Die Unglückliche, Humoreske vo Wi,el, Herbert, Liebe Freundin ! Ich fiihle mich ganz und gar ungliick. lich! Tu wirst im Missten Maße er staunt sein, solches trostlose (estandnis! gerade vo nur zu erhalten, die Dir vor einem halben Jahre bei ihrer Ber mühlung die jubelndsten Persicherungen ihre Glücke gegeben hat, aber die Ze,. ten ändern sich und die Menschen irnt ihnen ! Und mein Mann hat sich schon sehr geändert während dieses halben Jahres entsetzlich geändert ! nicht als ob er weniger gut nd liebenswürdig und rücksichtsvoll und anfmcrksan, gegen mich wäre o, jeder Zweifel wäre eine unverzeihliche Sünde aber einen Feh. ler hat er, für den er ja eigentlich nicht kann, der mir aber von Tag zu Tag das Leben verbittert er wird immer dicker ! Du lächelst vielleicht und nennst mich ein Närrchcn, weil ich dariibcr ungliick lich sein kann: aber, liebste Aline, er 'innerst Du Dich, wie ich stets fiir das Schlanke. Aetherische schwärmte und wie es mein höchster Stolz war, wenn unser Litcraturlehrer mich die Edeltanne" des Instituts nannte und nun deukcn zu müssen, daß mein Mau allmählich gerade das Gegentheil von dem würde, as ich fiir das Ideal des menschlichen Wuchses halte, denken zu müssen, daß ich mit meiner ich kann das a sagen zarten Gestalt neben einem unförmig dicken Mann herwandeln soll, so daß allcs über den Kontrast spöttelt und Witze reißt ich bin wie gesagt, ganz unglücklich und sühle mich bis zu Thrä neu verstimmt, so daß ich nicht mehr weiter schreiben kann Die hübsche, junge Frau, welche an ihrem Schreibtische diesen Herzenserguß zu Papier brachte, neigte ihr Köpfchen in die Hand und schien wirklich dem Weinen nahe zu sein; jedenfalls war sie so von ihren Gedanken in Anspruch ge noiumcn, daß sie das leise Hereinschlci chen eines gemüthlich, aber allerdings etwa behäbig dareinsehendcn Mannes im Schlafrock und in bequemen Paw toffeln nicht vernahm, der sich jetzt über sie neigte und rasch ihre Zelle überflog. Anfänglich sah sein gutmüthiges, fröhliches Gesicht sehr bestürzt darein ; plötzlich aber flog es wie ein schalkhaftes Lächeln über seine Miene, nd er schlich sich unbeachtet, wie er gekommen war, wieder in's Nebenzimmer, in seine Zcitungslektüre fortzusetzen. Nach kurzer Weile raffte sich Frau Ilse von ihrer Träumerei auf und schloß den Brief mit den üblichen tau send Küssen und Grüßen, worauf sie nicht vergaß, als Postskriptum beizn fügen: Ach, Tu könntest mir sicher bis anfangs nächster Woche ein Ohmfaß Pisporter besorgen Tu sitzest ja an der Quelle; ich würde es dann meine, lieben Männchen zum Geburtstag schcn ken der soll vorzüglich gegen Fett" (pfui) wirken. Teine nochmals untröstliche Ilse." Nachdem Fra Ilse den Brief cou vcrtirt hatte, trat sie in'ö Nebenzimmer, wo ihr Mann anscheinend mit größtem Eifer las. Mar", sagte sie, ich habe ein paar kleine Gänge in die Stadt zu besorgen einen Brief an meine Freundin Aline in Bernkastel," So. so," nickte er, was hast Du ihr denn geschrieben?" C," antwortete sie, doch ein wenig errathend, was werde ich ihr schreiben von nieinem Glück mit Dir, von meiner jungen Hausfrauenseligkeit !" Dabei wollte ihr ein Seufzer fast die neue Robe sprenge. Von ihrer Hausfrauenseligkeit !" wiederholte er. als sie ihn verlassen hatte. Das ist ja ei ganz gefährliches Leiden ! Sie zeit schon die schlimmsten Symptonie: Sie lügt nd seufzt heim lich, Alterchen, da heißt es schleunigst was dagegen thun !" Er erhob sich nd betrachtete seine t'iestalt mit wehmüthigein