Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, March 07, 1895, Image 2

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S'jn fti:ltiiiflnalKü vutien
Zchwingl sich um i'uidi und i'aiim
Sü'ii i'Uitlifii i,d poii Iiitttn
Xes Vfnjf f l)imi(t) tramit.
Und triilxr von der Hold,
iöut umndfriiiiVr 2chaH,
Ais är ernu.tit im Walde
Iie todte .'iackiigall.
7a r.iit'chen und fiohlocfen
Tif thimiir U'fit und breit:
Teiln inner S'.S'.merilciffeit
ii'iiAÜt schon ttit guiue Kleid
Taun wird's in Äst und Zweige
hll wieder wie zuvor,
Tie rtTiililiiin.xiiiidet steigen
Zum JfuiiiineleMaii empor.
Tich wie tieral) sich leii
Zur Erde weilerwiimt
Tie fiijie (SiigeKNuene,
Höri unrein omitagMinb.
ITicfiOlUJS -Kur.
Jfjumortskf von M, . fitlom.
Und nun, meine Herren, ich denke,
wir lieben die Sitzung für beule auf."
sagte der dute i.'üchoiu, Gutsherr auf
Nieder Gülzow, und sah auf seine
Taschenuhr. Alle Hagel! Schlägels!"
Schwerfällig ciljob er sich und schlug
dem neben ihm sitzenden UreisphysikuS
so derb aus die Schulter, daß dieser
erschrocken aus seinen, Halbschluinmer
auffuhr.
Na, wie sieht'S, alter Pflaster,
kästen, wollen Sie mit aufsteigen?
Mit meinen braunen geht's doch
wohl ein biöchen schneller als mit
Ihren schwachen Doltorbeinen."
Der Angeredete, ein kleine?, der'
schruii'.pelteö Männchen mit einer
Brille ans der Nase, rieb die getrof
fene Stelle.
lassen Sie. doch solchen Unsinn,
tfiichow," knurrte er verdrießlich, und
prahlen Sie nur nicht so mit Ihrer
Gesundheit! Sie kommen mir doch
noch 'mal unter die Finger! Sie wer
den zu dick, inel zu dick! Lassen Sie
all' Ihr Waisergeplansche und gehen
Sie hübsch nach Karlsbad!"
1 Bcnno Liichow sah schmunzelnd noch
'immer aus seine Taschenuhr.
Hol' der Henker Karlsbad!" sagte
er dann verschmitzt lächelnd und senkte
sie ein. Tod) da Sie mich daran
ermnen, will ich 'mal eine beschichte
zum Besten geben, in der ich zwar keine
allzu rühmliche Zivile spielte, aber
na, Sie werden ja hören."
Er setzte sich wieder zu den aufhor
chcnd zusanimcnriickenden Herren und
bestellte einen neuen Schoppen. Sein
fettes, rothes Gesicht leuchtete förmlich
durch den Dunst der Rauchwolken, die
aus den kurzen Pfeifen der Gutsbe
sitzcr aufstiegen.
' sicher diesen in der Umgcgeud Auge
sessencii waren noch der besagte Doktor,
der Apotheker und dcr'jlmtsrichtcr des
Krcisslädtchcns anwesend; sie Alle
fanden sich allwöchentlich zweimal in
der bwldencn Ganö" zu einem Schop
pcn zusammen.
l'iidjoiu that einen tiefen Schluck aus
feinem Humpen, dann Imb er an:
Sie wissen, meine Herren, daß ich,
bevor ich hierher kam, in der Mark
ansässig war und da vom inilcr her
eine kleine Klitsche befaß, die wenig
Ertrag, aber viel Arbeit brachte, Eol
nitz hieß das Ding, klebrigens: Bnch
weisen alle Achtung ! Sonst nifcht
Sand, ein bischen Hafer, Kartoffeln
wieder Sand! Na, aber geschuftet
wurde cllich, von früh bis spät! Meine
Frau übrigens auch nicht alle zu krie
gen !
Aber wir waren zufrieden die Ran
gen gediehen, wie's Unkraut was
will man mehr!
Ta will 's der Kuckuck, daß ein neuer
Doktor sich in unserer Nähe niederläßt.
Sie wissen, ich kann das Mediziner
Volk nicht ausstehen nichts für ungut,
Doktorclicn, Sie sind noch einer von
icn Erträglichen. Also weiter: Der
Kerl kam mir trotzdem in's Haus.
Ein Kind erkrankte uns, meine Frau,
wie alle Weiber auf'S ,Neuc' Verses
seil, ruht nicht eher, bis der Arzt geholt
wird. Der Junge kam freilich durch,
aber seitdem halte ich keine Stunde
Ruhe mehr im Haus.
Der Doktor hatte meiner Alten näin
lich einen Floh in'ö Ohr gesetzt : ich
sei zum Zchlaganfall disponirt, zu dick,
zu rotlj, weiß der Henker was noch
Alles, und müsse so schnell als mög
lich nach Kalsbad!
Hol 's der Kuckuck ! na, das Lamento !
(int fluchte ich und wetterte, daß die
Wände dröhnten sie sprach von Ge
wislenlosiglcit, heiligen Pflichten
eines HcluovatcrS gegen Frau und .in
der, ich schlug die Thür hinter mir zu
und ging pfeifend auf 's Feld.
Kam ich nach Hause verweinte
Augen, siummes Herumlaufen, wic'n
gekränkte Heiligenbild schauderhaft!
Weinende Weiber kann ich nu' 'mal
nicht sehen ich kann' nicht!
