in lveibnachtsdiner. l!on -rnvld. Daß ein Tag, aa dem man Ui Mor gen früh eine Spinne sieht, von Natur dazu aulerslhea ist, all ein .Pcchlag' zu Selten, wild mir nur der bestreiken, der ch ganz uilnülhigecelse schämt, den Le sitz ein, Aberglarben einzugestehea. der daß e auch Tage giebt, an denen man keine Spinne sieht und trchdem Pech hat Tage, an denen alle kleine Riederträchtigkeitea der belebten und leb losen Gegenstände sich ein fröhliche Stelldichein iu geben scheinen und daß solche Tage sich österS sogar eben dann infiaden, wenn man aus reqr on ige Wetter draußen und drinnen gerech net hat da wird mir Jeder gewiß zu geben. Der erste WeinachtSseiertag hat doch vor allen Tagen im Jahr ganz unleugbar die moraliche Verpflichtung, al ein von allen häuslichen Sorgen, Schattenseiten und Fatalitäten unbehelligter Gesell in die Thilr zu treten ein Taimenrei mit Rauschgold im Knopfloch und mit einem strahlenden Gesicht! Ja, dieser erste Feiertag soll da Hochgefühl de heiligen Abends noch so verlängern, daß ei sich über die Jestzeit hinaus in da graue Alltagsleben erstreckt und e wie der goldene Streifen der untergegangenen Sonne noch eine ganze Weile mit seinem Licht umsäumt. Im Allgemeinen kommt der erste Feiertag dieser seiner Obliegenheit auch nach. Das Gefühl der Ueberfättigung, da .zu viel des Guten' pflegt sich ge Ähnlich erst am zweiten oder, dritten Festtag einzustellen o eS einem Quartaner aus unfern Familie einmal den tiefsinnigen AuSfpruch entlockte: .ich weiß nicht, wie es kommt, aber am dritten Weihnachtsfeiertag habe ich immer solchen Afpetit auf einen Hering und eine Ohr feige 1 Die namenlose Sehnen er klärt sich übrigens als Sträuben der menschlichen Natur gegen zuviel SüßeS und Erfreuliches ganz normal und findet tu mehr oder weniger zarter Form fein Echo in fast jeder Menschenbrust! Aber, wie gesagt, der erste Feiertag kennt dergleichen noch nicht! Die Stollen sind frisch, da Spielzeug unr. brachen! hat noch den Reiz der Neu bett, der Schmtter mit Goldschnitt beißt eine anregende NachmittagSruhel Die Kinder .tauschen' noch nicht mit ihren gegenseitigen Geschenken, ein Zug bei menschlichen Herzens, der zwar in der großen Welt der Urgrund von Han del und Kultur in der Kinderstube aber gewöhnlich das Signal zu wüthen den Prügeleien ist. esl aver verr wr uieoe aues ae, niest der behaglichsten Ruhe und Fest ftimmung nur eine nicht die HauS frau! Noch immer findet das bekannte Ge- dicht, in dem Urahne, Großmutter, Mut. ter und Kind sich in seltener EinmSthig keit "a tempo" vom Blitz erschlagen lassen, und in dem eS heißt: .Großmut, ttx hat keinen Feiertag!' feine berechtigte Anwendung auf die Mutter sie hat am ersten Feiertag ein Famtliendiner zu be sorgen und zuzurichten. Auch bei dem Direktor Müller galt dieser an und für sich 11 sehr schätzen werthe und gemütliche Brauch. Der Bruder deS Hausherrn, Amtmann feines Zeichens, nebst Gattin und zwei Kindern, speisten regelmäßig am Tage nach dem Weihnachtsabend bei Direktor in schweren Fällen blieb die ganze Gesell schaft sogar den Abend über da! Direk tor rächten sich am zweiten Feiertag an AmtmannS, indem sie mit vier Kindern ntrate und fo Gute mit Bösem oer galten! Heute, an einem dieser .ersten' Weih achtSseiertage, saß der Direktor Müller mit seiner Gattin am reichbesetzten Früh, ftückStisch, den zwar herrlich duftende Weihnachtsstollen, aber dafür nicht die gewohnte Morgenzeitung zierte ein Umstand den der Hausherr jedesmal als perfönliche Beleidigung und ihm speziell angethane Niedertracht aufzufassen ge neigt war. Diese etwa? gereizte Stint mung äußerte sich heute auch darin, daß er, als ti draußen klingelte, zornig auf fuhr und rief: .Ewig reißt Jemand an unserer Klingel!' ein kühner Aus fpruch, der insofern wohl unberechtigt war, al eZ das erste Mal an diesem