Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, January 24, 1895, Image 11

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    postlagernd.
Nach dem ian;öen.
El hmscht sittvgir Wir,tkr; in ist.
gkr Wmd heulte todt durch lt Güssen
und fkgte den gefrorene Schnee von den
Dächern tadle essen.
Im Poflamte halte sRoöert, ein alter
Beirat tc3 PoKte restante-Curtau,
soeben in seinem Verschlage Platz genom
wen, o in alphabetischer Cidnung die
seiner Beimalturg unterstehenden Bliese
ausgespeichtlt waren, all plötzlich eine
schuchterre Hand leise am Schiller zu
kratzen begann. Robert zog rasch daZ
Fenster in ti HiZhe und im Rahmen des
selben tischten nunmehr ein mazereS
Haupt, ei hellt von einem blauen Allgen
paare und umwallt von stzchiblonkem
Haare. Während Robert den sonder
baren Ankömmling musterte, hat! dieser
sein dürr und bizarr gekleidete Gestalt
aufgerichtet. Der Fiemd trug in
wette Polonaise, die schon stark saden
schetnig war, hellgraue Beinkleider und
abgetragene Stiesel; an seinem linken
Arme endlich baumelt eine alte Posaun
mit zahlreichen Buckeln, erheblich mit
Grünspan belegt und im Ganzen sehr
jammelsellg, welche in rührende e
schichte von oerzmeiselten Kämpfen gegen
in haltnöcktgel, betkilbküdeS Elend er
zahlte.
Dieser arme Teufel bot einen trauri
gen, aber auch grotesken Anblick; fein
Wesen athmete sanfte Demuth und
schmerzvoll Melancholie, und Robert,
sonst gklvappnet gegen Eindrücke solcher
Art, fühlte sich bieimal seltsam ergriffen
und verwirrt von diesem Bilde.
,Wa wollen SU?' herrschte er den
Fremden in fast rauhem Tne an.
,Pzeihen Sie, mein Herr erwi
dert der Mann mit der Posaune in stark
lsSsflschem Bccknt, .ich heiße Zimmer
mann und möcht wissen . . . . "
.Sie erwarten einen Brief.... '
.Jawohl, mein Herr.'
.Woher?'
Aus Schwalbach.'
Robert durchsuchte mit raschem Finger
in vor ihm liegendes Fach und zog dar
au bald einen ungeschlacht großen Brief
hervor, dessen Papier von der gröbsten
Sorte war und welcher folgende Adresse
trug:
Hrrn Zimmermann, MusikuS der Ge
meinet Btschweiler, im Kanton
Schmalbach, bettelt in Paris.
Poste restante.
In diesen Zeilen, von denen die beiden
letzten die Züge ungeübter Hand etgten,
machte ftch die stolz und natve Günsel
hasttgkeit der Dorffchul Kalligraphie
breit und jede Zeile schien von anderer
Hand geschrieben. Nebst der Adresse war
auf dem Couoert die Ziffer 12 rstchtlich
und dieselbe hatte die Bedeutung, daß
der Brief, da man ihn nicht frankii t hatte,
dem Adressaten nur gegen Erlag von
inem Franc und zmanztg Centimes aus
zufolaen war.
Robert reichte den Brief Zimmermann,
welcher die Adresse mit aroner Ausmerk,
samkeit besichtigte. DaS wühlt wohl an
die zwei Minuten, dann reichte er daS
Schreiben den Beamten zurück.
Wie? Der Brief ist richt für Sie?'
fragte Robert verwundert.
.New. mein Herr.'
.Ein anderer Brief auf diesen Namen
ist nicht da.'
.Thut nicht, ich will ein andere Mal
wieder anfragen, antwortet ver ukuh
kant. Und mittelst einer Geberde grüßend
entfernte er sich.
AIS Robert ihn nach zwei Wochen wie,
der sah, hatte tr ihn schon vergessen. In
der Zwischenzeit war ein zweiter Brief
gekommen; bet dem lange cts ocamer.
Zimmermann reichte er ihn' ganz mecha,
ntfch dem Posaunenmanne.
ES war wieder daS nämlich unge
schlachte Format, dasselbe grob Papier;
und auch die Adresse war genau so abge,
faßt,' mit derselben Verschiedenheit der
Schriften.
Wie das erste Mal, unterzog Zimmer-
mann di Adresse einer genauen Prüfung;
dann gab er den Brief dem Beamten
abermals damit zurück, daß das Schrei,
den nicht für ihn sei. Und er verneigte
sich mit seiner unverändert sanften und
schwermulhigen uwene uno ging.