Nach vierzehn Tagen war ich so
mürbe, daß ich schon all' die Beschwer
den an meinem Leibe zn spüren meinte,
die mir der Dokivr in (Gemeinschaft
mik meinem Ehegeipens ausschwatzte,
und na.1, weiteren acht Tagen packle
ich meinen vffcr für die Reise nach
Kiulvirnd ! Und das kurz :uu' der Ernte !
Der Abschied war jammervoll !
Meine All: weinte, nlS ob sie mich in
Karlsbad direkt auf den Kirchhof brin
gen würden, und die Bcngcls heulten
und schrien, daß man toll werden
konnte Ick) machte der Wirthschaft
also schnell ein Ende, hieb auf meine
Gäule, und hui ! fort ging'S!
Bis zur Station hatte ich vier gute
Meilen: dort wollte ich im , Bären'
übernachten und dann den ersten Früh
zug benutzen.
Der Wirth war ein guter Bekannter
von mir. Bei dem solennen Abend
brod. daö er mir cigcnhändiji scrvirle.
w:ch Vlslrm, fcetn
ir.ctr.fia Befinden
u. j. 10.
Nii, da i.Z'ütte ich d.'nu mein Hei;
av.j, beschreibe meine mir cuuictnin-'
fli'iicn vnden und f.igc, dass ich ,uU
iocle RittiMa' uiilsbüD üuijnchc.
Wjhte.id. ich so rede, bemerke icki,
daß tin Herr, der biolier am Neben
lisch risrig gelesen, ausmerliam wird
und mich ganz nicrkwurdig anstarrt.
Ich fld;e nicht viel daraus. Plötzlich
erhebt sich dir Fremde
Noble Erichei-
nung, mit einem Wort, Gentleman
vcn K'ps bis Fuß. verbeugt sich sehr
ehrerbielig und sagt: Berzcihcn der
Herr meine Dreistigkeit aber ich bin
unfreiwilliger Zuhörer gewesen, und
dies ganze von Ihnen so klar enl
wickelte tfrnn,riubtld intcressirt mich
ungcmcin ! Allerdings bin ich auch
einigermaßen Kenner, daö heißt Natur
arzt, und wenn ich mir ein Urtheil er
laubcn dürfte ob gerade Karlsbad für
Ihre Leiden' er zuckt die Achseln
und macht dabei ein so bedenkliches Ge
ficht, daß mir himmelangst wird.
Erbarmen Sie sich!" rufe ich,
.Herr?"
Mein Name ist" und er sagt
so'n paar undeutliche Worte, aus
denen ich Dr. Kochtizki oder fo was
heraus zu hören meine, wenn Sie ge
stallen, fo entwickele ich Ihnen meine
Diagnose etwas näher."
Ich nöthigte ihn fast mit Leiden
schuft, Platz an meinem Tische zu nch
inen, und beordere beim Wirth eine
Flasche Rheinwein ertra fein, der
Mann sieht mir für meinen Alltags
krätzer doch zu nobel aus.
Und nun muß ich noch 'mal bcrich
ten, und er hört zu mit gespannter
Aufmerksamkeit sowie ich aber die
Borschriften meines Arztes erwähne,
schüttelt er unwillig den Kopf. Er
prüft meinen Puls, meine Zunge, legt
die Hand auf mein Herz dann redet
er. Nach einer halben Stunde hat er
mir bewiesen, daß Karlsbad mein Tod
sein, und mich überzeugt, daß sein Ber
fahren mir in kurzer Zeit volle Gene
suug bringen würde. Zudem sei es bil
lig, ich erspare die Reise und sei nicht
gezwungen, mein Gut während der
Ernte zu verlassen, was ohnehin schon
zur Beruhigung meiner Gemttthsver
fassuug merklich beitragen werde.
Wenn Sie mir gestatten wollen."
fuhr er mit geradezu bestrickender Lie
bcnswürdigkeit fort, Ihnen eine
kleine Anleitung zu geben vielleicht
gleich heute Abend? Sie könnten mor
gen schon wieder zu Ihrer Frau Ge
mahlin zurückkehren, und mir würden
Sie gewünschte Gelegenheit geben,
mich sür Ihre liebenswürdige Gast
freundschaft" er wies auf den Rhein
wein zu rcvanchiren. Morgen mit
dem ersten Zuge muß ich nach Berlin
zu einer Konsultation."
Er nannte eine der ersten ärztlichen
Kapazitäten der Ncsidenz. Ich war
entzückt von dem Mann und zu Allen,
sofort bereit.
Die Nummer Ihres Zimmers?"
fragle er mit gewinnendem lächeln.
pcrr Luchow hat Nummer vier-
zehn," beeilte sich der gerade eintre
tende Kellner zu antworten.
Schön!" sagte mein neuer Retter.
Schaffen Sie also eine kleine Wanne
mit kaltem Wasser, sowie mehrere
Laken und Handtücher nach dort. Also,
Herr Lttchow auf Wiedersehen! In
einer Biertel stunde finde ich mich ein."
Genau nach fünfzehn Minuten
klopfte es an meine Zimmerihür, und
der Naturdoktor trat ein. Er hieß mich
entkleiden, während er zwei Riesen
lakcn in die mit Wasser gefüllte
Wanne tauchte, sie ausrang und mit
einem liebenswürdigen: Bitte, er
schrecken Sie nicht, Herr Liichow," so
schnell um meinen nackten Körper
schlug und mich dann fest und geschickt
darin einwickelte, daß mir beinahe die
Besinnung und die Bcwcguugsfähigkeit
völlig verging. Dann schlang er mir
ein nasses Handtuch um Kopf und
Schultern und schleppte mich mit un
heimlicher Kraft ans mein Bett, wo er
mir zum Uebcrfluß noch den ganzen
Körxcr mit einer schier endlosen Ban
dage umschnürte, die er feiner Tasche
entnommen. Zum Schluß deckte er
mich mit dem Federbett fest zu.
