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About Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901 | View Entire Issue (July 11, 1895)
Per wen: !vrr. E tPiir cn-,1 7ifi:;k: 1 -'.:!. Troiif'.en !ol !r kr WinhT'timr,. Tie t'U'uVn Ftr-ofeit drebten ii.ii u: e,cUHnfit ftt'iu IKeiizfn, und fön den Ktilet'.'A!! Bergen fuhr sin 3turm in' Ifcul ler Hiebet, als pbR'iibei,abl mit allen fetnrn Gnomen und Zwerge in den Vtiücn iffin Unwesen treib,. Uhmi Zeit z Zeit 'ad kin entlaubter 3 tanim kr B'nth öcä Orkans nach, und sin lauter MraA krlüiikk, baf; krBiiuni gebot ften vr I ivroe flrtallfii war. ?'e 0,111 iwäiiht) j Zinkte rin alter l'iann schmerzlich auf, der bei drin trüben 2 As in der CeU j lainpe in fciiifiii tlctiu-n -Zimmerche ' f tl ft frnnri.i 1111h ,,,'I,,',,,il h.n lllllstp Antlitz auf die runziigen Hände gestutzt licitte und fchwcrmutlna, 111 die dnntle Nacht liinaiisblickte. Tcr alte Verwalter Ernst Kurz. Batcr Erlist", wie die teilte im Torie il)n seit undenklichen Seiten nannten, liatle nch keinen Eirund, glücklich zu sein mit den Glücklichen, ivelAe der lltiilje und dem Frieden des Weihnacht festes ahnungsvoll und gläubig eilt 9kgensl,en. Im November war sein alter Her r", der 7'jal,rige Gras von Eckstein, dahingegangen, und gestern . var der e 11 c Her r" eingezogen. Secknin Anbrc hatte der alle Mim den, seligen (S rasen treu gedient. Als Jener och fchntiufer Lieutenant bei der Garbe in Berlin war. hatte er den Vandsmann ans dem Törfchen Eckstein zu in Burschen genommen, weil ernuiftfe, daß er keinen treueren n d bessere Tie er finden würde. Spater waren sie zusammen um die Welt gereist, und als der Eira von Eckstein das schöne Ma t ji'rat am Abhänge des Üiielengebirges iibernahi, da hatte er den guten braven ' Ernst Kurz zum Verwalter bestellt. ?er Gras heirathete ein bildschönes Fräulein aus der Berliner Hofgesellschaft, und der wackere Ernst führte seine geliebte Martha. die Tochter eines reichen Bauern ans dem Torfe, als Vermal terin in das schloß. 2o verlebten alle vier zwei glückliche Jahr? in emsiger Arbeit und würdigem streben, denn der (ruf faßte seine Stellung als 'Pa tron der Gemeinde in wahrhaft vor nchiner Weife so auf. daß er seinen Un tergebenen und seinen Bauern ei wirk lichcr Freund, ein Helfer i der Noth und ei wohlmeinender Berather war. Ta, mit einem Schlage brach das Unglück herein. ?ic Frmt Gräfin, welcher die aufrichtige Zuneigung ihres Niemahls im Anfange die lauten Ber qnügnngcn der Großstadt ersetzt hatte, begann sich zu langweilen. Sie wollte ein HauS machen, und zum Leidwesen des satten standen Jagden und faste auf der Tagesordnung. Eines Tages war sie mit einem schneidigen .Kavalier verschwunden, und Einis von Eckstein war allein. Er ertrug sei Schicksal mit der Ruhe des Philosophen, widmete sich mit ver doppeltem leiser der Bcwirthschaftuiig f.iitt.iv i.'kiki,,, ii niin?1ii'ii tinit jiimi 'i4i niiv ,11 jiw vtjUM, , .' jedem Berkehr zurück. Zehn Jahre s..yi ... W f.:.... l!..U',. it.X . Ipaier rrsinjr rr, v, t int vwimi ,,v V'l)r Liebhaber in Amerika im (ilcnb un tergegangen seien. Er wurde noch nien scheuschcuer, studirte fleißig die moderne Literatur aller Völker, und überließ die Sorgen der Wirthschaft ausschließlich seinem braven Benvalter. Teil hatte inzwischen seine Gattin mit einem prach tigen Töchterchcn beschenkt, aber das arme Weib war im Wochenbett gestor ben, und fo war die kleine Liese das ein zige weibliche Wesen im Schlosse Eckstein geworden. Ta der Gras in leiner kurze i.vik