Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, August 08, 1895, Image 11

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    öuvnjiujt in Algier,
Nach beut l'ttirtit eine ivamöi'iicheii viji
(ii'ts. i'on :h'obcvt 'olotii.
Es war vor dreißig Jahre, ich war
bamals nach jung, gesund ,ib kraftig,
ohne jebe Lebensforge in, Molff. Wir
hatte einen argen Aiarfch gemacht nb
zwar atm Konstantine nach Batna, wo
unsere Estadroii Otjnnnirs ovifniiiif
für einige Seit Halt mache sollte. Am
Onbe bes Thales, bas von Jelfeldergen
ninfchloifen war, blitzten ein ber Tnn
lelheit, welche einer kurzen Tämmernng
gefolgt war, einige Lichter. Wir waren
angekommen.
Nachbem Pferde nnb Mannschaften
eingnnrtirt waren, begab ich mich ach
dem Hanfe, das mir der ftourir,
der die Quartierzettel auszutheilen hatte,
angewiesen. Ich war im salopp ge
ritten, mein Pferd, das sonst sorgsam
war, machte plötzlich Halt, wieherte nb
bäumte sich ganz gegen feine Gewohn
heit, Ich sprang ans dein Sattel,
tiberließ das Thier meiner Ordonnanz
und näherte mich dem Hanfe, wo mich
eine Iran mit dem gntmiithigen Gesicht
einer Elsiifferin ans der Schwelle der
Thüre erwartete unb in eine große
Stube führte, welche einfach nnb mit
Kalk getüncht war. Ans bem Tisch
dampfte eine einladende Tpecksnppe nnb
nicht minder angenehm erschien mir das
fteuer in dem Kami, an dem zwei
Manner saßen, welche die . grünten 0ie
gcnsätze darstellten. Xer eine ein Riefe,
der andere fast ein Zwerg.
Wir haben Sie schon zum Diner er
wartet, Herr Lieutenant," begann der
erstere freundlich. Sie lverden es uns
wohl nicht abschlugen, anzunehmen,
was wir ihnen herzlich anbieten," In
dem er dann auf den kleinen Mann ihm
gegenüber deutete, fuhr er fort: Er
hüben Sie mir, Ihnen meinen Freund
Bobonnell vorzustellen, den berühmten
Pantherjäger."
Sofort versetzte der andere: ?rhil
den Sie mir, Ihnen meinen Freund
Eyassaing vorzustellen, den berühmten
Löwentöbter."
15s war merkwiirbig, ober war es
vielleicht einfach dem immerwährenden
Verkehr mit bem betreffenden Thier-
geschlecht zu verdanken, genug jeder der
beiden berühmten Jäger, Ehanaing mit
seinem riesigen Kopf, dem krausen Haar
und Bart und wieder Bobonnell mit
seinen Katzenaugen, seinem kahlen, von
Narben, bie er den Zähnen eines Pnn
thers verdankte, bedeckten Schädel, sie
gliche beide den Raubthieren, denen sie
mit solcher Leidenschaft nachstellten.
Tie mit Wein gefüllten Gläser in der
Hand, war die Bekanntschaft bald ae
macht unb wir wnrben um so rascher
vertraut, als ich, ein befcheibener Hafen
jäger, mit wahrer Andacht den Erzäh-
langen diesen beiden Nimrobs lauschte.
welche sich gegenseitig in das beste Licht
zu setzen verstanden.
Schließlich ersnhr ich, daß ein Löwe,
der Alte vom Berge genannt, dessen
Fußstapsen jenen eines Menschen nichts
nachgaben, die benachbarte Gegend durch
feine üiaubzuge beunruhigte. Xie Bc
Horden hatten eine große Treibjagd an
geordnet, um den Räubereien des ricsi
gen Königs der Thiere ein Ende z
mache und zwar bei Vollmond, und
der Präsckt hatte meine beiden Wirthe
beauftragt, diese Jagb zu leiten. Mich
ergriff eine lcbhaste Lust, mich mit
ihnen und unter ihrer Führung an der
seltenen Jagd zu betheiligen und ich bot
mich an, mich gleichfalls am nächsten
Tage Mittags bei dem anberaumten
Renbezvous einzufinben. Als ich mich
zurückzog, um meine ctubc aufzusuchen,
verfehlte ich die Thüre. Kaum war ich
in den dunklen Raum getreten, berührte
mein Fuß eine weiche Masse. Ein lau
tes Knurren ließ sich vernehmen, dem
andere, an die Wüste mahnende Töne
folgten. Von unsichtbaren Feinden an
gegriffen, vertheidigte ich mich, indeni
ich flache Hiebe mit meinem Säbel um
mich herum austheilte. Toch schon er
schien schassaina mit seinem gutmüthi
aen Gesicht uad rief mir unter lautem
Lachen zu: Keine Furcht, Lieutenant,
es sind nieine drei Babys, welche ich für
viertausend Francs an den zoologischen
Garten in Marseille verkauft habe."
