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About Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901 | View Entire Issue (May 30, 1895)
Der Rettungsanker. jt y . Von (fmil Pk'ch?au. .Natürlich febr erfreut, dich einmal Ubenufehen. Um so mehr, all cl unl gut gehl.... und in solch Stimmung begegnet man alten Freunden ja Itcver all in gelten der Noth. Ja, ahrhaf lig, e geht unl gut. Wir essen zu un. feren Kartoffeln nun sogar zweimal in der Woche Fleisch, und cenn du den rich tigen Tag triffst, kannst du also aus einen raten rechnen. Daß Lina ihn gut zu. tereitet. weißt du. Sie hat Genie und Ire eine großartige Köchin geworden, hätt fit nur mehr Gelegenheit zur Ueiung gehabt, was übrigen! ganz mein Fall ist. Ich bin überzeugt, daß aus nur etwas rechte geworden wäre, hätte man mir nur einen Platz zum Schaffen eingeräumt. Macht mich zum Reichskanzler und dann seht zu, wie ich regiere! Aber leider wollte man mich nicht einmal zum Buchhalter oder zum Werksührer machen. Nun Schwamm drüber! Die traurige Zeit ist vorbei, ich Jalt einen Rettungsanker gesunden. Ja, lebet reund. einen Rettungsanker Und wenn e och eine Beweise für meine Genialität bedarf da ist er, Ein Rettungsanker eigener Erfindung entdeckt, wie so viel Geniales m oer Stunde der größten Verzweiflung ausaeworfen ohne offnung, mit kair, schenken Zähnen und wildhämmerndem Herzen und siehe da, der Anker saß fest, und dein alter Freund ist auf dem Beste Wege sein Glück zu maqen. jtc Zeit der fleischlosen Kartoffeln ist vor, über, und Bubi hat zn seinem letzten Geburtstag sogar einen Matrosenanzug erhalten eine ganze Sammlung von kern Anker auf der Mütze, Anker cus der Bluse, Anker aus dem Beinkleid. Er siebt prächtig au, der kleine Kerl, und Lina ist im siebenten Himmel, den in Matrosenanzug sur Bubi war sllr sie, al für mich der Braten zu den Kartof, fein: der Traum jener Stunden, die jeder Mensch bis zum Tode bat jener tun, den oder Sekunden, da er glaubt, da Glück könnte doch einmal auch ihm noch lächeln I Leö' wohl, lieber Freund, und wenn du un nicht gerade zum Mittagessen in' Hau fall (was immerhin nicht ge rathen ist, da die Kartoffeln einstweilen nur zweimal in der Woche mit egiei tung erscheinen), dann thust du am besten, ich im Kontor abzuholen. Die che mische Fabrik von Angerer zeigt dir jede! Kind sie ist überdies in der Nähe de Bahnhofe. Auf baldige Wiedersehen also! Viele Grüße von meiner Lina und so weiter. , Dein alter gny." Ich hatte dem Freunde geschrieben, daß mich eine Reise durch die Provinzstaot, in der er eine Stellung gefunden batte. führen werde, und daß ich ihn bei dieser Gelegenheit besuchen wolle. Der mit Sctheilte Brief war die Antwort auf mein Schreiben, und die frohe Stimmung, die diese Antwort verrieth, bereitete mir nicht wenig Freude. Denn der arme Mensch ar in den letzten Jahren in einer seh, traurigen Lage gewesen, und diese trau ricie Lage berührte mich um so schmerz, licher, al sie ein recht wehmüthiges Streiflicht auf die best aller Welten warf. Aa dem Unglück de armen Fritz war ja im Grunde genommen nichts anderes Schuld, als da kleine .und so weiter am Schluß seine Briefe. Ein kleine, ganz kleine .und so wei, t", aber er zählte sechs Köpfe. E begann mit dem Alter von drei Jahren nnd endigte mit dem Alter von zehn Jahren. Sechs blonde Köpfe, aussteigend wie die Pfeifen einer Orgel Bubi wurde da jüngste genannt, Agnes hieß da ltefte. Mein Gott. eS Ist ja kein Verbrechen Und doch wird eS einem in der Well so oft alS erbrechen angerechnet; zum Bei, spiel von den Hausbesitzern, und auch sonst ost genug