Die Nebenbubler. Z?on H. JUanieiti. Petkr Longtrunn wir ein ElsLsser von Geburt, ein txaotx Äolofj, der feinen ustig ausgeputzten Manegemagen mit den gezähmte kimn, den Ringkämpfer, den zweihundert Pfund schweren Riesen weibeln, die mit Messern und Pistolen aufeivanter zugingen, von Jahrmarkt zu Jahrmarkt führte. Da, Geschäft muht wohl aber nicht immer gan flott gehen, denn ( kam vor, daß der biedere SlsSs ser sich vor seiner mageren Äflfl den Kopf nachdenklich kraul und darüber rubelte, wie man die Schaulust del Publikum neu anfachen könne. Eine Tage hatie er seine Manege in einem ProoinzialstSdlchea der freni,! fischen Grenze ausgeschlagen und seine, Erfolge ungewiß, saß er vor dem gro. ßen Wagen, der Personal, Thiere und Geriithe zusammen beherbergte, und zer brach sich den Kopf darüber, wie er sei. nem Ciicukfrogramm ein paar zündende Nuumeru einfügen könne. Herr Peter Langmann befand sich da bei tn keiner sonderlich anmulhigen Laune, ein Zeichen, daß e mit der äffe Übel bestellt war. Er sah deshalb nicht übertrieben verbindlich auf, al plötzlich zwei junge Männer vor ihn hin traten. .Sie wünschen?' fragte er ia nicht ganz artigem Tone. In Ihr Truppe einzutreten,' er. widerte der ein der jungen Lmt ia gleich lakonischer Kürze. ,Wa können Sie?' .Alle,, wa Sie verlangen.' ,Na, ta versprechen Sie ja ein ganz Theil mehr, al Sie zu leisten im Stand sind,' meint kopfschüttelnd Peter Lang mann. Probiren Sie',I' sagt der zweit junge Mann. .Können wir,' verseht der Dirtktor. ,St sind stark, wa? Geh'n Si 'mal übr den Hof, In Fuhr mit Steinen ist vorhin tn den Graben gefallen, holen Sie si 'raus, dt Karete liegt mir im Weg.' .Schön.' Und Dvk, der in von den beiden jungen Leuten, faß bei diesem Werk be reit unter dem Fuhrwerk, dessen Riesen last kaum drei Pferde zu bewältigen ver mochten, und mit wer einzigen kraftool len Bewegung seiner muskelstrammen Schenkel hob er e vom Geleise und seht es gerade, während Dak, der zweite jung Mann, sich zwischen die Deichsel spannend den Wagen auf die Chaussee rollte, al sei er von federleichtem Ge wicht. Herr Langmann riß seine staunenden Augen weit auf, hielt e aber trotzdem für richtig, die Probe fortzufehm. .Und wie steht mit derBeweglichkeit? ' Er hatte kaum di Frag auge sprechen, al di beiden jungen Leute mit einem doppelten Luftsprung über ihn fortsetzten. Herr Langmann stand da wie vom Donner gerührt. Fast sech Fuß ragt r über den Erd boden und die Leiden waren ihm mit der flinken Leichtigkeit von Vögeln über feinen Kopf gesprungen. .Ja. aber was für Honorar verlangen Sie?' fragte r, al r rst seiner Stimm wieder trauen konnte. .ftieie Station und di Höhe des Honorars wollen Sie gefälligst selber b stimmen.' Sie wurde schnell handelseinig. Und wirklich hielt mit dem Einzug der Unbe kannten auch da Glück seinen Einzug in den .CirkuS Langmann.' Am selben Abend und voll vierzehn Tage hindurch riß man sich um die Plätze daselbst, und al der Herr Direktor nach Ablauf dieser Zeit sein Zelt abbrechen und einen anderen Ort aufsuchen wollte, that der Magistrat selbst Schritte, um Peter Langmann zu längerem Verweilen zu veranlassen. Man hatte bisher nie im Städtchen und vielleicht auch nirgend anderswo graziösere, elastischere und blühendere Ge stalten gesehen, als die zwei schmucken Burschen, die auf straffem Seil als Seil, tänzer, al Clowns im Manegesand oder aus dem Trapez wie ein von einem ein zigen Willen beseelter Doppelkörper auf, traten. Ob si sprangen, in der