Doftcrsrub". 3' oh Rat! ZtxtSti. Ttx Stab; 1. Kliffe Dr. Stab, ist war eine der beliebtesten Persönlich keilen in der kleinen Garnison. Cr war auch ein prächtiger Mensch, an dem kein Makel war, außer, daß er kein ge sattelte Pferd echn gleit sehen konnU. Die beunruhigende Phantasie: daß er selbst etma von einem tückischen Schicksal dazu bestimmt sei, den Platz tm Sattel einzunehmin, konnte ihm jür 24 Stunden die Gemülhiruhe rauben. Der Regi. mentttommandeur und die Rittmeister hatten von jeher aus diese Schmäche liebenIsLrdigsie Rücksicht genommen, und waren wohl Iah? vergangen, ohne daß man den Doktor je auf dem Rücken eine jener wilden Thire hatte talanctren sehen. Da brach eine? schönen Lenzmorgen da Unglück über den Aermstea herein. Der all Kommandeur der Division, zu der tat Ulanenregiment gehörte, halte seinen Platz wem jüngerin geräumt, und dieser mvllte zu Beginn der bevolstehei.den SchmadronSbestchligung sich da Ossi' zierskorp!, und darunter auch die Herren Aerzte vorstellen lassen. Ohne eine Miene zu verziehen, la der schnauzdZrtigt Wachtmeister der ersten Eskadron am Samstag Mittag nach der ParvleauSgabe au seinem dicken, ledernen Notizbuch dem Stabsarzt solgenden er. kckreckendea NaffuI vor: .Regiments, befehl: Am Montag früh 7 Uhr stehen die Eskadron in RendezoouSformation nebeneinander an der Sädwestecke deS grohen Crerzitiplahe Front nach dem tesernwätüchkn, Anzug u. . w.; vazu die Herren Aerzte.... Der Doktor erdleicbte. Aber noch ein schwacher Hoffnungsstrahl dämmerte in seiner Geel. .Bertilen,- fragn er mit einer so ausgesucht gleichgiltigen Miene, dasz Jevermann vaourq au, Festtage erscbreckt werden mußte. .Jawohl, Alle beritten erwiderte der iMackt meist er: und ohne von seinem Notizbuch auszusehen, la er dann in seinem lauten, gletchsormigen n,onjau wetter. Nicht hörte ver orior mea, von der ganzen stolzen Folge der Gar niknn.Rekeble. die st für einen so wich tigen Tag al nöthig erweisen, erst al der Wachtmetster rauspernv lnne tzitii und da Buch zuklappte, erwachte Dr Stabeisen au finsterem Brüten. So. ko.... Danke, lieber Becker also Montaa früh 7 Uhr. hm. Wollen Sie nieM ein SchnZvSchtn trinken Becker? Kommen Sie, kann nicht schaden. ' Der Wacktmeiiier Becker antwortete nur dadurch, daß er seinen Schnurrbart ein wenig vewegte, was einem wom mollenden i'Zckeln aleickkam und sich Oiii'l Neue rZnsverte. Dr. Stabeisen trat in da Nebenzimmer, wo seine am Fenster sitzende Gattin an einem Gegenstand ar beitete, der eine täuschende Ähnlichkeit mit einem wouenen rrumps yarre .Will Becker'n 'n SchnäpSchen ein Sänken. kaate der Art entschuldigend nabm vom Büffet wel Gläser und auS dem Schrank die Coanacflische und tiinnkltt wieder in die Worderiiube urück .So, Becker sagte er, die Gläser füllend, das wird uns gut thun. Prosit l ,P.rrost, Herr Stabsarzt," erwiderte Becker, die Sporen zusammenschiagenv, setzte dann da GlaS vorsichtig an die Lippen und goß e mit plötzlichem Hin. überkippen des HaupteS herunter, worauf er sich nach alter Gewohnheit stark rSusperte und den dicken Schnurrbart mit dem Daumen nach recht und link abwicht. .Na, auf iaem Bei kann uiai, nicht stehen, Becker philosophirte der joviale Doktor und füllte die GiSer noch etn mal. 5Sren Si 'mal." fuhr er. kein GlaS rbedend. fort wie wird da nun mit dem Pferd für mich? Ich habe auch lange nicht aus solchem wa gesessen Sie geben mir doch ein ruhi ge Thier?' Zu Befehl, Herr Stabsarzt sagte der Wacktmeifjer. .da ist der alte Wel lington, der ist so fromm wie ein