Tage laute!,. Die Hausfrau sprang lektrisirt auf. .Ach das sind gewiß meine Puten aus Galtzienl' rief sie entzückt, .die ich fchon gestern erwartete nun habe im meinen FeiertagSbraten! Ich war fchon in größ ter Angst!' .Puten aus Galizien!' wiederholte der HaaSherr mit emporgezogenen Augen brauen, .was das für ein Blödsinn ist! Ihr Frauen müßt doch immer was Ver drehteS anstellen! Wärst du hier auf den Markt gegangen und hättest Puten ge, kauft, da war die Geschichte in Ordnung, und so mußt du lauern und warten! AuS Galizien! Nächstens sehe ich eS kommen, daß du dir die FrühstückSsemmel auS der Türkei bestellst und sehr erstaunt bist, wenn sie nicht rechtzeitig hier ist!' Damit erhob fich der Hausherr und ging in daS Entree, den deutlichsten Be ei liefernd, daß nicht nur die Frauen neugier'g find. Nach einigen Minuten kam er wieder in' Wohnzimmer, mit erhellter Miene. .Denke dir, ein Packträger bringt zwei Hafen .ein Herr' hätte fle ihm für nn gegeben ich habe sie gleich in die Küche geschickt!' .Sehr erfreulich!' meint die HauS frau, .wenn da wirklich meine Galizie rinnen ausbleiben, kann ich noch immer die Hafen brate mir fällt ein Stein vom Herzen!' Der Hausherr nickte und nahm die gestrige Zeitung vor, während Frau Izsexhine sich anschick'.e, in die Küche zu liehen. ,Wa den:it dar frug n im ausgehen, .von ein mögen die Hasen sein?' .Der Dienstmann beschrieb den Herrn, der sie ihm gegeben halte, so genau, daß ich sicher glaube, fle kommen von Doktor Bellmann,' erwiderte der HauSoater, .eigentlich müßte man ihn dazu einladen! Er wird ohnehin heute allem fein, so ein alter Junggesell !' .Wenn er nur nicht so entsetzlich lang wellig wäre,' seuszte die Hausfrau, .er wirkt auf die ganze Gesellschaft, wie Ge latine ! Aber wenn Du meinst .... ' .Er erwarte! e doch sicher!' sagte der Direktor und stand auf, .wenn er den Braten fchenkt, will er ihn auch mitessen! Sei gut, Josephine zu Weihnachten muß man nicht bloß aa Die denken, die uns amüstren, fondern auch an Die, denen man eine Freundlichkeit erzeigen kann. Ich will ihm gleich ein paar Zellen schrei den!' Frau Josephine nickt zustimmend, sah aber ihrem wohlmeinenden Gatten be- denklich nach. Sie theilte im Geist ihre wti Hasen in Portionen und hosfle von Herzen, daß einige der erwarteten Gäste Nch den Appetit am WethnachtSzuckerwerk verdorben haben möchten, besonders ihr Schwager, der sich vermöge seiner Riesenleistung auf kulinarischem Gebiete schon eine weit und breit in'S Sagen haste gehenden Renommee erfreut. Mit cern bekannten AuSfpruch: .eS muß eben reichen' der in goldenen Buch ftaben über jeder Küchenthür stehen sollte, tröstete sich die Frau Direktorin und be gab sich in die Küchenräume. Dl Köchin empfing sie mlt nicht eben holdseliger Miene fte hatte ein .Jackett' zu Weihnachten sich gewünscht und war statt dessen mit einem Kleide bedacht war den. Daher befand sie fich am heiligen Abend bereit in einem Zustande blinder und wortloser Erbitterung, stürzt wie ein Unwetter in der Küche umher und antwortete Keinem, der sie anredete. Diesen Gefühlen entsprechend war auch der gestrige Dank und tu heutige Mor genkaffee ausgefallen, der wie der Volks, mund sagt, so schwach war, daß er nicht auS der Kanne laufen konnte! Als die Hausfrau jetzt erröthend und schüchtern daS Ansinnen an die gereizte Amalie stellte, den beiden geschenkten Hasen Nicht nur in'S Maul zu sehen, was bei ge, schenkten Bestien schon an und für sich nicht rathsam ist, sondern sie auch noch abzuziehen und zu braten, schwoll Amalie vor Empörung sichtlich an und ver wünschte halblaut den Tag, an dem sie geboren war, da sie zu solchen Prüfun gen aufgewachsen sei. Die Direktorin stellte sich taub und blind, da erprobteste Mittel in solchen Fällen, und schaltete mit unbefangener Heiserkeit neben der tobenden Köchin, die