kinderlos geblieben war. mußte dereinst das Majorat auf seinen Neffen über gehen, den einzigen Sohn feines im Kriege gefallenen Bruders, und das waren die einzigen fafttage im Schlosse, wenn der kleine Kurt wahrend der Schul ferien bei seinem Onkel weilen dürfte. Tas waren auch die herrlichsten Stun den für die kleine Liese. Die beiden Kinder tummelten sich im Garten, mach ten Ausflüge ins Gebirge und brachten fröhliche heitere Stimmung in das ein same Schloß. Im Laufe der Zeit wurde aus der Liefe ein bildhübsches, von G? siindhcit strotzendes Mädel, aus Kurt ein schneidiger orpsstudent, ein clegan ker Reserveoffizier und Referendar. Seine Bcsuche dauerten fort, aber die alte Zeit der kindlichen Unschuld und der ungezwungenen Lustigkeit hatte auf- gehört. Kurt war hellblond, mit einem Stich in'ö Röthliche. Seine Figur war schlank, elegant, und die wohlgepflegten weißen, schmalen Hände verriethen den Aristo traten. Seinem langen Schnurrharte wußte er mit Hülfe der Brennscheere eine noch größere Ausdehnung zu geben, das Haar des Hinterkopfes war so gescheitelt, wie er eS von dem Friseur der Saxo Boruffen in Hudcldcrg gelernt hatte, und aus den kleinen blauen Augen sprach der ganze Hochmuth des Junkers, der im Grunde seiner Seele das Bour geoispack haßt und verachtet. Seine politischen und sonstigen Ansichten iva ren in der Eorpskneipc, im Osfiziers (niniui geformt worden, und mit Schrecken bemerkte der Onkel, wie bei jedeni neuen Besuche des Neffen die Kluft ihrer Anschauungen immer mehr n?i iebr sich vergrößerte. Nur Lies chens Bewunderung für den jinigenj Grasen war in stetigem Steigen! Tag j und Nacht stand sein Bild vor ihrer Seele und zum großen Kummer ihres BaterS schlug sie ledes Heirathsanerbie ten mit einem Bianne ihres Standes aus. Als eines Tages der junge Graf von dem Onkel, bei dem.er eine größere Ml Jahrgang 1. j Anleide zur Teckinig seiner Z pielschu! !den gemacht hatte. Abschied nahm, ver ; schwand auch Lieschen vom SAloß. las i Unglück, welches vorausziii.ben. war I eingetronen, und das hübsche Vadchen aus dem Torfe wurde in Berlin die j vielbewunderte Aaitrene des beneideten Herrn Referendars. Ter alte Graf fAaumte vor Wuth, er reiste ach der t'iroßstadt. um den treuloien Neffen zur Rede zu stellen. , ls kam zu einem fürchterlichen Auftritt I zwischen den Beiden, welcher damit eil- dete. daß zwar die Beziehungen zwi scheu ihnen aus ewig abgebrochen wurden, aber ein sonstiges Resultat nicht zu er zielen war. Ter Sturm draußen tobte mit neuer liewalt. Wieder ein Aechzen. ein Stolmeii, ein fall, welche den in diese traurigen Gedanken versunkenen alten Min jah auffahren ließen, (n erhob sich mühsam und trat ans fanster. Thränen rannen feine Wangen hinab. Zehn Jahre waren seit jenem Tage ver flössen, seine Liese war nicht wiederge telirr. Nachdem der Graf sie verlassen, war sie in andere Hände übergegangen und es war ihm bekannt, welch' schinach volles Leben sie in Berlin führte. In bedeckte sein Antliti mit den Händen. Bor wenigen Wochen, als sein guter, alter Gebieter dahingegangen, war auch der junge Majoratsherr, der inzwischen Staatsanwalt, Gatte und Bater gewor den war. im Schlosse erschienen, s war ein gräßlicher Moment für ihn ge wesen, als er sich ehrerbietig vor dein Neuen Herrn" verneigen mußte, vor dein Neuen Herrn", welcher der Ber- sichrer seiner einzige Tochter gewesen war. lr hatte gefühlt, wie alle Augen auf ihn gerichtet waren, wie selbst die gemeinste Tienerseele ihn bemitleidete iind bedauerte. Und nun war er