Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, June 06, 1895, Image 11

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    V-
i
V.
X
Ein guter Lang.
15 int cf.t aus dem freien i?lch;oA Ab
trtiljt von Ci".(xxtij,
Da KorsSannJocteS Jihre 1679
Halle Erzherzog Albrecht nach dem großen
Mar5e!de bei Wier.er.Neulilldt geführt.
Der hohe Herr hatte in einem kleinen
Dorf mit seinem Stab Cuarliii c.
nommen, damit er in allernlchsier Nähe
bei ManSoerterratnI die Bewegungen
der Truxxentheilt um so besser übersehen
konnt.
Da GefechiSererzir am ersten Tag
war zur Zufriedenheit Ut greisen Feld
marschall glänzend verlaufen, und nach
seinem Befehle zogen sich noch an trtnscl
den Abend die Dioiflonea au einander,
um am nächst Morgen gegen inander
zu mavöoriren.
Die erst Division war all Angriff,
arme bestimmt worden und hatt sich
über den Fluh zurückgezogen, den sie noch
in der Nacht aus eigen zu diesem Zweck
erbauten Pontontuflleii überschreiten
sollt.
Den Unterschied zmische .Freund' und
.Feind' bildeten weiße Armbinden de
letzteren.
Trotz der allgemeinen Müdigkeit, die
Jeden nach dem angestrengten Tagesdienst
Übersiel herrsch! aber dennoch ein gar lu
ftige Leben in Biwak.
Bon nahe und fern lockten di Klänge
der Militärkapellen di braven Landd
wohner herbei, und manche kecke Tänz
chen wurde aus den grünen Fluren mit
den neugierigen Landschönen gewagt.
Der Abend war herrlich, und bal
famisch strich di milde Augufllust von
den grünen Tannenwälder herüber.
Im Gasthof zur Habsburger Krone
hatte der Erzherzog die Generalität und
di Stablofflziere versammelt, und der
firoße Garten, der sich am User des rau
chevden Stromes weit hinabdehnt, ver
mochte kaum di Schaar der mit glänzen
den Ordenflernea geschmückten Herren
zu fassen.
Nach Schluß der Tafel wandelt Al
brecht di Lust an, noch einen Spazierritt
durch die schönt Abndlandschaft zu
machen.
Sein Gäste der ungezwungenen Fi
deltta überlassend, ritt er denn schon
nach einer Viertelstunde zum Dorf hin
au und ahm seinen Weg über die
Brücke ach dem linksseitigen Strom
Ufer.
Nur in Begleitung eines Adjutanten
ritt er schweigend in den dämmernden
Agend hinein und schien mit sichtlichem
Vergnügen tn der Betrachtung ver unier
gehinden Sonne versunken zu sein, die
noch ihr letzten Scheideküfs auf die
erglühenden Bergfpthen drückt.
AuS dem Feldlager der zu beiden Ski
tn de Flusses biwakirenden Truppen
erklangen jetzt die langgezogenen Töne
des Zapfenstreichs.
In unabsehbare Weite hin verpflanzt
sich di Klänge, welch die müden Sol
daten zur Ruhe riefen, sie waren aber zu
gleich? Zeit da Signal zum Auszug der
Feldwachen, denn mit dem Eintritt der
Nacht begann di, Thätigkeit der Pionier
bataillon, an irgend einer verborgenen
Stelle den Uebergang über den Strom
herzustellen.
Erzherzog Albrecht dacht an nicht
weniger als an eine Umkehr.
Im gemächlichen Trabt ritt er weiter
und sah mit unverkennbarer Befriedigung
auf die Lagerfeuer der Regimenter, um
welch sich di Gestalten der Mannschaf,
ten, gespensterhaft bewegten.
Mit einem Mal hielt er an.
Etwa zweihundert Schritt vor ihm
lehnt di Gestalt ine Soldaten an
inkm Baumstamme, das Gewehr unterm
Arm, aus dem die weiß Bind sichtbar
war.
.Donnerweiter! da ist ine schöne
Geschichte,' meinte er, sich an seinen Be
gleiter wendend. .Reiten wir Beide hier
in Feindesland umher, als wären wir in
den Wiener Praterbudtn. Lieber Major,
nun Heißt'S umkehren. Sehen Sie den
dort mit der Armbinde?'
.Kaiserlich Hoheit, ich wollt schon
vorhin bemerken, daß wir un auf feind
Itchem Boden deftnden ," sagt ver Ad
jutant lächelnd. .Ich wollt aber nicht
stören.'