Tie drei Babys waren drei junge Lö
wen, welche bereits eine ziemlich respek
table Größe erreicht hatten, und welche
mein Wirth in ihrer zarten Kindheit
aus irgend einer Felsenhöhle des Gcbir
qes herabqcholt hatte. Tiese waren es,
welche mein Pscrd qelvitlcrt hatte, als
es plötzlich so unruhig geworden war.
In einer gewissen Aufregung suchte ich
mein Lager auf und schlief noch lange
nicht ein, immer von den Gedanken an
den Alten vom Berge" und an die
morgige Jagd bewegt.
Am nächsten Zage brachen wir Schlag
12 Uhr auf, alle drei zu Pscrde, gefolgt
von einem Maulthier, das alles zu un
ferer Verpflegung Nöthige trug. Nie-
verstehende Wolken markiren uns die
bewaldeten Hohen, welche wir ersteigen
muffen, den Nordwind im Rücken, Auf
halbem Wege, mitten in der Ebene,
welche Batna von Lambeffa, der alten ,
omerfladt mit ihren noch anfrecyl- die ruft so miw und rein, der fang Liebestraum von damals an feiner
stehenden Bogen. Säulen und Gräbern ! der Vozel so lieblich, das Lachen der Seite z Ende zu träumen. Und nach
trennt, erwartet uns eine Schaar Ära-' Fröhlichen ebenso hell, aber unser Herz, j und nach erinnerte sich das alte Paar
ber, ihren Kaid an der Spitze. Reiter unsere Ohren und auch unfcre Augcn noch all der Einzelheiten, und sie be
und Fußgänger mit langen Flinten be-; sind alter geworden und hören und sehen sprachen sie, wenn auch unter Erröten,
waffnct, abnen. Flöten und Zam- i den Frühling nicht mehr so. wie da-, .Wie boch die Zcit die Mensihen ver
durins: nichts fehlt, um das Schauspiel mals. wo auch im Herzen wie in der 'ändert! Ich hatte niemals geglaubt, in
recht dramatisch zu gestalten, sobald Natur Lcbens'riibling war. Wäre man ' dem Herrn Enchtsratd meinen Jugend
nur der Lo seine Schuldigkeit thun auch der reichne Mcnich oder ein mächti-' geliebten zu erkennen."
wird, !qer Fürst, alles kann Tir den Lenz des! Tann saßen sie Beide obne sich nur
Wahrend wir zwischen allerband Lebens mit seiner ungetrübten Heiter anzuschauen und backten über ibr Lc
Bäumen. Sträuchern und erotische , Kit nicht ersetzen. Was ist eigentlich densichick'al nach. Namentlich die Hau
! Blumen bis ersten Staffeln des Gebirges
erstehen, beumnt kr dinee zu fallen i
unb uns einzuhüllen, m fünf llhr
machten wir Halt ans einer Hochebene,
Es wirb abgemacht, baß wir allein
.i, nvii;ni),n tun n,iti;s
im fltnn 1 1 Ullli im n, um fc-uv iiuii,ii
Terrain kundschaften, während !
der Kaid mit be Seine sich still per- j
halten soll, unb baß ber Araberstattii j
erst bann z uns z stoßen hat, wenn j
er burch brei Signale mit bem große j
Jagdhorn, das Ehaffaing trägt, herbei-
gerufen wird, was wahrscheinlich erst
am frühe Morgen der Fall sein wird.
Nachdem wir etwa eine halbe Stnnde
auswärts gestiegen waren, machten wir
Halt und stärkten s durch ein kräfti
ges Mahl, Als wir dann unsere Vor
rathe im Gebüsch versteckt hatten, klettcr
ten wir, die Toppellarnbiner nigc
hängt, zu einem höheren Plateau empor,
indem wir unser Maulthier, das den
Razibthieren als Lockspeise bienen sollte,
mit uns führten,
Der Aufstieg war nicht leicht in diesem
kalte, scharfen Wind durch den von
Schnee erfüllten Wald. Tie Stille in
der Natur hatte etwas Erhabenes an
sich. Der Himmel erhellte sich langsam,
in weiter Ferne zeigte sich eine Hyäne,
welche die Flucht ergriff. Trotzdem
Ehnfsaing, welcher uns voranging, seine
geübten Augen hin- und herschiveisen
ließ, war es unmöglich, einen Pfad zu
entdecken, da ber Schnee bie Erde de- j noch dazu kein Mann und kein Gnmna
deckte. Endlich traten wir aus eine weite i fiast gewesen, wenn es ihm die Liese von
Waldblöße hinaus, bie vollständig kahl I Norlanb nicht angethan hätte. Nun
war, es war bics bas Plateau, bas alle I aber war bie Zeit gekommen, baß auch
aufwärts führenden. Schluchten be-1 dieser schöne Traum sein Ende erreichen
herrschte. Ringsum ragen die grünen sollte, nd nur noch der heutige Tag ge-
Wipsel großer Eichen empor.
