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About Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901 | View Entire Issue (Jan. 17, 1895)
3ch habe feine Zeit". i:on Ib. 0brnr. ,?i:ie Ella!' 'tr Herr Prcsessor Erich Waiden Halle zZillich ten Arm um seine jang otaj gelegt und versuchte, fit an sich zu ziehen, itt Stunden unb Minuten. In denen er seinem lieben Weibe ein Wör! lein sagen tonnt, da nicht für Dritte bestimmt war, tu artn bei ihm, dem Biel beschäftigten, so selten, und die Auge, blicke, in denen er mit ihr allein sein konnte, kamen nur in großen Zwischen räumen. Frau Ella ober schien für die Zäitlich keil thu Gatten kein Verständniß zu haben. Sie sah ihn nur kurz an, machte sich dann rasch au seinem Arme Io8 und kille zur Thür. .Ich habe keine Zkit'. tönte ihre Stimme noch, und dann war Erich Waiden allein. Allein mit sich und mit den Gedanken, die er nicht lo werden konnte. Er wais sich mllde von den Anstrengungen Iti heutigen Tage in seinen Gesiel und starrte vor sich hin. .Ich habe keine Zeit', tönte e wieder in seinem Ohr, und er, der eben sür Alle und für Jeden, der ihn spiechen wollt, Zeit haben mußte, er grübelte darüber nach, wozu denn sein Weid die kostda't Zeit verwenden mußte, diewetlen sie niemals auch nur eine Mi. nute sür ihn hatte. Er konnte dem RZthsel nicht aus die Spur kommen. Er dachte an die Tage, da er noch al gern gesehener Hausfreund in dem Hause ihrer Eltern verkehrt hatte, er dachte an die Zeit, da Ella, daS lieb, reizendste Mädchen, das er je geseh-n, stundenlang neben ihm fitzen und mit ihm plaudern konnte, von allen möglichen und unmöglichen Dingen. Dann war die glückliche Brautzeit gekommen, und wie oft halte sie geklagt, daß er gar keine Zeit für sie hab. Wie oft hatte er ihr erachlt von seiner Arbeit, von den vielen Pflichten, die er zu füllen hatte! .Ja. wenn wir aber einmal Mann und grau sind hatte st dann gesagt, .dann muß daS ganz ander werden, denn dann ge HSlst Du vor allen Dingen mir, und immer wieder mir.- Er hatte gelächelt über diesen liebenswürdigen weiblichen Egoismus und sie getröstet, so gut eS eben ging. Dann wurden sie Mann und Frau und e war in des That ganz anders ge worden, Erich Waiden, nicht allein durch seine Stellung in der Lage, sein äußeres Leben so angenehm wie möglich zu ge stalten, sondern auch al Vestyer eine großen Vermögens seinem Weib jeden Wunsch zu erfüllen, hatte sich während der ganzen Brautzeit an dem Gedanken erfreut, seine Ella einmal schaltend und allend in Hau und Hos zu sehen. Sie war daheim al Tochter eine seiner Kollege zur Häuslichkeit und 2lib:it an gehalten morden, sie war eine treu Stütze ihrer fleißigen Mutter gewesen, und er war stolz daraus, einmal nicht nur ein reizende Weib, sondern auch eine tüchtige Hauöfrau fein eigen nennen zu können. Denn Erich Walden war da, was man inen Hauöhammel nennt, behaglich war S ihm nur daheim, und da er sich dieses Daheim so schön und bequem als möglich eingerichtet hatte, wer wollt eS ihm ver übeln, wenn er sich die Zukunft seine häuslichen Leben? so glänzend wie mög llch dachte. Seine Ella hatte ihn lieb, recht von Herzen lieb, da wußte er, was mochte da zu seinem Glück fehlen. Sie sollte ja thun und lassen dürfen, was fl wollte, Dienerschaft bekam sie, so viel sie brauchte, wenn sie nur ihr Auge über Alle wachte, wenn sie nur ein klein wenig Egoismus hatte er eben auch für ihn und seinehüusliche Bkquemlich keit sorgte. War er denn unbescheiden in seinen Wünschen, in seinen Ansprüchen an seine junge Hausfrau gewesen? Ach, wie oft war ihm nun, seitdem sie Mann und Frau, die oerhängnißvolle Antwort auf