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About Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901 | View Entire Issue (March 21, 1895)
Unschuldiz rerurtheilt. Wo Gras S. . loltioi. Ja der -Statt Wladimir Mit in ja. px Äauftrar.n Ramm fitßonoai. Ec befaß Dmti jtaufUbtn und (in Hiu Boa Aks,hen war r blond, geleckt und hübsch, dabei s'hr lustig und ctn Freuub vo Lredern. Ja jungen Iahten halt er viel getrunken und, wenn er angeiran ken wr, Händel gesucht Seit er jedoch in Weib gtnomm.n, kam ci nur noch selten bet ihm vor. Einst fuhr Akhonow im Sommer zum Jahrmarkt nach Nischnt. IS er von den Eetnigzn Abschied nahm, sagte seine Frau zu ihm: .Iwan Dmitrievitsch, faire diekmol nicht ! Ich tiLumte, toß Du aii der Stadt kamst, und U Du die Mühe ab; nahmst, was sah ich? fein Kepf war ganz grau geworden. Akgonom lacht. ,tzi, da bedeutet ein gut Geschäft, sag, er. .Wenn ich viel vrdlene, dann blirg' ich JT tr kostbare Geschenke mit Mit dichn Worten schied er von den Seinlen und fuhr davon. Aus der Halst de, Wege traf er mit einem ihm besonnten Kaufmann zusam men, und er blieb mit ihm für die Nacht in demselben Gasthof. Sie tranken ge meinschastlich Thee und legten sich in zwei nebeneinander liegenden Zimmern zur Rhe. Akßonom erwachte mitten in der Nacht, weckte feinen Fuhrmann und befahl ihm, anzuspannen, da e sich in der Morgenkühl angenehmer fahren ließe. Alsdann begab er sich in die SchZnkstube, bezahlte feine Zeche und fuhr dass. Nachdem er vierzig Werft zurückgelegt hatte, recht er wiederum vor einer Her berge Halt, um diePserde zu füttern und in dem kühlen Hausflur etwas auSzu ruhen. Gegen Mittag trat er auf die Freitrepp hinaus und ließ sich den Sa mowar aufstellen; dann holte er feine Guitarre und begann zu spielen. Ptltz lich kommt eine Iroika mit Schellevge IZut vorgefahren, und aus dem Wagen kommt ein Beamter mit zwei Soldaten. Er tritt auf Akßonow zu und fragt ihn, wer r fei und woher er käme. Äkßonow erzLhlte ihm Alles der Wahrheit gemüß und bittet ihn, ein GlaS THe mit ihm zu trinken. Der Beamte aber bedringt ihn mit neuen Fragen: wo er die letzt Nacht zugebracht hätte, ob er allein oder mit einem Kaufmann zusammen gewesen sei, ob er den Kaufmann am Morgen gesehen hab und eZhalb er den Gafthof so zet ttg verlassen. .Wesjhalb fragen Sie mich denn so aus?" erwiderte Akgonow. .Ich bin doch kein Dieb oder NLuber. Ich fahre in meinen Gefchäfien. Da ries der Beamte die Soldaten und sagt: .Ich bin der JZpramnik und frage Dich desyalb, weil der Kaufmann, mit welchem Du in voriger Nacht übernachtet hast, ermordet worden ist. Zeig' Deine Sachen vor, und Ihr da reotdirt ihn! Sie gingen inti Stub, nahmen sei nen Koffer und seinen Reisesack und be gannen, Alles zu durchsuchen. Plötzlich zog der Jspramnik aus dem Sacke in Messer und rief rniJ: .Wem gehört diese Messer? Äkßono blickte hin und sah: in blu tigeS Messer hatten sie au seinem Reise, sack gezogen, und er fuhr zusammen. ,Uad woher rührt da? Blut an dem Meffer?' Akßonos wollte antworten, doch ver mochte er kein Wort hervorzubringen. .Ich ich weiß nicht.... ich.... da Messer.... ich.... gehört nicht mir...." Da sagte der JSprawnik: .3lrn Morgen hat man den Kaufmann mit durchschnittener Kehle in feinem Bette gefunden. Außer Dir kann eS Niemand gethan haben. Da Zimmer war von innen verschlossen, und in demselben war Niemand außer Dir. DaS