Lieutenant von Frznkenstein Lgn HüttZ Jtajeüi von i'w.vi. Und ich sagt Dir, Elsire. ich halte die llerichtlgstcn Grünte 1 Ich kann die Hand meiner Toch'er richt emem Kinn gkbeN, vn " .Aber Dresow, noch gestern Abend warft Du ganz anderer Ansicht, sprachst Du nicht selbst die Hoffnung au, gram kknftein möge sich noch vor dem Au marsch rklZren? Aeußerteft Du nicht Deine Freude, daß B gerade Dein Regi mentl.Adjutant sei, dem Charlotte' .Charlotte ist ein Kind und Charlotte hat zum Glück einen einsichtsvollen Bater. Ihr siebzehnjShrigkS Her, mild nicht brechen und außerdem braucht fit gar nicht u erfahren, daß Frankenstein um ihre Hand anhielt. Nein, dieser Frankenstetnl Wer hätte daS gedacht I der mit diesen meinen eigenen Augen bade ich es gesehen! Und gerade setzt, mitten in der Mobilmachung, wo ich gar nicht ohne ihn serlig werden kann den ganzen Tag mit ihm verkehren mug. Sobald da Regiment abmarschirt, nehm ich natürlich einen anderen Adju- tauten, aber, eyt unmöglich i In langen Schritten, gesenkten Haup ÜB, die Hände in die Hosenlaschen oer graben, durchmaß Oberst von Dresow den geräumigen Saal seiner Dienst aohnung im Schlosse zu Jburg. Frau Elvire hatte sich in einen gauleuil nie dergelaffen und folgte mit den dunklen Augen jeder Bewegung des Gatten. SS lag Enttäuschung und Trauer und doch auch wieder der Ausdruck der Frage in ihrem Blicke. Seit einer geraumen Zeit schon war die Erregung des Oberst in stummem Eilmärsche zum Ausdrucke ge kommen. .Bernhard solltest Du Dich nicht ge, im haben," wagte jetzt Frau von Dre som, schüchtern zu fragen, wir kennen ihn doch so lange und von allen Deinen Offizieren war er Dir stets der liebste. ' Der Oberst blieb vor seiner Frau stehen, den Oberkörper vorgebeugt, sah er fast zornig auf diese herab. .Ich mich geirrt? Mit diesen meinen Augen habe ich (8 gesehen! Ich sagte eS ioi- ,?ber was denn? War'S denn so schrecklich, daß Du mir, selbst mir es nicht mttiheiltn kannst?' Er besann sich einen Augenblick. , Gut denn sagte er, ,aber niemals soll Charlotte ersahren, daß man ihr junge Herz als Svielball benutzte, daß der Mann, der noch gestern Abend das arme Kind nicht eine Minute aus den Augen ließ, baß der Mann, der heute Morgen " er ballte die Faust und be gann eben wieder seinen Sturmschritt. .Nein, Bernhard hielt ihn Frau Elvire zurück, .jetzt will ich auch wissen, was Dich empört. ,Ja, Du sollst Alle? wissen eS ?smmt noch früh genug. Also der selbe Mann sieht zu derselben Zeit in einem unerlaubten Verhältnisse zu einem anderen nun, was wird'S fein? einem Frauenzimmer!' .Bernhard, er? Dirk Frankenstein? Das ist ja unmöglich! Gerade er ein. da! glaube ich nicht!' Sie war aufgesprungen und stand dem Oberst gegenüber. .Und dennoch ist eS so,' fuhr dieser fort. .Als ich diesen Mittag, es war gegen Zehn, eine eilige Angelegenheit mit ihm zu besprechen hatte und ihn auf suchen ging, sah ich ihn von Weitem auf dem Corridor feiner Wohnung im Ge spräche mit einem Frauenzimmer. Doch kaum er ich um die Ecke gebogen, fort war sie, in seiner Stube! Ich sah noch, wie er den Schlüssel abzog und dann mir, scheinbar unbefangen, ent gegen kam. Aber mir entgeht nichts l .Gehen wir in ihre Wohnung, Iran kenstein,' sagte ich. ich habe mit Jhnm zu sprechen.' Ich habe den Schlüssel verloren,' antwortete er und na, roth wurde er wenigstens noch über seine Lüg. Ich nahm mich zusammen, that, als wenn ich Nichts bemerkt hätte, aber leid Hat'S mir doch gethan, des Kindes wegen. Hatte ja gesehen, wie eS um sie steht. Ader wir Männer haben die Augen offen. .Sie find mir ein unstche, rer Charakter,' so habe ich ihm gesagt, all er die Frechheit hatte, diesen Mittag um Charlotte zu werben. Hättest sein verdutztes