insbesondere dann, wenn man kein Geld hat. Fritz war Offizier gewesen, und als er leine Lina heirathen wollte, quittirte er den Dienst. Bon Kaution konnte ja nicht die Rede fein, denn er war arm und Lina ar arm. Trotzdem heirateten sie, und man Vtro es ihnen vielleicht verzeihen, wenn man erfährt, daß Fritz die besten Aussichten halte. Ein guter Freund, der et großes Exportgeschäft besaß, stellte ihn mit einem Gehalt an, das fast dop pelt so groß war, als ein Offiziergehalt, und das in der Folge noch stieg. Sorge für die Zukunft konnte Fritz um fo eni ger kennen, al er ebenso begabt wie fleißig war und fortwährend daran ar Seitete, seine Kenntnisse zu vermehren. So lebten denn die beiden in Glück und Wonne dahin. Sie liebten sich, sie hatten ihr bescheidene Auskommen, und e war keine Ursache, düster in die Zu, kunft zu sehen. Daß der Storch jede Jahr Einkehr bei ihnen hielt, erhöhte nur ihre Freude, und wenn man sich mit der Zeit auch einschränken mußte, und Lina endlich den ganzen Tag über keine ruhige Stunde mehr hatte ihr Glück wurde dadurch nicht beeinträchtigt. Plötzlich aber traf sie ein schwerer Schlag. Der Besitzer des Geschäfts ge, rieth in Konkurs. Fritz verlor feine Stellung. Immerhin war auch jetzt keine Ursache zu trüben Gedanken. Fritz würde schon wieder eine neue Stellung fwden. I Buchhalter, als Werksührer, als Verwalter er hatte ja kaufmännische und technische Kenntnisse, er war ein Ehrenmann, sein Chef hatte ihm das beste Zeugniß mit auf den Weg gegeben. Und gelang eS nicht, in der Stadt ein Unterkommen zu finden, dann zog man eben weiter. Deutschland ist ja so groß und wenn Fritz auch keine Protektion hatte er giebt heutzutage noch etwa auf Protektion! Man war also guten Muthe. Aber bald wurde das anders. Monat au Monat verging, und alle Versuche blie ben erfolglos. Da sechste tnd Bubi traf ein, und bereil waren alle Er sparvisse aufgezehrt. Fritz gerieth ta düstere Brüten. Sollte doch die Pro teklion mehr gelte, als alles andere? Und sich Freunde zu machen da hatte er allerdings ver aumt. Nach einem Jahre vergeblichen Rin gevs wußte er indeß, daß nicht allein der Mangel an Protektion im Wege stand, Es waren nun ost genug Unterhandlun gen mit ihm eingeleitet worden, und wie, derholt hatte man schon nahe vor dem Abschluß gestanden. Was aber alle Pläne zu nichte machte, da war da kleine ,,und so weiter", da waren d sechs Orgelpfeifen. Lieber Mann, wie ollen Sie denn mit dem Gehalt bei sechs Kindern an ständig leben? Nein, da ist keine Siel, lung sllr Sie. da geht nicht." So oder ähnlich lauteten die Worte mit denen man ihn stet verabschiedete Ein Arbeiter ja, da ist auch etwa andere. Der braucht auch nicht zu repräsentiren, der kann seine Kinder in rumxen geben lanen, dem kostet die Erziehung nicht, der braucht keinen Dienstboten." Und dergleichen mehr. Ach, brauchte denn Lina einen Dienst, boten ? Brauchen die Kinder Tailleur und Modistinnen, wenn die Mutter so flink die Nadel führt ? Kann min, wenn man maßig und sparsam ist, nicht auch bei sechs Kindern sein Auskommen sin, den, ohne seinen Chef zu betrügen, zu beftehlen oder durch Nebenarbeit" zu schäbigen i Nein, nein, sechs Kinder das geht nicht. Am Ende giebt eS noch Skandal Bettelei Mordge chichten.' Ja, Fritz hatt auch solch einen Protz kennen gelernt, der ihm hart und trocken in 8 Gesicht sagte, wie es mitunter ende wenn man seine Familienverhältniff, nicht mit dem Geldsäckel in Einklang bringe. Und doch braucht mancher junge Mann, mancher Zunggeselle sur Kraoat ten, Busennadeln, Bartwichse, echte? Bier u. s. w. zehnmal mehr, al