irgend eine Frage geworden: .Ich habe keine Zeit.' Frau Ella hatte eine Köchin, sie hatte ein Zimmermädchen, sie hattt sogar eine Friseurin und Anfiel derin und hatte doch immer keine Zeit Und wenn Erich Waiden sie einmal freundlich darüber zur Rede stellte, wenn er meinte, da und dort zu bemerken, daß daS Auge der Hausfrau fehle, wenn er, der wohl ein Gelehrter aber daneben auch . ein sehr praktischer Mensch war, den und jenen Vorschlag machte, dann schmollte sie entweder oder sie zahlte ihm mit einem Eiser, der reizend war, all die Pflichten d! auf ihr ruhten, aus, so baß er am Ende selbst staunen mußt über die Last von Sorgen, die auf setner Ella lag, die ihr für das und jenes, leider gerade im rner das, was er wünschte und vermißte, .keine Z:it" ließen. Konnte er ihr da verübeln, wenn er sie bei feinem Nachhausekommen entweder in die Lektüre irgend eine interessanten RomanS verliest fand, und sie seinen zärtlichen Gruß kaum beachtete, weil sie so wenig Zeit zum Lesen hatte, oder wenn ihm bei seiner Rückkehr vom Hörsaal ge meldet wurde, dik Frau Professor sei zu der und jener Freundin gefahren und werde von da au gleich in' Theater oder in' Konzert gehen, sie habe über angestrengte Nerven geklagt und da Be dürfniß g'fühlt, sich etwa zu erholen. Erich Waiden hatte da alles stumm mit angehört und war dann in sein Zim mr gegangen, um dort in ernster Ge dankenarbeit zu vergessen, baß er eine reizende Frau besaß, die nur immer .keine Zeit- hatte. Und wenn sie dann am EpStabend heimkam, unb er freute sich noch nach dcS Tage? Müh und Noth auf ein trauliches Plauderstündchen beim Lampenschein dann war Frau Ella immer so müde und sehnte sich nach Ruhe. Wie sollte daS erst werden, wenn Aber daran wollte heute Erich Walden nicht denken. Er wollte nur darüber nach sinnen, was, er thun könne, um seiner deut zurück getreten sei. Trotz der politischen Krisis herrscht Der Somiiagsga,! Jahrgang 15. Beilage zum Nebraska Ztaats-Llnzelger. No. : Ella die Zeit zu verschaffen, die sie nicht halte. Er sad die Lösung dieser Aus gäbe nicht. Je IZnger er über da und jeneS nachsann, desto mehr entdeckte if, Casj seine Iiäume mit der Wirklichkeit so gar nicht stimmten, daß seine kleine Frau so manche versäumte, wa sie hälte thun müssen, und daß da und dort mcht Alle so war, wie e sein sollte. Aber wenn er sie jetzt, wie es doch sein Rkcht war, darüber zur Rede stellte, so wußte er schon im voraus die Anlos'.t, die er er halten wird. Frau Ella wird ihn mit ihren großen Augen erstaunt ansehen, sie wird th die weiche Hand, die er gefaßt hat, entziehen und halb unwillig, halb verwundert fragen: .Aber lieber Erich, wa sehlt Dir denn, worüber hast Du denn zu klagen? Ueber die Köchin? So schicke ich sie fort. Ueber den Diener? Dann sehe ich nach einem andern Stört Dich Jemand in Deiner Arbeit?' .Ach der .Jemand', von dem er sich hätte so gern in seiner xb-it stören lassen, hatte eben .keine Zeit' dazu.' Er senkt wie ein Sünder fein Haupt und schweigt. Und Frau Ella hält ihm sein ganze große Unrecht vor, sie beginnt mit der Liebe zu ihm, an die er glaubt, so gerne glaubt, und endigt mit dem tiefsinnigen Acksfpruch: .Ich habe keine Seit', an dessen Wahrheit er eben nicht glauben kann und richt glauben will. Dann schilt er sich selbst einen Undank baren, und mit tausend Schmeicheleien sucht er die ZorneSfalten zu glätten, die sich auf der Stirne feines Wetbe? zeigen. Sie läßt sich seine Liebkosunzen eine Weile, eine ganz kleine Weile ruhig ge fallen, aber bann wird er mit dem ernsten .Nun aber geh! ich habe keine Zeit l ' zur Thüre hinausgeschoben. Und eS bleibt Alles bkim