.Da ist aber in ganz verteufelt
fatale Rücksicht, die Sie da gegen mich
geübt haben ,' fuhr der Feldmarschall
fort. .Also kehrt, mein Berhrtkftrl'
Er warf feinen Gaul herum, und
etwa schneller, als sie gekommen, ritten
st wieder zurück.
Sie waren aber noch gar nicht weit ge
trabt, da erscholl hinter ihnen der flüch
tige Husschlag zweier galopxirenden
Pferde, und als sich der Erzherzog im
Sattel umwandte, bemerkte r zwei Rei
ter von den Salzburger Dragonern, die
sichtlich ein Jntereff daran haben muß
ten, eine nähere Bekanntschaft mit den
beiden Vordermännern zu machen.
.Major, nun liegen wir in der Tinte!'
meinte Albrecht lächelnd. .Die sitzen
uns auf den Fersen wie zwei leibhastige
Teufel. Wollen einmal sehen, aS sie
woll.'
.Halt, wer da?!' ertönt jetzt in
hellklingend Kommandoftimme.
Der Erzherzog that, als hört r nicht.
.Lassen St mir die Supp nur ganz
allein auSessen mit den beiden Reiter
männern', raunte tr dem Adjutanten zu.
.Wir werden sehen, wie wir unS aus der
Schling ziehen.'
Ein abermalige, mit donnernder
Stimme gefchrieene .Halt!' ließ die
beiden Verfolgten die Gäule pariren.
,Na, mein Sohn, nur immer lang
faml' fing dr Angehalten, an. .Ich
bin der Erzherzog Albrecht, und dieser
Herr hier ist mein Adjutant.'
Der erste C liide Dragoner wollt
nach dieser Ansprache bereits da schuldig
Hovnkur trwkisen, all ihm abr sein Hin
termavn da Wort abschnitt.
.Glaub nil, Wasi'l' (Ledasiian),
schrie er nährrkcrnriienfc, .da t;l nit wehr,
t geh mit mein' Kops dafür ein!'
.Parclel' brüllte er daraus den Erzher
03 an, der iltx den Zieisel be braven
'ktiteremarin nicht wenig erstaunt war.
Nun war dem edlen Habsburger doch
etwa verlegen zu Muthe. Er mutjtt
schweigen, denn er hatte in der That da
Stichwort vergessen, da er für die feind
liche Division auf den Tagekbefehl
gesetzt.
,'JIa aussa h:rau mit der Sprach'!'
schrie der Jrqiisttor wieder. .Die
Parol' möcht I aiss'.'
.Hör mal, guter Freund, die habe ich
bei meiner Seele verschwitzt', sagte der
Erzherzog, flch zu einem gleichgiltigen
Lächeln zwingend. .Aber du kannst
glauben,' fuhr er fort, .ich bin der
ber '
,Nir glaub' I, nein, gar nir glaub' l'
donnerte der Dragoner wieder.
.W. der Albrecht wollt' sein, der
Erzherzog, und wissen nit mal die Pa
rcl'l Sauhar'n und Erdäpselsalat l Mit
solche Schwänk geht Ihr um? Nein, t
glaub' nit. Der geldm schall, der
bei Custoxza die Italiener verhau', der
soll die Parol' vergess'n die r selbst aul
geb' hat? Wär nit au! Nein) so dumm
is unser Albrecht nit. Also mit der Pa.
rol' i 'I nir. Guat, wie wär' denn
nachher mit dem Feldgeschrei, Herr Nach,
bar Hm?'
Gar ernst und altklug sah der brave
Sohn der Berge dem Feldmarschall in die
Augen, der jetzt anfing, sich über den
tragikomischen Ernst 'der Situation zu
belustigen. Da ihm so unbewußter
Weise gespendete Lob schmeichelte ihm
nicht wenig, und nun ries er dem Adju
kanten ein paar Worte in französischer
Sprach zu, ihn in der inmal aufge
drängten Rolle mit keinem Wort zu
stören.
.Da Feldgeschrei?' murmelte er dann
achselzuckend, sich wieder an die beiden
Soldaten wendend. Thut mir leiv, das
hab ich auch vergessen!'
.Siehst, Waftl, da hast Dein Feld,
markchalll' fuhr der hartnäckige Drago
ver auf und warf seinem Kameraden
einen triumpbirenden Blick zu. BStv
Parol', kei' Feldgeschrei und nachher
noch a französische Unterhaltung dazu?!