ES vergingen abermals zwei Wochen,
h r wikder kam; aver in ver Zwi chen
zeit hat! Robert Muße gehabt, über
Zimmermann nachzudenken. Dieser Ro
bert war keine böswillige Natur; nur
möcht r S nicht leiden, daß man ihn
zum Best halt. Und daS Benehmen
dieses PosaunenmanneS hatt In ihm just
inn solchen Verdacht erweckt; er witterte
Mystifikation, und da er um keinen Preis
dupirt sein wollt, nahm r sich vor, bi
dr nächst Gelegenheit wohl auf seiner
Hut zu sein.
Da kam eine Sonntag Morgens um
acht Uhr Zimmermann wieder tn' Bu
reau. Zu dieser Stunde befand sich noch
Niemand in der für das Publikum be
stimmten Halle. Seiner Gewohnheit
gemäß kratzte Zimmermann leise am
Schalter. Robert hatte ihn bereits et
artet.
.ffier ist da?' fragt r mit seiner
gewöhnlichen Barschheit.
Ein trübselige Lächeln rschien im
Angesicht de PosaunenmanneS, ein LS,
cheln, das Einen zu Thränen rühren
konnt.
.Ich bin'S.' enigegnete er. .Sie
wissen ja, mein Herr, ich komme aafra
gen, ob....'
.Nicht da für Sie.'
.Nichts?. . . . Verzeihen Sie, Sie er.
kenne mich vielleicht nicht wieder....
Ich bin der Zimmermann.'
.Und wenn Sie'S hundert Mal sind!'
.Aber ich muß ja wohl einen Brief. .. '
.Allerdings ist ein Brief aus Schwal.
dach da,' unterbrach ihn Robert. .Da
Sie aber die zwei vorhergehenden Briefe,
welch die nämliche Adresse trugen, zu.
lückgemiksen hebet), so brauche ich Ihnen
auch fcre'tn dii:!! tritt ,u ei-en."
Der Elsässe: er Matte" oö dier Ant
weit. Um feine L xxen zückte cl schmerz
(ich und schwer khränen urrflsiten ihm
die gutmüthigen blauen Augen.
Rubelt war nahe daran, sich durch dai
Milgesühl hinreißen zu lassen; doch er,
mannte er sich wieder und hielt dennoch
Stand.
.Sie wollen mir also den Bries nicht
zeigen', flihte Zimmermann in klagendem
Tone.
.Wozu?'
.Ich möcht nur Ine Blick auf ihn
wklsen.'
.Genug jetzt. Gehen Sie. Ich hake
keine Zeit mit Ihnen u vertändeln.'
Und schon wollte Robert da Fenster
schließen, alS er verblüfft und erschüttert
inn hielt.
Vom Saale her ließ sich ein ht'zzer
reißendes Schluchzen oelnehmen; der un
glückliche Posaunenmavn hatte, mit
zitternden Händen sich an di Stirn
fahrend, sich in eine Ecke geflüchtet, um
da in bittkl Thränen auSzudrechen.
,He, wa gibl'S da?' rief Robert, auf
ihn zueilend. .WaS fehlt Ihnen? So
sprechen Si doch l Wa soll' bedeuten?'
Zimmermann erhob daS Haupt und in,
milten der Thränen, die über sein schien
Wangen rannen, versuchte er sein schüch
tern,S wehmüthiges Lächeln herauSzu,
bringen.
.Verzeihen Sie mir!' stammelt r.
.Ich ertrag' e nicht; eS will mir da
Herz zersprengen. Darum will ich Ihnen
lieber Alles bekennen. Sehen Sie. . . .
ich bin ein Schwalbacher. Ich habe unser
kleine Dorf verlassen müssen, sonst
wären wir Hungers umgekommen: mein
arm kleine Greth und ich. Und sehen
Sie, meine Grethe ist ein recht draoeS
und gutes Wcib. AlS wir heirateten,
da war sie siebzehn Jahre alt. ich zwei,
undzwanzig das sind nun schon neun
Jahre her.'
.Linge Zeit waren wir recht froh und
glücklich mit einander. Wir sind nicht
reich gewesen, aber ich vias ganz rtrag
lich die Posaune. Man rief mich recht,
man rief mich links ich mußte spielen
auf allen Festen. Und so holte ich denn
immer etwa zum Essen in mein HauS;
und mein, klein Familie nahm zu von
Jahr zu Jahr bald war S ein Bube,
bald ein Mädchen. Ah, könnten Sie die
herzigen Kinder nur sehen; wahr Engels
köpf sind sie alle, ganz besonder S aber
die Mädchen. Die Grethe, sie hat die
Knaben lieber wein der Himmel wa
,um? Aber mir? Mir geht nichts über
die süßen Mägdlein.... Ach Gott. daS
langweilt l moyt seyrk mm aq, ich
komme ja schon an'S Ende .... Es konnte
so nicht lange mehr halten. Wir saßen
bereits unser Neun bei Tische und mag
ich verdiente, das reichte nicht mehr hin,
um U7.S damit zu ernähren. Denken Sie
sich nun meinen Schmerz, als ich ent.
deckt, daß Gcelhc schon oll die Tag her
nichts ah, um die Bissen mir und den
kleinen Kinderlein zukommen zu lassen.