Gesicht sehen sollen? Kein Wort erwiderte er. Nur roth ist er ge worden. Mochte begreifen, daß mein scharfes Auge ihn zur rechten Zeit er kannt hatte.' .Bernhard, da ist ja abscheulich! Mein Gott, wie war eS möglich, daß wir uns so täuschen konnten! Und Char lotte. ja. sie liebte ihn, ' .Sie soll und wird von der ganzen Sache Nichts erfahren! Verstanden? Dann ist das bald vergessen, um so leich ter, als wir übermorgen marschiren und a propos, haft Da die wollenen Hemden mit ordentlichen Knöpfen versehen? Ich erde mich um meine Koffer nicht küm mern können, muß jetzt' er sah auf die Uhr .weiß der Himmel schon drei. Da kommen die ersten Augmen tationSpfertel' Er eilt fort. .Mein armeS, betrogenes Kind,' seufzte die Dame. .Nein, niemals soll sie erfahren, wie schlecht die Männer find. Ach, Bernhard war doch niemals so!' ES wn am 24. Dezember des Jahres 170. Zollhoch lag der Schnee in den Straßen von B.ois, vom eisigen Ost winde aufgewirbelt. Unter mächtigem Rauschen und Krachen schoben sich die Eisschollen über einander im brausenden Loireftrome. Die weißen kalten Strah. len des eben aufgehenden Vollmondes wurden glitzernd zurückgeworfen von den sich aufbäumenden Eismassen.. Matt ftahl sich der Schein der Lampen und Seren durch die kristallbedeZten Fenster iie.len ttS Hole! du raulet d'or' am .Cw d'-c de Gui'e'. Drinnen tler ,m grcpin a;e des Hotels gewahrte man Ji.chtS von dir Win'ergrenge draußen, dort he:r!ch'.e rezeS Treiben. Wer nicht Dienst hatte von dtZ Oinzie ren deS preußischen Dragoner Regi mentS, der.sar vereint, und aller Hände reaten sich. hier, im Feindesland, nach heimischem Gebrauche den Christbaum auszuschmücken, der inmitten del SaaleS aufaestellt war. Schon prangten die Zweige im Glänze der Goldverzieruneeo, vom flaaernv hellen Karninfeuer, wie belebt, schon waren zahlreiche Wachslichtchen ange bracht und unter fröhlichem Scherzen wurden eben die Goldpapierdüten und Läckchen anaehongt. welche, mit den Na men der Teilnehmer versehen, Geschenke und Ueberraschungen für die einzelnen Oinutie enthielten, .Die Sache macht sich', äußerte der Festordner, ein um'a X-itt-, munterer Premier, sein Werk betrachtend, zahlen Sie einmal nach, Gradow, ob ri: Num mern alle angehängt sind, eS müssen 13 fein, ich werde vorlesen. .Sie haben grankenfteia vergessen sagte Lieutenant Grabow, nachdem alle übrigen Namen genannt, .Der kommt nicht, hat freiwillig die Abenrvatroutlle übernommen, für i'cg, nach BeureZ, da am Wege nach Tours.' Etqene Passion, gnade am Wety- nachtSabenb und bei der Hundekälte. Nun. wo eS was zu thun giebt. la ist er doch immer vorne weg. Noch heute Morgen habe ich ihn beobachtet, als die Franktireurs den Angriff aus Bienne machten, cS war doch wundervoll, wie er mit feinem Zuge auf der glatten Chaussee voraalopxirte, mitten hinein in die Schtzenl Ihm danken wir doch da? rasch: Zurückgehen cc3 Feindes an der stelle. .Was hilft'S ihm? Bei Chateau Ser queur hat er auch wie ein Verzweifelter gekämpft, und bei Vendome mit Lebens gefahr die wichtigsten Meldungen ge, macht; ja, im Grunde verdanken wir doch feiner Aufmerksamkeit auf Vorposten, daß der Ueberfall gegen unsere Division am Loir rechtzeitig xarirt wurde. Aber, wie gesagt, was Hilft'S ihm? Er findet nun einmal keine Anerkennung bei unserm Alten. Ich möchte wissen, was der Oberst gegen ihn hat.' .Freilich, Du hast recht, maS ist aus dem lustigen Kameraden geworden! Nur in unermüdlicher Thätigkeit sucht er offen bar etwZs zu bekämpfen, was ihn drückt. Uud das dauert nun schon ' .Genau seit dem AuSmarsche,' fuhr Rittmeister Ramberg fort, . seit dem Tage, wo Oberst Dresow ihn vom Adju tanten ablöste. O, er hat thu eigentlich abscheulich behande. .Gctt weiß