I Für einen Ruß. rjählunz roii Ungarn, on t'nmboniii. .urfcmanb Seit drei Zagkn mx im frank des Etadtrichters von d'fongrad das Feuer auf dem Herde nicht loschen, io groj; waren die 1'orbmiUmeien zu dem Balle, der den Karneval des Iahn 1-- fürstlich deschlies-.en sollte. Teun vor ; einigen Tagen erst war in dem ganzen ! Komitate das T tandrecht verkündet wor- den, und dieses Ineiiinin hatte viele ! Waste nach dem Sitze des Komitates ge-j bracht: vornehme Mitglieder des Stand gerichteS. die hier vermuthlich ihres Amtes zu walten hatten, eine ganze j Mcnae von Advokaten, die sich aus Ine; vermuthlichen Vertheidigungen vorberei teten, soaar aetühlvolle Tarnen der boben blesellschait aus den umliegenden Komitaten, emvsiudsame Seelen, die i uerc Handslache des Burschen. Tann sich mit der Hossnung trugen, wieder that sie einen neuen Zug aus ihrer tur einmal eine Einrichtung mit ansehe ! ifn. schmukiaen 2 anweise und sagte: und das traurige chiaiat der er brecher beiveinen zu können. Tarum wurde denn auch bei Stadt richterS seit drei Zagen gebacken und gr braten. Tie echte hatten Zag und Nacht alle Hände voll zu thun, und un--adlassig lief man int Hause hin und her. Tie Fremdenzimmer waren alle vollgepfropft, und die Frau vom Hause athmete aus, als der Balladend endlich gekommen war. Nun war doch ein Ende der Aufregungen und Plackereien absehbar. Bald füllten sich die festlich geschmück Jen Säle mit der vornehmen Welt des Ziomitates. schönen Tainen in Seide und Atlas und kostbarem Schmuck, flotten Tänzern und ehrwürdigen Nota bilitatcn mit ernsten Mienen. Tie alten Herren sammelten sich in den Spielzim mern an, wo eine kleine Pharaobank improvisirt wurde in allen Echren natürlich! Hohe Einsätze waren streng untersagt, in der ersten Stunde wenig stens. In den Zanzsälen vergnügte sich die Jugend, lachend, scherzend, im Wir betreisten des Walzers, bei den verfüh rerischett klängen des Psardaö. Wie sich Tänzer und Tänzerinnen in dem seurigcn Tanze umschlangen, wie sie sich flohen, neckten und haschten! Tie Fiedel der Zigeuner spielte gluthvolle Weisen auf, die alle Sinne berauschten, und der (5imballschläger schlug mit sei mm kleinen Hämmerchen auf die tönen den Saiten des Instrumentes, das; sie klagten und weinten, das; sie beinahe Funken sprühten. Und die übermüthigste von allen Tän zerinnen war die schöne Tochter des Stadtrichters, eine Blondine von hoher, majestätischer Gestalt, zwanzig Jahre alt, wenn man sie auch mit einer zärt liehen Verkleinerung noch immer Boriska nannte kleine Barbara. Sie lachte so fröhlich, sie tanzte so gern, sie gab nicht einmal dem Bizenotar einen Korb, der sonst so viele bekam, weil er den meisten Mädchen nur bis zur Schulter reichte. Man sah sie überall, die schöne Bo riska, wenn sie auch nicht lange im Saale blieb; wenn man sie in dem einen vermißte, war man gewiß, sie in dem anderen zu finden. Wenigstens dachte man so. Tenn als ks I I Uhr schlug, verschwand sie unbe merkt auö den hell erleuchteten Sälen und eilte durch einen Wintergarten neben dem Speisesaale. Tort warf sie einen einzigen Blick in den Spiegel, der ihr ein Antlitz mit gerötheren Wangen und leuchtenden Augen zeigte. Tie steckte die weiße Rose im Haare fester, warf ein weißes Tuch um die Schultern und eilte dann durch ein verlassenes Borhaus iiber eine sehr mattbeleuchtete kleine Seitentreppe in den Warten. Es war eine stille, kalte Winternacht. Wie zwei Reihen drohender Gespenster starrten sie die alten, entlaubten Bäume an, die ihre knorrigen, schneebedeckten Arme gegen sie ausstreckten. Ter