O, als ich daraus kam, da konnt' ich die
ganze Nacht Hindu: ch nicht als weinen.
Am andern Tag abr war mein Entschluß
gefaßt.
Nach Paris zu kommen, das war gar
nichts. DaS schwierige Ding war,
Schwalbach zu verlassen! Sie begreifen
das, nicht wahr? O, meine Grethe nicht
wiederzusehen, die schönen, herzigen
Kinder nicht wieder zu umarmen....
Welcher Muih war stark genug, das auf
sich zu nehmen? Die Gelegenheiten sind
so selten und daS Poftporko so theuer!
Da ersannen wir ein Mittel, daS auS der
Verlegenheit Hilfen sollte. Sie haben
die Adresse der an mich gesandten Briefe
gesehen und gewiß bemerkt, daß von den
sieben Zeilen derselben jede von anderer
Hand geschrieben ist. Die ganze Familie
hat daran mitgeschrieben, und so genügt
e mir, einen Blick auf die Adrss zu
werfen, um mich davon zu überzeugen,
daß daheim sich Alle? wohl befindet und
an mich denkt. Den Brief selbst brauche
ich gar nicht zu lesen; was schien' mich,
vag darinnen stehen mag?. . . . Und nun
wissen Sie Alles, gutkr Herr. Und nicht
wahr, guter Herr, Sie wollen nicht einen
armen Bater zur Verzweiflung treiben,
welcher Niemanden auf Erden liebt, nur
seine Grethe und feine Kinder.
Robert that, was wohl jeder Andere an
seiner Stelle gethsn haben würde. Er
zeigte Zimmermann fortab die Adressen
aller an ihn gelangten Briefe, und der
arme Posaunenmann konnt den ganzen
Winter über unentgeltlich die Nachrichten
von seiner zahlreichen Familie entgegen
nehmen.
Di Erzählung ist hier zu Ende; dch
kann ich hier nicht dem Drang wid'r
stehen, noch einen letzten Zug daran zu
fügen, welcher zugleich gewissermaßen
das Schlußwort bildet.
.Das Gefühl, das ich bei der Er,
zählung Zimmermann'S empfand,' sprach
Robert zu mir, war sicherlich eine der
rührendsten Emotionen meines Leben;
vielleicht noch tiefer ergriff mich aber
etwas, was sich am Morgen nach der
schilderten Scene begab.'
litfUS WM. f
.Ich war um acht Uhr erwacht und ich
il mnr'lW
vollendet meine Toilette, um in das Amt
zu gehen, da hörte Ich plötzlich vom Hofe
her....'
.Was dem"
.Rathen Siel Wohlan, Ich hörte
das Vorspiel einer bekannten Romanze,
von inr Posaun gespielt.'
.DaS war Zimmermann!'
.Richtig. Der arme Teufel wollte
sich mir dankbar erweisen, und wie sollte
er S anstellen? Er überraschte mich
durch in Morgenständchen. Jeder in
seiner Weise.'
Stier und Löwe.
Am 10. Dezember bot ein Madrid!
StlercitcuS in Nummer von ganz be
sondere Interesse. Ein Stier von
eußkl0lder.Nlcher Stärk und Wildheit
Namen .(i$:itmso!o'(r.stt'.6ci temerkk.
tragen in Spanien die ilrplst'.el, deren
StammleziNer forzfä!t,g geführt wird,
alle einen Namen) online sich mit einem
afrikanischen Löwen de Madrider Thier
garteu messen.
So etwa muß man doch sehen! Der
Z'.drang zum Eirkul war ein niegesehe
er, obgleich di Einlaßkarte zu schau,
lerhaft hohen Preisen von den Wieder,
verkäuferu angeboten wurden. Zmeitau
send Personen mußte draußen bleiben.
Da Schauspiel selbst fiel nicht so aus
regend au, al man Härte erwarte köa
n:n. Der löse nämlich benahm sich
sehr schlecht. Nachdem der mächtige
Nacken des .Ehinmbola' duch einen
wehren Teufel von goldflimmerndem
.Bänder iuero' mit zwei Paar Fahnfpie
gen .Banderillas') gespickt worden war
und man annehmen konnte, daß der
Stier genügsam aufgehetzt war, wurde
dr L2 in di Arena gelassen. Der
Löwe, der an die Enge rZ Käsig ge
wöhut war, mpfand ein sichtliche Und?
