinde, feine Aussage wurde! sie in den Gerichtssaal zurück, auf die
, von dcn I',ctchworeen und den zahl-
reichen Zuhörern mit grot.ter pa-
Jbr Vater widersetzt sich der Heirath,"
woraus die Tame antwortete: Ja-
wohl, und ich wrrdc auch nicht gcgcnj Aber nicht der Urtheils'pruäi hatte
seinen Wille Keirathen." Tann mach- den Blinden so erregt, die Stimme des
ten sie einige Schritte, nach wenigen Obmanns war es, und als cr sie zum
Augenblicken borle ich den Mann mit zweiten Mal klar und deutlich horte,
lauter ärgerlicher Stimme ausrufen: rief er laut, mit vor Erregung zittern
Tann soll Ticki auch Niemand je be- der Stimme:
sitzen." es erscholl der erste Schuß, ein' Tas ist die Stimme, Herr Praü
gclleuder Schrei dcs Madckicns folgte deut, die ich in Burton lrove" horte,
und dann ein zweiter na!!. Mein gerade bevor dcr Schuß fiel. Tas ist
Hiind fing an zu bellen no ich rief dcr Morder." rief er, mit dcm Finger
voller Schreck,,,: Was ist das?" Ter nach dcr Rick'tuna zeigend. 'ans wclcher
Mann entfloh durch das i'icbiifch
borte, wahrend er sich entfernte.
ich
das
Bre.hcn der Zweige nd
as Ra'chclu
?,? Laubes."
Ich kann ;:! fi:.;in, 0,.' .!!",: mein
rcun?. nächst: t: eine Weile r.at
SoMilagsqall
Beilage zum Nebraska Staats-Anzeiger.
denkend vor sich hingeblickt hatte, daß
mein Herz stärker schlug, als ich mich z
einem Kreuzverhör erhob, um a den
Bettler eine innige 311 richten, die viel
leicht das Schicksal des Angeklagten be
siegeln würde,
Wie war die Stimmt des Mannes
am Abend im Oirove, als er zu dem
; wahrend der vertiangniiivoilen ,nagc
ruhte mein Blick vornehmlich ant die
seil, in zu sehe, welche Eindruck die
Aassage des Zeugen
auf dieselben her
vorbrachte.
Bor Allem siel mir der Obmann der
Geschivorenen aus, ein noch ziemlich
' junger Mann, der mit erregte, Blick
Blinde wendend
Jawohl gewiß," antwortete dieser
! mit der Bestimmtheit, den Blinden
j bei solchen Gelegenheiten eigen, ich
, würde sofort die -tnnie genau wieder
erkennen."
So wahr ein Gott lebt, Herr Präsi-
deut," antwortete Turner mit warmem
, Gesühl, vor Gott und den Menschen,
! betheuere ich, daß ich unschuldig an die-
sei Morde bin,"
Tic Stimme des Angeklagten war bei
seiner tiefen Erregung hell nd durch
dringend, Tas ist genug," rief ich, ng mich
zu dem Blinden wendend, fragte ich
diesen: Hat diese Stimme Aelnilichkeit
mit derjenigen, welche Sie im Busch ge
hört haben?"
Nein, keine Spur von Aehnlicht.'it,"
antwortete der Blinde,
Sind Sie dessen ganz sicher?"
So sicher, als wie ich in diesem
Aiigenblicke vor Ihnen stehe, mein
Herr."
Ich beobachtete den Obmann der lic
schworenen bei dieser Unterhaltung und
sah, wie verleibe aui's Höchste
erregt
' wurde.
Mch weiteren Verhandlungen, tu ,
welchen der Richter den eschwore,ien !
nochmals den ganze Thatbestand aus-
Früge es Richters nach dem Resultat
ihrer Berathung antwortete der Oh
mann mit einem Schuldia". ;
Bei diesem Worte sprang dcr Blinde, '
der unter mir ans dcr Zciigenbant saß.
auf. wandte dic leere Augenhöhlen 1
nach der Seite, woher die Stimme kam. '
und blieb in tiefster Erregung fast
i athcmlos stehen.
I Sie sagen, daß der Angeklagte
1 schuldig ist?" trug der Richter.
I Jawohl, Herr Präsident, sckiuldig,"
, klang die tiefe, ernste Stimme dcs Ob-
manns, das Wort schuldig" mit Nach-
druck betonend.
die -Stimme z ihm hcrubcrgcüungcn
hatte.