weShalb. FS muß ei Privatsnche mitipielen, glaubt es mir, der Alte ist doch sonst ein gnechtcr Kerl und ' .Und ich sage', siel ein junz Lieute nant ein, .eS ist irgend eine Weiber, geschichte dabei. Als mich der Oberst zum Adjutanten nahm, hat er mich ein-, mal eS war schon auf dem Marsche durch die Pfalz gefragt, wie Franken- ftein'S moralisches Leben aber nein, darüber darf ich gar nicht sprechen, 13 Adjutant ' .Guten Abend, n-.eine Herren.' tönte eS eben in tiefer Stimme Lurdj bin Raum. Alle Offiziere sprangen auf und .Herr Oberst kommen zu früh', nni.dt sich der dicke Festordner n riefen, .die älteren Herren wurden erst um (Sieben erwartet.' .Ich komme auch nur, um zu fragen, ob Frankengein hier ist, ich möchte ihn sprechen. Er soll heule übrigens wieder tollkühn gewesen sein. Der Mann kennt, glaube ich, keine Nerven.' .Frankeastein hat freiwillig Patrouille übernommen. Er meinte, er tauge nicht für heitere Weihnachtsfeier und wird auch wohl erst fpZr heimkehren.' .Fatal', brummte der Oberst. .Wann beginnt unsere Feier?' Um Sieben. Der Herr Oberst halten selbst die Stunde angesetzt.' .Und wann kann Frankenst:tn zurück sein?' Nicht vor Acht. EL sind drei Meilen bis VeuveZ und ftellenmeise seh? glatt.' Nun, Lieutenant von Ooen,' wandte er sich an seinen Adjutanten, .dann lassen Sie ihm bei seiner Rückkehr durch eine Ordinanz mittheilen, daß ich ihn hier er. arte im Reitavzuge, wie er gerade ist. Ich werde um die Zeit etwa wieder hier fein. Und Sie, meine Herren', richtete er sich an die Uebrigen, bitte ich mit dem Beginne unserer Feier, wenigstens mit dem Anzünden des Christbaums warten zu wollen, bis auch Frankenstein da ist. Ich habe zuvor auch selbst noch ein Paar Geschenke an die Zweige zu hängen lleberraschungen eigener Art', fügte et lächelnd hinzu, ganz gegen sein sonstige Gewohnheit. .Auch den noch nicht anwesenden Herren tbeilen Sie meinen Wunsch wohl mit. Also auf Wiedersehen, meine Herren!' .Gute Abend, Herr Oberst,' ant. ortete der Dicke, während jener deu Saal verließ. .WaS mag der Alte mit Frankenstein vorhaben?' .Jedenfalls diesmal etwas Gutes, er war erstaunlich milde gestimmt!' .Wäre dem armen Kerl, dem Dirk zu wünschen.' .Will ihn wohl beloben für heute Morgen?' .Oder hat wieder eine wichtige Pu trouille für ihn so hinter dem Feinde herum!' S kombinlrte man und kam endlich überein, daß eine Stunde Warten die richtige Antwort bringen würde. Durch die Winternacht ritt um dieselbe Ze-.t eine preußische Patrouille aus der g-.eken Straße von TourS der Stadt Älfi zu. Hell beleuchtete der Äond daS (Besicht des jungen OfftzinS, welcher den Dragoner weh! um fünfzig Schritte voraus war. Vr hitte den Mantel kragen hinauf geschlagen. An seinem dunklen Lchnurrbarte glitzerten die E.S zacken. Er schien der Kälte nicht zu achten, nicht zu bemerken, wie sein Pferd in übereiltem Schritte mit lang Borge ftrecktem Halse, übe? den Schnee dem Stalle zuhängte. .Ja, ja. wie ander?,' kam eS dann über feine Lippen, .wie anders!' Seine Erinnerung führte ihn zurück in die Gar nifon, in die weiten Hallen des Schlosses von Jbuig. Er sah mit geistigem Auge die freundlich Sittliche Mitnc semes Kommandeurs, sah, wie ihn Frau Dresow an den eigenS für ihn her aeriStelen Gabenli ch kührle wie eine Sohn fast, er sah ein frrheS liebes Mädchengestcht, sah ein Paar große, tief blaue Augen freundlich seinem Blicke be gegnen. .Charlotte' klang 3 dann pst wie etn Klagüaut. Unter dem Christbaume hatt er zuer empfunden, daß die Blauaugen teS Kin des ine nie geahnte Macht besaßen, deß ,u des K indes Zügen das tlesblonde. krause Haar gar wunderbar harmrnire, daß daS Kind kein Kind mehr sei, Tage, Monate voll Glück, voll Hoffnung folgten dem Ehrt tliste, und