seit gestern eingezogen, als gesetzlicher Herr scherr und Gebieter. Mit einem tiefen Schluchzen sank der Alte auf den Lehn sessel. und der Schlaf senkte sich mitlei dig auf den gebrochenen Greis nieder. Ter Weihnachtstag war angebrochen, trübe und dunkel wie fein Borgänger, und im Schlosse Eckstein wollte keine rechte faststimmung auskommen. Tcr Herr Graf saß vor dem altmodischen Pult in dem einfach eingerichteten Ar beitszimmer seines entschlafenen Bor gängers. Tic Wirthfchaftsbüchcr stau den in langen Reihen vor ihm und ga ben ein Bild von der treuen, redlichen Arbeit des alten Majoratskerrn. Tcr neue Hcrr" war ucrvös. ls war ihm nicht entgangen, daß man ihn wie einen fremden behandelte. Seine Befehle wurde befolgt, aber mit verhaltenem Mißmuth und Unwillen. Jeder schien ihm im 05ri,i,d? wegen der alten ver gesfenen Sache mit Lieschen zu grollen, und er fürchtete, daß durch irgend eine unbedachte Aeußerung feine liattin die Wahrheit erfahren könnte. Unruhig ging er im Zimmer auf und ab und drehte sich nervös den ivohlgcpflegten -chniirrbart. Ter Situation mu; ein (de gemacht werden," murmelte er vor sich hin. so oder so!" Werde mir durch den alten Kerl das fast nicht ver derben lassen!" Kurz entschlossen schritt er zur Klin gel und befahl dein eintretenden Tiener, den Berwalter Kurz zu ihm zu schicken. Tann setzte er sich an das Pult nieder. Wenige Minuten darauf klopfte es schüchtern an der Thür. Ter Graf rief mit barscher Stimme Herein!" und lernst Kurz trat in's Zimmer. Ter gebrochene Greis ähcrte sich einige Schritte, dann blieb er zögernd stehen und drehte verlegen den alten schwarzen, breitkrämpigen falzhut in seinen zittrigen Händen. In unge pflegten Strähnen fiel das weiße Haar über die gelbliche, durchfurchte Stirn, der schneeige, struppige Bart umrahmte das müde, abgehärmte Antlitz, die roth unterlaufenen Augenränder verriethen die in Kummer und Qual durchwachte Nacht. Tcr schwarze Rock siel in weiten Falten um dcn abgezehrten Leib. Tic krumme Haltung deutete Schwäche, und tiefer Gram sprach ans der ganzen Er scheinung des alten BerwalierS. Und was lag nickit alles in dem Blick, der aus den müden Augen den Grafen traf: Borwurf, Bcrzwcifliing, Resignation, Furcht und stille, gottcrgcbcne Demuth. Tcr Graf var ausgestanden, er hatte die theatralische Pose eingenommen, welche er als Staatsanwalt den sündi gen Menschenkindern auf der Anklage dank gegenüber anzuwenden pflegte. Mit einer Hand stützte er sich auf das Pult und in dem großen, hohen Raume tönte feine Stimme doppelt schneidend, als er das Wort ergriff: Ich sehe mit Bedauern, Herr Kurz.- daß mir hier nicht das Bcrtrauen und der Gehorsam entgegen gcbracht werden, welche ich zu verlangen berechtigt bin. Ich bin sest entschlossen, mit dem alten Schlendrian zu brcchcn, lvclcher sich leider seit Iahren hier eingenistet hat. Ich werde Jeden unbedingt entlassen, welcher meinen An- ö 5oi Beilage zum Nebraska Ztaats-Anzeiger. Ordnungen irgendwelche Widersetzlichkeit entgegenbringt. Was Sie nun per Uni ich anbelangt Herr Kurz . so wünsche ich, daß Alle vergessen ist. was in früherer Zeit die Ursache der Mißstimmung zwischen meinem verstor benen Onkel und mir gewesen ist. Was geschehen ist, ist nun einmal geschehe, und daran laßt sich nichts mehr ändern! Wenn Ihnen Ihre Stellung lieb ist, so befolgen Sie meine wohlgemeinte Rath e wurde mir leid thu, gegen einen alten, treuen Tiener, wie Sie es ja waren, in schärferer Weife einschrei ten zu müssen. Merken Sie sich dies ein für allemal, und