Luft pirouettirten, einander aus der Schulter geigten, stets traten sie wieder wie die stameftschen Zwillinge vor da entzückte Publikum. Waren die Beiden Brüder? Wie mochten ihre Namen in Wirklichkeit lauten? Welcher Zufall hatte sie am gleichen Tage nach Langmann'S Zelt ver, schlagen? Gar Mancher zerbrach sich den Kopf darüber und fast Alle inter sflrten sich für daS schlanke Athletenpaar mit leinen aesahroollen Produktionen nur Eine nicht. Da war Fräulein Nett Langmann, da TSchterchen des Direktor, vas fügefle, reizenone, er. lefenst Geschöpfchen, daS eine hoch, fliegende Phantasie sich ersinnen kann. Kaum sechzehn Jahre alt. gaukelte sie inher wie ein Schmetterling und sah mit ihrem weißroflgen Porzellangesichtchen. tn ihrem bunten Flittertand, wenn sie auf ungesatteltem Pferde durch den CirkuS fegte und durch Goldreifen und Papiermonde sprang, ganz au wie eine Tochter der Luft.' Kokett lächelnd, mit den Instinkten ine Weibe verband si ihr Schelmereien mit dem Kinder, auSdruck eine Porträt von Graupe. Ja neckischer Laune hatte sie sofort die beiden Freunde zu necken begonnen. Bald lief sie Tyk nach, bald sprang st hinter Dak auf da Trape; und oft mußten Leide mit dem Anfgebot ihrer ganzen elastischen GeschickUchkeit balanciren, weil kkttä'S Undekanntschaft mit equili. Jahrgang 15. briftischen Künste die Beiden zu einer falschen Bewegung und wohl gar zum halSbrechenden stürz hinzureißen drohle. Merkwürdiger noch war . daß Netta lrch ihres beständigen Necken, und Llchin, trotz ihrer Kodoldstreiche wohl oerstvnd, die Freunde in respektvoller Entfernung von sich zu halten. Kalt und korrekt, gestattete sie trotz ihrer Luftigkeil ihnen nicht die leiseste Ber. traul.ch?eit, wie e der Tochterde Chef gezielte. Sie war doch noch zu sehr Kind, um zu bemerken, daß Dak erblaßt und zu zittern begann, wenn si sich länger al sonst mit Dvk befaßte und sich mit ihm verplauderte und daß Dvk bis zur Stirn erglühte, wenn sie zufällig Dak bei ihren wilden Sprüngen auf da Schwungseil etwa fester hielt al fönst. Indessen häufte ihr Papa, Herr Peter Langmann, durch feine neuen Magnete wahre Schätze auf, und natürlich strebt, er mit immer wachsender Begier darnach, sich die dauernden Dienst seiner beiden Artisten zu sichern. Die Beforgniß, daß sie ihm abspenstig gemacht werden könnten, gab ihm den Gedanken ein, st zu seiner Theilhaberin zu machen, doch wurden seine Einladun, gen von den Herren so kalt aufgenommen, daß ihm die Lust zu eiteren Versuchen verging. Dennoch gab er die Idee nicht ganz auf und e beschäftigte ihn, wie un natürlich eigentlich die Gleichgültigkeit gegen jeden materiellen Vortheil von Seiten der Beiden sei. Was mochte hinter dieser Ablehnung stecken? Unbegreiflich, daß zwei junge Leute die so mühsam für ihren Lebens, unterhalt arbeiteten, einen Borschlag von sich wiesen, wie er ihnen gleich Vortheil hast kaum je wieder geboten würde? Gingen sie vielleicht mit dem Vorhaben um, einen eigenen CirkuS zu eröffnen? Bei diesem Gedanken sing Peter Lang mann'S Herzblut zu stock: an. Einen eigenen Cirkukl Nein, der Sache mußt, er vorbeugen er mußte ihr in Ende machen und wenn er zu diesem Zweck ihnen seine Tochter hergeben müßte. Ihnen seine Tochter geben ja, aber eö waren ja zwei Liebhaber, welcher von den Beiden sollte sie denn nun bekommen? Ihm seinerseits war eS ja gleichgültig, wer eS fein sollte. Dvk tanzte und ba lancirte unvergleichlich aus dem straffen Seil und Eisendraht, dagegen suchte Dak im