Ein sauf ums Ceben. Von Z. H. C. nn. Freilich ftnd dreißig Jahre vergangen, seit die naifolaenb mählt Begebenhett sich .utrog erzlhlt Dick Howard aber noch heute denke ich mit einem ge wissen Grauen an dieselbe zurück. Ich hatte Im Herbst de Iahn, ein tausend acht hundert veua und fünfzig meine SBrüfuna al Baumeiftn bestanden, hatte mehrn Monate sehr tüchtig arbeiten müssen und freut mich, al mein in Minnesota wohnender Onkel ich bet Gelegenheit seiner Beglückmünschung ein. lud. den Winter bet ihm zu verleben. In New ?ork wlre ich ganz allein gewesen und hätte, da die rauhe Jahreszeit bevor. stand, auch schwerlich escsapigung gr funden. Die Familie meine Onkel bestand au feiner Frau, zwei erwachsenen ISch lern und einem Sohn von siebzehn Iah ren. Dieser Vetter. Frank geheißen, ar freilich sech Jahr jünger al ich. aber in der Wildnis, aufgewachsen; er er. sehte den Unterschied im Alter durch Er. fahrung, allblütigkeii und Sicherheit im Gebrauch der Waffen. Oft genug habe ich ihn bewundert, wenn ich ihn rei ten, jagen oder fischen sah, und bedauert, daß ich e ihm nicht gleich thun konnt. Für di Erholung von meinen anhalten den Arbeiten konnt keinen passen, deren Ort geben, al die tnsam liegende, umfangreich Besitzung meine Onkel, und keinen geeigneteren Genossen, al Frank war. Beinah den ganzen Tag streiften wir in Wald und Feld umher, jagten, stellten Fallen und Netze und ach teten Ermüdung, Kälte und Hunger nicht. Viel Zeit brachten wir mit dem Schlittschuhlaufen zu. Die zahlreichen Seen Minnesota, di größeren und klei, neren Flüss bedeckten sich bei starkem Frost mit einer spiegelblanken Eisfläche. Biele Meilen wett liefen wir dann und erforschten dabei, wo der kleinere Fluß in den größeren und dieser in inen der Seen mündete. E war am drei und zwanzigsten De zember, also einen Tag vor Heiligabend, al Frank und ich nach Sonvenunlerging den Fluß hinauszulaufen begannen, wel, cher kaum zwanzig Schritte von dem Wohnhause vorüberfloß. Der Vollmond schien glänzend von dem wolkenlosen Himmel herab und Tausend von Ster. nn halfen ihm, di blau Eisfläche und di schneebedeckten Bäume de noch nie von der Hand eine weißen Manne ge lichteten Walde beleuchten. Gegen die Kälte schützttn un warme Kleider; unser Stimmen und da Knirschen der ftähler. nen Schienen unserer Schlittschuhe auf dem Eis waien di einzigen Laute, welche wir tn der nächtlichen Wildniß vernahmen. Die Basen hatte un fortgeschickt, um gelbe und rolhe Beeren zu holen, welche einig Meilen entfernt am Ufer zu finden sein sollten; fl waren für die Au, schmückung de Tannenbaumes bestimmt. Nach einigem Suchen fanden wir die ge wünschten Winterfrüchte, beluden un mit den reichsten Zweigen und schickten un zur Heimkehr an. Meine Unge, schicklichkeit brachte mich bald zum Fall, weil einer der von mir gehaltenen Zweig u tief herabhing und mein Schlittschuh ch weigert, die Hinderniß zu nehmen. Frank lachte laut über mein Mgge schick, und ich stimmt von ganzem Her. zen ein, al ich merkte, daß ich keinen Schaden genommen hatte. Unser Ge lichter muß tief in den stillen Wald ein. gedrungen und Geschöpft herbeigelockt haben, denen unser Näh sonst wohl nicht bekannt geworden wäre. Doch kaum hatte ich die über da Ei zerstreu, ten Zweige wieder aufgelesen, al ein grimmige Bellen, welche wie Heulen auöklang, unser Ohr erreichte. .Nun müssen wir unS beeilen!" sagte Frank. Di Wölfe sind un auf der Spur und werden un in kurzer Zeit er retchen. Nur Gewandtheit auf dem Eise kann un vor