Alten! Erich Waiden, der Gelehrte, ist man. chem schweren Problem auf die Spur ge kommen, manche wissenschaftliche Fraqe, sür die ein Anderer keine Lösung wußte, hat r beontwortet; di Frage, wozu seine Ella ihr Zeit verwendet, weiß sich Erich Waiden, der Gatte, nicht zu be antworten. Sie ist doch früh auf er muß wenigsten glauben; sie schlum wert noch, wenn er früh morgens nach der Universität geht sie verwendet doch nicht zu viel Zeit auf Toilette wenn er nach Hause kommt, ist sie ja längst fertig damit sie lieft nicht zu viel wenn er si bei einem Luche trifft, hat sie eben erst angefangen zu lesen. .. .ihre Besuche hallen sich nicht zu lange bei ihr aus, ihr Freundin Amalie, nie er bei seiner Frau im eifrigen Gespräch trifft, ist .eben erst angekommen' und will gleich wieder gehen.... DaS sinde ein Anderer denkt Herr Erich Waiden und bemüht sich, seine Gedanken aus die Arbeit zu lenken. Aber eS will nicht gehen. Sein Kopf ist heute so müde, er jühlt sich nicht wohl. Eine Weile thut er sich Zwang an, dann legt er die Feder weg. Er ist noch nie krank gewesen sollte er eS nun werden? Wer Zollte ihn dann pflegen feine Frau hätt ja wahrfchklnirch .kein Zeit' dazu. Er erhob sich mühsam und ging nach dem Zimmer seiner Frau. Er wollte sie nicht stören, meinte er, da er sie gerade bet der Toilette für da, Theater fand aber.... Ella hatte sich rasch umgesehen und ihn halb erschrocken angeblickt. .Bist Du nicht wohl, Erich?' hatte sie gefragt; .etwa Schwindel und Kopfweh? Du hast zu viel gearbeitet! Bitte, laß Dir von dem Diener eine Flasche Wein au dem Keller holen ich hake jetzt keine Zeit....' Als Frau Ella Walden au dem Theater heimkam, fand sie die Diener schaft in großer Bestürzung. Der Herr Professor seien sehr krank, meldete ihr der alte Jean! Sie weinte einen Augen blick, ihr Herz stand still sie mußte um Athem ringen. Dann eilte sie nach dem Zimmer ihres Manne. Er, der sich tn wildem Fieber in den Kissen hin und her warf, fah sie inen Augenblick mit großen Augen an als sie sich über ihn beugte: .Ella,' flüsterte er leise und faßte nach ihrer Hand dann kamen wieder die Fieberxhantasien. .Sie ha! keine Zeit,' murmelte der Kranke unun terbrochen und ihr, die neben ihm saß und in tödtlicher Angst de Arzte harrte, gingen dies Wort wi Dolch ftiche in' Herz. Al der Morgen graute, saß Ella noch immer am Bette ihre Manne, der nun in einen unruhigen Schlummer verfallen war. Der Arzt hatte bedenklich den Kopf geschüttelt und sorgfältige Pflege anbefohlen. Jean hatte sich erboten, bei dem Herrn zu wachen, aber Ella hatt ihn beinahe rau abgewiesen. Und wie si nun so dasaß im Dunkel der Nacht und ängstlich lauschte auf den Athemzug de Kranken, da war eS ihr, al müßte sie nun in die fer bangen Still sich und dem Kranken Rechenschaft geben über Alle, was sie gethan, und unterlassen. Da rang ihr Stolz mit dem Bewußtsein lässiger Pflichterfüllung, da sah sie, daß sie tm Wohlleben und Reichthum vergessen hatte, daß die Liebe vor Allem werklhälig mit dem Rufe: Nieder mit der tion". Rk und fröhlich im Arbeiten ist, und schwerer und schwerer legt sich aus ihr Herz die Erinnerung an alle? das, oa sie versäumt. Manchmal war ihr, ol5 riefe der kranke hren Namen Und die Stunden kamen rnd gingen. Ella' Blicke richten ras dem Manne, der nun sür da büßen sollte, wa si gefehlt. Und r hatt ihr nie inen Vorwurf ge macht, sie nie getadelt, ruhig hatte er sie gkliedt da sie nicht an da dachte, na ihm gebührte, sondern nur an da, wa sie gefehlt wenn er von ihr ging und ihr nicht liesse als die Reue? Dos konnte, da rollt sie nicht denken. Er wird gesund werden und sie wird