Schwimmen, im Pirouettiren auf dem Schwungseil und im Jongliren sei, neS Gleichen. Eine fatale Verlegenheit freilich, aber wer eine Schlacht gewin nen will, muß immer etwas aus'S Spiel fetzen, dachte Herr Peter Langmann. Zuerst setzte er sich mit seiner Frau iv's Einvernehmen und war sehr erstaunt, von ihr zu hören, daß weder Dyk noch Dak sich ein Jota um Netta kümmerten. Man rief Netta herbei und sie erklärte lachend, daß sie entweder Beide heirathen wolle oder Keinen von Beiden. EtwaS aus dem Concept gebracht, stand Peter eine Weile da, dann war fein Entschluß gesaßt. Der Herr Direktor begab sich schnurstrakS zu den Brüdern und setzte ihnen seine Verlegenheit und sein Vorhaben kurz auseinander. Er er, klärte ihnen, daß er sie durch unlösliche Bande an sich zu fesseln wünsche, daß er bedame, nicht zwei Töchter zu haben, um beide Herren seine Schwiegersöhne nennen zu dürfen, daß aber, da die Vor. sehung ihm nun einmal nicht mehr als eine bewilligt habe, er bereit fei ihnen diese eine zur Verfügung zu stellen. .Und er von Euch Beiden, schloß er unumwunden, .will nun der Mann mei ver süßen kleinen Netta werden. Ein Wenig verstand sich der CirkuS, Direktor wohl aus Physiognomik, aber er war viel zu vertieft tn seine Interessen, um den Ausdruck der Pein, der sich auf beiden Gesichtern plötzlich malte, große Beachtung zu schenken. Dyk und Dak tauschten einen Blick aus. .In vierzehn Tagen sollen Sie Ant, wort haben,' sagte Dyk endlich. .Jawohl, in vierzehn Tagen,' beftä tigte entschlossen Dak. .Ahal Nach dem Aufstieg im Ballon, was?' blinzelte Langmann vergnügt. .Nach dem Aufstieg, jawohl,' ver. setzten Dyk und Dak kurz. Man hätt den beiden Männern that sächlich zu keinem ungeeigneteren Mo ment mit HeirathSoorschlägen kommen können. Kurz vorher hatte nämlich ein wohlbekannter Luftschiffe? bei Peter Langmann vorgesprochen und hatte mit ihm eine vollständige NachmiitagSoor ftellung verabredet, die in einer großen Prooinzstadt ftaitsinden sollte. Der Luftschiff hatte an seinem Ballon ein Traxezarrangement befestigen lassen und die Aihleten Dyk und Dak sollten mit aufsteigen und fo lange sie sichtbar waren, die schwersten und halSbrechend ften Kunststücke ausführen. ES erschien Peter daher nur sehr natürlich, daß die Beiden ihre Entscheid dang erst am Morgen nach ihrem ebenso schwierigen, wie ruhmvollen Abenteuer treffen wollten. Der Tag der großen Vorstellung brach endlich an. Di Obrigkeit hatte ring. Beilage zum Nebraska 2taats-?lnzeiger. um den Platz ein Seil ziehe und einen Trupp Schutzleute zur Wahrung der öffentlichen Ordnung ausstellen lassen. Der Raum zum Aufstieg des BallonS war reichlich bemessen und eine so zahl, reiche Menschenmenge hatte sich einge stellt, baß man wie ta ein wogendes Meer von Köpfen und Gesichtern sah. Inmitten deS vom Geil umspannten Raumes schwankte und wiegte sich leise der Ballon, wie etwa in dickbäuchiger Städter, der sich träge zu einer feierlichen Siesta anschickt. Pünktlich mit dem Glockenschlag drei regte sich die Menge erwartungsvoll, denn auf einem von Netta selbst gelenkten Wagen, die tn ihrem langschleppenden römischen Peplum frischer und rosiger aussah denn je, erschienen schön wie die Götter Dyk und Dak, beide tu einer Art Trauertracht: benholzschwarze Trikot mit silbernleuchtenden Gürteln. Mit einem anmuthigen Gruß an die beifallspendend Menge und einer noch tieferen Berneigung vor ber reizenden Wagenlenkerin sprangen sie in den Korb, und da der Luftschiffe? bereit an