ihren Zähnen retten. Achte aus jede meiner Bewegungen und ahme sie nach! Ich brauche wohl nicht hervorzuheben, daß wir von nun an alle unsere Kraft anstrengten, um einen möglichst großen Vorsprung vor den Verfolgern zu ge innen, welche schon im Wald hinter un heransprengten, wie wir an dem Knicken und Krachen der dürren Zweige merkten. .Sie sind am rechten Ufer sagte Frank. .So lange si im Wald blei. bev. hat'S keine Noth, weil der Fluß breit ist. Aber si werden un bald aus da Ei folgen, und dann heißt'S: auf passen. Wir sauften davon, daß unS beinahe der Athem ausging; wie Gespenster tanz ten die das Ufer einnehmenden Bäume an un vorbei; entsetzlich aber waren die beiden grimmigen Läufer, deren grau braune Gestalten sich deutlich von der Schneedecke abhoben. Wie schmerzlich bedauerten wir, daß wir gerad seine Feuerwaffen mitgenommen hatten, welche un gar bald von der unliebsamen Be gleitung befreit haben würden. .Daran ist nun nicht mehr zu är dern," rief Frank mir zu, wir müssen zur List greifen. Sieh nur, sie springen auf da Et und kommen hinter un herl Gottlob sind nur zwei. Laß un so dicht zusammenbleiben, daß wir einander nicht im Wege sind, und sei um Himirel, willen vorsichtig, daß Du nicht fällst. Du bist auf der rechten Seite, mußt also, wenn der entscheidende Augenblick gekom men ist, in weitem Bogen recht auö biegen, während ich dieselbe Bewegung nach link vornehmen werde. Sieh Dich nicht um, fonder vertraue mir, daß ich den richtigen Zeitpunkt ausfindig mache! Sie werden jeder einem von un folgen, also vorbeischießen, wenn wir aus weichen. Gieb nur Achtung auf meinen Ruf! Ich bin überzeugt, daß Frank all be fovsn guter Schliltschuhläuser den mordlustigen Ungeheuern durch sein Schnelligkeit entronnen wäre, wenn er mich nicht ii sich gehabt häl!. Nun dachte er zu edel, al daß er mich im Stiche lassen sollte ; keine Schritt war er mir voraus. DieWölf kamen näher und näher und ich hört schon den Auf. schlag ihrer harten Krallen auf da El. Nur in Riemen unserer Schlittschuhe braucht sich zu lösen, nur in Spalte im Et oder in Zweig unbemerkt zu biet den, so, sagte ich mir, bist Du trotz der Ausovferuva Frank sicher verloren. Au immer bedenklicherklNLHe traf da Bellen der Wölfe unser Ohr; endlich vernahm ich sogar ihi kkiichenveu Athemzuge, einen Augenblick noch, so mußten sie ihre Zähne in unser Schenkel inHauen. .Wollen wir noch nicht ausweichen?! erkundigle ich mich, und der Ton meiner Stimm wird da ganz Ent etzen oerra, then haben, von welchem ich gepackt war. .Noch nicht, wart noq ein wenigi' erwiderte Frank kaltblütig. .Ich werde rasen." Wir liefen mit Aufbietung aller unse, rer rüste, galt ja da, Leben. Ich dacht an nichlS, al an den au Franks Mund erwarteten Ruf und machte ihm schon im Stille Vorwürs, daß r allzu tollkühn wär. Di Räuber kennten kaum noch fünf bis sechs Schritt von un entfernt fein. Ich fühlte, daß meine Kräfte abnahmen, und hoffte nicht mehr, daß ich die Farm lebend erreichen würde; in schrecklicher Tod durch die Zähne der Ungeheuer schien mir gewiß. .Jetzt Tick! laufe nach recht! rief Frank mir zu. Seine Weisung kam wirklich keine Sekunde zu früh ; denn kaum hatten wir uns getrennt, so stürzten di Wölf durch di zwischen un entstanden Lücke und versuchten vergeblich unsere Windung nachzuahmen. Während ich zur Seite gewandt die fletschenden Zähne mit Grauen betrachtete und mein Herz heftig pochte, lachte Frank hellauf, alsj die Wölf wider Willen ihr Schnelligkeit tn der einmal angenommenen