Schnee knisterte unter ihren Füßen, während sie durch die Allee schritt, die zu einem im Winter verlassenen, öden, abgesperrten Gartenhäuschen führte. Sie schloß die Thüre auf, und erst nachdem sie in den dunklen Raum eingetreten var, warf sie einen Blick zurück auf das stolze Herrenhaus, aus dessen hellbeleuchteten Fenstern rauschende Musik in den stillen, nächtigen, winterlichen Garten herab tönte. Tann schien sie ein anderes Ge rausch zu hören. Sie horchte auf In der öden Esarda Zum Wasser schlauch" so nannte man weit in der Runde den alten Jakob, der niemals Wein trank. Jakob, den Schäukwirth zechte am Abend desselben Tages ein Betyar. (5s war ein sehr prächtiger Bursche mit dunklen Augen und einem dunklen Schnurrbärtchc i. Er war viel leicht nicht viel mehr als zwanzig Jahre alt und lebte seit Jahr und Tag doch schon als Räuber in der Haide. Tas heißt, er raubte nicht. Einmal hatte er das Geld in der Stadt vertrunken und verspielt, das er auf dcm Markte für die Schafe seines Herrn gelöst, und so war rr in die Haide hinausgcflohen, um der Strafe zu entgehen. Er raubte nicht und stahl nicht er erschien nur be waffnet in den verlassenen Bauerngc höstcn, wenn er hungrig und durstig war. Tann setzte man ihm die besten Speisen und die besten Wehte vor, ja man gab ihm manchmal auch aus freiem Antriebe etwas Geld und dann zog er wieder weiter, ohne die Leute zu be lästigen. Tas Leben gefiel ihm iiber alle Maßen, und er nahm es nicht so schwer, daß manchmal die Gendarmen j ant ihn Jagd naditon, Ja, es schreckte ihn auch da neu verkündete Stantndit nicht. Ter alte Jakob freilich meinte, es wäre für ihn doch lliuzer, in das nachsic omitat überzusiedeln; der schmucke Bursche aber lachte und sagte, er habe d'songrad zu Heb, er könne sich nickt von dieser liegend trennen. In dem Zchänkzimmer kauerte noch eine alte Zigeunerin, die der hinter HicrHergetrieben, und die aus i'iitleiti ein Plätzchen an dem warmen Oten rrhallen halte. Plötzlich siel es dem jungen ttomlos Vinczc ein, sich von der Alten tvalirkagen laüen. ..ttoinm' her, Hexe," sagte er wenig höflich, und lies mir aus der Hano das ;ajiauu: Tie Alte humpelte herbei und studirte ; eine Weile mit wichtiger Miene die in Hüte Tich vor dem Esongrader Fasching!" Ter Bursche lachte." Sie weiß auch schon," sagte er zum alten Jakob, daß das Standrecht ver kündigt ist. Ja, das wird ein lustiger Fasching in Esongrad werden. Man cher wird in der Lust tanzen, wenn der Wind den Galgen schüttelt. Aber ich. ich fürchte mich nicht, braune Hexe!" Tie Zeit rückte vor. Es war schon 9 Uhr vorbei, Komlos Bincze erhob sich und steckte die Pistole in den Gürtel, die vor ihm auf dem Tische lag. Wohin in so später Nacht?" Habe noch einen weiten Weg," sagte der Betyar. Ein schönes Mädchen er wartet mich." Gute Unterhaltung, brummte der Schünkwirth, während er den Burschen in's Freie begleitete. Es strich ein scharfer Wind ' über die Haide und rauschte im Röhricht des nahen Theiß users in schauriger Weise. Ter junge Mann aber schwang sich wohlgcmuth in den Sattel und sprengte ohne Gruß da von. Ter Schänkwirth kam eben recht zeitig in die Stube zurück, um die Zi geuncrin dabei zu überraschen, wie sie einen Zinnlöffcl von dem Zische in ihre Tasche verschwinden lassen wollte. Im Augenblick hatte ihr der alte Jakob den Löffel entrissen, Tas ist der Tank für die gast freundliche Aufnahme? Hinaus, Tu Here!" Tamit versetzte ihr der noch immer kräftige Mann einen Ltoß. daß sie durch'die offene Thür in den Hof hin ausflog. So, nun kannst Tu Tich in dem