seinem Platze stand, wurden die Seile auSge, worfen und fort schwebten dt Drei in die Wolken rmpcr. Einen Aagenblick trat Rub in, dann rauschte erneuter Beifall auf. Mit der Energie eine, Schwimmer, der sich mit wem kunstvollen Stoß der ,ers vom Ufer abstößt, hob sich der Ballon und stieg schnurstracks in die Luft. Dann sah man, wie sich zwei junge schlanke Gestalten im Schiffchen gerade ausrichteten, die einstweilen noch vom Tauwerk verdunkelt waren, einen Augen, blick später jedoch auf der Trapezstange in volles Licht traten, ein Anblick, wage, kühn und wundervoll! Hoch ausgerichtet standen beide MSn ner auf der Stange, sie waren sehr blaß, hatten die Arme verschränkt und nur eine leise, witgend Bewegung ihrer Körper diente ihncn dazu, sich im Gleichgewicht zu erhalten. Dyk sprach zuerst. .Dak,' sagte er, .ich kenne Dein Ge, heimniß. Du liebst Netta, wie ich sie liebe. Ist eS nicht so?' .ES ist so.' erwiderte Dak. .Ich liebe sie.' .Bist Du geneigt, zurückzutreten und mich ihr Mann werden zu lassen?' fuhr Dyk festen ToneS fort. .Nein. Und Du willst Du sie mir überlassen?' .Taufend Mal nein!' .Dann also?' .Muß das Schicksal zwischen uns ent scheiden.' .Du meinst, daß Derjenige, der am Leden bleibt, sie bekommt?' .Genau so, Derjenige, der am Leben bleibt, bekommt sie. Und nun heraus mit Deinem Messer, flink!' Während sie sprachen, waren sie auf dem Trapez bis zu den stützenden Seilen zurückgewichen. Jetzt legten sie die Hand an' Messer und sahen sich mit tödlichem Haß an, ohn deS Windes zu achten, der fte umfegte, ohne das erhabene Schau spiel zu gewahren, daS sich vor ihnen auflhat: unter ihnen die weite grüne Erde, über ihnen der tiefblaue Himmel. Dann sprangen sie plötzlich gluth, keuchend, mit grimmblitzenden Augen aufeinander. ES war ein Vernichtung, kämpf. Den freien Arm bogen sie zum Schilde vor. zwangen einander auf der Stange, die sich unter ihrem Gewicht bog, rückwärts zu gehen. Ein hinsterbendes Gemurmel, ein erftickieS Hurrah drang von unten herauf. Die Menge bewun derte die neue Programmnummer. Netta klatschte mit den Uebrigen Bei. fall. Einen Augenblick standen sich die jungen Leute da oben bewegungslos mit angespannten Muskeln im Kreuzsprung gegenüber. Dann bemächtigte sich Dyk plötzlich deS Halte, den Dak am Tau werk hatte, und warf sich auf ihn, und selbst in diesem Anfall unsinniger Wuth ließ ihr Instinkt Beide daS Gleichgewicht festhalten. Aber nur eine Sekunde verharrten sie in dieser Stellung. Mit einer mächti, gen Anstrengung preßte jetzt Dak den Gegner an die Stange und versetzte ihm mit einem plötzlichen Stoß deS freien Armes einen Schlag auf den Kopf, daß Dyk röchelt,'. Das Gleichgewicht der Stange war fast verloren und Dak ver. mochte sie gerade noch zu erfassen, als Dyk daraussiel. Die Menge unten brach über die Kühnheit dieser Bewegung, die ihnen als neue Kunststück galt, wiederum in Bei fall aus. Das brachte Dak zu sich und statt Dyk von der Stange zu stoßen, wie feine Absicht gewesen war, packte er ihn um die Taille und kletterte unter ungeheurer Anstrengung daS Seil empor in das Ballonkrupee hinein. Bevor sie nieder stiegen, erreichte Dyk fein Bewußtsein wieder. .Du hast mich gerettet,' sagt r. .Ohne Dich würde ich abgestürzt sein. Ich überlasse Dir Netta.' Am nächsten Tage halte daS Personal deS Langmann'schen CirkuS eine Lücke auszuweisen. Dyk war fort. Die egimentsmusik. Der Oberst von Pritzenstein saß an einem schönen Morgen bei einer Tasse Kaffee und blieS mit