Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, June 27, 1895, Image 9

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    U'1 L-LIL"!!1
Die Rache der Granz-Ntanzs.
rn (hinnnuna. jn er Hiä,N'kl ?Zz.a"i,
Zu Vekküt'Itgah war. Gin ein
same Hau tm Bergland, zwei Stunde
n Pserdt von der Ge n: ferne. Der
Weg zum Haus, führt ihdloeif durch
Walddickicht.
Die Gegend um Lstkitt'Tkngih ist
all wilder Thier, daß aber auch Drang
Ntangl sich daZe'.bfl aufhielten, wir mir
bisher ucbetannl. II ich jedoch einst
mall zu Pferde von einem weiten Aul
fiuge mit meinem Diener Pami zurück
kehrte, sah ich mich ganz plötzlich und
zwar ia nächst NZHe meine Hause i
einem ganzen Rudel dieser häßliche U,
geheuer gegenüber; sie zankten mlteioeo
der und schrieen dabei ehrzerreißend, wie
e nur die Orang.Utanz zu thun oer.
mögen. Oh dieser Pamda! Da hat'
mir Tom seiner Zelt von ihm berichtet,
daß er ein Ritter "sam peur et sinn
reproebe" sei; gern glaud! ich', trug
doch Pamia Geftcht über und über Nar
ien zur Schau zurückgeblieben Spu
ren eine erbitterte Strauße mit einem
gefleckten Tiger, den angewandelt hatte,
eine vou Pamba Ziegen sich zur Mahl
zeit auizuersehen. Te Thiere Fell gib
später einen prächtigen Fuß!eppich ia
Pamba Behausung ad.
Noch stand ich verwundert da und
starrte die abscheulichen haarigen Leiber
und kolossalen Gliedmaßen der Äffen an,
al diese plötzlich alle zusammen über
inen unter ihnen, der in der Mitte gleich
einem Gefangenen gestanden, histurtn
und ihn zu zerreiße begannen. Die
SchmerzevSruse de arme Thiere
glichen dem Angftruf einer tLdllich er
schreckten Frau. Nur eine halbe Minute
dauerte e, dann war alle vorbei.
Pamba trat gemessen aus da Rudel
Affen zu und feuerte auf Geradewohl
einig Schusse aus dasselbe ab. Im Nu
war e auseinander gestoben; nur einer
blieb zurück, sich verwundet auf der Erde
hin und herwSlzend. All wir un jedoch
näherten, erhob sich auch dieser Asse und
schwankt tn da Dickicht. Pamba
lachte. .Waldmerisch bang geworden.
Richt abwissen von Feuerwaffen Kaum
hatte ich mich oo meinem Erstaune er
holt, al, ich auch sofort Pamba für sei
aen Uebermulh gehörig zurechtsetzte.
Wären die ScheusSler aus un loSgegan
gen, so hätte unser Hau sicherlich lange
auf die Rückkehr seiner Insassen warten
könne. Aber inmal zu Hau, war dt
Geschichte bald von mir vergessen. Meine
Frau ließ eS sich freilich nicht nehme,
Pamba gehörig den Tert dafür zu lese,
daß r mein Leben einer so große Ge
fahr ausgesetzt hatte. Der Diener nickte
serständntßtnnig mit dem Kops und er
kannte bertitwilligst an, r hab verrückt
und hirnverbrannt gehandelt.
Wie gesagt, ich hatt da Abenteuer
bereit vollständig vergessen, al man
mir ein oder zwei Monat später die
Mittheilung muldte, daß Oranz.Mang
aus der Waldeilichtung, in der ein Hau
errichtet war, sich gezeigt hätten. Mochte
die auch weiter gar nicht Schlimme
bedeuten, so war e jedenfalls doch keine
besonder angenzhme Nachricht. Ich gab
darum meinen Bedienten den Besthl, auf
der Hut zu sein und sich nicht allzu weit
von einander zu entfernen.
Eine Tage, e war gerade zur
Essenszeit, rief mich Pamia an. Ich
gewahrt im Dämmerlicht, am Saum der
Lichtung ein Anzahl Affen, vor denen
sin kolosialet grauhaariger männlicher
Affe poftirt stand. offnba? der Anführer
der Bande, der fortwährend zeterte und
nach meinem Haufe wie. Einer setner
Arme war gebrochen und hing schlaff an
feinem Körper nieder zweifellos die
Folge der Schüsse Pamba.