ein Familienvater meiner Art!" Aber darauf hatte man nur Achsel, zucken oder Schweigen, manchmal auch eine Ausrede, um der Sache ein Ende zu machen. Zum Beispiel: UedrigenS sind (sie kein tenograpy, und Stenographi, ist bet uns dringend nöthig." Im zweiten Jahre lernte Fritz euch noch Stenographie. Aber wa nützt die Vtenographte bei sechs Kindern l Und so verging auch diese Jahr und daö nächste, ohne daß Fritz eine Anstellung gefunden hätte. Er half hier und da kleineren Geschäftsleuten ihre Bücher in Ordnung bringen, besorgte allerlei Schreibereien, versuchte eS mit dem und jenem, und so schlug man sich eben noth dürftig durch. Daß dabei die Kartoffeln in Permanenz erklärt waren, ist selbst verständlich. Und nun war da Alle wieder ganz anders geworden, griv hatte eine vtl lung gefunden, und e ging ihm gut. Ich war wirklich begierig, zu erfahren, wie denn der NettungSanrer beschaffen war, oen er gesunden yaue. AIS ich in M., einer mitteldeutschen Provinzftabt, ankam, ar mein erster Weg nach der chemischen Fabrik, in der Fritz bedienstet ar. Ich traf ihn in einem eleganten Zimmer, neben dem Ehe arveileno, und ais er die en fragte, ob er mich begleiten könnte, antwortete der Gewaltige mit einer ganz erstaunlichen rieoenswurvigreil: .der natürlich, lieber Freund. Sie sind frei für heute. Bei Ihnen weiß man ja auch, baß Sie's morgen doppelt yereinvringen. .Teufel ' sagte ich. .du ha Dich mer aoer ra,q oeuevk gemacht." .Ja. a," erwiderte er. .Aber du solltest nur länger hier fein. Ich bin nicht blo im Geschäft die rechte Hand es lioess, ich din auch Ion eine allae mein geachtete und beliebte Persönlichkeit, ovwoyt ich eigentlich außerhalb de Ge, schSft keinen Verkehr habe und immer in meinem Schneckenhaus stecke.... Der Mann, der mich ebenso freundlich gegrüßt yai, ist err Pflaumendaum, der erste Bankier unserer Stadt Bei dem habe ich freilich auch mein Depot liege e ist also ein kleine egoistisches In teresse dabei. .Dein Depot?' fragte ich erstaunt. Ja, age mir nur haft du eine Erb schaft gemacht? .Leider nein,' erwiderte er seufzend. ,Aber bei Pflaumendaum habe ich ein genanntes .verschlossene Depot' lie gen, sur das ich pro Jahr 25 Mark be zahlen muß ein Kästchen mit Werth papieren.' Ja. Das war mein RettunaSan ker." Ich verstehe dich nicht." Ein eigenthümliche, Lächeln glitt über eine age. .Eines Tages las ich wieder ein höchst versayrerisches Inserat. Korrespon dent für eine chemische Fabrik gesucht Bewerber muß der Stenographie mächtig ein und gute .eugnine de iben. An angSgehalt 2400 Mark. Stellung dauernd bei steigendem salatr. AIS ch da las, wurde mir zu Muthe wie dem seligen TantaluS. Ich sah den Himmel voller Brate und Matrosen- anzöge. Und seit ein paar Tagen litten wir Moty, sie nie zuvor. Allerlei Miß, Beschick war zusammengetroffen wir hungerten. Und in dieser Stunde der TantaluSqual erfand Ich meinen Ret tungSavker. Ich fetzte mich hin und be warb mich um die Stelle aber in ganz anderer Weise, als ich e bisher gethan." Du machst mich wirklich neugierig," sagte ich. als er schwieg. , ,,Wa hast du angefangen?" Ich schrieb einfach, daß ich eigentlich keine Stellung nöthig hätte, daß ich von meinem Vermögen leben kann und lebe. der ich sei ein Mensch, der der Thätig reit bedürfe, der krank werde, wenn er nicht jeden Morgen um acht Uhr in' Bureau gehen könne, und da Stenogra, xhie meine besondere Liebhaberei und M seiner hübschen Lage und angenehmen LebenSverhaltmsse wegen vortheilhast be. sannt sei, so wäre ich nicht abgeneigt, die tellunz anzunehmen. Schließlich macht, ich dann noch ein