blutige Mef. ser da ist in Deinem Reisesack gefunden uordkn, und auch in Deinem Gesichte ist' zu sehen. Sag', wie haft Du ihn ermordet, und wieoiel Geld haft Du ihm geraubt? Akßono betheuerte hoch und heilig, daß nicht er e gethan habe, daß er den Kaufmann nicht mehr gesehen habe, feit sie zusammen Thee getrunken, d.rß er nur achttausend Rubel eigenen Geldes bei sich führe, und daß da Messer nicht ihm ge. HSre. Aker r stockte in seiner Rede, fein Gesicht war blaß, und er zitterte vor Angst wie ein Schuldiger. Der J?prnik rief die Soldaten und gab ihnen den Befehl, Akßonom zu bin, den und in die Telega zu bringen. Als man ihn mit gefesselten Füßen in die Te. lega gewvrfen hatte, schlug er ein Kreuz und begann zu weinen. Man nahm ihm feine Sachen und fein Geld ab und brachte ihn in die nächste Stadt in Ge fängniß. Man fragte in Wladimir nach, was für ein Mensch Akßonow gewesen, und alle Kaufleute und Einwohner von Wladimir sagten au, daß Akßonow von jung auf getrunken und Händel gesucht habe, daß r aber sonst ein guter Mensch gewesen. Darauf wurde er des Morde angeklügt. Akßonow' Frau härmt sich um ihren Gatten. Ei begab sich mit ihren Kia. der in di Stadt, in welcher ihr Mann gefangen gehalten wurde. Anfang wollte man sie nicht vorlassen, dann aber rührte sie den Vo:ft,nd de Gesöügnissk durch ihre Bitten, und man führte sie zu ihrem Manne. Als sie ihn in der Ker kerkleidung. in Ketten und in der Gesell schaft von Räubern sah, stürzt sie ohn mächtig zu Boden und konnte lange nicht zu sich kommen. Dann stellte sie ihve Kinder ring umher aus, seh! sich neben ihn. begann ihm von hZuslichen Angtle tüheitkn zu berichten und ihn n?ch Hern auufta,';'.,, wcs mit ihm geschchen. Er rzählte ihr Alles und schloß damit: ,C Der Soiratagsgaft Jahrgang 15. Beilage zum Nebraska Ztaats-Anzelger. No. 44. ist nicht möglich, daß in Unschuldiger ge straft erde. S: fuhr ihm mit den Fingern durch die Haare und sagte: .Wanza, v.eia Hener.kfreund, Deiner Frau kannst Du du Wahrheit sagen: bist Du ti wiiklich nicht gewesen? Asßonom sagte: .Auch Du kannst da von mir denken?' Und indem er sein Augen mit der Hand bedeckte, begann r zu weinen. Darauf kam ein Soldat und sagte, duß d grau und die Kinder fortgehen soll ten. Da nahm Akjjonom von den Stints gen Abschied. Al er sich dessen erinnerte, daß auch sie ihn gefragt hetie, ob er den Kauf, mlinu ermordet, da sagte er sich: .Man steht, daß Niemand außer Gott die Wshr, hett wissen kann, daß man nur Ihn bitten und nur von Ihm Gnade erwarten soll. Und seit jener Zeit hörte Akßonom aus zu hoffen und begnügte sich damit, zu Gott zu beten. Akßonow wurde zu Peitschenhieben und zu lebenslänglicher Zwangsarbeit oerurlheilt. Nachdem er gepeitscht vor den und die Wunden, welche ihm die Knut schlug, geheilt waren, wurde er mit anderen Sträflingen nach Sibirien gebracht. In Sibirien lebte Akßono al Sträf. ling f echSundzwanzig Jahre. Die Haar auf dem Haupte wurden ihm weiß wie Schuee, und ein langer, schmaler, grauer Bart wuchs ihm. Seine einstige Fcöh lich feit war hin. Sein Rücken krümmte sich, er schlich leise dahin, sprach wenig, lachte niemals und betete oft zu Gott. Im Gefängniß lernt er Stiefel nähen. Für da Geld, welche er damit verdient, taufte er sich das .Legeiidenduch von den heiligen Märtyrern' und las darin, wenn Licht war; an Feiertagen aber ging er in die Gefängnißklrche, las di