Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, July 25, 1895, Image 12

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    Die Unglückliche,
Humoreske vo Wi,el, Herbert,
Liebe Freundin !
Ich fiihle mich ganz und gar ungliick.
lich! Tu wirst im Missten Maße er
staunt sein, solches trostlose (estandnis!
gerade vo nur zu erhalten, die Dir vor
einem halben Jahre bei ihrer Ber
mühlung die jubelndsten Persicherungen
ihre Glücke gegeben hat, aber die Ze,.
ten ändern sich und die Menschen irnt
ihnen ! Und mein Mann hat sich schon
sehr geändert während dieses halben
Jahres entsetzlich geändert ! nicht als
ob er weniger gut nd liebenswürdig
und rücksichtsvoll und anfmcrksan, gegen
mich wäre o, jeder Zweifel wäre eine
unverzeihliche Sünde aber einen Feh.
ler hat er, für den er ja eigentlich nicht
kann, der mir aber von Tag zu Tag
das Leben verbittert er wird immer
dicker !
Du lächelst vielleicht und nennst mich
ein Närrchcn, weil ich dariibcr ungliick
lich sein kann: aber, liebste Aline, er
'innerst Du Dich, wie ich stets fiir das
Schlanke. Aetherische schwärmte und wie
es mein höchster Stolz war, wenn unser
Litcraturlehrer mich die Edeltanne"
des Instituts nannte und nun deukcn
zu müssen, daß mein Mau allmählich
gerade das Gegentheil von dem würde,
as ich fiir das Ideal des menschlichen
Wuchses halte, denken zu müssen, daß
ich mit meiner ich kann das a sagen
zarten Gestalt neben einem unförmig
dicken Mann herwandeln soll, so daß
allcs über den Kontrast spöttelt und
Witze reißt ich bin wie gesagt, ganz
unglücklich und sühle mich bis zu Thrä
neu verstimmt, so daß ich nicht mehr
weiter schreiben kann
Die hübsche, junge Frau, welche an
ihrem Schreibtische diesen Herzenserguß
zu Papier brachte, neigte ihr Köpfchen
in die Hand und schien wirklich dem
Weinen nahe zu sein; jedenfalls war sie
so von ihren Gedanken in Anspruch ge
noiumcn, daß sie das leise Hereinschlci
chen eines gemüthlich, aber allerdings
etwa behäbig dareinsehendcn Mannes
im Schlafrock und in bequemen Paw
toffeln nicht vernahm, der sich jetzt über
sie neigte und rasch ihre Zelle überflog.
Anfänglich sah sein gutmüthiges,
fröhliches Gesicht sehr bestürzt darein ;
plötzlich aber flog es wie ein schalkhaftes
Lächeln über seine Miene, nd er schlich
sich unbeachtet, wie er gekommen war,
wieder in's Nebenzimmer, in seine
Zcitungslektüre fortzusetzen.
Nach kurzer Weile raffte sich Frau
Ilse von ihrer Träumerei auf und
schloß den Brief mit den üblichen tau
send Küssen und Grüßen, worauf sie
nicht vergaß, als Postskriptum beizn
fügen: Ach, Tu könntest mir sicher bis
anfangs nächster Woche ein Ohmfaß
Pisporter besorgen Tu sitzest ja an
der Quelle; ich würde es dann meine,
lieben Männchen zum Geburtstag schcn
ken der soll vorzüglich gegen Fett"
(pfui) wirken.
Teine nochmals
untröstliche Ilse."
Nachdem Fra Ilse den Brief cou
vcrtirt hatte, trat sie in'ö Nebenzimmer,
wo ihr Mann anscheinend mit größtem
Eifer las.
Mar", sagte sie, ich habe ein paar
kleine Gänge in die Stadt zu besorgen
einen Brief an meine Freundin Aline
in Bernkastel,"
So. so," nickte er, was hast Du
ihr denn geschrieben?"
C," antwortete sie, doch ein wenig
errathend, was werde ich ihr schreiben
von nieinem Glück mit Dir, von meiner
jungen Hausfrauenseligkeit !"
Dabei wollte ihr ein Seufzer fast die
neue Robe sprenge.
Von ihrer Hausfrauenseligkeit !"
wiederholte er. als sie ihn verlassen
hatte. Das ist ja ei ganz gefährliches
Leiden ! Sie zeit schon die schlimmsten
Symptonie: Sie lügt nd seufzt heim
lich, Alterchen, da heißt es schleunigst
was dagegen thun !"
Er erhob sich nd betrachtete seine
t'iestalt mit wehmüthigein Lächeln im
Spiegel.
