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About Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901 | View Entire Issue (March 21, 1895)
Die anf j. in 9?u'b au ilderschltnen. Von Msritz von Reichkiidach. Seit meiner Kinderzeit, d. h. seit eint gen zwanzig Jahrin. hatte ich da Wald borf nicht wiedergesehen. Damal rauch teu die Schlote de Hüttenwerke noch nicht am Waldrand und von der Vifen aha wußte man hier auch noch nicht Run war da Alle ander geworden Die Industrie hatte sich de Orte de mlchtigt und an der Stell de früheren Borliretlcham stand ein zierliches ayn hoslgeblude. Freilich, da .Wartezim wer für rft und zweite Klasse' war un gebeut, wa da .Warten' dort, way rnd da Thermometer draußen 10 Grad unter Null zeigte, zu einer zweifelhaften nnebmltckiett machte: aber tn der .vrtt ten lasse' glght der Ofen, und ich fand dort Platz und hielt dort Umschau. Den öauvttisch. dem Büffet gegen bitt, nabm in Gesellschast ein. die mehr au Stammgästen al au Reise Publikum zu begehen schien, und die sich, tn Wolken von Cigarren, und Pfeifen. rauch aebllllt. mit mehr oder weniger ge füllten Bierseideln vor sich, offenbar hier häuslich eingerichtet hatte. .Ja, sehen Sie, Herr Bahnmeister, wa nutzt e mir denn, wenn ich allen Unterricht in deutscher Sprache gebe." krlhte ein magere Männchen mit merk würdig hoher Stimme, die Hälfte der Kinder kommt mir doch ftockpolvisch in di Schul. Jeden Satz muß ich über setzen, und da dacht ich nun" .Mein verehrter Herr Rektor" die ser Titel wird hier den Dorsschullehrern oft gegeben ,, mein verehrter Herr Rek tor, meine Kinder können aber nicht polnisch, wie sind au iner deutschen Gegend und hier auf Ihre Schul ang Diesen " Na denk', denk', Herr Bahnmeister, ich werde schon deutsch sprechen, machen St mir kkin Ungelegenhetten beim Herrn Kri-SchulJnspektor; aber de Teufel möchte man werden, mit den polnischen Kindern und dem deutschen Unterricht." Fluchen Sie nicht, Schulmeister, da ist höchsten un Leuten vom Forftfach erlaubt," rief ein eben eintretender, bis i die grauen Bartspitzen bereifter JägerSmann. ..Guten Abend, Herr Förster, na, haben di Wilddieb Sie noch immer nicht todtaeschossen?" Nee, alleweile noch nicht he, einen Korn, aber einen doppelten irr, ist das ' Kälte." Sie" begann In in dicken Scha pelzen steckender Mann mit rothem Ge fleht. ..Sie. ich-" Ja, meine Herren," fuhr der Förster fort, aber erleben thut man immer wa tm Walde. Da habe ich heute" Sie; Sie" fchri der Pelzmann dazwischen, wahrend der Förster fort fuhr: Da habe ich heute de Peter Gnuch richtig abgefaßt." Wa Teufel!" ,,lso doch." Ra, ich hab' ja immer gesagt, daß er et olzdteb i t." Und in da allgemein Stimmengewirr fiel teder der Baß ein: Ete, Ete." Endlich reagtrt der Förster darau Ach so. Sie sind auch wieder da Sametko !" ,Na, ich dächte; ich glaub schon, S kenn mich nicht mehr." .I. wo werd ich denn nicht? Nu t haben Sie den heut über' Oh gehauen' ,Ht, hi. hi, nicht für ungut, Herr Förster, Ihrem Herrn Grasen hab ich beute die Maftochlen adgenommen: wenn so ausschlögt wie da letzt Mal, ein fei nelGeschS tt." Ich lehnte in meinem Winkel. Die dreistündig Fahrt hatt mich müd g, macht. Da Stimmengewirr begann mir undeutlich vor den Ohren zu schnür, ren, da immer wiederkehrende .Sie, Sie' de Fleischer klang wie in Rhvth um dazwischen. .Wünschen der Herr Baron nicht eine Tafle Kaffee?' Ich fuhr au meiner Eck empor und blickte ein wenig schlaftrunken die Fra gerin en. Si war in hübsches, junge Frauenzimmer mit spiegelglattem, brau nen Haar und steckt in einem frisch ge stetsten, knisternden blauen Leinwandrock, wie di Landleute der Gegend zu tragen