dann sollt die Hoffnung zur Gewißheit erden noch vor dem AuSmarsche, vielleicht vor dem Sterben. .Wie ander!' Er schlug den Mantelkragen nieder, als ob ihm zu warm geworden. .Was nur den Oberst so gegen mich t.i Zorn brachte! Mein Gott, wenn er erkannte o, wenn sie darunter hatte leiden müssen das arme, lieöe Rtndl" .Halt! Wer da!' wurde der Ofmier tn seinen trüben CrinnerungstrSumertien unterbrochen. Otsitter Patrouille vom Drago ner-Regimenie.' .Kann pasflren!' Im Trabe ging'S nun weiter, durch die Vorposten, und dann erschienen bald die flackernde. GaSlaternen der Stadt. ES chlug eben Acht vom Kathedralenthurme. ais oer vkftzter vor feinem Stalle an, langte, dessen geöffneter Thüre eine dicke Dampfwolke entquoll. Er übergab dem urrqen das Ptero und wollke eben tn den Stall folgen, als eine Ordonanz an ihn heran trat und meldete: Der Herr Lieutenant sollen sich sofort vetm Herrn Oberst von Dresow im Hotel zum goldenen Maulese! melden. im Ofsizier'Spcife Zimmer. So wie der Herr Lieutenant sind, ha! der H:rr Oberst vesohienl- .Ich?' fragte der Offizier erstaunt. .Ja, der Herr Lieutenant von Franken- 9fin """ .Weiß Golt, wag das bedeutet. Seit einem halben Jahre hat er kein Wort u::hr mit mir geredet. Ader dieZmsl habe ich ein reineö Genüssen.' Er eilte durch den Schnee dem .Quai duc de Guife' zu. In voller Pracht erglänzte der soeben llngezündcte WeihnachtLbaum, als Fran kenstein den Saal betrat. Fr trug noch das Vandelur und die Schärpe über dem mit Schnee bedeckten Paletot. .Auf Befehl zur Stelle,' meldete er tem Olerfien. .Ich habe die Herren gebeten, unsere zier bis zu Ihrer Rückkehr aufzuschie, b.-n,' sagte diifer, ihm die Hand bietend und mit einem Ausdrucke, wie Dirk ihn seil jenem verhängnißreichen Tage nicht mehr vernommen. Legen Sie ab und dann, meine Herren,' richtete er sich an die bereits vollzählig versammelten O fl- ziere, .wollen wir fco3 erste GlaS Bowle auf das Wohl unseres aus dem Dienste kommenden durchfrorenen Kameraden trinken!' Auf allen Gesichtern malte sich Erflau. nen, jzder kannte des Oiersten Abneigung gegen feinen ehemaligen Adjutanten. Aber freudig griff jeder zum dampfenden Becher, denn Frankenstein war ein b: liebter Kamerad, trotz dcö Ernstes und der Abgefchlossenheit, denen feine einst so hiitere Laune Platz gemacht hatte. Bald aini en regeS Leben und muntere Stimmung im Kameradenkreise und der mur.Ierfte unter Allen war der Oberst von Dresow. Nun wollen wir setzen, was und der Weihnachtsmann beschiert hat, rief er jetzt, .jeder hole sich daS für ihn be stimmte Päckchen vom Baume.' Ader vor Aller Augen wird gkössnetl' füzte der dicke Festordner hinzu. Jeder suchte nun seine Festgaben und beim Ocffnen kamen dann die allcrharm- loseste Neckereien zu Tage, vom Klap perstorch bis zum Hirschgeweih. Manche Päckchen wanderten durch drei bis vier Hände, b!S die Adresse zutraf. Eine er unscheinbarsten Packete trug Franken stein's Adresse. Jetzt trat auch er an den Tisch, um eS zu öffnen. Der .Dicke' machie ein er stauLteS Gesicht, denn ihm war der Jn halt vollkommen unbekannt. .DaS muß der Alle angehängt haben', flüsterte er seinem Nachbarn zu. Alle hatten den Blick aus Dirk'S Hänt e gerichtet. Ein allgemeines Ah! ertönte, a!S die letz'e Hülle siel und ein unschein bares, graubraunes Carton-Kästchen zum Lorschein kam. Frankenstein'S Hand kr zitterte leise. Er kannte ja, wie alle Anwesenden, die bescheidene Hülle, wußte, daß sie den stolzesten Schmuck des preußt ichen Soldaten enthielt. .Lieutenant von Frankenstein vom DrazonerRegiment Nr' stand in Blei auf dem Carton geschrieben. Fragend richtete dieser den Blick auf den Oberst und .Oeffnen Sie', rief ihm jener freundlich zu. Stolz und Freude mochten