Plötzlich wenbct sich Bobonnell zur
Rechten, winkt uns herbei und zeigt uns
bei dem Lichte des aussteigeiideii Mon
des, indem cr den Finger ans die Lip
pen legte, die frische Führte des Alten
vorn Berge im Schnee, Ehafsaing zwei
felt nicht daran, daß das königliche
Ranbthier sich bereits ans feinem Jagd
zuge befindet unb balb aus demselben
Wege zurückkehren wird.
Wir dursten nicht mehr daran den
ken, die Araber herbeizurufen, wir hät
ten uns dadurch alles verdorben, Ta
der Mond jetzt weithin Helle verbreitete,
hatten wir gerade Zeit unseren Stand
zu wählen. Ehaffaing wies jedem von
uns feinen Posten an, so daß wir einer
vorn andern etwa hundert Meter cnt
sernt in einem Halbkreis standen. Ich
besand mich in der Mitte, vor niir das
arme Maulthicr, das an den Psahl ge
bunden war. Jeder postiert sich unter
einem Baume, indem er sich aus der
Erde ausstreckt, das Gesicht der Wald
blößc zugekehrt, Ehafsaing hatte vor
her die strenge Order gegeben, daß, so
bald der Löwe geschossen fei, sich nie
mnnd rühren dürfe, ehe nicht eine Vier
telstunde verstrichen war.
Ohne mich zu regen, den Lauf mei
nes Karabiners anf einen Ast gestützt,
niit klopfendem Herzen erwartete ich das
Erscheinen des Löwen, aus dem dlen-dend-iveißcn
Teppich, der vor mir aus
gebreitet war. So verging eine Stunde.
Plötzlich ertönte hinter mir eine Art
Tonner, der sich von Hügel zu Hügel
fortpflanzte. Ter Löwe war hinter
meinem Rücken hervorgebrochen, dann
blieb einige Augenblicke alles still und
jetzt erschien das prächtige Ranbthier zu
meiner Rechten, indem es langsam über
die beschneite Fläche aus seine Beute zu
ging, den Schnee mit seinem kräftigen
Schwänze schlagend. Tann machte es
Halt, wie in zum Sprunge auszu
holen. In dem Augenblick, wo ich den Löwen
ans das Korn genommen hatte, stieg
mir das Blut zu Kopfe, ich sah nichts
mehr, ich war unfähig zu schießen und
merkwürdig, das edle Thier ging stolz
an dem sich wie toll geberdenden Maul
thicr vorbei von Neuem dem Walde z,
dort, wo Ehafsaing stand.
Ein Schuß, dann wiederum Stille.
Nach einiger Zeit ertönten drei Hornfig-
nale, welche ihr Echo ,n den helfen-
klüften fanden. Wir liefen der Stelle
zu, wo Ehafsaing stand und fanden ihn,
einen riesigen Löwen todt zu seinen
Füßen hingestreckt. Zu gleicher Zeit
tönten ans Klüften diabolische Rufe
heraus. Ein Heer weitzer Gespenster
aus schwarzen Pferden rast den Abhang ! kehr verzichten und nur mit der Gesell
empor und umgiebt uns jetzt im weiten ' schaft feiner Haushälterin vorlieb neh
Kreise, Es ist ber Kaid mit feinen ! men mußte. Ta faßen sie nun nd!
Beduinen. Nachdem der Löwentöbter i
genügend beglückwünscht ist, werden j
teuer angezündet, an denen man ganze ;
Hammel bratet, beim Klang aller nioa,j
lichen Instrumente. Im Morgengrauen
stiegen wir in die Ebene hinab. Vier
Beduinen trugen den Alten vom Berge
im Triumph auf einer Bahre aus Lor-
beerzweigcn, iin Thale erwartete uns die
ganze Einwohnerschaft und begrüßte die
glücklichen Jäger mit lautem Jubel,
versäumt Glttck.