Nein, meine Herren MuSje', wandte er
flch wieder an die beiden weiter, ,a i,
sei granzöftsch kann ich auch. Wissen 8,
Enker AuSkunst ist vengerZt gar zu wenig
I will Ihn saz'n, wa Sie seid. Fran
östsche Svion seid Ihr die von Frank
reich hierher komm sind, um unS a Bissel
da Kriegführen abzuschau'a. Nu is'S
aber au mit der Spionirerei. Der
Kramtrflori von Hallein i a Patrol, wie
ka zweit giebt tn ganz Oesteneich. t)
fa, unser Herr Rittmeister wird vor
Freud' damisch wenn er inne wird, wie
seine Netter die sranöflschen vione in
fangen! Nu passen S' auf. Jetzt fand
S' so freundlich und reiten 'S a Wengerl
mit uns nach der Feldwach, wir werd'
Sie führen.'
.Waft'l,' fuhr er fort, .Du reit'ft
mit dem da, der kein Wort deutsch kann,
und i, t nimm mir den hier mt'n großen
Maul.'
.Wenn wir uns aber zu Wehre
setzen?' warf der Erzherzog ein.
,WaS. wehren, Sie!?' sprach der
Kramerflori staunt. .Wissen S' wag,
Herr Nachbar? Sie haben wohl noch
kein' Begriff, wa wir Halleiner für a
Handschrift schreib'? Herr JessaS, nn
fag'n S' mir aber nir mehr, sonst bin t
im Stand und werd a sausetzen grober
Kerl. Sie sein g'fanga, und damit
bafla. Morg'n kommen S' vor'S
Kriegsgericht, und üdermorg'n werd'
S' um 'an Kopf kürzer 'macht. En!
verdammte Franzosen werd'n wir das
Spioniren schon vertreib n. Also los,
Waftl, Trab l'
Ehe fich'S der Erzherzog und fein
Adjutant versahen, hatten die beiden
Reiter die Zügel mit denen ihrer eigenen
Pferd verschlungen, und fort ging'S im
gestreckten Galopp, daß nur so KteS und
Funken stoben.
.Beim Teufel, ein wabrer Seaen.
daß dieses Mal nicht Ernst ist!'
meint Albrecht wieder in französischer
Sprache. .Die Jungen gehen ausS
Ganz. Aber in Spaß wird'S werden,
lieber Major, und di langen Gesichter
werden nicht Übel anzusehen sein.'
Der Major sagte nichts, denn die
Eile, mit welcher sie auf den schäumen
den Pferden vorwärts fausten, nahm
ihm nahezu den Athem. ES war eine
Höllenfahrt in deS Wortes verwegenster
Bedeutung.
Herr Rittmeister von Branka, der
SchwadrovSchef der beiden glücklichen
Dragoner, stand noch vollständig ange
kleidet in einem halb zerfallenen Holz
schuppen, welcher der Feldwache zum
eventuelle Schutze gegen den allzu star
ken Thau dienen sollte.
Erzherzog Albrecht, der bekanntlich ein
gute Namen und Personengedächtniß
besaß, hakte ihn schon von Weitem er
kannt. Herr v. Branka war ihm vor
mehreren Jahren in der Wiener Hofburg
vorgestellt worden, al er als junger
Offizier nach dort abkommandirt ge
wesen.
.Gehen Sie nicht zu streng mit un
in Gericht, Herr Rittmeister, und fpa,
ren Sie Pulver und Bleil' rief er ihm
entgegen. .Donnerwetter, taufend solche
Kerls wie di zwei Dragoner kein
Feind käme mehr über die Markung un
feres Vaterlandes.'
Beim klänge der hellen Stimme prallte
Herr v. Branka, wie vom Blitz geblen
det, einen Schritt zurück.
.Kaiserliche Hoheit,' sing er dann nach
Iner Wile an, ,ift' möglich ist'
wirklich möglich, daß gerade mein
Schwadron o, ich hab t ja
gleich geahnt!'
Er kam nicht weiter. Entseht blickt
rr zu dem Feldmarschall auf, de? ihm
jetzt vom Sattel herab di Hand reichte.
.Tröste Sie sich, lieber Herr ven
Branka,' sagte er lächelnd. .32enn Sie
lauter solche Kerl in Ihrer Schwadron
haben, wie denKramkr.Floii, dann kann
man Ihnen nur gratuliren. Er hit
Ihnen keine Schande gemacht. Die
Schuld liegt vielmehr ganz allein an un
Leide, die wir aufgegriffen worden
find.'
.Kaiserlich Hoheit sind zu gütig und
nachsichtig' stammelte der Rittmeister,
erleichtert aufseufzend. .Ich möchte nur
bitten, den so fatalen Mißgriff nicht al
ein Zeichen mangelnder Verehrung Ihrer
Person aufzunehmen.'