Richtung noch immer nicht zu vermindern imStande waren und bann bei dem Versuch, un in der entgegengesetzten Richtung zu verfol gen. auf dem blanken Eise hinstürzten und ein ziemliche Strecke wegrutschten, ehe sie wieder aus die Füße kommen konn, ten. AI ich so dastand, bebten meine Kniee, Wie sollt ich dies Tauerlauf noch fort setzen können! Gedachte Frank wirklich, die Wölfe zu ermüden i Er möchte dazu im Stunde sin, ich mußte darauf vr. zichten. Aber, wa bedeutet dieser Ber zicht ander, al meine wehrlose Hingabe an da fürchterliche eryängnifzl Wollte ich nicht lebendig zerrissen werden, so mußte ich auf neue all meine Willen, kraft zusammennehmen. Die Wötse, wohl fünfzig Schritte von unS entfernt sehten sich bereits in Trab, um uns zu rückzuagtv; eine langer Parif war ve denklich. .Armer Dick, Du darfst nicht länger ruhen sagte Frank. .Komm, folge mir!' Und wieder ging eS den Fluß hinauf, di Wölfe, al sie sahe, daß wir ihnen zu entfliehen versuchten, mit der früheren Schnelligkeit hinter un drein. Gottlob zitterten und flogen meine Beine nicht mehr, seit sie sich an die wieder aufge nommene Bewegung gewöhnt hatten; ein wenig Aussicht auf Rettung blieb mir. .Diesmal wolle wir nicht lange stehen bleiben, wenn wir unseren Bogen beschrieben haben sagte Frank. .Laß die Ungeheuer nur rutschen wir eilen ja der Heimath zu, sind nicht mehr so weit entfernt, und bort wird man un hören. Strenge Dich deshalb nicht übermäßig an. Wir dürfen e den Raubthieren jetzt nicht so schwer machen, un einzu holen, damit wir Kräfte für den Lauf in der anderen Richtung behalten. Ich erwiderte nichts, weil ich meinen Vetter nicht sofort verstand, blieb aber sorgsam an seiner Seite. Die Wölfe flogen heran, heulten vorWalh und Gier und glaubten sicher, uns diesmal zu er. wischen. Keuchend näherten sie sich unS, und ich fürchtete schon wieder, daß mich ein der Bestien bei den Beinen packe würde, als Frank mir den Befehl gab, zur Rechten auszuweichen. Nun küm merken wir unS um die vorieisausenden Wölfe nicht, machten völlig kehrt und rannten, so schnell wir konnten, der hei, malhlichen Farm zu. Wohl eine halbe Stund verging, ehe wir die grimmige Feinde wieder merkten. Ich war schon kühn genug, anzunehmen, daß sie den Welllaus mit un ausgegeben hätten, und schlug Frank vor, die Geschwindig keit ein wenig zu mäßigen. Doch davon wollte er nicht wissen; er meinte, sie würden flch allerdings geärgert haben, daß es unS zum zweiten Male gelungen wäre, ihnen zu entwischen, wären aber viel zu hungrig, um nicht nach kurzem Besinnen uns Bersolgung wieder au' zunehmen. Er hatte recht. Das Knurren und Brummen in unserem Rücken ließ sich wieder hören, als wir eben die erleuchte, ten Fenster des Wohnhauses aus der Ferne herüberschimmern sahen. Gesähr lich nahe waren uns die Wölfe, so daß wir gar nicht daran denken konnten, wir würden vor dem Hause so viel Muße ge winnen, unS unserer Schlittschuhe zu ent ledigen und die HauSthüre zu erreichen. Noch einige uxtnaie von ver garm eni fernt, begannen wir so laut zurufen, als un, dies der knappe Athem in der Brust erlaubte, und sausten, um die Wett ruftnd und schreiend an dem Hause vor über, wo unS kein Mensch gehört haben würde, wenn nicht ein Dachshund Lärm geschlagen hätte. Hart vo den Wölfen bedrängt, liefen wir stromabwärts, bi Frank zur Umkehr mahnte. Die blut dürftigen Thier stoben zum dritte Mal an un vorbei; wir wandte und liefen wieder dem Hause zu, vor welchem wir nun zu unserem Glück meinen Onkel