eS verur fachen, daß feine Augen feucht glänzten, als er jetzt das eiserne Kreuz betrachtete, als ihm dann der Oberst selbst das Ehrenzeichen u:i! dem fchoarzweißer! Lande arf de j'rust hesiete. ,'I"öze j unsern ji.nzen Kameraden cjldiinz:nd sein für sein ginzeS Leben, wenn er tcn wchlserdienien Lohn sar sei ven Muth, seire aufopfernde ?iestlree, unter dem Christbaume erhielt,' so wandte sich der Oberst an die Ofsiziere. und wahrhaft herzlich waren die Glückwünsche, die nun auf Dirk einstürmten. .Ich ha!e noch ein Paar Worte an Sie allein zu richten", sagte dann der Oberst leise. Sie waren in ein Nebenzimmer getre ten. .Lieutenant von Frankenstein", be gann jetzt Herr von Drefo mit vor Er regung vidrirender Stimme, ,,ich habe Ihnen ein Unrecht abzu!,:ten!" ..Herr Obern!" Nein, lassen Sie mich sprechen, waS ge fxr?chen fein muß. Ich muß d-z t in die 'LcrzzngcnhZlt zunickgreilen. &S gab eine Zeit, in der ich mit freudizen Hoffen earn boq'.t, in Ihnen einst einen oh begrüßen yi können. Sah ich doch, w mein e pzig'8 Kind mehr und mehr in Ihrer Gesellschaft sich glücklich fühlte ich glaube, auch bet Ihnen ein wkhre und tiefes Interesse für meine Tochter zu merken." .Herr Oberst! ich-' .Lassen Sie mich, bitte, vollenden wag ich zu sagen habe. Alle meine Hoff nungen wurden in dem Augenblicke zer stört, begraben, alZ ich wähnte, die un ZLeiselhafttsten Bewege zu haben, daß ie nun, ich will deutlich sprechen, a'.S ich ie ein weibliches Wesen in ih Zimmer einschließen sah und dann Jr große Befangenheit mit der offenbaren Lüge, ja, die kann ich Ihnen auch heute nicht erlassen,' schaltete er lächelnd ein, .in Verbindung brachte. WaS folgte, das ist Ihnen bekannt. Ich habe wahrend deS jve.dzugeS Ihren Mu'h Ihren Ernst und Diensteifer bewundert vnd vergebens versucht, Ihr Wesen mit der Handlungeweise in Einklang zu bringen, die Sie mir und meiner Fa mille ' Herr Oberst, wenn Sie wüßten ' Jetzt weiß ich, mein g eund, und be- greise Alles und nun sollen Sie auch erfahren auf welchem Wege.' Ergriff in die Bruittasch? deS UeoerrockeS und zog einen Brief hervor. .Hier schreibt mir meine Frau, daß Charlotte den An trag teS Baron, doch der Name thut nichts zur Sache emeS der licbenS würdigsten Männer und wohlsituirteften Maioralsderren wiecerholr unv auf taz Bestimmteste zuruckzewlejen und ihm endlich gestanden habe, sie liebe e.uen An- deren, habe einem Anleren ihr Loo:t ge aeben und werde ihm treu bleiben. Frankenste,n. bte'er Andere sind Der Blick dkö Obersten ruhte fast m!t leidSooll aus dem jungen Offizier, dessen Brust in mächtiger Erregung arbeitete, dessen Augen mit äußerster 'paunung an den Lippen seines Commandeurs i)in gen. Rubia fuhr dieser fort: Die Sorge um der Rochier GlUck zwang nun meine Frau, das Schweigen ,u brechen über Voraänae. welche wir einst honten, dem Kinde ganz vorenthal- ten zu dürfen, eben o wie hrcn An, trag. Mit wahrem Erschrecken hat sie dann aZ Charlotten s Munde den eigent. tflen uiammenbang er ahren. Unter bränen bat ihr meine rochier mirge theilt, sie habe an lenem Tage, an dem Tage, von dem sie hofft, eS würde ihr Lerlobunaetaa werden, tm lusenbi'.qen Uedermuthe eine Blume in Ihr Fenster werfen wollen, und habe mit Syrien, Frankenstein, gesprochen. Dann sah sie mich um die Ecke kommen, fürchtete wohl meinen Unwillen über ihr unrichtiges Auftreten, fürchtete vielleicht, Ihr An trag möge darüber zurückgewiesen wer den doch, ich werde das Weitere wörtlich lesen auS dem Lries: meiner Frau.' Der Oberst entfsltete daS Papier und fuhr fort: ein überaus glücklicher ."ciiich. und ich .Charlotte selbst war eS, die dann in kindischer Angst in das Zimmer lief, und ungefragt winde Frankenstein gezwungen, auf dem Wege der