In der Meinung, daß es nun doch
wohl angebracht sei, den Thitren eine
Lektion zu ertheilen, holte ich ein G
wehr und trat, von Pamba begleitet, der
gleicherweise bewaffnet war, au der
HauSthüre. Aber kaum hatten un die
Affen erspäht, a! sie eine ganz genial
tige Lärm anhuben; bevor wir jedoch
noch auf sie anlegen konnten, waren sie
oerschmunde. .Waldmensch bange vor
Feuerwaffen. Denke aa damals
meinte Pamba.
Ein Zeit lang bliebe die Orang
Utang verschwunden.
.Dann aber fand man eine der Kinder
eine Bedienten erwürgt vor; an seinem
Hai bemerkt man die Eindrücke scharfer
Fingernägel! - Natürlich bracht diese
Ereigniß un Alle in Ausruhr. Sobald
sich jetzt ein Orang'Utang zeigte, wurde
auf ihn ohne Weitere gefeuert. So
hielten wir die Thier von unserer Lich
tuvg fern.
Mittlerweile hatte sich der Zustand
meiner kranken Frau zum Schlim
eren gewendet. Fieber und Schwin
delansälle warf si ganz Tage lang
aus' Krankenlager. So beschloß ich
denn nicht länger zu zögern und sie nach
Pinang zu schaffen, damit sie von dort
au mit dem nächste Maildampfer zur
Besserung ihrer Gesundheit nach Eng
land zurückkehren könne. Aa inem
Sonnabend Nachmittag war' gegen 3
Uhr ich erinnere mich de Tage
wohl al di ,do2cart vor meinem
Wohnhau hielt. Ich ließ nur einen
Koffer meiner Frau aufladen, de Rest
wollte ich selbst bei meiner eigenen Ab
reife mit mir nehme. Bevor wir ab
fuhren, drängte den Pamba, mir noch
etwa zu sagen. .Wenn der Herr klug
ist, so wartet der Herr lieber bt mor
gen und umgeht auch den Wald. Der
kürzer Weg ist schlecht und voll wilder
Thiere meinte er. .Et wa, Pamba
widerte ich, .er würd denn jemals
bei hellem, lichten Tag von Thiere an
gefalle und noch dazu, wen er in
Gewehr besitzt! Spring hinten auf.
Mensch, und nimm Charles (mein
Knabe) zu Dir; mein grau und ich
sitz vornkauf uud nehme die Kleinst.
M Sonntagsgast
Jahrgang 10. Beilage zum Nebraska Ttaats-Nnzeiger. No. .
.Der Herr muß e wisse! Für die
Herrin wär besser, fa" sie in einem
Iragestuh! mit kech Mann reisen würd.
E sind viele Gefahre im ä3a!b, wie
der Herr weiß.
,Na, na, Pamba, ich g'.aube wirklich.
Du fürchtest Dich vor den .Waldmen,
schen meint ich lächelnd, .erinnerst Du
Dich den nicht, wie si vor der Feuer
waffe flohen?'
gest sah mich der Malaie mit seine
großen braunen Auge an und rw'.derte
gelassen: .Nein, Pamba fürchtet sich
nicht!'
Der Ton, in dem er die sazie und die
Erinnerung daran, daß mein Diener b:
reit manche Probe seines Mu'.he abge
legt hatt, ließ e mich fast bereue, daß
ich ihn zu verspotten versucht hatte. Und
in der That, nur zu bald soll! Pamba
eine Muth an d:n Tag lege, um den
ihn der tapferste Manu beneide konnte!
Wir fuhren also ab. Di rst Weg
stund ging eS durch dicht Echlttm des
WaldeS ; ich bekenn, nicht ganz ohn
Beklemmung. Doch je länger wir
fuhren, desto mehr faßte mit Muth,
Entsetzlich war der Weg und un:den.
So konnte wir nur langsam fort.
Pamba verhielt sich schweigend. Unter
seinem Kopstuch späht sein großen
braune Augen vorsichtig nach rech:? und
link. Ich gewahrt, daß r neben Pi
ftolen, die ich ihm gereicht hatte, och
seinen .Kri' trug, eine zweischneidige,
gestammt Waffe, scharf wie ia Raftr
messer, derea sich die Malaie mit Vor
liebe bediene.
Wir befanden un etwa auf d;c Hälfte
de WegeZ. Noch einige Stunde nur
und wir waren wohlbehalten an Bord
der .Djunke', um de schmale Waffer
arm zu durchqueren, der Pinazz vom
Festland trennt.
Ader gerade al sich der Wald etwa
zu lichten begann und der Weg eben
wurde, hörte mir gar fremdartig Töne:
.tsjiek, ts-tek' über unseren Köpfen.