Lamm, den können Herr Stabsarzt bekommen." .So, das tft seyr ,qsn, Becrer. Wttl IM obne Unarten?' .Wie ein Kind, Herr Stabsarzt, und die Kommandos und Signale kennt er besser wie jeder altgedtente isolvak. Aus Kommando ,Tr ab!' trabt er ganz alleine lo. So so sagte der Stabsarzt, in der heimlichen Hoffnung, die letztere Eigenschaft de alten Wellington nicht kennen zu lernen. Mit lachendem Himmel und hellgolde nem Sonnenschein war der Montags morgen da, und die stille Hoffnung des Doktor, daß die Vorstellung vielleicht wegen eine starken Wolkenbruchs aus fallen könnte, wie sich als höchst un zuverlässig. Doch ging Alle besser, al er geglaubt hatte. Nachdim er den. alten Wellington an allen Körpertheilen freundlich abgeklopft und ihn mit Zucker stücken beinahe erstickt hatte, erklomm er mit Hilfe eine hohen KüchenschemelS da spitze Rückgrat, steckte die Fußspitzen vorsichtig in di Steigbügel, und dem Burschen gelang e ohne Schwierigkeit, den Veteranen in Gang zu bringen. Wellington fand den Weg zur Schma bron ganz allein, sein träumerische Pflkgma stach seltsam von der nervösen Unruhe ab, die die ganze Garnison be herrscht. Aus dem RendezvouSplatze wurden noch einmal Pferd und Mann einzeln von Osstzieren und Unteroffizieren ge mustert, dann begann die Aufstellung. Der Siabsarzt war der einzige Jünger AeökulzrpS, denn der Assistenzarzt war im Lazare,h beschäftigt und der Ober, stabSart zur ASheSungSkomuiission st kommandirt. Ver Jahrgang 15. Klopfenden Herien hielt der Doktor beim Stäbe. Bisher war Alle gut ge gangen wie aber, wenn er gar eine Attacke .Ercellenz kommt!' rief ein Unter, olsizier, der als Vedetie auSgkflellt war und richtig: süns Reiter trabten quer über den Ererzierplctz ans da Regi ment ju. .Stillgesessen tönte da? Kom mando und fuhr wie ein elektrischer Schlag durch die Elider der Ulanen. Der General setzte fein Pferd in Ga. loxp, der Regimenlikommandeur sprengte ihm entgegen und überreicht ihm die Rapporte. Seine Ercellenz wollte sich zuerst die Offiziere oolstellen lassen, e kam da Kommando .Rührt Euch die Offizier sammklten sich und wurden der Ancienne tät nach dem Oberst vorgestellt. .El freut mich, meine Herren be gann der General, mit scharfer Stimme jede Wort einzeln betonend. ,e freut mich, Sie kennen zu lernen und mit einem s bewährten alten Regiment, ie daS Ihre, in dienstliche Beziehungen zu treten. Was ich heule sehen will, meine Her ren, sind vor Allem Bewegungen. Zei gen Sie mir, Herr Rittmeister sind doch erste Eskadron, nicht wahr? zei en Sie mir zuerst einfache Bewegungen m Schritt, im Trabe, .apropos, unterbrach er sich mit einem Blick auf den Doktor, .dem Herrn Stabsarzt danke ich. Sie werden zu Haufe im Lazareth zu thun haben, danke sehr.' Seit jenem Tage, da seine ölte Erb, tant in sanfter Tod von ihren irdischen Leiden erlost hatte, war dem Doktor nicht so wohl um' Herz gewesen al in diesem Augenblick. Seine Brust hob sich wie in JünglingSzeiten. Mit energischem Schenkeldruck steuerte er den alten Wel, lington, der störrisch bei den Pferden bleiben wollte, au dem Kreis heraus und da fein Muth in dem Maße gewach, sen war, wie di Erfahr abgenommen hatte, nabm er da treue Roß fest an die Zügel und dirigirte mit Entschlossen, heit dem Kirchthurm zu, der jinseit de Platze die Lage des Städtchen anzeigte. Dem Doktor yuptie da erz vor Frude. Erst jetzt bemerkte er, daß e ein wunderschöner Morgen war, daß der Himmel im Sonnenschein ein prächtiges Blau ausgespannt hatte, und daß die Lieder von hundert unsichtbaren