Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, March 07, 1895, Image 1

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V.
r Jahrgang 15.
Ein Tutll mll tödtlichem
Ausgang.
mtle Todttsälle von promi
cnten Peinttchktite.
(5 a,r 0. JSmikl Pascha ist ia Cn
,'slanlinoxel gestorben.
London. T cr Schriftstell Jh
Sluart Black,e ist im ker von J Iah
ren gestorben.
Petersburg.. T ;ar ist an
der Influenza erkrankt und tndek auch an
kinem schlimmen Halst.
S a n R t m o. Großjörsi Alexis
Michaklomicz, kin Veit de Cjaren im
zweiten Ärave, ist gestorben.
Washington. Der Scnathat
die Ernennung des Nexkäsenlamen
Wiljon zum Gencrolpostmeisler bestä
tigt. Wie. Kaiser Wilhelm hat dem
Kaiser ffran; Joseph den Nang eims
Gcneral'FeldmarschallS in der deutschen
Ärmee verliehen.
Wien. Fürst Richaid von Weiter
nich.Winneberg ist hier im Alter von 00
Jahren gestorben. Ei Schlaganfall
hat seinem Z'tben ein Ende gemacht.
Rom. Der fliavst ab dem 17.
5tabretaae seines VontificalS zu Ehren
einen Emvsang, welchem Eardinäle und
viele Andere beiwohnlen. tt Papst
hielt eine Anbräche.
NewNsrk. Ter Dampfer 2lu
raiiia", welcher von Liverpool hier ein
traf, brachte 34S.UUO Pfund Sterling
' und der Dampfer , .Bretagne" von Hav'
re 100,743 Francs in Spezie mit.
NemAork. Aus Stockholm, in
Schweden, Iviid mitgetheilt, daß dort
eine schwedische antarktische Erpcditin
ausgerüstet wird. Dr Otto Nordens
kiöld. Soh des Barons Nordenskiöld,
wird die Leitung derselben übernehmen,
welcher sich auch Dr. Arel Ohlin von
der Universität in Lund anschließen
wnd.
Land o n. Aus Rom wird berichtet.
der Papst werde am nSchsten'Sonnlag
in der Sirtiniicken Cavelle einen beton
deren Gottesdienst zur Feier seines sieb
zehnjährigen Papstjubiläums abhalte,,.
Am nächsten Sonntag wiro ,e Hel
ligkeit" die Begluckwunfchungcn vcr wo--bilitäten
Roms und durch das divlo
malisch EorvS diejeniaen der beim ißa-
tican vcrtrctcnen Regierungen entgegen
nehmen.
Berlin. Die Bemobner der Rhein
lande meiden sieb iu einer aemeinfamen
Feier m 0. Geburtstage kes Fürsten
Bismarck zusammenfinden. Der Plan
ist angeregt und die Anr:gug hat be-
ge'stert- Ausnahme gesunden, dem ivm--begründet
des deutschen Reichs am Fu
be c,es Nationaldenkmals auf dem Nie-
dermald den Tribut der Verehrung dar
zubcign. Bereits haben sich in ver
schieben Städten Ausschüsse gebildet,
um Vorbereitungen für diese Feier hoher
patriotischer Bedeutung zu tresten.
Paris. 3)1. Pcrchcr, einer der Re-
daktcnre des ..Journal des Debats
blieb bei einem Säbclduell mit dem Ma-
rin ofsizier Le Ehatelier, todt auf dem
Nlabe. Das Duell war die Folge ci-
es persönlichen Streites zwischen den
beiden Herren, uno sano aus ver n,ei
Grand Jolte in der Seine statt. Beim
ersten Gang 'schlug Le Chatelier seinem
Gegner di Parade durch, und stieg ihm
unterbalb des rechten Ärmes seinen De-
gen durch die Brust, sodaß die rechte
Lunge durchbohrt muroe. i)tx er
mundete marin menigtn Minuten eine
Leiche.
St. i o u i 8. In einer gnneinsa
men Sitzuna von Mitaliedecl, der Mec
chants' Exchange und des Merkantile
Club, welcher durch den Nothschrei der
Farmer in den von Dürre heimgesuchten
Theilen von Neoraölq, anas, owa
und Dakota angeregt worden war, wur,
de beschlossen, daß St Louis, gemein
iai mit anderen Städten, den nolhiei
denden Farmern jener Landcslheile Hül
fe angedeihcn lassen und ihnen behülflich
sein sollte, ihre Felder zu bestellen, da,
mit sie im nächsten Jahre wieder jiir sich
selbst sorgen können.
ES wird beabsichtigt, einen Fonds
aufzubringen, womit das dringendst NS
thige, insbesondere ausreichendes Vieh
futter, gekauft werden kaun. Dieses
loll durch Lvkulkommittces, die in den
einzelnen Eounties in's Leben zu rufen
wären, zur Vcr, Heilung gelangen; jeder
Farmer soll für das Erhaltene eine No
le ausstellen und diele soll als erste Hy
pothek auf der zu erwartendin Ernte
ruhen.
Washington. Diejenigen Mit
glieder des Bundcsrepräsenlantciihauscs,
welche für unbeschlänkte Sitberpräguiig
sind, Haben ein Manifest a die Demo
kraten kes Landcs erlassen,, in de sie
die Einführung der aukschließlichcn
'Gsldwthrung als ein Ueb,l bezeichnen,
welches alle Schulden drückender machen,
den B!ktwerth alles Eigenthums her
abdriiFe, die Gedrücktheit im Handel
steigern und schließlich die Mehrheit des
Bolkes in finanzielle Sklaverei bringen
würde. Die Verfasser des Manifestes
sprechen die Ansicht aus. daß keine Par
tei, welche usjchließlich Goldwährung
befürwortet, dauernd Erfolg haben kön
e. und weifen auf die großen !Niederla
gen hin, welche die demokratische Partei
im Jahre erlitt und welche sie der
Finanzpolitik der Administration ud
der Ausgabe von Bonds zuschreiben.