Lächeln im Spiegel. Es ist ja richtig." inrmelte er, für einen Gardelieiitenant wären wir etwas z voll aber für einen Rentier, was wir nun doch einmal Tank der vorsichtigen Auswahl unseres Herrn Baters selig geworden sind, macht sich die Geschichte ganz slandesgkniäß ! Na, in Gottes Namen, opfern wir ein paar ruhige Stündchen, m das gute Weib chen aus ihrem Unglück" herauszu reißen sie wird hoffentlich bald knrirt sein und der Natur nicht länger in's Handwerk psuschen wollen." Mt . Aii. 011:11. a 7119 tsiuu .t,r Ht1" i'imuu uuuj 1 Hause kam. trabten eben ei paar i Handwerksleute lachend über die Treppe : . herunter. Was sich die reichen Leute quälen müssen, um das los z werden, was wir zu wenig haben !" schmunzelte der eine. Erstaunt trat sie ein, stieß aber im nächsten Augenblicke schon einen Schrei des Schreckens aus. .Max. was treibst Tu denn?" Ich: antwortete er luftig, Tu siebst a, ich sminge !" So geh doch herunter !" rief sie ge- ängstigt. .Tas schadet T,r blos !" Ah pah ! Tas nützt mir r anlnwr tete er und schwang vergnügt an den eisernen Ringen weiter, welche am ode reit Querbalken im Rahmen der Wohn zimmerthüre angebracht waren. Wah rend Tu fort warft, habe ich mir die Geschichte hier anbringen lassen da schwinge ich nun jeden Zag eine Halde Stunde! Weißt Tu, liebes Kind, ich werde z mollig das ist nicht gut bei meiner immerhin noch respektablen Jugend und bei meiner bequemen Lebensweise ! Ich möchte schlanker wer den ! Tann passe ich besser zu Tir !" Mit starrer Bestürzung betrachtete sie ihn, während er hin und wieder schmnpste, daß der Balken ächzte. Siehst Tu. sagte er, mir ist so Pudel wohl dabei wie einem Fisch im Wasser!" zum Beweise seiner Behauptung grätschte er nach rückwärts mit den Beinen aus im selben Augenblick aber gab es ein Fallen und Klirren, so daß er erschrocken herunter sprang, Ach, meine hübsche Base, die auf der Kommode stand!" rief die junge Frau schmerzlich, indem sie in's Zimmer trat. Ja, die ist nun leider kaput!" sagte er. Aber laß nur Kind, heute Nach mittag kaufe ich Dir eine neue! Meine Gesundheit geht schließlich doch über eine solche Base! Ich habe mir heute Nacht mal ernstlich so eine Kur vorgenommen und, wenn man eine Kur durchmachen will, muß man immer mal etliche kleine Unannehmlichkeiten mit in den Kauf nehmen!" Aber, welche schrecklichen Dinge willst Tu denn noch aufführen?" frug Ilse entfetzt. ' Je nun," entgegnete er lächelnd und machte dabei gegen sie einen Fechteraus fall mit der Rechten, daß sie mit einem Schrei zurückfuhr, erstens mal körper liche Uebungen siehst Du. so: Arme streckt hoch 1 2 3 Arme stoßt seitwärts 1 2 3 Arme stoßt abwärts 1 2 3 ; dann Knie beuge 25 mal hintereinander, siehst Du so-" Aber Tu bohrst ja Deine neuen Beinkleider an den Knien vollständig hinaus!" jamnierte sie. Gesundheit geht über die Hosen!" antwortete er kaltblütig. Solche Dinge werden nun tagtäglich systematisch be trieben! Dann habe ich mir schon ein Rad gekauft " Ein Rad!" wiederholte sie und sah ihn mit starren Augen an. Ja, natürlich !" entgegnete er. Rad fabren ist eine prächtige Bewegung! Ich werde jetzt jeden Nachmittag ein paar Stunden ausfahren leider kann ich ja dabei Dich nicht mitnehmen ; denn für's erste ging es zu lange her, bist Tu das Fahren lerne würdest, und dann bist Tu ohnedies schon sehr schlank und bedarfst keiner Fettverringerung mehr aber ich!" Am Abend", setzte er fort und schien die bekümmerte Miene der kleinen Fra Ilse nicht zu sehen, wird im