Ums leben. Von H a n W a r r i n g. Die Nochmittaglkor. warf bereits schlägt Strahlen öder de:i Raserplatz bot dem stattlicher, Landhause und ver lZoaerte die Schalten der bchen. breit iftigen Linden, die ienfelii den Üitlaxg umsäumten. Sie ließ ihren goldenen Schein auch durch daZ Laubmerk g.eiten. da die Säulen der Berandz umrankte. E war ein beißer lag gewesen, der sich jetzt seinem Ende zuneigst. Auch jetzt och lastete die Schwüle mit erdrückender Vtatt aus aller Kreatur. Nur die Soaden schienen unberührt von der all gemeinen Erschlaffung, sie trieben ihr Weseu im Sande bei Weg, und kamen mit ihrer Galleolungenresyett oie tu fen mporgkflattert, um lärmend und schreiend die junge Frau, die regungttoS im Schaukelstvhlt lag. an da gewohnte Lksperirot zu mahn,. Sie aber hatte ihr nicht acht. Mit großen ernsten Augen blickte sie in Wette, nach jenem Durchhau hin, an dessen jenseitigem End der Spiegel der See blaute. Sie ar eine zart, schmächttlge Gestalt, in da ttes Schman der Trauer geneidet, Ihr feingeschnittene Gesicht war schmal und smblo und trug den usorua mau tn, trauervoller Resignation. Thränen, spuren um die Augen erhöhten den Ein, druck eine tiefen Stelenschmerze. Ringsum ar e still, selbst aus dem großen Wirthschaftihsfe jenseit de Hau. je regte sich nicht. All Welt war draußen auf den Feldern, wo heute da große Kornschneiden begonnen hztte. Hin und wieder drang durch die stille Luft ein Ton de fernen froben Leben zu der muthlo Trauernden herüber: da lustige Schärfen der Sensen und da frohe Jauchzen der Schnitter, wenn sie in Mahd beendet. Plötzlich wurde die Stille durch raffen Hufschlag unterbrochen, und gleich dar auf hörte man eine leichten, federkräfti gm Schritt an der Gtebelseite de Hau. fei. Im nächsten Augenblick stob die TperlingSschaar auseinander, der sau. sende Hieb einer Reitgerte hatte sie von Weg und Stufe fortgesegt. Die junge Frau fuhr leicht zusammen und richtete sich mpor, und etwa wie Schrick uud Abwehr einer unerwünschten Störung lag noch auf ihrem Gesichte, als sie es zu dem Manne erhob, der mit zwei raschen Sätzen die Treppe genommen haltt und jetzt hoch aufathmend vor ihr stand. Da ist heute ein Erntemetter da. bei kommt man vorwärts! E ist eine Luft, die Leute arbeiten zu sehen !" rief er, den leichten Strohhut auf den Tisch erfeud und sich durch baS blonde Haar fahrend, das ihm feucht an der Stirn klebte. ..Freilich mancher Schmeißtro. pfen fließt hmte dabei. Merkwürdig, di Leutt freuen sich das ganze Jahr hin durch auf da! Kornhauen, und doch ist , fast dit schwerste Arbeit in der Land wirthschaft." Seine Stimmt klang frisch und froh, und frisch und froh und lebensvoll war sein ganze Erscheinung. Sein blühen de, fonnengebräunteS Gesicht, feine klastische kraftvoll Gestalt bildeten einen scharfen kontraft zu der müden Schlaff. h:it und dem blassen Leidenögesicht seiner urgen Frau. ,Da ist hmer ine Ernt, vi ich sie ier noch nicht erlebt. Halme wie Rohr kaum zu bewältigen 1 Und die Lehren lang und voll dit geben mehr als zwei Scheffel vom Schock. Da wird ein thätiger und glücklicher Winter werden. Edith! Reichlich für die Leute und reichlich für uns, wir werden uns manchen Wunsch erfüllen llnnert." Sit hatte den Kopf wohl zu ihm em porgehoben, aber er sah, daß ihre Augen abwesend in' Leere starrten. Seine Worte hatten ihr Ohr erreicht, aber waren nicht im Stande gewesen, sie aus ihrer Versunkenheit zu reißen. Er macht wieder die Erfahrung, die er in den letz, ten Monaten so oft hatte machen müssen. Alle wofür er lebte und wirkt, war ihr gleichgültig geworden, seine Arbeit, sein Schaffen, seine Freuden fanden keinen Antheil bei ihr. Er warte! einen Auzen. blick, da sie aber still blieb, stieß er einen ungeduldigen Seufzer au. Dann sagte er in plötzlich flanz verändertem Tone: .Ich habt meine Anordnungen sür den Abend getroffen, ich bin jetzt entbehrlich hier. Du weißt, mir werden für ten Abend in Betdritten erwartet ich werde jetzt anspannen lassen zur Fahrt.