ihn pflegen, sie wird ihn hüten und sie wird nur di eine Pflicht kennen, ihn zu lieben. Und in den Schlummer hinüber, in den sie sank, spannen sich die Gedanken der Wachenden. Erich war sehr krank. Wochenlang schwebte er zwischen Tod und Leben. Ella aber wußt und wollte nicht wissen vsn Erholung und Ablösung durch Andere im Dienste de Kranken. Keinen Besuch enpsing sie; wa sie sich gelobt in jener verhängnisvollen Nacht, mit der Kraft der Liebe hielt sie daran fest und eS gelang ihr, sich selbst zu besiegen. Lang sam nur gena Erich aber dik Pflege seiner Frau that Wunder. Der Arzt hatte frische Landluft ver ordnet, sobald Erich reisen könne. Es war ein stilleS abgelegenes, Plätzchen, wohin sie zogen. Am Abhang einer waldbewachsenen Höhe, vor sich daS grün Thal. Erich'S Blick wurde nicht müde, die Schönheit, die ihn umgab zu bewundern. N;ch wenige Tage, und er sollt wieder mit seiner Ella nach der Stadt zurück. Auf dem Balkon der Villa stand er mit ihr. Wie ganz anders lag nun das Leben vor ihm: wie oft hatte er in stillen Stunden der Zukunft gedacht, die nun so ganz werden solle, wie er sich' gewünscht und gehofft. Wohl war ihm manchmal bange, ob sein Weib auch dem treu blei den werde, wa sie sich und ihm in einer Stunde gelobt, da sie ihn um Vergebung gebeten sür Alles, was sie an ihm vti säumt. - Er wandte sich jetzt zu ihr : .Und Du wirst nie vermissen, was Du meinetwegen dahtngiebst?' fragte er sie. Da sah sie ihn mit frohem Lächeln an: .Ich habe keine Zeit dazu,' sagte sie, sich fest an ihn schmiegend. Echtes Gold. Novelletle von Paul B l i jj. Erst um acht Uhr war daS Diner be endet. Der Wirth lud un in den Gar ien, wo Kaffee, Likör und Cigarren her umgereicht wurden. Dann blieben wir noch ein halbe Stündchen plaudernd zu sammen, und gkgrn halb neun Uhr gin gen wir von einander. Der Gerichtsrath und ich hatten den selbe Weg nach Halensee, und da der Abend prochtooll war und uns Bewegung gut that, nahmen wir keine Fahrgelegen tzeit, sondern gingen di nicht große Strecke. Als wir am Kurfürstendamm waren, stand der alte Herr still, nahm sein:n Hut ab, sah in die finkende Sonne, holt tief Athem und sagte üblich mit leicht zitternder Stimme: .Sehen Sie nur, wie schön, wie einzig schön dieS Bilo ist, dieser gluthrothe Feuerball da, wie r langsam hinabsinkt, wie daS alle? flimmert und zittert in den löst lichen Farben, ist das nicht überwälti gend schön? .JedluTaz kann ich daS iedersehk,' sprach er mit Begeisterung weiter, .und immer finde ich neu Schönheiten daran, ja, eS wirkt auf mich geradezu erjün gend, reinigend, alle Gut in mir wacht aus, und Hoffnungen und Wünsche, die längst ausgegeben sind, werden wieder neu belebt.' Schweigend stand ich neben ihm, und etwa wie Neid kam über mich; dieser alterute Mann sprach mit jagendlicher Kraft, au seinen Augen leuchtete da Feuer der Begeisterung, und all die vielen Jahr voll dittkrer Lebenserfahrungen, die dS Mannes Haar gebleicht hatten, waren nicht im Stand gewesen, die Hoff nungen und den Glauben an da Gute in der Welt zu rfticken ich be neidet ihn darum. ,Wi freu' ich mich, daß wir zu Fuß gegangen sind,' lächelt .r, .das thut doppelt wohl nach einer so langen Sitzung und gerade die heutige o! ol' .Also haben Sie sich gklangweilt?' fragt ich." .Bewahr, nicht im geringsten. Der Wirth war ja so zuvorkommend und takt, voll und daS ganze Arrangement so muster, haft, nein, S wär ungkrecht, da verkennen zu wollkn, aber geärgert habe ich mich doch, schwer geärgert sogar!' Fragend sah ich ihn an. .Ja, Si oerflehenmich nicht, junger Freund, daS können sie auch nicht, denn ich bin alt und Sie sind jung, und ge anderen versSlschnng. 