Postskrixtum mit der Bitte, mir gefälligst mitzutheilen, ob in M. sich ein solide Bankhaus bestnde, bei dem ich, im Falle der Ueberfledelung meine Papiere depontrea könnte." Ich blieb stehend und sah ihn lachend an. .Und das war dein Rettungsanker? .Da ar mein Rettungsanker. Post, endend kam eine günstige Antwort und dem Manne siel es gar nicht ein, nach meinen Familienverhaltnifsen zu fragen. Ich hätte ein ganze Dutzend Kinder haben können! Und ich hätte so, gar die 25 Mark für da Depot be Pflaumenbaum und die zwei Mark für da verschließbare Kästchen sparen kön, nen. Aber sicher ist sicher, und all die Bitternisse, die ich erfahren mußte, haben mich eben etwa ängstlich gemacht. Und so habe Ich nun doch auch schon wieder meine orgel" .Eine Sorge?' .Ja. Ein paar Iah noch dann sind meine ältesten Mädel heiratsfähig und dann " .Und dann .Mein Gott denke ich an da ver. siegelte Depot bei Pflaumendaum! Wir werben un ja vor HeirathSlustigen gar nicgk reuen können." Er lachte, und dann wurde er plötzlich ernst und wies auf ein Fenster, in dem nicht weniger al vier blonde Köpfe ficht, bar waren, Und die Köpfe nickten, nur einer mit einer Matrosenmütze schrie laut .Papal" .Wir find zu Hause ' sagte Fritz .Gottlob, daß ich diesen Rettungsanker entdeckt haue." Ueberlistet. Humoreske von Herm. Seyjsert. .Stecken Sie doch aesZllia den Schwindel da in' euer! ,u v,e Briese? cte sind ja noch gar nicht geennet. verr von Wettern?' .Egal; weg damit. Wenn' Ihnen van macur. rönnen (sie ta an tu Rechnungen gleich bezahlen.' .Ich danke wann werben Sie mir denn wieder einmal Miethe entrichten?' .Sobald mein fierr Onkel wieder ein mal feinen guten Tag hat.' was rann der lanae dauern?" Um so mebr wäcbst Stbt Kavital an. Nun, bitte, schaffen Sie da Zeug hin. aus.- ,Alle,k' .Wie ich sagte.' Die Wirtbin nabm die Briefe ,ur fianb und lieh ge durch die ftinaei leiten. ,U0 dieser auch von einem Gläubiger rommik' ite si e t Um t u mattrosa täoaoeri vor Die Augen. .jawohl, wenn au von einem weib lichen. ES wird Ihnen nicht ganz unbe. ranm ein, vag auch das er, (schulden macht. Gut, so legen Sie'S wieder da, bin weide versuchen, dem GcfärtiMtl der holden Emma oder der feschen Rest eiwas Geschmack abzugewinnen.' Die Wirthin entfernte sich und der Gargon öffnete da Briefchen. .Erwarte Sie beute Abend uns d,m Maskenball Im Hotel be Rome. Eisen nungSzeichin P,errette.MaSke. Meinen galanten Ritter erde ich an einem harl gen Cbrvsantemumbllscbel erkennen. Mit ungeduldiger Sehnsucht Ihre L.' William von Weltern mochte noch so viel die Schristzüge fludiren, er konnte es nial verausnnken. wer diele siebt rn. nißvolle L. fein mochte. ,Nun. da soll mir auch gleich blei, ben,' dachte er und sprang, In Erregung gebracht, aus. .jedenfalls winkt mir ein viranlei Adenkeuer und ick, bock hob tausend Ich habe ja kein Geld und theuer zu flehen kommen wird mir der Vpag. a bleibt mir nicht Andere übrig, al meine letzten beiden Mohi kaner zu opfern!' Er steckte dieselben, zwei Fünfzig.Mark.Scheine, In seine Brustia fie. Um übn Ubr Abend war er bereit an Ort und Stelle. Plötzlich mitten in bem MaSkenaemübl legte sich ein schöner Arm auf den feini. gen uno ein neckischer KiapS tras seine chuiier. .AS kam e unwillkürlich vor Ver wunderung von Williams Lippen, al er res flakkiicyen Weide ansichtig wurde. ,vast Bu mich schon lange erwartet?' ragte flüsternd eine wunderbar klana, volle Stimme. .Eine Ewigkeit, schöne Maskel' er. widerte Wettern, dem da Herz klopfte. So laßt uns jetzt schnell ein Ei eklen ich vergehe vor Durft.' Wie de cheiden sie ist dachte der Ka, oalier