Tu kannst Tir de:-!.-, wclck,' ei
Tumult darauf ,n dem überfüllten !e-
richts'.'cle n:t'! :nd. Selten in meiner
ganzen Prsri; bd? ti eine ?!: ,;r
regung des Gerichtshofes und deS Pn
blikums erlebt.
Aller Augen richteten sich ans den
Obnninn, Sein Gesicht war aschfarben,
schwankend klammerte er sich an den
Rand des vor ihm steh. den Pultes,
nach vergeblichem Bemühen sich aufrecht
zu halten, sank er mit lautem Stöhnen
auf die Bank zurück.
Ter Angeklagte betheuerte noch ein
mal laut seine Unschuld, doch der Rich
ter ahm, dem Gebrauch i England
gemäß, daS schwarze Käppchen, bedeckte
damit sein Haupt und vernrtbeilte ihn
zin Tode,
Sofort nach dem Urtheilsspruch des
Richters wurde Turner von dc Ge
richtsdieneni aus dem Saale geführt.
Ter Richter crtlärte die Sitzung für be
endigt und entließ die Geschworene,
Ter Obttian, bleich und schwankend,
verließ mit den Uebrige den Saal,
aber Jeder wich bei seinem Hin
ausgangc scheu iind ängstlich zur
Wie ivar das CynDc dieses Tra
ums?" fragte ich nach einer Pause,
während mein freund sich eine neue
(Zigarre anzündete und sich in seinem
Stuhle zurücklegte. Wurde Turner
gehängt?"
Nein, er wurde nickt gehängt," er
widerte dieser, die ganze liraffchaft
wiirde von dem Porfall niif'S Höchste
erregt und einstimmig verlangte man
eine neue Verhandln; diese wurde be
willigt und ergab, das; der Obmann
der Geschworenen, ein Mann Namens
Minies iilark, ein wohlhabender Kauf
mann in Barchester, ein verschinähtcr
Liebhaber von Miß Ticeh war.
Also war meine gefaßte Idee, daß
tMniln Tieep einen andere Liebhaber
abgewieseil habe, gerechtfertigt gewesen:
die Gewißheit l'lark's, daß Miß Ticey
nie die Seine werden würde, erfüllte
ihn mit Rache und die Eifersucht trieb
ihn zum Morde. ,
Am ti, September, dem Tage des
Verbrechen war er 311111 Fischfänge
nach Gorlesto gefahren, das mit ver
schiedenen Züge von Barchester erreicht
iverden kau.
Von Gorleston ging er zu Fuß auf
eine, Feldwege nach Gorton und ver
barg sich dort in, Buiton-Busch, in der
Hoffnung, Miß Ticev zu begegnen.
Sein Wunsch ward, zum Unglück für
das arme Opfer erfüllt, er traf sie, als
sie nach t'lorton durch Burton-ölrove
zurück ging, nachdem sie Turner Lebe
wohl gesagt hatte.
Was dort weiter geschah, weißt Tu
ja, nach dcm Morde ging l'lark aus
demselben Fußpfade nach Gorleston zu
ruck, ohne von einem Menschen gcschcn
zu werden. Abends noch fuhr er von
dort nach Barchcstcr zurück. Tiefes
Alles war sein eigene Bekenntniß,"
Was geschah aber weiter mit dem
armen Tirnicr?" fragte ich,
Turner erhielt Ihrer Majestät g,iä
digc Verzeihung" für ein Verbrechen,
welches cr nie begangen hatte, ging nach
panada iio wurde dort, wie man mir
spater mittheilte, ein vermögender
Mann, Für seinen Erretter, dc alten
Blinden, hattc er bis zu dessen Tode die
rülirciidste Aiifmcrlsamkeit, ein hcitcrcr
und sorgcnloscr Lebensabend wurde ihm
po Turner bereitet, der, so langc er
I Iphti fiHi nnHi nrf ttiiili ihm crnnhi,ilc
m Coiiflre.
ti:;e von V .Hiut'zer.
Es kann der Beste nicht in, Friede
leben, wenn es dem bösen Nachbar nicht
gefällt" Schiller hat wahrhaftig die
! Frauen nicht gelaunt, er hattc sonst ge
dichtet: Wenn cs seiner boten ,,rai 1 .
m' getaut.
Mit dicscr Betrachtung schloß Alfred
Beniaii eine längere, an seine Gattin
gerichtete Rede, Aber Eva schien nicht
zuzuborcn, Sie saß in dcr Sophaccke
und hielt tick, beide Ohre z, den opt
in das Polster vergraben. Sie gab auch
leine Antwort. Alsred sollte sich nur
austoben. Ader ihr Schweigen reizte
ihn noch mehr.