A l ! r d von H c d k a si j e r n a.
Lenz und Sonnenschein und lustiges
Spiel im Grüne. Solch ein heiterer
Zag kommt nicht noch einmal. Der
Himmel bleibt vielleicht ebenso heiter.
heitere, herrliche Jugcub? Es ist
Einvfiiiben ohne Anregung, bie
tut
Liebe ohne Verstand, bie schwache eines
jungen Kindes, das starke Vertraue
auf die Menschen, bie hochjauchzenbe
Freude und der tiefe Schmerz, kein
Mangel, auch ohne clb nicht, frbl
lieber Gesang. Unverzagtheit unb ,,
ewiges Hoffen, llnb hell nb immer
heller ertönte das Lache unb fröhlicher
Gesang, inib bazu spielte ber Mufikan-
ten-Peter auf feiner Geige eine wohlbe
kannte Weis,
Tie Gutsbesitzer feierten auch mit,
und waren fröhlich beim Maifest. Tcr
Schmied des Ortes tanzte mit Anna,
und die festen Arme des Voriverkcigen
thiimers drehten bie Gouvernante nach
den Tacten des Walzers. Nur die
Herrin des Hauses vergnügte sich aus
ihrem Stuhl mit Zuschaue. Toch
Otto, der Sohn bes Gutsbesitzers, war
ber vergnügteste bes ganzen Festes,
Warum sollte cr auch nicht? Tanzte
boch bie kleine Liese von Norlnnd", bie
beim Unteroffizier in Björknbden gerade
zum Besuch war, ausschließlich mit ihm.
Und fröhlich war, sie. Wenn man in
ihre heiteren Augen sah und den Zander
und Liebreiz, der ihre ganze Gestalt um
wob, genoß, so konnte es rings herum
Winter sein, denn man hatte ja den
ruhlmg in ihrer Person. Und der
junge Gutsbesitzer wäre kein Mensch und
stattete ei fröhliches Zusammensein,
denn morgen schlug schon die Scheide
stunde. Ter junge Mann mochte gar
nicht daran denken, sie wieder zu verlie
ren. Aber warum auch schon heute
trauern? Er hatte sie ja noch den gan
zen Tag. Und immer wieder lockte die
Musik;
Vorwärts, meine liebe Liese,
T,an,zcn und springen wir ans der
Wiese !"
Jetzt machte der Musikant eine Pause
und nian unterhielt sich unterdessen mit
Spielen. Nur der Gutshcrrnsohn und
die kleine Liese saßen unter einem Baum,
spraelien von der Zukunft, und ich
glaube gar, sie küßten sich auch hin und
wieder.
Gerichtsrath Lundberg hatte eine an
genehme Stellung: großes Gehalt, die
Ächtung der Leute, denNordstern-Ordcn,
wenig zu thun, dafür reichlich zu essen,
und für das Alter sichergestelltes' Geld
auf der Bank. Nur Eines fehlte, Frau
und Familie. Er hätte es ja oft genug
gekonnt, aber da wollten zuerst die
Schulden bezahlt sein, dann, als Alles
geregelt war, sielen ihm seine Jungqe
sellcngewohnheiten, die er unmöglich
einer Frau zu Liebe opsern durfte,
schwer aufs Herz, Und als er sich
wirklich einmal verlieben wollte, da ging
es nicht. Was lag ihm eigentlich im
Sinn ? Er mußte doch einmal darüber
nachdenken. Ich glaube gar, ein braun-
gelocktes, rothwangiges Mädchen vom
damaligen Maifest, Ob sie wohl jetzt
die artige Hausfrau irgend eines kleinen
Beamten in Norlanb war? Mit einem
Male kam dem Herrn Gerichtsrath der
Gedanke, es sei wohl an der Zeit, sei
nen Haushalt der Führung einer znver
lässigen Person zu Übergeben. Er wurde
ja immer älter und da bedürfte er einer
Stütze.
Er machte bekannt, daß in seinem
Haufe eine Stelle offen sei. und eines
Tages zog ein Fräulein, daß die besten
Zeugnisse auszuweisen hatte, in fein
JunggefeUcnheim,
Fräulein Tvenffon hatte ungefähr
fünfzig Lenze durchlebt und einen Fleck
gerade an der Lippe, Sie war aber
brav und tüchtig und kochte und backte
wie man ihresgleichen suchen mußte,
Ihre Stärke war das Omelcttcnbacken,
und da der Herr Gerichtsrath ein außer
ordentlicher freund davon war, so mußte
sie sie täglich backen und durch die viele
Uebung wurden sie immer schöner.