40 Jahr lana a ianvard. rade über die jungen Leute, die mit un geladen waren, hab ich mich heute ge ärgert.' Ich w:i.te nicht, zu fragen, denn in feinem Gesicht lag etwas HoheilSool' 13, Ernste, da mich zum Schmiigen brachte. .Glauben Sie nur ja nicht, daß ich verbittert bin, oder gar unsere Jugend Haffe,' fuhr er fort, .im Gegentheil, ich liebe sie! und darum gerade ärgere ich mich so oft über sie; zum Bei spiel, die sech jungen Leute, die da zu sammensaßen, heut' Abend bei Tisch, ich glaube, sie find alle Künstler, und auch wohl kaum über die fünfundzwanzig hinau, ist das Jugend? Diese Bla strichelt, dies scheinbare Weltmüdigkeit und diese Apathie, die mit Allem fertig ist, der e nicht Neues, Jmponirende unter der Sonne mehr giebt, ist da Jugend? Und dann dies negirende An schauung über die Menschen im Allgemei neu und Ober daS weibliche Geschlecht im Bksor.deien, ist daS nicht einfach absurd? Wa wissen diese Kerlchen denn von dem Weib überhaupt? Au den paar galan t'n Abenteuern, die sie in ihr Tage buchn: notiren, wollen sie die Erfahrung gemacht haben, daß alleS schlecht und alle g'mein fei, o, eS schmerzt mich lies, immer wieder dasselbe zu finden, und ich habe nur den einen Trost: der zu versichtliche Glaube, daß eS nicht so viel den kann, daß wieder gesunde Menschen kommen erden, die di alten Werthe wieder zu neuen Ehren bringen werden.' .Die alten Werthe?' fragte ich er staunt. .Jawohl,' antwortete r ernst, die alten Ideale! und die Liebe, die wahre golben L ebe! denn an die glauben sie doch alle nicht mehr, die klugen jungen Herren.' Wieder stand er still vud sah in die onne. In s einen Augen peilten große Thränen und über sein Gesicht husch! ein Z'ig leiser Wihmuth. Ec strich mit der Haud über daS weiß Haar, nickte ein paar Mal, wie in Erinnerung an etwa; dann ging er langsam weiter. Echveigend ging ich neben ihm. Die Sonn war gesunken und im lichten Violet strahlte der Horizont. Ein lauer Windhauch weht den würzig süßen Ge luch von frisch gemähtem Heu zu uns heran. Auf d:r rechten Wegfeue war tin Kartoffelfeld und dahinter standen Sonnenblumen, mannshoch, und neigten die sruchtschweren Häupter hin und her im Windhauch. Und weit und breit auf den Feldern keine Menschenseele. Lang sam mit milder Wohlthat kam die Nacht hernieder. .Ich will Ihnen mal etwas erzählen, junger Mann,' begann der alte Herr wieder, .eine ganze einfache und ganz kurze Geschichte, aber sie wird Ihnen doch nachzudenken geben, denn e ist eine wahre Geschichte und ich selbst bin da, durch ein Anderer geworden, ich selbst, ja wohl, denn ich habe sie erlebt.' Er schwieg und schien nachzudenken, wie er beginnen solle. Unb endlich sprach er, aber mit einer anderen Stimme als bisher, mit leichter Rührung oft. oft aber auch mit schmerzdurchztltertcn Tönen, die sich mir in dte Seele drängten, und die ich roch heute h?re. A3 ich jung war, o, da war ich ein toller Kerl, ewig verliebt und immer auf der Suche nach neuem LiebeZglück. Aber ich hatte nie sonderlich Glück, und wenn ich mal einen Bund geschlossen, dann war'S nur für kurze Zeit. Ich war zu unbeholfen und linkisch, war zu viel bet meinen Büchern und zu wenig unter den Menschen gewesen; ich wußte nicht, wie man eS anstelle, um di Mädchen zu ge winnen. So kam es, daß ich oft ver lacht und noch öfter zum Besten gehalten wurde. Den Mädchen galt ich als ein komische Figur, die man als Mann nicht rnst nehmen wollte. All das merkte ich bald, aber S machte mein LiebeStollheit nur noch rasender. Zu derselben Zeit machte ich die Bekanntschaft eines AllerS genossen. Ein lustiger guter