Ich war unfähig, auch nur eine
Zehenspitze zu rühren; die ollen Egyp
ter, die ich 'mal habe im Museum lic
gen sehen Mumien nennt man sie ja
wohl schienen mir in dem Augenblick
k'ahre Hampelmänner im Pergleich zu
meiner Bewegungslosigkeit.
Gerade wollte ich meinen Mund zu
einer Frage aufthun, da klatsch!
nahn, eine nasse Kompresse mir auch
noch die Möglichkeit zum Sprechen!
Alles das hatte mein Peiniger in
wenigen Minuten bewerkstelligt, wäh
rcnd das hinreißende Lächeln nicht von
seinen Lippen wich.
Als ich nun aber völlig unfähig ge
macht war, auch nur das leiseste Lebens
zcichcn von mir zn geben, wechselte der
Aufdruck seines Gesichtes plötzlich. Er
stellte sich vor mich hin, die beiden
Hände in den Hosentaschen, und sah
mich spöttisch lächelnd an:
Na. wie thut'S, Freundchen? Ganz
unschädlich jetzt, wie? tcht Ihnen
großartig, die Berklcidung! Ra, nun
gestalten Sie mir 'mal, ein bischen
Umschau zu ballen!"
Damit drehte er sich auf dem Absatz
um, und ja, meine Herren zuerst
verschwand meine prachtvolle goldene
Ankcruhr in seinem Rock, dann unter
suchte er meine Westentasche und cnt
dcäte mit unheimlicher Geschwindigkeit
auch ein Priesenillc, das für die
Karlsbader Kur recht ansehnlich gespickt
ivar. Auch dies verschwand. Dem
Portemonnaie entnahm er einige Gold
stücke, und wahrend er sich noch eine
Eigarre von mir anzündete, wandte er
sich mit einem wahren Satansgcsicht
nach mir um :
Ich lasse Ihnen genug zurück, um
Ihre Rechnung zu begleichen und einen
Wagen zur Heimfahrt zu nehmen. Sie
sehen, Pcrchrtcstcr, iej bin nicht bös
artig! Zwar von Naturheilkunde vcr
stehe ich nicht allzu viel. Bor lauter
Langeweile las ich heute Abend im
, Kneipp,' den ich unten auf dem Tisch
dcö GawimnicrS liegen sah, als Sie,
erknndiate rr si I,
Siü:;3 der Einte,
j mein Beixiirkr, ankanien. iic ersS ie
ncn lvxI icicrt '"iiable und n.:ch d.r
uvoiion'.menücil ceo 'irlücs zu
splissen auch ctncrec!,l lukralire Per
jonlilliteik. Ich bin Menschenkenner,
wie Tie sehen! N,. ganz nach der
Lieget habe iü die nassen Einwickelun
gen nun well gerade nickt gemaäik.
ober ich beise. sie werden Ihnen auch
nielils schaden! Mein Herr' und er
! luslcle mit tadelloser Eleganz seinen
! Hut .wünsche viel Vergnügen und
guicn r,otg!'
.aniit vssnctc er die ,hur und
schloß sie hinter sich mit behutsamer
Sorgsalt.
Ja, da lag ich nun. Brauche ich
Ihnen meine (esiihle noch zu schil
dern? In Lottes großem Thiergarten
gab's wohl kein Excinplar. mit dessen
Namen ich mich nicht liebevoll tilu
lirte! Helfen that's freilich nicht.
Nur daß mich nicht der Schlag gerührt
hat in der Nacht, dS begreif' ich heute
noch nicht.
Stunde auf Stunde hörte ich schla
gen. ES ward ruhig im Gasthaus, dann
mit dem ersten Morgengrauen wieder
lebendig. Ich zermarterte meinen
armen eingewickelten Schädel, was ich
denn eigentlich thun könne! Nichts
das wurde mir furchtbar klar. Warten
mußte ich, bis man mich etwa vermißte.
Und dann? Den Kerl verfolgen?
Unnütz ! Der war natürlich längst über
alle Berge! Und zudem meine Bla
inage würde ja dadurch nur offenkundig
werden! Den Teufel auch, wie würde
der Doktor zu Hause triumphiren, daß
ich dem ersten besten Schwindler in die
Hände gefallen, nur um ihm nicht zu
gehorchen ! Nein, daö durfte nicht fein !
Blieb also nur eins: gute Miene zum
bösen Spiel machen!
Zu diesem männlichen Entschluß war
ich endlich gekommen, als eS plötzlich
an die Thür klopfte und gleich darauf
der Hausknecht Johann mit freund
lichem Grinsen eintrat.
' Als er mich in meiner ganzen Hilf
losigkeit so daliegen sah, nickle er, als
wisse er schon Bescheid. Der Herr
Doktor mußten leider gestern Abend
noch abreisen," berichtete er mit der
gespreizten Geziertheit des Mecklen
burgerö, dkr sich fein hochdeutsch" auö
drücken will, während er sich mit einer
Langsamkeit, die einen wie mich Ge
fesselten zum Rasen bringen konnte,
anschickte, mich zu befreien, deshalb
haben de Ha Doktor mich beauftragt,
Hä'n Liichow heut' Morgen, aber nich
vor neun Uhr, auszuwickeln."
Damit entfernte er zuerst meinen
nassen Maulkorb pnh!
War wohl 'n duschen lästig, wie?"
fragte er theilnchmcnd.
I, Du Teufelskerl!" dachte ich.
Ein sehr feiner Mann, der Hä Tok
tor," fuhr Johann unerbittlich fort.