pflegen. .Meinetwegen, bringen Si mir Kaf, fee, brummte ich. Sie sah mich von der Seite an, al woll sie noch twaS sagen, ging dann aber, da Gewünschte zu holen. Ich blickt nach der Uhr. Roch tn halb stund hall ich zu arten, ehe der hm kam. Da Mädchen brachte den Kaffee und blieb eben dem Tisch neben. - Ich giiff nach meinem Portemonnaie. Nein, nein ' sagte fl schnkll, ,deS halb warte ich nicht, nur wenn der Herr Baron S nicht Übel nehmen, ich wollte fragen, wi S der gnädigen Frau Baronin geht, und allen anderen?' kennen Sie denn meine Mutter?' Si strich über die zierlich auSgenähte schwarze Sammetjacke, die sie über dem fletfen Letnwanvroa trug und sat) mich mit ihren blauen, von dichten, dunklen Wimper umrandeten Augen vormurs, oll und vertraulich zugleich an. .Ich bin doch diHanka,' sagt sie. Diese eigenthümlichen, etwa tiefliegen dm Augen mit den starken Wimpern ugen, wi ich si übrigen nur tn meiner Heimath gefunden habe, und der Name, riefen ine Fluth halboergessener Kinder innerungen in mir zurück. Die Hankai Ja freilich. Ihre Mutter war die Amme meiner jüngsten Schwester gewesen und war dann lange Jahre al Kinderfrau in meinem Elternhause geblieben. Die Hanka war am Leutetisch mit duichgesüt. tert aorre, hatt die adgelegken saqcr. meiner Schwestern getragen und an allen unseren Spielen Thtil genommen. Dann hknaihete ihre Mutter und wir verloren da Mädchen au den Augen. .Du bist also die Hanka,' wiederHolle ich, da hübsche Mädchen mit Interesse beobachtend, .da freut mich, daß ich Dich wieiersehe. Und e geht Dir gut?' .O ja, Herr Baron, geht mir gut. muß man arbeiten aber muß in armes MZdel überall arbeiten, arbeite ich auch gern, dann bin ich auch stark und gesund.' Sie lacht dazu mit so frischrothen Wangen und weißen, glänzenden Zähnen, daß c keiner weiteren Bestätigung ihrer Wort bedurft. .Und wi geht e Deiner Mutter. Lanka?' .Mein Mutter ist todt, der Vater hat wieder geheirathet, und bei der Stief mutter und den kleinen Kinder war mir zu schwer, bin ich aus' Dienst gegangen. Sind die ReftaurationSleut auch nicht gerade sehr gut, und zu thun ist auch weiß manchmal nicht, wo mein Kopf ist, aber ist doch hier immer noch besser, wie zu Hause.' .Arme Hanka, da thut mir leid, daß Deine Mutter gestorben ist.' Sie hatt den Kopf abgewendet und wischte mit dem Zipfel ihrer breiten wei ßea Schürze ihr Augen. .Warum hast Du Dich nicht in die Stadt vermiethet. Hanka?' begann sie wieder. Sie seufzt. .Kenne ich Niemand t der Stadt, hab' ich mich gefürchtet.' .Warum haft Du Dich nicht an meine Muttir gewendet?' .Hab ich nicht Zeit gehabt, so weit zu gehen, hab ich auch gedacht: wird lieber Gott schon weiter helfen.' .Nun, ich werde an meine Mutter Deinetwegen schreiben, Hanka, vielleicht weiß st Rath.' .Dank ich dkm Herrn Baron und der gnädige Frau Baronin auch vielmals, aber muß ich schon heirathen.' .Ei, da sagst Du erst jetzt? Nun und wen heiratheft Du denn?' .Er ist ja Arbeit, im Hüttenwerk vom gnädige Herrn Grafen.' .Ein Hüttenarbeiter also nun, das wird wohl keine sehr gute Versorgung sein, Hanka. Haft Du ihn denn sehr lieb?' Sie machte sich mit ihrer Schürze zu thun. .Ach, Herr Baron, da ist ja bei ar men Leuten nicht so, wie bei den Herr schaften. Er hat doch ein Hau von sei nem Vater und Schränke und Betten, und Alles, wa in die Küche gehört, und kann ich ja behalten, wa ich mir erspart habe, oder kann Ich dafür kaufen, mag ich will. Heirathe ich Andern, muß ich kau sea Töpfe und Schränke und behalte ich garntcht." .Aber Hanka, da ist doch kein Grund, um zu heirathen. Ein hübsches MSbel, wie Du, kann doch noch einen ganz ande, ren Mann bekomm. Ich denke, Du bist da im