auf jede Frage nur ein unartikulirtes Brummen zur Antwort gab. Beim An blick der ihr zum Hasenbraten gewährten Butter würd die Küchenfee förmlich blitzblau und erklärte, damit könne sie keine MauS bra'en, geschweige denn zwei Hasen! ES kl n gelle. .Eine Empfehlung von Herrn Doktor Bellmann, und er wüide sich die Ehre geben,' meldete ein Bote. .Natürlich!' sagte die Hausfrau bitter, und feinen Blick aus ihre Hufen, dir, in mitetitici tem Zustande unbeschnchtich elend auö sehend, dalagen und sich und Anbei e vor, wurfsooll zu fragen schienen, wie zwölf Personen von thnin satt werde feinen Da übrige Menu sah ober desto viel versprechender auS. Die Pastete war ja natürlich schon fertig und stand in stolzer Würde in der Epeise'ammcr, und der Plumpudding reifte auch in seiner Serviette dir baldigen Vollendung ent k.gen. Linchen, da elfiShcice Töchterchen, wurde jetzt zu dem Ehrenamt komman dirt, die eingemachten Früchte auf die GlaSfchalen zu legen, ein Vertrauens Posten, den sie wesentlich dem Umstand zu danken hatte, daß fle kein Eingekochtes aß. Da aber ihre Geschwister diesen lobenSmerthen Charakterzug nicht theil ten, so wurde Linchen angewiesen, die ge-, füllten Schalen dann sofort in der Speisekammer zu verschließen, wa sie mit der Wichtigkeit und Geschäftigkeit ihres Alters versprach und besorgte. Die Hausfrau hoffte im Stillen im- mer noch auf das Eintreffen deS aus ländischen Putenbraten, denn es kam noch eine Post vor Tisch, kurz die Sache konnt noch ganz charmant werden, und in jedem Fall beschloß Frau Josephine, sich Laune und Feiertag nicht verderben zu lassen schlimmsten Fall waren eö ja doch nur kleine Verdrießlichkeiten, mit denen man zu rechnen hatte, und man mußte dankbar und froh sein, daß Alles gestern wieder einmal vergnügt und voll zählig um den Christbaum gesessen halte. ES klingelte. .Vielleicht die Puten ! Di sind nun wenigster. gut abgehangen I' rief Frau Josephine und flog hocherfreut hinaus. Aber nicht die Puten, sondern ein Dienstmann stand vor der Thür der selbe Dienstmann, der vorhin die Hasen gebracht hatte, und schon hoffte die Direktorin daß er noch zwei nachzuliefern beabsichtige. Der Dienftmann rwieS sich aber nicht IS Mädchen au der Fremde er hatte nur feine Mütz in der Hand und hielt eine länger Rede deS Inhalts, daß er in Versehen begangen habe die Hasen seien nicht für den Her ren Direktor, sondern für den Herrn In spektor Müller bestimmt gewesen, und er komme, um sie sich wieder abzuholen. Frau Anna stand sprachlos! Ihre ein zig, wenn auch spärliche piece de resistance, ihr unter Verwünschungen und Jammern von Amalie abgehäutetes Hasenpaar sollte sie hergeben I Ihr erste Äesühl war ungesähr da einer Tigerin, der man ihre Jungen entreißen will ihr zweite, daS stumpfer Ergebung. Sie drachie nur daß eine, ihren Cmxsialungtn richt sehr entsprechende Wort .schön!' über die Lippen und begcb sich tief gr kiflak: in die Küche, wo sie die Hasen, mit einer Thräne im Auge, au der Bratpfanne nahm, die Fell gewissenhaft mit dazu packt und sich nun dem Mit tazessen mit dem Gefühl gegenübersah: .ich aber stand, als einer, der nicht nußte, wohin, gedankenlos an öder Küst !" .Und zu den Hafen habe ich noch den Doctor Bellmann dazu laden müssen!" dachte u m:l dem Humor der Verzveif luna. Der Hausherr war zum Glück auöge gangen, denn eS war anzunehmen, daß er diele Sendung der Dinge gegenüber nch furchtbar gebadet hätte. ES klingelte. .Der Postbote bringt ein Packet!' schrien alle Kinder gleichzeitig, indem sie fast übereinander in die Küche stürzten, .gewiß für unö!' Denn nie sind Kinder erfahrungsgemäß unersättlicher nach G schenken, al wen sie eben Tische voll bekommen haben und nicht wissen, womit sie zuerst spielen sollen. .Nein, nicht für euch!' rief die Mutter rleichkert und glückstrahlend, .daS