poftelge. schichte und saug auf dem Chor, denn seine Stimm war noch immer gut. Dit Vorgesetzten liebten Akßonom um seiner Demuth willen, und di Kerkergenossen achteten ihn und nannten ihn .Groß Väterchen' und .Mann Gottes. Wenn sie in Bitt vorzutragen hatten, so ent sandten sie jedesmal Akßonom, daß er dieselbe bet den Vorgesetzten, vorbringe, und wenn zwischen den Gefangenen Slrei tigkeitea entstanden, so kamen sie immer zu Akßono, daß er ihren Zwist ent, scheide. Von Haus erhielt er keine Nachricht, und er wußte nicht, ob seine Frau und seine Kinder noch lebten. Eine Tage wurden neue Sträflinge iu'2 Gefängniß gebracht. Am Abend versammelten sich all alten Gefangenen um die neuen Gefährten und begannen sie auszufragen, aaS welcher Stadt oder au welchem Dorfe ein jeder wäre und wofür r verurteilt wordkn. Auch Akßonos hatt sich aus seine Pritsche niedergesetzt und hörte zu, wa erzählt wurde, Einer von den neuen Striflin gen war ein hoher, alter, kräftiger Mann von sechzig Jahren mit grauem, kurzge schorenem Barte. Er erzählte, wofür er bestraft worden. Er sagte: .Um nicht und wieder nichts, Ihr Brüder, bin ich hierher gekommen. Eimm Fuhrmann hatte ich das Pferd vom Schlitten losgebunden. Sie faßten mich dabei ab und sagten: .Du hast ge stöhlen. Ich aber sagte: .Ich wollte nur schneller vorwärts kommen und das Pferd dann laufen lassen. Auch ist der Fuhrmann mein Freund. Stimmt das nicht? sagt' ich. .Nein, sagten sie, .Du heft gestohlen Wo ich aber wirklich gestohlen, daö wissen sie nicht. Längst hätten sie mich hierher schicken müssen, doch konnten sie mich nicht über führen, und nun schicken sie mich unschul, big hierher. .Und auS welcher Gegend bist Du denn? fragte ihn iner der Gefangenen. .Au der Stadt Wladimir sin wir, Böiger diese OrteS. und Makar heißen wir mit Namen, und mit Vatersnamen Semjonom. Akßovow hob den Kopf und fragte: .Und haft Du nicht, Semjonom, in der Stadt Wladimir von den Akßovows, den Kaufleuten, gehört? Sind sie noch am Liben?" .Freilich habe ich von ihnen gehört, reiche Kaufleute sind eS, schade nur, daß ihr Vater tn Sibirkn fitzt. Muß wohl in Sünder fein, wie wir Andern. Und Du selbst Großväterchen, weßhalb büßest Du hier?" Akßonom liebte eS nicht, von feinem Unglück zu sprechen, er seufzte nur und sagte: .Um miiner Sünden willen bin ich hier." Markar Semjonomitsch sagt: .Und was für Sünden warn den tss?" Akßonom sagte, r woll nicht weiter sprechen. Aber die übrigen Gefangenen erzählten dem Ankömmling, wie Akßonom nach Sibirien gekommen. Al Makar Semjonomitsch dieS hörte, blickte er auf Akßonom, schlug sich mit den Händen auf die Kniee und sagte: Wunder über Wunder I Bist recht clt gehörten, Großväterchen." Man fragte ihn, w:ßhalb er sich so wundere, und ms er Akßono gesehen; aber Makar Semjon?witsch antwortete nicht, sondern sigte nur: .Ein Wunder, Kinder, ein Wunder, wie man sich iedersehen muß !" Diese Worte tünchten Akßonow auf den Gedanken, ob der Sträflmg nicht vielleicht wüßte, wer d:n Kaufmann er schlaqen. .Vielleicht b.sl Du gehört, wer den Kaufmann erschlagen? fragte Akßonom, Makar Semjanom lachte und sagte: .Ei, der hat ihn doch wohl erschlagen, bei dem man da? Messer im Sacke gefun den hat. Wenn Dir aber jemand da Messer zugesteckt hat und nicht gefangen wurde, so ist er doch kein Dieb. Und wie hätte er Dir denn da Messer in den Sack stecken sollen? Lag doch der Sack neben