Schilfrohr wärmen!" sagte er , während er die Thüre hinter ihr geschlossen hatte. Tic alte Zigeunerin erhob sich nur mühsam aus dem Schnee. Ich will Tir einheizen, altes Laster!" zischte sie kaum hörbar vor sich hin. Tann schlich sie zum Stalle, machte sich beim Stroh zu schaffen und suchte das Weite. Als sie sich nach einer halben Stunde um wandte, war der Horizont grell beleuch tct. Tie Ezarda Zum Wasserschlauch" brannte lichterloh, und der Wind fachte die Flammen an. Tie Zigeunerin lachte heiser und schritt rüstiger lveiter als vorher. Ter Betyar ritt über die Haide und achtete nicht auf den Sturmwind. Er ritt mehr als zwei Stunden, bis er Esongrad erreicht hatte. Er wich der unter den obwaltenden Verhältnißen höchst gefährlichen Stadt keineswegs aus. sondern betrat kühn das Wlrriun ihrer engen Gaffen. In einem dunklen Gäßchen band er sein Pferd an einen Baumstamm, schwang sich über einen Zaun, durchschritt einen Gemüsegarten und drang durch eine kleine Garteuthür in den Park des Stadtrichters. Er schien den Weg sehr gut zu kennen und traf pünktlich bei dem Hauschen ein die schöne Boriska hatte kaum 3 Mi nuten gewartet. Sie umschlang ihn mit ihren weißen Armen, als er in dem Gartensalon er schien, und er drückte sie zärtlich an sich. Sie waren einst Nachbarn gcivesen, er war guter Leute Kind, wohlerzogen, so gar besser als gewöhnlich, und sie hatten als Kinder zusammen gespielt. Sie hatten sich lieben gelernt, als sie älter ivurden. und wenn sie auch das Schick sal weit auseinandersiihrte, so hingen sie doch mit jugendlicher Wuth aneinan der. Er hatte zu spielen begonnen, sodann immer in dem Glauben an den Riickge winn des Verlorenen die Habe der Eltern stark angegriffen. Auch die eines Verwandten. Er gerieth in aller lei abenteuerliche Gesellschaft, nicht wenige Edelleute, höhere Namen und Personen waren in der Gesellschaft der abenteuernden Szegeny legenyek", der sogenannten armen Burschen", zu sin den. In dunkler Nacht trafen sich die Bei den manchmal aus einige Minuten in dem öden Pavillon, um die Sehnsucht des Wiedersehens zu stillen. Ich zittere für Tich!" flüsterte die schöne Boriska. Tu mußt fort ! Ehe das Standrecht nicht aufgehoben ist, hat mein Gemüth keine Nuhe. Unser Wie versehen kann Tir das Leben kosten, es kann Tein Tod sein !" Ich sterbe gerne, wenn ich Tich nur sehen kann ! Soll ich so jung dem Tode zur Beute werden, so gönne mir doch jetzt, ohne Qual Tich an's Herz zu drücken. Ich habe Tich noch für diesmal bitten lasten und bin gekommen noch einmal den Kuß von Teinen Lip- pen " j Und hast Tich deshalb io großer Gefahr ausgesetzt ?" j furchte jetzt wenigstens nicht, so wie i ich es thue. Sie fangen mich nicht ein. j oiti entschlüpfe ihnen, und wenn mich lalle ihre Spürhunde umstellen. Aber ! komme, was da komme: ich babe Tich I noch einmal geküßt; das ist Süßigkeit siir jeden Rest des Lebens !" ! Ihre Lippen vereinigten sich zu einem langen Muffe. Sie horten in diesem Augenblicke nichts, als das Pochen Ihrer Herzen. Ein Mauslein huschte über den Boden und nagte an den zer ris'enen Zapeten der Wand. Tie horten es nicht. Ta erscholl Hundegebell in dem Gar ten. Boriska riß sich aus den sie um schlingenden Annen los. Es kommen Leute!" flüsterte sie. Und oben wird man mich vermissen. Ich bitte Tich bei all' Teiuer Liebe, michfolcher Qual und Gefahr nicht wieder auszusetzen. Tu weißt, was ich leide!" Boriska. Tich nicht wiedersehend Soll es heute wahrhastig zum letzten, zum allerletzten Male sein?" Sie schwieg. Ich habe Tich gelüßt und bin bereit, hierfür mein Leben