Zwei Orang'Ntang mare , di au
den Zweige eine hohe Baume grim
mig aus un herabglotzteg. Und als
wir weiter fuhren, bemerkte wir, daß
auf jedem Baum ine Zahl Affe wi
Schildwachen lauerte.
Jedesmal, wen mir a einem Baum
vorbei waren, ließen sich die Affe aus
de Weg herabgleite und trottete
! schwankend hinter der Dogcart her. Da
bet stießen sie unaufhörlich ihr .tsjiek,
tsjiek' aus.
Ich gab meinem Por, di Peitsche.
Das Thier hatte von selbst eine etwas
schärfere Gang eingeschlagen, gua eilt
S im Galopp dahin. Aber ich sah bald
ein, daß die Affen trotz ihre wank:ndn
Gange ganz gemächlich mit un gleichen
Schritt halte konnt.
Jmmr weit fuhren wir. Au
jedem Baum glitten wohl sechs der grin
senden Ungeheuer und schlöffe sich der
Schaar unserer Verfolger a. Einig
versuchte sogar, sich au den über un
hängenden Zweige auf der: Wage her
abgleite lassen, doch sie verfehlte in de
meiste Fällen ihr Ziel und stürzte Hals
über Kopf hinter un auf den Weg. Je
doch inem Affen, der n einem niedriger
über unseren Köpfen hängende Zveiz
sich hin und her schwang, glück!
besser, r kam gerade auf den Fußkitt
de Wagens zurecht. Seine abscheulich:
gelbe Zähne befanden sich kaum wen
Fuß von mir, entfernt, 5 da sauft
Pamba' rechter Arm nieder. Gräßlich
heulend und mit zerbrochene Kinnladen
kollerte der Affe hintenüber.
Meine Frau, di sich fest a ich ge.
schmiegt hatt, siel in Ohnmacht. Und
meine beiden Kleinen schrieen au Leibe
kräften. Keine Möglichkeit mehr, durch
die Schrelligkeit unserer Fahrt zu retten
Schon schwankte der Wagen auf d im hol
perigen Weg hin und her ud drohte jede
Augenblick umzuschlagen.
Nu waren die Orang-Utang kaum
30 Meter von unS ab. .Pamba', rief
ich, feuere blindling unter sie. Sie
werden ganz sicher mi früher ntfliehe!'
.Neia, Herr, sie werden nicht ent
fliehen; si wisse, daß mir ihnen Ächt
entrinne können
Einer der Assen stürzte al da Opfer
der beide Pistolenschüsse nieder. Die
Uedrige setzten ihre Laus fort. Schwei
gend zog ich meine Revolver u dem
Gurt und reichte ih Pamba.
Er wartete, bis si dicht bei un waren
in einer Entfernung oo sechs Metern.
Dann feuerte er hinter einander sechs
Mal. Kein Zweifel, das verwunderte
die Thiere. Augenscheinlich hatte sie
geglaubt, daß si mit ine EchuZ da
vonkommea würde. Wie dem auch sei,
si hielt einen Augenblick an. al zwei
getroffen niederstürzte. Aber einen
Augenblick nur! Ja der nächsten Minut
sah man sie wieder ia ihrer schwirfäligen
Weis auf dem Marsch. Dichte? und
dichter kamen si heran. Unser Povz
war fast außer Athem. Und der End,
punkt unserer Reis lag noch vier Stun
den ab, keine Spur von Hil'e ans dem
einsame Weg !
Endlich brach Pamba das Schweigen.
.Mein Herr muß weiter fahre. Pamba
wird bea .Waldmenfchea entgegen,
gehe; giebt keine anderen Ausweg
.Schweig Dummkopf sagte ich.
.Aushalten, e ist noch möglich!' Den
noch hegte ich keine Hoffnung mehr.
Ich blick! aus mein bewußtlos Gattin
und entsetzten Kinder und mein Kopf
fauste.
Ich glaube, diese Blick nahm Pamba
wahr. Wie dem auch sei, im nächsten
Aagenblick sah ich Pamba Gesicht dicht
an meiner Wange und er flüstert mir
ia'i Ohr: .Mein Herr wird Pamba
Frau schützen, Dhoba, und meine Klei
vea. Gotte Weg sind gerecht. Herr,
lebt wohl!' Und noch bevor ich sein
Vorhabe zu begreifen vermochte, hatte
er seine blitzende Kri gezogen und
war von dem Wage hinabgesxrungev.