ich denke, ein aller Mann wie Sie wird so vernünftig sein, daß es mir erspart bleibt, nochmals auf diesen Gegenstand zurückkommen zu müssen. Benachrichtigen Sie im klebri gen die gesaininte Dienerschaft, daß die große Bescheerung heute Abend pünkt lich um 7 Uhr in der großen Halle statt sinbet." Ter alte Bcrivaltcr hattc dcn Grafen wahrend seiner Worte un verwandt angesehen, mit stieren, ver glasten Augen. Als der Graf geendet hatte, hatte er noch eine Weile stumm dagestanden dann hatte cr sich ver neigt und war langfai aus dein Ge mache wieder herausgetreten. Als am Abend die Glocken der alten Torftirche das schönste fast der Christen heit einläuteten, flammten dic Kerzen der Weihnachtsbäiimc im große Saale des Schlosses Eckstein hell auf. In dem kleinen Zimmer des Berwal ters brannte aber nur ein einsames Licht, und dieses beschien die bleichen Züge eines Mannes, der dahingegangen war nach jenem unbekannten Orte, wo der A l t c H c r r" das Weihnachtsfest feierte. Ruhe und Frieden lagerten auf seinem Antlitz, Ruhe utid Frieden, das Stimdol der Weihnacht. Trinncn aber im großen Saale ah inen, dic Ticnstlente dankend die Ge schenke entgegen, die Gras von Eckstein und seine GtiUi huldvoll vertheilte. Hochmütliig, seiner letzten Sorge lcdig, fuhltc cr sich selbstbewußt und stolz, voll und ganz als N e u e r H e r r. " Die drei chwostcrn. Hiuiiorrske von l'arl Murai. Tie drei Schwestern, von denen hier gesprochen werden soll, waren im Allge meine weder liebenswürdig och jung, ja nicht einmal hübsch. Jede einzelne hatte schon jenes Alter überschritten, welches ans die den Reiz der Jugend anbetenden Männer von verführerischer Wirkung ist. Aber jede einzelne besaß dreitausend Gulden Mit gift und noch dazu in baarem Gelde. Tiefe Mitgift lag in der Spareassa auf Zinse und wurde unter der Bedingung plaeirt, daß sie ohne jeden Kündigungs tcrmin herausgenommen werden könne. Man muß noch erwähnen, daß alle Schwestern verbittert und klatschsüchtig waren und selbst davor nicht zurückge schreckt hätten, auf öffentlichem Orte eine Scene zu machen. Wenn ivir nun auch noch verzeichnen, daß -sie in einem kleinen Städtchen wohnten und der Bürgermeister ihr cnt fernter Berwandter war, können wir zu dem großen Uebel des kleinen Städtchcns gcmächlich übcrgehen. Wie cö auch kom mcn mochte, es war einmal fo: die ver ehrte enikindc des Städtchens hatte ein veritables Pech mit ihren Kassierern. Dcr Eine war ein alter Herr, der sich allgemeiner Werthschätzung erfreute und dcn man mit großem Pomp begrub. Dic Stadt als folchc chrtc ihn mit eiiicm Kranze, das Ortsblatt würdigte in ei nein Leitartikel seine Berdienste und es tauchte sogar dcr Plan auf, ihm auf dcm Wcgc einer Eollektc einen Grabstein zu crrichtcn. Doch dieser Plan erwies sich als undurchführbar, weil es sich recht bald herausstellte, daß der werthgeschätzte alte Herr ungefähr fünszigtaufend Gul den defraudirt hatte. Man ertappte ihn nachträglich auf bunten Passionen, die er zu verheimlichen wußte und die im Laufe dcr Jahre viel Gcld verschlun gen hatten. Natürlich war der Lärm groß, die Erbitterung tief und der fauch ver schwenderisch, tuen das alles auch gar nichts nützte. Ten neuen passier wählte man ein stimmig, weil er ein stockhohcs Haus und (Grundbesitz sein Eigen nannte und außerdem in der Bank ein schönes Kapi tal deponirt hatte. Ein kalter, ernster Herr war dieser neue Eassier, den man sich da mit solcher Borsicht ausgesucht hattc. Seine Grobheit verhalf ihm z großer Achtung und Bürger von miß