Behagen die blauen Rauchwölkchen ia die Luft, denen er mit einem gewissen, glücklichen Lächeln nach, sah, als wenn eine angevehmeErinnverung in ihm vorüberginge. Ja, gestern war der Herr Oberst von dem gegcnwlitig hier auf feinem Schlosse weilende Her, zog zum Souper geladen gewesen und hatte viele Schmeicheleien über sein Regi, ment. über dessen Leistungen und über die RegimentSmustk von Er. Hoheit zu hören bekommen, nicht minder gnädig hatte sich die Herzogin über da Militär hier geäußert u. s. w. Kein Wunder also, wenn der alte Krieger heute beson der gut gelaunt war. Soeben brachte der treue Georg Schorsch genannt da Tagblatt, und nachdem er sich bolzgerade vor sei, nem Obersten hingestellt hatt und di Zeitung übergeben, verschwand er wieder mit einem flotten Kehrt! Nachlässig nahm der Oberst das Blatt tn die Hand und begann mit gleichgülti ger Miene darin zu lesen. Plötzlich wurde sein GeflchtSauSdruck ernster, ein ftaunenderBlick blitzte aus den Augen, und wie von einer Biene gestochen fuhr er in die Höhe, mit mächtiger Kom mavdoftimme rufend: .Schorsch l' Der an strenge Disziplin gewöhnte Diener stand alsogleich vor seinem Herrn: .Was befehlen Herr Oberst?' .Der Musikmeister soll sofort zu mir kommen,' befahl derselbe mit tngiimmi gem Blick. .Zu Befehl, Herr Oberst!' sagt dr Diener und verschwand. Nach einerBiertelftunde trat der Muflk. meist vor den gestrengen Regiments, kommandeur. .Lese Er da, wenn Er überhaupt noch lesen kann!' war die erregte Anrede des Obersten. Der erschrockene Musikmeister lag im Jnseratentheil des Tagblatte Folgende: .Anfrage! Kann Jemand Aufschluß geben, warum die RegimentSmustk beim Passt ren derSchloß'Allee niemals auf derselben zu, spielen pflegt? Antwort in nächster Nummer.' .Warum wird gerade auf der Schloß Allee, unmittelbar vor dem herzoglichen PalaiS, nicht geblasen, he, Muftkmei fter?' -3-i zum Befehl, d-d-das ist mir noch gar nicht aufgefallen,' stotterte der arme Musikmeister. .So nicht aufgefallen, .donnerte der Oberst weiter, .aber tn der ganzen Stadt fällt e auf, daß s sogar die Zei. tung bringt. Wie kommt daS? ich will einen Grund haben, oder eS soll Ihn der Teufel holen!' .Herr Herr Oberst, ich glaub', ich mein, ich mein' , ich glaub' meine Leu Leu Leute können auf der Schloß.Allee nicht blasen, weil, weil eS zu eng dort ist,' brachte der Musik, meister mühsam hervor. .Sooo; nun gut, werde dies in die Zeitung setzen lassen,' entgegnete etwa ruhiger der Oberst, ,'S ist gut, Musis meister!' Blitzschnell war der Arme zur Thür hin aus. Der Oberst rief noch einmal seinen Diener. .Schorsch, Du gehst augenblicklich in die Kielftraße, da wohnt so 'o Mensch, Fink heißt der Kerl, der sudelt hier dies KSSblatt zusammen, da sagst Du eine schöne Empfehlung von Deinem Oberst, und Herr Redakteur Fink möchte fo gütig sein, heute gelegentlich zu mir zu kom men.' Schorsch eilte rasch zu dem Redakteur deS Blattes und richtete den Auftrag des Obersten wortgetreu aus. Nachmlt tag, erschien denn auch Herr Fink beim Ooersten und ließ sich durch Georg anmelden. .Herrrrein!' knurrte der alte Krieger. .Habe die Ehre, Herr Oberst, auf Ihre freundliche Einlud' Weiter kam der Redakteur nicht, mit lauter Stimme und süßsaurer Miene unterbrach ihn der Oberst: .Dank, danke, Herr Fink; ich habe Sie bitten lassen hm ja in Ihrem geschätzten Blatte' der Obeist lächelte bitter .steht da eine Anfrage, welche mich, d. h. meine Regiment, musik angeht, nämlich, daß dieselbe nicht auf der