Lerchen trillernd und jubilirenb herniederklangen, leise begleitet von dem tiefen Summen spielender Insekten, wie von fernen Har sentönen. .Jetzt blos noch eine gute Zigarre', schmunzelt der Doktor nur hatt er leider heute den besten Waffen rock angezogen und natürlich in der Err gung vergessen, sein Etui einzustecken. Doch schien das Glück ihm heute jeden Wunsch erfüllen zu wollen, denn kaum war ihm der Gedanke gekommen, da be merkte er hundert Schritte seitwärts die KasinviOrdonnanz, mit mächtigem Früh ftückskorbe einem Verstecke zuschleichend. Da nämlich die Besichtigung der Schwa dronen inzeln nacheinander stattfand, und da Ganze ziemlich bis Mitlag dauert, so hatten die Osnziere sich grub stück herauöbestellt. Die Ordonnanz wird in solchen Füllen in ein kleine Ge büsch postirt, und nach und nach drückt sich ein jeder der Herren mal auf ein Viertelstündchen, um bei einem Glase Portwein und einem Brödchen neue Kräfte zu sammeln. .Pst! Ordonnanz!' rief der Stabsarzt still haltend und sich vorsichtig nach dem General umsehend. Der aber hielt hin ter iner kleinen Bodenwelle und beob achtet schars die Bewegungen der Schwa dron. .Pftl kommen ie 'mal her! Haben Sie auch Cigarren da drin?' .Zu Befehl. Herr Stabsarzt.' .Geben Sie doch 'mal ein her, mein Sohn. Die Ordonnanz kam herbei, stellte den Korb hin und suchte zwischen Flaschen und eingewickelten Brödchen eine kleine Kifle hervor. .Donnerwetter wa haben Sie da Alles drin!' sagte der Doktor mit einem lüstern funkelnden Blick auf die Flaschen. Zeigen Sie doch mal den Korb.' Der Mann hob den Kord empor, der Doktor faßte ihn mit beiden Händen am Henkel und setzte ihn vor sich auf den Sattelknopf. Ei. den Tkusel sagt er schmun, zelnd, .vondem zwetundachtzigerSherro? Donnerwetter, und LachSsemmel? Da ist doch für mich aS übrig, wie?' Jawohl, Herr Stabsarzt, ich habe reichlich mitgenommen. .Et, i, da ist samos sagte der Stabsarzt. .Haben Sie 'n Korkzieher? Ziehen Sie mir doch 'mal 'ne Flasche auf." Und schmunzelnd reichte er eine Flasch Sherru hinunter, wickelte dann ein LachSbrödchen aus dem Papier und biß herzhaft hinein. Da plötzlich hörte er hinter sich ein verdächtiges Geräusch, das noch verdäch tiger dadurch wurde, daß der alte Wel, lington den Kopf hob und die Ohren spitzte. Der Doktor blickte sich um, und o raus! Die ganze ererzlerenve Schwadron kam in schnfem Trabe auf die Stell zu, wo er hielt. .Nehmen Sie den Korb! nehmen Sie' Sonntagsgast. Beilage zum Nebraska Ztaats-Slnzeiger. rief der Arzt erblassend und ließ vor Schrecken da LachSbrödchen fallen. Die Ordonnanz aber Halle gerade die Flasche zwischen die Beine geklemmt und mühte sich mit dem Pfropfenziehea. .Lassen Sie, um GotteSmill wer! er kam Dr. Stabeisen nicht, denn In diesem Augenblick ertönte dicht hinter ihm daS hellschmetternde Trompeterstgnal: .Schenkel ran! Schenkel ran! Laßt ihn laufen, wa er kann!' Kaum hatte der alte Wellington diese Töne vernommen, da hob er den Schwanz, galoxpirte vom Fleck weg lo und fauste verirr a terre zur Schwadron heran. Der Doktor stieß einen leisen Schrei aus, faßte mit der einen Hand krampfhaft in die Mähne, mit der anderen hielt er immer noch den gewaltigen Früh ftückskorb vor sich auf den Sattel knöpf. . . . Wellington setzte sich an die Tete der Schwadron und raste mit stolzer Todesverachtung den Anderen weit vor aus mit dem ganzen Frühstücke dahin. .Zum Teufel! Wer ist da? fragt der General, die Augen mit der Hand be schattend, .wer jagt denn da wie besessen vor der ESkadron her?' .Der