Hagen auf dem weÜen Platze, auf dem
30,000 Menschen in größter Spannung
herntederblickien. WaS der Wüstenkönig
mpfand, mochte sogar mehr alS Und,
haglichkcit sein, denn nachdem er, gegen
die Planken der Umzäunung gedrückt,
einige Minuten in eigenthümlicher,
duckender Stellung verharrt, sah man ihn
sich umwenden und im Sande, wie die
Hauskatze thut, hcrumfcharren, al wolle
er etwas verbergen.
Der Siier halte sich Anfangs um fein
Anwesenheit nicht gekümmert, als aber
der Löwe, aus alter Gewohnhiit wahr,
scheinlich, ein malkerschüiterndeS Gebrüll
auSstieß, bemerkte ihn .Chirimdolo'.
Dieser senkte sogleich den Kopf zur Erde,
mit dem Maul den Sand berührend, die
ungeheueren, spitzen Hörner gegen den
Löwen gelichtet, mit den Füßen Sand
und Staubwolken aufwirbelnd.' Der
Löwe aber bekam eine heilige Angst
und duckte sich immer tiefer in den a0
Traurige Wirkung der Knechtschaft! Der
unbändige Stier rannte mit gesenktem
Haupte aus den angslersulltc:: Löwen zu,
in der Abncht, den Etenven autzu pielzen
DaS gelang ihm aber nicht, denn der
Wüstenkönig, mit einem weiten Sprunge
setzte sich aujzer Bereich nnd nahm Reiß
aus. Der Stier fetzte ihm nach, erreichte
ihn und gab ihm einen tüchtigen Horn
hieb hintenbei.
Das war dem Löwen den doch zu
viel. Der Schmerz mach!e auch ihn
wüthend. Er wandte sich blitzschnell um
und schlug die Pranken nach den Augen
des Stier aus. Der Stiec machte eine
geschickte seitenoewegunz, waZ jedoch
nicht verhinderte, daß der Löwe ihm ein
handgroße Stück Fell vom Hals riß.
Der Löwe war nun wild geworden und
stand mit flammenden Augen und hoch
erhobener Mähne zum Sprunge bireit.
Der Stier hatt sich etwa drei Meter
von ihm zurückzezogen und erwartete mit
gesenkten Hörnern den Angriff. Ein
Sprung, und der Löwe saß auf dem
Nacken des Stiers, abcr dieser schüttelt
ihn sofort ab und nahm ihn aus di Hör
nr, um ihn Iwa fünf Meter hoch wie
einen pielball ia die Lüste zu schieil
dern. Der Löae siel, wie ein Mehlsack,
plumpS auf die Erd und he er sich
wieder erhiben konnte, rannte ihm der
Stier eines feiner meterlangen Hörner
durch den Leib. Nun stürzten etmge
ToreroS in die Arena und lenkten die
Aufmerksamkett deS wüthenden Stier
auf sich, während die Ctrkusdiener den
übel zugerichteten Losen htnauSschlepp
ten. Der Stier wurde hierauf in den
Stall zurückgetrieben. Die Presse spricht
sich einstimmig gegen daZ traurige Schau
spiel aus, aber ihr Stimme verhallt
wirkungslos. Das Pudlikum will ein
mal solche Belustigung haben und kein
Ministerium würde eS wagen, sie durch
in Gesetz zu verbieten.
ßi sonderöares Hefth des Wag
netismns.
Der später so berühmte englische Ta
schenfpieler Anderson reiste zu Anfang
seiner Laufbahn mit dem franzöfischen
Genossen Hadouin durch daS nördliche
Frankreich. Aus diesen Streiszügen be
rührten Beide auch di Stadt Elbeuf, In
welcher die Einnahme der beiden
Schwarzkünstler eine so geringe war, daß
sie kaum ihren Unterhalt damit beftreiten
konnten. Sie besprachen sorgenvoll, was
wohl zur Hebung des Geschäftes zu thun
fer, da rief plötzlich Anderson: Ich
hab'S ! Wir zeigen morgen die letzte Vor
stelluna an und versprechen, daS erstaun,
lich Kunststück zu vollbringen, die Glocke
der Kathedrale diejenigen Stunden fchla
gen zu lassen, welche von Irgend einem
der verehrten Ansefendkn gewünscht
wird. Nun, waS mein Sie, wird
das nicht ziehen?'
.Ja freilich würd das ziehen.' ver,
fetzte Hadouin. .Aber wie wollen wir
denn das Kunststück ausführen?'
.DaS lassen St meine Sorge fein.
Der Abend des nächsten Tages erschien,
und mit ihm ein zahlreicher Besuch.
AlleS ging vortrefflich. Endlich kam die
Hauptnummer: Die bezauderte Uhr der
Kathedrale. Hadouin war noch immer
nicht eingeweiht und ging daher mit
Bangen an die Ausführung. Beklom
meri bat er, es möge Jemand aus dem
Publikum bestimmen, wie of! die Uhr
schlagen solle.