Es ist ja richtig." inrmelte er,
für einen Gardelieiitenant wären wir
etwas z voll aber für einen Rentier,
was wir nun doch einmal Tank der
vorsichtigen Auswahl unseres Herrn
Baters selig geworden sind, macht sich
die Geschichte ganz slandesgkniäß ! Na,
in Gottes Namen, opfern wir ein paar
ruhige Stündchen, m das gute Weib
chen aus ihrem Unglück" herauszu
reißen sie wird hoffentlich bald knrirt
sein und der Natur nicht länger in's
Handwerk psuschen wollen."
Mt . Aii. 011:11. a
7119 tsiuu .t,r Ht1" i'imuu uuuj 1
Hause kam. trabten eben ei paar i
Handwerksleute lachend über die Treppe :
.
herunter.
Was sich die reichen Leute quälen
müssen, um das los z werden, was
wir zu wenig haben !" schmunzelte der
eine.
Erstaunt trat sie ein, stieß aber im
nächsten Augenblicke schon einen Schrei
des Schreckens aus.
.Max. was treibst Tu denn?"
Ich: antwortete er luftig, Tu
siebst a, ich sminge !"
So geh doch herunter !" rief sie ge-
ängstigt. .Tas schadet T,r blos !"
Ah pah ! Tas nützt mir r anlnwr
tete er und schwang vergnügt an den
eisernen Ringen weiter, welche am ode
reit Querbalken im Rahmen der Wohn
zimmerthüre angebracht waren. Wah
rend Tu fort warft, habe ich mir die
Geschichte hier anbringen lassen da
schwinge ich nun jeden Zag eine Halde
Stunde! Weißt Tu, liebes Kind, ich
werde z mollig das ist nicht gut bei
meiner immerhin noch respektablen
Jugend und bei meiner bequemen
Lebensweise ! Ich möchte schlanker wer
den ! Tann passe ich besser zu Tir !"
Mit starrer Bestürzung betrachtete sie
ihn, während er hin und wieder
schmnpste, daß der Balken ächzte.
Siehst Tu. sagte er, mir ist so Pudel
wohl dabei wie einem Fisch im Wasser!"
zum Beweise seiner Behauptung grätschte
er nach rückwärts mit den Beinen aus
im selben Augenblick aber gab es ein
Fallen und Klirren, so daß er erschrocken
herunter sprang,
Ach, meine hübsche Base, die auf der
Kommode stand!" rief die junge Frau
schmerzlich, indem sie in's Zimmer trat.
Ja, die ist nun leider kaput!" sagte
er. Aber laß nur Kind, heute Nach
mittag kaufe ich Dir eine neue! Meine
Gesundheit geht schließlich doch über eine
solche Base! Ich habe mir heute Nacht
mal ernstlich so eine Kur vorgenommen
und, wenn man eine Kur durchmachen
will, muß man immer mal etliche kleine
Unannehmlichkeiten mit in den Kauf
nehmen!"
Aber, welche schrecklichen Dinge willst
Tu denn noch aufführen?" frug Ilse
entfetzt. '
Je nun," entgegnete er lächelnd und
machte dabei gegen sie einen Fechteraus
fall mit der Rechten, daß sie mit einem
Schrei zurückfuhr, erstens mal körper
liche Uebungen siehst Du. so: Arme
streckt hoch 1 2 3 Arme stoßt
seitwärts 1 2 3 Arme stoßt
abwärts 1 2 3 ; dann Knie
beuge 25 mal hintereinander, siehst Du
so-"
Aber Tu bohrst ja Deine neuen
Beinkleider an den Knien vollständig
hinaus!" jamnierte sie.
Gesundheit geht über die Hosen!"
antwortete er kaltblütig. Solche Dinge
werden nun tagtäglich systematisch be
trieben! Dann habe ich mir schon ein
Rad gekauft "
Ein Rad!" wiederholte sie und sah
ihn mit starren Augen an.
Ja, natürlich !" entgegnete er. Rad
fabren ist eine prächtige Bewegung! Ich
werde jetzt jeden Nachmittag ein paar
Stunden ausfahren leider kann ich
ja dabei Dich nicht mitnehmen ; denn
für's erste ging es zu lange her, bist Tu
das Fahren lerne würdest, und dann
bist Tu ohnedies schon sehr schlank und
bedarfst keiner Fettverringerung mehr
aber ich!"
Am Abend", setzte er fort und schien
die bekümmerte Miene der kleinen Fra
Ilse nicht zu sehen, wird im Garten
hinter dem Hause Gras und Waffer ge
treten." Gras und Wasser getreten!" sagte
sie, da lacht Dich ja Alles aus!"