Kerl, sehr bkgabt, aber entsetzlich faul, dafür aber um so eisriger, wo eS galt, ein Liebes adenteuer zu bestehen. Wir wurden bald eng befreundet. Ich machte ihm seine Arbeiten für daS Examen und er lehrte mich, wie man die Herzen der Mädchen gewinnt. Wir prosiltrten gegenseitig, so daß wir bald in Amt und Wurden waren. Jetzt galt e, un Frauen zu finden. Wir hielten tapser Umschau, konnten aber nicht finden, was un auf die Dauer fesselte. Ich dacht über die Ehe sehr ernst; nicht nur ein Hausfrau wollte ich, nein, ich suchte in Wesen, mit der ich auch in seelischer Gemeinschaft leben konnte. Mein Freund dagegen nahm die Sache ganz leicht, er wollte vor allem eine Repräsentantin für sein Hau, und wenn er im Eheleben dann keine Befrie digung fand, so hatte er außerhalb der Ehe ja Bekanntschaften genug. Ueber seine lare Moral hielt ich ihm oft genug lange Reden, er aber lachte nur dazu und sagte: .Jeder möge nach seiner Facon selig werden.' Da ineS TageS kam Besuch in daS HauS meiner Eltern. Eine entfernte Verwandte, Marie heißt sie, war verwaist, war jung, schön, h57z!g, lieb und nebenbei auch noch reich. Am null) Hl ll ?,,. ciuuau nium in. dcn, sind die feinsten und bringen $4.82 daS Tausend. J5. dritten Tag schon wußte ich, daß ich sie liebte. Jeden freien Augenblick brachte ich bei ihr zu. Täglich waren wir zu sammen. Ich erschöpfte mich in Busmerk samkeiien. Jeden Tag brachte ich kleine Geschenke, und mit duftenden Blumen umgab ich sie Tag für Tag. Ich war rasend verliebt, wirklich bitter ernst, aber ich sprach nicht zu ihr davon; ich verschob eS von einem Tag zum andern, wartete immer auf den geeigneten Mo ment, aber fand ihn nicht. Da kam mein Freund in 4 Hau. Er sah si und liebte si (so weit da bei seiner glatter hastigkeit möglich war); er aber spielt nicht den schüchternen Liedhader, fondern ging tapfer auf sein Ziel lo. Nach wenig Tagen bemerkt ich, daß meine Aussichten hoffnungslos waren, denn die Beiden liebten sich. Noch einigen Wochen schon waren sie Mann und Weib,' Der alte Herr schwieg, holte tief Athem, nickte ein paar Mal, und sprach dann langsam weiter. .Aber man erträgt alle, anfangs freilich, o, ich war dem Wahnsinn nahe vor Eifersucht und Haß und Rache, aber man erträgt alles. Die Zeit ist ein gutes Heilmittel und die Arbeit euch, so f.no ich Linderung und wurde wieder ruhig in dem Trost, daß .sie' ja glücklich geworden ist. Da aber machte ich ineS TageS die Entdeckung, daß dte Ehe nicht glücklich war. Der Mann betrog seine Freu. Ich forschte weiter und fand, daß dte Beiden einander innerlich fremd warn. Er erklärt mir ganz offen, daß r todt unglücklich sei. weil er bei der Frau nicht da geringste Verständniß fand; und sie wieder verkümmerte einsam, da ihr Mann sie vernachlässigte. Er suchte und fand Trost in einem tollen Genußleben. Sie aber liebte ihren Mann mit ovsermutht ger Treue und ertrug alle die Bitternisse, die er ihr bereitete, allerdings wußte sie nicht, was alle Welt wußte, daß er sie betrog.... O, was ich damals gelitten habe! Ich liebte sie nur noch mehr jetzt und sann Tag und Nacht, wie ih ihr bei stehen könne. Zuerst hatte ich mit dem Freund eine erregte Scene. Ich machte ihm die bit terften Vorwürfe, denn er stand vor dem Ruin. Umsonst. Er höite mich nicht an. Und dann, als ich mir nicht ander helfen konnte und als der finanzielle Ruin wirklich da war, ging ich zu der grau, erzählte ihr alles, wa ich mußt, und bot ihr meinen Beistand in dieser schweren Lage an. Ruhig und gefaßt hörte sie mich an, al ich aber von der Untreue ihre Manne sprach, brach sie weinend zusam men. Da hielt ich nicht mehr an mich, ich