trauischem Naturell wären bereit gc wesen, für ihn die Hand in'ö Feuer zu legen. Unter solchen Umstanden erregte es großes Aussehen, als cr nach einer bestimmten Zeit vor dcm Advokaten er schien und diesenHerrn darum bat, ihn einsperren zu lassen, weil er eben cinen lmagbga Tlieil des städtischen l'.eldcs verui'treut hatte. Im er'ten Momente glaubte der Advokat, daß der Ea'iier verrückt gewor den und rs seine fire Idee sei. Witze zu machen. Später ivurde es jedoch un ziveifelha't. daß die Beruntreuung eine nicht hiiiwegznlengnende Thatsache war und das Manko die siinfzigtau'end Gulden überschritt, welche cr einer Bör senspekulation geopfert. Man veranlaßte eine Eonüole der Bücher, man beschuldigte den Biirger mrister der Faulheit und forderte von ihm, daß er entsage. Tie Eontrole cr gab jedoch, daß die entsprechende liegen Prüfung vorhanden war, daß auch der Bürgermeister unschuldig sei, nachdem der Eassier jene Summe nicht in Raten, sondern auf einmal defraudirt hatte. Man erhöhte also die Wemeindesteiier.i und wählte einen neuen Eassier. Tie ser neue Eassier war ein ziemlich junger Mensch und erweckte große Erwartungen in den Bürgern, darüber nämlich, wann und wieviel er defraudiren iverde. Ter Bürgermeister erklärte zwar feierlich, daß er mit seinem Kopf dafür gutitehe, aber man gab nicht viel darauf, denn was sollte man auch schließlich mit dem Kopse des Bürgermeisters anfangen ! Ter Kopf der Stadt var aber ein viel raffinirterer alter Geselle als man es gedacht hatte. Wie dcr neueste Eas sier, dcsscn Privatvermögen nicht eine Kreuzer betrug, sich zur Eassa stellte und sein Amt begann, verfolgte er unab lässig sein Thun und er war über jeden Schritt des EassierS informirt. So er fuhr er dann eines Morgens, daß der Wächter der städtischen Gelder in der vergangenen Nacht im edlen Hazard spiele vierhundert Gulden verloren habe. Und schon am nächsten Mittag kam der Gentleman seiner Berpflichtnng nach, ohne daß er einen entsprechenden Wechsel ausgestellt hätte. Als Nachmittags die Amtsstunde be gann, stellte sich der Bürgermeister mit lächelndem Antlitz beim Eassier ein, ihm zuflüsternd, daß in fünsundvicrzig Mi nuten eine (sassarcvision stattfinden werde. Bis dahin bleibe er gleich da, um mit ihm zu plauschen Ter junge Mann war überrascht, aber cr lächelte, wiewohl man es ihm unzwcifelhaft ansah, daß er das nicht aus besonders freudiger Laune thue. Nach jc zwci bis drci Minutcn griff er nach seiner Uhr, schielte bald nach der Thüre, durch welche die Revisionscom Mission eintreten sollte, bald wieber naci dem Fenster, durch welches cr so bequem hätte cntfliehen können. Nach Ablauf einer Viertelstunde rief cr den Bürgermcistcr bei Seite und beichtete ihm nicht gcrade lächelnd das Factum, daß aus der Easfa zweihun dert Gulden fehlen. Tann flehte er um Gnade und eine Ersatzfrist. Tcr her vorragendste Bürgcr des Städtchens fctztc ruhig fein Rauchen fort und sagte so etwas, wie bei Gott sei die Ber zeihung. Tarauf bat ihn der Eassier um einen geladenen Revolver, aber ohne Erfolg. Ich werde Sie den Gerichten über geben," erklärte dcr Bürgermeister, wenn Sie die einzige Gelegenheit, die sich Ihnen bietet, nicht ergreifen." Und er sagte ihm, worin die einzige Gelegenheit, die sich ihm bietet, bestehe, eine Gelegenheit, durch deren rasches Ergreifen er noch aus dcr Sauce her auskommen könnte, die cr sich selbst zu bereitet hatte. Diese Gelegenheit aber bestand aus nichts Anderem, als dar ans, daß cr cinc der früher erwähnten drei Schwestern sofort zur