Trinkgelder hat'S man so geregnet!"
Bon meinem Reisegeld daß
Dich!" und ich unterdrückte einen
Fluch zwischen den Zähnen.
Nachdem endlich die letzte Hülle von
meinem Körper gefallen, begann
Johann Plötzlich meinen Rücken mit
einer Bürste auS Leibeskräften zu be
arbeiten. Mensch, was machen Sie denn da?"
schrie ich.
Nu, ich soll Ihnen ja doch tüchtig
bürsten," meinte Johann phlegmatisch,
ohne sich stören zu lassen. Te Hä
Doktor haben das so besohlen, weil
Sie doch so geschwitzt haben würden."
So, so," sagte ich scheinbar bcjänf
tigt. Innerlich kochte ich zwar vor
Wuth, aber es galt nun einmal, die
Rolle weiter zu spielen. Das Merk
würdigste an der ganzen Geschichte aber
war, daß ich mich eigentlich, trotz aller
Aufregung und allen AcrgcrS fo wohl
fühlte wie lange nicht.
Johann," sagte ich nach einer Weile
gönnerhaft, Sie sind doch wohl auch
ein Anhänger des Wasscrvcrsahrcns?"
Nee," sagte dieser abwehrend und'
bor Schreck über diese Zumuthung in
sein heimathliches Platt verfallend,
nee, mit Water dürfen' int nich
kümmen. Min Olsch seggt alle Sindag :
Basding, wasch' Di doch cn bcetcn!
Nut! brüll ick, rut! brüll ick. Äccn
wascht Hosen und Föß! (Raus! Kei
ncr wäscht Hasen und Füchse!) Nee,
dct is nir för mi." Und er legte philo
fophisch die Laken zusammen.
Aber, Johann," sag' ich empört,
wie kann man so gegen Gesundheit
und Reinlichkeit freveln! Sehen Sie
mich 'mal an, ich fühle mich riesenhaft
erfrischt, und ich würde Ihnen
rathen"
Nee, HäLiichow, nee, nee," wehrte
er ab, bat is uir för mi, dat is man
blos für feine Herren, wat Eencn sin
111)1, iö'n A.nncrn sin Nachtigal."
Ich sah ein, daß solchen Prinzipien
gegenüber nichts zn machen sei, und
überreichte ihm ein Trinkgeld sür seine
Abrcibcrdicnste. Zu meinem Erslau
nen wies er cö vornehm zurück.
Te Ha Doktor haben schon AllcnS
bestens bezahlt," sagte er.
Ein unglaublicher Kerl dieser Hä
Doktor!"
Ich drang übrigens nicht weiter auf
Annahme, da ich die geringe mir ge
lassen Baarschnft zu schonen alle
Ursache hatte.
Dem Wirth gegenüber, der sich
gleichfalls mit großem Interesse nach
meinem Befinden erkundigte, pries
ich das neue Heilverfahren schon in
Überschwang! ichcr Weise und bat ihn
um seinen Kneipp."
Jawohl," sagte er, das Buch kön
ncn Sie gern haben, Herr Liichow.
Ich lcs' so'n Zeug nie; wcnn's Ihnen
aber hilft, nu, ich wünsch' guten Er
folg. Wir haben gestern Abend noch
mit dem Herrn Doktor schnell vor sei
ncr Abreise ein Gläschen auf Ihre
Gesundheit geleert!"
Ich drückte ihm gerührt die Hand.
Meinen Empfang zu Hause zu schil
dem, erlassen Sie mir wohl, meine
Herren! Diesmal weinte Alles vor
Freude! Ich überzeugte meine gute
Frau bald von der Porzüglichkcit des
Kneipp 'scheu Berfahrcns, denn von da
ab lebte ich darnach, und eö bekam mir,
wie Sie sehen, großartig!
Schwerer wurde mirs schon, ihr das
Fehlen meiner goldenen Uhr glaubhaft
:u machen und den Perlust der Hun-
NBBRASKA STAAT, . ANZEIGER,
dertmarkstk e ine zu verbergen. Sie hal
'rte relliscke Spürnase, meine Alte!
Äber sie war schon froh, mich überhaupt
wieder zu haben. Die ganze Nacht
hatte sie kein Auge zugethan, wie sie
inir beichtete. Na, und bald darauf kam
auch die Cisene und der Ankauf von
Gulzow; dz gab'S viel zu überlegen
und zu packen, und sie fragte nicht
weiter darnach.
So, weine Herren, nun wissen
Tie'ö, wie ich zum Naturheilvcrfahren
und um meinen goldenen Ehronomctcr
gekommen bin; denn zur Strafe für
meine Dummheit wollt' ich mir keinen
neuen wieder anschaffen. Und dem
Langfinger bin ich im Grunde dankbar,
denn er hat mir den Weg zur Gesund
heit gewiesen."
Na, na!" grunzte der Doktor.
Ruhig. Doktor!" rief liichow.
Seien Sie zufrieden, daß ich Ihnen
'mal Gelegenheit gebe, mich zu hau
sein! Aber hübsch reinen Mund bei
mir zu Haufe, hören Sie? Das bitt'
ich mir aus!
Und nun wird'S wirklich hohe Zeit!
Guten Abend, meine Herren! BiS
nächsten Sonnabend!"
Guten Abend, Liichow."
3mi Manische ZNärchen.
1. 2tt Hase von Jnaba.