hinzugeben, wenn es fein muß! Aber sag', vielleicht kann ich Tich doch noch sprechen .sag', wann sehen wir uns wieder?" Wenn uns bessere Sterne leuchten!" hauchte sie. Ter Betyar trat den Rückweg an und erreichte unbehindert das dunkle Gäß chen. Aber sein Roß war fort. Ver gebens pfiff er ihm und rief es laut beim Namen. Es hatte sich vermuthlich los gerissen und verlaufen. Ter Bursche stieß ärgerlich einen Fluch aus. Tann ging er. fein Roß zu suchen, und zwar auf dem Wege, den er gekommen war. Vielleicht sehnte sich das kluge Thier nach dem Stalle zurück, den es vor zwei Stunden verlassen hatte, und so pil gerte Komlos Vineze rasch entschlossen zur Esarda am Theißufer zurück. Bis zum Morgen mußte er wieder in den Besitz seines Pferdes fein. Er kam jedoch nicht bis dahin. Eine Schaar Gendarmen umringte ihn eine Stunde Weges von der Stadt. Berge dens schoß er seine Pistole ab. Er traf Niemand und wurde entwaffnet. Tie Gendarmen führten auch sein Pferd am Zügel, das sie in der Nähe der niederge brannten Schünke herrenlos gesunden hatten. Sie hatten das Roß wohl er kannt und suchten den Besitzer. Kein Anderer als er konnte der Brandstifter fein. Man legte ihm Fesseln an und brachte ihn zurück nach Esongrad. Tas Stand gcricht trat am nächsten Tage zusammen unter demVorsitz des Stadtrichters, um den gefangenen Betrnweit abzuurtheilen. KomloS Vineze behauptete entschieden, die That nicht verübt zu haben. Ter alte Jakob, der mit Mühe aus seinem brennenden Hause entkommen war, be stütigte, daß Niemand außer dem Bur sehen und der alten Zigeunerin in der vergangenen Nacht in seinem Hause an wefend gewesen war. Man suche die alte Zigeunerin!" sagte der Betyar. Nur sie kann das Haus angezündet haben aus Rache, daß sie vom Hofe fortgetrieben worden ist, wie der Wirth selbst erzählt!" Ter tadtnchter schüttelte das Haupt. Eine alte Zigeunerin suchen ? Tas heißt den Wind suchen! Tas ist eine schlechte Ausflucht, mein Sohn." Ich war nicht dort." So sage uns, wo Tu warst. Wo hast Tu die Stunde verbracht, als das Haus in Flammen ausging?" Ter Räuber senkte das Haupt. Ein einziges Wort hatte ihn retten tonnen, ein einziges Wort. Tollte er aber ver rathen, daß Boriska mit ihm im dunk len Gartenhäuschen des väterlichen Be sitzes zusammengekommen sei? Mit ihm, dem Ausgestoßenen, dem Räuber? Tollte er sie für ihre Liebe an den Pran ger stellen, ihr Leben mit Tchimpf bela den? Tas wäre ihr Tod. Nein lieber wollte er ihn erdulden! Ich kann, ich darf nicht sagen, wo ich war. Aber ich habe die Esarda nicht angezündet." Ter Ttadtrichter zuckte die Achseln. Tie Mitglieder des hochlöblichen W richtes lächelten verächtlich. Ter Betyar konnte allerdings der That nicht über wiesen werden, doch waren die Ver- dachtsmomente ernster Art. Man ver urtheilte ihn auch nicht zum Tode, fon dern nur zu zwanzig Jahren schweren Kerkers. Zwanzig Jahre Kerker ! Man legte Komlos Vineze Fesseln an und begrub ihn in den Kasematten der Festung. Zwanzig .Jahre trug er seine Ketten.' Er verkehrte mit Niemand, nur mit dem alten Kerkermeister, der ihm seine Nahrung brachte. Er war einer der fügsamsten, folgsamsten Tträs linge. Er machte keinen Fluchtversuch, und es kam keine Klage über seine LiP pen. Stumm und ergeben trug er sein Schicksal. Zwanzig Jahre sind eine lange Zeit und wohl geeignet, ein Herz zu brechen ! Ein Hoffnungsstrahl, der durch die engen Gitter des kleinen Fensterchens seiner dunklen Zelle fiel, erhielt ihn, und der Gedanke, daß auch zwanzig Jahre einmal vorübergehen mußten. Und sie gingen vorüber. Ter Ker