Stabsarzt, Excellenz sagte der Oberst, da Gesicht verziehend, röhrend der Adjutant sich hinter dem Rücken der Beiden vor Lachen krümmte. ,Wa hat er denn da für 'n riesiges Ding vor sich aus dem Pferdes' fragt der General weiter. Steht auS wie großer Waschkorb. Wa? Hat doch keinen Kranken drin, wie?' Klirr, schmettert in diesem Augenblick der Korb zu Boden.... die Schwadron fetzte darüber hinweg. Wellington macht eine Schwenkung vor dem Ge büsch inen Augenblick sah man noch den Stabsarzt wie ein Bündel am Pferde hängen dann purzelte er dicht vor dem Busch zur Erde und überkugelte sich zwei Mal hinter einander. . . . E hatte ihm nicht geschadet nur !e fand er sich kurze Zeit darauf in einer anderen Garnison. .Unglaublich!' soll Ercellenz gesagt haben, .mit solcher FrühstückSktep tm Lande herumzureiten! Wo hat er die nur so schnell hergekriegt?' Der denkwürdige Platz aber, von jener teile, wo der Korb über zerbrochenen Hälfen im Sonnenschein gelegen, big zu jenem Gebüsch, wo der Doktor glücklich auf dem Boden anlangend, Ruhe vor dem kriegerischen Wellington gesunden hatte, heißt noch letzt tm ganzen Re giment nicht anders als .DoktorSruh.' llleiße kilien. Novellette von A. B e l o t. Die Kriege des ersten Kaiserreichs hakten ihr nacheinander ihren Mann, der Rittmeister gewesen war, und drei Kinder getödtet. Verzwkiselt, dem Wahnsinn nahe, ver abscheute sie jetzt den Kaiser, wie sie ihn ehedem geliebt und bewundert hatte. Sie trug einen wüthenden Haß gegen diesen Eroberer, diesen Mensch ensress er wie sie ihn nannte diesen Kindermörder, Sie betete um seinen Sturz, und da dieser kam, dankte sie dem Himmel. Ihr war noch ein Sohn geblieben, ein einziger, an dem sie mit abgöttischer Zärt- lichkeit hing, er war klein und schwach, trotz seiner 20 Jahre, während die anderen Söhne groß und stark gewesen waren. Er war gut wie die Anderen, liebevoll, zärtlich und auch tapfer, wie sie. Von seiner Mutter hatte r die Anmuth und Schwache, von seinem Vater die Festigkeit und Kühnheit. Aber was hatte sie zu fürchten? Jetzt nicht. Europa, müde, entvölkert, wollte keine Kriege mehr; alle Nationen ruhten aus enoltch. Ludwig XVIII. hatte bei seiner Thron. befteigung den Frieden versprochen. Sie glaubte, wie alle Mütter, an den ewigen Frieden, so lange der König lebte, so lange die BourbonS auf dem Throne wären; und sie war eine glühende orzaltsttn geworoen. Da der Sohn an Alter und Intelligenz zunahm, wollte sie ihm ihre Ideen, ihre Mlinungen, wie sie irrthümlicher Weise sagte, beibringen. Achtungsvoll hörte er sie an, ohne zu widersprechen. Aber leise, ganz leise flüsterte ihm eine Stimme zu: Wenn mein Vater, meine drei Brüder sür den Kaiser gestorben sind, so geschah', weil sie ihn liebten und bewunderten; ich muß ihn lieben und bewundern, wie sie.' Bann las er heimlich die Geschichte der verflossenen Jahre; sie erschien ihm herrlich, großartig. So wurde er all mählich, tn Erinnerung an die Seinizen, au Bewunderung sür ihren Feldherrn, Imperialist, neben seiner Mutter, die Reyalistin war aus Verzweiffang, aus Furcht. Wenn aber zu dieser Zeit Frankreich mit den Nachbarvölkern friedlich lebte, so haderten die Franzosen untereinander desto unerbittlicher; niemals hatte da Duell so schrecklich gewülhet als während dieser ersten Jahre der Restauration. ES war ein Fieber, ein Seuche, ein all gemeine Bethörung. In der Provirz, wie iu Paris schlug man sich für ein An stoßen mit dem Ellenbogen, für einen Blick, für ein Nicht, erst recht, wo e eben war, in Feldern