Waren da einmal einundachtzig
ruocr, die Prinzen im Lande waren,
Sie waren alle eifersüchtig auf einan
der, denn jeder wünschte König zu sein
und über die Anderen und daö ganze
Königreich zu herrschen. Außerdem de
gehrte jeder dieselbe Prinzessin zu hei
rathen. Die war nämlich, wie Ihr
wissen musit, die Prinzessin von
Manu in Jnaba. Endlich einigten
sie sich dahin, zusammen nach Jnaba zu
ziehen und der Reihe nach zu versuchen,
oo die Prinzessin sich zur Heirath be
stimmen ließe. Obwohl achtzig der
Bruder eitersiichtig aus einander waren.
so einigte sie alle doch der Haß uud
die Unfreundlichkeit gegen den einund
achtzigsten, der gut und sanft war und
ihr rohes, streitsüchtiges Wesen nicht
liebte. Als sie ihre Reise antraten.
luden sie dem armen jüngsten Bruder
daö Gepäck auf und ließen ihn hinter-
her lausen, als ob er ihr Diener wäre.
und er war doch ihr eigener Bruder und
ebenso gut ein Prinz wie sie alle.
Indem sie so dahin gingen, gelang
ten die achtzig Prinzen an das Kap
Keta; dort fanden sie einen armen
Hasen, dem sein ganzer Pelz abgezogen
war, sehr krank und elend daliegen.
Die achtzig Prinzen sagten zu dem
Hasen: Wir wollen Dir sagen, was
Tu thun mußt. Geh' und bade Dich
im Mecrwasscr; dann lege Dich auf
den Abhang eines hohen Berges und
laß den Wind aus Dich streichen.
Dann wird, so versprechen wir Dir,
Dein Pelz bald wieder wachsen." Der
arme Hase schenkte ihnen Glauben,
ging hin, badete im Meer und legte
sich dann in die Sonne und in den
Wind zum Trocknen nieder. Doch als
das Salzwasser trocknete, sprang die
Haut an seinem Leibe auf und riß, so
daß er schreckliche Schmerzen ausstand
und schreiend da lag, weit schlimmer,
als es vorher gewesen.
Nun war ja der cinundachtzigste Brn
der eine weite Strecke hinler den Ande
ren zurückgeblieben, da er das Gepäck
zu tragen hatte ; doch endlich kam er,
wankend unter der schweren Last, oben
an. Als er den Hasen erblickte, fragte
er ihn: Warum liegst Du da und
schreist?" Mein Lieber," erwiderte
der Hase, warte ein Augcnblickchcn,
und ich will Dir meine ganze Ge
schichte erzählen. Ich war auf der
Insel Oki und wollte hinüber auf die
scö Land kommen. Ich wußte zuerst
nicht, wie, doch endlich fiel mir ein
Gedanke ein. Ich sagte zu den Kroko
dilen, die im Meere schwammen: Wir
wollen einmal zählen, wie viel Kroko
dilc eS im Meere gibt und wieviel
Hasen auf dem Lande sind. Beginnen
wir nun mit den Krokodilen. Komm!
daher Alle und legt Euch quer von die
scr Insel hier bis zum Kap Keta in
einer Reihe nieder; dann will ich über
jeden einzelnen wcgschreiten und Euch
zählen, indem ich so hinübcrlaufe.
Habe ich Euch dann fertig gezählt,
dann können wir die Hasen zählen und
sehen, ob eS mehr Hasen oder Kroko
dile gibt. Die Krokodile waren'S zu
frieden und legten sich in einer Reihe
hin. Dann eilte ich über sie weg und
zählte sie dabei und wollte gerade auf'S
'mtd springen, als ich lachte und rief:
Ihr dummen Krokodile, ich frage gar
nichts darnach, wie viele Ihr seid.
Ich brauchte nur eine Brücke, um über
das Meer zu kommen. Ach ! warum
rühmte ich mich, so lange ich noch nicht
auf trockenem Lande war ! Demi das
letzte Krokodil, das am Ende der Reihe
lag, packle mich und riß mir meinen
ganzen Pelz ab." Und das geschah
Dir ganz recht, da Du sie doch betrogen
haktest," sagte der cinundachtzigste
Bruder; doch fahre fort mit Deiner
Geschichte." Als ich schreiend hier
lag," fuhr der Hase fort, riethcn mir
die achtzig Prinzen, die vor Dir vorbei
kamen, im Mcerwnsscr zu baden und
mich dem Winde auszusetzen. Ich that
so, doch befinde ich mich jetzt zehnmal
schlimmer als vorher: der ganze Leib
thut mir weh." Da sagte der einund
achtzigste Bruder zu dem Hasen:
Geh' rasch zum Flusse, er ist ganz in
der Nahe. Wasche Dich gut mit dem
frischen Wasser, nimm dann den
Blüthenslaub der Schilfgräser, die am
Ufer wachsen, streue ihn ans den Boden
und wälze Dich darin umher; wenn
Du dcis thust, wird reine .Hn'.it heilen
und Dein Pelz wieder wachsen." Der
Hase that nach diesen Werten und war
seit dieser Zeit völlig hcrgf'tellt ; sein
Pelz wurde dichter als je, Tarauf
sagte der Hase zu dem cinundachtzig
stcn Bruder: Jene achtzig Prinzen,
Deine Brüder, sollen nicht die Prin
zcssin von Jnaba erlangen. Wie wohl
Du das Gepäck trägst, sollst Du doch
die Prinzessin und das Land dazu er
langen." Und fo tras eS auch wirklich
ein; die Prinzessin verschmähte die
achtzig Brüder und wählte den einund
aSit:iastcn. der out und freundlich war.
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Dann wurde er König 'im Lande und
lebte glücklich sein ganzes Leben lang.
2. Ter Mstsilyamai-piegel.
Bor langer, langer Zeit lebte in
einem stillen Orte ein junger Mann
mit seiner Fran. Sie hatten nur ein
einziges Kind, ein kleines Mädchen,
das sie von ganzem Heizen liebten.