Was scheert mich das dumme Lachen!
Wenn man so mit nackten Beinen eine
halbe Stunde herumspaziert ist, dann
schmeckt die Hafergrütz-Snppe noch ein
mal so gut dann noch ein Glas
Apfelwein braus und den Kopf uf's
Polster gelegt,"
Haiergrutze,- Apfelwein, Polster!"
rief die Entsetzte. Tu kehrst mir ja
Küche und Haus um! Was soll denn
aus unseren allerliebsten kleinen pikan
ten Abendessen, welche Marie so köstlich
zu bereiten versteht, werden?"
Die bleiben Dir! entgegnete er mit
stoischer Ruhe, Ich muß natürlich
alles, was hitziges Blut macht, vermei
den; aber wenn mir erst die Kleider am
Leibe schlottern, Kind, das wird eine
Freude sein fiir Tich nd mich!"
Taß ein Man mit schlotternden
Kleidern für mich eine solche Freude
wäre," entgegnete sie bestürzt, das
möchte ich sicher nicht behaupten!"
Aber ihre Gegenreden halfen nichts;
es blieb dabei, wie er gesagt hatte, und
mit einer Konsequenz und Energie
führte er feine Kur die nächsten Tage
fort, daß Scherben und Riffe im ganze
Hanse von der Krast feiner Leibesübun
gen erzählten.
Wie ein wahrer Hohn er chien es der
jungen Frau, als mitten in dieses Trei
ben hinein auch noch der Pisporter ein-
traf, den sie heimlich in den Keller schaf
fen ließ.
Wenn er den auch noch sieht, seufzte
sie, wird er mir vollständig verrückt und
dürr wie ein Bleistist!"
Herr Mar schien von der Betrubnist
seiner Frau indessen nichts zu bemerken;
er wippte bereits fröhlich an feinen Rin
gen, wenn sie Morgens erwachte. Mitten
unter dem ruhltnck. bei dem er sid)
streng an Kornkaffee und Grahambrot
hielt, sprang er hin und wieder plötzlich
auf, griff nach seinen Handeln und
schmetterte die Arme emigemate ausein
ander. Ten Morgen über hackte er zum
rr iungen ,,ru. o vor
" vorigen Parieien im vauje laninue,
im imiiH VnattmAf I rl silhiiiniih,
in einem nichts weniger als fashionab-1
len KoNüm Holz n Hofe; Nachmittags i
rannte" er ad und kam meinens über
und über delchinutzl. oft auch mit eini ,
gen Schrunden heim und Abends na,
da mochte sie Überhaupt gar nicht mehr Kaufmann, da, nimm das Geld, aber, Emma Rome hatte sich durch die Men- '". wusen, mir roioen -iraen,Wllern
hinnntersehen da lief er mit nackten ich hoffe, daß Tu vor Weihnachten keins schenmasse gekämpft. "'en sind, mmerdin durste die
Fuße im Gras und im Fontainebecken mehr brauchen wirst. Tie Zeiten sind i Halt."' sagte sie. wollen Sie der ! "ve'icrungen an der leuvten Erkennt
herum, daß man an allen Fenstern ein schlecht, wie Tu weißt, und zum i Fran die Maschine überlasse, wenn ich "?'''dkr Hansnummer noch nicht ad-
Oiekicber dernabm.
C, Aline, schrieb sie schon noch zwei (
&,oan; ."' f"1 dabe ich
mich ver :
iiunoigi: izm im ouiaj im
meine unqe-
rechtfertigten Klagen selbst heraufbe-1
schmoren habe, ist nun suraterlich der
mich hereingebrochen! Mein Mann 1
leidet an der Entfettunqsmanie jnfet,
ganzes Glnck ist zerstört unser bedag-j
liches. gemüthliches Heim sieht aus wie ;
ein Ererzierplatz. ich bade kein Plauder-
ftündchm, keinen Svaziergang keine j
ruhige Mahlzeit mehr mit meine,
Manne; seine ganze Garderobe richtet
er zu Grunde und in der Nachbarschast
Deuten sie mit Fingern af mich und
lächeln: Nun hat sie es glücklich dahin
gebracht, daß ihr Mann sich so dünne
inacht, wie sie ist!" Ich weiß gar nicht,
was in ihn auf einmal gefahren ist, und
ich muß Dir offen gestehen, so sehr ich
mich früher danach gesehnt habe, daß er
etwas schlanker würde, jetzt, da er wirk
lich an Umfang abnimmt, ist es mir,
als ob mit jedem Eentimeter, den er an
Leibesiimfang verliert, ein Theil meines
Glückes aus unserem Hause schwinde!