Nach und nach stellte sich aber auch
noch bei dem Herrn Eicrichtsrath das
Podaqra ein. weshalb er ans jeden Ver-
plauderten.
Ter Herr Gerichtsrath werden meine !
rage entschuldigen, waren Sie nie ver-
liebt in Ihrer Jugend!"
Aber wie kann eine so vernlinktige
Person eine so einiältigc Frage stellen !
Warum sollte ich nicht auch einmal ver-
liebt gewesen sein? Ich weiß es ganz
genau, es war, als ich das Einninasium
besuchte, beim Maiscst des ('intsherrn.
Ich war gerade bei meinem Papa zu
Besuch. Kennen Sie vielleicht Sjö
minne und das Gut meines Vaters?"
Sie wurde kreidebleich nnd rief mit
zuckenden Lippen: Um Gottes Willen !
des Gutsbesitzers Sohn Otto!"
Ist Ihnen schlecht geworden? Sie
find so bleich und seltsam."
Endlich kam es heraus, daß sie die
kleine Liefe war. die gehofft hatte, ihren
bis
hälteri sann über ihr trauriges Loos
und wie schwer es sei, in fremden Häu
sern fein Brod zu verdienen, Auch ber
Herr Iiericlitsrath war nachdenklich ge
worden uud hatte gern all fein Geld und
Stellung und Ansehen geopfert, um
och einmal jung zu sein und mit der
kleinen Liese z tanze,
Eiidlich erhob er sich, wurde verlege,
klopfte ihr frcnnbfchafllich auf bie
Schulter nb rief: O was für Narre
find wir Männer boch! Bei all' bei
Ringen nach Gelb nnb Stellung ver
säumen wir unser höchstes Glück,"
Ja, so ist nun einmal baS Schicksal
beS Menschen, aber bei liebem vergesse
ich ganz die Ehoeciladc des Herrn Ge
richtSrnth." AIs sie bann mit ber Ehocolade wie
der hereinkam, machte der Herr Gerichts
rath gerade fei Schläfehc, aber ein
freundlicher, lächelnder Zug in dem
alten faltenreichen Gesicht ließ erkennen,
baß ber Tranmgott ihm ei liebliches
Bild vorgaukle. Er träumte sich viel
leicht zurück in seine Jugend.
Russisches.
Ter verflossene langnnbnuernbc Win
tcr hat, wie mau bcr Frks. Ztg." aus
Riga schrcibt, ein höchst eigenthümliches
Vorkommnis; zur Folge gehabt, bas
Zcligniß ablegt von bcr Weltadgeschic
bcnheit mancher Gebiete bes russischen
Reiches, selbst wenn sie in bcr Nähe einer
so großen, vcrkchrsrcichcn Stabs wie
Riga bclcgc sinb. Einigc Stuudcn
von unserer Stabt entfernt liegt im
Riga'schen Mccrbuscn bie Insel Rnö,
deren Bewohner, arme Fischer schwcdi
scher Nationalität, sich fast ausschließlich
vorn Seehundsfange nähren, Tie Ver
binbiing zwischen bcr Insel R.inö und
dem Festlandc, sowie ber Insel Oesel,
wo bie vorgesetzten Behörben ihren Sitz
haben, ist höchst bürftig. Ni.ir selten
legt ei Tanipfer an ber Küste Runb's
an ; ber evangelische Prediger, der ein
zigc gebildete Mensch auf der Jusel,
führt bas Leben eines Verbannten. Als
Alexander III. im November des vori
gcn Jahres starb, war die Verbindung
Runö's niit dem Fcstlande bereits unter
brachen ; vielleicht hatte man auch ver
gesfen, die Bewohner von dem Ercigniß
in Kenntniß zu fetzen, nnd ihnen den
Untcrthancncid für den neuen Kaiser
abzunehmen. Genug, sie haben den
ganzen Winter der Ueberzeugung ye
lebt, daß Alexander III. wie früher auf
dein Throne feiner Väter herrsche und
von dein Regierungswechsel nicht das
Geringste erfahren. Als im Frühling
das Meer eisfrei wurde in diesem
Jahre sehr spat begab sich eine An
zahl Runö'scher Fischer auf ihrcn kleinen
Kähnen nach Oefel, um in der Kreis
stadt Ahrcnsburg einige Einkäufe zu
machen, und dort erfuhren sie zu ihrem
Erstaunen, daß seit sechs Monaten der
Ezar Nikolaus II. herrsche und daß
Alexander III, bereits in der Peter
Paulskirche ruhe, Tadurch wurde der
Thronmcchscl in Rnnö erst bekannt.