Deinem Kopse, Du hättest ihn sicherlich hören müssen." Kaum halte Akßonom diese Worte ge hört, al er aus den Gedanken kam, daß dieser Mensch den Kaufmann selbst er schlagen habe. Er stand aus und ent fernte sich. Die ganz Nacht hindurch konnte r nicht schlafen. E ward ihm gar traurig um Herz, und die Bilder einer vergangenen Zeit traten ihm vor die Seele. Er sah seine grau, so wie sie damals war, al sie ihn bei der letzten Reise zum Jahrmarkt da Geleit gab. Dann sah er fein Kinder, so wie sie da mal gewesen klein, da eine im Pelz, chen, da ander an der Brust der Mut ter. Auch sein eigenes Bild aus jener Zeit sah r, da er noch jung war und luftig. Auch des Richtsatzes gedachte er, wo er gepeitscht worden, und de Henkers und des Volkes ringsum und der Ketten und Fessel und deS ganzen sechSund zwanzigjährigen KerkerlebevS und seiner alten Jahre. Und so bang und trübe wurde ihm umS Herz, daß r wohl am liebste Hand an sich gelegt hätt. .Und an Allem ist der Bösemicht schuld! dachte Akßonom. Und er fühlte einen solchen Haß gegen Makar Semjonom, daß er sich an ihm zu rächen wünschte, und ginge er selbst dabei zu Grunde. Die ganze Nacht betet er, doch war er nicht im Stand, sich zu beruhigen. Am Tage vermied er Makar Scmjonow und hielt ihn auch nicht eines Blicke werth. So vergingen zwei Wochen. In der Nacht konnte Akßonom nicht schlafen, und solche Traurigkeit befnl ihn, daß er nicht wußte, wa er beginnen sollte. Einstmals ging er zur Nachtzeit iv den Gefängnißfaal und sah, daß unter iner der Pritschen Erd heroorgeworfen wurde. Er blieb stehen und blickte genauer hin. Plötzlich sprang Makar Semjonom unter der Pritsche hervor und blickte mit er schrockenem Gesichte auf Akßonow. Die. fr wollt vorübergehen, um Mal nicht zusehen, aber Makar nahm ihn beider Hand und theilt ihm mit, daß r inen Durchgang unter der Mauer gegraben habe, und daß er die auSgegrabene Erde täglich tn den Stiefelschasten heraus trage, wenn sie zur Arbeit geführt wer den. .Schweige nur, Alter, sagte r, .ich werde auch Dich hinausführen. Wenn Du es verräthst, wird man mich halb zu Tode peitsche; aber auch Du sollst dann nicht freigehen ich erschlag' Dich. Als Akgonom feinen Widersacher vor sich stehen sah, konnte er sich vor Zorn nicht halten, sondern streckte die Hand aus und sagte: .Ich mag nicht heraus, und todt schlagen brauchst Du mich nicht mehr, denn Du haft mich schon längst todtge, schlager. Ob ich Dich arze g oter nicht, daS wird mir Gott in' Herz lzn. AIS am folgenden Tag die Sträf linge zur Arbeit geführt wurden, bemerk, ten die Soldaten, daß von einem der Gefangenen Erde ausgeschüttet worden war. Sie begannen nun, im Gesänge viß nachzuforschen, und entdeckten die ausgegradene Oeffnung. Der Inspektor kam in' Gefängniß und begann räch dem Schuldigen zu fraee, doch sagten Alle, daß sie unschuldig wären. Die jenize, welche um die Sache wnßken, verriethen Makar nicht. Da wandte sich der Inspektor an Akßonow. .Du sprichst die Wahrheit, Alter sage Du mir vor Gott, er eS gethan hal. Makar Semjonom stand da. als ob nichts geschehen wäre, und blickte den Inspektor an, Akßonom aber wagte er nicht anzuschauen. Diesem bebten die Hände und Lippen, und er konnte lange Zeit kein Wort hervorbringen. Erdachte: .Soll ich ihn verbergen helfen, da er mich doch in' Verderben gestürzt hat? Mag er büßen für das, was ich gelitten. Aber wird mir darum