Am Schlüsse wird beiürwortet, daß die
Demolrattn im ganzen Lande dahin wir
ken, daß sich die Partei für Dppelwäh-
rui'g und unbeschränkte Silberprägung
im L.'erth?nhätlnisse von 16 zu I er
erkläre.
Rrtrfeuri. maniia Stuben
ten der Moskauer Universität sind wegen
Demonstrationen gegen einen Professor
releaitt worden,
jneralieldmarlchall urko bat! aus
seinem Garschauer Posten einJahreSge,
hi von insgesammt 53.640 Zluvet ve
zogen, und zwar 38,000 Rubel alt
Warschauer Gencralgouverneur, 4(X0
Rudel alSNrrende i,persoiicye Anlage,,
den Rest in seiner Eigenschaft als Jtorn
mandirender de Warschau Militärbc
zirkö. Graf Schumalowein Rachfol
ger. bezog i Berlin 5i,5U0 Rubel.
In Lodz in Rußland hat sich kurz
nach Schluß d,r Theater-Vorstellung der
Sekretär Hermann Pilling, e, gcoore
nrr .ftmihurflf r. in der Daien Tsilete
des Thalia.ThealerS durch einen Revol
verschuß entleibt. In einigen hinterlas'
senen Briefen giebt Pilling an, ba er
nkrmidkrter Liebe iu einer Ebori
sti de Tbalia-Tbeaters seinem Leben
ein Ende gemacht habe. An diese selbst
stellt er die Bte, sie solle noch eme
and voll Erde auf lein Grab schütten
Im ruisisschen Gouvernement Komn
wurde unlängst ei furchtbarer Nacheatt
vcriibt. dem der Ansülirer einer Räuber
bände. Kaiiimir Minaalus. ,,'m Opfer
siel. MingaluS hatte im Verein mit
seinen Spießgesellen fast ein Jahr lang
die Gegend unslchcr gemacht und viele
Ucbersalle aus Wirthscyasisyauser uo
Nkilknde ausaesüdrt. So überfiel er
, ..i:..i.:rj... ra.......
yarl an ver iUItUv,c lirnzr r
Geistlichen P , verwundete den Diener
dr (eisilicben käiwer und raubte -ZODO
Rukct in Rarr und viele Werlkvaviere
Einige Tage spater udersiel er den
Gutsbesitzer S., verwundete ihn durch
denen Revolverschuß tebensgesayrlicy u,
raukie ikm mebrire hundert Rubel
Kürzlich drang Mingalus, nachdem er
nerade on einem Raubttiae zurückae
kehrt war, in taZ Torf Leviszek und
staht dort ein Paar Pserke Der Be
schädigte merkte nach kurze: eit den Ab
aana der Tbiere und machte sich mit ei
nigen Rachbarn an die Versolgung der
Räuber. Nach einigen stunden gelang
es ihnen, den Räuberhauptmann Min
galug einzusangen, sie mißhandelten ihn
in furchidaier Weise und beschlossen, ba
och immer Lebenszeichen von sich gao,
thu an emem Baume am Wege auszu.
knüpfen. Ich weiß ihm eine bessere
Strafe", rief der Bauer Klavatus,
,,wir vergraben ihn." Diesel Plan
fand bei den Verfolgern allgemeinen
Beifall. Sie warfen sich auf den Räu
der und stießen ihn in einen schmalen
Graden am Wege, den sie soigfältig
mit Erde verschütteten. Bald voraus
wurde jedoch die Leiche des Mingalus
aufgefunden. Die Mörder, im Ganzen
7 Personen, sehen jetzt im Gesängnisse
ihrer Strafe für diesen surchldaren Ra
cheakt entgegen.
Pierce's ..Plealant Pellets"
sinnen Hartlcibigkeit. Biliosität und
Störungen des Magens, der Leber und
der Eingeweide.
ZW Machet keinen Fehlgriff beim
Einkauf Eurr Udrfioffe und Ta
mengarderobeartikel, fordern vtrfög?t
Euch nur getrost zu Herpolehrimer &
Co. und Ihr werdet die Waaren erhal
ten, die Ihr wünscht.
Die ä l t c st e n M c, n u s'k r i p t e ,
welche von dein bleuen Testamente
noch vorhanden sind, stammen aus dem
4. und 5. Jahrhundert.
Die Hindus haben in ihrer
Sprache keinen Aufdruck für den Be
grifs Freund. Für sie ist jede Person,
die bei anderen Nationen Freund ge
nannt wird, ein Bruder.
Die neue Zarin ist eine pas
sionirte Schwimmerin. Für die Aus
Übung ihres Sports wird im Winter
palastc zu St. Petersburg ein Bad
ius weißem A!armor erbaut.
I r r t h ii m l i cher Weise zum
Friedensrichter avancirtc Frau
L. E. Easlle in Iowa. Bei der Wahl
enthielt nämlich der Wahlzcttd ihre
Initialen anstatt derjenigen ihres
Ülranncs.