- .Für mich nicht. Robert ich möchte lieber zu Hause bleiben.- .Warum?' .Mein Sinn steht noch nicht nach Ge selligkeit ich bin nicht so glücklich, ich kanu nicht vergessen!' Ihr Lippen zuck ten und zitterten, und ihr Augen füllten sich mit Thränen. .Ist da ein Vorwurf für mich?' .Nein, ich mache Dir keine Vorwurf, wenn Du meine Worte aber als sol chen empstndeft, so ist da nicht meine Schuld.' E, blieb ine Weil still. Di Unge. dnld wollt in dem Mann auswallen, ab das Mitleid siegte. Er trat näher und sagte, arm und herzlich: .Edith, raffe Dich auf. wa soll au dieser jammervollen Muth, und HossnunzS. lostgkett werden! ES ist fast ein halbe? Jahr her, daß mir unser liebeS Kind ver loren. Weiß Gott, ich habe eS tief und ehrlich betrauert, ich hätte mein Herzblut hingeben mögen, e un zu erhallen. Aber da Leben geht fort, auch über den größten Schmerz hinweg, und jeder Tag fordert das feine. Bon meinem Thun und Lassen hängt das Wohl vieler ab, ihret und meinetwegen muß ich das Leben frisch anfassen. Thu' eS auch. blick' auf un ist ja so viel Schöne und Gute gegeben. Wir wollen ez froh genießen und nicht undankbar über Un j einen große Schmer brüten, der un Sitioffen.' .Vielleicht später jetzt noch nicht ich kann nicht!' Er hatte ftch zu ihr ge fetzt, jetzt spranz er untrduldia auf. .Wie Tu eilist jeder nach seiner Sri! Du willst also nicht nach Verdrillen kommene' .Nein in diese! Hau weniger, al in rrdel andere.' .Also noch in zweiter zwingender Grund. Darf ich diesen nicht auch er ahren?' Ja, eS war noch ei? Grund vorhanden, ein Verdicht, ein böser, quälender Ver dacht, der ihr de Schlaf der Nächte raubte, der sie mit inem neuen Verluste bedrohte, mit dem de Manne oder was gleichbedeutend für sie war, mit dem fei ver Liebe. Aber diesem Verdacht Worte geben ? Niemals, lieber sterben! Er hätt ihn vielleicht tn ihrem Gesicht und in ih reu großen angstvollen Augen gelesen. wenn er sie angesehen hätte. Aber er blickte mit gerunzelten Braue über sie hmweg und schlug ungeduldig mit der Gerte an seine Netlstiefel. .Nun?' Ich halt diese Umgang, gerade die sen, nicht passend weder für Dich noch für mich. Ger Mann ist ein alter Schwatzer, und die Frau eine allbekannte Kokette. Et Gemüthsbewegung hatt ihrer Stimme inen eigenthümlich scharfen lang gegeben, ihre Worte klanzen her der, als He deabichligt hatte. ,(öo f Du urtheilst sehr streng über sie, und doch flnd e unsere nächsten Nach barn, die un in vielen Fälle Friundli, cheZ erwiesen haben. Ich, der ich nicht aus der Höhe einer seldftg:sslligeu Un sehlbarkeit stehe, urtheile milder. Ich erfreu mich an dem heiteren Gest, der im Hause herrscht, ich lege die hirmlo ge, meinten kleinen Scherze deS Hausherrn nicht auf die Goldwage, ich bin der liebenswürdigen Frau dankbar, di S versteht, jedem ihr Hau lieb und ange nehm zu machen.' ,0 a, Dir so sehr, baß Du fast Deine ganze freie Zeit darin zubringst?' Die Lippen der jungen Frau zuckten in auS. brechender Bitterkeit. Er hatte sich zum Gehe gewendet, etzt kehrt er jäh zurück. Seine Augen blitzten zornig. .Kannst Du es mir verdenken, baß ich ein Haus flieh, da Du trübselig und öd machst, und dafür inS aufsuche, in dem heitere Lebensfreude herrscht? Ich bin nicht anspruchsvoll, ein wenig Licht und Leben könnten wich halten. Ich wünsche nicht? Bessere! Ader hier den ganzen Tag sitzen und mit Dir Trübsal blasen, das geht vermeine Natur. Ich brauche Menschen, ich will Leben, Plaudern, heiter Gesichter. Kannst oder willst Du mir dies nicht gewähren, so zwingst Du mich, e anderswo zu su chen.' Ec wandt sich rasch fort, durch, chritt mit hallendem Schritt den glur und warf die Thür seines Zimmer unsanft hinter sich in Schloß. Sie blieb