wer den gewiß meme Puten fein! Amalie, hier schenke ich Ihnen zwei Mark Sie müssen mir jetzt die Puten doppelt schön braten, nach der Angst! Wird eS denn noch gehen?' Amalie erzwäng beim Anblick der wei Mark ein säuerliche Lächeln und erklärte sich zu jeder Schandthat fähig man könnte ja schlimmsten Falls etwas später essen. Der Postbote, der S eilig haben mochte, zu seinem Weihnachtskarpfen zu kommen, schob ein großes Packet in die Küche und schrie ziemlich grob nach sei nen 16 Pfennigen dies hatte ein all gemeine Durcheinanderlaufen nach Kleingeld zur Folge, und der Postmann zog ab. Die Hausfrau bückte fich, um da Packet einen Korb, wie fi mit Per wunderung bemerkte von der Erde auf. zunehmen prallte aber, wie vom Blitz getroffen, zurück ein fröhliche, un zweifelhaftes Gegacker tönte ihr entgegen! Die Puten waren weder .altgejchlach tet' noch .abgehangen', fontern leber,S lustig und anscheinend gar nid,t angegrif fen von der Reise, denn sie vollsührten einen Mordspektakel. Dieser gackernde Braten der letzte Rettungsanker, den die Hausfrau für ihr Diner entartet hatte, setzte ihren Leiden die Krone auf sie starrte stumm und trostlos auf die ihr soeben zugegan gene Menagerie und fand kein Wort. Die Kinder, denen alle zum Feste wird, hatten inzwischen mit Fingern. Küchenmessern und Scheeren die Stricke der Umhüllung durchschnitten und brachen in ttürmtschen Jubel und Begeisterung rufe über die Puten au, die diese freundliche LewiZkommnung mit lautem Angstgekreisch erwiderten und vergebliche Veijuche machten, ihrem Korbe zu ent rinnen. Der allgemeine betäubende LZrm, die oeirinnenoe Zett und die ja wirklich un leugbar große Schwierigkeit der Situa tion erwiesen fich gemeinsam als zu viel sür die ceroen der Frau Josephine und als Linchen, in falscher Auffassung der Verhältnisse, sentimental auSries: .ach, wie entzückend, daß die armen Pu ten nicht geschlcichtet worden sind!' fließ die Mutter gereizt hervor: .aich noch entzückend!' und machte ihrem über iiollen Herzen durch einen Thränenstrem Luft. WaS war nun zu thun? Die Sonn tagsruhe verbot jeden Gedanken an die Herbeischaffung eineS ErsatzbratenS die Mutier konnte doch unmöglich eines ihrer Kinder schlachten und AmtmannS vorsetzen es blieb nichts weiter übrig, wie u:it möglichst eherner Stirn den Gästen alles zu beichten und sie mit Suppe, Pastete, eingemachten Früchten und Plumxuddmg zu beschwichtigen, Von all dielen Herrlichkeiten war ja eine genügende Menge vorhanden, um wenig flenS den Hunger zu stillen, und im übrt gen mußte man das Unvermeidliche mit Wui de tragen. Die Hausfrau verfügte sich in trüb feitest Stimmung auf ihr Zimmer, trocknete ihr Thränen und kühlt ihre Augen. Sie war mit ihrer Toilette eben fertig, als der Amtmannsche Wagen vor S HauS rollte und ihr Schwester mit dem dröhnenden Ruf: ,na, Kinder, ich bringe aber heut' einen höllischen Hunger mit' seiner am Fenster lauschenden Anver wandten ein bitteres Lächeln entlockte. Sie begrüßt aber mit Fassung ihr Gäste, denen sich auch der Dr, Bellmann anschloß ein Mann von sträflicher Langweiligkeit, der nur mit der Silbe .hm', oder bei Anfällen besonderer Ge schwätzigkeit .hm, hm!' Konversation machte. Frau Josephine wartete feige, bis alle versammelt und auch ihr Gatte in fest lichem Gewand erschienen war, ehe sie ihr Mißgeschick mit dem Braten verkün bete. Der Hausherr begnügte fich mit einem langgedehnten Psiff und einem be sorgten Blick auf seinen Bruder, der fei, ner späteren Versicherung nach, mit Mühe daS Weinen unterdrückt hätte. Die Amtmännin tröstete mit dem süß sauren Trost: .fo etwaS kann ja überall vorkommen,' und dem beglückten Ge fühl: .nur bei' mir nicht!' das man ihr deutlich vom Gesichte ablas. Der Dok tor Bellmann, dem man schonend den Grund der freundlichen Einladung und die ihm fälschlich