und Wäldern, manchmal selbst Nacht in den Straßen unter iner Laterne, mit oder ohne Zeu gen, gleichviel; man hatte eS so eilig, sich zu tödten. Nach 20 Jahre der Kämpfe, nach Schaffst und Kanonen, nach hundert Schlachten hatte sich Frankreich noch nicht beruhigt und athmet noch Pulver und Blutgeruch. Die GardeS du CorpS, die das neue Regime darstellten und die Offizier deS Kaiserreich auf halbem Sold, waren die eifrigsten, sich gegenseitig umzubringen. Gab e kein regelrechte Duell, so such ten sie mit irgend Jemand Streit, gleich viel warum, nur um sich die Hand ge, lenkig zu halten und ihre Heldenthaten zu vermehren. Damals durfte man feine Meinungen nicht offen zur Schau tragen. Wer aus sein Leben eima gab, mußte sich wohl huien, zu sagen: Ich bin für den Kö nig" oder .Mein Mann ist der Kaiser.' Ein früherer Offizier Napoleons oder ein junger Royalift hätte sogleich mit ihm angebunden. Ganz besonder gefährlich war S, gewisse Dinge an sich zu tragen, die als sinnbildlich Zeichen galten; ge wisse Blumen durft man nicht mehr lie ben: die Lilie war das triumphirende KSnigthnm, daS Veilchen war die be siegte, aber noch ununterworfene, für die Zukunst rüstende Kaiserreich Wenn Madame Lefevr, die Frau dcö Rittmeister, von all' diesen Geschichten hörte, prte, sie sich glücklich, daß ihr lie: der Robert so klein, blond, rostg auSge fallen war, mit KinderhSnden und Füß chen. Wer sollte so seig sein, sich mit ihm schlagen zu wollen? Wer würde seinen Ruhm darin finden, dieses Harm lose und gute Kind zu tödten? Wo sollte er übrigen diesen gefährlichen Menschen, diesen Unholden begegnen? Er hatte nicht mit ihnen zu thun, kam nicht in Cafe, nicht in' Theater, nicht tn öffentliche Gärten, wo eS Han del gab, wo die Raufbolde von Pro fession ihre Gegner, ihre Opser suchten Er ging so wenig auS. Auch wenn sie reich gewesen wäre, hätte sie ihn nie fort gelassen oder hätte ihn begleitet. Da sie aber arm war, hatte si ihn in Geschäft ergreifen lassen; er war bei einem Buchhändler in der Rue Dauphin und schrieb dort Rechnungen und Briefe. AbendS erst um 7 Uhr kam er zurück, Sie wartete auf ihn mit dem Nachtessen, Sie setzten sich zusammen an den Tisch und erzählten sich von den kleinen Ereig nissen deS Tage. Manchmal kamen alte Freunde und die Gesellschaft dauerte bis 11 Uhr. Andere Vergnügungen rannten sie nicht. Eines TageS sagt dr Buchhändler zu Robert schon um sechs Uhr: .Sie können gehen. Wir schließen heute früher als fönst, wegen des großen gest tage. .So geben Sie doch Acht, Sie unge- schwer Mensch!' rief ihm eine Blumen Verkäuferin zu, an deren Korb er ge stoßen war. Robert blieb stehen: und erröthend. wut er Hfl gar nicht genug zu entschul, digen. Die Blumenoerkäuferin, ein hüb sche Mädchen, wahrhaftig, sah ihn an und fand ihn reizend tn seiner Verwir, rung. Wie er nöthete und w! seine großen, blauen Augen verschüchtert blick tenl Kaufen Sie mir nicht etwa ab?' fuhr sie mit sanfterer Stimme fort, .prächtige Lilien für morgen! Einem so huvicyen Herrn verlaus' ich billig. Vr zögerte noch immer verwirrt. Von den Lilien wollte er nicht wissen; das war feine Blume nicht. Die Verkäuferin errieth ihn ohne wkifel, denn sie beugte nq zu im uns iag,e ganz tei e: .Ich habe auch andere Blumen. Wenn ich ordentlich suche, sind' ich vielleicht auch Veilchen.' Veilchen!' wiederholte er und sein Blick wurde lebhafter. Äie fuhr mit der Hand in den Korb und zog bald ein Veilchenfträußchen her aus, das sie ihm reichte, nachdem sie sich umgesehen hatte. Er nahm daS