unbeweglich, tu Had fest ineinander gepi'Cht, di Äugen starr auf di Stell geheftet, wo er gestanden. Si, füh't sich wi gelähmt von einer plötzlich über sie gekommenen fürchterliche Er kenntniß. Klein Mißverständnisse, die ungedul dige Worte zur Folg gehabt hatten, ma ren zwischen ihr und ihrem Gatten, be sonder in letzter Zeit, öfter vorgtionr men. Aber noch nte ualS hatte er ihr so herbe, rückhaltSlos Vorwürfe gemacht, noch niemal ihr so offen die Kluft off bart, di sich zwischen ihnen aufgethan, Sie hatt wohl auch früher dunkel em pfunden, daß nicht alles so sei. wi e? sollte, uud wie es früher gemisen, aber erst heute hatte sie die gotu Bitterkeit erkannt, die sich im Herzen ihres Gatten gegen sie angesammelt. Er hatte hart Wort zu ihr fitjpro chen, und das nur, weil sie den Schmerz um ihr liebes Kind nicht so leicht über winden konnte, wie er. Er beanspruchte doch das Recht, seiner Natur gemäß zu lb:a, in vollem Meß: für sich, waru?? gönnte er ihr nicht das gleiche? N.rd wie konnte eS zwischen zwei, di sich lieben, zu einer Seine kommen, wi die den durchleb!! Di sich lieben liebte er sie den, konnt er überhaupt lieben? Halte er das Kind geliebt, da er so rasch vergessen? Hat! r sie geliebt? Ein Gefühl unaussprechlicher Bitter, keit wallte in ihr auf. O ja, damals, als sie jung und blühend nd hübsch war, alL sie ohne Sorgen und ohn Kummer dahinlebte und ihm stets in lach'ndeS Gesicht zeigte, damals hatte er sie geliebt. Aber diese Liebe hatte nur ihrer jungen Schönheit gegolten und war mit ihr ver flzgen. Dt vtrgrämte, blasse Frau, die kummervolle Mutier konnte nicht mehr der Gegenstand jener heißen, leldenschast. lichen Regung sein, di der Mann Liebe nennt. Er ging, um sie anderswo zu suchen. Sie stand rasch auf, ging wankenden Schrittes durch den Flur und betrat jen, feit desselben daS Wohnzimmer. Sie wollte, sie konnte ihn jetzt nicht wieder, sehen. Sie stand hinter dem Fenster Vorhang und spähte hinaus, 0 den der leichte Kutschievaagen, mit den beiden schönen, schlanken Brauneu bespannt, vorfuhr. Wie oft hatte sie neben ihm auf dem hohen Vordersitz gesessen und ihre Freude an seiner sicheren Züzelfüh rung gehabt! Damall stand noch nicht zwischen ihnen, die glückliche Zeiten sind vorbei, auf immer vorbei! Jhr Mnnn trat auf die Rampe Hera i. Mit einem seltsam beklemmende Angst, g'fühl im Herzen sah sie, wie sorgsättig er Toilette gemacht hatt. Weiße Wäsche der hellgraue Anzug, der seiner eben mäßigen Gestalt so gut stand. Er blieb einen Augenblick stehen, während er sich die Fhrhandschuhe aus die Hände streifte. Seine Auzen suchten an den Fenstern umher, aber sie ließ sich nicht finden, si: blieb hinter dem Ferrstervorhani v:iior gen. Ein Zug von Unmuib ging über lein Gesicht. Mit einer ungeduldigen Bewegung wart r den leichten staad antet über di Schulter und schwang rt$ aus den Wagen. In der nächsten Minute rollt derselbe davon, sie starrt ihm nach, bi er hinter den Gebäuden deS WirlhschaftShofe verschwunden war. Sie war allein, allein im weiten leeren Hau, sie infam jetzt und ia alle Zukunft! Sie irrte ocrstZrt durch die Zimmer, Einst hatte sie ihr Freude a.i der schö neu Einrichtung derselbe gehabt, jetzt Blickt st gleichgiltig darüber hrn-eg Nrben ihrtm großen Schmerze erschiea ihr alle so nebensächlich, so gering ie empfand mit Schreck, daß sie d Zusammengehörigkeit mit dem Leben und ihrer Umgebung verloren, eine ungeheure Oede und Einsamkeit gähnte sie an, sie war fremd geworden im eigene aue, jremd und üderftulstg Wenn si ginge, um nicht wiederzukehren, wer würde sie vermissen? Nur in ein zige Stell in dr Welt und im Hau gab eS, wo dieses trostlos Gefühl der Utbeiflülstgktit si verließ, wo sie sich unentbehrlich, unersetzlich sühlt. E war da hübsche Zimmer, da sie damals seliger Hoffnung voll, ingerichtet hatten für den erwartete Liebling. I die