Frau nehmen solle. Tie zu crwählcudc Schwcstcr werde ihn nicht nur zum Altare bcglci tcn, sondern auch den fehlenden Betrag zu seiner Berfügung stellen. Ter junge Mann wühlte von den zwei Uebeln das Schlechtere und statt, daß er sich hätte einsperren lassen, schwor er der einen Schwester ewige Treue. Tas Maneo wurde och an diesem Tage ersetzt und als die auf den nächsten Tag verschobene Revision vorgenommen wurde, ' fand die Eommissioii Alles in Ordnung. Tas aber vermochten sie gar nicht 'zu verstehen, wie dcr Eassier ein fo bittercs, aufgeregtes Gesicht machen konnte, nach dein dic Eassa in Ordnung war. Tcr hätte ja in einem Tefraudationsfallc nicht vcrzweifeltcr fein können. Ter glückliche Gatte und Eassier blieb nicht lange unter den Bankbeamten. Er wurde zum Gemcinderath gewählt auf Grund einer warmen Empfehlung des Bürgermeisters. Schließlich hatt e er in die Familie des Bürgermeisters geheirathet und damit deutlich bewiese, daß er ei sehr ernster und sogar muthi ger Mann sei. An Stelle des zum Rathe ernannte Mainies mußte man einen neuen trassier wählen. Und diese Wahl geschah unter große Besürchtun gen, weil von dem einzig ernst zu neh inenden Bewerber bekannt war. daß cr zu den hervorragendsten Lumpen gehört. 4 No. . Was er an Bermoge besaß, das ver j krank und verspielte er. j Nur einen Menschen gab es, der mit i Bedauern aus ihn herabsah und dieser leine Mensch war der frühere Eafner, der Gatte der einen der drei Schwestern. I Wie rs scheint, ahnte er fo etwas, wie !daß dieser frohe, immer gut gelaunte ! Eassier noch einmal sein Schivager sein werde. So geschah es auch. Tie Bewohner der Skadt wurde eines Morgens mit der Nachricht überrascht, daß dic zweite der drei Schivestern auch geheirathet habe und zwar den Eassier. den man mit nachdenklichem und schwankendem Antlitz am Ufer des Flusses spazieren gehen sah, wobei er das Wasser und die Eistafeln traurig beschaute. Im großen Gegenfan zum Bürgermeister, der sich den ganzen Tag lustig die Hände rieb. Man braucht es vielleicht gar nicht zu sagen, daß die beiden unglücklichen Eas siere seiner Zeit unter den drei Schive stern wählen tonnten. Ter Erste wählte, als ihm das Messer an die l'inr gel gesetzt wurde, dic jüngste und am wenigsten häßliche, wie wohl der Unter schicd kaum in dic Augen fiel. Ter zweite l'iattc hattc schon keine so große Auswahl, er führte von den Vorhände den Zweien die jüngere zum Traualtar. Tie ältere, fcharfziiugigfte und gif tigste war zu Haufe geblieben. Taß man sie ignorirt hatte, erfüllte sie mit wildem Hasse gegen das männliche Ge schlecht und indem sie sehr aufrichtig war. erklärte sie. sich an Einem rächen z wollen, den sie lieirathen iverde, daran zweifelte sie nicht, weil sie gut wußte, daß sich noch eine Eassierswahl ergebe müsse. Und wenn man einen trassier wählt, dann wird ja ihre seier liche Berlobung sein. Ter Bürgermeister entfernte auch bald den zweiten Eassier von der Eassa. da mit nicht wieder ein neues Malheur Pas sirc. Und so stand dcr städtischc Rath wieder einmal vor der großen Frage, wen man zum Eassier wählen sollte. Wie schwicrig auch dic Situation war, sie wurde dennoch gelöst. Man wählte einen sanftmüthigen, schüchternen jun gen Menschen: dieser junge Mensch war so anständig, so gemüthvoll und, so lie bcnswiirdig, daß ihn dcr Bürgcrmcistcr bcinahe ausrichtigcn HerzcnS bedauerte. Er fühlte eine gewisse Liebe zu ihm und daraus ist es erklärlich, daß cr ihn cinigc Tage nach dcr Wahl zum Mit- tagsmahl einlud. Tort war der erste Eassier