Sträuß chen. athmete langsam seinen Duft und verbarg e auf feiner Brust. Er wollte schon beahlen. Da sagte er sich: .Ich bin sür die Veilchen, meine Mutter sür die Lilien. Warum sollt ich ihr nicht ein paar mitbringen, damit sie auch ihr Ver gnügen hat. So suchte er sich drei schöne Lilien auS, wurde handelseins und ent fernte sich. Die hübsch Verkäuferin sah ihm seufzend nach. .Hedal Kleiner! Komm' mal hier her, an!' Robert windete sich nm. An einen Baumstamm gelehnt sah er zwei Männer, owoor in ourgeriicyer eracht, verrie, then sie doch durch Haltung und Beme, gung, den Schnitt ihrer Urberzieher, die Stocke, die sie unter dem Arm trugen, :r st waren: Ofstziere auf halbem old. Da man solchen überall, auf Promenaden begegnete, kg erkannte si; in Pariser der damalige Zeit leicht. Hast DU denn nicht gehört? Willst Du wobl sieben bleiben. Gamia? sagte No. L. der Aeltere der Beiden. Robert richtete sich hoch auf und sagte mit feiner sanften, aber von Zorn bebenden Stimme. .Gamin? Warum nennen Sie mich Gamin?' .Weil' in Büberei ist, so seit iner Viertelstunde zwei alten Soldaten dei Kaiserreich mit diesen verwünschten Blumen in der Hand vor der Nase her umzusxazieren!' Und zugleich berührt r mit feinem Stock die Lilien de jungen ManneS, und sagte in befehlendem Tone: .AllonS? weg damit!' .Ich will nicht.' .Wirklich, Du willst nicht?' Ein Bube will mir Trotz bieten, mir! Wirf die Blumen hin oder ich krieg Dich bei den Ohren!' .Herr, mich kriegt man nicht bei den Ohren.' .Meinst Du? Nun, da ollen wir gleich einmal sehen.' Und r schritt näher auf ihn zu. Der junge Mann wich nicht zurück, blickte ihn an mit seinen weißen Lilien in den Händen. So hatte er kei nen Arm frei und unversehens saßt ihn der Offizier und riß ihm das Ohr, bi S blutete. Da ließ Robert feine Lilien fallen, sprang aus den Offizier loS und ohrfeigte ihn. Dann blieb er mit ge kreuzten Armen vor seinem Gegner stehen, den die Ueberraschung und der Zorn er stickten und sagt kurz: .Nicht in Kind, nicht in Straßn jung hat si geschlagen, Herr. Trotz dem ich klein bin, bin ich 24 Jahre alt. 3ch bin volljährig, ein Mann. Ich heiße Robert Lefevre, ich ohne Ru dS Mou ltnS 14. Ich werde Ihnen Satisfaktion geben, leder Zeit, wann Si wollen. ,Ah! Darauf rechne ich auchl' rief der O ftzier, der endlich die Sprache wieder gewonnen hatte. .Du bist kein Kind, Du bist ein Mann und Du hast mich nt ehrt, so wollen wir un sogleich schlagen, hörst Du? Komm'! Komm'! Dort keine hundert Schritte von hier, weiß ich ein gute Platzchen, wo un Niemand stört. Verfl kleiner Rovaltst I Du sollst Deine König Tag morgen nicht mit machen, da schwör ich Dir!' Er ein Rovalist ! Aber er verschmähte e, aus diesem Vorwurs zu erwidern und geanügte sich nur zu sagen: .Ich habe Sie beleidigt; ich bin bereit, mich mit Ihnen auf der Stelle zu schla, gen, aber Sie haben ja keine Waffen.' .Da irrst Du Dich. Wir haben gute Klingen tn unseren iStöcken. Du ntmmn meinen und ich den meine Kameraden. Haft wohl Furcht?' .Nein ich habe kein Furcht sagte Ro bert mit fester Stimme, .gehen Sie! Ich romme mtl. 0 u HH (JtlUUU 1W Olfsi.l. inlUnl. C3&. f.! -...V. wollte ihn beruhigen, ihm zureden, k sei den, sie schlügen sich morgen mit Zeu gen. Auch daS Alter feines Gegners betonteer, feine Kleinheit, feine Mädchen- hafle Erscheinung. .WaS liegt mir da ran, wenn er kaum älter als 20 Jahre ist. IN seinem Alter hatte ich schon meh rere Felnzüge mitgemacht. Er hat mich in'S Gesicht geschlagen, ich will mich rS chen, ohne Aufschub.' .Und da er