Ich kann Euch ihre Namen nicht
nennen, denn man hat sie vergessen,
da die Geschichte schon zu lange her ist,
dochdcrName dcö Ortes, wo sie wohn
ten, war Matsuliama, in der Provinz
Echigo. Als das Mädchen noch so ein
ganz kleines Ding war, geschah eS
einst, daß der Batcr eines Geschäftes
wegen nach der großen Stadt, der
Hauptstadt von Japan, gehen mußte.
Für die Mutter und ihr kleines Kind
war der Weg zu weit zu gehen, und
daher zog er denn allein hinaus, nach
dem er ihnen Lebewohl gesagt und ver
sprachen hatte, ihnen ein hübsches Ge
schenk mitzubringen.
Die Mutter hatte sich noch nie wei
ter von Hause entfernt als bis zum
nächsten Dorfe und war daher recht
ängstlich bei dem Gedanken, daß ihr
Gatte eine fo weite Reise unternahm.
Doch war sie auch nicht wenig stolz
darauf, denn er war der Erste in der
ganzen Gegend, der die unermeßliche
Stadt sah, wo der König und die gro
ßen Herren wohnten, und wo es fo viel
schöne, merkwürdige Dinge zu sehen
gab.
Endlich nahte die Zeit, da sie ihren
Gatten zurückerwarten durfte. Dem
Kinde zog sie seine besten Kleider an,
und sie selbst legte ein prächtiges
blaues Gewand an, das ihrem Gatten,
wie sie wußte, besonders gefiel. Ihr
könnt Euch denken, wie froh die gute
Frau war, als sie ihn gesund und mnn
ter heimkommen sah, und wie das
kleine Mädchen in die Händchen schlug
und vor Bergungen laut lachte, als cö
die hübschen Spiclsachcn erblickte, die
der Bater mitgebracht hatte. Er wußte
gar viel zu erzählen von all' den wun
derbarcn Dingen, die er auf der Reise
und in der Stadt geschaut hatte.
Ich habe Dir etwas ganz besonders
Schönes mitgebracht," sagte er zu fei-
nein Weibe; man nennt cö Spiegel.
Da sieh und sage mir, was Du darin
erblickst." Er reichte ihr eine slachc.
weiße Holzschachtel, in der sie. beim
Ocsfncn ein rundes Stück Metall fand.
Die eine cite war weiß wie Silber
und mit erhabenen Figuren von Bögeln
und Blumen geschmückt, die andere
glänzend wie der klarste Kristalk. Die
junge Mutter sah mit Erstaunen und
Entzücken hinein, denn aus der Tiesc
schaute ihr ein lächelndes, glückliches
Antlitz entgegen, dessen Augen glänz
ten und dessen Lippen sich öffneten.
WaS siehst Tu?" fragte wieder der
Gatte, dem ihr Erstaunen Spaß machte
und der sich freute, ihr zeigen zu kön
nen, daß er auf seiner Reife etwas ge
lernt hatte.
,Jch sehe eine hübsche üi'au, die
nach mir hinschaut, sie bewegt ihre Lip
pcn. als ob sie sprechen wollte, und
nch! wie seltsam, sie hat gerade so ein
blaues Kleid an wie ich!"
V, Tn einfältige Frau, das ist ja
rein eigenes Gesicht, das Tu da
siehst!" saate der Gatte, stolz daraus,
zu wissen, was sein Weib nicht wußte.
Dies runde tnck Metall nennt man
einen Spiegel; hier an diesem Orte
haben wir vorher nie einen gesehen, doch
n der Stadt hat Jedermann einen."
Tie Frau war entzückt von dem Ge
schenk, und einige Tage lang konnte sie
nicht oft genug hineinsehen, denn Ihr
müßt bedenken, daß sie znm ersten
Mal einen Spiegel gesehen hatte, und
so hatte sie natürlich anch zum ersten
Mal den Widerschein ihres eigenen
hübschen Gesichtes gesehen. Toch sie
glaubte, daiz solch ein wunderbares
Ding für den alltäglichen Gebrauch
viel zu kostbar sei, deehalb schloß sie es
bald wieder in die Schachtel ein und
that eö sorgfältig, weg unter ihre kost-
baren schätze.
Jahre vergingen, und der Mann und
die Frau lebten noch immer glücklich.
Tie rcnde ihr? Lebens war ihre
kleine Tochter, die als daS wahre Eben-
bild ihrer Mutter aufwuchs und so ge
horsam und liebreich war. daß Jeder-
mann sie liebte, 'ra die Muttcr ihrer
kleinen vorübergehenden Eitelkeit ge
dachte, als sie sich selbst so hübsch fand,
hielt sie den Spiegel ängstlich verbor
gen, aus Furcht, er möchte in ihrem
kleinen Mädchen den Geist dcö Stolzes
nähren. Sie sprach niemals davon, der
Bater aber hatte Alles in der Sache
vergessen. So kam es. daß die Tochter
ebenso einfältig aufwuchs, als die Mut
ter gewesen und nichts von ihrer eigc
nen Schönheit wußte, noch von dem
Spiegel, der sie ihr gezeigt hätte.
Toch plötzlich traf diese glückliche
kleine Familie ein großes Unglück.