Garten hinter dem Hause Gras und Waffer ge treten." Gras und Wasser getreten!" sagte sie, da lacht Dich ja Alles aus!" Was scheert mich das dumme Lachen! Wenn man so mit nackten Beinen eine halbe Stunde herumspaziert ist, dann schmeckt die Hafergrütz-Snppe noch ein mal so gut dann noch ein Glas Apfelwein braus und den Kopf uf's Polster gelegt," Haiergrutze,- Apfelwein, Polster!" rief die Entsetzte. Tu kehrst mir ja Küche und Haus um! Was soll denn aus unseren allerliebsten kleinen pikan ten Abendessen, welche Marie so köstlich zu bereiten versteht, werden?" Die bleiben Dir! entgegnete er mit stoischer Ruhe, Ich muß natürlich alles, was hitziges Blut macht, vermei den; aber wenn mir erst die Kleider am Leibe schlottern, Kind, das wird eine Freude sein fiir Tich nd mich!" Taß ein Man mit schlotternden Kleidern für mich eine solche Freude wäre," entgegnete sie bestürzt, das möchte ich sicher nicht behaupten!" Aber ihre Gegenreden halfen nichts; es blieb dabei, wie er gesagt hatte, und mit einer Konsequenz und Energie führte er feine Kur die nächsten Tage fort, daß Scherben und Riffe im ganze Hanse von der Krast feiner Leibesübun gen erzählten. Wie ein wahrer Hohn er chien es der jungen Frau, als mitten in dieses Trei ben hinein auch noch der Pisporter ein- traf, den sie heimlich in den Keller schaf fen ließ. Wenn er den auch noch sieht, seufzte sie, wird er mir vollständig verrückt und dürr wie ein Bleistist!" Herr Mar schien von der Betrubnist seiner Frau indessen nichts zu bemerken; er wippte bereits fröhlich an feinen Rin gen, wenn sie Morgens erwachte. Mitten unter dem ruhltnck. bei dem er sid) streng an Kornkaffee und Grahambrot hielt, sprang er hin und wieder plötzlich auf, griff nach seinen Handeln und schmetterte die Arme emigemate ausein ander. Ten Morgen über hackte er zum rr iungen ,,ru. o vor " vorigen Parieien im vauje laninue, im imiiH VnattmAf I rl silhiiiniih, in einem nichts weniger als fashionab-1 len KoNüm Holz n Hofe; Nachmittags i rannte" er ad und kam meinens über und über delchinutzl. oft auch mit eini , gen Schrunden heim und Abends na, da mochte sie Überhaupt gar nicht mehr Kaufmann, da, nimm das Geld, aber, Emma Rome hatte sich durch die Men- '". wusen, mir roioen -iraen,Wllern hinnntersehen da lief er mit nackten ich hoffe, daß Tu vor Weihnachten keins schenmasse gekämpft. "'en sind, mmerdin durste die Fuße im Gras und im Fontainebecken mehr brauchen wirst. Tie Zeiten sind i Halt."' sagte sie. wollen Sie der ! "ve'icrungen an der leuvten Erkennt herum, daß man an allen Fenstern ein schlecht, wie Tu weißt, und zum i Fran die Maschine überlasse, wenn ich "?'''dkr Hansnummer noch nicht ad- Oiekicber dernabm. C, Aline, schrieb sie schon noch zwei ( &,oan; ."' f"1 dabe ich mich ver : iiunoigi: izm im ouiaj im meine unqe- rechtfertigten Klagen selbst heraufbe-1 schmoren habe, ist nun suraterlich der mich hereingebrochen! Mein Mann 1 leidet an der Entfettunqsmanie jnfet, ganzes Glnck ist zerstört unser bedag-j liches. gemüthliches Heim sieht aus wie ; ein Ererzierplatz. ich bade kein Plauder- ftündchm, keinen Svaziergang keine j ruhige Mahlzeit mehr mit meine, Manne; seine ganze Garderobe richtet er zu Grunde und in der Nachbarschast Deuten sie mit Fingern af mich und lächeln: Nun hat sie es glücklich dahin gebracht, daß ihr Mann sich so dünne inacht, wie sie ist!" Ich weiß gar nicht, was in ihn auf einmal gefahren ist, und ich muß Dir offen gestehen, so sehr ich mich früher danach gesehnt