Schloß.Allee bläst, und Sie kündi. gen die Beantwortung dieser etwa? heil, len Frage sür morgen, d. h. in der väch, ften Nummer an. Darf ich vielleicht heute schon um die Antwort ersuchen?' Der Redakteur sagte nicht, sondern zuckte ernst die Achseln, während er nur mühsam ein Lächeln verbiß. .Aha, also Redaktionsgeheimniß hm, hm, ich verstehe,' sagte grimmig der Oberst. .Ich habe übrigen meinen Musikmeister schon darum gefragt, und der sagte mir, e sei unmöglich, auf der Schloß-Allee zu blasen, weil die Passage dort zu eng und klein sei, und ich ersuche Sie nun dringend, diese Beantwortung in Ihrem sehr Blatte aufzunehwenl' Der Redakteur konnte sich nun nicht mehr halten und brach in laute, heiteres Gelächter au. No. ZK. .Eingegangen, Herr Oberst, auch ein gegangen, Herr Oberst!' Der alte Herr stellte sich in strammster Haltung dicht vor den Redakteur hin und fragte fast drohend: .Wa soll da? Herr eingegan gen?' .Ja, freilich, e ist ja nur in schlechter, harmloser Witz, Herr Oberst; ein wenig .gekalauert'. Morgen früh steht ia der Nummer meine Kä, blatte die Ant, wort auf die Anfrage von heute. Näm lich: ,Die RegimentSmustk bläst nicht aus der Schloß.Allee, sondern auf den Instrumenten I" Der Oberst pfiff eine Melodie ath. mete tief auf und schnappte nach Luft! Dann sagte er mit erkünstelter Ruhe und süßsauren Lächeln: Sooo! Dann hätten wir zwei wohl nicht mehr weiter zu be sprechen.' Der Redakteur verstand diesen leisen Wink mit dem Scheunenthor und ver schwand innig vergnügt und lachend. Mit Donnerstimme rief der Oberst aber nun: .Schorsch! Schorschi' Dieser stürmte herein. .Sofort den Musikmeister holen, aber sofort, sonst soll Dich der Teuf ' Schorsch war schon zur Thür hinaus und rannte zum Musikmeister, ihm den Befehl überdringend. In einer Viertel, stunde war dieser da und trat mit beklom mevem Herzen beim Obersten ein. .Kerl! Himmeldonnerwetter! Er will mit seinem Oberst kalauern, ich will Ihm kalauren; sofort melde Er sich auf drei Tage in KasermArreft!' .Zu Befehl. Herr Oberst, aber ich ' .'S Maul hatten, kehrt, marsch! Ver d.... KorpSl' Wnstkakisch Aiscl). Sprichworte, welche sich mit naturwis senschaftlichen Gegenständen oder Bor, kommnissen befassen, sind fast auSnahmS, lol falsch. Auch der Vergleich .stumm wie ein Fisch' hinkt tn bedenklichster Weise, denn viele Fische sind sogar auS, gezeichnet bei Stimme. Solche Fische sind die Knurrhähne, die Trommklftsch, die knurrenden Froschsische, die PeterS, sische . A. mehr. Die Töne kommen auf verschiedene Art zu Stande. Zu, nächst können sie eine Art von Knirschen sein, hervorgebracht durch das Aneinan, verreiben harter Körpertheile, Theile der Brustflossen, der Kiemendeckel, des Ge bisseS. Ja anderen Fällen aber werden sie in der Schwimmblase hervorgebracht. Diese enthält Luft und kann durch eine eigene Muskulatur oder durch die MuS, kulatur deS Rumpfe zusammengepreßt werden. Bei den Knurrhähnen ist die Schwimmblase im Innern durch eine mit einer centralen Oeffnung versehene quere Haut in zwei hintereinander gelegene Ab Iheilungen getrennt. Beide haben ihre besondere äußere Muskulatur und werden von dieser abwechselnd zusammengepreßt, so daß die Luft von dem einen Ende der Schwimmblase zum anderen mit großer Gewalt getrieben wird. Hierbei geräth die Ouerhaut in Schwingungen und tönt daher ganz in der Art der Stimmbänder im menschlichen Kehlkopf. Die Knurr, höhne können sogar ihre Stimm modu ltren, so daß dieselbe bald wie da Schaurren einer