kermeister löste ihm eines Tages seine Fesseln. Es thut mir leid, daß Ihr scheidet, so sehr es mich Euretwegen freut," sagte er dabei. Wer weiß," versetzte der befreite Ge sangene, ich habe mich an meine Ketten 'gewohnt. Wenn ich jemals wieder zu i Euch käme, mochte ich nur diese tragen. Legt sie nir mich zur ceite." Wollt Ihr wiederkommen? ' Ich trug sie .zwanzig Jahre lang ohne Schuld., .wenn man ohne Tcknild dazu kommen kann, ist man niemals da vor geschützt" . . . Komlos Vineze blieb noch einige Zage bei dem Kerkermeister, der ihn so lieb gewonnen halte, daß er ihn wie einen Freund behandelte. Ter alte Mann stattete den entlassene Ttrafling mit Kleider aus und gab ihm sogar etwas Geld, als er schied. Ter ehemalige Betyar ivar noch immer ein stattlicher Man, wenn auch sein Haar grau ge- worden Ivar. Seine Erkundigungen waren bald eingezogen. Ans der einst viel gefeier ten Boriska war Fräulein Boresa ge worden. Tie hatte nicht geheirathet und alle Bewerber zurückgewiesen, nach dem ein Aristokrat, der ihr einige Zeit Hoffnung gemacht, sie dennoch verlassen. Nach dem Tode ihres Vaters wurde sie die Erbin seines Vermögens und lebte zurückgezogen i feinem Haufe, ein altes, wie man fugte, sehr stolzes Fräu lein, mit seltsamen altjüngserlichen Grillen. Nun stand er, Komlos Vineze, wie der vor ihr. Erkennst Tu mich nicht?" Tie sah ihn fest an und wechselte die Farbe. Tann wandte sie das Haupt ab. Ich kenne Tich nicht." Ich bin es, Boriska " Sie erzitterte, als er ihren Namen nannte. Ah. Tu, der Brandstifter?" Ich bin kein Brandstifter. Ich fchwieg und ließ den Verdacht auf mir lasten, um Tich nicht zu verrathen." Tu hast mir das Leben vergiftet." sagte sie bitter. Ich wagte nicht froh zu werden, fo lange Tu lebtest." Wenn Tu mich noch liebst " Tich lieben?" fuhr sie aus. Tich. den Brandstifter, den entlassenen Tträf ling, den Elenden, der zwanzig Jahre lang Ketten trug?!" fk. Um Tich, um Tich äftein trug ich sie!" rief er. Fort fort!" stieß sie hervor, in dem sie sich mit zornsprüheuden Augen erhob. Ich will Tich nicht mehr ken neu. Fort!" Boriska!" Tic ergriff die Klingelschnur. Boriska!" schrie KomloS Vineze, und mit eiserner Faust ergriff er ihre Hand. Tie rang mit ihm, Wahnsinn ergriff ihn! Tafür zwanzig Jahre seines Lebens geopfet dafür! Immer heftiger preßte er sie an sich! Liebe, Haß und Rachedurst stritten in ihm er wußte nicht mehr, was er that. Spät am Abend desselben Tages pochte Jemand an der Thüre des Ker kermeisters in der Festung. Ter Alte öffnete und war sehr erstaunt, Koni los Vineze vor sich zu sehrn. Er führte ihn in seine Stube, wo der ehemalige träfling auf einen stuhl niederfiel. Ja, ich bin wieder da und werde Tich nicht mehr verlassen. Hast Tu meine Fesseln noch bei der Hand? Lege sie nur wieder an. Tn darfjt eS thun ich habe ein Weib erschlagen . . . . " Ter Alte legte ihm die Ketten wieder an und führte ihn vor den Richter. Komlos Vineze erzählte dem Gerichte die ganze Geschichte seines Lebens und gestand unumwunden ein, Tccnige er mordet zu haben, für deren Ehre er zwanzig Jahre seines Lebens geopfert hatte. Man verurthemc ihn zum Tode, empfahl aber dem Monarchen seine Be gnadigung. Er wurde begnadigt zu lebenslänglichem Kerker. Er trug indeß die alten liebgeworde nen Ketten nicht lange mehr. Seine Kräfte verfielen bald, und eines Mor gens fand man ihn todt in feiner Zelle. - Wer früher die alte Festung besuchte und ihre Kasematten besichtigte, wurde auch in die Zelle Komlos Vinczc's ge führt, und dcr Schließer erzählte den ergriffenen Zuhörern stets die