Begriff, ein groß Dummheit zu machen.' Hanka seufzte tief auf. .Arme MSdel wi ich. will ich doch bltibk ordentliche Mädel, ist besser heirathe ich, wenn der Franzek zurück, kommt. An dem Tisch drüben wurde nach Hanka gerufen. Ich sah ihr nach, wt sie di GSst bediente. Mit schnellen, kräftigen unv voch geschmetotge Bewegungen gmg sie hin und her, antwortet schlagfertig aus Die cherz, die nicht eben die zarte nen waren, schlug den Fleischer, der st festhalten wollte, auf die Hand, daß S schallte, und kam dann zurück, um mein Kaffeezeug zu holen. .Schlechtes Volk ist das hier, gefällt mir gar nicht mehr, sagte fl. Du paßt auch nicht unter diese Ge fellschaft, Hanka, und wen Du nicht heirathen wolltest, würde eS gewiß auch gar nicht schwer fein, Dir eine andere Stellung zu verschaffen.' sagte ich, ganz eingenommen von dem Gedanken, mich zum Protektor US hübschen Mädchens zu machen. Sie dachte einen Augenblick nach, dann sah sie mich mit ihren eigenthümlichen Augen von der eile an. .Ja, wenn Herr Baron gerade etwas für mich wüßten, der Franzek ist ja in Polen auf Arbeit, hat er geschrieben. daß noch ein Jahr dauern kann big zur Hochzeit.' .Aber dann haft Du ja noch Zeit. ania." Da Ab ahrtSftgnal wurde geläutet. Ich grtn nach meinen achen. .Ich werde Dir schreiben, ob ich etwas ur Dich ausfindig mache kann, Hanka. Kannst lesen!' Freilich, Herr Baron, war ich ja die Beste in der Schule. Und danke ich dem Herrn Baron auch viele tausend Mal.' .Also ich werde Dich nicht vergessen. Adieu, Hanka.' 8. Am nächsten Abend kehrt ich von mei ncr BesuchStour nach der Proomztal Hauptstadt, wo ich als Reifender arbei tete, zurück. Auf der Trepp zu meiner Wohnung begegnete ich meinem Freund und Kollegen Walter Hartltng. .Na. da di t Du a wieder.' rief er mir entgegen,' soeben war ich bei Dir und zog enttäuscht ab, weil ich Dich nicht traf. Ich bin nämlich heute Abend vo gelfrei, Mama hat sich mit ihrem Stu benengel verkracht und die Atmosphäre ist zu Hause zu unbehaglich, daß ich aukge, rückt bin. Ich kann doch mit Dir her auskommen?' Natürlich, aber sage einmal, wie ist das mit dem Stubenmädchen Deiner Mama?' Er sah mich verwundert an. .Wa Teufel, haft Du dafür In tereffe?' I Sage mir, hat Dein Mutter ihr e kündigt und sucht sie ein neue?' .Ja, naiürllch, aber erklär mir nur " Würd si vielleicht ein Mädchen vom Lande nehmen, ein hübsche, brave, saubere Mädel ' .Na, da hört doch aber einfach Alle auf, haft Du ein Vermiethunglbüreau, oder hältst Du .brave, saubere. Land mldel' auf Lager? Wa ist denn in Dich gefahren, alter Junge?' .Die Sache ist ganz einfach ' ich er zählte ihm von meiner Begegnung mit Hanka. Er versprach daraus, mit seiner Mutter zu reden, die ohnehin gesagt habe, die Stadlmätchen tauchten alle nicht, und da Ende von der Sache war, deß ich schon am nächsten Tage an Hanka schreiben konnte, sie soll getrost ihre Sachen packen und sobald ihr Dienst Herrschaft sie losließ, nach der Stadt kommen. Nachträglich fiel e mir wohl einen Augenblick aus S Gewissen, vag ich Hanka doch eigentlich zu sehr der Frau Hardling gegenüber gelobt hatte, da ich doch genau genommen gar nicht von ihrer Tüchtigkeit wußte, indeß e war nur einmal geschehen, und e war Hanka Sache, di günstigsten Vorur theile, die ich sür sie erweckt hatte, zu be ftätigen. Am ersten Tage de nächsten MonstS trat Hanka dann auch ihren neuen Dienst an und bald darauf ging ich zu Hard llngS, um mich nach dem ersten Eindruck, de sie gemacht hatte, zu erkundige. Nach Allem, maS Frau Hardling mir sagt, hatt ich ebenso viel Ursache mit meinem Schützling, wi Frau Hardling mit meiner Recommandation zufrieden zu sein. Von Hanka