em Kaum bracht sie täglich mehrere Stun, de zu, gleichsam schwelgend ia ihrem Schmerze. Hierher kam Niemand, hier war sie ungestört, denn ihr Mann mied diesen Raum ebenso geftrssentlich, wie sie ih suchte. Wohl bat! sie das Gefühl. vatz er recht gehabt, als er sie einst ge, beten, diese immer wiederkehrende Auf srischung ihre Kummer zu vermeiden, auS ihrem schmerze keinen KultuS für das Dahingegangene zu machen. Aber das, was sie empfand, war stärker al sie, unwiderstehlich zog eS sie zu der Stätte ihre kurze Glücke. Und auch jetzt stand sie wieder vor der Thür de geheiligten Raumes, nach kurzem Zögern irai ne ein. sie empfand einen körper lichen schmerz im Herz, als sie die klei, neu Dinge erblickte, die einst von dem warmen Leben ihre Kindes durchhaucht gewesen waren, und jetzt so kalt und todt umherstanden. Dort tn der Ecke dt ver Hangene Wiege, daneben der Tisch mit dem spttzenbefetzten Wickelkissen, alle so wie damals, und doch wie ander, wie schrecklich andtrS! Als sie den kleinen Schrank öffnete, ia dem sie die Habselig keilen de KindeZ aufbewahrte, strömte ihr ein Duft von Veilchen und Reseda entgegen. Da lagen i Päckchen zusam, mengebunden die kleinen Hemden, Jäck, chen und Röckchen, die ihr liebes Kind getragen, und der schwache Hauch der welken Blumen, mit denen sie di kleinen Wäschestücke bestreut, wirkte aus sie, wie eine linde körperliche Aerutzrung. Sie anr tn vi Kniee nieder, die Spannung löste ttch, und et lautlose, yerzvrechen. de Weinen erschütterte ihre Gestalt. Ein dumpfes Grolle wi ferner Don ner weckte st au thrr Versunkenheit. Im Zimmer war 8 fest finster geworden, odz!ch der Aden? noch nicht Zerelnge brochen war. Am Himmel jagten chwarze Wolkenmassen vorüber, wie von einem Sturm getrieben, der unten noch nicht fühlbar war. Noch staub di Parkdäum unbeweglich in unhiimlicher Siube, aber ihre Gipfel war angestrahlt von einem fahlgelben Licht, das gegen Westen den ganzen Horizont färbte. Al ei die Natur rn ein schreckzafte Erstar rung verfallen und harre in Bang'n dem AuSbcuch der verderbenbringenden Kala strophe entgegen, so unheimlich still war e ringSher. Im Hause wurde Stirn men laut, rasche Schritte eilten hin und her, und sie besann sich aus ihr, HauS pflichlkn. Der Diener raffte da Zelt dach der Veranda in, Gärtner und Gärtnergehrlsen legten auf dem Rasen platze die großen Kübel der Orangerie nieder. Mit zitternden Händen hatte sie die Bestecke mit dem Silberzeug au dem sauftet genommen uno zusammengestellt. Si hatt da Bewußtsein der Pflicht. aber Uir.t Freudigkeit bei Erfüllung der. lben. Die guigeschult Dienerschaft besorgt da Nothwendigst im Hause. Auch di Lußenwirthschast war gut versorgt. Der alte Inspektor, der schon viel Jahr auf dem Gut war und ihren Gatten fast seit seiner Geburt kannte, hatte sich schon in vielen schwierigen Fällen als zuverlässig und umsichtig bewährt. Sie stand am Fenster und sah, wie er mit den Leuten vom Felde kam, wi er ruhig und beson nen feine Anordnungen bet den Ställen traf. Alle waren auf ihrem Posten, mir e r war nicht da. Er ließ sie allein in dieser herzbeklemmenden Angst, allein und hilflos in einem Augenblicke, wo Mensch an Mensch sich hilfesuchend und hilfegewährend, fester aneinander schließt. .Jetzt kommt'!' sagt der alte In. spekior. der über den jetzt todtenstill da liegenden Hof geschritten kam und zu ihr in' Zimmer trat. .Wir haben gethan, mag wir konnten, jetzt müssen wir stille halten. DaS Vieh ist loSgekovvelt, die Pferde aufgeschirrt, jeder Mann bei seinem Gespann. Herr Gott, kommt toller, als ich gefürchtet hab'.' .Sie bleiben doch bei mir. Herr Claaß, ich ängstige mich so sehr!' .Freilich, gnädige Frau, deshalb bin ich ja hereingekommen. Um den Herrn ängstigen Sie stch nicht, der ist unter Dach und Fach in Betdritten, und da muß er nun bleiben, bi das Wetter vor über ist. ob r will oder nicht.' Sie nickte stumm. Ob er wohl an si und ihr Angst denken möcht? Ob er wünschte, bei ihr zu sein? Sie ver, neinte diese Fragen entschieden, wa war sie ihm noch? Und nun brach draußen ein sinnver, wirrendes Toben und Brausen loZ. Un aufhörlich zuckten Blitze durch die Finster, niß, der Donner hörte nicht auf zu grol len, und doch wurde r übertönt von dem Wüthe de Sturme und dem fernen Tose der Wellen. Die jungt Frau brück! die HZnde über die usen. st meinte. der W.