sich plötzlich umsah, be, merkte er seinen Gegner nicht mehr. .Ah, der Feigling, er ist davongelaufen.' Sie gingen zurück und bemerkten ihn bald. Er war stehen geblieben, um seine Lilier. auszurasten und den Staub von ben Blättern wegzublasen. .So! Ich bin fertig und zu Ihrem Beseht, meine Herren", tagte er lächelnd. Er schritt hinter ihnen her, ein wenig iraurig, venn er oacyl an skin U)tutlr, aber den Kopf hoch, denn er gedachte auch seines Vater und seiner drei Brüder. sie waren zur stelle. Der Platz war gut avgetegen. iocy war e Tag Der O ftzier warf foglkich seinen Hut yn, zog ren ueverrock aus und lud Robert ein, daS Gleiche zu thun. Dieser gehorchte ihm ruhig, legte selbst seinen Anzug sorgfältig zusammen, seinen Hut aus ven nzug uno aus oen Hut das Büschel Lilien. Unterdessen hatte der Jüngere von den Offlrieren die Stock, degen hervorgezogen. Er gab Robert Lefevre einen und sagte: .Das ist leichter als ein gewöhnlicher Degen, um fo besser für Sie.' Er sagte das recht traurig. Dieser Mann, der sich so viele Male ae, schlagen hatte, der alle Schrecken des Schlachtfeldes gesehen hatte, war tief be wegt, er zitierte. Der Kleine itterte nicht, mit fester Hand halte er die Klinge an dem hölzernen Griffe erfaßt. LoS, meine Herren!' sagte der eimiae Zeuge. Kaum hatte der Offizier Stellung ge- nommen, als er wuihend ausfiel und Robert mitten in die Brust traf. Dieser brach zusammen, und als der junge Offizier vorstürzte. um ihn aufzufangen, murmelte er: Rovalist bin icb nickt Ihr findet auf meinem Herzen ein Sträuß chen Veilchen. Die Lilien waren für meine Mutter. Arme Mutter, lebe wohl!' DaS Blut erstick ihn; er sagte nichts mehr. Ei"' Augenblick später verschied er in den Armen der beiden Osfiziere. . . Und sie unterdessen, sie martele auf ihn, um U',it ihm zu lachcn. um ihn zu küssen. Sie ist nicht gestorbeu. Der Tod, der ihr nacheinander den Ga!ten und aue ihre ivöhne genzmmen h ille, wollte von der Mutter ich: wissen, sie hat noch lange gelebt, lange ging sie einher auf. recht in ihrer Haltung, mit weiße Haaren, bleich und vor KSlt zitternd. Der Kummer halte si versteinert. ßin tZiSarisches Zominsspiek. Am NeujahrStage de Jahre 1791 zeigte sich König Ludwig der Sechzehnt nebst feiner Familie während de zu Ehren de Tage von der Musikkapelle gebrachten Morgenständchens im Pavillon d l'Hsrlog dm Volk. Ein groß Menschenmenge füllte den Hos und gab ihr mehr oder weniger feindliche Ge ftnnung durch tumultuarifche Geschrei zu kennen. Trotzdem gab der Monarch den Befehl, die Deputationen, welche ihr Huldigungen darzubringen beabsichtigten, vorzulassen. Darunter befand sich auch ein der .Sieger der Bastille', bestehend etwa au vierzig Grenadieren der Na, tionalgarde, welche, den Immortellen, kränz am Hute, unter Vorantritt der Musik an der königlichen Familie vorbei desiltrtk. Einer der Deputirtkn hielt vor dem damal sechsjährigen Dauphin an und reichte ihm wortlos ein Domino spiel, welche Geschenk der Prinz seiner Mutter gab. Dies lag mit Beben die dem Kästchen eingraoirte Widmung: ,Di Steine der Bastillenmauer, welche inst so vil unschuldig Opfer der Willkür um, schlössen, sind für Sie, Monseigneur, tn ein Spielzeug umgewandelt worden, da Sie an die Macht des Volke erinnern soll.' In der That zeigte sich beim Oesinen deS Kästchens, daß die Dominosteine au solchen angefertigt waren, welche di Maurn der zwei Jahre vorher zerstörten Basttlle gebildet hatten. Di Königin stellte das Geschenk einer ihrer Hofdamen mit dem Befehl zu, eS aufzubewahren, da