Ueber meine Schultern zurücksehend, ge
wahrt ich seinen athletischen Körper den
Trupp heulender Affen überragend und
bei jedem Stoß die Waffe tn seiner Hand
blitzen. Wie tm Traum fuhr ich weiter;
All ich mich dann noch einmal um
wandte, gerade al ich um ine Ecke fuhr,
war der Malai nicht mhr zu seh:
ich sah nicht eiter Z einen Haufen
taumelnder, heulender und kreischmder
Gestalte.
Ich langt wohlbehalte in Pinang
an. Folgenden Tage kehrt ich desselben
Wege mit zehn Malaie zurück. Alle
Orang Utavg waren verschwunden.
Pamba Körper fände wir t Stücke
zerrissen; auf. Um ih lastn elf todte
Affen, jeder so groß wie ei Man.
Line Erinnerung.
Bon George Perstch.
.Rund hrau, Doktor wi lange
mach ich' noch?'
Der Oberstabsarzt zaudert.
.Bedenken St doch, daß si einen
alten Soldaten vor sich habe. Sie wer
de mich nicht erschrecken.
.Ercellevz erklärt nu der Arzt dem
ihn scharf beobachtenden Kranken mit
ernster Miene, ,eS ist in der That nicht
mit Bestimmtheit zu sage.
.So?' Der General schien di Ant.
wort kaum erwarten zu können.
.So kann e täglich zu Ende sein
Aber, mildert der Oberstabsarzt feinen
Spruch, .S tritt häufig i Stillstand in,
manchmal sogar kme iösa 5hrer.de
Besserung.'
.Geliefert bi ich aber auf jede Fall.
Ich danke Ihnen, Doktor, für Ihre Au,
kuuft. Man weiß doch uun wenigsten?,
woran man ist.'
Der Oberstabsarzt hielt di Hand des
in einem Rollstuhle sitzende Patienten
fest.
.Würde Euer Ercelleuz mir ver
sprechen, in Ruhe
.Selbstverständlich. Sa lange ich
mich noch nach GotteS Wille zu plagen
habe, soll eS geduldig geschehen.'
.Und die Medizin '
.Wird nach Vorschrift weiter genom
rr.cn. Darauf achtet mein Franz schon
mit VrguSaugen. Franz l '
Ein grauköpsiger Di:ner trat näher.
.Excellenz befehle?'
.Gieb mir gleich mal die Tropfen,
damit sich der Oberstabsarzt überzeugt,
daß ich i gewissenhaft? Kranker bin.'
.Ercellenz gestatte mir wohl, heute
Abend noch einmal vorzusehen?' bemerkte
der Arzt, sich ia militärischer Haltung
verabschiedend.
, Wenn'S Ihnen uicht zu viele Umstände
macht, gern. Angenehm sind Sie mir
immer, Doktor.'
Der Oberstabsarzt hatt da Zimmer
verlassen.
D:r General z. D. von Bergfeld sah
ihm tn Weilchen nach; dann traf sein
Blick da Gesicht de alten Diener, der
sich mit de Medikamenten zu schaffen
macht. Ei rührender Ausdruck der
Trauer lag auf den faltigen Zügen,
fast schien e dem Kranken, als glänzten
Thränen in denAugen deSTreuen, Selbst
losen, der nu schon a die zwanzig
Jahre i seine Diensten stand.
.Franz!'
.Excellenz!'
.Fahre mich an mtnn Schreibtisch.
Was machst Du den für ein Gesicht?
Ach, Du haft gehört, wa der Doktor
mir für schlechte Aussichten eröffnete.
Laß da Weinen ich kann'S nicht ver
tragen.' Dann nach einer Pause, in
elcher Franz gewaltsam fein Thränen
zurückdrängte: .Bist ia braver Kerl,
dem ich viel Dank schuldig bin. Unter
brich mich nicht! Will' nach besten KlSf.
ten gut zu mache suchen. So nun gieb
mir die Schatulle mit mein Orden und
dann laß mich allein.'
Einen Orden nach dem ander nahm
der General zur Hand und betrachtete
jeden derselben fast mit Andacht. Wie
oft hatte er di Zeugen ruhmvoller Tage
während seinr LeidenSzeit vor sich auSge
breitet! heut geschah e mit den Empsin
den eine Lbschiednehmende.
Da war da Großkreuz, da ihm bei
seinen Ausscheiden au dem Militärdienst
zugleich mit den Range eines Generallieu
tenants verliehen worden war. Da das
Ritterkreuz, der HauSorden, dann eine
Anzahl hoher ausländischer Orden.