Unwahrheit weiter zu gehen, wenn er das Mädchen nicht in Verlegenheit bringen sollte, um deren Haad er am selb: Mittage warb. Char lotte hat ihren unüberlegten und un passenden Schritt ernstlich bereut, um so mehr, als sie sich Frankenstein'S Schweigen eben so wenig erklären kann, wie sein Fernbleiben seit jener Stunde. Sie hat im Stillen schwer gebüßt für ihr kindisches Benehmen, ist aber fest ent schlössen -' .Herr Oberst, o mein Eott ist'S denn möglich, würden Sie ?' .Wenn Sie eS mit dem Mädel ver suchen wollen, daS solche Streiche macht, in Gottes Namen. Ich denke, die Probe hat aus dem Kinde ein Weib werden las sen.' Wenige Minuten später stellte Oberst von Dresow den Ojfijteren seinen künf tigen Schwiegersohn vor. Als er am späten Abend von diesem Abschied nahm, sagte ex, ihm die Hand innig drückend: .Du hast Dein unverdientes Kreuz durch Monate mit ManneSwürbe getra gen, mein Sohn. Das verdiente Kreuz fandest Du dafür unter dem Christ, bäume.' .O mehr, viel mehr fand ich dort, ein grenzenloses, lange verloren geglaubtes Slück!' Nlartin Rroxacek, der merwichser. AuS dem Tschechischen von Epsilon, von Ludwig Fischt. cÄ'M' Teuisch Wir waren von unserem Sommcrauf enthalt in die Stadt zurückgekehrt. Eö hieß nun, Alles wieder in Stand bringen und für die bevorstehende Winterfaifon cie Wohnung herrichten. Ich bin nun Iiuz ee?;ji! uniercr Der.'ha vor, Mi mal orcir.!;d) rth tu mcchcn' und die .Zußdöden U' se.er Zir:;:cr gründlich et zu,cheue:n. So geschah s denn und auch mein .geistige Aielier' wiirde angeschaut. Als ich cber die weichen Paikelten sah, aus welchen sich allmählich im Lauf der Jahre sämmtliche Schritte und Trili eingedrückt hatten und nunmehr, da frijch ausgewaschen war, all' die zahl reichen Unebenheiten um so plastischer hervortraten, fasste ich. natürlich nach Einholung der Cilaubniß meiner Gat. lin. einen Entschluß. Ich sagte zu ihr: .Wie wär'S, wenn wir dieses Zimmer wichsen ließen, damit die Fußabdiücke verschwinden! ES wird auch viel eleganter aussehin, und dein u.'iavaz?n hat weniger zu thun. Auch if e dann nicht so feucht. Wir xrobiren eS erstmit rntlnem Zimmer, und wenn sich die Sache bewährt, wird nach und nach vie ganze Wvynung gewichst.' Meine Frau war ganz meiner Ansicht wie die immer der Fa I zu f'in pflegt wenn sie später etwa will. Einige Mi nuten nach dieser Unterredung ei bat sie miin girieren woriquu, aus tat iiächstmonatliche HauShalkungZgeld und oeriien miq kurz darauf. tn Borschuß h ltie 1$ cewiulat Nach dem Essen gönnte ich mir nicht das gewohnte schlütchen, fonrern macht, mich gleich au den Weg. Bei der Oaue Meisterin fragte ich ehrerbietigst an, ob te ntiyl etwa die Adresse emeS Zimmer, wichserS wisse. Denn der ist nicht so leilyt zu rinden, und eS scheint, daß dies Kunst nur geheime Adepten zahlt. inen nuii er" kragte die rau Hausmeiflerin. .Mir scheint, daß da In der agkngasse irgendwo eine? wohnt.' Die Katzenoafle gebort zu lenen lieb lichen großstädtischen Gäßchen, von wel chen es den Anschein hat, daß sie von den Touristenoerelnen erhalten und mit Ber gen, kleinen &een und Abgründen oer ehcn werden, um den Alpensport auch lenen reuten zu ermöglichen, die au welchen Gründen immer zu Haufe bleiben müllen Ich ging sehr vorsichtig, kletterte über die Berge, sprang über die Tümpel, manchmal nahm ich den Sprung zu kurz und tappte hinein, aber endlich sah ich dS, was ich suchte. An dir Thüc eines GretßlerladenS hing ein verwittuteS Zäjelchen mit der Aufschrift: Martm Kropzcek Zimmervlxr. Kein Zweifel, daS war mein Mann. Ich trat in den kleinen Kramladen, wo mich eine würdige Matrone empfing. eine, tu Herr nropacer zu oan t .Ja wohl, maS wünscher, s denn von hm? Ich woll! nur anfragen, ob