leichter werden um's Herz? und er blickte auf Makar Semjonom und sagte: Ich habe nicht gesehen und weiß nicht. So blieb e verborgen, wer di Oess nung gegraben. In der folgenden Nacht, al Akßonom auf skir.er Pri-sch lag und ebm halb einzeschlurnvrert war, hört er, wie Jemand herbeikam und 'sich zu feinen Füßen niedersetzte. Er schaut hin und erblickte im Haibdunkel Makar. Akßonom sagte: ,Wa willst Du? Geh' fort, sonst ruf ich den Soldaten." Makar Semjonom beugte sich nahe zu Akßonom heran und flüstert: .Iwan Dmitriewilfch. verzeihe mir l" Akßonom sagte: Wa soll ich Dir verzeihen?" .Ich habe den Kaufmann erschlagen, ich hab Dir auch da Messer zugesteckt. Ich wollte auch Dich erschlagen, doch hörte ich Lärm im Hose; so steckte ich da Messer in Deinen Sack und kroch durch da Fenster hinaus." Akßonom schwieg und wußt nicht, val er sag? sollte. Makar Semjonom glitt von der Pritsche hinab, kniete nieder und sagte: .Ivan Dmitriemiisch, verzeihe mir, verzeih um GottkSwillen I Ich werd anzeigen, daß ich den Kaufmenn rschla gen habe man wird Dich freilassen. Du wirft nach Hause zurückkehren !" Akßonom sagte: Du haft leicht reden, wa aber mußte ich erdulden! Wohin werde Ich jetzt gehen?. ... Meine Frau ist qeftorben, die Kinder haben mich ver zessin; wohin soll ich mich wenden? . . . . " Makar Semjonom stand nicht auf, son dern schlug sein Haupt gegen den Boden und sagte: ,,Jvan Dmitriemiisch, verzeihe! Wenn sie mich gepeitscht hätten, e wäre mir leichter gewesen, al jetzt auf Dich zu schauen. Du konntest noch Mitleid mit mir habe, haft mich nicht angezeigt. Verzeihe mir, dem Verfluchten, dem Bösewicht!" Und er begann zu weinen. Als Akßonom da hörte, begann er selbst zu weinen und sagte: Gott mird Dir verzeihen, vielleicht bin ich schlechter als Du!" Und plötzlich ward ihm leicht um Herz! Er hatte keine Sehnsucht mehr nach den Seinigen und wollte nicht mehr fort au dem Gefängniß, sondern dachte nur an sein letzte Stunde. Makar Semjonom ober hörte nicht auf AkßonowS Worte, sondern bekannte sich vor den Richtern schuldig. Und als Akßonom von ihnen freigesprochen wurde da war er todt. j Paragraph 285. Eine ReisehumoreSke von OSkar Klaußmann. Unser Freund AlovS Neumann war von Beruf Mathematiker und Astronom. Das war aber auch das einzige Nachthet, lige. wa man von ihm aussagen konnt. Sonst war r in harmloser, jugendfrie scher, herzensguter Bursche von neunund zwanzig Jahr, dr sich zeitlebens mehr um die Wissenschaft als um die Praxis deö DafeinS gekümmert hatte. Er war von Ueberanstrengung in so hochgradige Nervosität verfallen, daß ihm Ferien ver ordnet wurden. Wir Freunde stellten Neuman ein Rundreisebillet nach Budapest und ein paar BalkanftZdlen zusammen, und er fuhr in einem Coupe für N ichtrau, cher ab. In den ersten Viertelstunden der Fahrt war der liebe Alovs noch recht grieSgrä mig, je weiter r aber in das Land hin insuhr, desto mehr begann er sich für die Waldlandfchaft, durch die der Zug ging, und für den früh hereinbrechenden Spälherbstadend mit feinen wunderschö neu bunten Himmelssärbungen zu in teresfire. AIS er endlich zum ersten Male in Frankfurt (a. O.) mit dem Zuge hielt, war er schon mehr Mensch al Astronom. Allerdings ergab er sich seinem Metier, nämlich der Stei ngucknei, sofort wieder, al eine junge Dame mit einem allerliebsten vielleicht sechsjährigen Mädchen in da Coupee kam. Die Sternguckerei aber