Die gute liebe Mutter wurde krank,
und obwohl ihre Tochter sie Tag und
Nacht mit liebender Sorgfalt pflegte,
wurde sie schlimmer und schlimmer,
bis endlich keine Lzofinnna mehr da
I 1
war und sie den Tod nahen suhlte. Als
sie merkte, daß sie nun bald Gatten
und Kind verlassen müsse, befiel die
arme Frau tiefe Trauer aus Schmerz
um diejenigen, die sie zurücklassen
sollte, und am meisten um ihre kleine
Tochter. Sie rief das Mädchen zu
sich und sagte: Mein theures Kind,
Du weißt, daß ich sehr krank bin; bald
muß ich sterben und Deinen lieben
Bater und Dich allein lassen. Wenn
ich dahin gegangen bin, versprich mir,
jeden Abend und jeden Morgen in die
sen Spiegel zu schauen; darin wirst Du
mich sehen und wissen, daß ich noch
immer über Dir wache." Mit diesen
Worten nahm sie den Spiegel aus sei
nein verborgenen Platz hervor und gab
ihn ihrer Tochter. DaS Mädchen legte
unter vielen Thräne das Besprechen
ab; da erschien die Mutter min ruhig
und ergeben und verschied kurze Zeit
darauf.
Tie gehorsame und pflichttreue Toch
ter vergaß niemals ihrer Mutter letzten
Wunsch, sondern nahm jeden Morgen
und Abend den Spiegel von einem ver
borgcnen Platz und schaute lange und
ernst hinein. Da sah sie das glänzende,
lächelnde Gesicht ihrer verlorenen Mut
ter. Doch nicht blaß und krank wie in
ihren letzten Tagen, sondern die schöne
junge Mutter, wie sie ehedem gewesen.
Am Abend erzählte sie ihr die Ge
schichte ihrer Leiden und Mühen vom
Tage, und am Morgen bat sie um
Theilnahme und Ermuthigung für
Alles, was ihrer harren würde.
So lebte sie Tag für Tag unter den
Augen ihrer Mutter, immer bestrebt,
ihr so zu gefallen, wie sie zu ihren
Lebzeiten gethan, und stets darauf de
dacht, Alles zu vermeiden, was ihr
Schmerz oder Kummer bereiten könnte.
Ihre größte Freude bestand darin, in
den Spiegel hineinsehen und sagen zu
können: Mutter, ich bin heute so
gewesen, wie Du wünschtest, daß ich
sein sollte."
Da ihr Batcr sie jeden Morgen und
Abend regelmäßig in den Spiegel
schauen und sich mit ihm unterhalten
sah, fragte er sie endlich nach dem
Grunde ihres seltsamen Benehmens.
Batcr," sprach sie, ich schaue täglich
in den Spiegel, um meine liebe Mut
ter zu sehen und mit ihr zu sprechen."
Darauf erzählte sie ihm von dem
Wunsch ihrer sterbenden Mutter und
wie sie nie verabsäumt hätte, ihn zn
erfüllen. Genihi t von solcher Kindlich
keit und solch' treuem, liebevollem Ge
horsam, vergoß der Pater Thränen des
Mitleids und der Liebe. Doch konnte
er es nicht über das Herz bringen, der
Tochter zn sagen, daß das Bild, dao
sie in dem Spiegel sah, nur das Ab'
bild ihres eigenen lieben Gesichtes war,
das durch beständige Annäherung tag
lich mehr und mehr wie daö ihrer hin
geschiedenen Mutter wurde.
Lehrer und Schüler. Kar! Maria
von Weber genoß als Jüngling in
Tarmstadt den Unterricht dcö bekannten
Abtes Boglcr, an dem auch Mcherbcer,
Johann Gänsbacher, der nebenbei ein
trefflicher Büchscnschütz war, und Gott
f rieb Weber, ein ausgezeichneter Mu
siktheorctikcr, thcilnahinen. Boglcr
pflegte von seinen vier Schülern zu
sagen: Gottfried weiß am meisten,
Karl Maria kann am meisten, Jakob
Mehcr thut am meisten und Johann
trifft am meisten!"
GlÄitnkrnspUNer.
gibt Leute, denen dflü Wasser bis 511111
Mund geht, iin dennoch trinken sie Kin'ö.
Tie stärksten Moralisse sind jene, welche
das reden noch nicht, cte schon zu viel genos.
sen haben,
schimpft ,'ancher, über krumme Rücken,
weil er keine (eleaenlieU hat, den (einigen 311
krümme.
beider ist ewisienlvsigkeit ein ebenso sanf
tes Ruhekissen, als ein gut' Gewissen.
?!nch Freiheit schreien meist die an, laute,
sten, die sie allen Änd,ru dittiren niöch.
ten.
2id mit seiner ÄVrvositlit entschuldigen,
heisst ei Privilegium beanspruchen, nnaiige.
nehm 511 sein.
Alaskas ischreichrltt.
Zu den Borzien des Territoriums
Alaska zählt ganz besonders dessen
Fischreichthnm. Der interessanteste
dort verkommende Kaltblütler ist der
Kerzenfisch. Derselbe erreicht eine
durchschnittliche Länge von zehn Zoll
und zieht in ungeheuren Schaaren der
alaska'sclien Meeresküste entlang. Ab
gesehen davon, daß man sich in der
Bratpfanne keinen besseren Fisch als
den Kerzenfisch denken kann, so enthält
derselbe anch noch so außergewöhnlich
viel Fc'.t, daß die Eingeborenen ihn
in getrocknetem Zustande zu Kerzen
verwenden, indem sie den Fisch in
einem gabelförmig hergerichteten Stocke
befestigen und das hinausragende Ende
dcö Fisches anzünden. Die EokimoS
benutzen daS Fett des KcrzcnfischcS als
Butter. Im klebrigen bereitet man
gegenwärtig aus diesem Fett eine Art
el. Letzteres dient als Ersatz für daS
aus der Leber des Stockfisches ucuhin
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neneii Oeieo.