zugeschobene Großmuth verschwiegen hatte, stieß ein bedauerndes ,hm!' auS und suhlte fich nun eine halbe Stunde lang von jeder Berpfllchlung zu sprechen befreit. Mit der be ten Miene, vie er zu vielem malittösen Spiel deS Zufalls auftreiben konnte, bot der Amtmann seiner Schwä gerin den Arm, um sie zu Tische zu füh- ren. Ein guter Teller Suppe nebst dem fcaiu gehörigen Portwein wirkte belebend uns deiSttiligknd aus Wagen und Ge mücher. Im Augenblick aber, als die Hausfrau den ersten Löffel zum Munde führen wollte, siel ihr ein, baß sie ja über dem Schreck mit den Puten ver gessen habt, die Pastete herauszugeben, und daß Linchen noch den Schlüssel habe. Linchen, die den Wink der Mutler ver stand, entfernte fich eilfertig und blieb bedenklich lange. Die Hausfrau litt alle Qualen der Gerichteten an der Seite be AmtmannS, der ihr erst von allen Braten erzählte, deren er in feinem Leben verlustig ge gangen war, und dann von allen, die er gegessen hakte. L:nch:n kam nicht wie der! .Kar!!' rief die Mutter über den Tisch, .sich' dcch einmal zu, wo Linchen b'.et!' Karl entschwand, kam aber, wie im Märchen von der klugen Elfe, auch nicht wieder. Mit einem gwungenen heitern: .ich muß wohl selbst zum Rechten sehen!' schlüpfte Fra Josephine in die Küche, wo sie alleg auf der Erde kriechend und auf ten Stühlen fehend fand in un erkennbarster glich: begriffen. i .chin hatte den Speifekauimerfchlüssel verlegt, und er war nicht wieder zu finden. Eine wilde, athemlose Treibjagd durch alle Stuben, alle Kleidertaschen und alle Ecken begann der Schüssel war ver, schwunden. als wenn er fich eine Tarn kappe aufgesetzt hätte. Noch ein letzter Hoffnungsschimmer bot fich dar das Fenster der Speisekammer ging auf die Haustreppe vielleicht konnte Karl da hineinkiettern und die Sachen hinauSreichen. Karl, u diesem Feldzuge gern bereit, kroch in seiner Weihnachtehose, die den Kalk der Hausmauer in reichlicher Weise mit sich nahm, an dem Fenster herauf. DaS Fenster ist ja von Innen zu!' rief er zur Mutter herab, die an allen Glie dein zitternd, auf der Treppe stand, um eventuell Sohn und Pastete aufzufangen, .Schlag e kinl' sagte die Mutter dumpf ihr war jetzt schon alleö einerlei! Bautz! klirrte die Scheibe unter Karl's Faust ja. vsS half daöl In der Aufregung hatte Ifiiner daran ge dacht, daß das Fenster von innen vergii tert war. Einen Schlosser durfte man am ersten WeihnachtsfeiertaF' nicht auf' zutreiben hoffen. Karl kroch, mlt Staub und GlaSfpliltern bedeckt, wieder herunter. Die Pastete und daL Ein gemachte mußten vom Menu gestrichen werden. Der Amtmann und der Hausherr, die der armen Frau Josephine ansahen, was fle unter dieser ausgesuchten Niedertracht der leblosen Gegenstände litt, versuchten die Sache mit Humor zu nehmen. Männer find ja in solchen Momenten stets gutmüthiger als Frauen! .Nun paßt 'mal auf, wie schön uns der Plumpudding schmecken wird!' sagte der Amtmann mit einem Lachein. welche? ,hm angeficht feine Hunger die 2iar tvrerkrone hätt eintragen müssen. Di Schwägerin tröstete wieder etwas boshaft: .Ihr eßt dafür euch morgen bei un fatt i' und Frau Josephine goß mit unbeschreiblichen Empfindungen den Arak über den Llumpudding. der alS ein- zigeS Gericht dieses denkwürdigm M:t tazessens in tadelloser Schöne vor sie hin gestellt worden war. Da? Stubenmädchen nahm die gu'fj Schüssel, auf die sich aller Blicke rtch t:te:i, mit dem Gefühl eines Menschen in Empfang, auf dem die Hoffnung von Generationen ruht, und präsenlute dem Amtmann. .Bitte!' wehrte dieser ab, zuut ersten und zum letzten Mal in seinem ritterlich .erst die Damen lieber todt als unzalantl' Das Mädchen, verwirrt durch diesen Fingerzeig für die gute Lebensart, trat zurück und zwar aus ein iucr Apsei, scbale, mit dem Karl unmittelbar vor Tisch nach altbewährtem Rezept der Mama seine