Jede Ehrenzeichen rief in dem Be
schauer die Erinnerung aa di Umstände
wach unter fcer.ea e ihm verliehe wor
den war. E waren Bilder voll kühnen
Ehrgeize,!
Ganz unten auf dem Grunde der
Schatulle '.aa, ei flache Schächtelche.
.Mein erster Orden murmelte der
General, al r Z röffnet und ihm in
unscheinbare Kreuz an verblichenem
Land entnahm.
Er hitlt di AuZjkichnung an Licht
und la di Wort: Für Tapferkeit vor
dem Feind.
Wett, weit mußte er zurückdenken
dreißig Jahr weit, um den mit diesen
Worten verbundenen Thatsache auf tlt
Spur zukomme.
.Marge flöße wir auf de Feind!'
Die Herzen der alte und junge Sol
baten schlüge rascher und lauter bei die
ser au dem Hauptqiurtier kommende
Nachricht.
Einer sagte e dem andern rvd jeder
rüstete sich tn seine? Weise auf daZ .mor
gen'; die Ernste bereiteten sich auf den
Tod vor und blieben still und ia sich
gekehrt bei den n:eift erzwungenen Scher
zen leichtherziger Kameraden.
So auch der jugendliche Lieutenant von
Bergfeld. Furcht bedrückte ihn nicht,
auch kein trüben Ahnungen. Ja, er
freut sich sogar aus den bevorstehenden
Kamps, de er lang im Stillen rsehnt
hatte. Dr Entschluß stand in ihm fest,
zu fechten wie tn Verzweifelter. Er
sollte di Gefahr suchen, wen sie ihn
mied, und j größer sie war, um so bcherz
ter sollt si ihn ftndea. ' Ein förmlicher
Durft ach kriegerische Thaten hatte sich
seiner bemächtigt und keine Ehrsucht,
keine blind Tollkühnheit waren dabei im
Spiel.
Am luftigsten zeigte sich dagegen der
Lieutenant von Hohnholz.
Er war freilich immer gut aufgelegt,
aber der in der Luft liegend Blutgeruch
schien ein fast berauschende Wirkung aus
,ihn auszuüben. Er überbot sich in Necke
reien, lachte, fang und feine übermüthige
Laune wirkt schließlich auf einige der
Offizier derart ansteckend, daß sie sich
um ihn schaarten und ei kleine Gelage
begannen.
Vielleicht geschah zum letzt Male
und dann konnte ma auch fröhlich von
der Erde scheide.
Al Bergfeld zufällig vorüber ging,
wollt man ihn zur Theilnahme bewegen.
Er wehrte ab. Al er zu der Rund hin
überblickend de ausgelassenen Hohvholz
gewahrte, legte sich feine Stirn tn sivstere
Falte.
War es der Zufall oder Absicht, daß
gerade jetzt Hohnholz fein Glas erhob und
überlaut uSrief: .Unsere Schönen in
der Heimath sollen leben und alle ihr
Sünden seien ihnen vergeben!?'
Genug im nächsten Augenblick stand
Bergfeld an seiner Seite und hatte ihm
da? Glas aus der Hand geschlagen, daß
e klirrend zersprang.
.Nichtswürdiger! Das für Deinen
insamen Spott " er hatte den Arm
erhoben, die Kameraden warfen sich da
zwischen uud verhinderten die Züchtt
gung.
Hohnholz lächelt kalt.
.Laßt ihn nur gewähren sagt r
ruhig. .Ein verschmähter Liebhaber
muß doch ein kleine Rache habe. Der
nimmt sie sich hinterrücks.'
.Bubel' schrie Bergfeld schäumend vor
Wuth, .Du warft der Hinterlistige, als
Du mir unter dem Deckmantel der Freund
fchaftdi Braut stahlst!'
.Pah Braut!' rwiderte ironisch
Hohnholz. .Lieutenant von Bergfeld,
Sie sind ein Narr!'
Wenn 3 nach den Beide gegangen
wäre, sie hätte sich auf der Stell auf
Tod und Lebe geschlagen.
Die Kameraden entschiede aber:
Nach der Schlacht. Und dabei blleb eö.
Di ersten Strahlen der aufgehenden
Sonne trafen zwei in Wehr und Waffen
starrende Heere. Lange Reihen blitzen,
der Truppenkörper bewegten sich aufeivan
der zu.
Nun donnerten die Kanonen, bald
knatterten oieltausend Gewehr und den
heiteren Frühlingstag versinsterten dichte
Pulverwolken.
