Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, January 03, 1895, Image 3

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    Ä in
JMc'5 Vormunö.
81tmaTi cu der ruglischen ttesellschaji.
yi Q. v. QclMnmßnu
1. a p i t k l.
.Miß Jessie !'
.Bist fu säwn wieder da, i'uirli?
Was willst Tu fdion wieder?'
.Mi :CUe. Ci-ifl füft jrfiit Uhr "
p .Mein Otott, ich kann ce doch nicht
i ändern, willst Tu denn damit
(1AM Ol
.Und Mr. Jesserson ist noch nicht
urinf!
Tie junge Tarne ließ ihr Buch, in
den, sie fielilättert hatte, fallen und
richtete sich von der laiselongue aus.
Wrojj und fragend ruhten ihre Äugen
auf den Öligen der Tienerin, die vor
ihr stand. Ter Blick hatte etwas
Starre?, etwas (int stetes und Erschreck
te?. Gleich darauf milderte sich aber der
Ausdruck wieder und, wie uin sich und
auch die Tienerin zu beruhigen, sagte
sie lächelnd: .Ter Bater wird schon
kommen, Matt), beruhige Tich nur, er
wird stewiß kommen.''
Tie irou beruhigte sich aber nicht.
Mit dem .'luodiuck lebhafter Angst und
' Besorgnis; in den gutmüthigen Zügen
fuhr sie aufgeregt fort: ,cit zwei
undzwaiizig fahren, die ich nnn hier
im ,ause bin, ist es nicht vorgckom
inen, daß Mr. Iefferson auch nur zwei
Minuten nach sieben llhr nach Hause
gckomnien wiirc. Und jc(t ist es gleich
Zeh. Miß Jefs'f wenn ihm ein
Unglück zugeflos;cn wäre?"
i Taö verhüte der Hiinmcl !"
O .Wollen Sie nicht befehlen, daß sich
John, Edward und Harry aufmachen
uno ocn gnädigen .errn iiiajen innen.''
Kann er nicht in der Finsterniß in der
?i'ähe der uchizlöcher abgestürzt sein?
O, lassen Sie die Diener nufiitjcn,
Miß Jessie. Sie sollen ihn suchen!"
Wieder richteten sich die wunderbar
sprechenden, großen Augen der jungen
Dame auf das Besicht der ängstlichen
Tienerin, diesmal wollte aber der
starre Schrecken, der in dem Blick lag,
nicht wieder loeichen. Tie sonst an
wüthigen, überaus zarten und jugend
frischen Züge schienen zu erstarren,
zittenid fuhr die schmale, feingeglie'
derte Hand über das aschblonde, etwas
wellige Haar.
.Tu meinst wirklich, Mary, mein
Bater sei in Gefahr?" stieß sie heftig
hervor.
.Ach, Tu mein Wott, Miß Jcssic,
möglich ist ja Alles. Befehlen Sie
doch nur, M) sie veute nach ihm
suchen."
Sofort sollen sie aussiten, Mary.
Alle miteinander; horst Tu, Mary?
Schnell, schicke sie fort. Eile Tich,
Mary!"
Mary ging, so rasch sie die Füße
tragen tonnten, und Miß Jessie Jcf
fersvn blieb allein zurück. Zunächst
stand sie wie erstarrt, wie ein Stein
bild still und ruhig da. Ter Gedanke,
m ihren Bater verlieren zu können oder
P ihn auch nur in Gefahr zu wissen,
latte sie gleichsam gelähmt.
Ihr Bater! Er war ihre Welt, ihr
t am tr. ts c j..
2iiit'. vi r ivui i iir -tHiioir uiio äuui'c
fter nnd Mutter zugleich. Sie hatte
Niemand sonst ans der Welt, Niemand,
dem sie vertrauen dürfte, Niemand,
der sie schichte, der ihre Interessen
wahrnahm. Niemand, der sie liebte
und den sie liebte.
Tann hörte sie, wie im Schloß
Bewegung entstand, wie ein eifriges
und eiliges Hin- und Herlaufen begann
und wie endlich die Tiener über den
Schloßhvf hinweg jagten in die Nacht
hinaus. Taö junge, noch nicht einmal
achtzehnjährige Mädchen preßte die
schmalen aristokratischen Hände ans
das Herz, als ob sie damit da? wilde
Toben ihres Blutes hätte beruhigen
können. Hilflos und ängstlich flogen
die Blicke durch den luxuriös auSgesiat
teten Raum, in dem sie sich befand,
und endlich, wie um sich von einer
unerträglichen Sorge und Angst zu be-
freien, murmelte sie für sich : .0,
Papa wnd kommen ! Er wird sicher
kommen!"
Und eö schien in der Thal, als ob
sie sich mit diesem eigenen Zuspruch
beruhigen könne. So furchtbar ein
Unglück, da ihrem Pater widerfahren
wäre, sie betroffen hätte, so groß war
auch die Hoffnung aus seine glückliche
Heimkehr. WnS hätte denn auch wer
den sollen, wenn ihr Bater Plötzlich
von ihr geschieden wäre? Sie, ein
Äind noch, ohne jede Kenntniß von
Welt und Menschen, ohne Erfahrung,
wäre ja mit all' dem ungeheuren $et
mögen, das ihr Bater in einem lan
gen, arbeitsreichen eben zusammen
gebracht hatte, ein Spielbai! der
znenschlichen Leidenschaften und das
Ziel von Intriguen aller Art gewor
den! Wie hätte sie, ein Kind in der
Welt, den wüthenden Stürme des
Gebens widerstehen können? Tas war
ja unmöglich ! Bon Zeit zu Zeit rief
sich Jessie Iefferfon daher immer
wieder tröstend und beruhigend zu:
,Papa irii'd kommen ! Er wird sicher
rttlin!lTi !"