nur ein Ei I Kaum saßen sie an dem kleinen runde Marmortisch, al sie Land und Arm. be, deckt mit kostbaren dänischen fianb. schuhen. William mit einer gewissen aus, dringlichen Koketterie prLsenlirte. .Wenn ote wllnten. , mein err. In welchen Begebungen wir tu einander stehen mich hat ein Interesse für Sie yieryer gerufen, das großer und gerecht. erltgier ist, als tote wohl ahnen." .Interesse kür micb o. kebr ickmei, chelbafr. kÜrwakr.' saate er .aber hm, mein Gott,' dachte er, .was für ein Gebeimni mag nur 6 int er dieser Maske stecken?' .AIS icb neulich mit ftfirern OSelm. Herin von Wettern, sprach ' wan te rennen meinen ozeime' rief William ganz außer Fassung ge. rac?:. .O, sehr gut. Wir sehen ur. sa täglich er beklagt sich sehr über Sie! ,Wa,?' fuhr William auf. lenkte aber gleich wieder ein. Am Ende ar die geheimnisvolle Maske die schöne steinreiche, aber etwa excentrische Ba ronesse Tolka, für die sein Oheim schwärmte und die zu heirathen er seinem Nessen wiederholt gerathen hatte. .Ja, ja er hat recht,' sagte er demüthig .Ich muß e selbst zugeben, ich bin ein Taugenicht. Mein Junggesellevleben ist weiter nicht al eine langweilige Kettle srivoler Bergvugungen, und das Resul tat? Schulden! Schulden und wieder Schulden!' .Sie armer Mann, wie ich Sie be daure. Aber wissen Sie auch, daß ih guter Oheim sofort bereit wäre, alle Ihre Schulden zu decken, wenn Sie sich entschließen würden, solide zu werben? .Sie meinen, schöne Maske,' fragt William bedeutungsvoll, .wenn ich mich verheirathen möchtet" Sie nickte eifrig. .Machen Sie es doch wie jüngst erst Ihr Freund Harro. er gab mir, als er vor seiner Hoch zeitsreise sich von mir verabschiedete, die Versicherung, nie würde ihn dieser Schritt zur Besserung gereuen." .Harrn? Hochzeitsreise? veralschie, bet? Sie ist es Baronesse Tolka l" kal, kulirte der auf die Folter Gespannte. Wollen wir unser interessante Ge spräch nicht ganz unter un bei einem solennen Souper fortsetzen? meinte er, .und darf Ich Sie nicht bitten, Ihre MaSke zu lüften?' Sie bat indessen dringend, daß er Ihr Inkognito schonen möge, und der ritterliche Gargon, galant am Arm In ein cnambr separee führend, refvektirte diesen Wunsch der vermeintlichen Baronesse. ,Ah, die hübsch Stickerei,' rief st, entzückt, als Wettern feine Brie ta ch herauszog, um das Menu zu componiren .Gefällt sie Ihnen?' fragt r und reichte sie schnell feiner Dame. .Ein Angebinde von einer zarten Liebe? Nicht wahr?' ,O, meine Gnädigst I wehrt er ab, um sich nicht vor der HeirathSlustigen MillionZrin bloSzuftellen, .da stammt au der Erbschaft einer alten Tante.' .Einer alten Tonte' wiederholt die MaSkirte ironisch und zog dabei einen der Fünfzigmarkscheine hervor, so graziös, al handhabte sie ein Spitzentuch. .Für diese Unwahrheit sollen Sie Buße thun, mein Herr; gestatten Sie, daß ich diese Banknote der rmenkas e üderwet e" Mit Vergnügen, ' beeilte sich William zu versichern und strich sofort zwei Gänge von dem componirten Menu wieder aus. Fünfzig Mark sllr die Armen? Das geht ja gut!' dachte er, .wenn sie wüßte, daß sie mir mein halbe vermögen avze knöpft hat!" Da Souper war trotz der gestrichenen Speisen noch opulent genug, um im Berein mit dem Champagner höchst an regend auf William zu wirken. Kühr geworden umarmte er mit glühenden Lie, beSbetheurungen die reizend Pienette und wollte rasch inen Kuß unter die SpitzenmaSke appliciren, als die Schöne mit einer geschickten Bewegung den clel irischen Klingelknopf drei,, viermal hin, tereinander drückt und dem schnell her, beigeetlten Kellner atyemloS zurtes: .Vosort