,0, im Gegentheil!' versetzt der
Feldmarschall beruhigend. .Ich bin über
zeugt, daß mich Ihre Mannschaft eben
nicht aufgegriffen hätte, wenn sie weniger
gut von mir dächte. Darf ich Sie nun
bitten, mich in Gnaden au meiner Ge
fangenschast zu entlassen und mich auf
dem nächsten Wege nach meinem Quartier
zu bringen.'
Der Rittmeister verneigte sich, und
alsbald befand sich der hohe Gefangene
in seiner Begleitung aus dem Nachhause
ege.
Am nächsten Tage erschien der Erz.
herzog in eigener Person vor der Front
de Salzburg Dragoner Regiment
und überreichte Flori neben einem an
sehnlichen Geldgeschenk auch seine Photo
graxhie, damit er ihn in Zukuns! besser
kennen sollte.
Da Regiment war nicht wenig stolz
auf diese Ehre, und al da Manöver
beendet war, ging der KramerFlori als
schmucker Korporal in die Reserve. Sein
Patrouillenritt hatte sich gelohnt, und
noch heute erzählt er mit Begeisterung
von den Spionen bei Wiener.Neustadt.
cjin kugige PenkmagesitZichte
au Marseille erzählt Adolphe Brisson
im .Eclair'. Durch diese wird bewie
sen, daß die guten Bürger der Caban
niere in Bezug auf Eitelkeit und Prahl
sucht dem legendären Tartarin de TaraS
con Alphonfe Daudet' noch weit über,
legen find. Man höre und bewundere
Vor einigen Monaten beschlossen die
Stadträthe von Marseille, in Denkmal
für di im Kriege 1870 gefallenen Frei,
schärltr und Mobilgarden de Departe.
mentS BoucheS du Rhone zu errichten
Di Gruppe wird bei einem bekannten
Bildhauer bestellt, da von diesem enl
worfene Modell genehmigt und der Platz
zur Aufstellung de Denkmal bezeich
net. Bald sah man dann in den Allein
de Meilhan eine prächtig allegorische
Figur, die da französische Vaterland
darstellte, seine muthigen Söhne znm
Kampfe führend. Alle Welt war über
da prächtige Denkmal entzückt. E
fehlte nur eine Kleinigkeit daran, näm
lich die Namen der Helden, zu deren
Ehren e errichtet war. Die Stadträthe
sagten zu dem Bildhauer, der um sie bat,
um dieselben tn Goldlettern einzugra
viren: .Wir werden nach ihnen forschen.'
Sie schlugen in Dokumenten der Archive
nach, studirien in den Registern der mal
riet) alle ihre Nachforschungen blieben
vergeblich. Man konnte keinen Namen
eine KindS der BoucheSbuNhon ftn
dn,swaS im Jahr 1870 als Franktireur
oder Mobtlaardift gefallen wäre. Die
Marseille? vtadtrSthe mußten ihre Ohn,
macht eingeftehen. Und der Bildhauer
und fein Wirk warteten noch immer auf
die Namen! Da kam einem der Stadt,
räth ein genialer Einfall: .Sie brauchen
Namen, um sie auf den Sockel einzugra
viren? Das ist doch irklich nicht
schwer, graviren sie dir unsrigen hinein.'
Und so geschah e. Stolz erhebt sich
da Standbild in Marseille zum Ge
dächtniß an die im blutigen Kriege von
1870 gefallenen Söhn dr BoucheS du
Rhone, und in flammenden Goldlettern
trägt auf dem Sockel die Namen der
zwölf unerschrockenen Marseille!
Stadträth ingravirt, die somit anch
künftige Geschlechter i ihrer ganze
Heldengröße erscheinen erden.
Katze und Käsche.
Fast wie eine Jägerfchnur, aber
lehrreich erscheint der nachstehende Fall,
den der HubertuS" erzählt: In der
Zeit des ersten Satze," erhielt Herr
Baron von Löwen tn Gräfenbrück in
Thüringen ein ,,neugeworfeneS" HäS
lein und nahm sich deS Mutterlosen,
das bereits in den letzten Zügen zu lie
gen schien, an, indem er versuchte, das-
selbe mit der Flasche aufzuziehen. Die
schien jedoch erfolglos. Die feiste
Hauskatze entledigte sich ihrer mütter
lichen LeibeSbürde. Diese Spröß
linge wurden sofort ,.confi?cirt" und
der junge Sohn der Wildniß der Katze
unterschoben. Anfänglich zwar etwas
verdutzt über diese Fälschung des Per
sonenstandeS, gestattete die alte Miau
gleichwohl sehr bald dem Stiefkind den
Zutritt zur vollen Milch quelle. Bis zu
diesem Puncte wäre nun der Fall kein
Wunder des Thierlebens mehr, denn das
ist ja auch alles schon dagewesen".