Brautschast hatt ich nichts ermähnt. Ich war überzeugt, sie würde ihren schmutzigen Hüttenarbeiter bald in der Stadt vergessen, und hielt da, für ein Glück für sie. Die kleine schmucke Person schien mir wirklich sür etwa bessere bestimmt zu sein. Als ich mich von Hardling verabschiedet b gegnet un Hanka im Entree. .Je, unser Herr Barons' rief si und küßte mir die Hand, wa mich in einige Verlegenheit versetzte, so daß ich ihr nicht passende zu sagen wußte, Sie verschwand auch eilig hinter der Küchen thür, während Wallher lachend sagte: .Ein reizender Käfer, e war wirklich ein zu vernünftiger Einfall von Dir. sie uns in Hau zu bringen, so was Hüb fcheS haben wir lange nicht gehabt.' .Sie ist min Schützling. Wallher, ich hoffe, Du vergißt das nicht,' ermi derte ich. Wir standen schon vor der Treppe. Walther klopfte mich auf dir chuuer unv sagte: .Ihr seid kostbar, Du und Mama Mama hat mir nämlich fast dieselben Worte a conto der Kleinen gesagt, sie ist ganz vernarrt tn da Mädchen, daß aller. ding mit einem süßen Frätzchen an sich herumerztehen laßt und mit wahren Tau benaugen zu Allem .ja' sagt. Die Er, ziehung der weiblichen Dienstboten ist von jeher MamaS Passion gewesen, ich habe ihr aber manchmal in Handwerk vabet gepsuschtl" Ich war sehr nachdenklich auf meinem Heimwege. Diese JnternaS der Familie Hardling waren mtr bisher fremd ge wefen, und Walther erschien mir plötzlich tn wem neuen und durchaus nicht Ver, kauen erweckenden Licht. Ich beschloß ein wachsame Auge auf die Hanka zu yaven. och, wie tollte ich das ansän gen? Ich war in meinem Leben nie einem Dienstmädchen nachgelaufen, und so seh ich sonst Goethe verehrte, hatte ich immer nur ein kühle Achselzucken feiner Be hauplung gegenüber: .Die Hand, die Wochentag den Besen üdrt. Wird sich am besten Sonntags karesflren. Mit um so besserem Gewissen konnte ich mich also um di Hanka kümmern, um so unerfahrener war ich aber auch in meiner chutztrroll. Ich besuchte zunächst Hardling öfter. als sonst meint Gewohnheit gewesen war. Ich bemerkte bald, daß Hanka statt deS steifen LeinwandrockeS und der Sammet, jacke ein städtisch gemachte Wollkleid und ein weißes Latzschürzchen trug. Ich sah sie ven .he hereinbringen und den Tisch ordne; grau Hardling sagt einmal über da andere: Wie glauben nicht, wie an ftellig dieses Mädchen ist. Was sie ein, mal gesehen hat, macht sie nach und kann eS auch gewöhnlich. Ich habe si ja als ganz ungeschliffenen Edelstein tn die Hand bekommen, aber geben Sie Acht, sie wird eine Perle werden. Aber weiter sah und horte ich auch von Hanka nichts. End, lich eines Tage waren die Hardling ausgegangen, als ich kam, und Hanka meldete mtr da mit ganz betrübtem Ge sich'. Ich trat schnell in das Entree ein. dessen Thür sie noch in der Hand hielt. .Nun, dann sollst Du mir einmal agen, wie eS Dir geht. Hanka oder' ich überflog die wirklich zier liche Erscheinung deS Mädchens tn der städtischen Kleidung, und da .Du' kam mir eigentlich ungehörig vor. .Oder Sie sollen e mir sagen,' fügte ich ver bessernd hinzu. Sie sah mich traurig an. .Ach Gott, Herr Baron, wa habe ich denn gethan? Ich bin doch noch die Hanka und nicht eine .Sie'.' .Ntln, so habe ich e nicht gemeint. Hanka; wenn eS Dich betrübt, sage ich wieder .Du'.' Sie nickte mir vergnügt zu, schloß die Thür und führte mich ohne Wettere in de Salon, in be sie mir folgte. Will der Herr Baron vielleicht hier warten?' Da weiß ich noch nicht. Hanka. Nun erzähle mir einmal, wie e Dir geht.' ,Äch, ift sich nicht viel zu erzählen,' me.nte sie, .Frau ift ja gut, Essen ift auch gut arbeiten thue ich ja gerne, aber' fl seufzte tief auf. Blitzschnell tauch! vor mir Wallher' Gesicht auf, mit den lustigen Augen und dem ausge. drehten Schnurrbart, dem man die Un ternehmungkluft förmlich ansah. .Nun? Worüber hast Du zu klagen? Sage mir nur Alle!' .