Geschichte des Unglücklichen und zeigte die Ketten, die dieser für einen Kuß sein ganzes Leben lang getragen hatte. Tie Beste ist nicht mehr zu sehen; sie ist in den letzten Jahren dem Erdboden gleichgemacht worden. Aber das Schick sal des armen Betyaren geht noch im Kreise der Torfleute, die sich rührende Geschichten erzählen, namentlich der jun gen Burschen und Mädchen, um. und mancher Volkssänger hat eine ergreifende Ballade daraus geformt. Die unrechte Laterne. Von V. H, Schubcn. Was Schon elf?" rief der Apotheker und warf die Karten auf den Tisch. Ta muß ich machen, daß ich heim komme. Schnell meinen Ueberzieher, Kathi ! Ich zahl' ein andermal. Löwen Wirth !" Und hinaus war er. Fliegenden Schrittes eilte er die stille, dunkle ver schneite Straße des Städtchens entlang. Wenn seine Alte schon zu Hause wäre ! Wenn sie ahnte, daß er. den sie für den solidesten Ehemann hielt, alle Mittwoch bei Gelegenheit ihres reget müßigen Klatschbesuches bei der Frau Kreisphyfikus wo sämmtliche Honora-tioren-Tamen sich zu einem Plauder stündcheu zusammenfanden, heimlich dem oblag ! ; Ja. wenn sie oas ahnte : vr n: :gte die Frlgen gar nicht auszudeuten. Bis jetzt war es ihm immer gegluckt. rechtzeitig zu .aule zu sein. d. h. e!e sie da war. Aber heute vermaledeit ! Ter verdammte norsler mit seinem Titzesleisch! Ter findet kein Ende, und wen es die ganze Nacht geht. Ter Apotheker machte ein pnargewal--1 tige Tatze. Nur schnell ! schnell ! i'itt einem mal vliev cr wie ange wurzelt stehen. Als sehe cr einen Geist, so stierte er aus ein Etwas, das klein und kugelrund, in einen dicken Mantel gehüllt, eine kleine Handlaterne tragend, j sich in unmittelbarer Nahe aus der ! Nebenstraße auf ihn zu bewegte. , Ta ist sie !" hauchten seine Lippen, ' denn er hatte feine Frau erkannt. ; Was nun thun ? Tich verrathen? Um ' keinen Preis ! j Unwillkürlich duckte er sich und ein großer Tchueehaufeu verbarg ihn der ! Ahnungslosen. ! To konnte er sie unenldeckt vorüber, gehen lassen; aber was nutzte ihm das. ' weint er doch später nach Hause kam wie sie? Jetzt war sie dicht herangekommen, daß er ihren Athem vernahm. Ta kam ihm ein rettender Gedanke. Wenn es gelänge! Er drückte sich gegen den chneehiirnen und erhob sich in Höhe, auf die Hände gestützt, als die Gattin vorüberschnaube, !,,,!! ' " vnin, streckte er den Kopf vor, daß er mit dem Mund die Laterne erreichte und puff ! pustete er das darin brennende Licht aus. Ehe noch die Ueherrumpelte sich von ihrer Ueberraschnng erholt halte, welchem Umstände sie die plötzliche Löschung der Laterne zuschreiben sollte, war der kühne Apotheker geräuschlos hinter ihr vorbeigeschlüpst und entsprang in mächtigen Tätzen. Als die Frau zu Hause anlangte, lag ihr Mann schon im Bett, that sehr schlaftrunken und brummte über ihr langes Ausbleiben, Sie erzählte ihm, daß sie im Finstern hätte gehen müssen, da ihre Laterne auf eigenthümliche Weife verlöscht sei, denn eS sei ganz Windstille. Ter Apotheker wandte' sich im Bett um, daß seine Frau das ver schmitzte Gesicht nicht sehen sollte, und sagte still vor sich hin: Tas hast Tu gut gemacht, Bartholomäus!" Trotzdem cr sich nun vornahm, künf tighin pünktlicher zu fein, hatte es doch das Schicksal in Person des Försters mit dem Sitzefleisch anders bestimmt und schon am nächsten Mittwoch war eS nahe an Mitternacht, als er sich heimwärts trollte. Er hatte es gar nicht eilig, wußte er doch, daß seine Gemahlin be reits daheim war und, das drohende Unheil witternd, schob er resignirt längs der Häuserreihe dahin. Als er an der bewußten