..Siehst T, Tu weißt nichts zu cr
widern, wcit Tu Unrecht hast, aber
selbst dann glauben die Frauen ja noch
im Rechte zu fein. "
Anscheinend ruhiger fugte cr hinzu:
Jet, wcrdc beute ' 11:11 1 auswärts Iveifkii,
Tu brauchst mick, al'o am Abend
nicht zu erwarten," Tamil verließ cr
das Zimmer, Tie Thur fiel schallend
in's Sedlvß,
tva f::l,r zusammen, ?a saßen sie
nun in Paris sei! einem halben Jahre.
Al'rco wollte hier sie alten und neuen
Meister st',:ditcn und sich anregen lassen.
Er ha:!e fed.'n einen ganz guten Namen
in Beilin, Nur ö:e Kritiker ninden in
der letzte:! Zeit Mau s an ieinen Bit
d rr, zu tadcln. Er ,,!? n?A leinen
Er w,:ß!e roch ::,! t vr.v.i. Mjh f.:g!e
:!"" Mtrit r.:4t Neues, Alfred hatte sich
No. 13.
das selbst schon hundertmal gesagt. Seine
Heiralh mit Eva hatte ihn a Berlin
gefesselt, z einer Zeit, da cr noch an
sciiierAushildung hätte arbeiten müssen.
Er gestand ihr, daß eS sein Herzens
wunsch sei, ein Jahr in Paris z ver
bringen, glaubte aber nicht, daß sie ein
willigen wiirde, sich so lange von ihrer Hei
mathsstadt, von ihren Angehörigen zu
trennen, Ta war es denn Eva selbst
gewesen, die ihn bestimm! hatte, eine
Weile seine Studien zu leben, ohne
selbst zn schaffen,
Eva gedachte der anregenden, intcref
sante Zeit, die sie in Paris verbracht
hatte. JhrMann Halle sie in den Ga
lerien herumgeführt und theilnchmc
lassen an scincn Knnstgkniisscn. Sie
erinnerte sich besonders eines Tages, da
Alsred ganz berauscht von den neue
Eindrücken, die ihn bestürmten, z ihr
gesagt hatte: Kann man in einer
Stadt unglücklich sein, die einen Louvre
besitzt?" In all ihrer Trübsal mußte sie
doch lächeln. Ja, man konulc auch i
dicscr Stadt unglücklich sein!
Warum hatten sie sich nun eigentlich
gezankt? Sie hattc cs schon vergesse.
Alfred war gleich immer so heftig, ohne
Grund, Tasür vergaß er auch schnell
wieder, er trug nichts nach, Gutes nd
Böses,
Was sollte nun werde? Sie ver
schränkte die Hände hinter dem Kopse,
reckte sich ei bischen nd stand ans.
Lesen konnte sie nicht. Handarbeiten
aneh nicht. Im Zimmer auf und ab
laufe kann man auch nicht drei Stirn
den lang. Nach Hause schreiben? Und
nichts von Alfred, das ging nicht. Und
dann muß ta nie in ärgerliche Laune
schreiben, das färbt ab, Ta faß sie nun
in dcnt verführerische Paris nd konnte
noch nicht einmal ausgehen. Ucbrigcns
warum nicht ? Sie konnte sick, ja ein
Ziel bestimmen, Besorgungen gab'S
keine, zu denen sie Lust verspürte. Also
was sonst? Ta fielen ihr Alfred'S
Worte ein: Kann man i einer Stadt
unglücklich fein, die den Louvre besitzt?"
Natürlich in den Louvre, das war
der richtige Zufluchtsort für sie. Ein
paar Standen war cr noch gcöffnct und
zum Thier, so tröstete sich' die junge
Frau, wird Alfred doch wicdcr z Hause
sein.
Eii,c halbe Stunde später hattc Eva
ihre Liebliugsbildcr ausgksuclst, sie war
in dem lange Saal La Eaze heniiiispa
zirt, wo der berühaite Pierrot des Wat
teau in melancholischer Lustigkeit auf
die Besucher Herunterblickt: sie Hatte
die entzückcndcu FragonardS wicdcr cin
mal hcwuudcrt und ruhte nun aus vor
dcm Tavid'schcn Bildniß dcr schöne
geistvollen Madainc Rceamicr. Wieviel
Leid von Liebe" mochte wohl dieser
bezaubernde Frau beschiedcn gewesen
sein!