öch, Herr Baron, ist doch nicht zu Haus hier! ein ich manchmal so sehr, daß ich denke, ich sterbt schon!' .Aber Hanka, Du haft e doch hier viel besser, al auf Deinem Dorfe. Zu Hause warft Du ja doch dort auch nicht den Du dientest bei fremden Leuten, und denk nur, welche grobe, unverschämte Volk Du dort bedienen muhtest l' Ja. hier ist Alle viel seiner.' seufzt sie, .bin ich auch viel seiner hier, sehe ich au wi ia Fräulein, und nicht wie ein arme Mädel. Ader wenn ich zu Hause komme auf die streßt, gleich sagt Jeder wie geht 'S Dir, Hanka? und guten Tag, Hanka. Kennt mich schon Jeder und renne ich auch jeden Hund und jed GanS. Hier kennt mich Niemand und kenne ich auch Niemand. Und spricht Niemand polnisch in ganze Stadt. Ist ja hier zu fein für mich, Herr BaronI .Nun, wenn eS Dir bange thut, nicht polnisch reden zu können, daS verstihen wir doch ' sagte ich in volnischer mach die mir ven meiner Kinderzeit her noch geläufig war. ,O, Herr Baron, gnädiger Herr, wie ich mich freue, o wie ich mich freu! jubelte sie, und eh ich e verhindern konnt, hatt si mein Hände erfaßt und küßte si immer rvieter urd wieder. .Aber Hanka. sei doch klug!' .Nein, wie ich mich si ea, wie ich mich freue! Und so spricht der gnädige Herr polnisch, eS ist ine zu große Freude!' .Nun, wen Dich das so glücklich macht. Hanka, so komme nur zu mir wenn e Deine Arbeit erlaubt und da Herz gar zu schwer ift. Dann sprechen wir in BlSchen polnisch zusammen.' O. darf ich das. wirklich! Und der gnädige Herr lacht mich nicht auS.und f ein dummes MSdel wi ich darf mit ihm sprechen?' Ihr Freud hatt Ima so Rühren deS, daß mir ganz warm umS Herz würd .Gewiß darfst Du, Hanka, Ich werde mich immer freuen. Dich zu sehen, und zu hören, wie eS Dir geht.' Wieder küßte sie meine Hände, die ich ihr vergebens zu entziehen suchte. D wurde die Thür geöffnet. Wallher stand aus der Schwelle, ,WaS geht denn hier vor? Ah, die Hanka ' .Ich habe mir von ihr erzählen lassen, wie es ihr geht. Tu weißt, sie ift mein Schützling.' ,U a, a wohl, ich weiß,' sagte er etwa gedehnt. .Mama kommt übrigen sogleich zurück sie sehen etwa echau ftrt au, graultln Hanka.' Hanka lief mit glühendem Gesicht zur Stube hinaus, und ich sagt recht über flll stger Weise: .Ich versichere Dich, daß meine Unter, Haltung mit dem Mädchen höchst harmloi war, fte " ,O, ich zweifle nicht daran,' rwi. derte er in einem Tone, der mich unbe schreiblich ärgerte. .Im Uebrigen kannst Du denken, was Du willst, ich bin Dir kein Rechenschaf, schuldig,' sagte ich, nach meinem Hute gretsenv. &t zuckle die Achseln. ES fällt mir auch nicht in, derglei chen zu verlangen, aber ich hätt S freundschaftlich gefunden, wen Du mir gegenüber offenes Spiel gespielt hättest. Ich spiele gar kkin Spiel, weder ein verdeckte noch tn offenes." Na, Du kannst dech nicht leugnen daß Du mit dem Mädchen tm Einser, ständniß bist!" Ja, das leugne ich ganz entschieden denn das ift nicht der Fall. Aber, Freund Wallher, ich meine eS aufrichtig gut mit dem Mädchen, Ich habe fl hierher ge bracht und fühlt mich für sie verantwort lieh und u verommst es mit mtr zu thun, wenn Du ftt nicht tn grttben läßt." Dank für gütig Btlehiung." Bitte, ist gern geschehen und ernst gemeint. Guten Morgen." Guten Margen!" , Er begleitete mich nicht, wie sonst bis zur Treppt, und ich dachte leim Hinab steigen: ,,So wett waren wir nun, d. h. fg gut wie entzweit, urd das alles wegen der Hanka, die mich doch eigentlich gar nichts angeht." Ich erreichte