Wenn ich denke, wie elegant und reinlich
nd hübsch und fein gekleidet er sonst war,
und wie aufmerksam er den ganzen Tag
nur mir widmete und wie alle Bekann
ten und Freunde mich um den so galan
ten Ehemann beneideten, nd jetzt sehe
ich ihn nie tags über, und wenn ich ihn
sehe, ist es meist mit Schrecken so sieht
er aus, zerschnnden, staubig, in abge
ntzten Kleidern, o Aline, wo habe ich
meine Sinne gehabt früher, als ich un
zufrieden war! Geradezu wie ein Hohn
kommt es niir vor, wenn ich ihm nun
zu seinem Geburtstag auch noch das Fa
Pisporter schenken soll," .
Zu meinem Geburtstage!" rief da
auf einmal eine erstaunte Stimme hin-
ter Frau Ilses Rücken
Sie fuhr rasch herum nd fand zu
ihrem Entsetzen, daß ihr Ehemann sie
beim ischreiben belauscht hatte.
Den Pisporter zu nieinem Geburts-
ag!" rief er noch einmal, Aber Kind,
das ist nnn fatal!"
Du brauchst ihn ja nicht zu trinken!"
stotterte sie. Es ist ja jetzt gar nicht
mehr nöthig!"
Allerdings," entgegnete er, ist es
nicht mehr nöthig; ich habe ihn nämlich
schon getrunken!
Wie!" sagte sie in höchstem Stau
nen. Du hast das ganze Ohmfaß Pis-
Porter getrunken?
Allerdings!" antwortete er mit eini-
ger Beschämung. Weißt Tu, wenn
mich so auf meine Uebungen mit Holz-
yaaen oder Grastreten recht hungerte.
stieg ich hin und wieder in den Keller
hinunter, wo ich mir eine kleine Vor-
rathskammer von appetitlichen Sachen
Würste, Schinken und, so weiter
angelegt hatte, da droben mußte ich
ja der Kur halber maßig" leben und
konnte meinen Hunger nicht stillen,
nd wie ich da das Faß Wein fund,
dachte ich mir: Halloh, sieh mal, da ha
ben wir ja noch die schönsten Vorräthe
nd weiß Keines davon! Und so habe
ich es dann schön langsam zwischen der
Kur hinein ausgetrunken."
Aber das war ja dann gar keine
richtige Kur!" flüsterte sie leise und ahnte
den Zusammenhang.
Es war schon eine!" entgegnete er
lachend und zog sie in seine Arme.
Aber weißt Du, Kind, der Patient da
bei war eigentlich nicht ich, sondern Du!
Ich muß Dir nämlich gestehen, es ist
heute nicht das erste Mal daß ich
kibitze damals bei jenem Briefe, den
die Unglückliche" an ihre Freundin
schrieb, war ich auch schon Zaungast und
habe mir sofort vorgenommen: Alle
Wetter. Bursche, die mußt Du wieder
glücklich" machen und nun bist Tu
es ja! Oder Nicht?"
Ganz und gar nicht war ich es diese
zwei Wochen her. lieber Max!" seufzte
die junge Frau beschämt und holdselig
lächelnd zugleich. Die Strafe, die
Tu mir ertheilt hast, war eine wohlver-
diente, und ich kann Dich nur bitten:
Bleibe dick nd thue' es nicht wieder
ich bin ja so glücklich, wenn wir wieder
unser altes gemüthliches Heim haben!"
Na also, in Gottes Namen!" seufzte
er heuchlerisch. Ich habe mich so wohl
gefühlt bei der Hafergrütz-Snppe und
wer weiß, ob es nicht gut sein wird,
wenn ich mal hie und da wieder dazu
greise nicht Deinetwegen, sondern j
wegen des Enbonpoints. verstehst T!
Aber jetzt laß mal tüchtig anftragen
es foupirt sich doch hübscher hier oben bei
Tir wie im Keller unten!"
Zehn Cllen Besatz.
?lus dem Englischen,
Was! Vierzig Dollars? Vierzig Tot
lars für Besatz! Meine Mutter hat och
nie so viel an ei Kleid gewendet. Und
Tu willst solch' ein Kleid tragen? ich
will nicht verdrießlich scheinen, aber
wenn man sieht, wie so viele Geschäfts
leute täglich zu Grunde gehen, lernt
man sparsam sein. Erkläre Tich darum
naher, ,n.