und einen seiner Leute mit Gewehre bewafs net träfe. Sonst würde ich, da meine Kräfte völlig ausgezehrt waren, schwer lich selber de Abschluß diese, Abenteuer halea erzählen können. Spielend beschrieb Frank noch die buntesten Kreise aus der Eisbahn vor dem Hause, während ich ohnmächtig zusammenbrach, al, die Wöls zurück kehrten und nun beide auf den Knaben Jagd machten. Die Eier hatte di bösen Thiere so geblendet, daß sie die am Ufer harrenden Schützen nicht be merkten, welche e leicht wurde, sie au nächster Nähe niederzuschießen. Al ich anderen Tage die zottigen Um geheuer mit dem sürchterlichen Gebiß ge, nauer betrachtete, da reichte ich dem neben mir flehenden Frank dankerfüllt die Hand und sagte: .Daß ich noch athme, ist Dein Verdienst; mich hätten sie, wenn ich allein gewesen wäre, mit diesen blendend weißen Zähnen zeifl lischt.' Der arme Heinrich. Torfnovclle von W. Turner-Lembcke. .Heinrich, fall' man nicht um!' .He, Heinrich! Schmeckt der Cigarren, ftummelk' So tönt e vo allen Seiten. E war die .Jeunesse doree' eine kleinen hannoverschen Dorfe, welche den Blödsinnigen denn da war der lang fam, theilvahmSlo Dahinfchlendernde so verhöhnt und verspottete. Heinrich, wie er im ganzen Dorfe h,eß, war ungefähr 28 Jahre alt. Er war groß und kräftig, so daß S fast schien, al ob die Natur die fehlende Kraft seine Geiste voll und ganz seinem Körper hatte zu gute kommen lassen. Er war ein sehr gesuchter Arbetter, da er keinen Lohn erhielt, sondern nur Ver xflegung, und diese wußten die hab. gierigen Bauern noch auf ein Minimum zu beschränken. Nur eine Leidenschaft kannte der Arme: Da Rauchen! So spazierte er auch jetzt, einen Ei. garrenftummel, den er, wer weiß wo? aufgetrieben hatte, im Munde, in langen Zügen den Rauch einsaugend, mitten durch die johlende Menge. Da plötzlich entsühn ihm in Schmer zenöschrei. Einer der uebermathigflen halle ihm einen dicken Eichenknüppel gegen da Schienbein geschleudert. Ein ntsetzliche Veränderung geht mit dem Blödsinnigen vor. Seine eben noch glanzlosen matten Auge sprühen Feuer, seine Nüstern blähen sich auf, die Adern an der Stirn treten weit hervor. .Wer? Wer?" knirscht er, mit lodernden Blicken die Menge durch suchend. Dann sich rasch bückend, wirbelt r den schweren Eichenkloben mit rasender Schnelligkeit um seinen Kopf. Aufschreiend stiebt alle auseinander. Jetzt duckt sich Heinrich zusammen, wie ein Tiger zum tödtlichen Sprunge. Er kennt jeden seiner Peiniger genau, so apathisch er auch immer erschien. Und jetzt hat er einen erspäht, und dieser eine soll ihm für alle bezahlen. Mit einem gurgelnden Kehllon, der nicht Menschliche an sich hat, stürzt er sich auf sein Opfer. Noch einen Schritt .Heinrich!' Eine Hand legt sich leicht auf de Rasenden Schulter. Blitzschnell endet sich dieser gegen den neuen Gegner, aber die Keule, die er noch soeben drohend geschwungen, gleitet zur Erde, da lodernde Feuer der Äugen erlischt augenblicklich, und nur ein con vulfioische Zucken der mächtigen Gestalt zeugt von der eben gehabten entsetzlichen Ausregung. .Heinrich!' wiederholt die sanfte Stimme, .schämst Du Dich nicht. Dich wie ein wildes Thier zu geberden?' .Herr Pastor! 