Aber nun entwickelte sich die possierlichste
Intimität zwischen der Pflegemutter und
ihrem angeläufchten Jungen, daS unter
der Wirkung der kräftigen Muttermilch
zum übermüthigen Springinsfeld" sich
entwickelt hatte. Die alte Katze führt
ihrem Ziehkind in den gefangene
Maus zu, und rtheilt diesem nun Un
terricht im Mausetangen tn einer Weise.
di psychologisch" benso intrssavt ist,
wi von zwerchsellerschlltternder Wir
kung. Stellt der Wildfang von Schüler
sich gar zu täppisch an, so wird er an
gefaucht" und schließlich von rechts und
links mit Knallschote traktirt. Aber
umsonst ist aller Liebe Mühe", HäS.
lein thut'S nicht. Entsetzt unterläßt die
Katze ihren Unterricht im Mausen, all
fi ihren Zögling überrascht beim GraS
fressen. Ihr Haß gegen den Veieiaria
ner verhindert jedsch keinekez die
mütterliche Zärtlichkeit. NaH wie vor
verkehrt die Psugey.uUer in artUitier
Wen mit dem entarteten P,uto!cchn.
Täglich legt sie ihm ein emauste Fleisch
oder eine gehaschte Xicui vor eil Be
weiSftück mütterlicher Aufmerksam'eil.
Der Hase ist inzwischen glvß und voll
kcmmen zahm geworren we tn verhüt,
schelte Lchoßhündchen. Jedem Lockruf
de Hausherrn folgt Lampe sofort, lägt
sich streicheln und steht mit den Hunden
und namentlich mit setner allen Pflege
mama in bestem Verhältniß.
Schlecht, Zeiten für Äff.
Die armen Spitzbuben! Sit haben
auch unter der Ungunst der Zeile zu
leiden. Eine kleine englische Wochen
schrist hat sich da Vergnügen gemacht,
durch eine ihrer Redakteure eine Anzahl
.Pickxocket' über den Nutzen, den sie
au ihrem Geschäfte" ziehen, gründlich
ausfragen zu lasse und bekam dabei von
einem im Dienste ergrauten Taschendiebe
folgende Jeremiade zu hören: .Man hat
von unseren Einkünften eine ganz falsche
Vorstellung, wenn man denkt, daß unser
Handwerk un viel Geld einbringe. Ich
kann Ihnen au Erfahrung sagen: ein
Pickxocket" lebt nicht, er vegelirt. Der
Winter ist für un di schlimmst Zeit.,
Mit gefrorenen Fingern kann man nicht
gut arbeiten. Ich selbst habe z. B. im
vergangenen Winter kaum so viel ver.
dient", um mein möblirteS Zimmer be
zahlen zu können, und ich wär Hunger
gestorben, wenn mir unser Wucherer nicht
Geld geliehen hätte. Aber diese Geld
ist sehr theuer, den die Wucherer find
noch weit größere Gauner, al wir. E
scheint wirklich Bestimmung zu sein, daß
wir Spitzbuben am meisten beftohlea und
übervortheilt werden. Tragen doch selbst
die elegantesten Lebemänner und Damen
falsche Juwelen. Eine Wich lang hab
ich jüngst inen Gentleman" verfolgt,
der zu seinem Unglück die Gewohnheit
hat, einen zu heben" (zu viel trinken).
Eines Abend fand ich ihn völlig betrun,
ken in einem abgelegenen einsamen GLß,
chen und nahm ihm eine prachtvolle Lril,
lanlnadel aus dem Halstuche, die, wie
flch später herausstellte, nur zwei Schil,
ling kostete. Und das war der Ertrag
ner ganzen Wochkl"
ßi scharfkS jHrtßtiT.
An in wenig bekannte Deorient
Anekdote, di in unfkrer Zeit des über
wuchernden Dilettantismus besonderes
Interesse gewinnt, wird in einer kürzlich
erschienenen TheaterRevue erinnert. Zu
dem Künstler kam einst ein junger Mann
und bat ihn, da er Schauspieler zu wer-
den beabftchtiae. um lein urtheil. Dev
rient erklärte sich dazu bereit und ersuchte
den angehenden Kunstjllnger um in
klein Prob seine Talent.
Der junge Mann begann in clas
fische Roll zu recitiren, doch kaum hatte
er begonnen, so riet Deorient: .all,
Halt ! Mit Ihnen ist Nicht, kehren Sie
um und lassen Sie von Ihrem Borsatz,
Si baden kein Talent !"