Den Hauptfifchreichthuni Alaskas
bildet natürlich der Lachs. Der dort
gefundene Königslachs wird von 0
bis !)0 Pfund schwer. Er verläßt den
Ozean etwa im Juni und schwimmt
bis zu l'0v Meilen die Flüsse hinauf,
um zu laichen. Die Eingeborenen
trocknen den Fisch für den Winter,
nachdem sie den Kopf des Fisches ent
fernt und den Körper in drei Längs
stücke in der Weise getheilt haben, daß
daS Mittelstück daö Rückgrat enthält
und die drei Scheiden durch den
Schwan; verbunden sind. Ein solch'
getrockneter Fisch wird als hinreichend
erachtet, um sechs Männern mit den
Hunden, welche die Schlitten ziehen,
auf einen Tag Nahrung zu gewähren.
Für Fremde aber ist es möglich, von
den Bewohnern am nkonslnsse einen
solchen Fisch für ein Tabaksblatt oder
ein halbes Dutzend Musketenkugeln zu
erstehen. Nichtsdestoweniger ist dieser
Fisch so hoch geschätzt, daß die Russen
in der Zeit, als Alaska noch ziim
Zarenreiche gehörte, alljährlich mehrere
Hogöheade sür die kaiserliche Tafel in
St. Petersburg einsalzten.
Da das Wasser für beinahe die ganze
alaska'sche Bevölkerung die einzige
Bezugsquelle für ihren Unterhalt
bildet, so ist es erklärlich, daß jeder
Eingeborene Fischer ist. Die Männer
fangen die Fische vermittelst Speeren,
Netzen und Fallen, während die
Frauen die gefangenen Fische in lau
gen Reihen am Ufer aufhäufen und die
in die Netze verstrickten schuppigen
Opfer todtschlagen. Das Einpökeln
und Herrichten der Fische fällt eben
falls den Frauen zu.
Außer den genannten Fischarten sin
den sich in den alaska'schen Gewässern
noch viele andere. So sind die Stock
fischbänke an der Küste des Temto
riums fo produktiv wie die Neueng
lands. Bemerkenswert!) ist auch der
Grünfisch, so genannt wegen seiner
'li !"t,,.i KI rtltrt. si... iiiAat
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verschwindet. In den Flüssen Alaskas,
die weit im Norden sich befinden, neh
men die Stelle des Lachses verschiedene
Arten Weißfische ein. Sie erreichen
ein Gewicht bis zu 3() Pfund und
haben einen ausgezeichneten Geschmack.
Gräulinge kommen im Uebersluß in
allen dortigen Flüssen mit starkem
Gefalle vor. Dolly wardeif-Forellen
werden besonders zahlreich in den Ge
wässern gefunden, die unter dem Ein
fluß von Ebbe und Fluth flehen.
Hechte, Roth- und Hundefische weist
das Territorium ebenfalls in großen
Mengen auf, doch dienen diese letzteren
Fische hauptsächlich als Hundefutter.
An der Nordwestliisie Alaskas
erscheint der gewöhnliche Häring in
solchen ungeheueren Schaaren, daß
Schiffe oft stundenlang segeln, ehe sie
durch solch' ein Heer hindurchlommen.
Ein fauler Indianer ist dann im
Stande, mit einem Stocke, der mit
Nägeln dicht besetzt ist, binnen tmyv
Zeit ein ganzes Boot voll dieser
Fische anzuspießen. Tie Heilbutte
sangen die Indianer Alaokaö mit
einem gabeligen Stocke, der an einem
feiner Enden mit einem scharfen
Eisen und mit einem ganzen Hännz
als Köder versehen ist. Sobald der
Fisch nach dem Kader schnappt, hält
ihm der Stock das Maul essen, fo daß
bi'r Fisch schnell ertrinkt. Leinen mit
solchen Haken versehen, werden gewöhn
lich über Nacht ausgesetzt und an Bojen
befestigt, die auö mit Wind angefüllten
Seehundnittgen verfertigt sind.
Tie furchtsamen weißen Wale tret
den die Küstenindianer Alaskas durch
Geschrei und Ruderschläge in seichte
Stellen und tödten sie mit Speeren,,
die an der Spitze mit Feuerstein ans
gestattet sind. Keine andere Wasfe
darf für diesen Zweck verwandt werden.,
da im anderen Falle nach einem Aber
glauben dieser Rothhäute Unglück über
sie heraufbeschworen würde. Tie Bar
ten dieser Wale werden znm Belagen
der Schneeschuhe benutzt, während die
Kinnbackenknochen und di Rippen
Balkenwerk sür die Winterivvhnnngen
dienen. DaS Fleisch schätzen die Jndia
ner als Delikatesse, gleichviel, ob es
noch frisch oder bereits in Berwefung
übergegangen ist. Bartenfireisen ver
wenden die Eingeborenen auch zum
Todten deS weißen Bären. 2ic beugen
diese Gegersiände in Form eines X,
bekleiden sie mit Fett, das sie gefrieren
lassen, und legen sie an Stellen, wo
Meister Petz niuthmaßlich erscheint.
Letzterer befördert das Fischbein inx
seinen Magen, das Fell schmilzt in
diesem, das Fischbein springt in seine
natürliche Lage zurück und" der Bär
bezahlt feinen Appetit mit dem Tode.
Sein Fell ist dann sür den schlauen
Eskimo mehrere Quarts Whisky werth.
Alte Medaillen zeigen die
Göttin Hyaieia mit einer Schlange,
die dreimal so lang ist wie die des
Aeskulap. um die Ueberlegenheit der
Hygieine über die Medizin, der Bor
beugung über die Behandlung von
Kraulheiten anzndeüten.