-ltuntergang sei gekommen .Wa ist da??' fragt ft: emporsah rend, als ein laute Knicken und Pras eln ven illZirrwarr drauizea üderiönie. .Wahrscheinlich ein der alte Linde drübea am Rasenplatz.' ,O mein Gott, die lieben alten tiZume, sie waren so schö und stark! Nicht all. Di ,, sind, werden den Sturm überdauern, ein paar waren morsch und hohl, sie harten schon sei Jahren fort müsse. Aber die LZcke sollten vermieden werden, und wir fülllen die Höhlung mit iLleinen und Ziegel au. Nun hat der Sturm sie wie Halme geknickt. Ja. ja, i der Ntur hat nicht Bestand, was halb und krank und morsch M. tte oe etttgt eS und setzt etwa Ge un deS. LebenSflarke an feine Stelle. Da! wissen wir Landwirlhe, wir sollen nicht halten wolle, wa sich nicht halten inkl." Nicht halten wollen, wa stch nicht halle läßt! Da Gesicht tn den HZ. den verborgen, saß sie da, st, kam über diese Wort nicht hinweg. Der Man hat recht, tausendmal recht! WaS mürbe und morsch ist und auseinander saüen will, soll man fallen lassen. Die Natur hat ja Ersatz für alle, st: wird die Lücke schon ausfüllen, dt st zurück läßt, wenn sie geht. Die Wuth des Gewitter hat! auS getobt, der Sturm ar vorübergezogen Dafür rauschte jetzt der Regen in StrS me herab, prasselte gegen die Fenstr unv halt tn wenig Minuten den Wirth, qisiZhos üdenchwemmt. ,J einer Viertelstunde wird sich daS Wasser wieder verlaufe haben', sagte der alt Mann vom Fenster auS. .Vor großen Schaden hat un der Herr tn Gnaden bewahrt, die Gebäude steh unversehrt, Zieh und Pferde sind gebor gen. en kleinen aber, den uns das Unwetter gemacht hrt, wollen wir schon teser her teilen und auSbesieri. Die Hocken, die auf dem Erntefeld umzewor n nnv, richten wir morgen wieder aus Ja, ja, die bösen Stunden vergessen sich iqneu, wenn die Bonn wieder scheint Und jetzt will ich wieder auf meinen Posten gehen, die Gefahr ist j, vor, über.' Wma die Sonne wieder scheint. wird sie jemals wieder scheinen. I ihr war eS Nacht, mechanisch räum! sie die heraaSgenommenen Ding wieder in Fächer und Schubcafter'. Dann stand sie am Fenster und blickt aus der Hof hinau, wo jetzt da eingedämmte Leben wieder lustig zu xulsire begann. AllS athmete erhöhten LebenSmuih. Knechte und Mägde lachten und schäkerten an den Stallen, die Kinder de Kutschers sprsn gen jauchzend mit hochgezozenen Röckchen im lau Wasser herum und ließen im kleinen Strom Schiffchen schwimmen, DaS Vieh in den Ställen brüllte wohlia vor den gefüllten Krippen. Und wie lustig mochte es jetzt nicht in Beidritten hergehen! Da wurde das HauS nie leer von Gästen, die lebenS, frohe Hauösrau verstand S, sie zu hat, ten. Um diese Stund, kurz vor dem Avevve en, pflegte ste zu mustziren. dann war alle um sie im Saal versammelt Natürlich war daZ auch heute so, und r, ihr Gatte, der sie ia Sturm und Ge ahr allein gelassen hatte, stand hinter dem Stuhl der schönen Frau und wandte ihr die Notenblätter um, sie ließ sich diesen Dienst am lieb ten von ihm leisten. Und für sie hatte er nur liebenswürdig bewundernd Worte, zu dieser Frau prach r anders, als zu ihr I Die har. ten Worte, die.er gesprochen, hilllen noch ia ihrem Ohre nach. Wie lieble, wie herzlo S geklungen I DaS bofe, hshni. che .Trübsal via en' konnt ne auS ihrem Gedächtniß nicht bannen. sie wart ein leichtes Tuch über und trat in die Veranda hinaus. Eine wun. dervoll erquickende Luft