.Viermall' hieß eS.
Hadouin streckte wie bcschwSr:nd feine
Rechte nach dem Thurm der in der Nach,
barfchaft stehenden Kii che empor, und
stehe da! vier Schläge klangen als
bald langsam und feierlich herab.
.Da capo da capol riefen die Zu
schauer begeistert.
Jetzt wußte Hadouin nicht, wie r sich
zu verhalten habe. .Nur zu,' flüsterte
sein Gehilfe hinter dem Vorhang.
Diekmal wurde elf gerufen und rich
ig ertönten von dzIhurrrt der Käthe,
drale 1? lonzsam chiaze. Da Pu,
ilikvm xplaadirttund verließ tesrieigt
den zail. akoutn aber umarmte sei
nea Begleiter und fragte ihn, wie er ta
angefangen.
.Nicht leichter, alS taS!' ntzegnete
dieser lachend. .Ich gab dem Glöckner
fünf Franken. Dafür hatte er sich oben
am Thurmsenster, von wo man hierher
blicke kann, auszuhalte, um daS Werk
so oft schlagen zu lassen, alS ich Lichter
an daS Fenster stellte.'
Am andern Moigea, el die Zauber,
künstler i de Wagen stiegen, um abu
reifen, trat ein Mazifiratkmitglikd der
Stadt hinzu und bat dringend um Aaf
klärung dS Wunders betreffs der auf
Wunsch schlafende Kirchenuhr.
.0, daS ist sehr infach 3 beruht
auf einem Gesetz deS Magnetismus,'
versetzt Anderson mit der treuherzigsten
Mien.
Sine romantische Heschichl.
Der Pariser .Figaro' veröffentlicht
sagende interessante Erinnerung gelegint
lich der jüngst gewesenen goldenen Hoch
zeit de, Gelehrten Josef B:rtrand. der
oen Pollen etneS Vekrelsr auf Leven.
zeit in der Akademie de? Wissenschaften
bklidet und auch unier die .vieiz'g in
sterblichen' aufgenommen ist. Am S
Mai 1342 ereignete sich iin fu'chtbcrer
Unglücksfall auf der eben erofineten Vr
sailler Eisenbahnlinie. Die Räder holien
Feuer gefangen und der Bcand hatte sich
weiter verbreite!; die Passagiere sahen
sich in den Waggon eingeschlossen (die
um diese Zeit von außen her versperrt
waren) und zu einem furchtbaren geuer
tode verurthetit. iDr Per onea k:s?n
den sich in einem der CoupeS; eine davon
war der berühmte Reifende Dumont
d'Urville, der dreimal die Reis um die
Welt gemacht und alS französischer
Admiral sich unsterblichen Ruh' narr
beu hat. Ihm dankt daS Pariser Mu.
seum auch die berühmte VenuS von Mtlo,
di er im Ionischen Archipel ausaefunden
hatte. D'Urville reiste h Gesellschaft
seiner jungen Frau und eine? damals
noch unbedeutenden erreiarS Je u
Bettrand. Während die beiden jungen
Leute vor Schrecken über die entsetzliche
Situation außer sich waren, behielt der
Admiral seine Kaltblütigkeit und gab die
nölhigen Anordnungen mit fester, klarer
Stimme. Er be ahl seinem 'jungen
Sekretär, aus dem Fenster zu springen
und dann von Außen her die arme, vor
Schreck ohnmächtig gewordene Frau, die
ihm der Admiral zureichen wollte, ia
seinen Armen zu empfangen. s, t nach
dem seine Begleiter in Sicheiheit gebracht
worden waren, wollte der unerschrockene
seemann seine eigene Person retten,
wenn eS noch Zeit dazu wäre. .Retten
Sie sie, mein Freund,' rief er Berirand
zu, indem er die junge Frau durch daZ
Fenster schob; .retten Sie sie und ver
heirathen Sie sich mit ihr!' DaZ waren
feine letzten Worte. Im selben Augen
blickt brach der Wagen zusammen und
begrub den Helden unter feinen brennen
den Trümmern. Zwei Jahre dara if hei
rathete Josef Bcrttand die Frau Wiitwe
Dumont d'Urville. Man lemerk.'e bei
dem Bräutigam eine merkwürdige Narbe
an der Nase, eine Erinnerung an die
furchtbare Katastrophe, bei der er untr
so tragischen Umständm sich seine 8:Brr:3
ge'Shitiu erränge i hat.
erste Niöliglijck,
Derjenige, der den ersten Gedanken
einer Buchersammlung großen StilS ge
habt hat. ist AssorienS größter König ge
wesen, Asurbanipal, der von 669 biS
6tl) o. Chr. regierte, Sardanapal, wie
er bei den Griechen hieß; Asnaxpsr
nennt ihn die Bibel. Er dachte an eine
Sammlung aller der in mesopotamischen
Tempel verstreuten Schreibteseln und
Inschriften, und alsbald machte er sich
an'S Werk, diese erste Nationalbibliolhek
der Weit inS Leben zu rufen. Er grün,
bete eine SchreiberSchule zu Ninioe und
orgamsirte eine Schoar von Schriftge
lehrten, welche die alte Literatur feiner
Nation entziffern und abschreiben sollten.