meine Wohnung tn ziem lich ärgerlicher Stimmung, ich wollte an dit ganze Geschichte nicht mehr denken. Aber ich erwartete doch täglich, daß Wal ther zu mir kommen würde, und ärgerte mich, weil er eS nicht that. Ich konnte ihm doch nicht zuerst wieder gute Worte geben. Da erschien einiS OgeS die Hanka bet mtr. Sie trug ein kleines Packet, das sie mtr hinhielt. Wir haben Ssekuchen gebacken, und ch weiß doch, daß gnädiger Herr hat so gern Käsekuchen gegessen, als er noch ein kleiner Junge war; also habt ich meinen Kuchen gleich ingepackt für den gnädigen fierrn." Dabei sah ne mich mit ven dtaueen Svttzbubenaugea so innig an, daß ei ganz unmöglich war, ihr böse zu sein. Am Ende, wa konnte sie auch dafür, daß ich mich mit Walther gezankt hatte. Sie hatte mit ihrem Käsekuchen eine meiner Kindereinnerungen berührt, ich revanchirt mich damit, daß ich ine Tasse Chokolade für si holen ließ. Sie lachte mit dem ganzen, frischen Gesicht, al der dampfende Trank auf dem Tisch stand und schlürfte ihn dann so zierlich und so naschhaft, wie ein Kätzchen. ,,l ob wir noch tnver waren," plaudert st dabei tn ihrer Mutter prache, der kleine Karlrk und die kleine Hanka. Ach, so gut hat man eS doch nie wieder im Leben, nie wieder I" Nun, wenn Du klug und vernünftig bist, kannst Du e doch roch gut haben, Hanka. Wenn Du einmal einen braven, ordentlichen Mann heirathest." ..Ach, wer heira het mich? Der Fron itl hat mtr auch nicht mehr geschrieben aber ich gräme mich ja nicht wenn er nicht will, braucht r nicht. D Män ner taugen j, alle nicht gnädiger Herr. Da tft der Diener von der Herr schafk, die neben or. wohnt, und der Lehrling au dem Geschäft gegenüber und der Bursche vom Herrn Lieutenant über un schön Hanka' hier und schone Hanka' da aber ich danke, weiß schon und geh meiner Wege. Und der junge gnädige Herr hat mich auch Sonntag zum ranz geführt.' Hanka!' lies ich ganz entsetzt; aber sie fuhr unbefangen fort: .ja, und bade auch getanzt, aber bei unS in Kret, schäm ist eS doch viel schöner." Aber Hanka, Du muht doch wissen, daß ich daS nicht ür Dich schickt mit einem jungen Herrn zum Tanz zu gehen, der Dich hinterher doch bloS auslacht .Nun, wenn er lacht, lache ich auch ich bin ja arme MSdel, aber ich bin ordentliche MSdel, gnädiger Herr. Und will der Franzek nicht schreiben, und will nicht von mir wissen, werde ich mich doch nicht gramen i Habe ich auch einem Ge freiten, der au unserem Dorfe ist, ge sagt, soll er dem Franzek schreiben, gräme ich mich gar nicht." Ja. das ist ganz schön. Hanka. aber mit den jungen Herren darfst Tu nicht wieder zum Tanze gehen. Versprich mir daß Du das nicht wirst. Willst Tu?' Wi di blaue Augen mich anblick ten ! Schelmisch und vertraultch'lustig und traurig zugleich. Wenn'S der gnädige Herr nicht haben will, will ich S auch nicht," sagte sie .Und ich danke auch dem gnädigen Herrn für die Ehocolade, und daß ich polnisch sprechen darf, und für Alle, Alle. Und ich werde ein ordentliche MSdel bleiben von wegen dem gnädigen Herrn, darau kann sich der gnädig Herr verlassen." Trotz meine Widerstreben küßt st mir dann wieder di Hand, und al st fortgegangen war, blieb ich ia zieml,ch wunderlicher Stimmung zurück. Die Hanka wurde mehr und mehr eine Per sönlichkeit für mich. Diese Gemisch von Stolz, Unterwürfigkeit, unbewußter Koketterie und gradem naturlichem Ber stand hakte etwa eigenthümlich Fesseln de. Am End wußt ich mtr nicht an der zu helfen, al daß ich au mein Mutter schrieb und sie bat, si möcht der Hanka irgend ein stelle tn ihrem Hau halt einiSumen, denn, daß da Mädchen nicht in der Stadt bleiben durste, er schien mir klar. Am ander Abend erhielt Ich einen