habe, daß er etwas schlanker würde, jetzt, da er wirk lich an Umfang abnimmt, ist es mir, als ob mit jedem Eentimeter, den er an Leibesiimfang verliert, ein Theil meines Glückes aus unserem Hause schwinde! Wenn ich denke, wie elegant und reinlich nd hübsch und fein gekleidet er sonst war, und wie aufmerksam er den ganzen Tag nur mir widmete und wie alle Bekann ten und Freunde mich um den so galan ten Ehemann beneideten, nd jetzt sehe ich ihn nie tags über, und wenn ich ihn sehe, ist es meist mit Schrecken so sieht er aus, zerschnnden, staubig, in abge ntzten Kleidern, o Aline, wo habe ich meine Sinne gehabt früher, als ich un zufrieden war! Geradezu wie ein Hohn kommt es niir vor, wenn ich ihm nun zu seinem Geburtstag auch noch das Fa Pisporter schenken soll," . Zu meinem Geburtstage!" rief da auf einmal eine erstaunte Stimme hin- ter Frau Ilses Rücken Sie fuhr rasch herum nd fand zu ihrem Entsetzen, daß ihr Ehemann sie beim ischreiben belauscht hatte. Den Pisporter zu nieinem Geburts- ag!" rief er noch einmal, Aber Kind, das ist nnn fatal!" Du brauchst ihn ja nicht zu trinken!" stotterte sie. Es ist ja jetzt gar nicht mehr nöthig!" Allerdings," entgegnete er, ist es nicht mehr nöthig; ich habe ihn nämlich schon getrunken! Wie!" sagte sie in höchstem Stau nen. Du hast das ganze Ohmfaß Pis- Porter getrunken? Allerdings!" antwortete er mit eini- ger Beschämung. Weißt Tu, wenn mich so auf meine Uebungen mit Holz- yaaen oder Grastreten recht hungerte. stieg ich hin und wieder in den Keller hinunter, wo ich mir eine kleine Vor- rathskammer von appetitlichen Sachen Würste, Schinken und, so weiter angelegt hatte, da droben mußte ich ja der Kur halber maßig" leben und konnte meinen Hunger nicht stillen, nd wie ich da das Faß Wein fund, dachte ich mir: Halloh, sieh mal, da ha ben wir ja noch die schönsten Vorräthe nd weiß Keines davon! Und so habe ich es dann schön langsam zwischen der Kur hinein ausgetrunken." Aber das war ja dann gar keine richtige Kur!" flüsterte sie leise und ahnte den Zusammenhang. Es war schon eine!" entgegnete er lachend und zog sie in seine Arme. Aber weißt Du, Kind, der Patient da bei war eigentlich nicht ich, sondern Du! Ich muß Dir nämlich gestehen, es ist heute nicht das erste Mal daß ich kibitze damals bei jenem Briefe, den die Unglückliche" an ihre Freundin schrieb, war ich auch schon Zaungast und habe mir sofort vorgenommen: Alle Wetter. Bursche, die mußt Du wieder glücklich" machen und nun bist Tu es ja! Oder Nicht?" Ganz und gar nicht war ich es diese zwei Wochen her. lieber Max!" seufzte die junge Frau beschämt und holdselig lächelnd zugleich. Die Strafe, die Tu mir ertheilt hast, war eine wohlver- diente, und ich kann Dich nur bitten: Bleibe dick nd thue' es nicht wieder ich bin ja so glücklich, wenn wir wieder unser altes gemüthliches Heim haben!" Na also, in Gottes Namen!" seufzte er heuchlerisch. Ich habe mich so wohl gefühlt bei der Hafergrütz-Snppe und wer weiß, ob es nicht gut sein wird, wenn ich mal hie und da wieder dazu greise nicht Deinetwegen, sondern j wegen des Enbonpoints. verstehst T! Aber jetzt laß mal tüchtig anftragen es foupirt sich doch hübscher hier oben bei Tir wie im Keller unten!" Zehn Cllen Besatz. ?lus dem Englischen, Was! Vierzig Dollars? Vierzig Tot lars für Besatz! Meine Mutter hat och nie so viel an ei Kleid gewendet. Und Tu willst solch' ein Kleid tragen? ich will nicht verdrießlich scheinen, aber wenn man sieht, wie so viele Geschäfts leute