strömt ihr nt. gege. Auf dem Rasenplatz hanttrte der Gärtner an den Orangenbäumen. .Haben st Schaden gelittene ragte sie. ES geht, zu Grund gegangen ist keiner, der Schaden wird sich auZhei len. Aber auf der Straadhöhe sieht'S böse auS, da hat Sturm und Regen u, barmherzig gewüthet. DaS Lieblings. Plätzchen der gnädigen Frau ist ganz fort, abgestürzt, und die schone runge &at wird nachstürzen. Die Regengüsse haben daS Erdreich von den Wurzeln gewa chen.' Ehe er ausgesprochen, war sie aus dem W:ge zu der bezeichneten Stelle. Wie ein böses Omen war le Nachricht ihr auf' Herz gefallen. Seit dem ersten Adend ihres Hiersein, al er si: am Hochzeitage aus dem Elternhaufe auf sein Gut geführt, ar in ihrer Vorstel lung sie und ihr Schicksal mit diesem Baume verknüpft gewesen. Hier unter dieser Esche hatten sie am ersten Abend gestanden und auf da? weite Meer hin ausgeblickt, hier hatten sie unvergeßliche Worte, ernste, tiefempfundene Gelübde ausgetauscht. .Zusammenhalten bis in den Tod, gemeinsam tragen, was da Leben bringt, Schönes und Schwere?, treu sein bis über das Grab hinaus!' so hatten sie gelautet. Was war au diesen Vorsähen geworden? Nicht der Tod, wohl aber da Leben hatte sie getrennt, sie waren sich fremd worden, jede ging leinen eigenen Weg und ließ de TageS Last und Sorge ungeschmälert die Seele deZ anderen bedrücken. Und wie oft war sie an dem schönen, starken Baume vorüber, gegangen, ohne jener inhaltsschweren Stunde zu gedenken. Erst jetzt da er zu Grunde gegangen, erinnerte sie sich Ihrer Vorsätze. Sie stand an der llnglucksstell nebe dem armen, dem Verderben geweihten Baum. Er schwankte lammerooll über dem jähen Abgrunde, nur mit der Mi, j dtrzahl seiner Wurzel! ?e hastet r noch im roreiq, it anderen. bioSzeleg durch die abstürzendeu Waffe.flalhen. streckie sich haltlos, , hilfesuchend in Leere. Der leiseste Windhauch muft ih hinun'erstüren. Il.id a! ob der Baum sei Schicksal kenn!, ging ein Zittern und Beben darch EtamM und Wipfel, obgleich kein Lüftchen sich regte Sie stand uud sah mit schwerem Blick au ih hin, ihr war zu Muthe, al, stehe st an dem Sterbebette ine lieben ftreur. bei. Sie trat dicht a ihn Hera und legte, wie liebkosend, d:e Hände um die glatte, sildergraue Rinde. Vielleicht k)nnl ,r noch gerettet werden? Aber wozu? Dle Natur vernichtet ihr schwa che, kranke Kinder, sie räumt sie aus oem dege, um gefunden, starten Ge schöpfe Platz zu machen. Für j'M Genorrene bietet sie hundertfachen Er, satz. Da wissen j, auch die Landwirlhe, sie verschwenden ihre Mühe nicht an etwa so Zweifelhafte. Also fallen iaen, wzi stch selbst nicht hallen kann Fort mit dem Abgestorbenen, daß an feine Skeue srijcheS Lebe, kra.'tooll Jugend treien kann! Tief erschüttert wandle sie sich dem Heimwege zu. DaS HauS wir schon dunkel und still, nur a ihrem Zimmer rannte hinter den niedkrg?Ial!enen Vor, hängen noch Licht. Ihr Mä?chen war kete auf sie, sie schickte eS fort und ent kteieele fta) alle:. Die 'SemaihSdew:, gungen des TazeS wirkien nach; sie fühlt stch wi zerschlage in allen Glieder Und trotz ihrer schwüren Gedanke for, derten Jugrr.d und Ermüdung ihr Recht st sank in einen tiefen, traumlrsm Schlaf, so s-,ft hatte er sie umfangen daß sie daS Vorfahren deS Wagens nich ysrle, al ihr Gatte srtizer als geaiSzn lich zurücklehrte, daß sie auch de vor sichtigen Schriit nicht vernahm, der sich über de Teppich des WshnimmerS leise b!S an di Thür ihrer Schlafstube stahl und dann ebenso vorsichtig, um sie nicht zu wecken, wieder urückschlich. AIS st, erwachte, lag goldener Sonnenschein hell aus dem feuchten Rasen vor ihren gen, stern, und von draußen tönte das Ge, räufch neuerwachten Lebens in ihr stilles Jimrvkr herein. Sonst hatte ihr Gatt si im Früh flZckS,immer. Zeiiunqen lesend, erwartet. Heut war er nicht da. Ein Schreck er. griff sie. sollt r noch nicht