'Zerknirscht stottert der Blödsinntz. es heraus. Ernste Ermahnungen richtet der jung Seelsorger an die Burschen. Er wirft ihnen die ganze Herzensroh. heit ihres Betragens vor und warnt sie zugleich eindringlich eine Wiederholung dieser Szene herbeizuführen, da bei der gewaltigen Stärke HtinrichS in Versetzen tn finnlose Wuth die furchtbarsten Folgen nach sich ziehen könnte. Dann winkt der junge Pastor den Blödsinnigen und schreitet, von ihm ge folgt, dem Pfarrhause zu. Hier angelangt, hält er ihm nochmals mit ernsten, aber milden Worten da Verwerfliche eine solchen Wuthaus brucheS vor. .Sie sollen mich aber nicht immer ärgern und quälen!' .Nein, Heimich, das sollen sie auch nicyt. Aler Du darfst Dich nie hinreißen lassen ' .Sie warfen mir den Kloben an'S Betn! Und da das that mir so weh!' .Auch dann hast Du kein Recht, von Deiner größeren Stärk Gebrauch zu machen und auf sie einzuschlagen! Weißt Du wähl, daß Du einen Mord hättest begehen können?' Aber das bischen Denkvermögen Hein, rich war schon wieder erloschen. Immer haftiger durchwühlte er seine Taschen. .WaS suchst Du denn?' .Cigarre! Verloren! Ol' Und ein so schmerzlicher Zug legte sich über sein Gesicht, daß der Pastor so ernst er auch gestimmt war, unwillkürlich Über den jungen Wilden lächeln mußte. .Nun, Heinrich, dafür kann Ralh ge, schafft werden!' .He?' .Ich schenke Dir zwei neue Cigarren!' Der Blödsinnige langt gierig danach, .Halt! Erst mußt Du mir versprechen. Dich nun auch gesittet zu betragen! Hörst Du?' .I. W Wieder streckte er seine Hand nach der Cigarre au. .Willst Du aber auch wirklich thun?' .Ja Herr Pastor, wirklich und ganz gewiß!' .Wen Du Dein Wort hälft, schenke ich Dir jede Weihnachten, jede Ostern und jede Pfingsten Tabak und Cigarren!' .Auch zu meinem Geburtstag!' bat der Blödsinnige. Der junge Pastor mußte wieder lächeln. .Nun ja denn, auch zum Geburtstag! Aber vergiß Dein Versprechen nicht! Du sollst und darfst Niemand schlagen, wer e auch feil' .Ich thu' nicht, Herr Pastor ! Nein, nie mehr!' .Dann geh' mit Gott, mein Sohn! Und wenn sie Dir' mal gar zu arg tret, ben, dann komm zu mir! Unrecht soll Dir nicht geschehen, so lange ich e hin dern kann!' Der junge Seelsorger hatte die Hände auf Heinrich' Schultern gelegt und liebe voll herzlich gesprochen. .Nun, worauf wartest Du noch?' Da brach die kräftige Gestalt de Blödsinnigen in die Kniee; er faßte die rechte Hand de Paflor und preßte einen heißen Kuß darauf. .Dank, Dank!' Dann schnellte r empor und entfloh in den dämmernden Abend. Der junge Priester aber sah ihm freundlich lächelnd nach. Einige Monate find vergangen. Da Dorf und namentlich da Pfarr hau ist festlich geschmückt, denn heute soll der verehrt Pastor Werner seine junge Frau in ihre neue Heimath führen. Entfernte freudige Rufe verkünden sein Kommen. Ein eifrige DiSpuiiren entsteht, ob die Pastorin wohl hübsch, ob sie freund lich ist, und immer höher und höher steigt die Erwartung. Jetzt hält der Wagen. Neben Werner fitzt ine liebliche, junge Frau, welche freundlich lächelnd nach allen Seiten dankend grüßt. Nun folgt fie ihrem Manne, der ihr beim AuSsteigen fürsorglich die Hand bietet. Aber mit schalkhaftem Lächeln diese verschmähend, hüpft fit leicht und sicher hinunter. Nun tauscht sie benbaftt HSndkdrückt rechts und links, für Jeden hat fie in freundliches Wort. Doch, als sie nun gar einen pauSbacki, aen Dorfiunaen vom Boden aufhebt und den strampelnden kleinen Kerl lustig in ihren Armen tanzen läßt, da erglänzen alle Gesichter ring umyec, ein airer Bauer zieht sein Käppchen ab und rust laut: .Heil unserer ungen Frau Pastorini' Brausend pflanzt sich der Ruf von Mund zu Mund. Werner, der alle beobachtend mit an gesehen, lächelte glückselig, wußte r doch, da kein kleine brauchen sich in diesem Augenblicke all Hkrzen gewonnen. Da fiel fein lia