täglich zu Grunde gehen, lernt man sparsam sein. Erkläre Tich darum naher, ,n. Nun, Papa, sagte Emma, hie Sache ist diese: Frau Farine sagt, ich i brauche zehn Ellen Besatz zu vier Tollars : die Elle. Tas Kleid ist schon halb fertig! und wirklich, das Geld rollt. Ich hatte, andere Sachen zu kaufen. Ich schäme !, uai um (tcid zu Bitten, aber ich tonnte a nicht anders. Laß gut sein. Emma. " erwiderte der Wetter! vienia Tollars kür Beka! , Tie Weiber werden ja immer schürn- mer!" Emma Rome versenkte die Rolle Gold in ihre Börse, mit dem Gefühl, daß oieteiw theuer erlauft sei; aber das, Schicksal hat so viele Frauen betteln ge-l lehrt, und es ist so gang und gäbe, es Emma gleich zn thun, daß sie sich fast über den kleinen tich wunderte, der!Geich,chte erzahlt hatte, ihr durch s Herz ging, als sie bittend vor dem Pater gestanden hatte. Außerdem schien ihr Pater die Sache schnell vergessen zu habe, und sie wußte, daß er für reich galt, und daß vierzig Tollars in irr That eine kleine Summe für ihn war. So kleidete sie sich, als der Frühstück vorüber nd ihr Buter in Geschäften nach der Stadt gegangen war, so schnell wie möglich an nd machte sich ans den Weg, uin ihre Einkäufe zn erledigen. Unterwegs sann sie über ihr neues Kleid nach, Sie beabsichtigte, es z einer für sie sehr wichtigen Gelegenheit z tragen. Denn bei diesem Feste war ein junger Mann zugegen, für den sie schwärmte. Brachte er ihr dieselben Gefühle et gegen? Immer und immer wieder hatte sie sich die Frage vorgelegt. Sie hatte selbst die Blunienblattchen einer Mar garetenblume ausgezupft, eins nachdem andern, nd hatte dabei die bekannten Worte: Er liebt mich liebt mich nicht", gesprochen. Es sollten viele hübsche Mädchen bei dem Feste sein, und sie war nicht eitel. Daher war es nothwendig, sich so hübsch als möglich zu machen. Aus diesen Gedanken aufschreckend, merkte sie auf einmal, daß sie schon einige Straßen zu weit gegangen war. Sie mußte wieder zurückgehen, und der Weg führte durch Gassen, in denen nur elende Häuschen standen. Emma eilte so schnell wie möglich, um durchzu kommen, als sie plötzlich die Straße durch eine Art Barrikade gesperrt snnd. Das mittclste Stück dieser Barrikade mar eine Nähmaschine, an die sich rechts eine Frau klammerte, während links ein Mann die Hand darauf legte. Die Frau weinte; die Thränen stürz ten nieder auf ihre Hände, Eine Menge Menschen sammelte sich an und ver folgten das Schauspiel mit äugen- scheinlichcm Interesse, und Emma be- fand sich ohne ihr Zuthun mitten in der Menge, Kaum jemals in ihrem Leben war Emma Rome vorher in so enge Be ziehnng zu dem menschlichen Elend ge treten. Arm sein" hatte bisher für sie keine weitere Bedeutung gehabt, als nicht reich sein. Nun sah sie sich unter Lumpen, Schmutz und Jammer und war gezwungen, einen Augenblick still zu stehen und das Elend in nächster Nähe anzusehen. Die erste Empsindnng, die sich in ihr regte, war Ekel, Als sie jedoch im Begriffe stand, ihren Weg durch die unreinliche Menschenmasse zn suchen, trafen Worte ihr Ohr, welche ihre Aufmerksamkeit erregten, Ich habe Ihnen vierzig Dollars auf diese Maschine bezahlt, und jetzt wollen Sie mir keine Frist gewähre ! Ich bitte ja nur um Zeit ! Ich bin ein ehrliches Weib. Ich werde sie bezahlen, Mann, wissen Sie, daß nur die Nähmaschine zwischen uns und dem Hungertode steht? Gebe Sie sie mir zurück. Ich schulde Ihnen ja nur noch zehn Dollars !" Sie sind das schon seit zwei Mona ten schuldig," erwiderte der Mann. Seien