Nun, Papa, sagte Emma, hie
Sache ist diese: Frau Farine sagt, ich i
brauche zehn Ellen Besatz zu vier Tollars :
die Elle. Tas Kleid ist schon halb fertig!
und wirklich, das Geld rollt. Ich hatte,
andere Sachen zu kaufen. Ich schäme
!, uai um (tcid zu Bitten, aber ich
tonnte a nicht anders.
Laß gut sein. Emma. " erwiderte der
Wetter! vienia Tollars kür Beka! ,
Tie Weiber werden ja immer schürn-
mer!"
Emma Rome versenkte die Rolle Gold
in ihre Börse, mit dem Gefühl, daß
oieteiw theuer erlauft sei; aber das,
Schicksal hat so viele Frauen betteln ge-l
lehrt, und es ist so gang und gäbe, es
Emma gleich zn thun, daß sie sich fast
über den kleinen tich wunderte, der!Geich,chte erzahlt hatte,
ihr durch s Herz ging, als sie bittend
vor dem Pater gestanden hatte.
Außerdem schien ihr Pater die Sache
schnell vergessen zu habe, und sie
wußte, daß er für reich galt, und daß
vierzig Tollars in irr That eine kleine
Summe für ihn war.
So kleidete sie sich, als der Frühstück
vorüber nd ihr Buter in Geschäften
nach der Stadt gegangen war, so schnell
wie möglich an nd machte sich ans den
Weg, uin ihre Einkäufe zn erledigen.
Unterwegs sann sie über ihr neues Kleid
nach, Sie beabsichtigte, es z einer für
sie sehr wichtigen Gelegenheit z tragen.
Denn bei diesem Feste war ein junger
Mann zugegen, für den sie schwärmte.
Brachte er ihr dieselben Gefühle et
gegen?
Immer und immer wieder hatte sie
sich die Frage vorgelegt. Sie hatte
selbst die Blunienblattchen einer Mar
garetenblume ausgezupft, eins nachdem
andern, nd hatte dabei die bekannten
Worte: Er liebt mich liebt mich
nicht", gesprochen. Es sollten viele
hübsche Mädchen bei dem Feste sein,
und sie war nicht eitel. Daher war es
nothwendig, sich so hübsch als möglich
zu machen.
Aus diesen Gedanken aufschreckend,
merkte sie auf einmal, daß sie schon
einige Straßen zu weit gegangen war.
Sie mußte wieder zurückgehen, und
der Weg führte durch Gassen, in denen
nur elende Häuschen standen. Emma
eilte so schnell wie möglich, um durchzu
kommen, als sie plötzlich die Straße
durch eine Art Barrikade gesperrt snnd.
Das mittclste Stück dieser Barrikade
mar eine Nähmaschine, an die sich rechts
eine Frau klammerte, während links ein
Mann die Hand darauf legte.
Die Frau weinte; die Thränen stürz
ten nieder auf ihre Hände, Eine Menge
Menschen sammelte sich an und ver
folgten das Schauspiel mit äugen-
scheinlichcm Interesse, und Emma be-
fand sich ohne ihr Zuthun mitten in
der Menge,
Kaum jemals in ihrem Leben war
Emma Rome vorher in so enge Be
ziehnng zu dem menschlichen Elend ge
treten. Arm sein" hatte bisher für sie
keine weitere Bedeutung gehabt, als
nicht reich sein. Nun sah sie sich unter
Lumpen, Schmutz und Jammer und
war gezwungen, einen Augenblick still
zu stehen und das Elend in nächster
Nähe anzusehen. Die erste Empsindnng,
die sich in ihr regte, war Ekel, Als sie
jedoch im Begriffe stand, ihren Weg
durch die unreinliche Menschenmasse zn
suchen, trafen Worte ihr Ohr, welche
ihre Aufmerksamkeit erregten,
Ich habe Ihnen vierzig Dollars auf
diese Maschine bezahlt, und jetzt wollen
Sie mir keine Frist gewähre ! Ich bitte
ja nur um Zeit ! Ich bin ein ehrliches
Weib. Ich werde sie bezahlen, Mann,
wissen Sie, daß nur die Nähmaschine
zwischen uns und dem Hungertode steht?
Gebe Sie sie mir zurück. Ich schulde
Ihnen ja nur noch zehn Dollars !"
Sie sind das schon seit zwei Mona
ten schuldig," erwiderte der Mann.
Seien Sie vernunftig, Frau, Ich
will Ihnen ja nicht wehe thun, aber ich
muß thun, was meines Amtes ist.
Geld oder Maschine, " so sagte der
Herr."