Zukünftige hatte .werfen' wollen glitt aus und stürzte der Länge nach hin. Die Schüssel krachte in taufend Trümmern und der Plumpudding lag in und unter Scherben, die sein Genießen zum mindesten .pikant' gemacht hätten. Ein allgemeiner Schrei der Tafelrunde folgte diesem Ende des Diners. Die Hausfrau warf einen einzigen Blick nach der Zimmerdecke, in ter Empfindung, daß diese nunmehr die entschiedene Ver, xftichtung habe, auf sie herabzustürzen und sie sammt ihren häuslichen Mißgr schicken zu begraben. Die Decke dachte aber gar nicht daran, und die gespannte Situation löste fich, wie sie sich lösen mußte, indem nämlich alle der ganzen Komik der Sache sich erst in dem Augen blick bewußt wurden und in homerisches Gelächter ausbrachen, daS gar nicht enden zu ollen schien! Denn sowie eines das andere ansah, lachte e wieder lo. .Nun Kinder,' sagte der Hausherr endlich, nachdem etwa Ruhe eingetreten war, .nun bleibt nur ein AuSweg. Wir ziehen alle, wie wir da sind, in'S Re ftaurant und lassen uns dort ein gutes, ordentliches Mittagessen geben denn wenn wir etwa hierher holen lassen, so siele der Bote nach unseren heutigen Er fahrungen, unfehlbar damit in den Schmutz, oder würde von wilden Thieren angefallen und zerrissen. Sicher ist sicher!' Und so geschah es. Die ganze Ge sellscbaft wanderte, trotz oder wegen der I manniasachen Zwischenfälle, höchst ver. gnllgt in' Hotel, wo man bei einigen Flaschen Sekt bald die FesttagSstimmung wieder fand und schließlich durch die Un gewöhnlichkeit der Situation so sidel wurde, daß der Hausherr die Bemerkung machte: .Kinder, so gut hätten wir uns zu Haufe gewiß nicht amüsirtl' Zur Ehrenrettung ver armen grau o sexhine sei nun aber geazt. sie tc? Lersäunite g!ä.'l:nd nc Vclt Hai. ?e Sxcisekamk'.nkchlüsikl fa-.d sich rci an Adki-.d in der Aiche .'Izzh, wo ihn T:ud ch:n unter Sem, Ham und J'cet iic' vergraben hatte. Xm NeujahrStar, aber saß die ganze Eeseuschaft vom ersie, WeihnachtSselertag zum zweiien Mal bei Direktor zusammen und mochte an einem ganz vorzüglichen Diner die xrakiisch Erfahrung, daß auch der besten HauS frau mal allerlei schief gehen kavn, aber daß sie' dafür euch wett zu machen versteht wenn sie eben eine gute HauS srau ist ! Und daS wird hoffentlich jedr, Leser von meiner Frau Josephine glauben! Es regtlet. Z'on E. i m o n e t t i. Er hatte ihr niemals sagen können, daß er ihr gut sei und daß er sie gern möge, nicht etwa well er schüchtern von Natur war, sondern nur schüchtern vor ihr, und mehr nech als der Muth fehlten ihm die Worte, ihr zu fegen: .Ich liebe 4 :taj." Sie waren sich oftmals begegnet und viele Stunden halten sie gemeinsam ver lebt: fröhlich unterhielten sie sich auf Ge stllschaften. im Gewühl der Menschen, im heiteren FreundeSkieife und in der Nuhe dir Famttiknabende. Wie von ge heimem Zauber ihre Blicke sich begegnet. hatten ihre Hände sich gedrückt und ihre Seelen sich genaheit: aber ihre Lippen hatten nichts von Liede verrathen, tc3 Wort wurde nicht gesprochen, nicht ge hört. Vielleicht erwartete sie eS, keit langer Zeit vielleicht; sie suchte jede Gelegenheit, sich il, zu nähern, jeden Vorwand, an ihm vorüberzngehen, um dabei vielleicht einige Augenblicke, einige Worte von ihm zu haschen. Nichts von alletem! Jedes Mal, wenn der Zusall ihm Ge legenheit bot, sie zu sehen, sagte er sich .Ich werde sprechen,' denn er war davon überzeugt, daß dem Wort der Weg zum Herzen zu den Lippen leicht sein müsse, daß ihr schnell würde sagen können, nur von ihr gehört, wovon sein Herz voll war. Aber weder dr Zauber der Sommer aber.de mit dem blauen Himmel, der sie zu vereinigen schien, noch die berückende Musik, weder die Behaglichkeit, die der Winter in kleinen, gemüthlichen SalonS mit fich bringt, noch der Ball nie hatte er ten Moment gefunden, ihr sagen zu können: .Ich bin