Zur Langlebigkeit i n N n ß
land schreibt ein Berichterstatter:
Einem russischen Bauer wuchsen im
II. Lebensjahre neue Zähne. Inder
Nähe von Charkow starb unlängst ein
Greis von 150 Jahren., Der Alte er
zählte slctö mit Vorliebe voic den
früheren Geschehnissen' unter wel
chcn er die geschichtlichen Ereignisse des
18. Jahrhunderts verstand ; dagegen
rechnete er u den jüngsten Ereignissen"-den
5tricg vom Jahre 1 812 und
die Thronbesteigung des Kaisers Niko
laus in 1824. Vom Vtrimkricgc (1854
55) ab waren ihm die geschichtlichen
Vorkommnisse fast fremd, da er seit
jener Zeit allmälig das Interesse am
vsfcntlichcn Leben verlor. Zu den lieb
stcn Erinnerungen des Greises gehör
ten seine Besuche in Pctcrobiirg. wo er
die Kaiserin atyarina die Zweite
und die Kaiser Alexander den Ersten
und NikvlauS den Ersten gesehen hat,
ebenso die berühmten Staatsmänner
jener Zeit, wie SuwaroDr'tcmkin
und Andere. Die Wahrhcitolicbc des
Alten bekundete sich dadurch, daß cr,
so oft er von seiner Begegnung mit
Potcmkin erzählte, es nie verfehlte,
die Sage von den Potcmkin'schcn
Dörfern," auf Grund eigener Ersah
rung, als eine Liige :u bezeichnen.
j Vcrhcirathet batte sich der Alte wäh
rend der Regicrungoit h'r iu'icrin
flotiicrinu i;x Zircitcrt.
l
Lincoln,
Putronize Ilornc In
liiHtry.
Häusig haben wir unsern Mitbürgern
bzgl. der Protektion deS einheimischen
Marktes in'S Vkkvissen geredet, ohne daß
wir auch n'ir einen nennenswerthen Er
folg durch unsere Bußpredigten erzielt
hätten.
Die Lincoln Gk'chastsleute. beson
ders die tonangebenden, lassen seit Iah,
ren Möbel, Kleide, stosse usw., die sie in
den meisten Fallen zu demselben Preise
und zuweilen billig in unserer Stadt
lausen könnten, von Chicago, New Z)ork
oder Vt. Louis kommen, wahrend die
selben Leute verlangen, daß man ihre
Waaren hier kaufe.
Bürger, welche nicht die Spur Lokal-
Patriotismus besitzen, sind ein Geme n
schaden und sollten nur getrost zum
Wanderstabe greifen, um sich ein anderes
Wirkungsfeld aufzusuchen.
Wenn die einzelnen Gliedei eines gro
he Gkmcin.vesrnz nur der Selbstsucht
dienen und der Palriotismus nur im
Dollar gipfelt, so muß eine Stdt im
Laufe der Zeit auf den Hund kommen.
Wie die meisten Bürger unserer Stadt
keinen Lokalpatriotismus kennen, so hat
der DurchschnitlS-Amerikiiner überhaupt
von) Vaterlandsliebe nicht die leiseste
Ahnung, wenn auch an Washington's
Geburtstag mancher Phiasenheld vor
Patriotismus sast aus dem Häuschen ge
rathen ist. Wir wollen hier den Beweis
unscrer Behauptung antreten
.Wird nicht dem Präsidenten Eleve-
land häufig der Bormurf gemacht, daß
er die amerikanischen Interessen an John
Bull verschachert habe."
Run fragen wir: Wer hat die ameri
kanischen Interessen in Europa vcrscha
chert Etwa Cleveland und die Bunde
regieriliig? War es nicht daS Volk, ma
ren es nicht seine Bankiers, Eisenbahn
Magnaten, Industriellen, Bierbrauer
usw.. welche in den letzten Jabren nach
London, gepilgeit sind, um dort Ame-
ritaner ' zu verschachern?
Mit welchem Gelde ist z. B. die
Northern Pacisfc gebaut morden? Hat
nicht Billard viele Tausende von Deut
schen um ihre Ersparnisse betrogen?
Haben wir den Engländern nicht un
sere Eisenbahnpapiere, unsere Brauerei
akticn und Bonds angehängt und das
vielfach verwässerte Kapital unprofitabel
gemacht. Früher haben alle Brauer ihre
reichen Einkommen hier verzehrt und ihre
Ueberschüsse im Lande angelegt, jetzt
issen wir unier Geld nach London
schicken und die Engländer verzehren es,
während wir die Dioidendenjauchc sau-
ten. . .
Wo blieb der Patriotismus bei jenem
amerikanischen Bankiers, wilche der Re
gierung daS Gold für die beiden ersten
Anleihe i lieferten? Haben sie nicht gelo-
gen und ihre Versprechungen gebrochen?
Haben sie nicht das Gold ebenso rasch
wieder auS dem Schatze gezogen, wie sie
es hineindezahtten i
Zu Washingtou's Zeiten, da gab es
patriotische Amerikaner, die lieber das
vrobe amerikanische Fabrikat benutzten.
wie das impoitirte ftine Tuch, während
jetzt unsere feinen Herren und Damen
damit prahlen, nichts in Amerika Fabri
zirles am Leibe zu haben. Den feinen
Damen, den Töchtern reicher Schweine
Händler oder Eisenbahnschwindler, sind
für einen tüchtigen amerikanischen Bür-
ger unnahbar geworden und wollen nur
noch einem abgelebten bankerotten deut-
schen, französischen oder englischen Ade-
ligen die Hand zum Bunde für's Leben
reichen.
Wo war der Patriotismus des ame-
rikanischen Volkes l den letzten Tagen
des Monats Januar? Wurden nicht am
28. Januar $4,000,0, am 29. Januar
über 53,000,000, am 3. Januar nahe-
zu U, 000,000 und am 31. Januar bei
nahe b2.40O.00O in vier Tagen also
über dreizehn Millionen Dollars in
Gold dem Schatzamte entzogen.