trat zu ihr, richtete sie auf, und al sie in meinen Armen lag, vergaß ich alles um mich her, ich preßte sie an mich und küßte sie voll wilder Leidenschaft, und ich sagte ihr, daß ich sie noch immer lieb, so heiß, so wahnsinnig, wie hemalö, und ich bat sie mit zitternden Worten, daß sie stch von ihrem Mann trennen und mein Weib werden möge, wußte nicht, wag ich that, aber ich wußte, daß ich nicht an das handeln konnte. Sie aber stieß mich zurück; hoch auf gerichtet stand sie vor mir und sah mich mit stolzem Blick an. .Ich kenne meine Pflicht!' rief sie mir zu. Dann wies sie mir die Thür. Und ich ging, tastend, taumelnd, bewußtlos; stunden lang habe ich dann zu Haufe so gelegen; alle war mir gleichgültig.... Was dann geschah? Das Wunderbare! Sie gab Alle, ihr Letztes hin, um die Ehr ihres Mannes zu rettten. Und ihr Mann, beschämt durch ihre schlichte Größe, lernte einsehen, wa sür ein Juwel er an ihr hatte; er bat sie um Vtrzethung für all das Bös, das rr ihr zugefügt hattt. und tr lernte sie lieben unv hochschätzen, und so wurden st glücklich.' Er war zu Ende. Er stand still, fah mich mit unendlich gütigem Blick an, klopft mir dann aus die Schulter und sagte: .Das war die Liebe eine Weibe, junger Mann, lernen Sie daraus, echlis Gold wird klar im Feuer.' Dann trennten wir unö. Als er dann meinen Blicken entfchwun den und ich allein war, stand ich still und sah empor nach dem sternenbesäeten Him. mei, und noch immer hörte ich eine Stimme, aber nicht die meine alten grkundes war es, nein S waren Töne, dte aus wett Ferne zu mir klangen, aus einer Zeit, die weit hinter mir liegt, der Zei: der Jugendschmärmerei, in dte man stch so gern zmückoersetzt, wenn man dte unstillbar große Sehnsucht tu der Brust brennen fühlt. . . . ßi treuer Kriegsljund. Der österreichische Kadett. Offizier, flelloertreler Karl Lukicic deS bosnisch, herzegosinischen Infanterie , Regiment öio. 3 wollte bei einem Jagdausftuge bei Deroent den Geschoßsang der dortigen Schicßflätke passtren unv stürzte beim dliiege in den rückwärtigen Graben, wobei beide Gewehrläuse sich tutluden und ihn lebenSgejährlich verwundeten. Auf dte Hilferuf deS Verunglückien er schien alsbald ein Bauer, elcher den na un, wagen -' I U 7Z , l'rtil .i.i 1iM , itl I rli.ii t rt Wrtf I fivkivi cuht"LHU)ii-v i niuju( it ii uui i Schwerveiketzten in die Ziegelhütt trug und dann in die Käsern eilt, um Hilfe zu bringen. Indessen war der Krieg. Hund .Spion', welchen der Kadett mit genommen hatte, schon in di Kaserne voraulgeeilt und bemühte sich durch Bellen, Ein und Anlaufen beim Thor, die Aufmerksamkeit aus sich zu lenken. A! die unbeachtet blieb, lies er zur Wohnung de Verunglückten und tt suchte unter Winseln und Bellen dieselbe mit den Pfoten zu öffnen. l nun bald darauf zwei Offiziere und einige Mann mit einer Tragbahre erschienen, lief .Spion', bellend cn Weg weisend, voran bt zur Schießstätte; dann im schnellsten Lause zurZielnhütt, wo man ihn von neuem den Verunglück ten, dessen blutende Wunden leckend, fand. Hierauf begleitet da treu Thier knapp an der Bahre schreitend den trauri gen Transport und winselt di zum Eintreffen in der Wohnung de Kadkt. osfizier-Stelloertreter. Dort verkroch er ftch untkr da Bett de Schaerverletz ten, und al dieser in ein andere Zim mer übertragen wurde und dem braon Hunde der Eingang verwehrt werden mußte, blieb .Spion' über Nacht vor der Zimmerthür liegen und benützt g gen Morgen, al ein Wärter da Zim mer betrat, die Gelegenheit, um stch mit hineinzuschleichen, legte sich neben dem Verwundeten und leckte wedelnd dessen Hände. AI endlich Kadet Lukicic zur Ueberführung in