zurückge, kehrt, konnt ihm in Uualück wider fahren sein? La? Mäcchen, da eben mit dem Theegeschirr hereivtrat, beruhig! sie. Schon elt Tagesanbruch sei der Herr draußen im Paik, wo der Sturm viel Unglück angerichtet habe. Er lasse di beiden großen Linden wegräumen, ine Menge Leu, seien mit Aerten und Sägen thätig. Der Gärtner solle gleich rang Bäum an thre Stell pflanzen. Sie nickl stumm. Ja wohl, fort mit dem ltn, Uahattbaren! .und in Beidritten und Umgegend mug da Wetter fast noch toller gehaust haben, al hier,' fuhr da Mädchen zu plaudern fort. Der Jofiph sagt, er vergißt die Fahrt nicht, und wenn r hundert Jahr o!t würde.' .Sind sie denn draußen gewesen wäh ab de Sturmes?' fragte sie erschreckt. Ja, wi: eS angesangen hat zu drohen, hat der Herr anspannen lassen, er hat ge hofft, noch vor Luöbruch nach Hause zu kommen. Und dann sind sie vdgefahren trotz alleS AdmaznenS. So gefahren, agt der Joseph, ist er sein Lebtage noch nicht. Wi der Wind ist'S gegangen, der Herr hat die Pferde kaum hallen können, Bäum: und Hauser sind nur so vorüber grftogen, zum Schwindeln ist'S ge wescn. Und um sie herum schwarze Nacht, und immer Blitz auf Blitz und Donner auf Donner. Und dann ist der Sturm lokgcbrochen. und er hätte Wagen und Pferde und Mensche von der Chausse berunlergesegt und zerschmet trt. wenn sie nicht noch gerade Hubnicken erreicht hätten. Da sind sie im Kruge eingefahren und haben da ergste adge wartet. Und dann noch im vollen Regen, auß wieder vorwärts. Aber die Hub, vickir Brücke hinter dem Dorfe war weg. geschwemmt, also zurück über rpoflnicken! Meilenweit - haben sie Umwege mache müssen, überall waren die Wege versperrt von umgestürzten Bäumen, überall zer störte Brücken. Ueber Acker und durch Gräben ist'S gegangen, und endlich um ls Uhr find fte nach Hau e gekommen, so müde, sagt Joseph, al hätten sie hun dert Meilen gemacht.' Und sie hatte geglaubt, er amuflre stch in Beidritten und habe fle vergessen, Wie unrecht sie ihm gethan hatte! Und plötzlich kam ihr das Bewußtsein, daß dicS auch schon früher geschehen sei, daß tles in ihrem Innersten ostmal ein harte, ungerechtes Urtheil über ihn ge fällt habe. Un? sie selbst, konnte si: sich reispnchen von aller Schalbk Hat! st sich keiner VcrsSumniß, keiner L!,b, losigkeit arzuklaaen? Wie Schleier siel es vor ihrem Blick, daß sie jetzt auch ihr Unrecht erkannte. Ihre Gleichgültig. eit, ihr Th:ilnahmloftzke!t hatten ihn ihr entfremdet. DaS war ihre Schule: sie hatte auf seine Lieb wie aus ihr un oeräußerlicheg Eigenthum gebaut und nicht bedacht, daß auch di Liebe, wie eker ander Besitz hienieden, mit jedem neuen Morgen neu erworben und gepflegt und behütet werde muß. Sie hörte seinen Schritt tm Flur. Er trat in seiner gewöhnlichen rasch, n. etwas ungestümen Art zu ihr ein. .Guten Morgen, Edilh ! Wir sind chon feit Stunden an der Arbeit, wieder Ordnung zu schassen in Feld und Park. Der alte Claaß hat mir erzählt, baß Du Dich gestern bet dem UnweUer geängstigt hast, armes Klnv I u stehst wirttich ganz blaß und angegriffen aus I' .Ich habe von Eurer schrecklichen Fahrt ehört.' Er lachte. .Ja, die vergesse ich nicht, solange ich lebe. Aber da Böseste war doch di Sorg um Dich und Hau und Hos!' .Du hast also a m,ch gedacht, Ro bert ?' .Wie kanrst Du so thöricht steigen! Nun. Gott sei Dank, der di Gefahr an un vorübergesüh't hat! Der Scha de, den wir erlitten haben, Ist zu ertra g'n.' .Ur:d tie Bäum im Park?' Und di schön stark Elch auf der Strand, hkh.I'i .Um die alten Lir.re vollen wir nicht trauern, sie waren morsch bi in! Mark hinein. Freilich. Dein Plätzchen aus der strandhöhe ist dahin, die Bank, kie ich sür Dich ausstellen lieg, ist spurlo ver schwunden. Die Negrris,Lss haben si mit dem Erdreich zug'eich hinunterg. spült, und die Wellen Haien ik, Trüm. mer hinvegzeleckt. Ht Esch aber. Dein Schicksalibaum, wie