Sie vernunftig, Frau, Ich will Ihnen ja nicht wehe thun, aber ich muß thun, was meines Amtes ist. Geld oder Maschine, " so sagte der Herr." Aber die Fra ließ die Maschine nicht los. Während sie sich daran klammerte. ließ sie ihre Augen voll Todesangst über die Umstehenden schweifen. Vierzig Tollar," wiederholte sie, und die Maschine kostet nur fünfzig. Jetzt will er sie mir nehmen. Ich war nie im Rückstände, bis Jim das Bein brach und seine Arbeit stockte, sowie sein Lohn, Nun kamen die Toktor-Rech-nlingen und alles Andere." Jawohl, sie hat immer bezahlt," er- tönte eine Stimme aus der Menge. Ich weiß es genau," Und er thäte besser, mit feinem Wagen fortzufahren," rief ein Mann. der ans der Thiir des Hauses getreten war, um welches sich die Zuschauer ge- drängt hatte. So sprechend streifte er feine Aermel auf. Ihr guten Leute," rief der Mann, ij.M.(iM;n. ,;u t,,i. doch nicht ans eigenem Antriebe ! Jch! weitergeführt wird nm muß dem Befehl gehorchen oder mein e !. 6rt Z"'" ursprünglichen Nun, Stellung, mein Brod verlieren. Sie ibe'" Zurückzugehen T,e -tadt würde besser thun, sich an den c-' W'k"WVte, wie ,etzt auch viele andere schäftsherrn z wenden und mit ihm, anstatt mit mir zu verhandeln," Ich war bei ihm," sagte die Frau. Er ist von Stein. Ich sagte ihm, er werde uns dem Hungertode Überliefern. Aber er bestand auf seinem Willen. Mein Gott, was nützt es auch, hier auf ; offener Straße zu zittern ,,d käm-.0 ,äc"en: w ten. Tie i'enfe I,ak,n wit w.k.jund links einer traße fki. Vcrbce- MM,, i. ! . ! aber innen gehört a die Macht ! Ta habt Ihr sie, fahrt sie fort !" Bei diesen Werten ließ sie die Maschine los. dann brach sie zusammen und bedeckte ihre ?uqen mit den Händen. Aber an Stelle jener ranken abge arbeiteten Finger legten sich andere,,. zarte, kleine und fembehandschuhte Händchen auf den Nähmaschinenkaften, knen whxi Tollnrä aek,?" Ta wäre ja die Geschichte in Ort nuna, weiter will in mein svrr icktZ Fräulein," erwiderte der Mann, und lich wäre froh, wenn ich das Geld be- tarne. Tann nahm Emma, während sich die erregten Zuschauer dicht um ne dräna- ten und die Frau, welche ihre traurige vor Frende schluchzte, die verlangte Summe aus j ihrer Geldbörse und erhielt dafür eine.Gevara belegene 7t0 M. hohe Gellivara, Quittung, welche sie der arme Frau einhändigte. Zm erstenmal in ihrem Leben em pfand sie das Entzücken, welches eine gute That mit sich bringt. Als nun die Maschine hinaufgetragen worden war. folgte Emma, welche mit der Eigenthümern! einige Worte ge wechselt hatte, der Fra in ihr arm seliges Stübchen, sah ihre Armuth und hörte ihre ganze traurige Geschickte, Die Geschichte war wahr, das sagten die heiße Thränen. Aber jetzt gräme ich mich nicht mehr. Fräulein," schluchzte die Frau, Nun die Maschine mein Eigen ist, wird mir auch die härteste Arbeit nicht zu sauer Die einzige große Noth bleibt der Haus- bcfitzer, er verlangt vier Tollars wenn liche Miethe." So viel Monatsmiethe, wie die Elle von meinem Besatz kostet!" dachte Emma; und empfand einen gewissen Gewissensbiß. Sie fragte die Frau och weiter aus und erfuhr, daß der Wirth eine Treppe tiefer wohne, lind ehe sie das Ha? erließ, hatte sie ihre Börse geleert und die Miethe auf drei Monate vorausbe zahlt. Ihr Mann wird wieder gesund wer den und Arbeit finden," sagte Emma, und als sie den Heimweg antrat, regte sich kein Bedauern in ihrem Herzen über den Besatz, den sie nun entbehren mußte. Sie ärgerte sich nicht einmal, als Madame Farine mit