Katze klingt, bald laut und hell quiekt, bald tief brummt und knurrt. Di berühmtesten Musiker aber unter den Fischen sind di Trommler, die Drum' der englischen Seefahrer. Die Art und Weise, auf welche diese an der Atlantischen Küste von Nordamerika lebenden Fische ihre Tön hervorbringen, ist noch nicht genau bekannt. Manche Forscher meinen, durch da Aufeinander reiben ihrer gewaltigen Schlundzähne, andere suchen auch hier den Sitz der Stimme in der Schwimmblase, welche sehr seltsam gestaltet, vorn mit verzweig, ten Anhängen und an jeder Seite mit einem LängSkanal versehen ist. Die Trommler leisten in .musikalischer' Hin ftcht Große. In stillen, warmen Räch, ten sammeln sich diese Fische mit beson derer Vorliebe unter vor Anker liegenden Schiffen in größerer Anzahl an und be ginnen ihr Concert. Bald klingt eS wie Orgelschall, bald wie Glockengeläute, Trommelwirbel, Froschgequacke u. f. a. So geht eS stundenlang fort, und man kann diese Töne auS wer Tiefe von 20 Meter herauf noch hören. ff in centrisches Kkeebkatt. Au London, 12. Dezember, wird der .Slraßburger Post' berichtet: Mit dem jüngst verstorbenen Lord Oxford ist wie. ber einer jener vornehmen Engländer von der Welt verschwunden, die man .excen irisch' zu bezeichnen pflegte: ein G schlecht, da bei der zunehmenden Ber flachunz aller Individualität nahezu aus zusterben droht. Oxford war sehr gr bildet und einer der gebildetsten und kenntvißreichften Menschen, die man sich nur denken kann. Als ganz junger Mann wurde er schon in's Parlament gewählt, erklärte jedoch nach Ablaus der ersten Tagung, ber er beigewohnt hatte. eS geb, nichts Dümmeres als die Politik, und er begreise nicht, wie ein geistreicher Mensch seine Zeit mit solchem Blödsinn todt schlagen könne. Seitdem hat er sich r.U mehr um Politik gekümmert, sonder, die meist Zeit feine Ledev tn Italien verbracht, Kunst und Literatur treibend und ine heiteren Lebensgenuß lebend. Ja Italien heira'hele er auch sein Frau, ernt geborene Lady Jane Grey eben so geistreich, eben so unterrichtet und ebea so excentrisch all er selbst. Sieben Tage nach der Hochzeit trennten sich di Gatten schon. St ließen sich nicht scheiden, lebtea aber nie mehr zusammen und trafen sich nur ia Gesellschast. wo sie sich sehr herzlich begrüßte und ans da Angenehmste miteinander verkehrt, stet ein wahre Kreuzfeuer von Witze miteinander austauschend. Lady Orsord lebte bis zu ihrem tm Jahre 1386 er. folgten Tode in Florenz, wo ihr 6 Ion, in Merkwürdigkeit der Stadt bildeten. Sie emxsing von 1 Uhr Nacht bi ö Uhr Morgen, und Alle, wa an Eingeborenen und Fremden in der .Bin menstadt' war, drängte sich bei ihr ,u sammen. Dt Verpflegung war Srmlich: Butterbrod und Landmein, aber der wunderbare Witz der Hausfrau, die all europäische Sprachen mit gleicher Bol lendung redete und in alle Bonmot zu machen verstand, zog mehr an, al an derSwo die reichste Tafel. Lady Oxford lag während der Empfänge tm Schlafrick auf einer Chaiselongue und rauchte die stärksten HaoannaCtgarren; auch di Mehrzahl ihrer Gäste rauchte au Leibe, krästen. Fragte man die Lady nach dem Grund der Trennung von ihrem Gatten, so sagte sie lachend, er habe ihr nur zwei Stücke Zucker für eine Tasse The b, willigt, während si vier gebraucht hab. Der Lord hingegen erzählte, seine grau sei de Morgen stet ungewaschen zum Frühstück gekommen und hab den Zucker mit den Fingern au der Zuckerdose ge nommen. Er höbe sie daraus gebeten, sie möge sich entweder waschen oder