Dir gut und weiß deß Du auch mir gut bist.' Eo war ein Jahr vergangen; sie war tete und er. . . .er schwieg ncch immer, Einer der ersten Tage im Frühling war S. ES regnete fürch!Itch; in Strö men siel das Wasser vom Himmel und ihn führte der Zufall durch eine Straße, die sonst nie zu passiren pflegte. Da sah er bei dem Licht der Straßenlaterne auf der anderen Seite sie, wie sie völlig durchnäßt in einem Thorwege vor dem feuchten Elemente Schutz suchte. Er grüßte sie und überschritt den Famm. .Welch abscheulicher Aufenthalt!' .Finten Sie? Ein schöne Wetter, um spazieren zu gehen!' widerte sie in dem scherzenden Ton, der ihr eigen war .Wirklich, und Sie haben känen Schirmi' .Ach, in der Eile habe ich ihn verges sm. Ich mußte schnell fort. Aber als ich ausging, regnete es gar nicht.' Er hatte sich unter das Thor gestellt Eine Pause trat ein. Unterdissen kamen ander Leute gleich, falls unter das schützende Dach und oll mählich, unmerklich, wurden sie mehr und mehr nach dem Hintergrund geschoben. Leise schmiegte sie sich an ihn und blickte fragend nach dem Himmel mit ihren großen, grauen Augen, die tn eigenthümlichem Abglanz schimmerten: bann stampfte sie mit dem zierlichen Fuß chen den Boden und lammerte n ihr drolligen, sxottsüchtigkn Art über daS Wetter. Sind Sie sehr ängstlich?' fragte er mit beinahe zitternder Stimme, denn er fürchtete, daß die ungchoffte Wonne die seS Bugenblicks bald zu Ende gehen und mit der flüchtigen Minute enttchwinden könnte. .Sehr!' versetzte sie leise bekümmert. ich bin schon über zwei Stunden von Hause fort und ich werde von meinen El lern erwartet. Komme ich zu xät, fo erhalte ich Vorwürfe und habe Verdruß Wün chen Sie. daß ich Ihnen eine Droschke hole?' Der Gedanke, allein mit ihm, wenn auch nur für kurze Zeit, !n einer Droschke zu fahren, erschreaik sie; sie dankte deS halb und erwiderte ihm, daß sie eS vor zöge, zu gehen, zumal der Regen jetzt nachzuladen scheine. Und sie schickte sich an, sich wieder auf den Weg zu machen. .Ohne Schirm! Dann begleite ich Sie.' rief er entschlossen und folgte ihr. l)un waren sie zusammen. Sie stützte sich auf feinen Arm: sie gingen dicht nebeneinander, damit der eine Schirm sie auch Beide schütze. Und der Schirm senkte sich nach hinten und nach vorn, nach links und nach rechts, je nachdem derRegen strömte. Ihre Köpfe ganz nahe bei einander bildeten das Ge mälde, der Schirm gab den Hintergrund, den Rahmen dazu. Plötzlich sah er aus ihre Augen mußten lange auf ihn gerichtet gewesen ein. Sie senkte den Blick, aber ihr Arm zitterte, das fühlte er. Der Regen, der ihnen die süßeste Mu, sik schien, peitschte den Schirm, der sie den Blicken Aller verbarg. Sie beschleu nigten ihre Schritte und sie schmiegten sich zärtlich aneinander, schienen fle doch ausdrücken zu wollen: .Warum sagten wir unS da nicht schon lange?' Ur,d auf drrrage seine elzencn Her, itv.5 ist l5lrxfi,:ir!!,ZiN teS ihrcen er s,hcnd, tMk,r!t er ,l,r Ikisc I,'S Ohr: .Wie au! ich Dir l ii ! U:,d Du-uaiutn sagst i'u (4 mir nichts' .Du weißt wie sehi!' versetzte sie, und sie schwiegen. Sie fchwiezen roch lange, indeß ter Regen sie tu: chnäite. Au der Thür te väterlichen Hause waren sie längst vor übkiaegargen. .Wo find wir?' fragten fle auf ein mal Beite. Sie hatten fich auf dieser Wandeiung ziemlich weit evt'ernt und immer och regnete eZ. Run kehrten sie um, oder sie empfanden eS mit Bedauern, d.:ß sie ihren Irrthum bemeikt hatten. Beim Abschied drückten sie fich die Hand und blickten sich lange in die Aug'n sie hatten sich oe standen sür'S ganze Leben. Und wenn sie einmal nach diesem Tage da schlechte Wetier vei wünschen hörien, wenn von tem entsetzlichen Hunteweller, dem lai g vttligen, schiuhlichen, unertläg ltchen Regen gesprochen wurde, tan lachten sie lückjelig bei dem Gedanken an die himmlische