Dr anfangs verdutzt Jüngling rr
holt sich aber bald von feinem Schrecken
und sagte. .Ich habe doch solch' groß
Vorliebe für die Bretter.'
.Ja,' entgegnete ihm Deorient, .da
will ich wchl glauben, aber dann hätten
Sie einfach Tlfchlkr erden sollen.'
(sin Jenkzettek.
Als der feiner Zeit vielgenannte Mode
könig Gray b Orsan zum ersten Male nach
London kam erhielt r bei einem Gast
mahl seinen Platz neben Lad Holland,
einer zwar nicht mehr jugendlichen, aber
noch immer koketten und gefallsüchtigen
Dame, die an diesem Tage ganz besonder
excentrischer Laune war. Nacheinander
ließ sie den Löffel, di Serviette, die Ga
bei, das Lorgnon, den Fächer und schließ
lich da Taschentuch zu Boden fallen, und
jedesmal bückte ftch der Gras zuvorkom,
mend, den betreffenden Gegenstand aufzu
heben und der Lady wieder zuzustellen,
Al sie aber aus'S Neue die Serviette
vom Schoße gleiten ließ, wandte flch
d'Orsay zu dem hinter seinem Sessel
stehenden Diener mit den Worte: .Lege
Sie doch mein Couvert aus de Fußboden;
ich werde dort mein Diner Beendigen,
dal wird sür die Lady und für mich beque
mer sein.'
ZSeiöertansch.
Auf einem hochgelegenen Bauernhofe
de Passeierthale bewarben sich zugleich
zwei junge Bauern um je eine der jugend
lichen hübschen Töchter de Hanse und
erhielten das Jawort. Im letztvergan
genen Fasching wurde der Handschlag ge
geben und die Verlobung von der Kanzel
herab verkündet. Inzwischen mußte aber
in der Seele des einen Bräutigam Be
sondere vorgegangen sein, denn er
fragte den Anderen: .Du, wollen mer
net d' WeiSerleut tauschen?' Und er,
hielt zur Antwort: .Sell is mir a gleich!'
Hierauf wurden die Bräute gefragt und
da diese auch einverstanden waren, ging
der .Weiberleuttausch' ansiandloS vor
sich.
ßine unfichtSare Sängerin.
Ja Paris giebt die Vicomtesse br Tr.
brrn Conzerte. Diese Dame, die sür die
erste Sängerin der großen Welt gilt, hat
sich herabgelassen, vor dem großen Pu
blikum für Geld zu fingen, aber für
einen wohlthätigen Zweck und ohn fich
sehen zu lassen. Darin besteht die Reuig
keit dieser Conzerte. Der Anblick der
aueübenden Künstler, die hinter einem
dichten Palmengebüsch wirken, wird er
setzt durch Projektiookbilder. Sobald
die Mufik beginnt, tritt völlige Dunkel,
heit im Saale ein, aus der uur das pro
jektirt Bild hell heraustritt.
?kattdütch ?küt)jol?r's-Knzkrt.
Kuckuck, Staa-.uiitz, Ad, bohr,
Na, jetz sün sei endlich bor,
Lauken'gink und Flaffen giu!
Immer luschtig xink xink xink xink
Lade hoch xrobeert de FkldLa:k
Ua d Swälk ehr lütte! Mulwark,
Kiewitt fingt und Stiegelilsch,
türt den Rohrspatz sia Gezmttsch!
eilst ook und Nachtigall,
Fläuten, piepen Lwerall;
Uhl un Kreih mit deipen Baß,
Amsel, Dompfaff kümmt tau Paß,
Trummel s'eiht de Schluckesxecht,
Wixxftart derezeert un feget :
Instrumenten druk wi ich,
Dtna wir sveel sülwflen
sich!
Zeder Zoll ei König.
Die Königin Elisabeth von England
liebte eS, sich von Zeit zu Zeit einen
Scherz mit ihren Untergebenen zu machen.
FineS Tage spielte Shakespeare vor der
Königin die Rolle de König, Richard II.
in seinem Drama, und lölisaveth, vera
Loge sich in allernächster Näh der Bühne
bcsand, ließ absichtlich Ihr Taschentuch zu
hakespeare i Fußen niedersallen, tn der
Ervarlung.dieser würde seine Rolle unter
brechen und es ausheben. Aber sie irrte
flch, denn Shakespeare wandte flch würde
voll an den Darsteller deS Herzog von
Aork und sagte in majestätischem Tone zu
ihm: .Hebt daS Taschentuch unserer
Schwester aus und gebt es ihr zurück.
Jaksche König,.