trieb AlovS an den Augen der Dame, die ein paar herrliche braune Augensterne befaß, die wahr scheinlich auch für NichtAftronomen Interesse gehabt hätten. Die Dame war kaum fünfundzwanzig Jahre alt und anscheinend die schön Makler des schönen KindeS. DaS letztere war, wie Kinder solche Aller, sehr lebhaft und suchte die Be. kanntschaft deS fremden Herrn. Allmä lig kam dann auch ein Gespräch zwischen der Mama Lonvs und dem .fremden Herrn tn Gang. Lony erzählte, daß ihr Papa todt und im Himmel sei, und die Dame bestätigte errSihend, daß sie Wittwe sei. Sie fuhr nach Breklau. .Saganl Vier Minuten! riefe die Schaffner. .Vier Minuten l' sagte die Dame, .dann will ich doch rasch eine Depesche ausgeben! Bleib hier, Lonr), Mama ist gleich wieder da. Die Dame eilte in da Station' gebäude, und Neuman sah ihr, nicht ohne Sorge, nach, denn er fürchtete, die Dame könnte die Abfahrt teS Zuges ver passen. Du solltest Recht behalten, Du ahnungsvoller A!vo Da! Der Zug fuhr ab, c)u baß die Dame wiederkam. Lony wußte noch qx nicht, daß sie oorlZufta als Waise tn die Welt hinein fuhr. Nach einer haibea Stunde fragte sie aber nach Mama, und AlovS hztte sofort die geistreiche Antwort zur Hand : .Mama kommt gleich !' Diese Redensart verfing oder nicht mehr bei Lon. selbst nachdem sie ein halbe Dutzend mal wiederholt worden war. Alcrj beschloß nunmehr .inst'' ver Weisheit, in BreSlau mit dem Kinde anzusteigen, um da Eintreffen der Mama der nächste Zug kam zwei Stunden später aus dem Bahnhofe zu erwarten. Dai Kind wurde allerdings wieder sehr unruhig, und Neumann erzählte ihm von allerlei märchenhaften Geschenken, die er ihm gebe wolle und trieb allerlei Allotria. In BreSlau jedoch wurde Lonv sehr ungemüthlich.. Sie weinte und schrie, und Neumann forderte sie mit etwas energischen Worten auf, ruhig zu fein, denn im Wartesaal wurde man auf das weinende Kind bereits aufmerksam. Lonv weinte darauf still vor sich hin und er klärte auf Fragen, sie fei so sehr müde. Dai Kind, da gewiß gewohnt war, sehr zeitig schlafen zu gehen, that Neu. mann sehr leid, und schließlich hatte er folgende geniale (?) Idee: Er wußte, daß sich gegenüber vom Bahnhof da große Eisenbahn'Hotel befand. Er mußte so wie so in BreSlau übernachten, er be schloß also, nach dem Hotel zu gehen und sich dort ein Zimmer geben zu lassen. Gedacht, gethan! Al er aber Lonv zu Bett bringen wollte, siel e ihm erst ein,, daß er von dieser Manipulation gar keine Ahnung habe. Er hätte nicht einmal gewußt, wie er der Kleinen die Kleider auszuziehen habe. Er klingelte ach dem Stubenmädchen und sagt diesem: .Brin gen Si die Kleine zu Bett! Ich muß noch einmal fort und komm nach elf Uhr wieder. Da Stubenmädchen sah ihn etwa er staunt an, Neumann aber beachtete diese nicht, sondern ging nach dem Bahnhose zurück. Auf dem Ckntralbahnhof trank Neu mann im Warlesaal noch eine Flasche Wein, und wartete dann ungeduldig aus das Eintreffen der schönen Frau. End lich fuhr der Zug ein, aber die Erwartete brachte er nicht. Sehr mißgestimmt und im Unklaren, was er nun thun solle, ging Neumann ach dem Hotel. AIS er sich vom Portier den Zimmer schlösse! geben lassen wollte, bat ihn der Mann, in das Büreau treten zu ollen. Hier sah Aloy plötzlich einen Polizei, lieutenant und einen Wachtmeister vor sich. Auch der Hotelmirth war anwe send. .Mit wem habe ich die Ehre? sagte der Polizeiossizier. .Mein