e eine Tage in merkwürdige Zeugniß für die Geschichte der Revolution sein werde. Diese Domino erlebte manchen Wech sel ia den Tuilerien. ES würd von den höchsten Persönlichkeiten, sogar von Sou veränen, die unter dem Konsulat, dem Kaiserreich und während der Reftau ration im alten Palaste abstiegen, de, nutzt. Sehr oft bediente sich Napoleon der Erst dieses Spieles zu Parthien mit feinen Flügeladjutanten. Leider ging das merkwürdige Spiel durch ben Brand des Schlosses im Jahre 1871 nebst vielen anderen historischen Gegenständen zu Grunde. ZSälZrtnd dr Vekagerung der Züx xekr Schanzen so rzählt in dm jüngst r.schienenen Buche .Vor dreißig Jahren' General, major z. D. R. Will sollt am ö. April Abends ia der Dunkelheit ein Theil der preußischen Vorpoftenketle bi zu den dänischen Schützengräben vorgeschoben werden, um die zweite Parallel aus heben zu können. Dementsprechend fetzten sich gegen 10 Uhr Abend di Schützenzüge be zweiten Bataillon vierten Garde.Regiment zu Fuß zum Angriff in Bewegung. Bet der siebenten Kompagnie (Hauptmann Freiherr von Ledebur) stand der Sergeant Kirsch, welcher, sonst brav und tüchtig, nur mit dem Fehler einer übermäßigen Vorliebe für seinen flüssigen Namensvetter be hastet war. Durch diese unselige Leiden schaft hatte er sich da rnst Mißfall dS Komxagniechef zugezogen und war darüber ganz trübsinnig geworden. Vor . Beginn des Angriff rief ihn deshalb sein Vorgesetzter zu sich und sagte wohl, wollend: .Nun, Sergeant Kirsch, nehmen Si sich heute gehörig zusammen und machen Sie Alle wieder gut!' .Zu Befehl, Herr Hauxtmann.' Dem Vorgehen feine von dem schneidigen Lieutenant v. Dewitz, gen. von Krebs, geführten Schützenzüge schloß sich Haupt mann von Ledebur selbst an. Al di dänischen Vorposten nach kurzem Feuer gefecht in der Front zurückgedrängt find, hört er plötzlich von link her den wieder holten lauten Ruf .Hierher hierher!' ohne in der herrschenden Finsterniß da Mindeste sehen zu können. Er rafft des halb sofort die gerade in der Nähe be findlichen Leute zusammen, eilt dem Schall nach und kommt bald an eine geräumig Grube, die einer feindlichen Feldmache als schützender Aufenthalt gedient hat. In der Grube steht Sergeant Kirsch er hat zwei dänische Gewehre umgehängt, mit den Fäusten die bemitleidenöwerthen bisherigen Besitzer dieser Waffen an der Gurgel gepackt und brüllt wie besessen mit dröhnender Stimme: .Kerl, wenn Ihr muckst, ich fresse Euch bei lebendigem Leibe!' Im Hintergrunde hatten sich noch acht bi zehn Dänen eng und ängstlich zu einem dichten Knäuel zu sammengedrängt, ohr e auch nur entfernt an Widerstand gegen den wüthenden er serker von Sergeanten zu denken (der, nebenher bemerkt, zwar ein martialisches Aussehen besaß, aber keineswegs mit einer Hünengestalt begabt war). Trotz, dem will einer der heranftürmenden Gre nadiere in einmal entfachter Kampflust noch mit dem Kolben auf die .sehr er gebenen' Dänen einhauen; er versieht S aber und fein wuchtiger Hieb trifft den Rücken deS armen Sergeanten. Na, turlich wurden alle Dänen tn der Grube zu Gefangenen gemacht und zurück geschickt. Kirsch erhielt da Militär Ehrenzeichen und der Kronprinz ließ sich den .lebendige Dänen fressenden Ser, geanten' vorstellen. Recht schmeichelhaft, fievr: Mfier Sie könnten dock menl. stcns Ihren Hut abnehmen, wenn Sie betteln.' Bettler: .DaS thäte ich ja auch ganz gern, aber da drüben steht der Schutz, mann, wenn der sieht, daß ich den Hut abnehme, glaubt er, ich bettle, so aber hält er unö für zwei gute Freunde.'