Waren es Europäer oder Amerikaner.
welche im Schatzamt Papiergeld vorge
wiesen und dafür Gold verlangt haben?
Wenn Cleveland mit europäischen Ka
pitalisten in Verbindung trat, so sinden
wir dies um so begreiflicher, weil er sich
auf den Patiiotismus und die Verspre-
chungen der amerikanischen Geldlcute
nicht mehr verlassen konnte.
Die anglo-amerikanischenAeikunqe soll-
ten bei ihrem Prahlen an Washington's
(eburtsiaa nicht vergessen, da es aus-
ländisches Kapital gewesen ist, welches
Vertraue" in Präsident Lincoln und in
die Sache des. 'Nordens ge,etzt und das
nöthige Geld zum Kriegsühren geliefert
hat; sie hätten auch darauf hinweisen
sönnen, daß Washington, ohne die Hilfe
Frankreichs oder die Mitwirknng eines
Lafayelte, eines Stcuben und anderer
Europäer die Engländer wahrscheinlich
nicht besiegt haben würde.
Europäisches Geld, europäisches Ta
lent. europäische Opferwilligkeit haben
den amerikanischen Patriotismus schon
verschiedene Male unterstützen müssen,
wenn er sich als zu schwach erwiesen, die
Hilfsquellen des Landes zu entwickeln,
transcontinentale Eisenbahnen zu bauen
oder die Union zu retten und die Re
publik als ein Ganzes zu erhalten,
George Washington, der kein selbst
süchtiger Beutcjöger, sondern ein Patriot
in des Wortes schönster Bedeutung ge
wesen ist, er würde, wenn er heute lebte,
wahrscheinlich Eleveland die Hand drü
cken, den Volksvertretern in Washington
aber verältlich den Rücken kehren.
Wir möchten zum Schluß noch bemer
ken, daß mir kein eingefleischter Cleveland
Verehrer sind, jedoch können wir nicht
umhin, den Mann mehr zu achten, als
die erbärmlichen selbstsüchtigen Abgcord
netcn ides Congressts, welche während
der letzten Legislaturperiode der Welt
ein Schauspiel geboten haben, welches
unsere Zustände bei anderen Nationen
nur zur Zielscheibe d8 Spottes zu ma
chen geeignet war.
Neb., Donnerstag,
Rkgeraberglaube i Lüde.
Von niünchcn abergläubischen Vor
flellungcn, welche die Gegenwart noch
ausweist, kann man die Spuren bis zum
Alterthum zurück verfolgen. So exisii
ren . B. im Suden dieses Landes hin
sichtlich des Hafen abergläubische Bc
grisfe, denen Julius Eäfar in den
Zähren 55 nd 54 v. Edr. bereits, in
Britannien begegnete. Eine dieser
Vorstellungen besteht darin, daß eS
Unglück bedeute, wenn dein Wanderer
ein solche? Langohr iiber den Weg
hüpft. Der Umstand, daß Lampe in
feinen unberechenbaren Launen den
Jäger mit seiner Meute oft narrt, bat
die Vorstellung erzeugt, daß Geister
und Zauberer diese Thiersorin nnnch
wen. Katzen sind ebenfalls unheimlich.
Sie nagen an erponirlen Theilen von
Leichen und sangen den Athem schla
fender Sänglinge.
Den und kann man nach einem
Aberglauben im Süden am Unihcrslrci
fen verhindern, indem man unter die
HauSthürstuse ein wenig Haare von
dem Schwänzende des Hundes plazirt.
Letzterer hat mit Pferden und Schwei
nen die Eigenschaft gemein, daß er
übernatürliche Wcicn zu ' schauen vcr
mag, die für den Menschen unsichtbar
sind. Alle Neger versichern, daß der
Hund Geister sehen könne, weil er
Glaserkitt in seinen Auen habe.
Schweine vermögen den Wind zu er
blicken, welcher letztere 'löth wie
Feuer' sei. Ißt Jemand die Zehren
oder kleine Theile vom Herzen eines
Rinde oder eines Schweines, so wird
er schivatzhaft. Andere meinen wieder,
daß in diesem Falle Taubheit die Folge
bilde.
Binder im Süden glauben, daß die
Pcitschcnschn'.lr-Sckilauge mit rapider
Schnelligkeit ,n orm cineS:iic,fcS aus
dem Boden dahinzurollen und das
fliehende Jiind z Tcde zu peitschen
vermöge. Diese 'pcilschungcn unter
breche daS Reptil nur hier und da, um
feinen Schwanz in die Rase seine?
Opfers cinzufiilircn. Fühle es hierbei
den Athem des .indes noch, so nieder
hole eö seine Attacke, habe die Rcspi
ration aufgehört, dann lasse das Thier
seinen Halt fahren und gleite hinweg.
Von einer getesteten Schlange bleibt
der Schwanz bis zu Sonnenuntergang
am Leben. Für den Fall, daß bei der
Tödtung der Schlange deren Lpf nicht
abgeschnitten oder ihr Körper in zwei
Theile getrennt wurde, ist die Mög
lichkcit vorhanden, daß Schlangen
Doktoren" das Thier wieder in's Leben
zurückrufen. Verstärkt nrö diese Mög
lichkeit, wenn die Schlange in der Nähe
eines Tümpels oder eines fließenden
Gewässers gelassen wurde. Legt man
todte Schlangen auf den Rücken oder
hängt sie über den obersten Riegel
eines Zaunes, so bringt dies in einer
trockenen Saison Regen.
Bon den Regern der Tiefgegendcn
des Südens wird das Fleisch des Alli
gators als eine große Delikatesse nngc
schen, einige Theile der Vorderbeine
und der Kopf sind nach ihrer Meinung
indeß giftig. Dieselbe Eigenschaft be
sitzt nach ihrem Dafürhalten die hnrm
lose kleine braune und grüne Eidechse.