Brie von Frau Hardling. .Walther ist zum Jubiläum feine KorpS nach Tübingen gefahren, ich weiß nicht, ob er heute zurückkehrt, ich bin allein und in einer so großen Verlegen heit, daß ich um Ihr Hilf bitt. Ein fremder Meusch, der nur polnisch spricht. ist i meine Wohnung eingedrungen und hat denken st nur wt unerhört er hat di Hanka mißhandelt. Ich hörte ihn iu dir Küche toben und e gelang mir nur mit größter Mühe, ihn zu entsernkn. Die Hanka schwimmt seitdem t Thrä ven, e ist nichts aus ihr herauSzutrin gen unv Ich furchte der wilde Mensch kommt zurück. Ich bitte um Ihren aly.' Eine Viertelstunde später war ich be Hanka, zu der Frau Hardling mich so, fort nach meiner Ankunft geführt hatte. Das ivisdchkn schluchzte noch immer. O gnädiger err. ßr Baron, bei, fen Sie mir!' Gen will iq da, vania. nun sage mir aber auch, wa geschehen ist Der Franzek war hier ' Da dachte ich wohl aber ich werbt ich vor ihm zu schützen wissen I' ,ch nein, gnädiger Herr, der Franzek will ia nur mein enes. .ich habe eS ja nicht gewußt, daß ein Mensch einem so lieb haben kann, und daß nun gar der granzer m:q o iieo hatte, nein, so un bändig lieb! Der Gefreite hat eS ihm a ge chrieven, Alles, wa Ich gesagt hatte in meiner Dummheit. Und da bat der Franzek Alles im Stich gelassen, die gut Arbeit, den schönen Verdienst, und nicht gegessen und nicht getrunken hat er mehr, viS er hier ar. vier hat er ae standen, wo Sie stehen, gnädiger Herr, und hat mich angesehen, mit ei paar Auge, wie ein Wolf. .Und ift da wahr, daß Du Dich nicht um mich grä men willst?' hat er mich gefragt. Und tq war so trotzig unv so so wie man hier in der Stadt wird, und hab' geant, wartet: .Ich gräme wich auch nicht.' Und tanzen willst Du mit Anderen? hat er genagt. Warum oll ich nicht mit Anderen tanzen?' habe ich gesagt. Und da hat er mich an den Händen gefaßt, daß ich gemeint hab', ich müßte hinfallen und nie wieder aufstehen. Weißt Du nicht, daß ich sterben muß. und daß Du auch sterben mußt, wen Du nicht meine grau wirtti' hat er geschrieen. Du. Du und gnädiger Herr, so lieb hat er mich daß mich geschlagen hat, nur! aus groger, gro.er Lteoel' Aber um Gottes Willen. Hanka. Du kannst doch einen so rohen Menschen, der das thut, nicht lieben !' Sie lächelte durch ihre ThiZntn. Ich Hab'S ja nicht gewußt. gnSdiger Herr, daß er mich fo lieb hatte und daS hätte Keiner für mich gethan. Kei ner! Und ich kenne ihn doch schon skit so lange, und jetzt wo ich weiß, wie lieb er mich hat, kann ich' ja auch sagen: ich bin ihm immer gut gewesen, sehr gut. Und daS war blos eine dumme Neugierde von mtr, daß ich in die Stadt gekommen bin.' Im Entree würd an der Klingel ge, issen. Gleich darauf hört ich Walthkrö Stimm. Ich trat ihm ntgegen. Wallher, der Stein de Anstoße, zwischen uv ift fortgeräumt. Die Hanka heiraihet ihren Franzek. Wir wollen ur. überlegen, wa wir ihr zur Hochzeit schenken !' Er sah mich an, ohne mich zu ver siezen. Ja. auch ich brauchte Zeit, um zu begreisen, wie I möglich war, und grau Hardling oll: vollend nicht davon wissen, daß e ihr nicht vergönnt sei sollte, in vollkommen .Perle' au der Hanka zu machen. Wir drei klugen, gebildeten Menschen vermochten am Ende nicht gegen di .schlagenden' Argument de Hütten ar Keiler. .Weiß ich doch jetzt, daß er mich liebt!' sagte die Hanka und folgte ihm zurück in hlHeimalh, um sein grau zu werden. Einige Jahi später sah ich sie wieder. Bist Du glücklich, Hanka?' fragte ich sie. Bin ich ja zufrieden,' gab sie zur Antwort. Und schlägt Dich Dein Mann noch?' Sie stemmte die kräftigen Arme in die Seiten und lachte, den Kopf mit einer stolzen Bewegung hintenüber weisend. Da möcht' ich