Aber die Fra ließ die Maschine nicht
los. Während sie sich daran klammerte.
ließ sie ihre Augen voll Todesangst über
die Umstehenden schweifen.
Vierzig Tollar," wiederholte sie,
und die Maschine kostet nur fünfzig.
Jetzt will er sie mir nehmen. Ich war
nie im Rückstände, bis Jim das Bein
brach und seine Arbeit stockte, sowie sein
Lohn, Nun kamen die Toktor-Rech-nlingen
und alles Andere."
Jawohl, sie hat immer bezahlt," er-
tönte eine Stimme aus der Menge.
Ich weiß es genau,"
Und er thäte besser, mit feinem
Wagen fortzufahren," rief ein Mann.
der ans der Thiir des Hauses getreten
war, um welches sich die Zuschauer ge-
drängt hatte. So sprechend streifte er
feine Aermel auf.
Ihr guten Leute," rief der Mann,
ij.M.(iM;n. ,;u t,,i.
doch nicht ans eigenem Antriebe ! Jch! weitergeführt wird nm
muß dem Befehl gehorchen oder mein e !. 6rt Z"'" ursprünglichen Nun,
Stellung, mein Brod verlieren. Sie ibe'" Zurückzugehen T,e -tadt
würde besser thun, sich an den c-' W'k"WVte, wie ,etzt auch viele andere
schäftsherrn z wenden und mit ihm,
anstatt mit mir zu verhandeln,"
Ich war bei ihm," sagte die Frau.
Er ist von Stein. Ich sagte ihm, er
werde uns dem Hungertode Überliefern.
Aber er bestand auf seinem Willen.
Mein Gott, was nützt es auch, hier auf ;
offener Straße zu zittern ,,d käm-.0 ,äc"en: w
ten. Tie i'enfe I,ak,n wit w.k.jund links einer traße fki. Vcrbce-
MM,, i. ! . !
aber innen gehört a die Macht ! Ta
habt Ihr sie, fahrt sie fort !" Bei
diesen Werten ließ sie die Maschine los.
dann brach sie zusammen und bedeckte
ihre ?uqen mit den Händen.
Aber an Stelle jener ranken abge
arbeiteten Finger legten sich andere,,.
zarte, kleine und fembehandschuhte
Händchen auf den Nähmaschinenkaften,
knen whxi Tollnrä aek,?"
Ta wäre ja die Geschichte in Ort
nuna, weiter will in mein svrr icktZ
Fräulein," erwiderte der Mann, und
lich wäre froh, wenn ich das Geld be-
tarne.
Tann nahm Emma, während sich die
erregten Zuschauer dicht um ne dräna-
ten und die Frau, welche ihre traurige
vor Frende
schluchzte, die verlangte
Summe aus
j ihrer Geldbörse und erhielt dafür eine.Gevara belegene 7t0 M. hohe Gellivara,
Quittung, welche sie der arme Frau
einhändigte.
Zm erstenmal in ihrem Leben em
pfand sie das Entzücken, welches eine
gute That mit sich bringt.
Als nun die Maschine hinaufgetragen
worden war. folgte Emma, welche mit
der Eigenthümern! einige Worte ge
wechselt hatte, der Fra in ihr arm
seliges Stübchen, sah ihre Armuth und
hörte ihre ganze traurige Geschickte,
Die Geschichte war wahr, das sagten die
heiße Thränen.
Aber jetzt gräme ich mich nicht mehr.
Fräulein," schluchzte die Frau, Nun
die Maschine mein Eigen ist, wird mir
auch die härteste Arbeit nicht zu sauer
Die einzige große Noth bleibt der Haus-
bcfitzer, er verlangt vier Tollars wenn
liche Miethe."
So viel Monatsmiethe, wie die Elle
von meinem Besatz kostet!" dachte
Emma; und empfand einen gewissen
Gewissensbiß.
Sie fragte die Frau och weiter aus
und erfuhr, daß der Wirth eine Treppe
tiefer wohne, lind ehe sie das Ha?
erließ, hatte sie ihre Börse geleert und
die Miethe auf drei Monate vorausbe
zahlt. Ihr Mann wird wieder gesund wer
den und Arbeit finden," sagte Emma,
und als sie den Heimweg antrat, regte
sich kein Bedauern in ihrem Herzen
über den Besatz, den sie nun entbehren
mußte.
Sie ärgerte sich nicht einmal, als
Madame Farine mit einem Blick, der
mehr sagte, als ein ganzes Buch, aus
rief: Die schivarze Spitze von ihrem alten
Grenadine-Kleide?! Gewiß, Fräulein,
wenn, Ihnen das gefällt!"