Tic Eirtwikc Alsrcd's, dcr einige
Minuten auch vor diesem Bilde gesta
den, waren ganz andere gewesen und
wurde ungefähr so lautcii: TäS war
auch so eine, welche die Männer gequält
hat. Er war heute unempfänglich für
weibliche Reize,
Alfred kalte seinen Rundgang bccndct
ud schickte sich eben an, in besserer
Stimmung, als er sie betreten, diese
heiligen Hallen zu verlassen, da cittdcckt
cr Eva, die ganz vertieft in den Anblick
eines Bildes dasteht, Ter junge Mattn
schleicht näher nd sieht ein Hirtenpaar
in Wattcan'scher Manier geinalt, Ter
kühne Schäscr hat socbcn hintcrriicks cinc
rcizcndc Hirtin überrascht, er hat die
Arme nni ihren Hals geschlungen. Sie
schaut lachend zu ihm aus, das
öpschei, nach hinten gebeugt. Tie
ganze Natur auf dem Bilde' athmet
Frnhling und Liebe Alfred wußte
mcht, tvie ihm qetchah. Ehe er sich des
seit versah, hielt er die junge Freu in
leinen Armen, die freudig erschreckt,
völlig willenlos war.
Na wieder gut sein. Tu böser Schiin
gcl?" flüsterte et ihr zu.
Obgleich wcit und breit niemand zu
teilen war machte sich Eva doch verschämt
los aus den Armen, die sie umschlangen.
Vielleicht war ihr die Nahe der zärtlichen
Hirten peinlich, von denen sie sich beob
achtet glaubte.
Aber die waren viel zu sckr mit sich
selbst, beschäftigt und merkten es gar
nicht, daß ein vergnügtes Liebespaar
fröhlich ans dem Saal flatterte, ihnen
einen danlbarcn Abschicdsblick zuwer
fend ?a Ampfcn der Prinzc.
ES war im November des Jahres
1!. als zum ersten Male preußische
Prinzen geimpft wurdcn. Ticfc Hand
lung vollzog dcr zufallig in Bcrlin an
wcfendc englische Arzt ?r. Brown.
Zuerst impfte cr die beiven jilng'te
Prinzen. Heinrich igeb, den :. Tez,
und Wilhelm ,geb. den Juli
17:'.,, dann nucki den Wrcnpritizen
Friidriit! Wilhelm Igel. Veit ?,:ig.
177"i ,,! Kn Prinzen Ludwig ,gcb.
dcn (". November 177:!). I den Kir
chen betete man glückliche Ausgang
dieser im Jahre 171 durch die Lad
Moutaguc i Europa eingeführten Ope
ratio, Tenn geimpft wurde damals
noch mit Menschenblatter, erst am 14.
Mai 1 706 impfte der englische Arzt Dr.
Zeniier zum eisten Male mit Kuhpocken.
Am 8. Tezember waren alle Nach
Wirkungen der Impfung bei sammt
liehen Prinzen vorüber, und am II.
Tezember gab ihnen die KönigiWittwe
vormals Gemahlin Friedrichs des
Großen) ein Fest, wobei die königliche
Eapellc das Te-Tei, Grann'S auf-,
führte, und dann ci Fcftmahl stiitt
fand, an dcm dcr König (Friedrich
Wilhelm der Zweites nd seine Gc
mahli (Loiiiie, geb, Prinzessin von
Hesseii-Tarmstadt) Theil nahmen. Wei
ter lud sie der König zu einem großen
Festmahl am 1". Tezember ei, uiid
besuchte Abends in ihrer Begleitung die
Aufführung von Mozart'S Beliiioute
uud Konstanze," Am ging er mit
feiner Gemahlin, der Königiii-Wittwk,
und den ätleren beiden Prinzen in den
Tom, wo der Hoiprcdiger und Konsisto
riatrath Friedrich Sani, Gottfried Sack
eine Tankespredigt hie, die Sängerin
Lebrun eine von dem Eapellineister
Johann Friedrich Reichardt komponirte
Klopstock'sche Ode sang, nd endlich
noch ein von demselben gesetztes Te
Teiiin vorgetragen wurde. Kleinere
Festlichkeite fanden i den anderen
Kirchen BciliikS statt, Tottor Brown
aber erhielt ein Weichen! von 10,000
Thalern, eine lebenslängliche Rente von
000 Thalern und den Titel als Ge
heiinralh.
(ein kiiglischcs Buch über In
gasknr.