E wurde auf leiden Seiten mit grim
mem Muthe gekämpft und der Tod hielt
ein reich Ernt.
Dm Fkrvkampf folgt der Nahkampf.
Mit vorgestreckten Bsjonoetten prallte die
Infanterie zusammen, mit wuchtigen
Attacken versucht di beiderseitige Ka
vallerie eine Entscheidung herbeizuführen.
Bergfeld stritt für da Vaterland, wie
er e sich vorgenommen. Er stürzte hin
ein in den Kugelregen und bahnte seinem
Degen ein blutige Gasse. Der Wunden,
au denen r lbertit blutete, achtet er
nicht. Soeben hatte er einen feindlichen
Ossizier, der sich ihm entgegevgeworsea,
durchbohrt, nun drang er, gefolgt von
wenigen Leuten, ungestüm weiter vor
wärt.
Zur Rechten hatte sich ei kämpsender
Knäuel gebildet. Er unterschied mehrere
feinbliche Uniformen, jedt lichtet sich an
dies Stelle etwa der Pulverdampf
war da nicht Hohvholz, der dort kämpfte?
Sein Todfeind schien hart bedrängt zu
sein: er wehrte nur noch müde die An
griffe ab.
Bergfeld wollt ihm zu Hüls eilen
ei Gefühl auflodernden Hasse ließ sei
nen Fuß flocke. Noch war ti Zeit, de
Umzingelten herau zu haue, noch ksnnte
er ihm Rettung bringen ein Höllea
geist schien ihn mit seinen Krallt feftzu
halten. Mit einem Aufschrei, ter sich sei'
oe? Kehl ntrang, schien der Dämon die
Gewalt über ihn zu verliere.
Bergfeld eil! tm Sturmlauf dem
Menschenknäuel zu; sein niedersausende
Klinge mähte einige der Feinde dahin,
aber sie traf de einen derselben erst dann,
al er sei Bajonnett tief t d,t Brust de
zusammenbrechende Lieutenant Hohnholz
gebohrt hatte.
Roch einen Blick herzinniger Dankbar
keit au brechendem Auge sing Bergfeld
auf. dann sank such er zur Erde
All er genesen war, heftete ihm der
Oberst seine Regiment da Orden
kreuz: Für Tapferkeit vor dem Feind!
selbst an die Brust. Bergfeld ließ
ftvmm geschehe. Ihm war, al müsse er
e herabreißen und schreien au todtmun
der Seele: .Ich bin seiner unwerth!'
In den nächsten Jahren aoanctrt r
rasch. Er galt für einen der tüchtigsten
Offizier der Armee; sein Kenntnisse,
seine eiserne Energie, sein rastloser gleiß
wurde vorbildlich. Dem gesellschaftli
che Lebe blieb er jedoch fern.
Einmal war er derjenigen begegnet,
die einst sei ganze Herz erfüllte, die ihm
verloren gegangen war, wie er damal
vermuthete, allein durch feines Freunde
Hohnholz Schuld. Sie hatte leichthin vom
Tod dt Letztere gesprochen und Berg
selb auf' Neue zu bezauberu versucht;
der aber hatte sich kalt und schroff abge
wendet.
Der General stöhnt tief. Sei In
erste war von diesem Blick ia die Bei
gangenheit mächtig erschüttert. Er fühlte
sich matt und abgespannt. .Franz!' Die
Stimme hatt keinen Klang.
In Todesangst richtete er sich halb auf,
um lebl in die Polster des Stuhle
zurückzusinken.
?ie Keloi des DraAfti?;.
Am 1?. April diese Jahre starb in
Nizza, im Alter vo 3 Jahren eine
Meisterin körperlicher Kunft, dereinst der
, Stern' de Circu Resz. die schöne
Oceana.
Mit Recht galt sie al ir:e jener vier
Grazien, welche an hervorragender
Schönheit die ersten Stern der Circa,
weit der letzte vierzig Jahr bilden:
Fannv Stanley, Mademoiselle Ducrot,
Agnes Bridge und Oceana. Von eng
tischen Eltern in Italien geboren, ver
lebte sie die ersten sünf Jahre ihrer Kind,
heit daselbst in dem Land, .wo die Citro
nen blühen.' Dann, bereit öffentlich
irkend, ging si mit ihren Eltern ach
Amerika, wo sie da Publikum der größ
ten Hafenstädte schon in ihrem zehntkn
Jahr al Schwimmkünstlerin bezauberte
(daher ihr Künstlername .Oceana').