, Das Kleid stand ihr jedoch, ungeach
tct der nur aufgefrischten Spitzen, recht
gut, und Emma trug es zu dem Feste,
Sie war ganz fest Überzeugt, daß jede
Dame ans ihrer Bekanntschaft wußte,
womit das Kleid ausgeputzt sei, aber
ihr Gewissen flüsterte ihr zu, daß sie
recht gethan, habe. Und das Licht des
edlen Bewußtseins leuchtete aus ihrem
Gesicht.
Arthur Maine fühlte sich dadurch
mehr als je zuvor vo ihrem Wesen an
gezogen, und als Emma in der Nacht
nach Hause fuhr, fühlte sie, daß das
Margaretenblümchen, welches zn ihr ge
sagt: Er liebt Dich!" kein falscher Pro
phet gewesen sei.
Zweierlei hatte sie in der kurzen Zeit
gelernt. Erstens, daß die Armen von
dem bloßen Kleiderbesatz der Reichen ge
kleidet und erhalten werden könnten;
zweitens, daß übertriebener Kleiderputz
nicht immer der Weg ist, ein Männer
herz zn gewinnen.
i Jubiläum der Hausnummer.
Die Einführung der Hausnummern
blickt in diesem Jahre aus ihr Igttjähri
ges Bestehen zurück, ist also keineswegs
eine so alte Einrichtung, wie vielleicht
Mancher glaubt. Noch am Ende des
vorigen Jahrhunderts waren Großstädte
wie London, Paris. Wien, Berlin n. s.
w. ohne Hausnummern. Selbstver
ständlich waren Namen für die einzelnen
wtraßen vorhanden, deren Häuser man
nach den über den Hausthüren nge
brachten Emblemen oder nach den Eck
Häusern benannte: nicht selten wurde
das Haus auch nach seinem Besitzer k
zeichnet, und es war Sache des Betreff
senden, das gedachte Hans in der Straße
zu erfahren. In Berlin wurde n
Jahre 17l5 zuerst der Vorschlag ge-
macht, die Häuser zu ikrire. Aber
die Art und Weise, wie man dies durch
führen wollte, war anfangs eine zu
praktische, und man kam bald von dem
Plane zurück, am Brandenburger Thore
mit Nr. 1 zu beginnen nd dann, die
Straßen fortlaufend, die Nummern
planlos weiterzuführen. Man kam als
dann auf den noch heute eristirendcn
praktischen Gebrauch, die Häuser nur
innerhalb ihrer Straße derartig zn
nnmerircn, daß, nachdem eine Seite ge-
Z"i " . vie nuinmcr an ver anocren
ayre
18(13 die Aenderung ein. daß ans der
einen Straßenseite mit geraden, ans der
andern mit ungeraden Zahlen numerirt
wurde. In Paris folgte man diesem
Beispiele im Jahre 1805, indem man.
: ' " ?"??-
rungen. die das Onentircn IN den
Städten erleichtern, werden nmer noch
getroffen; so herrscht in Wie die dritte,
daß unter jeder Hausnummer oder über
jeder Hausthür auch noch der Name der
Straße, in der man sich befindet, ange
geben ist. In Mainz z, B. besteht die
! Einrichtung, daß die Straßen, welche
senkrecht auf den Rhein stoßen, mit
blauen, diejenigen aber, die parallel mit
gciajionen ,e,n
iit Mtterchtsne uch in
?chee fichtd.
Um die Mitternachtssonne zu sehen,
braucht man nicht immer bis zum Nord-
cap zu fahren, auch in Schmehen giebt
es nicht wenig Punkte, von denen ans ,
man dieses -chauspicl genieszen kann, j
Einen der denen AusnHtspiinlle bietet !
der im berühmten Eiienerzbezirk von
Dunder, von dem aus die Sonne vom
5. Juni bis I, Jli ununterbrochen
zu sehen ist. Mittels der im vorige
Jahre zum Abschluß gebrachte Nördli
che Stammbah, durch die eine Eisen
bahnliiiie durch Schweden von der
Südlüste bis weit über den nördlichen
Polarkreis geschaffen worden ist, kann
man jetzt vo Stockholm au, das
schöne Nordland drchfahred, i drei
Tagen nach Gallivara reisen, von wo
ans der Gipfel des Gcllivara Dnudcr in
etwa zwei Stunde erreicht wird. I
derjenigen Hälfte des Lehn Norbottens,
die nördlich vom (37. Breitengrade liegt,
kann die Mitternachtssonne fast von je
dem beliebigen Punkt ans beobachtet
werden, sofern, nicht hohe Berge die
Ausficht gegen Norden verdecken. Je
nördlicher man sich degiebt, je länger ist
die Mitternachtssonne wahrnehmbar.