Name ist Neumann! Der Name Neumann ist nun an und für sich nicht Verbrecherisches, wenn aber auf eine polizeiliche Frage Jemand sagt, er heiße so, so ist daS, gelinde ge sagt, verdächtig. .Wohin reisen Sie? Neumann zeigte fein Rundreisebillet. .h, nach den Balkanländern. Ich verhafte Sie! Wenige Minuten später schritt der sprachlose zwischen den beiden Polizei, beamte der Wache zu. Neumann wurde sofort einem Verhör unterworfen. Er war kaum im Stande, seiue Perso naiicn anzugeben und zu fragen: ,Wek, halb bin ich verhaftet? .Wegen Vergehen gegen Paragraph 285 des ReichestrafgesetzbucheS. Als AlohS darauf erklärte, baß ihm dieser Paragraph unbekannt sei, las ihm der Polizeilieutenant vor: .Wer eine minderjährige Person durch List, Droh ung oder Gewalt ihren Eltern oder ihrem Vormunde entzieht, wird mit Gefängniß und, wenn die Handlung in der Absicht geschieht, die Person zum Betteln oder zu gewinnsüchtigen oder unsittlichen Zwecken zu gebrauchen, mit Zuchthaus diS zu zehn Jahren bestraft. AlS AlovS vo zehnjährigem Zucht, hauS hörte, begann er mit den Zähnen zu klappern. Der Polizeibeamte erzählte nun dem armen Neumann, wie Lonv tn ihrer Angst vor dem fremden Manne und in ihrer Bangigkeit nach der Mutter das Stuben mädchen um Hilfe gebeten und dieser an vertraut habe, der Herr sei nicht ihr Vater, sondern habe sie ihrer Mutter fortgenommen. Hoiel. Stubenmädchen haben stet eine sehr lebhafte Phantasie. Auch diese Hotel'Maid witterte sofort einen Fall von .Kindesraub, sie benachrichtigte den Wirth, dieser die Polizei. Vor Allem verdächtigte sodann da Rundreisebillet nach den Balkanftaaten den Inhaber. Dort ist nämlich der Ort de schändlichsten Kinder und Mädchenhandel AloyS Neumann erklärte, er fei un schuldig wie ein neugeborene Kalb, er erzählte, wie er mit dem Kinde in dem Wagen allein geblieben sei und die Ad ficht gehabt hdt, Lonv wieder ihrer Muticr auszuliefern, wie diese aber nicht angtkcmmen fei. E half ihm nicht, er wurde abgeführt nnd hatte nun in seiner JZilirzelle Gelegenheit an zwei braune Augensterne zu denken.. . . Da kommt davon, wenn men voxrak tisch ist!.... Die Mama Lorvk hieß Frau Werner und hatt in Eagan sich beim Telegra phiren verspätet. Si kam aus den Per roa, al der Zug gerate zum Abfahren pfiff. Sie stieg aus Geralhewohl i in Coupe zweiter Klasse, und erst all der Schaffner ihr Billet abforderte, entdeckt st, daß sie nicht in dem Brellauer, so der ia dem Kotlbuser 3g sah. St konnt nach Eagan erst um Mittercht urück und rft am Morgen de rächst Tage in BreSlau sein. Sie sagte sich, der freundliche Reisegefährte werd s, verständig sein, da Kind in Lrellau der Station zu übergebe, telegraphirt als an ihre Verwandten, sie sollte da Kind au dem Stationkbureau de Central bahnhose abholen, da sie erst Morgen ankäme. Am nächsten Morgen kam Frau Werner in Breölau an, fand ihr Ber wandten aus dem Bahnhof und erfuhr die Schreckensnachricht, deß Lon? nicht da fei. Nun wurde die Polizei requirirt, und nach vielem Tlerophiren und Hin und Herfahren in BreSlau waren um Mittag Frau Werner, Lonv und der au dem Gefängniß, entlassene .Kinde räuber AlovS Neumann wieder vereint. Wir Berliner Freund Neumann hatten acht Tag später inen mordiösnr Doppklschreck. Alov meldet un: ersten, daß er och nicht weiter al bi BreSlau gekommen sei, zweiten, daß er sich mit einer un gänzlich unbekannten Frau Werner