Ans London, 10, Juli, wird berich
tet: Von Oberst Maude, der fünf Jahre
in Madagaskar zubrachlc cr bcgab
sich dorthin im Jahre 18 ist ein
Buch erschienen, das durch dic beigesiig
ten Bemerkiiiigen über die militärische
Situation eilt crhöhtcs Interesse erhält.
! Tic meisten seiner Notizen, die zum
j Theil wenigstens in der Fortnightlp
! Review" erschien!, sind bereits durch
j die Ereignisse bestätigt worden, Maude
! begab sich nach Madagaskar, um mit
! dem Preiicr-Ministcr dcr Insel, dem
(Eitlen dcr Königin Ranavaloita III.,
wcgcn einer Konzession zum Fällen von
l Bäumcn im nordöstlichcit , Winkcl der
j Insel zu unterhandeln, und gibt in sei
; nein Buche die übliche Schilderung des
, Aussehens, dcr Bczichiingrn und VHa
l raktereigciithümlichlcitcn dicscr Polen
! taten. Toch ist darühcr scholl schr viel
, bcrichtct worden. Von der strengen
! Etikette, die am Hofe beobachtet wird,
! gibt Mandc ein ergötzliches Beispiel.
Ei sranzösischer Taschenspieler, ein
j Krcolc, gab vor dem Hos eine Borstel-
liing nd fragte die Königin, natürlich
I durch dc Mund eines Tolinetfchcrs, ob
! sie ein Glas Wein kosten wolle, Sie
; sagte nein, und in vorgeblichem Aerger
; schüttete der Taschenspieler das Getränt
i über sie ,111s, das i Oiestalt einer Rose
ihr in den Schooß siel. Tic bloße Geste
1 jedoch war siir die Würdenträger sei be
! leidigend, daß sie aussprangen, es als
, eine Majestütsbclcidigung erklärten ttd
, darauf bestanden, daß sich die Königin
! aus dcm Saal cnlfcrnte, Ter Unglück
', liehe Zauberer wurde in seinem Hotel
von malagassischen Truppen gegen die
, Wth dcr Höstiitgc beschützt und mußte
j vor Tagesanbruch dic Hauptstadt ver-
lasse, O bei st Maude glaubt, daß der
j Takt dcr Königin wiederholt schwere
, Konfliktc zwifchcn ihrem Gatten und den
! Vertretern europäischer Nationen ver
hindert habe, und hält den Premier-
minister siir einen der geschicktesten Ti
' plomateii seiner Zeit, lieber die natiir
l liehen Rcfsoureen des Landes, nach
! scincn cigcncn Erfabrungr in Antoitgil
Ban, gibt dcr cnglische Oberst die aller
günstigste Auskunft. Tas Leben fei,
ach europäischem Maßstab gemessen,
! äußerst billig: das Schlimmste sei die
Sklaverei, welche eine in der, ganzen
Insel verbreitete Institution ist, Oberst
Maude glaubt, daß die Franzosen
sämmtliche Sklaven durch eine Prokla
mation aus ihre Seite bringe könnten.
Ueber die Befestigung der Hauptstadt
Antananarivo spricht sich der Oberst sehr
absällig ans, da die Stadt von minde-
: stens drei Hügeln in nächster Nähe be
; berrteht wird und von einer Annee nie
' vertheidigt werden konnte.
Icrfclbk "Jlctent.
Henry Gny Earleton. der bekannte
englische Pofsendichter. hat das Unglück,
zu stottern, was ihm aber durchaus nicht
seinen Humor verdirbt. Eines Tages
fragte ihn eine Tame: Ach, Mr. Ear-
leton, mißdeuten Sie meine Frage
nicht, aber stottern Sie schon von Eie
!burt an?" O, gar keine Spur,
meine Gnädigste, eist von den, Tage
an. da ich zn svrechen begonnen." ent
gegnete er mit der gekränktesten Miene
von der Welt. Eines Tages wollte es
, dcr Znsall. daß er mit John Randal
, imEisenbahnkupeeznsammcntras. Ran-
dal stotterte' ebenso wie Earlcton- Ach.
wie schö, ,scho, , schon," rief dieser, Sie
sp , , p , , p , , prechen ja d . , d , . das Eng
tische mi , . ,i , , i . . mit demselben Ac
' cent wie . . wie . . wie . . wie Ich!"
j JUitiiTiicr!
A,: Einten Tag, Frau Maller! Was
mack Ihr iattc ist er ein recht folg
famer Patient? '
,r. Maller: Mitunter ick'oii! lästern
hat ihm dir Ar;! ein ilrc- B,er erlaubt
das hat er g!,,ch ncirutiUn!"
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