aus den viovflnnl. gen, der sich ganz nach vorne gedrängt hatte und leuchtenden Auge di Pastorin betrachtete. .Nun, Heinrich,' lachte Werner, ,Dir gefällt wohl meine Frau?' .Ein Engel! Ein Engel!' murmelt dr Riese, immer sich mühend, noch ein, mal die Hand der jungen Frau zu er, haschen. Monate waren nach dieser Scene ver gangen. .Ein kleiner Weltbürger ist einge. troffen im Pfarrhause.' Diese Nach, richt hatte sich am ersten Oftertage im Dorfe mit Windeseile verbreitet. Di jung Mutter fei zwar sehr schwach, fetzten die Erzähler hinzu, aber da Kind, ein strammer Junge, hätt so muntr gekräht, daß man e in den nächsten Häusern habe hören können. Vor der Kirche hatten sich alle nach dem Gottesdienste versammelt, um dim strahlenden Vater ihre Glück, und S genSwünsche auSzusprechen. Dann erst konnte Werner sein Hau erreichen. Al er die Thür seiner Studierstube öffnete, sah er zu seinem Erstaunen Heinrich vor sich stehen. .Ah! Du kommst Dir Deinen Tabak zu holen?' .Nein!' .Nicht? Wa willst Du denn?' .Gratuliren! Aber nicht mit der An. dern! Ich ich ganz allein!' .Ich danke Dir schön!' .Und dann .Nun?' .E ist ein Junge?" .Ja'' .Sehen!' .Werner mußte herzlich darüber lachen. .Da wird nicht gehen l' meinte er. .Doch!' beharrte Heinrich. Es war sehr schwer sür Werner, ihm die momentane Unmöglichkeit seine Ver langen klar zu machen und erst nach dem festen Versprechen, daß er den Kleinen In den nächsten Tagen sehen dürfe, entfernte sich der Blödsinnige. Wieder sind 2 Jahre verflossen. Der kleine Kurt hatte sich zu einem kräftigen lustigen Büdlein entwickelt. Aber sei bester Freund war und blieb Heinrich. Auf ihm konnte er reiten, ihn konnte er zausen in den langen Haaren, und der arme Blödsinnige lebte nur für ihn, dachte nur an das Kind. Anfangs hatte Werner Bedenken ge tragen,' seinen Jungen so ohne Weiteres Heinrich anzuvertrauen, aber sein Frau halt ihn beruhigt. .Laß' ihn gewähren!' meinte fie lächelnd. .Sieh nur, wie Kurt sich an ihn schmiegt! Die Kinder wissen in stinkiio, wem fie vertrauer. dürfen.' Feuerlä'm. Die olle Spritze rasselt durch die Nacht. .Wo? Wo? tönt i, ängstlich fragend au allen Häusern. .Beim Herrn Pastor!' lautet die Antwort. Blitzschnell warfen die Fragenden sich in ihre Kleider und stürmen der Brand siöt! zu. Werner und seine Frau ftchin im Pfarrgarten. .Aber da Kind!' Unser Junge!' Di unglückliche Mutter stößt den Schrei au. Umsonst versucht Werner in da bren nende Hau zu dringen, man hält ihn mit Gemalt zurück. Prasselnd stürzt Balken auf Balken hernieder, bi zum Dach hinauf züngeln die gierigen Flammen. E ist unmöglich, den kleinen Kurt zu retten, der im oberen Slockwerk in der Kinderstube flch befindet, treulos im Stich gelassen von feiner Wärterin. .Mein Klvd. Wer rettet mein Kind!' Da brechen mächtige Arme sich Bahn durch die Menge. Nicht achtend der Zurufe, eilt ein Mann hinein in' Hau, mitten in die Flammen. Noch weiß keiner, wer S ist, der sich dem sicheren Tode so geradezu in die Arm geworfen. Da stürzt in Fenster deS ersten Stock hinunter, hinterher springt eine brennende Gestalt. .Kurt! Kurt!' jauchtt die Mutter, denn den kleinen Jungen hielt der wacker Retter fest umklammert. Von allen Seiten gießt man Wasser über den gräßlich Verbrannten. Noch einmal schlägt er die Augen auf, al er Werner' Stimme hört: .Heinrich! Heinrich! Dir danken wir unser Liebstes auf der Welt!' Es ist in wunderbarer Blick, den der Verstümmelt auf bin jungen Pastor richtet. Es liegt darin ein Übernatürlicher Ausdruck