da Spital nach Sara, jevo in den Waggon gebracht wurde, wollte dr Hund mit aller Gewalt mit und mußt von einem Manne gehalten erden, da r sonst dem Zuge nachgelau fen wäre. Dr KadetofkizierSStelloer treter Karl Lukecic selbst soll schon außer Lebensgefahr fein. ein schöner ßyarakterzug. Den Dichter Scribe hatte sin Pro buktivität zum Millionär gemacht. Die fer Krösus war aber durchaus kein Geiz hals. Großmuth und Wohlthätigkeit, sinn waren neben seinem Talent seine achtenswerthesten Eigenschaften. Einer setner Biographen erzählt folgenden schö nen Zug: Ein Mitarbeiter Scribe', mit dem'der Letztere zusammen ein Stück geschrieben, welche nicht gefiel und schnell wieder vergessen wurde, starb und hinter ließ eine Wittwe tn den dürftigsten Um ständen. E galt, dieser Unglückliche beizustehen, doch nicht aus gewöhnlichem Wege, denn die Dame besaß den Stolz der Armuth und würde stch nimmer dazu verstanden haben, von einem Fremden Geld anzunehmen. Scribe half hier aus da Geistreichste. Er wandte sich an einen Agenten der Tantieme.Verwaltuvg und ließ durch ihn der hinterlassenen Frau seines Mitarbeiter fortgesetzt er hebliche Summe. zustellen, unter dem Vorgeben, daß da Stück ihre Manne noch immer und oft auf den Theatern in der Provinz gegeben würde, wenn e auch von denen in Pari verschwunden sei. Die so edel und schön Unterstützte hat nie erfahren, woher eigentlich die Gelder kamen, die sie noch immer ihrem verstorbenen Manne verdanken zu könne ähnte, und vermachte dte Ansprüche aus ihre vermeintlichen Autorrechte noch testa mentarisch. ?er einssuli der Köyenkage der Ar oeitsgesse auf die menschliche Äröcilsleillung. Bei Gelegenheit der jüngst begonnene Eifenbahnbauten in Peru sind von wissen schaftlicher Seite interessante Veobachlun gen über die menschliche Arbeitsleistung in Gegenden von bedeutend verschiedener Höhenlage gemacht worden. Bekanntlich liegt die genannte südamerikanische Rk publik durchschnittlich 4200 Meter über dem Meeresspiegel und ist u. A. wegen ihrer großartig angelegten Eisenbahnen berühmt, die verschiedentlich Pässe von 4000 Meter Sechöhe überschreiten. Die Schienenstränge der kürzlich dort in Bau genommenen Eisenbahnlinie berühren die jetzt über.35 Jahre bestehende Residenz, stadt Lima in einer Höhe von mehr al 15,600 Fuß resp. 5000 Metern über dem Meeresspiegel. Man hat nun durch Be obachtungen an den Eisenbahnarbeitern festgestellt, daß der Mensch, wenn er allmälig von einem Arbeitsplatz an einen andkrn, vkrschiedene Hunderte von Metern höher gelegenen versetzt wird, in der Re gion zwischen dem Meeresspiegel und 3000 Meter darüber wesentlich die gleiche Arbeit zu leisten vermag. An Orten, die über diese Höhe hinausliegen, macht sich eine schnelle Kräfteabnahme und damit verbundene Verringerung der menschlichen Arbeitsleistung bemerkbar, di in einer Gegend von S000 Meter Höhe sich sogar um die Hälfte der Nor malardeitSfähigkeit vermindert. Seügsamkeit. Der Großherzog Friedrich Franz I. von Mecklenburg war ein dem gemeine Manne gegenüber leutseliger Herr. EineS TageS traf er einen Tagelöhner hinter'm Pfluge und fing mit ihm ein Gespräch an, im Verlauf dessen er ihn fragte, welchen Lohn er für sein Arbeit erhalte. Der Tagelöhner antwortete: .Eten un Drinken, Hüsung un TKg', und IS der Großherzog fragte: .Wetter nichts?' entgegnet der Mann: .Hett hei mihr?' Durch die Blume. Fritzchen: .Papa, bist Du gut aufge. legt?' Vater: .Ja!' Frihchen: .Papa, willst Du auch gut aufgelegt bleiben?' Bater: .Ja, warum?' Fritzlben: .Dann zeig' ich Dir m'tn Schulzeugniß ein andereSmal I' nenf,nern,n er,urn- ' 1 r fril trnr '4 CMC- WJWfiK'l!