mit dcr jüngsten der drei Schive stern, dort war dcr zweite mit dcr mitt leren der drei Schwestern und dort war auch die noch lcdige älteste Schwester. Tas Mittagsmahl zeigte einen bestimm ten Familicncharattcr und so ist'cs sehr natürlich, daß die Hausgenossen zu streiten anfingen, zum großen Entsetzen des kindlichen Eassiers, der vor lauter Furcht nicht ein und ans wußte, als er sah, wie dic drci Trachcn mit seinen Borgängern verfuhren. Nach dem Essen, nachdem die zur Familie Gehörigen sich auch noch geraust hatten und sodann entfernten, blieb der Bürgermeister allein mit dem neuen Eassier und stellte sich mit cincr Mitthei lung vertraulicher Art vor ihn. Er erzählte ihm den Fall der beiden trassiere, ' deren Zwangsheirath und malte bewegt ihr häusliches Unglück. Tann aber lenkte er feine Aufmerksam keit auf die allerälteste und allerhäß lichste Schwester. Mehr sagte er nicht. Ter neue Eassier entfernte sich mit einem wahren Fieber und er vermochte stundenlang sein vor Schauer wild klopfendes Herz nicht zu besänftigen. Ter Bürgermeister aber sah ihm zu frieden und heiter durch's Fenster nach und athmete leicht auf. Er war sich im Klaren darüber, daß dieser liebe junge Eassier eher Hungers sterben, als zu dem Gelde der Stadt greifen werde. Und so kann er ohne Furcht schlafen. Er brauchte weder ' zu zweifeln, noch sich zu informiren, denn es giebt keinen Menschen ans der ganzen Welt, der besser über das Gcld dcr Stadt wachen könnte als der neue Eassier, der es weiß, daß die älteste der drei Schnzester noch immer nicht verheirathet ist. Wenn ein Mann nicht grofz angc legt ist. Ein Mann kann fein Leben dran wagen, in der wegelosen Prairie cincr Hccrde wildcr Büffel zu begegnen oder dic Schrecknisse afrikanischer 'Dschungeln ohne Beben zu durchwandern. Er kann aber in keinen Laden mit Phantasie Wollwaaren treten, um etwas von be soliderer Farbe auszuwählen, ohne daß er dabei in Schweiß gcräth und zuletzt fortzulaiifcn. ohne das Gewünschte gc funden zu haben. Ei Mann kann bei dem Berluste seines Bermögens die Ruhe des Stoikers bewahren, nicht aber den Halskragen im Schlafzimmer auf dc Fußboden verlieren, ohne außer sich zu gerathen. (;'.: MV.;':! k.:!!ii ;;iili r den Cualen der .u'Ual'i.i:! in-A gniiirsig LiAeln, deck) mit tU"',tn Ai:-c ain kein ittMAon treten, c'.n.c :i' 'e!ül a stoßen. lni M.'.iin kii!!!! acht Meile weit rn einen' Tage i.'andeiü und frisch und heiler am feinen Ziele ankommen er kann aber keinen Säugling eine halbe stunde an' dem Arme halle, vlme sich über Audigleit zu beklagen. Ei Man kann die Anlagekosten des Nordostfeekanals bis auf den Pfennig berechnen, die Rechnung für einen Hut feiner Frau aber nie obne Einsetzen an leben. Ei Mann kann die Körperkraft eines Simion haben, er kann aber beim gro ßen Reinmachen nicht die Bilder von der Wand abnehmen, ohne sich von dieser Arbeit äußerst erschöpft zu fühlen. Ei Mann kann den Tod am Galgen wie ein Martvrer entgegensehen, auf der Straße aber keinem davongeflogene Hute nachlaufen, ohne sich lacherlich zu mache. Ein Mann kann durch Feuer und Wasser gehen, um das Herz der Gelib ten zu gewinnen, er bringt es aber nicht über sich, von ihr och am vierten Tage iinrasirt gesehen zu werde. ?ie'oi,esiauffrburg in (tftjer. Aus Eger wird geschrieben: Allen Be fächern von Eger wird jene historisch deulwürdigk Hoheustauffenburg, auf welcher Wallensteins Generale während eines Banletts ermordet wurden und in welcher noch heute dem Fremden der bereits grasbewachsene Banlettsaal ge zeigt wird, in