sehen, Herr Baron bin ich ja auch stark und weiß ich doch jetzt schon, daß er mir gut'ist!' Zie Stimm des Hiwissen. heilere Begebenheit. Nacherzählt von Aler. de Neve. Sine Der BezilkSrichler M. ist vermöge seirer Stellung, seiner Menschenfreund ltchkett und VorurtheilSloflgkeit halber eine in allen Kreisen der Stadt und Festung K. sehr geachtete und, nachdem er biiher sein Haupt noch nicht unter da rosige Joch der Ehe gebeugt, eine nicht minder beliebte Persönlichkeit. Und doch besaß dieser Herr einen Feh Ur, der aber nur seinen inlimernBekann ten, die er gera und häusig i seiner Gargovmohvuog um sich sah, bemerkbar werden konnte. Er war nämlich in ausgesprochener Freund der türkisch' Pfeife und macht sich gar kein Gewissen darau, dem Ge setze ein Schnippchen zu schlagen, ge, paschten türkischen Taback sich aus allerlei Winkelwegen zu beschaffen und denselben zu rauchen. Zu seinen besten freunden gehörte auch der Zollkommissar W. Eine Abend eS war wenigeTage vor seineu Geburt tage, den 17. September, wartete der Herr BezirkSrichter siinen Freunden mit herrlichem türkischen Tabak auf, von dem er ein respektables Quantum sich ver, schafft und zur Feier seine Geburtstage bestimmt hatte. Genau rm Mitternacht or dem lebte, ren sehen wir zwei Organe dir Zollwacht vor dem Hause deS BezirkSrichter hal tm, welcher schon längst zu Bett gegao gen war. Nachdem die Zollbeamten ans merkfam die 12 GlockenschlSae gezählt. pochen fie an die Thür ukd verlangen Einl.ß. . Nach wiederholtem Poch schien der Kopf de schlaftrunkeoen Diener im Fenster. .Wer ift da?' ruft ,r. .Aufmachen, wir müssen sofort um Herrn BezirkSrichter !' Kommen sie morgen früh. dr ßrr schläft und läßt sich nicht gern stören! ' ,Wtr hadeu strengen Befehl, un nicht abweisen za lassen!' .Ja, wer find den di Hrru?' .Di Zollwach!' Schreckensbleich eilt der Diener u sei, nem Henn, rüttelt ihn au dem Schlaf und theilt ihm mit. daß di ollwacb draußen sei und mit allem Nachdruck so fortige Einlaß begehre. Bonnerwetter! Diese Kerle baben g,m ß von meinem Tabak Wind bekom men und wollen iha kovfiStlren. werde stark kompromtttirt, beim BezirkSrichter Krovtrebande, unerhört!' Die 'dankkn durcheilen blinscinell da Geht, de aufgeweckten RtchterS: er befiehlt seinem Diener hinabzugehen und die Beamten ei wenig arten zu lassen, bi er sich ankleide. Er elbft aber eilt ,u seinem ae. liebten Tabak, nimmt ihn heran und verbrennt ihn schnell im Kochherde. so. nu i da Corpus delicti ver. nichtet' brummt er schmunzelnd vor sich hin, jetzt werden fit nicbtS stnden. so viel sie auch suchen' und kehrt um Vieles ruhiger in fein Zimmer zurück. Gleich darcuf treten zwei in sauber ster Uniform befindliche ollwcbter I. stellen sich auf, grüßen gleichzeitig mili. tärisch und einer von ihre spricht: Wir onvgen Ahnen die betten Glück wünsche deS Herrn ZollkommiffarS zu Ihrem heutigen Geburtstage!' .Wie, Was , Jetzt tn der Nacht?' Ja. der Herr Zollkommiffar wollt der Erste fein, der seinem lieben Freunde veure iIiucr wün cht und hat unS beaut tragt, ach 12 Uhr Mitternacht hier bei Ihnen vorzusprechen und feine Auftrag auSzurichteu.' Der BezirkSrichter machte bei hltUn -worien kin lange Gesicht. .Ja. ich danke also gratulirt, nicht anderSwe gen find Sie gekommen?' .Jawohl, nur deswegen!' lautete die Antwort. Der BezirkSrichter gab jedem der Gratulanten jetzt ein Dreimarkftück und entließ fie. Aber der herrliche Tabak war verloren und gleichzeitig noch 6 Mark in kaarem Gelde. Herr M. hat aber nie wieder türkische Tabak gepascht. Neues wort. Lieutenant (auf dem Bürgerball): .Reizender KSfer, diese Bäckermeisters locht !.. Hat mich ganz b e f m. melt!' i i f K