Tie folgende Geschichte, so sonderbar
und unglaublich sie klingt, ist vollkorn
nicn verbürgt: Vor einigen Jahren
hatten mehrere Runö'sche Fischer an den
König von Schweden ein Gesuch gerich
tct, in dem sie ihn um Schlichtung
einiger Streitigkcitcn wcgcn eines Wat
des baten. Tcr damaligc livlündiichc
Gouverneur Baron Ucrküll -Güldcn
bandt reiste infolge dessen nach der In
sel und klärte die Bewohner darüber
auf, baß sie nicht schwcbischc. sondern
russische Staatsangehörige seien.
Englischer Zheaterscherz.
Im Lincolnshire Royal-TKcater kam
es mahrend der Aufführung einer tollen
Posse Robinson Ernsoe" zu einer cr
regten Scene, Mr. Ehallis, ber Komi
ker, legte ein Eonplet ein, in welchem
bie Polizei lächerlich gemacht wnrbe.
Tas Publikum klatschte, ber Sänger
wollte noch eine Strophe zugeben, ba
stnnb aber ein Polizciofsizicr in einer
der nöchftcn Reihen ans und verbot bas
Wcitersingcn.
Ein Höilkiilärm erhob sich. Sin
gcn ! singen !" schrie das Publikum.
Vcrbutzt stand dcr Sänqcr obcn als
ihm abcr bas singcn, singen" immer
stürmischcr entgegenscholl, trat er achsel
znckenb vor oic Rampe, um zu singcn.
Tcr Polizciofsizicr drängte sich durch
das Orchester, erkletterte, von dcn
Orchcftcnnitglicdcrn zurückgehaltn!, dcn-1
noch die Bübne und verhaftete', unter !
betäubendem l'icjohle und Gepfeife dcn '
Sänger. '
Da plötzlich trat Raß Ehallis Arm
in Arm mit dem Polizciofsizicr vor und j
machic ein beschwichtigendes Zeichen, j
Tobtenftille trat ein, Raß Ehallis aber
sprach : ,.l'!kntlcincn nnb Ladies, Piei- j
fen Sie nicht, sondern klatschen Sie, !
denn er hat seine Sache brillant gc-
macht", zog dem Polizcioifizicr diel
Verrücke vom Kopfe und das Publi
kum erkannte Fred Tewhirst, den andc
ren omikcr, seinen Liebling.
ta chinesische Zkitungswksen. j
lieber das chinesische Zcitungswesen
macht Hr. E. Lok in bcr Zeit'chriit,
Tke Meneng" interessante Angaben, i
Tarnach werden genau genommen im
eiqrnllichen Ebina noch immer keine
Zeitungen dcrausgcgcbcn, weil man die
Frenidenviertcl der verschicdcncn Vcr-l
Iragslia'cn nicht zu Ehina rcchncn kann. !
Tcnn diele Viertel haben ihre eigene
Organiialion und eigene lIcrich!skar
keil, die ich an ti aus die darin wodncn
den Ekinc'cn erilrcckl. Allerdings gehen
die in dcn Fremdcüvicrtcln meist mit
Hülse von Ausländern hergestellten
chinesischen Zeitungen massenhaft nach
anderen Orte, aber in rein chinesische
Städten erscheint, wie gesagt, noch kein
einziges Blatt.
In Shanghai gibt eö zur Zeit brei
täglich erscheinende einheimische Zcituu
gen: Hupao," Schcnpao" uud Si
ivaupao" pao heißt Zeitung, hu ist ein
alter Name sür. Shiinghni n, s, in.),
unb in Kanton, Futschau und Ticntsin
je eine: außerdem in Hongkong fünf,
in Hanoi nb Sa Francisco je eine
unb in Singnpore brci bcfonbcrs gut
rebigirtc.
In Hiiitcrittbie sinb bie Einliefen
schon feit ichr als hundert Jahren an
sassig nd es gibt viele wohlhabende
Leute ter ihnen, aber viele köiiiien gar
nicht mehr chinesisch lesen, weshalb sie
sich vielfach ein ebenfalls von Ehinefen
in malaischcr Sprache, der Lingua
Franea ganz HiteridieS, in Siuga
Pore herausgegebenes Blatt halten.
Sämmtliche in chinesischer Sprache er
scheinende Zeitungen versolgen keine be
stimmte politischen oder sozialen Zwecke,
sodern sind reine Geschäftsblätter.
ler Torf
besitzt nicht geringe antiseptische Eigen
schaffen. Ein vor mehr als 100 Jah
ren in Torf vergrabener Körper wurde
noch recht gut erhalten wiedergefunden.