Ueber die Bibliothek selbst, die er in sei
nem Palast errichtete, wissen wir venig.
Die Tafeln wurde nach ihrem Inhalt
geordnet, diejenigen, die einen sorilausen
den oder doch zusammenhängenden Tert
enthielten, wurden numerirt und beson
derS nebeneinander gestellt, und v?a allen
wurden sorgfältige Listen angefertigt,
also ein BibliothekSkathalog. Die ,in,
zigen Ueberbleibsel dieser ersten Biblig.
thek, die auf un gekommen sind, sind
zwei kleine Etikettfteine, gemissermaßen
BScherzettel, wie sie der Bibliothekar,
wohl zum Einordnen der Schriftentafeln
benutzt hat. Sie werden im Britische
Museum zu London ausbewahrt und be,
ft-hen aus kleinen Thonstucken, di an
den Ecken abgerundet sind. Auf jedem
ist der Name einer Teriferi eingegraben,
auf dem einen der Titel des großen astro
logischen Werke? der alten Affnrer, auf
dem andern der Titel einer Serie von
Weissagungen.
?löer Schiler's Schutter
hat der Wiener Prof. Nothnaael jüngst
in f'iner Klinik zu sprechen Gelegenheit
genommen, als er dre durch eine abgelau
fcne Lungenentzündung heroorgerufencn
Veslndkrungen an dem Schulteraufbau
eines Patienten erläuterte. Der Mann
zeigte sogenannte .Flügelschulterblätter',
die als wich'igeS Symptom für die Diag
nofe einer Formveränderung des Brust,
korbeS dienen. Derartige Deformatio-
nen treten häufig bei Personen auf,
welche, r?ie man zu sagen pftegt, eine
.schwache Brust' haben. Nun hatte
Nothnagel, alS er vor Jahren da Golhe
chiller Denkmal in Weimar betrachtete,
die Beobachtung gemacht, daß, durch die
Kleidvnz nu theilweife verdeckt, sa ten
Schulte, Schiller' : Herobstnken und
rückwärt in fllgelarlige Vorspringen
der Schllltertlätter wahrnehmen sei.
I der That hat! sich der Schöpler jene
beiüdmte Denkmal. N.tttchel. in
Meister der real stifche Bildhauerkunst,
bei der Di'stelluna de Dichte, so ge
nau an die Wirklichkeit gehalten, daher
auch dessen Leiden an dem Denkmsle zum
Ausdrucke brachte. EI ist l bekannt,
baß Schiller zeillecen brustkrank war.
Nach dem Gesagte wird e erklärlich,
warum seine hohe, magere Gestalt st!
in der charakteristischen, nach vor ce
neigten Haltung dargestellt wird; die Ur
sahe hiervon liegt ia den .schiefen Schul
kern' und den .FlüzelschuiterdlSIle'N .
Schmer ist bekanntlich auch in Opfer
eines Luvgenltideni geworden.
Avgenehmer ArreS.
Graf Heinrich der Dreißigste von
Reuß.Gera litt es nicht, daß in seiner
Nähe geraucht wurde. Nun wollte eS der
Zufall, daß ein Maurer einmal im
Schloßhose leitete, welcher der UStu
suchung, sich eine Pfeife anzuzünden,
nicht widerstehen konnte, und auch dann
nicht, nachdem er bereit einmal deshalb
vom Grafen angedonnert worden war.
Da erschien der Graf plötzlich wieder und
erwischte den Raucher abermals beim
Paffen. Entrüstet sandte r de Maurer
sofort auf die Schloßmache, dort abzu
arten, welche Strafe über ihn verhängt
werden uurde. Ader der Graf war tn
zwischen mit vielem Anderen beschäftigt
und ei st nach drei Wochen erinnerte sich
Heinrich der Dreißigste de Vorfalle im
Schloßhofe wieder und ärgerte sich
darüber, ,da ihm der Maurer durch so
lange Festhalten auf der Schloßwache
geradezu grausam bestraft zusein dünkte
Sogleich besohl er dem Hosmarschall,
dem Maurer seinen Lohn und ein
Schmerzensgeld dazu zu bezahlen und
ihn lausen zu lasse. Der Hofmarschall
eilte zur Wache und traf daselbst den
armen Sünder, welcher indessen, wohl
versorgt mit Speise und Trank, vergnügt
mit den Soldaten plauderte. Er zahlte
ihm Schmerzensgeld und Loh sür drei
Wochen und kündigte ihm seine Entlas
sung an. Damit schien er den braven
Maurer jedoch keineswegs zu erfreuen,
denn der Arrestant meinte treuherzig:
.Ach, Herr Hosmarschall, ist denn aber
gar keine Möglichkeit, daß ich wenigstens
noch acht Tage sitzen kann'
Ein erlZeiternder ?olfalr.