eine Vroschke l" Habe Ich Sie beleidigt, meine Gnä, digste?" fragt William sehr enttäuscht ,,o haben te keine Ahnung, wer ich bin?" Ich ahn e wohl: aber, mein Gott, so geben te mir doch Gewißheit !" Gewißheit wünschen tote V Wohlan, hier, ich bitte!" Sie übergab ihm ein rosa Brie chen und verlie rasch da immer. William überflog den Inhalt und stampfte mit einem Fluche, der weniger einem Edelmann als einem Beserker Ehre machte, aus di Diele, baß die Glaskugeln erzitterten. Wa in dem zarten rosa Briefchen ge schrieben stand? Rechnung für Herrn William H. o. Wettern. An geliefert Handschuhe . ...M. 49.29 Summa, M. 49.25 Betrag dankend erhalten. Berlin, den p. Jakob Klingebeil. Laura Höser. Am nächsten Morgen ließ der also Genasführte sämmtliche eingelaufenen Briefe ohne Ausnahme sofort verbrennen und gelangte somit auch nicht in den Besitz von fünfundfiebzig Pfennig Ueberschuß, die da schlaue Fraulein Höser ihm ge wissenhaft In Briefmarken hatte zustellen lassen. Ein gründlicher WeiSeryasser. Ein Hagestolz, wie er im Buche steht, st kürzlich In Wien, als er zu dem Lei chenbegängnisse feine Bruder fuhr, ge, ftorben. Der lange, hagere Mann, mit dem schwarzen Salonanzug, stets mit Cylinder und einem Rohrftocke versehen, war ein typische Figur im 16. Wiener Bezirk. Interessant Ist seine Hinter, lassenschaft. In einem Fache seine Schreibtische fanden sein Verwandten ein Päckchen mit derAufschrift: .Versuche meiner Verwandten, mich in' Ehejoch zu zwingen. Da Päckchen enthält 62 Briefe, die vom Jahr 1L45 bi 1393 laufen uud mit Bemerkungen de Hage, stolzen versehen, registrirt und ,ad acta" gelegt sind. Von dem Sammler Ist ein Zettel beigefügt mit den Worten: ,62 Briefe mit ebenso vielen Antragen von heirathSbedürstigen Mädchen und Wilt. wen, welche ein Gesammtoermögen von 1,760.000 Fl. in' Feld stellten, um mich zu ködern.' Dr. Ungern nannte man ihn scherzweise, wenn er in seinem Stammgasthause, da er im 16. oder 17. Bezirke hatte, jede zweite Woche erschien, Im Gaflhause sah er nur dort, wo er wuszie, daß kein Platz sllr eine Damenge sellsczast war. Ging er in Theater, nahm er stets drei Sitze. Links saß sein Faktotum, der alte Franz, und rechts ließ er den Sitz leer. Aus der Tram, war,, im vmnidu, aus der Bahn war sein mit ordinärem Tabak gestopfte Pfeif seine Begleiterin. Die hielt ihm da eidliche Geschlecht meist zur Ge, nüge vom Halse. Charakteristisch ist eine Stell im Testamente; er schreibt: .Ich bitte meine Verwandten, dafür Sorge zu tragen, daß auf dem Friedhose, wo ich beerdigt werde, neben mir keine grauen, Wichen beerdigt werden. Sollte die un. thunlich sein, so bitte, für mich einen Gruftplatz für drei Leichen zu kaufen und mein Leiche In die Mitte zu beerdigen, die Räume recht und link aber unbelegt zu lassen." Aus der Klemme gezogen. Mit dem Grenadier Lullioni von der ersten Garde, einem Welschtiroler von Geburt, pflegt sich Friedrich der Gros, oft einen Scherz zu machen, wodurch jener allmählich sehr dreist ward. So ost sein Frau In' Wochenbett kam brachte er dem König einen Gevatterbries, und bat ihm bei einem Sohne zu Gevatter, wenn e gleich ein Mädchen war. Er bediente sich diese Geoatterbitten aber auch, wenn e ihm an Geld fehlte. Ein' kam er wieder mit einem solchen Antrag vor oen König. .Geh', geh',' sagte Friedrich, .Deine Frau ist gar nicht in Wochen. Du be, kommst nicht !' Bullioni ließ sich für diesmal abferti gen, kam aber nach einigen Tagen wieder und sagte: ,Err Gevatter, ick brauch Geldl" .Geh',' sagte der König; .ich habe keir,!' Bullioni blieb und sagte: .Jhro Maje, stat, leih'n Sie