er Zeit an, bet unS ein Zimmer zu wichsen.' Die Makrone steckte den Kopf durch ine kleine Thür, die irgendwo nach hin- ten führte, und rief mit ihrer lieblichen ttmme in dtee Höhle hinein: .Du AI tcrchen, kriech' 'mal 'rauS!" Her Kropi'c.k folgte diesem Rufe. Er war so recht daS Muster eines alten Pfahlbürgers, fein Blick war freundlich und offen, das Gesicht voll Runzeln. Ich wiederholte mem Anliegen. Her Kropacek schaute seine LcbenSge, ährtin fragend an. Diese nickte fast unmerklich mit dem Kopf, und er sagte raus mit biederem Tone: .Warum sollte ich das Zimmer nicht wichsm? Ich werde es wichsen.' Ich gab meine Adresse an und Herr Krcpece! versprach, sich d t Geschichte an zuschauen. Vielleicht schon morgen früh, waS mir sehr angenehm war, denn ich lebe eS, oer allen Hausarbeiten, die bei mir vorgenommen werden, persönlich an wesend zu sein. Am nächsten Morgen erschien auch Herr Kropacek pünktlich. Vorläufig ohne Apparat. Er woll! sich erst anschauen, wie und wa! Er ftudirte den Parkettboden, stampfte uf die Erhöhungen und sagte endlich: DaS sind weiche Parketten.' Ich schloß mich seinem fachNc.r!ntschcn Gutdünken unbedingt en. Die brauchen vicl,' fuhr er nach einer Weile fort: .Da muß ein guter Grund gelegt werden. Dann geben Sie ihn ,' erwlöerte ich .Wollen wk'S hübsch hell machen?' ogte er wieder. .Machen Sie'S, wie Sie'S verstehen Aber bald, der Fußboden ist schon ar waschen.' Na, dann sangen wir halt morgen an." chio verr ropacer vie eoa!ie Mich beunruhigt zwar die Bemerkung fangen wir an', die daraus chiteßen ließ, daß die Geschichte einige Tage dauern könne Darüber klärte mich die nächste Zeit auf. Herr Kropacek ging, um Farbe zn holen, ich gmg in mein Bureau. Gegen Mittag kam ich nach HauS und fah, wie Herr Kropacek in einem Winkel meineb Arbeitszimmers mit dem Grundiren", wie er eS nannte, fertig wird. Die Sache machte sich bedenklich. Der Fußboden fah aus, als ob Herr Krozacek eine Wolkendekoration darauf fk zzirt hätte. Auch die Farbe erschien mir von einer ganz verdächtig, Hellgelbe. Ich hatte sie schon in kinderreichen Familien gesehen, manchmal auf dem Fußboden, manchmal anderSwo. Ich sprach mein Bedenken über die Farbe und über die Wolken aus. Tiefsinnig betrachtete Herr Kropacek sein Werk, die Stirn zog sich in Falten und bedächtig hub er an: .DaS wird AlleS noch egal gemacht werden. Der weiche Fußboden saugt eb:n unqleict Farbe. Harte Parketten wären besser.' An der Wahrheit dieser Worte konnte ich nicht zweifeln. Inzwischen war der erste Anstrich beendet, und mein Wichser erklärte, jetzt müsse vorerst AlleS recht! fchöi trocknen. Dann ging er zum ässen. WaS er am Nrchmi!!,ig g,!ei 'tkt, weif! ich r.icht. Ich k.,m eist, cli ti Ir.ti'.i dunkel geworren, roch Haufe, ui,d bei Lcht war nicht zu eikenr.en, wie der .zweite Anstrich' ai:zgeful'kn Ue!r!genS war ja daß Wihfen daS für moigen be vorstand, die Hauptsache. Ich hörte nur, Herr Kropacek habe angeoidnet, daß im Zimmer tüchtig eingeheizt werde, damit die Farbe trock::. Am nächsten Morgen sah ich aller dinzS den .zweiten Anstrich.' Aber hatte der elfte wie leichte Wetterwolken auSgesihen, so machte der zweite den Eindruck einer Winlerlandschast, wenn? zu thauen beginnt. Meine Zweifel wurden noch durch die Bemerkung meine? Gattin bestärkt, welche meinte, eS wär beiier gewesen, daS Zimmer zu lassen, wie S gewesen. E hzbe lrenigsten gleichmäßig oukgesehen. AIS der Fußboden Künstler kam, machte ich ihn auf die schreiend selbe Farbe und auf die Ungleichmäßigkeik, mit welcher sie aufgetragen, aufmerksam. .Aber gnä' H:rr', antwortete er ziem lich vkidissen, ,t:m kann ja leich! obge holfen werden. Machen wii'S halt dunkel. Ich wollte daS Zimmer recht freundlich