Sie wurde hierauf für das Ballet auSze
bilde! und machte in Amerika und Eng
land Furore als Seiltänzerin und Prima
Ballerina in der englischen Pantomime.
I Manchester sah sie Dirtktor Ernst
Renz, der mit geübtem Kennerblick ihre
hervorragende Begabung für da? Draht
seil erkannt, si ngagirt und sie gleich,
zeitig bestimmte, sich dieser Produktion zu
widmen. Direktor Renz war selbst in
seiner JünglivgSzelt berühmter Ereku
teilt des Drahtseil und die in seiner
ersten Produktionen. Unter seiner Leitung
machte Miß Oceana, damals ia 17jäh
riges Mädchen, da für ihr Produktion
sofort in MonalSgage von 600 Thaler
erhielt, ihre neuen Studie und wurde
jene hinreißend graziöse und kühne
Drahtseilkünftlerin, die al die bedeu.
tendste Meisterin diese ihre Fache
galt. Dann vermählt si sich mit dem
jungen Ernst R'nz, dem ältere vo zwei
ZmillingSsöhnen de Direktor Renz
(Ernst und Adols), dem jetziger. Direktor
de von seinem Vater begründeten Cir
cu. Von allen Seilten eitirte man die
gefeierte Schönheit und bewunderte
Künstlerin nach anderen Ländern, äh
rend sonst das System der Gastspiele,
abweichend von der Theaterwelt, ia der
Welt der wandernden Künstler nicht ge,
bräuchlich ist.
Dem glänzenden Aufschwung der jun
I gen schönen Künstlerin folgt bald der
Niedergang.- Di Ehe mit Ernst Renz
war nicht glücklich, die Gatten trennt
sich und Oceana ging, ihrem leidenschaft
lichem Temperament folgend, ihre eigenen
Wege. Wer sie in ihrer Glanzzeit ge
sehen und bewundert hat, dem wird ihr
Bild angenehme Erinnerungen an Ju
gend, Schönheit und Grazie hervor
rufe.
Di Schönheit der Oceana war größer
als ihre geistige Kapazität. Daß ein
solche auch bet den CircuSleuteu mitunter
vorhanden ist, wissen wohl wenige. Clo
oierfpiel, Gesang, ja Zeichne und selbst
Malerei sind häufige Liebhakereiea ia den
höheren Klasse der wandernde Künstler
von heut, und so trieb z. B. die schöne
Adel Leonard, spätere Gattin de Schul,
reiter und Direktors Slezak isrig Oel
' " .. i ,LL I
maleret, der Eloa Stephea Eihair xis
sinirte ShikeSpeare Studium. Heari
Daudo deutsch Literaturgeschichle, Dt
reklor Wollschläger , -mische Geschichte,
der jünger Raxx Kostümkunde.
Auch halte die beste Artisten ihr,
Linder zum Schulbesuch energisch an.
Manche Eirculgesellschaftea führen auf
ihren Reise eine Lehrer mit, b für
de Unterricht der Kinder durch Beiträge
der Artisten bezahlt wird. Di Töchter
der wohlhabenderen Künstler werde ia
Pensionate erzogen, fall si sich nicht
frühzeitig der .Kunst' widme.
)mmer der Kkeia).
Ei Circu der Gegenwart unterschei
det sich in mancher Hinsicht gewaltig von
einem der frühere Zeit, nur der innere
lki, die Manege, ist stell di gleiche;
sein Durchmesser beträgt unverändert
dreizehn Meter. Man gehe, wohia I
ist, durchstreife die Welt von China nach
Peru, vom kalten Kaukasus bi zur Sa,
hara, man seh ia allen großen Städte
Europa danach kein Circu wird sich
finden mit einem andere Ringe all dem
von 13 M. So ist stet gewesen, und
so wird bleibe. E besteht auch ei
Ursache dieser merkwürdigen Gleichsör
migkeit. CtrcuSreiter und Circulpfnd
sind Nomaden; wohin si ihr Züg auch -führen,
überall müsse si den nämlich
Ring sinken, sonst wäre ihr Vorstel
lungea gestört, wen nicht gar unmöglich
gemacht. Für den 13 MetrRing trai.