verlobt habe. So sind die Astronomen! Kein ?atossertZrt. Bürgermeister Thoma v. Wickcd, der im Namen seiner Vaterstadt Lübeck auch mit den Holsteinischen Herzöge und Grafen vielfach zu verhandeln hatte, war ein hochbegabter Mann, ein gerechter Stadtregent, ein ausgezeichneter Redner, ein tüchtiger Diplomat und vor alle Dinge kein Pantoffelheld. Als er im Jahr 1ö0S in de Rath gewählt wurde, hatte ma in der Hansastadt be die Kleiderordnung eingeführt, derzufolge den Frauen nur eine bestimmte Anzahl Schmucksachen zu tragen erlaubt war. Nun gehört Wickede eigene Gattin trotz der Einfachheit und Gerechtigkeit ihr, Eheliebsten leider zu denjenigen ihre Geschlecht, welche den Werth ine Weibe nach der Eleganz der Kleidung und der Zahl feiner Brillanten zu lu messen pflegen; und, sich damit tröstend, daß Gesetz nur gegeben würden, vm übertreten zu werben, behängte sich Frau Wickede nach wie vor von oben bis unten mit Edelmetallen und kostbaren Steinen. Meister Thoma, dem die hoffärtige Gebahren mißfiel, ermähnte fein Frau mit zwar freundlichen, aber ernsten Wor, ten zu gesetzmäßger Einfachheit, widri genfallS rhr gelegentlich derselbe Schimpf angethan werden könnte, wie anderen g, ringen Weibern. Aber d! Gattin lacht höhnisch aus und meinte stolz, den olle sie erst kennen lernen, der dem Ehe gemahl deS ersten Bürgermeister öffevt lich Schanden anzuthun wagte. Indessen sie kannt ihrn Hrrn und Gmahl schlecht. AIS si eine Tage zur Kin dertauf geladen war und, mit Geschmeide belade, den Weg am Rathhaus vorüber nehme mußte, wurde sie dort aus der Straße öffentlich von den streng inftruir ten Rathsdienern angehalten. Dieselbe ließen S zwar der hohe Frau gegenüber an ber schuldige Reverenz nicht fehlen, wollten sich aber von der Widerstrebenden durchaus nicht bewegen lassen, von ihrem Vorhaben abzustehen, sondern sich mit dem Befehl ihres obersten Bürgermeister entschuldigend, nahmen sie dessen vor Scham und Zorn blutrothen Gattin an geflchlS des schnell zusammenlaufenden PöbelS, sämmtliche Geschmeide ab tru gen auf'S Rathhau, und die Frau Bür. germeisterin hat nie auch nur da geringste Stückchen daoon wiedergesehen. teirathsRegel. Steigt Dir die Liebe je zu Schädel: Eh' Du Dich ewig giebst perdu, Besuch' da engelholde Mädel Ein Paar mal vermuthet früh. Schasst sie am Herd bei Topf und Tiegel, So freu' in Deinem Glücke Dich, Doch triffst Du öfter sie vorm Spiegel, Noch ist eS Zeit !-dann drücke Dich! Abgeblitzt. Sie : .Aber Karl, Du sagtest immer. Du wolltest mir die Ehe zum Himmel machen und jetzt weigerst Du Dich, mir das seidene Kleid zu kaufen I' Er: .Aber, mein Engel, im H i m m e l kannst Du doch kein seidenes Kleid brauchen ! Kleines Mißverständniß. Gast (der einen Toast auf die Damen ausbringt): ...Ja, meine Herren, di Frau allein ist es, die ein Heim schaffen kann! Herr (zu feinem schwerhörigen Nachbarn): .Nur die Frau wär' e, die Einen heim schassen könnt'!' Mißverstanden. Reisender: .Also alle Betten find voll? Kellner: .Jawohl, morgen kriegen wir erst wieder srtscheS Insektenpulver. Zweifel. Student (der, noch halb im Schlaf die Kirchlhurmuhr schlagen hört): .Ein zwei .... drei auch eine pri mitive Einrichtung; jetzt weiß ich nicht. ist'S Morgen oder Mittag. kange Liebe. .Ich bitte Dich, lkbe Emrnu. w! kannst D.! nur den langen Lieutenant lieben!' .Ach schweig'. Heißt'S doch: ,O lkb, c lang' Du lieben kannst'