Du ih naon teft ' .Ja, ich weiß.' siel sie ihm in Wort, .ich war gestern noch hingegangen. E war! janrmerooller ndlick-mir that er weh, al sollt ich inen lieben Freund verlieren.' .Da wußt ich. und delhalb ' r unterbrach stch. .Komm, wir wollen zu, sarnmen hingehen!' Al sie in sein froh belebtes Geftcht sah. kam in Gefühl von HoffnungSireudigkeit über sie, aberZwei, ftl und Muthlosigkeit geaannen bald wieder die Herrschaft. .WaS iomal zerstört und todt ist, kann nicht wieder belebt werden, sagte sie leise, .und ih? rationellen Landwirth verschwendet Mühe und Zeit nicht an t, aS uSstchtSlose.' .Freilich, solche Thorheit begehen wir nicht, wo eS aber gilt, !waS Jung,, Stark?, Lebensfähige zu , hallen, da setzen wir unser gan, Kraft in.' .Und d' Regengüsse, die einmal di Wurzeln blokgelegt haben, können je. den Tag wieder thun.' .Man kann vorbeagen komm und stHI' Sie folgte ihm i' Freie, wo alle in Frische und erneuter Lebenskraft pranzte. .Siehst Du,' fat r. al, sie di Stell rreicht hatten, .so ganz ausstcht, lo scheint mir. was ich unternommen habe, doch nicht u s.in. Der Baum schwankt und zittert nicht mehr, er sühlt, daß er wieder festen Boden unter sich bat. Er wird sich wieder einwurzeln. WaS wirklich lebensfähig ist, überwindet einen Stpß.' E war während der Morgenstunden hier viel geschafft worden. Statt de abgestürzten Erdreichs war neues herbei geschafft worden, da die Wurzeln deckte. Arbeiter waren beschäftigt, Pfähle einzu rammen, um der frisch aufgeschütteten Erde Halt zu geben. Si nahm die Hand des Gatten und drückte fle. Tann standen sie etwas lange schweigend Hand I Hand I dem Herzen der jungen Frau ging Wunde.bare vor. New. da grausame Naturgesetz, daß untergehen muß, wa sich selbst nicht stützen kann, ist nicht All, inherrscherw in der Welt. Ein Gesühl freudiner Hoffnung, die Aa verficht, daß ihr LebenSglück nicht für immer vernichtet, daß s wieder aufzu bauen sei. überkam sie. Ihr wurde an, feierlich zu Muthe. Sie hob da, Gesicht und schaute in den Himmel empor, der dunkelblau und fonnendurchglänzt ihr gerade in' Herz hilieinfchien. Ich wrll auch wieder Wurzel faffen im Leben und in Deirem Herzen', sagt sie leise. .Ich will wieder feststehen an Deiner Seite. Hilf mir ur ein bischen. wie Du dem Baum da geholfen haft.' .Das will ich' sagte er ganz leise an ihrem Ohr, indem er si an stch zog. !e tern, wahrend der rasenden ttahrt. sind mir allerlei Gedanken gekommen. Wir habe beide gefehlt. Edith! Jetzt. unterunsermwiedererstandenenTchicksalS bäum ollen wir unsere Gelübde erneuern und noch einen Paragraphen darin auf nehmen: neben Liebe und Treue, Geduld und Nachsicht. ?a so! I einem Bferdebabnwaaen Soloirt ein ungeschicktcr Jüngling beim AuSstei am über den Scbtrm einer Dame, und da zierliche Gebilde geht in Trümmer. Er stottert, über und über rröthend, Entschuldigungen, aber mit dem lieben würdigsten Lächeln von der Welt kaat die Schöne: .O bitt, eS macht gar nichts!' .DaS lasse ich mir gefallen ieder Zoll ein Dame!' flüstert einer der Zu rückbleibenden seinem Nachbar zu. .Wenn da mtvr Frau pasftrt wär!' .Ja. wi sich di Krau beberrscken kann!' sag! der Zveile .sie macht beinahe in Gilrcbr. als wenn ibr htr Tölpel einen Gefallen gethan hätte!' .Gas hat er auch! brummte ein Dritter vor sich Litt der Mann htr Dame: .Nun kriegt sie doch den neue qirm, ven tcy iyr vor einer stunde ab esoz!agen yade!' Inniger Student (den fein Vater vom Dorf efuchte): .Weißt. Vater, nun mukt Du mir jetzt mehr G,:ld schicken, ich will Inr chlagenden Verbindung vertreten!' Baaer: .DöS gibt'S nich. wann'g raufa willst, nachher kimmst am Sunta n' Dorsl' Unverfroren. Hausfrau: .Anna, Ihr Liebhaber war estern Abend wieder bis zehn Uhr bei Ihnen in der Küche! Das dulde ich nicht mehr!' Köchin : .Ich hab' auch schon gedacht. ob wir nicht ' biZchen früher essen, könnten!'