einem Blick, der mehr sagte, als ein ganzes Buch, aus rief: Die schivarze Spitze von ihrem alten Grenadine-Kleide?! Gewiß, Fräulein, wenn, Ihnen das gefällt!" , Das Kleid stand ihr jedoch, ungeach tct der nur aufgefrischten Spitzen, recht gut, und Emma trug es zu dem Feste, Sie war ganz fest Überzeugt, daß jede Dame ans ihrer Bekanntschaft wußte, womit das Kleid ausgeputzt sei, aber ihr Gewissen flüsterte ihr zu, daß sie recht gethan, habe. Und das Licht des edlen Bewußtseins leuchtete aus ihrem Gesicht. Arthur Maine fühlte sich dadurch mehr als je zuvor vo ihrem Wesen an gezogen, und als Emma in der Nacht nach Hause fuhr, fühlte sie, daß das Margaretenblümchen, welches zn ihr ge sagt: Er liebt Dich!" kein falscher Pro phet gewesen sei. Zweierlei hatte sie in der kurzen Zeit gelernt. Erstens, daß die Armen von dem bloßen Kleiderbesatz der Reichen ge kleidet und erhalten werden könnten; zweitens, daß übertriebener Kleiderputz nicht immer der Weg ist, ein Männer herz zn gewinnen. i Jubiläum der Hausnummer. Die Einführung der Hausnummern blickt in diesem Jahre aus ihr Igttjähri ges Bestehen zurück, ist also keineswegs eine so alte Einrichtung, wie vielleicht Mancher glaubt. Noch am Ende des vorigen Jahrhunderts waren Großstädte wie London, Paris. Wien, Berlin n. s. w. ohne Hausnummern. Selbstver ständlich waren Namen für die einzelnen wtraßen vorhanden, deren Häuser man nach den über den Hausthüren nge brachten Emblemen oder nach den Eck Häusern benannte: nicht selten wurde das Haus auch nach seinem Besitzer k zeichnet, und es war Sache des Betreff senden, das gedachte Hans in der Straße zu erfahren. In Berlin wurde n Jahre 17l5 zuerst der Vorschlag ge- macht, die Häuser zu ikrire. Aber die Art und Weise, wie man dies durch führen wollte, war anfangs eine zu praktische, und man kam bald von dem Plane zurück, am Brandenburger Thore mit Nr. 1 zu beginnen nd dann, die Straßen fortlaufend, die Nummern planlos weiterzuführen. Man kam als dann auf den noch heute eristirendcn praktischen Gebrauch, die Häuser nur innerhalb ihrer Straße derartig zn nnmerircn, daß, nachdem eine Seite ge- Z"i " . vie nuinmcr an ver anocren ayre 18(13 die Aenderung ein. daß ans der einen Straßenseite mit geraden, ans der andern mit ungeraden Zahlen numerirt wurde. In Paris folgte man diesem Beispiele im Jahre 1805, indem man. : ' " ?"??- rungen. die das Onentircn IN den Städten erleichtern, werden nmer noch getroffen; so herrscht in Wie die dritte, daß unter jeder Hausnummer oder über jeder Hausthür auch noch der Name der Straße, in der man sich befindet, ange geben ist. In Mainz z, B. besteht die ! Einrichtung, daß die Straßen, welche senkrecht auf den Rhein stoßen, mit blauen, diejenigen aber, die parallel mit gciajionen ,e,n iit Mtterchtsne uch in ?chee fichtd. Um die Mitternachtssonne zu sehen, braucht man nicht immer bis zum Nord- cap zu fahren, auch in Schmehen giebt es nicht wenig Punkte, von denen ans , man dieses -chauspicl genieszen kann, j Einen der denen AusnHtspiinlle bietet ! der im berühmten Eiienerzbezirk von Dunder, von dem aus die Sonne vom 5. Juni bis I, Jli ununterbrochen zu sehen ist. Mittels der im vorige Jahre zum Abschluß gebrachte Nördli che Stammbah, durch die eine Eisen bahnliiiie durch Schweden von der Südlüste bis weit über den nördlichen Polarkreis geschaffen worden ist, kann man jetzt vo Stockholm au, das schöne Nordland drchfahred, i drei Tagen nach Gallivara reisen, von wo ans der Gipfel des Gcllivara