Mehrere Wagen zollpflichtiger Waaren
au dem Auslande waren am Güterbchn
Hof einer groZzrheinifchkn Stadt angekom
men, und wurden von einem jungen
Manne, der früher schon längere Jahre
in dieser Stadt gelebt hatte, und jetzt
dort für ei auSIäüdisches Ge chäst Ver.
treter Ist, übernommen. Bei dem Ver
laden der Waaren paßten die Grümöcke
auf, daß jt keint Gegenstände, die höher
zu versteuern seien, mtt durchschlüpften.
Auf tinmal reichte einer der Arbeiter,
aus dem Wiirsal von Kisten eine Bratsche
hirab. Dre steuerbeamten nahmen die
selbe sofort in Empfang, da sie höher ver
steuert werden mußte, als die anderen
Waaren. Der Empfänger erhob Ein
fpruch und erklärte, die Bratsche sei seit
Jahren sein Eigenthum, er hab si nur
von seinem Geschatt beipacken lassen, um
sie hier in Empfang zu nehmen. Es
folgt eine längere Besprechung deS
Falle?, und schließlich wurde dem Em
pfänger von den Steuerbeamten die
ffrage vorgelegt, ob er, der angeblich
Eigenthümer, auch die Bratsch spielen
könn. Dieser erbot sich, sofort vor dem
Publikum, daS der V?rfall inzwischen
angelockt hatte, feine Kunst zu zeigen.
Die Vertreter der Staatsbehörden waren
damit einverstanden, der junge Mann
nahm die Bra! che, fetzt sich auf ein
Weinfaß, stützte den Fuß auf eine Kiste
Bchweizerra e und sofort erklang in wer.
chen Tönen: .Oh, do sitz en Fleeg an der
Wand', dann ,OH. du lieber Aaguftin'
und ähnliche Volkslieder, bis zum Schluß
die ganze Gesellschaft das Lied begleitete:
.Mer lappk, mer pappe' u. s. w. Nach
diesem beweiskräftigen Erfolg wurde das
Instrument steuerfrei übergebe.
ßt Smpfang tit Aegnxte.
AlS Herzog Max von Bayer in
Alexandrie angekommen war, war vor
dem Paläste des V ceköaig eine Ehren
wacht mit einem Trommler und einem
Pfeifer aufgestellt, welche den hohen Gast
mit Trommelschlag und Pfeifenschall em
pfinge. Der Herzog wurde ungemein
heiter, alS er hört,, wie der Pfeifer die
altbekannt Melodie spielte: .O du
lieberAuguftin, alle ist hin!'
Im Normal-Speifehaus.
Gast: Was ist das? Ich habt forben
in der Suppe ein Haar gefunden.
Wirth: Ja, einen ganzen Zovf kann
ich Ihnen für zwanzig Pfennig nicht hin,
einlegen.
Variante.
A' bisserl a' Lieb,
A' bisserl a' G'schrei
A' bisserl a' neuer Hut
IS all'weil dabei!
verschnaxxt.
.Roderich, wo haft Du Deine Uhr?'
Die ist beim Richten, Vater!'
.Und Deine Bücher alle?'
.Die hab' ich auch gleich mit,
gegeben!'
Frommer vlunsch.
Treiber der gleich zu Anfang der Jaad
von einem Sonniagsjäg'r einen Thaler
geschenkt Letommt): ,DS n,nn' ich
nobel!... Von dem möcht' ich gleich
'aufgeschossen werden!'
:7air.
Gast: .Wa. ine Mark kostet da,
Leefsteak, da war ja so zöhe, daß ich
fast eine Stunde dar au gekaut habe.'
Wirth : .Schadet nichts, dekege
rechne ich Ihnen doch nicht mehr an.'
vernichtende Kvilif".
Nichte: .Wie hat Dir der neue Roman
in unserer Zeitung gefallen, Tante?'
Tante: .Ganz und gar nicht. Ich
bin jedesmal dabei eingeschlafen. Drch
möchte ta noch hingehen. Wa aber
daS Schlimmste dabei ist, so etwas nennt
sich Unterhaltungsbeilage !'