von Glück und Zufriedenheit. Dann erweitern flch feine Augen. Starr find fie gen Himmel gerichtet. Sanft drückt der junge Priester die Lider herunter. .Friede fei mit Dir!' ßine zweifelhaft Kyrnng. Man schreibt der .Fr. Ztg.': Hohe Vorgesetzte werden in der Armee mit Hurrah begrüßt. Welche zweifelhafte Ehrung in dieser Begrüßung liegt, er zählt General Wille in seinen eben er, schienenen E'tnnerungen an den dänischen geldzug (.Vor dreißig Jahren', Berlin. Karl SiegiSmund) Unser Hurrah stammt von dem türkischen .Urah', der Befehlsform deS Zeitworte .Urmark' tödten rtnd heißt somit: Tödte si, schlag' si todt. Di Janitscharen be dienten flch zuerst dieses ZurufS, wenn sie, in Schlachtordnung aufgestellt, die vor der Front erscheinenden Pascha be grüßten, um diesen so durch die Blume anzudeuten, wie angenehm e ihnen sein würde, die gegenüberstehenden Feinde baldmöglichst in ein bessere Jenseit be fördert zu sehen. Die Russen, die den wahren und für sie selbst kaum rwünsch, ten Sinn de UrahgeschrelS nicht kannten, nahmen eS als Begrüßung schlechtweg an; von ihnen verbreitete S sich rasch weiter. .Ob e indeß', meint der humorvolle General, .empfehlenSwerth oder nur statthaft ist, hohe Vsrgesetzle bei feier. liehen Gelegenheiten mit dem Ruf: .Schlagt sie todt!' willkommen zu heißen, erscheint immerhin fraglich; die Bestch tigenden u. s. w. werden ja gewiß mit untir von Vielen meilenweit weggewünscht aber doch nicht auf diese Weise.' Da Hurrahgeschrei hat sich bekanntlich auch .im Civil' bei gewissen Gelegenheiten eingebürgert; wie wäre ei denn, wenn auf Grund dieser Auslegung sich seiner einmal ein findiger Staatsanwalt an, nähme? ES läge sonst die Befürchtung nahe, daß der hochverräthcrische Nus sich noch mehr einbürgert. Si Kronprinz als Ireitifchveweröer. Als vor etwa drei Jahren der König von Württemberg dem Köttinaer KorvS der Bremenser, mit welchem er während feiner luoienzeil ais Prinz verregne, zur Erbauung des KorpShauses die Summe von 20,000 M. schenkte, da er innert man sich in Göttingen eine Vor gangeS auS jener Studienzeit, welcher wohl verdient, auch außerhalb Göttin gens bekannt zu werden. Als nämlich der Prinz einem schwerhörigen Professor der Recht, bei welchem er ein staatSrecht licheS Kolleg belegt hatte, einen Antritts besuch mechle und hierbet al Prinz Wil. Helm von Württemberg sich vorstellte er hielt er von dem schwerhörigen Professor, melcker aleickieilia Vorstand der ftreiii'ck)- inspektion war und nur das Wort .Würt temberg verstanden haue, vie schleunige Antwort: .Ausländer bekommen hier keine Freitische!' Ein heiteres Stückche pafsirte nach der .Conftanzer Zeitung' kürzlich in einem NachbarstSdtchen von WaldShut. Dort kam Abends ein Fremdling an, der durch sein Benehmen dem dort stalionirten Gendarmen ausfiel. Al er ihn ksntrollirie, stellte e sich her au, daß der Fremdling kein Wort Deutsch verstand, daß dagegen alle Pa, piere, die er bei sich trug, den Namen des Gendarmen enthielten. Der herdeige, holte Orikpfaner, der in solchen Dingen den Dolmetscher machen muß, klärte die Sache dahin auf, daß der Fremdling in Fran,os und der Liebhaber der Tochter de Gendarmen sei, di er in Pari ken ne gelernt und die er besuchen wollte. Der zukünftige Herr Schwiegerpap hat kenn auch seinem Schwiegersohn bet einer Flasche Wein den Segen gegeben. Kut heraus. Dem wegen seine Humor und seiner Schneid' einst wkilhin bekannte General v. W. stieß einmal da Mißgeschick zu, daß die von ihm geführt Kavallerie