Tödtet ein Mann eine jkröte, so wird
er seine Kuh und sein Kalb verlieren.
Hat eine Schildkröte in gereiztem Zu
stände einen Gegenstand gepackt und
ihre Kinnladen geschlossen, so wird sie
den Gegenstand nicht eher loslassen,
bis sie Donner vernimmt. Auch kehrt
eine enthauptete Schildkröte wieder
in's Leben zurück, sobald Kopf und
Hals nur noch durch den kleinsten
f?autthcil mit einander verbunden
sind.
Ter gewöhnliche Katzenfisch ist abcr
gläubischen Begriffen im Suden zu
folge ein Bastard, hervorgegangen aus
einer Kreuzung zwischen Aal und
Schildkröte. Man schreibt dort den
Fischen überhaupt Geruchssinn zu und
versieht beim Angeln den Köder mit
Asafötida und anderen lieblich duften
den Substanzen, um dem Köder mehr
Anziehungskraft zu verleihen. Fängt
ein Mädchen oder eine Wittwe beim
Fischfang einen Aal, so ist dies ein
sicheres Zeichen dafür, daß sich die
Schöne mit einem Wittwer verhci
rathen wird.
Die blauen Häher gehen jeden Frei
tag in die Hölle und tragen Holz für
den Teufel. Tödtet ein Mann einen
Rcllig (ein sagenhafter kleiner gelber
Vogel, den noch kein Naturforscher
identifizirt hat), so wird ihm bald ein
Unfall zustoßen, entweder bricht er
einen Arm oder ein Bein. Gegenstand
zahlreicher abergläubischer Vorslcllun
gen bildet im Süden jenes kuriose
Insckt, welches unter dem Namen
Drachenfliege" bekannt ist. Ebenso
dient dort die MantiS. eine Fanghcu
schrecke, dem Aberglauben. In Süd
Earolina erzählt man von dieser, daß
sie für ihre tägliche Nahrung bete und
nach ihrer Mahlzeit danke, wenngleich
in heuchlerischer Weise, da sie nämlich
ein Agent deö Teufels sei. Fcldarbci
ter finden dieses Insekt häufig wäh
rcnd der Baumivolleiicrntc au den
Bamuivollcuslcugcln und hüten sich,
ihm zu nahe zu kommen, denn wem
die Mantis in'S Auge spuckt, der wird
blind. Auch den Biß deS Insektes
betrachtet man als giftig. Ein anderes
gcfiirchtctcS Insekt ist ferner der Kuh
todter," ein Hautflügler mit brillanter
Scharlachfarbe. Der Stich, den dieses
Thicrchen einem Rind beibringt, vcr
läuft nach dortiger Meinung fatal.
Tödtet Jemand Ameisen, so werden
sich die Kameraden der Gctödtctcn
dadurch rächen, daß sie, wenn derselbe
stirbt, dessen Leichnam vor der Bccrdi
guug überlaufen und bedecken. Die
Tbatsache, daß die kleinen schwarzen
7. März 1895.
Ameisen oft in großer Anzahl in Ge
stllschaft von Blattläusen in Baum
wollcnpflanzuugen angetroffen werden,
hat zu dein Aberglauben Veranlassung
gegebc,'., die Blattläuse würden von
Eiern ausgebrütet, die v.'N Ameisen
gelegt wurden. Letzten Sommer batke
eine Dame in Süd Earolina mehrere
Regerkinder angestellt, um ein Blu
nicnbect von Unkraut saubern zu lassen.
Als die inder mit der Arbeit auflHT'
ten. eilte die Dame herbei, um nach
zusehen, und bemerkte zu ihrer Vcr
wunderung. daß ein großer mit Un
kraut bedeckter Platz noch unberührt
war. Auf ihre Frage erhielt sie von
den Kindern die Antwort: Wir kön
nen hier das Gras nicht herausreißen,
weil es mit Gcistspcichcl bedeckt ist."
Geistfpeichel nennt man nämlich im
Suden jene kleinen Schaumflecke,
welche die Larve des SpeichclinfckteS
iEercopidae) umhüllen. Die Berührung
dieser Flecke aber zieht nach dem Aber
glauben der Neger viele Uebel nach sich.
Dieselbe Meinung existirt hinsichtlich
der unter dem Namen Schlangen
spcichcl" bekannten großen, gelbbrau
nen Sckiaumflccke, wie man sie an
Baumstümpfen und verrotteten Holz
klötzen antrifft.
Junge Leute des Südens wissen aus
zufindcn, ob der Angebetete oder die
Angebetete sie wirklich liebt, indem sie
auf einen Strauch im Hofe einen llei
nen Ableger von der Vicbespflanze,"
eines in feuchten Plätzen wachsenden
Schmarotzers, bringen. Besagte Liebe
ist dann abhängig von dem Fortkommen
oder dem Absterben des Parasiten.
Mehr verbreitet ist in jenem Theile
unseres Landes der Glaube an die
Macht der Wiinschclruthe. Laut lokalen
Traditionen befindet sich z. B. in der
Umgebung der Little MountaiuS, einer
einzelnen Hügelgruppe in der Nähe der
Grenze der Eouuiieö Lexington und
Ncwbcrrh. eine reiche Bleindcr. Räch
forschungcu hinsichtlich dieser Ader
haben in einem Zeiträume von etwa
100 Jahren hin und wieder flüchtig
stattgefunden, wobei die Wiinschclruthe
und andere Gnukclkiinsle mehr als ein
mal Anwendung fanden. Hier und da
werden auch jetzt noch im Süden Per
soncn vorkommen, welche sich bei der
Auswahl eines Platzes für einen Brnn
nen durch die Anzeichen eines gabcligcn
Pfirsich- oder Erlenzwcigcs in der
Vand eines Adepten leiten lassen.