Der verstorbene Frhr. v. Schorlemer
Alft befand sich rinftmal im Gespräch
mit dem gleichfalls verstorbenen Herrn
Krupp, als ein Beiden bekannter Herr
hinzutrat und fragte: .Darf ich die Ma
jestäten in Ihrem Gespräch flören?'
.Was heißt Majestäten?' sagte Herr v.
Schorlemer anscheinend etwas piquirt.
.Nun ja,' war die Antwort. .Bauern
könig und Kanonenkönig.' Die beiden
Könige mußten herzlich lachen; Herr v.
Schorlemer aber meinte, dann fehlt uns
blo poch ein Bierkönig, z. B. Herr
Sedlmayer, dann wäre ja ein Skat von
Pfeudoköntgen fertig.'
Grob.
BLbele: Du HanSjörg, wa haste
denn gestern beim Feflessa in d'r Stadt
älle kriegt?"
HanSjörg: Bäbele, dös ka i Dir
wärl nemme sage, 'S isch ällerlei Zuig
komma, z'kurz komm den e net, sür dSS
kenntscht m.
Bäbel: Glaub'S schau, aber oißt
au, waS für'ne Unterschied isch zwischa
Dir und unserm alte FülleSgaule"
HanSjörg: Ka DerS im Augeblick
net laga."
Bäbele: I will der saga: Kolner,
ufer FülleSgaul woiß au nimmer, waS er
gestern g fressa hat."
Ein muthiges Mädchen.
Glauben Sie, Fanny, daß Ihr
Schwester etwa auf mich hälti"
Gewiß, sie vertheidigt, Sie ja wacker
bei Ti che."
Vertheidigte mich?" ... . Hatte Je,
mand etwas über mich geäunert"
O, nichts Besondere, Jemand
meinte, Sie kämen ihm etwas dumm
vor, mein, Schwester erklärte ihm aber
sofort, er solle doch vorsichtiger sein und
die Leute nicht nach ihrer äußere Er
scheinung beurtheilen."
Liaenthümliche Anforderung.
Warum heiratheft Du eigentlich nicht,
Emilie?"
..5kä finde keinen Mann, der mir vaöt.
kenn er muß hübsch, reich und dumm
semi"
Eigenthümliche Anforderungen, die
Du stellst!"
Ist er nicht reich und hübsch, dann
nehm ich ihn nicht, und ist er nicht
vumm, o nimmt er roiq ntgti"
Getheilter Scbmerz ist halber Lcbmerz.
.Du hast ja von Deinem Meefler wie,
der so ville Keile jekriegt.'
.Ja, er hat von feiner Ollen selber so
ville bekommen, und da mußte er mir
welch, avieven.
Pantoffelheld.
Habe ich die Ehre, den Herrn deS
Hauses zu sprechen?'
,!liee. dedaure, meine Frau ist nicht zu
Hause!'
Unbewußte Selbstkritik.
Präsident: Zeuge Lehmann. erzäb,
len Sie uns doch jetzt den Ursprung deS
ireilks.
Zeuge: Der Anzeklagte schrie vlöb-
lich, ohne daß ihn Jemand gereizt hätte:
,Jhr Esel, Ihr Dummköpfe'"
Präsident (ihn unterbrechend): ..Sie
wollen aber, während Sie sprechen, sich
nicht dem Publikum, sondern dem Ge
richtshofe zuwenden."
Aha!
Tischlermeister: .Sie wolle ein Naar
Krücken bei mir bestellen? Wozu denn?
Sie können ja ganz gut gehen.'
Bettler (dem Tischler vertraulich auf
die Schulter klopfend): .Lieber Freund,
das ist Gefchäfislache. davon svricbt man
nicht.'
Grob.
3Vnkfn föi SrSnMn !s I f...
p -- -w-, u . Ul
schäftige mich jetzt mit dem Studium vo
iT!.' 1
wpuuiiil
.Ach wi reizend, da fangen Sie wohl
mit Deutsch an, nicht wahr?'
Mklklldorf. Küfer Berob. Mirb.lm
und seine Ehefrau feierten ihre golden
Hochzeit.
ckmxfchlen?.
Hausfrau (, dem f.cll.-fuchfnde
Diengmldchen): .Wa ist denn tn die
sem Bündel? Sie habe,, da ohl
gleich ihr Sachen mitgebrajl?'
DtcnstmSdchkn: .Da sind n?e!ne
Zeugnisse!'
ver echie pron.
Frau (die mit ihrem Gatten da Eon
zert besuchen will): .Karl, s ist die
höchste Zeit, daß wir gehen!'
Mann: .Heut müsse wir später
komme S sind sehr thturr
Preise!'