nirt, habe sich Roß und Reiter au di
Einwärtkbeugung beim Umfliege Kessel
be, au dea ganz bestimmten Neigung
wir.kel gewöhnt, den der Radiu vo 6
M. bei der gegebene Geschwindigkeit,
bedingt. Aa der Innenseite hat jede
Manege auch eine darnach schräge Ueber
höhung de Erdboden. Wenn da
Pferd den Ring bei in? Vorstellung
zwei bi dreimal umkreist hat und sozu
sage arm geworden ist, bleibt sein
Schnelligkeit stet die gleich. In der
That hält i Riemen seine Kopf so,
daß e in gemisst Schnelligkeit gar nicht
zu steigern vermag. Der Stallmeister
mag mit der Peitsche knallen, der Clown
mag gröhlen, die Musik lauter schmetter
da Pferd weiß, daß da nicht zu be
deuten hat und bleibt ta seiner gleiche
Pack, bi (8 vielleicht durch einen Reif
gesprungen ist und Mademoiselle Petit
pa sich auf ihre flache Sattel setzt und
die flatternden Röckchen glatt auöstreicht.
Dann weiß da Pferd, daß feine Nummer
zu End ist, und ohne zu arten, daß S
hinausgeführt werde, trottkt i räch der
Stallung ab, wo sein Reiter, wenn er i
freundlicher Stimmung ist und Cir
cuSreiter sind immer zärtlich gegen ihre
Pferd ihm einen Apfel oder ein
Stück Zucker darreicht.
Schlagfertig.
An einem Tische, der mit etwa ange
heiterte jungen Leuten besetzt ist, nimmt
auch ein Fremder Platz, der nirgend
mehr Hut unte, komme können. Di
jungen Leute mache ihn zur Zielscheibe
ihrer mageren Witze, ohn ihn jedoch ver
anlassen zu können, da? Feld zu räumen.
Endlich wendet sich der Aergfle der
Bürschchen direkt an ih mit der Frag:
.Wisse Sie wohl, welcher Unterschied
zwischen Ihnen und einer Uhr ist?
Nicht? Nun, dann will ich e Ih
sagen. Wenn man eine Uhr aufzieht,
so geht si; wenn man Sie aber
.Verstehe schon!' antwortete der Fremb
lächelnd. .Wissen Si aber auch, aS
ich mit vielen Uhren gemeinsam hab?'
,Nin! Das wär?' .Wna die
richtig Zit gekommen ist, fangen wir
an zu schlagen l Passen Sie auf, 3
ist jetzt bald so weit!' Di Jünglinge
zahlten schleunigst ihre Zeche und ver
schwand.
?as Iayr 1909 kt SaMialir.
Nach dm Gregorianischen Kalender
unterbleibt im letzten Jahr ine jeden
Jahrhundert die Einfügung eineSSchalt
tage, außer wen di Zahl der nach Ab
lauf de Jahre verflossenen Jahrhun
der! durch vier theilbar ist. So waren
die Jahre 170 und 130 keine Schalk,
jähre, 1900 wird auch kein fein, wohl
2000, 2400, L80S u.f.w. Der Grund,
hierfür ist folgender: Da Eonnenjahr
hat bekanntlich 365 Tage S Stunde mi
nu g Minuten 10 Sekunden. Wird nun
alle vier Jahre in Schaltjahr ingefchs
be, so werden 3S Minuten und 40 Ee
künden zuviel gerechnet, da sind in hu
dert Jahre (bei 2S Mal 4 Schalttag)
circa K Tag zu vil. Diese Zeit nuiß
also wieder in Abzug gebracht werden,
und da geschieht, wi gesagt, bei de
vollen Jahrhunderten, deren Hundert?
nicht durch 4 heilbar ist. Da vu s,
wiederum jedesmal i Tag zu viel abge
zöge wird, so wird alle vier Jahrhu,
dert wieder ein Tag ingeschoben,um die
Differenz auszugleichen.
Unverbesserlich.
.Was heulst den, Junge?' fragt der
Lehrer.
.Eener hat uff meine Beene jetreten.
.Sag' lieber: Einer auf meine Beine!
.So? Uff Ihre Been ooch Enr?'
In der Kaserne.
Füsilier ("zum Kameraden): ,Brr, dr
Brief ist ja ganz voll Fettflecken, den Du
da bekommen haft; muß eine sauber
Person fein, die de abgeschickt hat!'
.Neidhammel !'
Ahnungsvoll.
Frau de Hause (zu einer hübsche
jungen Frau, di vkrspätet in' .Kaffe.
Kränzchen' kommt): '.Soeben, lieb
Frau Doctor, haben ir von Ihnen ge
sprachen!'
Junge Frau (betroffen): .Ah da
ift aber nicht schön ; ich habe ja den Da
men gar Nicht gethan!'