mir aus mein' Kapitula tion nur swei Dukat." .Haft du sie bei Dir?' fragte der König. .Ja!' .Gib sie her!' Bullioni erhielt zwei Dukaten, und der König erhielt die Kapitulation, da heißt die Urkunde, laut welcher ein Unteroffizier semen Dienst wieder verlängert und die wegzugeben oder zu beleihen bei hoher Strafe verboten war. AI nach einiger Zeit bteKapitulationen abgelausen waren ließ sich der König die Liste der betreffen den Soldaten einreichen, und al er auch den Namen Bullioni darauf fand, fragte er den Adjutanten:, Hat der Unteroffizier Bullioni überhaupt eine Kapitulation?' .Ja, Jhro Ma eMI' Der König behauptete, er habe keine, und um aus der Sache zu kommen, mußte der Unteroffizier erscheinen. Friedrich fragte nun den Adjutanten: .Wa ver dient der Soldat, der fein Kapitulation versetzt?" , BierundzwanzigmalGassenIausen und die Kapitulation ist versallen." Bullioni trat sofort zum Adjutanten und fragte: .Und wa hat der verdient, der aus Kapitulation Geld leiht?" Der König lachte laut auf und gestand, baß auch er gefehlt habe und sagte: .Da nimm Deine Kapitulation, und komm mir so bald nicht wieder!' Der örsolg des Annoncirens. Der Bankier und ZeitungSfpekulavt Millaud, der Gründer de Pariser .Petit Journal', hielt enthusiastisch an der An, ficht fest, baß reichliche Annonciren alle mal Vortheil brächte. Eine Tage hatte er fast all Besitzer der größeren Pari er Tageblätter bei sich zu Ti che, DaS Gespräch drehte sich um dasselbe Thema. Millaud behauptete, durch viel sache Anzeigen vermöge man auch von den wertlosesten Dingen ungeheure Mengen abzusetzen. Emile de Girardin, von der Presse, betheiligte sich hervor, ragend an dem Gespräche. .Wa wet. ten Sie,' rief Millaud, .daß ich binnen einer Woche für 100,00 Franc ganz gewöhnlichen Kohlsamen verkaufe, wenn ch angebe, da aul dem elden mie en kohlköpse aufwachsen? Ich brauche dazu weiter nicht, al eine ganzseitige An nonce in jedem der täglich erscheinenden Blätter der Hauptstadt.' Girardin erklärt sich bereit, ihm, wenn er die Wette gewinne, eine ganze Seite feines Blattes unentgeltlich zur Verfügung zu stellen, uud die übrigen Zettungsyeraus geb erklärten fich zu demselben Zuge ständnisse bereit. Nach Ablauf der Woche fragten fi bei Millaud an, wie sich der Absatz de Kohlsamen gestaltet habe. Dieser legte ihnen trtumpyireno eine Bucher vor und wie daraus nacy, daß er fast doppelt so viel, wie ver. rochen, verkaust yave, wayreno nocs immer neue Bestellungen in Menge ein, liefen. Er erklärte ledoch, der Scherz müsse nun ei Ende nehmen und eitere Aufträge würden nicht mehr ausgeführt werden. Sine gefahrvolle Schießxrobe. Man schreibt au London: In seinen oeben veröffentlichen .Reminiscenzen" childert der General Sir John Adve einen amüsanten Vorfall während einer Schießprobe In Woolmich. Man wollte mit einem kleinen Geschütz, da vom Rücken eine Pferde abgefeuert werden konnte. Versuche anstellen. Da P erd wurde mit dem Kopse an einem Psahl ge, bunden nnd die Kanone auf eine Schieß, mauer gerichtet, wahrend die Prüfung? kommisfion hinter dem Thiere Auffiel lung nahm. Man benutzte einen langsam brennenden Zündfaben, dessen Zischen das Pferd unruhig machte, und da man das, selbe den nur am Kopfe festgebunden, begann e fich um den Pfahl herumzudre hen, bis die Mündung der Kanone gerade auf dieKommisflon gerichtet war. Da ar kein Augenblick zu verlieren und im Nu sah man Vorsitzenden und Mitglieder flach aus dem Bauch liegen. Die Kugel flog in der Werst nieder, da Pserd lag mehrere Meter entfernt aus dem Rücken. Die PrüfuncSkommisflon blieb unver