Musik, welche di ersten Wort der Liede geweckt und be gleitet hatte. pie löweiiöraut. ES ist so gut wie unbekannt fo schreibt man dem .Wiener Fremdenbl.' daß sich die Sage von der .Löwen braut' auf einen Vorfall bezieht, der fich in ei, er Menagerie deS kaiserlich öfter uichischkn Hofe zugetragen hat. Al Ort ter Handlung, wiid die Menagerie im Lustfchlosse Rtugeläu (Simmeiing) angeführt, ta jetzt al Aitillertktepot re, wendet wird. Die Thieihaltung im NeugkdSu wurde von Kaiser Maximilian dem Zweiten begründet und von Rudolf dem Zweiten, der den Bau dcS Schlosse im Jahre 1887 vollendete, bedeutend er wcitert. Kaiser Leopold der Eist wandte dem Neugebäu besondere Sorge zu und soll auch eiren Löwen zu tödten be fohlen haben, der die Wärterin zerrissen hatte. DieS Ereigniß wurde später romantisch auSgesponnen und in die Zeit Rudolf te Zweiten zurücke erlegt. E. I. Metzger berichtet in BSuerleS .Thea terzeiturg' vom Jahre 1834 von den Tugknden und dem rührfamen Ende der .Löwenbraut'. Sie hieß Vertha und war des Wärter Töchterlein. An einem Maientage gab Kaiser Rudolf im Nerge böu ein Fest. Die vierjährige Bertha trat alS Schutzgeist Oesterreichs mit einem Blumliifüllhorn zur Prinzessin, deren Geburtstag gefeiert werden sollte und sprach: Ich will mich Deinem Glücke weihen, Dir Blumen auf die Wege streuen, Geboren tn der Blumen Mitte Bist Du nun selbst die schönste Blüthe. Drum blühn auf allen Deinen Wegen, Dir Deine Schweflern hold entgegen. DaS aufgeweckte Kind hatte kaum gern bet, als der Ort der Lust fich mit einem Schlage in eine Stätte de Schrecken verwandelte. Durch den Kanonendonner gereizt, brach ein.majeflätifcher Löwe au Asien' die Gitterfläbe und sprang gera, denwegS auf die Prinzessin lo. Die Kavaliere warfen sich, ds die ersten Piste lenfchüsse versagt hatten, mit blinkendem Säbel tem wüthenden Thiere entgegen. In diesem Augenblick umschlang die kleine Bertha mit ihren Amchen furchtlos den Löwen und bat für ten Unbändigen: .Nichts zu Leide thun meinem guten Löwen! Nichts zu Leide thun!' Der König der Wüste aber' wurde mild und ließ sich von dem Kinde wie einHüntchen In den Käsig führen. Der Kaiser schenkte Bertha diesen Lösen und sprach dazu: .Milde vereinigt sich mit ter Kraft, der Klüftige aber huldigt bim Zarten;, führe Tu von diesem Toge an den Namen Lcwer.braut, bi! das zarte RankengewächS Deines Herzens sich liebend um einen edlern Stamm windet.' So Rudolf. Berthe aber liebte den Löwen und wurde ein fchönkö Mädchen. Da sie zur blühen ten Jungfrau erwachsen, war .der Hauptmann der kaiserlichen Reiterei' nicht mehr fern, dem sie Herz und Hand schenkte. Vor der Trauung ging Ber tha, schon im Brautkleid und Mvrthen kränz, zu ihrem langjährigen Freunde aus den Tropen, um ihm Ade zu sagen, Bde für immer. . . . Sie drückte ihm den letzten Kuh auf die krause Stirn, da aber begannen die Augen deS verabschiedeten Löwen unheimlich zu leuchten, und er tödtete die arme Braut vor den Blicken deS herbeigeeilt! Bräutigams. Dieser flieg vem Ungethüm sein Schwert tn die Kehle, so daß eS köchelnd neben BerthaS Leiche zusammenstürzte. Pörnm. De Kräuaer öenntnas kümmt mal bi Wintertag nah LuS un seaat tau fl Fru: .Mudder. giwm mi mal rasch dröa' Tüg ("trockene Kleid) ber! bün un unfen See tnbraken un törch un osrai natt. .Mein Gott. Vadter!' rövot Nn Kru. .wo kannst Du awer ok so unvörsicbtia wesen un wer den See gähn? Du yaocn o vererinten kür.ntl' ..ze. dat scga man mall' meint de Kiäuger; .ick hadd mi so ok rein dod ärgert, wenn ick versapen wir, denn ick oeww gniD' en Gull frischen Primataba! bi mi.' Der Fund. Auf da Straßen liagt a Beuterl, Valor'n Hat'S a Schneider!; Drei Pfenning san d'rin O du grausiger G'winn. Zum Privatier san'S halt z'wenig Die drei Schneiderspfennig, Zum Ausheilten fan'S z'oiel D'rum soll'S nehma, wer will! i