machen. Ich merde etwas nachdunkeln.' .T'lin Sie dcS.' munteUe ich ihn auf. Herr Kivpzcek strich nun wieder ändert halb Tage un? sagte endlich: .Morgen wird zeivichst.' Ich schaute mir die Seche wieder an und n:cie Stirn verfinsterte sich. ES war allerdings dunkler, viel dunkler sogar. eS sah aus. als ob einer mit Ttie' blut den Boden angestrichen hätte. .Lüber Meister,' saute ich ganz per Pier, .das bleibt so?' ,O nein, daS wird viel schöner. biS ich mit der Bülste drüber komme ' Am fünften Tag war daS Werk endlich beendigt. Mit gesenktem Haupt starrt ich den Fußboden meine Arbeitszimmers an. En vorwurfssoller Blick traf Meister Kropacek, ber mit verschränkten Armen wie verzückt sein Arbeit an staunte. Sie, Herr Nachbar,' sagte ich end lich, .ich hab mir die Geschichte ganz anders vorgestellt. . . . ' Denn das Zimmer sah aus wie ein Keller, der Fußboden schmutzig wie mit einer rölhlich gelben Masse überzogen. So muß nach meiner Ansicht da Gemach auZ,zeshen haben, aus dessen Boden Wallensicin von Mörderhand getroffen hinsank, diese verdächtige blutige Farbe mug diis Schlafzimmer auf Macbeth'S schloß eljaöt haben, in welchem Dun can sein Leben ließ .... Das AlleS ging mir durch den Kops und Angst und Grauen faßte mich vor diesem Zimmer. S-ber Martin Kcopacck schien vollauf befriedigt und sah mit einer gewissen Genugthuung das vollbrachte Werk an. Äiio, waS bin ich schuldtgi' fragte ich endlich. .4 fl SD kr.', antwortete er ruhig und ägtc hinzu : .DaS hat auch Arbeit ge gcoen. Eine namenlose Bitterkeit erfaßte m'ch. Ich wollte ihm eine herbe Krön kung zufügen und so ironisch als nur möglich fragte ich ihn: .agen Sie mir, Hasen Sie schon n Ihrem Leben irgendwo irgend was bei irgend wem gewichst?' Und ich dachte, er werde über diese bis sige Bemerkung auffahren. Aber er antwortete ganz rhig: .Nein, gnä' Herr! DaS ist meine erste Arbeit. Ich bin kein gelernter Wtchser.' .WaS,' schrie ich wüthend. .Wie können Sie sich denn unterflehen, die Tasel hil'.auszuhängen! Sind Sie denn icht Martin Kropacek?' .Nein, gnä' Herr, der bin ich nicht,' antwortete er ruhig. Ich heiße Mathias, Mathia! Kropacek. Martin war mein Bruder, lec war gelernier Wich 'er. Er ist vor einem Monat gestorben. Und S Sie kamen und mich baten. Ihre Zimmer zu wichsen, dachte ich bei mir: Thu dem Herrn den Gefallen du mein v)ott, das ist doch keine große Kunst.' .Nein, das nicht,' antwortete ich er regt. Nur meiner Lammesgeduld ist eS zu danken, daß in dem blutrothea Zimmer kein Mord geschah. So viel ich auch in dem Zimmer hin, und hergehe, die Farbe hält.... Herr Mathias Kropacek hat eS daran nicht fehlen lassen und mit Farbe nicht ge gespart. ßine Erinnerung an den alten deutschen Yeichslag. Zu den berühmtesten Tribünenbesuche, rinnen gehörte vor einer Reihe von Iah ren die Gattin eines ebenfalls schon ver, storScnen Abgeordneten, der in feine? iieimath ein Gemeinwesen leitete. So !ft die Dame ihren Stammsitz oben ein, aahm, geschah eS, daß der Gatte sich unten von seinem Sitze erhob und sich zum Wort meldete. Böse Zungen be Häupten, es sei die einzige Gelegenheit, dei der eS dem Abgeordneten möglich fei, vor seiner Gattin zu Worte zu kommen. La geschah eS eines TageS, daß der Prä stdent Herr von Simson den sich zum Worte meldenden Abgeordneten über sah und zwar zu wiederholten Malen. Er erhob sich und rief zum Präsidenten, tisch hinüber: .Ich habe mich bereits zum dritten Mal zum Wort gemeldet.' Um den Mund des Präsidenten spielte ein Lächeln. Er wandte den Kopf zur Tri büne und sagte: .Entschuldigen Sie, erst etzt sehe ich sie I ' Etn HeiterkeitSsturm durchzog das ganze HauS. Fred Schweighaustr wurde in Cha mois, Mo., von einer Rangirlokomotive überfahren und g!tödtet.