Doch auch südlich vorn Polarkreise gibt
es Stellen, von denen ans die Bcobach
tnng wenigstens einige Nächte hindurch
möglich ist, so vom Lappberge aus, der
an der Landstraße etwa sechs Meilen vo
Nieder-Kalir liegt, Bon hier aus kann
man auf der Rückfahrt im Boot die
Stroiiischiikllen hinab bis zur Küste
fahren,
GleichttiZszig ertheilt.
Bei Ihnen wird gar kein Bier im
Hause gelitten?"
Nein ! Meine Fra nd ich trinken,
wen wir dilrstiq sind, nie etwas Ande
res, als Wein nd Wasser!"
Das ist allerdings sehr solid, In
welchem Verhältniß trinken Sie daS
dann?"
Ich trink' W e i n nd meine
Fra Wasser !"
ZZcroeis,
....Tu sagst. Tu willst Tich der
Laiidwirthschaft widme! Hast Tu
denn Interesse dafür?"
Und ob! Ich liebe seit Kürzn die
einzige Tochter des reichsten Großqrilnd
besitzers der Umgegend unserer Stadt !"
Die Uebcrrschug,
,,.,A!so, Papa, ich habe nun durch
drei Monate das Kochen unter An-
leitunq der Mama und der Köchin er-
lernt! Jetzt bitte ich aber auch um
die mir versprochene Ue'berra
s ch u g !"
Recht gern, liebe Bertha! Am Erste
kündigen wir der Köchin !"
Nur!
Ach. liebe Freundin, könnten Sie
mir nicht ein recht hübsches Buch leiben I"
Thut mir leid ! Wissen Sie, wir
haben keine Bücher zum 1 esen wir
besitzen nur die K 1 a s s i k e r !"
Ja dann!
Schmock kommt zu strenger Winters
zeit eines Tages auf den Markt, um
Eier zu kaufen. Was kosten de Eier?"
Zehn Pfennige das Stück!"
Gott über dc Welt, warum so
theier?"
Ja. bei der Kälte legen die Hendeln
nicht !"
Nu, und for zehn Pfennig' das
Stück legen se Eier!?"
, verschnappt.
Doctor: ..Bor Allem müssen Sie
jeden Tag gleich ach dem Aufstehen
eine Stunde spazieren gehen !"
Studiosus : Tie Abende sind aber
jetzt schon sehr kühl !"
Gerechter vormurf,
Sieh' nur, Papa, wie mich der Ba
ron wieder mit den Blicken verfolgt !"
Mach' Tich doch nicht lächerlich,
Laura ! Ein altes Mädchen wie Tu.."
Aber, Papa, darüber, daß ich
ein altes Mädchen bin. mußt doch T n
mir keinen Vorwurf mache ! Warum
haft Tu so früh geheirathet?!"
Leim Abrichte der Rekruten.
Was sind Sie in Eivil?"
,Schauspieler !"
Ta muß es mit Ihrer Kunst nicht
weit her sein ! Sie können ja nicht ein
mal einen gewöhnlichen Tolda
ten darstellen!"
Feste preise,
Sonntagsjäger zum Treiber, dem er
ein Ohr abgeschossen): Was habe ich
mmerzensgeld zu zahlen ?"
Treiber: Für a' aba'fchossenes Ohr
bab'n mir die Herrschasten dislxr immer
30 Mark 'zahlt !"
INann und Frau.
Ich glaube nicht, daß Tu mich noch
ebenso lieb haft, wie damals, als wir
noch nicht verheirathet waren,"
Er: O gewiß, so sehr wie je; hoch
stens nicht so sehr, wie ich damals viel
leicht gesagt habe."
Gatte: Fünfzig Tollars für einen
Hut. sagst Tu?"
Gattin: Ja. alle meine Bekannten
sagten, ich sahe darin wunderhübsch
ans."
Gatte: Na. dann ist er freilich das
viele Geld werth !"
cic.
Versuche nicht, mich zu be-
ruhigen.
Tu haft meine Worte ange-
zweifelt !"
Er: .Aber liebes Kind. Tu mußt
doch viel Geld ausgegeben oder verloren
haben. Noch vergangenen Montag be
saßest Tu, wie ich aus meinem Notiz
duck ersehe, wenigstens 100 Dollars."
sie (entrüstet): ,;o? All einem
alten Notizbuche glaubst Tu mebr als
mir!