Straßenecke ankam, blieb er betroffen stehen. Was war das? Ta kam es wieder daher klein und kugelrund, in einen dicken Mantel gehüllt, die Laterne in der Rechten tra gcnd. Sollte sie erst jetzt nach Hause kommen? Kein Zweifel, sic war es! Ter Schreck machte ihn zittern. Was war zu thun? Vorüber kam er nicht mehr ungesehen, so mußte er sich denn zum zweiten Mal zu den gefährlichen Experi menten bequemen. Er verbarg sich hin ter dem Schneehaufen, der ihm schon einmal dazu gedient. Tas Herz klopfte ihm hörbar: er hob den Kopf puff ! es war ihm geglückt ! Mit einem Satze war er auf da klang ein tiefes kaum einer Frauen stimme ähnliches, verwundertes: Na n'.l!" an fein Öhr, dem, als er vorüber wollte, ein: Oho!" folgte, und gleich darauf saß eine kräftige Faust dem Apo theker in dem Nacken. Oho! So eilig? sagte die tiefe Stimme; dageblieben noch ein wenig, ich muß mich doch bedanken!" Und ehe sich 's Herr Bartholomäus versah, lag er aus dem ichneehiigel und fühlte seinen Rücken so eindringlich be arbeitet, als gelte es, ihn in den harten Schnee hineinzuklopsen. Mensch, hören Sie doch auf, ich habe ja genug!" keuchte er, sich frei zu machen stichend. Tas kann Er nicht beurtheilen!" war die Antwort. a wurde es p hell, es kam Jemand mit Licht. Was machen Sie denn da, Wurm?" hörte der Apotheker eine nur zu bekannte Stimme. Ach Frau Apotheker, leuchten Sie doch einmal her. Ich habe da einen Musjc gefangen, jedenfalls so einen Bruder Lüder'lich, der A'achts anständige Leute narrt und die Hüter des Gesetzes höhnt!" sagte der Nachtwächter und ließ fein Opfer etwas locker; er hat mir soeben die Laterne auSgcpust!" Tic Laterne? Tas ist mir ja kürz (ich auch passirt und ich wußte nur nicht, wie es kam. Tas ist hübsch, daß Sie den Taugenichts " Vier folgte ein schrei des Entsetzens: Barthel das bist Tu ja!" Und der Nachtwächter stotterte: Ter Herr Apotheker!" Ter aber saß. Angst und schmerz im Gesicht, fassungslos auf feinem Schnee Haufen. a, wer konnte denn das wiyen, daß daß der Herr ." Wurm kraute sich verlegen an seiner Pelzmütze. doch die Frau wehrte mit der Hand: Lassen -le gut sein. Sie haben blos ihre Pflicht erfüllt, aber " Sic legte den Finger aus den Mund und Wurm nickte verständnißvoll. Tann winkte sie ihren Gemahl mit einer resoluten Kopsbewegung und einem inhaltsvollen: Komm!" I er Apothelerlehrling, der in einem Kanenipiel und dein trinken Tachmibchen ein Tomüil hatte, konnte sich in dienr Nacht ein seliiam schnar- ! r ndes '!eran'ch nicht erklare, das zu ! ibm berau'drang. Nach langem Sin ne und agereglein vorelien ward ihm endlich klar, daß die ,vrau Apothe ler ihrem Mann eine endlose Gardinen Predigt hielt, deren weitere Folge war, daß die Tamen Abende von nun an bei der ApotHekerin gehalten wurde, um Herr BartholomauS nicht noch einmal Gelegenheit zu geben, eine Laterne ans .ministen. Verschiedener Geschmack. Aus Paris wird geschrieben: Jeder neu gewalilte Präsident der französischen Republik hat das Recht, für feine Wvhnraume neue Einrichtungsstücke zu verlange. Tiefe bleiben dann so lange in Verwendung, bis ein Nachfolger kommt, der nun seinerseits auf eine Er Neuerung Anspruch hat. Ter beschei denste unter allen bisherigen Präsiden ten war Adols Thiers. Tieser ver langte, daß man Alles beim Alten laste Hilft .'