In Earolina wird nach dortigem
Aberglauben auch die sanfteste Kuh mit
den Hufen anöschlagcn, wenn man ein
Messer oder eine Gabel in ein Gefäß
bringt, das die Milch der Kuh enthält.
Hinsichtlich der Milch muß man über
Haupt vorsichtig sein. Man darf sie
nicht über ein fließendes Gewässer tra
gen, nicht auf dem Boden verschütten
oder in's Feuer gießen, da sonst die
betreffende Kuh von der Zeit au trocken
flehen wird. Trägt Jemand ungcsalzc-
neS Fleisch die Straße entlang oder
über ein flicßcudcö Gewässer, so folgt
dem Träger der Teufel. Tritt auf den
weggeworfenen Zahn eines Kindes ein
Hund, so wächst dem Kinde im Munde
ein Huudezahu. Alte Reger lehren ihre
kleinen Kinder, wegzuwerfende Zahne
ubcr das iaus zu schleudern und auozu
rufen: Hier, Ratte, nimm diesen
alten Zahn und gib mir Deine milch
weißen Zähne!" Läßt sich Jemand die
Haare schneiden, so sollte er dieselben
sammeln und auch die kleinsten abge
schnittcncn Theile verbrennen, da sonst
Hexen dieselben finden, ihm Leides
zufügen, oder Vogel Nester daraus
bauen und ihm Kopfschmerzen ver
ursachen würden. Schweine werden
fetter, wenn nian ihnen die Schwänze
abschneidet. Wenn Erbsen, Bohnen
oder Peanuts gepflanzt werden, so
sollte man die Hülsen auf die vand
slraße bringen, und enthülst man Mais
korn, so sollte man die Kolben ans das
Feld streuen. Werden Hülsen und Kol
den verbrannt, so ist große Dürre zu
erwarten. Empfängt nian als Geschenk
Fischhaken, Fischleinen, Blumen
ableger, Pflanzen oder lebende Thiere,
so soll man nicht danken, der Gabe
wird sonst Unglück folgen.
Die B e ga ii n d n n g eines
Volkshauses, einer Stätte, welche
den breiten Schichte der minder be
mittelten Bevölkerung zum Zwecke er
ekelnder Unterhaltung, sowie der Ge
felligkeit dienen soll, steht, Dank den
Bemühungen einiger Menschenfreunde,
in Zürich bevor. DaS zu errichtende
Gebäude soll einen Theater- und Kon
zertsaal mit ungefähr 1200 Sitzplätzen
enthalten, ferner einen Lesesaal nebst
Bibliothek, ein Voltsbad, eine Kaffee
Halle für wenigstens 500 Personen,
endlich einen großen, mit Glas über
dachten Hofraum, welcher Platz für
5000 Menschen gewähren würde. Dort
sollen dann große Volksversammlungen
abgehalten werden. Zur Ausbringung
der natürlicher Weise sehr bedeutenden
Kosten werden die verschiedensten Kreise
herangezogen: Die Stadtverwaltung,
die gemeinnützigen Vereine s. w.
Auch die zahlreichen und gut orgauisir
ten Abstinenz- und Tempereuzvereine
haben ihre Untersiiitzimg unter der Be
diugnng zugesagt, daß in dem Volks
hause keinerlei alkoholische Getränke
ausgeschenkt werden dürfen. Diese
Bedingung ist von dem Jnikiativkomike
acecptirt worden, und somit wird
Zürich eine Jedermann offene Er
holuugostätte erhalten, in der der Ge
miß von Wein, Bier oder Schnaps
unmöglich ist.
Z n s a in ni c it 10 7 Sträflinge
begnadigte Gonocnieur Slone von
Missouri wchrend der zwei Jahre sei
.icr AmIthätigkcit.
Wiedlawn. 27. Febiuar 1?!15.
Stimmt gkgt Jail Bonds.
Auf den S April ist ein, Abstimmung
angeordnet, 'um dai über abzustimmen,
cd dieset Eountti Bonds im Betrage
von '.'0,000 ausgeben soll, um mit dem
diessälligcu Geld ein neuen Gefängniß
zu bauen.
Jede Sache hat wenigstens zwei Sei
ten und je nachdem man dieselbe von der
einen oder von der andern Seite ansieht,
sieht dieselbe wieder nderS aus.
Da dies weder eine politische noch eine
Parteifrage ist, sondern reine Gechässls
und Geldsache, welche in die lasche jedes
einzelnen Slimmgebers grcist und bis
jetzt noch keine Ansicht gegen Ausgabe
von Bonds verössenllicht wuidc, so will
ich mit diesem meine Ansicht gegen die
Ausgabe solcher Bonds begründe.