Brigade bei einer Manöoerattacke t einen Sumpf gerieth. Prinz Friedrich Karl, der damalige kommandirende Ge neral, empfing den von ihm sonst sehr ge. schätzten und ihm persönlich nahestehenden Reitersührer nicht eben freundlich und rief ihm eine Bemerkung zu, die Unheil ahnen ließ. W. aber begegnete allem Weiteren, indem er sich strahlenden Ge sichte an den Prinzen wandte: .Nicht wahr, königliche Hoheit die reen S s ch l a ch t !' Der Rest war Lachen. Zur modernen l?Zdagogik. Erst werden unsere Töchter au, gebildet, dann i n gebildet, und zuletzt wissen sie mit ihrer Bildung weder au , noch ein. ine nette Familie. .Meinem Aeltesten habe ich auf die Strümpfe geholfen, mein Zweiter steht unter'm Pa n tofsl, min Drit ter hat vor'm Heirathen Manschet. tn. Zwei von meinen Mädeln sind unter der Haube; eine hat den Schleier genommen, und metneJüngfte sitzt in der Woll!' prompte Antwort. .Sind Sie V e g e t a r ta n e r ?' .Nee, ich bin von de Annex A n r !' Ein Lchwerenöther. .Wie gefällt Ihnen unser Stadt, Herr Lieutenant?' .Mirjesällt jar nifcht Ick jefallel' Gut parirt. Anläßlich deS Besuches bei seinem Beamtenpersonale richtet der Herr Hof. ralh an einen seiner Beamten die Frage : ,WaS für Obliegenheiten haben Sie ?' Derselbe entgegnet: .Ich mach All!' .Und Si?' frägt r den nächst, sitzenden Beamten. .Ich mach Nicht!' .Ja, wi kommt eS, daß Sie Nicht machen?' fährt ihn der Herr Hosrath entrüstet an. .Da meinCollega, wi r sagt, All macht, so bleibt mir natürlich zu thu Nicht übrig!' Entfernte Freundschaft. ,. .Was, Sie kennen den Herrn Rath nicht? ! Der war ja mit Ihnen gleichzei, ttg auf dm Gvmnastum I' .Allerdings aber r war immr iner der erst und ich einer der l h t und da haben wir uns ni recht kennen gelernt !' Aus dem Serichtssaale. Vertheidiger: .Meine Herren G. schworknen! Der Herr StaalSanwalt hat behauptet, der Angeklagte hätte durch fein hartnäckiges Leugnen jeden Anspruch auf milde Beurtheilung verloren. Mein Herren! Spricht eS nicht für den Ange. klagten, wenn er ein so hoch entwickelte Schamgefühl besitzt, baß er da began. gene Verbrechen nicht auf inmal gesteht, fondern sich nach und nach das Gefländniß entreißen läßt?!' Unsere Dienstboten. .Marie, holen Sie mir aus der Buch, hzndlung Goelhe'S .Faust' !' ,O, gnädige Frau, da fallen Sie her. ein versteh' ja Ich ihn kaun !' Sonderbarer Schluß. Bedienter (zur Zofe): .Sie lassen sich vom gnädigen Herrn küssen I Das ist aber gar nicht schön von Ihnen!.. Hab' Ich mich vielleicht von der Gnädigen schon einmal küssen las, sen?!' ver Journalist als ThierbZndigce. Löwin (zum Löwen, al sich ein Jour. nalist, um dem Publikum seinen Muth zu zeigen, in den Käfig begibt): .Be. trag' Dich fei,i anständig, Alter der schreibt eine Kritik über unö!' In der Schule. Lehrer: Wozu verwendet man also die Federn der Gänse, Enten u. f. w.? Schüler (schweig,). Lehrer: Nun? ich hab'S ja in der vorigen Stunde erklärt. Was habt Ihr denn zu Hause in Euren Betten? Schüler: Wanzen. Aufrichtig. .Nicht wahr, Oscar, Du heiratheft mich nicht wegen deS Geldes?' .Gewiß nicht das kriegen ja mein Gläubiger!' Nothgedrungen. Richler: ...Wie konnten Sie sich nur auf das Räubrhandwerk verlegen?!' Bettler: .Ja sehe Sie, Herr Rich. ter. ich bin halt so dick, und da gibt mir als Bettler Niemand 'was !' Neuer Ton. Principal : .Mever. wenn Sie mir etwas zu sagen haben, so machen Sie' kurz und sachlich; zu Stiludungin habe wir hier keine Zeit! Geöhren Sie e sich doch ab, in diesem Feuilleton zu mir zu reden!'