. Wfp i'iii:iiii nihi-niiiii Wf j ;niyi7r ,u ändern, die mit 'einem und dem kaiserlichen Adler verziert waren. Als man ihm mittheilte, dan diese kleine Reparatur ,m0 Franes sollen werde, indem das Elyfee ' - : . ; ihitreii habe, verzichtete er auch dar- auf. Marschall MaeMahon stellte die For deruug, daß man. soweit dies angehe, sür ihn und seine Gemahlin die Möbel aus den ApartemeutS der ErKaiserin Eugenie verwenden möge. Grevy verlangte, daß man in seinen Zimmern Tpieltische ausstelle, serner einen riesigen Schreibtisch, einen Topf mit Kleister und eine Sammlung von Federn mit dicken Stielen. In das Schlafzimmer der Exkaiserin Eugenie wurde ein Billard postirt, das von der Marschallin MaeMahon her rührte. Tie Letztere hatte bekanntlich einen todtkranken Sohn, der niemals das Zimmer verlassen durste und wel chen man damit amüsirte, daß Andere vor seinen Augen Billard spielten. Madame Earnot hatte die Idee, sämmtliche Appartements, die ihr zur Verfügung standen, im Style Louis XIV., des königlichsten aller Könige, möblircn zn lasse. Tic meisten Veränderungen brachte der kurze Ausenthalt von Madame Ea-simir-Pcricr mit sich, ivclche die Tapeten des Speisesaales und des KaffeesalonS in der allerlururiöfesten Weife herstellen ließ. So bedeutend waren diese Ver ändcruugen. daß cs fünf Monate dauerte, bis die verlangten Objecte fer tiggestellt waren. Madame Fanrc soll, wie man hört, den völligsten Eontrnst zu ihrer Vor gängerin bilden; sie soll dem Tapezierer einfach gesagt haben: Ich vertraue ganz Ihrem Geschmack, bitte daher mir Alleseinfach und bequem einzurichten." Der (sine, wie der Andere. Ter kürzlich in Wien verstorbene Operetten-Eompontst Franz v. Suppe gehörte nebst dem Bolks-Oper-Eoinpo-nisten Lortzing, mit dem rr seinerzeit am Theater an der Wien cngagirt war, zu den Wettersestesten, aber auch Trink barsten" bei den langen Symposien. Sitzen wir da", sa erzählte Suppe selbst, einmal bei den Zivei Löwen in derKärinerstraße, Lortzing und ich. Er hatte gerade seinen Waffenschmied" zum ersten Male aufführen lassen und große Ehren dabei aufgehoben. Was ivar natürlicher, als daß wir nach der Varstettung dem Erfolge mit einem gu ten Truiik die rechte Weihe gaben. An dern Abends um ( Uhr faßen wir noch da. Zwanzig Stunden später ? ES müssen wohl fo viele gewesen sein. Plötz lich erinnert Lortzing sich, daß er zur zweiten Aufführung seiner Oper wieder dirigiren müsse, und sagte seiner Ge wohnheit gemäß: Franzl. einen kleinen Tuuker, nur ein paar Minuten! Tann legte er die Arme aus den Tisch, den Kopf darauf und hielt seinen Tunker". Ich trank derweil weiter. Aber diesmal wollte bei Lortzing das altbewährte Mittel nicht verfangen. Als es Zeit wurde, in die Vorstellung zu gehen, sah er es selbst ein. Tu. lieber Freund, sagte er, ich trau' mich heute nicht in's Theater. Ich weiß bestimmt, diesmal schmeiß' ich den Waffenschmied" um! Soll ich etwa gehen? fragte ich ihn. Tu bist ein Götterkerl, Franz, er klärte cr begeistert. Mir scheint, du hast weniger getrunken als ich; du wirst es schon inachen, aber ich schmeiß' ihn um. Tabei blieb cr; ich ging also in's Theater und dirigirtc den Waf fenschmied". Aber ningeschinissen habe ich ihn auch." Alick cinc Definition. Amerikaner: Wissen Sie, wir Ame ritaner wissen stets genau, wie wir uns zu verhalten haben.' bei Abschluß eines Geschäfts." Teutscher: So? Nun, wie machen Sie denn das?" Amerikaner: Sehen Tic, wenn ich einen Gefchästssreund habe und ich ver Muthe, daß er im Ttillen vermuthet: daß ich vermuthe, er vermuthe, daß ich das vermuthe, was er selbst vermuthet hat so schnappe ich ab. Verstau den!" Vor i t n AffcnkZfig. Professor (zu einem Affen, der ihm d.'n Hut entführt hat): Undankbares Vieh! To behandelst Tu mich, der ich über Tein Geschlecht ein zwanzig Bogen starkes Werk geschrieben habe!" 1