Ueberflüssig.
Damr: .Um' Himmels willen,
Lridget, wie kommst Du dazu, Dir
Morgen? um zehn Uhr die Füße waschen
zu wollen?'
Bridget: .Na, ich gehe doch heute
Nachmittag zum Photographen!'
Im Restaurant.
Gast: .Wie vielmal laufen Si den
an meinem Tisch vorbei, ehe Sie mir
da Beefsteak dringen?'
Kellner: .Zählen Sie doch fMst, Ich
bin zu beschäftigt.'
Vor Gericht.
Richter: .Ihr Stand?'
Angeklagter: .Verheirethet sonst
aber unbestraft.'
Zu krause ni,t'i.
Gast: Also St sind Musikkrl Wa
für in Jnftrumknt spielen S denn?"
Musiker: Ich spiele die erst Geiize,
verehrter Freund."
Seine Gattin (mit Betonung): Aber
nur im Orchester."
Etwas für die Häuslichkeit.
Sie : .Im Konzert dachte ich an Ver,
schieden?, z. B. wir brauchen nöthig Ei
nigeS für unsere Häuslichkeit'
Er : .Eooooo?'
' Sie : .Ja, z. B. zunächst ein neues
Ballkleid.'
Schrecklich.
Er: .Mein Fräulein, ich lieb Sie!
Lieben Si mich wieder ?'
Fräulein Pepi: ,0ui l'
Er: ,O Gott, warum hab' ich nicht
Französisch gelernt!'
Doch etwas.
Frau Doktor: .Ich gratulire, liebe
Freundin Ihr Mann hat ja wieder den
Preis sür sein gelehrte Werk erhalten! '
Frau Professor : .Unter un gesagt,
liebe Frau Doktor, e ist in wahres
Glück, daß mein Mann wenigstens noch
etwas von der Wissenschaft verfleht, in
der Wirthschaft zu Hause kann ich ihn
rein zu nichts brauchen.'
Ein Gemiithsmcnfch.
.Ach, lieber Freund, pumpe wir doch
elf Mark, siehst Du. eine Mark zahle ich
Dir auch sofort zurück!'
Genau.
Neffe (der zugegen ist, wie seine schwer
kranke Tante ihm im Testament einige
Tausend Mark ausgesetzt): .Tante, ich
habe auch sünfzig Pfennige für d,nDerst
mann ausgelegt, der den Herrn Notar
gerufen hat !'
Er kennt sich.
Beamter: Sie scheinen nicht ganz
nüchtern zu sein; kommen Sie lieber di
sen Nachmittag wieder!"
Da werd ich doch erst recht nicht mehr
ganz nüchtern sein."
Rindliche Auffassung.
Ladenbesitzer (zur kleinen Maria):
.Nun mein Kind, wie gefällt Dir denn
das neue Kleid, da Mama gestern bei
mir gekauft hat?'
Mariechen (schluchzend): .Ich will eS
gar nicht haben Sie find ein so häß
iicher, garstiger Man!'
.So, wer sagt denn da?'
.Ja, Mama hat gesagt, Sie hätten
Ihr dabei so über' Ohr gehauen!'
Unterschätzt.
.Schämen SI, sich. Si könn auch
arbkitknl'
Glauben SI denn, dak bei den
schlechten Zeiten da Betteln kein Arbeit
ist?'
Der pesflmist.
.Sieh' mal. Carl, die (tarnt eituna
ist wieder voll von Unglückösällen, Du
haft sie doch gelesen?'
.Nein, Du weißt ja, daß ich Ver,
lebunoS und SeiratdS'Anzkiaeu vrin,
cipiell nie lese!'
Gffcnherzig.
Lieutenant (träumerisch die Land einer
reichen Erdin betrachtend): .Ach, wie
ilZiei ronni diese kleine, schöne Hand
glücklich machen!'
Dame: .Viel? Sie kann doch nur
einen Einzigen beglücken!'
Lieutenant: O. wenn Sie mir sie
reichten, würben Virl, beglückt wer,
den!'
Im Couxee.
A.: .Wollen Sie nicht Ihren Koffer
etwa zurückstellen, er könnte mir sonst
aus ren ops sauen."
B.: O, da macht nichts, es find
keine zerbrechlichtn Sachen darin.'
Keine Gefahr.
Baronin l,u ihm neuenaagirten Mel :
Wi hkißen Si denn?"
Zofe: Kunigunde."
Baronin: Das sage ich Ihnen aleich
im Voraus, einen Eduard dulde ich
nicht."
Zofe (verschämt : ..Aber, anädioe
Frau, r heißt ja gar nicht so!"