Bevor Jemand Schulden macht, so
sollte man zuerst überlegen, ob dies
durchaus 'nothwendig ist. Nun wird
man im vorliegenden Fall sage, daß
un'er Gefängniß unbedingt zu klein ist;
damit ist aber noch nicht gesagt, daß man
durchaus ein neues baucn muß. In der
gegenwärtigen Zeit, wo jeder Einzelne
sich nach der Decke strecken und sich ein
schränken muß. müssen sich eben auch un
sere Beamten ein Wenig einschränken,
selbst wen dies auf Kosten ihrer Be
quemlichkeit geschehen muß. Tie mei
ften Farmer in Nebraska wissen, wie man
sich einschränken muß, wenn man auf ei
Stück rohcS Land zieht. Das Erste ist,
daß man eine kleme Shanty aufschlägt,
wo jeder Winkel unterm Tnch ausgenutzt
wiid, um alle Familienglieder unterzli
bringen, vermehrt sich aber die Familie,
so schlägt man ein Bett in der Grain.ry
oder selbst im Stall aus, denn Alles was
nöthig, ist Schutz gegen Wind und Re
gen, oder man macht ein Anhängsel an
die Shanty und behilft sich so bis man
im Stande ist, ein ordentliches Haus zu
bauen. Gerade so sollte es unser Eoun
ly mit dem Gefängniß machen. Im
Bascmcnt und unterm Dach des Court
Hauses ist viel leerer Raum, welcher mit
ganz wenig Koste in Zellen für Gesa
gcne eingerichtet werden könnte, so daß
das County in S Jahren och kein neu
es Gefängniß braucht. Dies wäre aller
dings für den Gefängnißmärter ein we
ig unbequem, aber auch andere Leute
können nicht immer Alles bequem haben.
Geradezu aber ein Verbrechen wäre
es. Bonds auszugeben, welche erst in 30
Jahren zahlbar sind, denn dies wäre
nichts anleres als die noch ungcborencn
Nachkommen verpfänden, denn nur We
nige, welche heute für Bonds stimmen,
werben in 30 Jahren noch leben, um die-
selben zu bezahlen, dieS hieße also die
Bonds dem kommenden Geschlecht aus-
bürden. Bond aber heißt Band und
dieses Band führt zu ..Bondage", das
hcißt Knechtschaft.
Unsere Uuabhängigkits Erklärung
sogt, daß Gott jeden Menschen mit dem
unveräußerlichen Recht der Freiheit be-
gabt hat. iveßhalb wir kein Recht haben
Fesseln für.unscreNachkommcn zuschmie-
den.
Aus diesen Giündcn empfeble ich den
Slimmgcbern, gegen die Bondsausgobe
z stimmen und am 2. April unfehlbar
zum Stiiii'nkasten zu gehen und in die-
sem Sinne zu handeln.
Ferd. Schweizer.
cg Herr Chas. Meyer, der bskannte
Mecklenburger am B. & M. Bahnhofe,
ladet seine plattdeutschen Landslcme ein'
bei ihm vorzusprechen, da er feine Ci
garren, die schmackhaftesten Liqueure
und das berühmte Pabst'sche Gebräu von
ivcilwaukee vorräthiq hat. Wer einen
guten Tropfen, sei es nun Wein,
Schnapps oder Bier liebt, der geheum
Chas Meyer am B& M Bahnhofe-
Daö- jüngste Werk, das der
Feder des berühmten russischen Grafen
Tolstoi entstammt, führt den Titel
Die Werthlosigkcit des Reichthums
und die Beschwerden, welche derselbe
mit sich bringt."
Den K ö n i g M c a r " von Shake
speare gedenkt der Marquis von Duf
ferin durch die Errichtung einer Statue
in Lebensgröße ;u - verewigen. Tie
Statue soll in Dover, England, ihren
Standort erhallen.
Die Aerzte Frau Humphry
Wards haben derselben eine Unter
brechung ihrer literarischen Arbeiten
auf lange Zeit angerathen. FranWard
beabsichtigt, während dieser Mußezeit
den Ver. Staaten einen Besuch abzu
statten. Ueber $90,00 0 kostete das
Treppenhaus, mit dem der Her
zog von Norfolk daZ Arundel-Tchloß,
England, versehen ließ. Das Treppen
haus, dessen Bau acht Monate in An
spruch nahm, ist aus dein feinsten Mar
mor erstellt.
Der e r st e A m e r i k a n e r , wel
cher vom Royal Jnsiilule es British
ArchiteetS zum korrefpondirenden Mit
gliede erwählt wurde, ist der unlängst
mit dieser Auszeichnung bedachte
Schriftsteller und Kritiker für Archikek
tur Bar Ferree.
V o l l st ä n d i g schmerzlos
soll der Sturz von einer großen
Höhe sein. Anfangs befänden sich die
Sinne des Fallenden, wie behauptet
wird, in abnormer, aufgeregter Thätig
seit, nachher aber trete gänzliche Be
wußtlosigleit ein.
Der größte deutsche Artil
leri st ist der zwei Meter lange baue
rifche Fußartillerist Wolfhart. AIS
zweitgrößter Kanonier der deutschen
Armee folgt dann der I Met.'r Ecn
timeter messende Sergeant Groebel
vom preußischen Fußarullene-Regi'
ment Nr. 1 5.
IN ')
-it
i'oPlfcistS 7..koia.
Rock Jeland in Nord Dofcta ist seit
füllt Jahren an jedem NeujabrSlage
der Schauplatz eines kigrnlhümlicheil
Jagd prn:s. Rock Island bildet
einen ungefähr zwei Me le langen
und anderthalb Meilen breiten Land
streifen, der sich ziemlich in der Mitte
deS Trufds'eeS erstreckt. Das Eiland
ist mit Sirauchwe-lk bewachsen, zwi
schen dem Haufen ungeheuerer Fels
stücke zerstreut lier,en, die augenscheiii
lich in Folge irgend eines außergewöhn
lichen Naturereignisses aus der Mitte
des ceS emporgehoben wurden und
um so mehr die Aufmerksamteit zu
erregen geeignet sind, als man die
Prairien DakotaS meilenweit durch
wandern kann, ohne einen Stein zu
finden, der die Große eines Hühnereis
erreicht. Zwischen und unter diesen
Steinen auf Rock Island suchen die
Prairkwölsc im Winter Unterschlupf.