In den nördliche Länder Europas
wird er als Verbanbinnterinl verwen
bet, und die günstigen Resultate, die
russische Aerzte mit Torsuerbänden er
zielten, haben baS sranzösische Kriegs
Ministerium veranlaßt, solche in bcn
Militärlazarctheil einzuführen. Tors
fascrn zeigen in Verbindung mit ande
rein Material ein überraschendes Ans-
sangungsverinögen. Danach dürfte es
kein Scherz sein, wenn man hört, daß
die Franzosen schon daran geben sollen,
statt flanellener Unterkleider solche aus
Torffasergewebe z tragen.
ländliche ZZeschcidcichoil,
Graf (ber auf einer Gcbirgstour in
einem Bauernhaus ein Glas M i 1 ch
mit Schwarzbrob genossen unb
dafür dem Banern fünf Mark gibt):
,,o, hier haben ic etwas fnr baS
Glas Milch !"
Bauer: Euer Gnabcn haben aber
auch a B r o b gefsen !
Schöner Wunsch,
Ttnbent: Herr Toktor, ich habe
einen furcylbaren alarry!"
Taktor: Stirn km kann merke irh
Ihnen am besten islänbischcs Moos ver-
fcyreivcn!
Student: Inländisches Moos wäre
mir licvcr.
Tadel,
Zahnarzt (ber einem kleinen Jungen,
welcher mit Hänbcn unb Füßen um sich
schlagt, einen hohlen Zahn ziehen will):
Teufel, da hat mich der Junge ins
Gesicht getreten!"
Mutter: Bengcl, kannst Tu denn
den Herrn Doktor nirgendwo anders
treten, als grad ins Gesicht !
Ailch eine Ocrwaudtscl'it,
A.: Ist nicht bcr Assessor Springer
durcy ,vikiraii mit Jyncn irgendwie ver
wandt?" B.: Jawohl, er hat meine frühere
Braut gchciralhet."
Modcmer Z?cscbcid,
A. : Sie sind nicht vcrhcirathct !"
B. : Nein, abcr wenn ich vcrhci
rathet wäre, hätte ich schon längst einen
konkiirssähigcn Sohn nb eine schei
bnngsfähige Tochtcr habcn könncn,"
falsch gekört.
Tonsflcur (bcm Tarstcllcr zuruscnb):
Auf bcn Himmel muß man bauen "
Schauspieler (falsch hörend): Auf
den Lümmel muß man hauen."
Pflichteifer,
Kanzleifckrctär: Tonnerwetler, die
Seite habe ich hübsch dick geschrieben . . ,
bis die trocken wirb, könnte ich rasch
mein Mittagsschläfchen halten!"
lang', lang' ist kcr.
Alles Fräulein: O, glauben Sie
nur. auch mir hat bie ganze Herrenwelt
bewundernd zu Fußen gelegen und mich
verehrt."
Juiigks Fräulein: Fräulein Knorr.
müssen Sie aber ein gutes Gedächtniß
haben!"
Gunfiize Gclcgcnkcit.
Fremder (dcr da? Innere eines
Schloffcs besichtigt hat, im letzten
Saal): Wohl auch eine historische Erin
nerung die alte Brieftasche da aus dem
Tische oder gehört sie Ihnen I"
Diener (verlegen lachclndl: Ach
Gott, nein, rocrni'? ja auch Trinkgelder
giebt, 'ne Brieftasche brauch' ich boch
nicht, um die Banknoten anszube
wahren!" !?auernar!aiiuna. j
Herr: Wie stark ist Ihre Familie.
Herr Pachter?"
Bauer: Wan ma z'sammahalta,
bau'n ma's ganze Tor zfanim!"
Schcrznage ür Radiakrcr. ,
Was in mchr als zuvicl?
Antwort: Wenn ein Rath mit einem
Radmanlet an dein Rad fahrt und vor
'slt!:loi!g.!eit mit den Rad ein R,:d
schlagt."
:iiih,li.1'e !N'de.
Ach, Herr Professor, biefc reizende
Sammliing von ansgeftopftcn Vögeln,
die Sie sich da angelegt habe! Wo
habeil Sie denn die hat" '
Ach, das ist ganz einfach! Ich iichmc
sie seit Jahre vv de abgelegte Hüte
meiner siebe Töchter !"
Airt msikrieken,
Tamc: War, ist denn die Ver
lobniig Ihres Freundes, des Ober
Lieutenants, zurückgegangen?"
Rittmeister: Ach, wegen der
Vergangenheit der Braut."