lebhafter Erinnerung sein. Am Ende der Sladt. auf einem Hü- gel, mit dem Ausblicke auf das liebliche Egerthal,. erhebt sich die einst fo stolze, nun halb verfallene Kaiserburg, deren hochragender Thurm noch Zeugniß gibt von entschwundener Pracht und Herrlich- teit. Wer auch immer die an histori' scheu Teiilwürdigkeiteii so reiche Stadt Eger betritt, in welcher einst Schiller Ouellenstudieu zu seiner Eieschichte deö Dreißigjährigen Krieges trieb, wovon, eine Gedcnktafcl an cinci Hanfe am Marktplatz Kenntniß gibt, lenkt, nach dein cr das Stadthaus, in wel chein der leiieralissinins Wallenstein selbst ermordet worden, besichtigt, die Schritte ach jener altehrwürdigen Kai serburg. Nicht ohne einen gewisse schauer betritt man unter faihning eines Beschließers die noch vorhandenen Burg, raumlichkeiten. Die Erinnerung wird wach; stolze Krieger, schivcr gepanzert, ziehen über die hcrabgelassenc Zugbrücke und rücken in ihre Kantoiincineiits. Nur vereinzelte Posten beziehen den LugauS. Finsterc Nacht ist'S, sein Sternlein winkt am Himmel. Doch droben im Saale dcr Burg, dcr in hcl leinLichterglanzc strahlt, geht's lustig her, da wird gezecht, die Generale Wallen steins werden beivihrthet. Plötzlich dringt ein inarkerschüttcrnderSchrci durch dic Luft, dann noch einer und wieder einer und wieder einer; lautes Stimmen gewirr ertönt aus dcm Bankettsaale, Schwerter blitzen, Blut fließt in Strö inen, Wallensteins Generale sind beim Bankette crmordct worden, während der Feldherr selbst da unten in der Stadt, im Stadthause, getödtet wird. Diese dcnkwiirdige Burg im Eigen hum zu besitzen, war ei alter Wunsch der Stadt Eger. Nun ist zwischen dein Acrcr, dcm gcgcittvärtigcn Eigciithüincr dcr Hoheiistaiisseuburg, und der Stadt-, gcmcindc Eger ein Beitrag zu Stande gekommen, demzufolge die crwähnte Burg sammt allcn mit dicser Realität verbundcncii Rcchtcngcgcn genaneErfül-' lang gewisser scharf p'räzisirter Bcrpflich-, tuiigcn in Besitz und Eigenthum der Stat Eger übcrgcht. Unter diesen Ber pslichtungcn ist besonders hervorzuheben., daß dic oben crwähntc Burg in ihrem baulichen Bestände und Eharakter für immerwährende Zeiten auf der Stadtge mcinde Kosten zu erhalten sei, daß an derselben keine wie immer gearteten Beräiiderungen vorgenommen werden dürfen, wodurch der bauliche Bestand und Eharakteur dieses Baudenkmals irgend wie altertirt wcrdcn würde, und daß die Ruine dcr Burg wcdcr mittet bar noch unmittelbar zu irgend einem dcm Eharaktcr und dcr gcschichtlichen Weihe dieses Baudenkmals widcrsireitcn dc Zwecke verwcndct werde dürfe". Ter König kommt. Ein Mann war zu Tisch geladen und sagte immer: Ich bin so voll, ich kann eigentlich gar nichts mehr essen!" Dabei aß cr immer fcst darauf los. Zuletzt wurde noch ein Spanfcrkelchen aufge tragen. Dcr Gast nimmt ein Stuck, auch Kartoffeln und Füllsel dazu und verzehrt alles mit Lust. Ta fragt ihn fein Nachbar: Mann, ich begreife nicht, wo Ihr die Speisen alle laßt!" Ja," sagte dcr Gast, das ist ge- radc, wie wenn dcr Marktplatz voll ist, Kopf an Kopf, es kann kein Mensch mchr herein: auf einmal heißt es: Ter König kommt!" da rückt Alles zusammen und es giebt Platz für ihn und feinen Hosstaat." summarisch. Kaufmann: ..Ich möchte gern mit Ihrem Hause i Beibindung treten !" Fabrikant : Baumwolle, Schafwolle oder Tochter?" teste jliideiitim.j. Tu sollst sehen, daß ich nicht hart herzig bin, Adols. Ich will mir jetzt einmal xeuu elmldcn notiren. Hast Tu einen Bleistist bei Tir?" Ja, lieber Onkel, aber nur einen kleinen!"