?er pr.'iz.
T.'cht:r: .Ich möchte heute den gan
en Tag singen, so vergnügt b n ich l'
Vater: .Da sing' doch! Gott sei
Dank sind wir so geitcllt, daß wir nach
keinem Menschen zu frage hakea!'
Ueberftüssig.
Lerr iium Drehorzelspielei): .Ich
sehe, Sie drehen fortwährend, aber Ihre
Orgel spielt ja nicht !'
.I auch adg, teilt. ,,r in rer
Taubstummenanstalt hört man ja doch
nicht!'
Beim lvort genommen.
Lieutenant (u seinem Burschen):
.Hör' 'mal, S scheint mir, Du versiehst
mich nicht recht: Wenn ich Im Dienst
bin, nennst Du mich Herr Lieutenant,
bin ich aber in Gesellschaft, nicht Lieu
tenant, sondern lieber .Herr Gras'!
Wie nennst Du mich also in Gesill
schaft?'
Bursche: .Lieber Hrrr Gras!'
Ein Idealist.
.Wie Sie gestern ten Hamlet spulten
großartig!'
.Ich hatte aber auch mit tem. Regis
scur gewettet, daß Ich dreimal heraus
gerufe würde!'
vom Cailieder.
Professor: .Meine Herren! Die Rö
mer entwickelten sich äußerst früh bereit
zur vollen Blüthe dr Männlichkeit; st
wurden viel eher 21 Jahr alt, al wir
heute.
Freundschaftlich.
Beanter: .Also Ihr habt Euch bei
der Kirchweih so schlecht betragen,
Sepxl.'
Bauer : .A koa Spur net, nur ganz
freundschaftlich hoben mer unS mit dem
Hioöl a poarKrügleanKrpf gefchmisse!'
Noth, bricht eisen.
A. : .WaS ist Dir denn eingefallen,
altes HauS? Du hast Dich zum zweiten
Male oerheirathet?'
B. : .Mein Gott, wer hätte mir
meine Schulden bezahle soller.?'
Auf der Aleiderkammcr.
Rekrut: .Di Stiesel sind etwas uclt,
Herr Sergeant!'
.Papperlcpapp, Sie denken wol,
eS geht morgen zum Ball!'
Fasliicnable.
.Verkehren Sie nicht ihr mit
Ihren alten Guisnachbarn, ten Wall
bergS?'
.Nein!'
.Weshalb?'
.Ach denken Sie, wenn die in'
Theater gehen und man kömmt neben sie
zu sitzen, ist man blemitt. Beständig
starren sie nach der Bühne und folgen ter
Vorstellung mit eirer Aufmerksamkeit,
daß eS fast den Ä.lscheiu hat als gin
gen sie der Voistellurg halber tn'S
Theater !'
veöhalb.
Herr: .Welches ist ihr Li:bl!raS,
dichter?'
Backfisch: .Entschiltez .Heine', die
Bände passen näml.ch so schön in mein
Bücherregal!'
Naiurgefchichtlichks
Lehrerin: .Kannst Du mir außer den
Obstmaden noch eine andere Art Maden
nennen?'
lDa die Schülerin schweiat, i .Nun!
erinnert Dich einmal an den starken Ge
ruch ein8 täglicher. JerdrauchSartikel . '
Schülerin (freudig einfallend): .Ich
hab's; die Pomaden!'
Abgeblitzt.
SStrr Ihrr fn.fi.n in Tnmt ,.k..
V " X . v . .111. HUl( UlllllV
chen hat): .Na aber Fräulkin, so kurz
Ullivui,utl, !
Dame sflcfi eilig ntffmnW Ki f..
ja, ich bin nicht im geringsten ange
bunden.'
Scberzfrage.
.Woher hat Hannover seine Bildung?'
Antwort: .Von Steda!: dinn auf i,-
dem Etsenbahn.Fahrplan steht: Stendal
Lehrte-Hannover.
Galgenhumor.
Gläubiger tde ei Sck,,sdn,r M
Treppt hinab ver fen will): .Bitte
hinaus!.. Ich habe oben auch noch
einen Herr zu besuchen!'
5treng nach dem Buchstaben.
Höhere Tochter Ckie Na,st,n
Maria Stuart mit dem BuS in der .fih
verfolgend): Wie oberflächlich doch diese
Schausp'eler sind; kein einziaer kaat:
tritt aus' oder. geht ab!' ' "
Zeitgemäß.
Er: Einen Vuchballer.N!'- -,
u"s Felix nie und nimmer annehmen,
er begreift die Buchführung absolut
Sie: Dann wird wobl nl,
ftt I -r ? Mu.fcuy
u"g bleiben, als dak wir ikm ! (..
nes Geschäft kaufen. ' ü