Dnudcr in etwa zwei Stunde erreicht wird. I derjenigen Hälfte des Lehn Norbottens, die nördlich vom (37. Breitengrade liegt, kann die Mitternachtssonne fast von je dem beliebigen Punkt ans beobachtet werden, sofern, nicht hohe Berge die Ausficht gegen Norden verdecken. Je nördlicher man sich degiebt, je länger ist die Mitternachtssonne wahrnehmbar. Doch auch südlich vorn Polarkreise gibt es Stellen, von denen ans die Bcobach tnng wenigstens einige Nächte hindurch möglich ist, so vom Lappberge aus, der an der Landstraße etwa sechs Meilen vo Nieder-Kalir liegt, Bon hier aus kann man auf der Rückfahrt im Boot die Stroiiischiikllen hinab bis zur Küste fahren, GleichttiZszig ertheilt. Bei Ihnen wird gar kein Bier im Hause gelitten?" Nein ! Meine Fra nd ich trinken, wen wir dilrstiq sind, nie etwas Ande res, als Wein nd Wasser!" Das ist allerdings sehr solid, In welchem Verhältniß trinken Sie daS dann?" Ich trink' W e i n nd meine Fra Wasser !" ZZcroeis, ....Tu sagst. Tu willst Tich der Laiidwirthschaft widme! Hast Tu denn Interesse dafür?" Und ob! Ich liebe seit Kürzn die einzige Tochter des reichsten Großqrilnd besitzers der Umgegend unserer Stadt !" Die Uebcrrschug, ,,.,A!so, Papa, ich habe nun durch drei Monate das Kochen unter An- leitunq der Mama und der Köchin er- lernt! Jetzt bitte ich aber auch um die mir versprochene Ue'berra s ch u g !" Recht gern, liebe Bertha! Am Erste kündigen wir der Köchin !" Nur! Ach. liebe Freundin, könnten Sie mir nicht ein recht hübsches Buch leiben I" Thut mir leid ! Wissen Sie, wir haben keine Bücher zum 1 esen wir besitzen nur die K 1 a s s i k e r !" Ja dann! Schmock kommt zu strenger Winters zeit eines Tages auf den Markt, um Eier zu kaufen. Was kosten de Eier?" Zehn Pfennige das Stück!" Gott über dc Welt, warum so theier?" Ja. bei der Kälte legen die Hendeln nicht !" Nu, und for zehn Pfennig' das Stück legen se Eier!?" , verschnappt. Doctor: ..Bor Allem müssen Sie jeden Tag gleich ach dem Aufstehen eine Stunde spazieren gehen !" Studiosus : Tie Abende sind aber jetzt schon sehr kühl !" Gerechter vormurf, Sieh' nur, Papa, wie mich der Ba ron wieder mit den Blicken verfolgt !" Mach' Tich doch nicht lächerlich, Laura ! Ein altes Mädchen wie Tu.." Aber, Papa, darüber, daß ich ein altes Mädchen bin. mußt doch T n mir keinen Vorwurf mache ! Warum haft Tu so früh geheirathet?!" Leim Abrichte der Rekruten. Was sind Sie in Eivil?" ,Schauspieler !" Ta muß es mit Ihrer Kunst nicht weit her sein ! Sie können ja nicht ein mal einen gewöhnlichen Tolda ten darstellen!" Feste preise, Sonntagsjäger zum Treiber, dem er ein Ohr abgeschossen): Was habe ich mmerzensgeld zu zahlen ?" Treiber: Für a' aba'fchossenes Ohr bab'n mir die Herrschasten dislxr immer 30 Mark 'zahlt !" INann und Frau. Ich glaube nicht, daß Tu mich noch ebenso lieb haft, wie damals, als wir noch nicht verheirathet waren," Er: O gewiß, so sehr wie je; hoch stens nicht so sehr, wie ich damals viel leicht gesagt habe." Gatte: Fünfzig Tollars für einen Hut. sagst Tu?" Gattin: Ja. alle meine Bekannten sagten, ich sahe darin wunderhübsch ans." Gatte: Na. dann ist er freilich das viele Geld werth !" cic. Versuche nicht, mich zu be- ruhigen. Tu haft meine Worte ange- zweifelt !" Er: .Aber liebes Kind. Tu mußt doch viel Geld ausgegeben oder verloren haben. Noch vergangenen Montag be saßest Tu, wie ich aus meinem Notiz duck ersehe, wenigstens 100 Dollars." sie (entrüstet): ,;o? All einem alten Notizbuche glaubst Tu mebr als mir!