Der Prairicwols DakotaS ist für
den Menschen so lange ungefährlich,
so lange er nicht von .junger gepeinigt
wird oder in Schaarcn auftritt. Für
die Farmer und Viehzüchter aber bildet
das Thier fortwährend eine Landplage
insofern, als es ihre Kälber und
Schwcincheerden unbarmherzig de;i
mirt. Gewöhnlich dnrchstrcisc die
Wolfe die Gegend in Rudeln zn sechs
bis '20 Stück, und den meisten Schaden
richten sie in stürmischen Rächten an.
Beinahe unmöglich ist cS, das Thier
in Fallen zu fangen. Der Dakota
Prairicwvlf ist so klug, daß cr eine
Fallgrube oder eine verdeckte Stahl
falle umgeht, als ob er im Geheimen
Kenntniß von der ihm in Aussicht
stehenden Gefahr erhalten hätte. Die
Farmer legen wohl hier und da auch
Gift für die Wölfe, doch hat diese
Vcrtilgungsmcthode den Nachtheil,
daß auch das Leben wcrthvoller Haus
thiere durch sie bedroht wird.
Im Winter nun, wenn der Teufels
see zugefroren ist und das Eis eine
Ticke von einem bis zwei Fuß aus
weist, schlagen die Prairicwvlse ihr
Hauptquartier auf Rock Island auf.
Sie versammeln sich dort zu Hnndcr
ten, und jede Rächt schallt ihr kurzes,
scharfes Gekläff geisterhaft über den
mit Eis überzogenen See. Theils zum
Vergnügen, theils zur Vertilgung der
Bestien wird dann am RenjahrStage
auf jenem Eilande eine Treibjagd auf
sie veranstaltet. Letztere ist nicht ungc
fährlich, da die Wölfe, wenn sie sich
umringt ind eingeschlossen sehen, in
ihrer Verzweiflung wie tolle Hunde
kämpscn. Richt selten kommt es vor,
daß ein Wolfsjägcr heimkehrt mit zcr
fetzten Kleidern und Wunden die ihm
ein Wolf mit feinen Zahne oder
Krallen beigebracht.
Für die Jagd versammelt sich die
Jagdgesellschaft, die manchmal 150
Mitglieder zahlt, zur Mittagszeit au
einem bestimmten Platze am See.
Jeder Jäger ist mit einer Flinte und
zwei Revolvern ausgerüstet. Die
Nimrodc befinden sich theils zu Pferde,
theils zu Fuß, und zwar bcnutzcn die
berittenen Jäger gewöhnlich die klci
nen ausdauernden indianischen Ponies
oder Mustangs, welche Thiere Tag
und Rächt laufen können, ohne zu
ermüden. Die Jäger marschircn über
das Eis in der Richtung nach dem
Eilande, um das die berittenen Jäger
auf dem Eise einen Kordon bilden,
während sich die Rimrode zu Fuß in
der Form eines II rangiren und sich
auf der Insel aufstellen. Manche
der letzteren haben Jagdhörner bei sich,
manche Zinupsanncn. Sie bewegen
sich in der Richtung nach den Stein
hausen, indem sie auf den Hörnern
blasen, auf die Pfannen schlagen und
ein wildes Schreien erheben. Ter Lärm
treibt die Wölfe aus ihren Lagern.
Sie stürzen hervor, um nach neuen
Schlupfwinkeln zu suchen. Manche der
Thiere liegen in Hohlen, und sie
treibt man mit Rauch aus ihren
ZufluchtsstäktcU. Räch kurzer Zeit ist
eine ganze Schaar des Wildes ufge
trieben, das nun Hals über Kopf
davonrcnnt. Auf dem nordwestlichen
Ende der Insel befindet sich ein von
Gebüsch und Steinhaufen freier Pie,tz.
und dorthin richtet sich unter bi'üän
digem Getöse die Jagd. Auf dem
Platze find die rasenden Thiere von
den Jägern eingeschlossen, und rn:;i
beginnt daö Schießen. Hierbei erlebt
man aber nicht die sämmtüchen Bestien,
sondern läßt von ü oder -10 der Thiere
etwa sieben oder acht nach dem Eise
entkommen, indem man nach dieser
Seite hin den ötrcis ein wenig öffnet.
Diese Flüchtlinge sind für die auf dem
Eise haltenden berittenen Jäger be
stimmt. Letztere jagen nun hinter den
fliehenden Wölfen drein. Dieselben
entwickeln zwar eine erstaunliche
schwindigkcit, doch der Muslang ist der
Bestie stets auf den Fersen. Ter Vor
theil, den der Wolf d.m Mup.ng
gegenüber besitzt, besteht darin, daß
er sich blitzschnell umzudrehen vermag.
Da der Wolf diesen Vortheil sich er.:c!,
' möglichst oft zu Nutze macht urd der
! Jäger außerdem eine Ehre darin sucht,
ras Wild nur in den .Kcxf zu schiefe::.
so tommt es, cni; nrt noch mehrere
Stunden i-ergehen, bevor dem letzten der
Flüchtlinge der Garaus gemacht ist.
Dem Wolfe nur einen Schuß in den
Körper zu senden, erfordert uänuirr,
wie diese Jäger meinen, kein (beschick.
Ist die Jagd vorüber, so lehrt man
mit den JoMro'.chäni zum Tonn
zurück, wo dann ein Vantett mit
darauffolgenden! Va!l stattfindet. Ter
j eilige Jäger r.ber, der sich bei der
i Jagd als dcr geschickteste Z&.u';c erwie
sen bat, wiid zum Fniner der Jagd-
I geseltschast für die nächste Saison qe-
' wählt.