Dame: ..Ei. was eriäklt ,n,n, ki,k
denn von Ihrer Vergangenheit?"
:i!i,eister: Nichts, sie war nur zu
lang."
Die SeKivagcrin,
Junge Frau: Meine innere Stimme
sagt mir "
Gattc: Um Gottcswillcn, eine innere
Stimme hast Du auch mich?"
J?osbaft.
Stubcnt (zum Bekannte, einem jun
ge Arzte, der sich eben selbstslaiibig ge
macht hat): Wie sieht s mit ber Praxis
ans?
Es sängt an : vergangene Woche
habe ich den ersten Patienten bekoin
inen !"
Lebt er noch?"
RacKe, '
o rrs
iittge -4.111111. Xuji epier iiiviiiun
gefällt mir sehr gut -f nur hätte ich ge
wüiiseht, daß die Heldin ihren Oskar
gekriegt hätte !"
Schriftstellerin (verbittert): Ach was,
mein Bräutigam ist mir auch uulrcu
gcworben !"
Die l?ansichr.
Ich brauch' keine Uhr in meinem
Schlafzimmer ; wenn mein Mann heim
kommt, weiß ich's ohnebies, wie ich an
ber Zeit bin! Macht er babei einen
rechten Lärm, dann ist es noch früh,
kommt cr freundlich heim und sagt mir
gute 'Nacht, bann ist's schon zicmlich
spät, zieht er aber vor', Zimmer
seine Stiefel aus nb geht ohne Licht
in's Bett, dann weiß ich erst recht, wie
viel es geschlagen hat !"
?m Imeiscl,
Richter: Der Gerichtshof hat Tie zu
fünf Jahren Gefängniß vernrlheilt;
wollen ie das Urtheil anerkennen?"
Angeklagter (mit einem Blick in dcn
Ziischancrraiim): Hm, wen ich müßt,
baß mir inci' Lenerl bcrwcil treu blieb!"
Entschuldigt,
Ehcs: Wie kommen Sie dazu, un
tcr den Geschäftsbrief an bic Tarne , mit
Gruß und ftf?' z schreiben, Meyer?"
Eommis: Ich war heute gerade bei
besonbers guter Laune!"
Seme ttiotirirmig.
Richter: Angeklagter, Sie schlugen
bc Kläger ohne Veranlassung mit ei
nein Porzellnntopse aus ben Kopf, daß
er zerbrach. Hit Ihnen bicS benn nach
her nicht leid gethan?"
Angeklagter: Gewiß. Herr Richter,
denn ber Porzcllanlopf war noch so gut
wie neu."
Angciickme Eröffnung,
Frember: Wer hat denn hier den
Stuhl zerbrochen?"
Kellner Ta ist 'n Geschästsreisenber
biesen Morgen mit umgefallen, als er
bie Rechnung gelriegt hat!"
Seine Meinung,
Papa (auf Besuch ackommcnf: Akcr
Ebuard, was bab'ick küren müsse. 'Ick,
habe erfahren, daß Tu fast den ganzen
Lag in der Kneipe sitzest, nd doch
schriebst Tn mir satt jedesmal, hab T
die Häuslichkeit liebest!"
Min: ,.a. Vava. konnte Tir dmt
nicht schreiben, die Wirthshäuslichkcit."
Dakcr.
Gattc: Ader. Kinb. bas Geld eUi
ja bei Tir immer so schnell dahin?"
iail!n: 'Juni in. i iab m aueb
laufende Ausgaben,"
UVKImoUend.
Hausirau (beim Abenbenenf: Mir
scheint, Sie habe viel zu viel Schinken
abgeschnitten. Marie!"
Dienstmädchen tweinendj: Ach, essen
Sie 'n nur auf. Madame, mein Schatz
ist mir untreu geworden!"
Denken Sie sich, Elara. ich bin
gestern zum Doktor der P hi l oso p hie
promovirt worden !"
Ach, wie reizend !. . Haben Sie schon
einen Patienten?"
Erkannt.
Hier dringe ich Ihnen. Herr Redac
teur, ein kleines Gedieht !"
Ja. ja mit kleinen sänzt
man an. und mit großen Hort nian
dann nicht aus !"
?m zoologischen Garten,
Soldat (vor einem Rhinoceros):
. - Das also ist vas Thier, von dem
ns der Feldwebel schon so viel
er zahlt bat!"
Nloderne Ennenz.
.... Alio der Maler raki in tM'.
Was hal denn der rigcntli.b immer ge
macht t"
Hm, er war ball nn'zig ,'abre lan.z
ein vielversprechendes Za:cnt !''