di Zuckerzange gebrauchen. Da sie beide abgeschlagen habe, sei die Trennung er folgt. Jetzt sind Betd todt, und chr Platz im Reich der .Eccentrtc' wird schwerlich ausgefüllt werde. Lord Or ford war bei Lebzeiten ein guter Freund deS Herzogs von Southerland, der da Fahren auf Lokomotiven al Sport be trieb, und de Carl of Wimbledon, der die letzten zwanzig Jahre feines Leben in einem unterirdischen Palast bei Ker zenfchein verbrachte, und in unterirdi scheu Gängen auf Vollblutpferde spa zieren ritt, während sein Dienerschaft mit Fackeln Spalier bildete. Ein ercen, irische Kleeblatt, wi man nicht besser wünschen konnte. ?er Jingeryut. Der Fingerhut ist ein unseren schönen Leserinnen unentbehrliche Werkzeug. Ueber da erste Borkommen desselben schweigt die Geschichte. In einem Wör terbuche au dem 12. Jahrhundert trd der .vingerhuth' unter 900 alltäglich zu gebrauchenden Dingen rwlhnt. Da Darmstädter Museum bewahrt einen kurzen, weiten Ftngerhut, dir tn Bronc gegossen ist, auf, der 1848 in der Burg Tannenberg an der idyllischen Bergstraße auSgegraben wurde. Da die Burg seit 1399 als Ruine auf hohem Bergesgipfel thront, in welchem Jahr si al Sitz ines Raubritter zerstört wurde, dürft dr Schluß rlaubt fein, daß dieser Fin gerhut aus dem 14. Jahrhundert stammt. Ja Nürnberg bildeten die Fingerhüter seit 1534 in eigene Zunst. Dieser altehrwürdige Hauptsitz mittelalterlich Kunst und Handwerk giebt auch heut noch in seinem hochberühmten .Germa, nischen Museum' Kunde von der Beschaf fevheit früherer Fingerhüte. Einer der, selben stammt aus dem Jahre 1595. Er ist in der Form unseren heutigen Finger hüten sehr ähnlich; unter den Löchern aber ,ft er mit Bildern, Wappen, Adlern, Lilien und einer Inschrift geziert. Da selbst wird auch ein kunstvoller Weih becher gezeigt, der die Gestalt ine großen Fingerhutes hat. Auf dem Deckel steht eine ritterliche Gestalt, die in der Rechten eine große Echtere, in der Linken eine Nadel als Lanze trägt. Dieser Fingerhut wurde 1586 der Nürnberger Scheiderzunst geschenkt. Später ver wendete man die Fingerhüte nebenbei ?auch zu Luxus, und Schmuckgegenfländev; zu diesem Zwecke verfertigt man si au dlen Metallen, bracht reiche Berzikruv gen an und richtete sie sogar zu Behälter von kleinen Bildern und ähnlichen Din gen ein, wie die heutigen Medaillon. Jetzt wird der Fingerhut fast ganz ohn Verzierung hergestellt, höchstens, daß r in werthoollem Behälter als Relseerwne rung dient. Ueber die Art der Finger hutsabrikation vor 200 Jahren giebt Chriftoflh Weigel in einem 1693 rschir nenen Werke interessanten Aufschluß. Darin schreibt er über de Nutze de Fingerhute: .Insonderheit gebühret de gtngerhüten der Ruhm, daß sie die zarte ginger des preiöwürdigen Frauenzimmer bei fo viel tausend Stichen, welche sie so nützlich als künstlich zu mancherlei Arbeit führen, ftichfrei erhalten und manches Blutvergießen verhüten, welche doch oft, wenn der Fingerhut nicht allfobald bei der Hand ist, unschuldig vergossen wird.' Genügsam. Direktor (einer Schmiere): .Wie schaut'S draußen auS, ist schon viel Publikum anwesend?' Schauspieler : .Sech, Dienstmädchen und vier Lehrjungen I' Dirictor : .Na, dann rasch angefan. gen, damit die Herrschaftkn nicht ungeduldig werden!' Sonderbare kogik. Frau (zu ihrem Zimmerherrn): .Ach Gott, ach Gott, Herr Professor, da, Un. glück! Fällt heut Morgen ein Kind oom drit, Stockwerk P"scssr: .Trösten si sich! Viel bes. ser. e, fällt ein Kind vom dritte stock als dri vom rftn!'