sehrt, aber sie erklärte sich trotzdem ein stimmig gegen da neue Geschütz. Kindermund. Ein kleines, dreijährige Mädchen hatte einer Kindergesellschast beigewohnt und erzählte, al sie wieder nach Hause kam. ihren Eltern: .AIs wir an einem tische saßen, fiel ein kleine Mädchen vom Stuhle. Die anderen Mädchen lachten alle. Ich aber nicht.' .So? Und warum lachtest Lu denn nicht mit?' .Weil Ich die war, die vom Stuhle siel.' !.'icyclel?ariaiiie. In einem kühlen Grund Da liegt ein Gummirad, Der Jüngling ist verschwunden Der d'raus gesessen hat. Tüchtiger Geschäftsmann. Ein Schleisergehülfe zog mit In der Welt umher. Als er nach mehreren Jahren einmal nach Hause kam, fragte ihn der Schulze im Wirthshause: .No, biste wieder emol do? Wie wor in der Fremde?' ,Nu, wie wor'k? Ich hon geleiert und der Meester Hot geschliffen! Su wor! M Die weiß es. Stubenmädchen (zur Köchln, die fich mit einem Neger verlobt und soeben einen Brief von diesem empfangen hat): .Ach, der Brief Ist ja voller Klerel' Köchin: .Dumme Gan da sind ja seine Thränen! Poesie und j?rcsa. Schauspieler (in der Rolle de Ham let mit Grabesstimme): .Wo kann ich Ruh' und Frieden finden?" Stimme (von der Gallerie): ,Nir, gend, bevor Se mir nich for die neuen Stiefeln berappt haben I Eine Lnttälifchnng. Vater lkelbkibemukt Na. wa kaat denn Dein Professor jetzt zu Deinen Auf, sützen, sende iq nc xjir mache," Sobn lOuarianer: .Nicbt. Nur wie er mir da Ausgabenheft zurückge geben hatte, sagte er: .Man sieht au Ihren Arbeiten, sie werden täglich blö, der." Beim Studio. Lehrjunge: .Mel Meester sagt, wenn Sie die Stiebe! nich balde bezahlen dhäden, dann geht er glei uffS kennigliche Amtsgericht un verglagt Siel' Studio: .Wie heißt denn Du, mein Sohn?' Lehrjung: .Alfred.' Studio: .Höre mal. Du trittst aber hier so königlich auf, al wenn Tu Mahnfried hießest!' Angenehmer versteck, ff nie: .Wie? 55 br kviell Berkiecke. und Du, kleine! Lieschen, mußt immer die großen Kinder suche? XZa indest Du gewiß Niemand?' LieScheu: .Sogar sehr leicht sie ver, stecken sich ja alle Immer in der Speise, kammer.' Großartiger Gedanke. .Sie find heute so in Gedanken, Herr Schmierer. Gewiß denken Sie eben über eine großartige Idee nach.' .Sehr richtig, err Meter, ich war eben Im Begriff, Sie zu bitten, mir ei, nen Thaler leihen zu wollen.' Angebracht. Printipal kzum CommiS): Die Rech, nung sür den Studenten Schlauch schrei. ben t aber möglichst dick und taun eie In ein ganz dünne Couvert, daß man sie durchlesen kann! Er öffnet da Couvert ja doch nicht!' Zlicht anders denkbar. .Ich habe eine riesige Korrespondenz, jeden Tag schreibe ich sechs Briefe!' .Herrgott, mußt Du Schulden ha ben!' 3n der Aanzlei. Sind Si mit Ihrem neuen Bureau, Chef zufrieden?' .Niestg er schia t chon, sodald er fich zur Arbeit gesetzthat!' herausgeplatzt. Pensionat Vorsteherin : Fräulein Helene, wer war der jung Herr, mit dem Sie gestern Nachmittag auf der Straße gingen?' Pensionärin: .Mein Bruderl" Penstonats.Vorstehertn: .So? Seit wann denn?' Pensionärin: .Seit vierzehn Tagen!' lviederspruchsgeift. Also Deine Rieke i jeftorben? Wo- ran denn?' .An ihrem WiderspruchSjeist?' .Was be nich sagst!' ,Nu, wie' fo recht schlimm stand, da chluchzte Ick an Ihrem Bett: .Rieke, theu reS Weib, Du darfst nich sterben." Da rauf warf sie mir noch 'n wüthenden Blick zu, kehrte fich um, und weg war se." Bcim N?ort genommen. Strolch (in einen Bäckerladen tretend): Können Sie nicht eine armen Mann in bischen helfen?' .Nicht da, helfen Sie sich selber !' Strolch (ein Brot vom Ladentisch neh mend): .Wenn Sie gestatten, bin ich so rei."