Kurz nach Mitternacht brachte man
die Reiche ihres BaterS in'S Schloß.
Vcise und heimlich stellte man die
Bahre in das Erdgeschoß, damit die
Tochter, die nunmehrige Erbin und
Herrin von Schloß und Herrschaft
Weslhampton Eourt, nichts dämm
hören sollte.
rie w iener imnocn eyeu uno rmi
den Gängen und Ecken herum, Mrs.
Mary Wimplcton lag im Hausflur vcr
der Bahre und weinte, daß es einen
Stein hätte erbarmen können. Was
nun? Wer hatte Muth genug, der
jungen Herrin den Zlnglückofall mitzu
theilen? Man hatte die ?cick,c Mr. Jener
sens in den Steinbrüchen gefunden,
die etwa drei englische Meilen vom
Schloß sich befanden und gewöhnlich
die Fucholöchcr genannt wurden. War
dort ein Unglücksfall oder war ein
Bcrbrechcn geschehen? War Mr. Ief-
fersen in die ucholrer gefallen IM
ejeiiejien rouden? Mail uus'ie niäis
daibcr. daß er lest war, nur
stu'cr.
Tie junge Zefc der Miß Jessie
kein, ,1'irs. Wüiii'Irtcn," sagte sie ;u
der ehemaligen Amme ihrer Herrin.
Miß Jessie rerlangr nach Jtineit!'
Marn schreck bei dieser Meldung
heftig zusammen. Nun kam der schreck
liche Augenblick. Was sollte sie thun?
Ihrer jungen, schonen, süßen Herrin
ein solches Unglück mittheilen? Hieß
das nicht noch einen Mord begehen?
,Äch, Tu himmlischer Bater!"
seufzte sie und flieg langsam die Treppe
hinauf.
2ie mußte gehorchen, mochte fern
men, was da wollte. Zögernd trat sie
bei Miß Jessie ein.
TaS junge Mädchen sah bleich und
aufgeregt aus, die hübschen, großen
Augen waren noch großer als gewöhn
lich und hatten etwas unbeschreiblich
Zerfahrenes, sie sahen zugleich süß
und leidend aus. Tie gewaltsamen
Beruhigungen hatten einen unheim
lich irren Ausdruck hervorgebracht, der
Gedanke, daß es so fein müsse nnd
doch nicht so war, sprach rührend hilf
los, kiclfchön und doch zugleich uncnd
lich traurig aus ihnen.
Ist mein Bater gekommen?" fragte
sie tonloS.
.Ach, Tu großer Gott," jammerte
Mary, ja, er ist da."
Miß jessie zuckte zusammen und
sah ihre Ticncrin forschend an. Tann
reckte sie sich plötzlich kerzengerade in
die Hohe. Steif und still stand sie
fast eine Minute lang so da. Mary
wurde eö unheimlich und furchtsam zu
Muth, als sie ihre Herrin so sah.
Was sollte sie thun? Was sagen? Es
schien, alö ob Miß Jessie etwas fragen
wollte, aber sich vor der Antwort selbst
gefürchtet hätte. Erst nach einer langen
Pause fragte sie leise und in einem
kalten, fast glcichgiltigcn Ton: Ist
er todt?"
Tie Tienerin lief eö bei diesem
Ton eiskalt über den Ruckcn. .yicrr
meines Vebcns, Miß Jessie, waS ist
Ihnen? Sind Sie krank? Soll ich
den Arzt rufen? Sofort soll das ge
schehen, nur einen Augenblick ewiger
Schöpfer, Miß Jessie, waö ist Ihnen?"
Mary weinte ihre bittersten Thrä-
neu. VJliK Icine aber sticn einen er
schlitternden Schrei aus und stürzte
ohnmachtig zn Boden.
2. Kapitel.
In der Bestürzung und Verwirrung,
die der plötzliche und unerwartete Tod
ir Bcrnard JcffcrsonS in Westhamp
ton Eourt hervorbrachte, war es über
sehen worden, die gebräuchlichen Anzei
gen an die näheren und weiteren Bcr-
lvandtcn des Bcrstorbcncn zu machen.
Aber auch ohne dies verbreitete sich
die Nachricht blitzschnell, so daß sie
schon am nächsten Morgen ,n der Eity
von London, in der eigentlichen Von
doncr GcschäftSstadt, wo Sir Bernard
Jcffcrson eine bekannte Persönlichkeit
war, das allgemeine Tagesgespräch
bildete. Ter Bcrstorbcne war Direktor
und zugleich Hauptaktionär einer gro
ßen Nhcderei in Bonden, in welcher
Eigenschaft er nicht nur mit den ersten
Import- und Erporthüuscrn in Bcr
bindnng getreten war, sondern auch
seinen persönlichen Bekanntenkreis in
der londoner Handclswclt immer wei
ter ausgedehnt hatte.
Sir Bcrnard Jcfferson kannte dort
Alle nnd wurde von All? gekannt.
Sein plötzliches Ableben mußte also
eine gewisse Aufregung hervorbringen.
Da aber vom Handel, und lsonders
vom londoner Großhandel das gilt,
was man im Ucbrigcu von der Poli
tik sagt, nämlich daß dadurch der Eha
raktcr verdorben würde, so war diese
Aufregung über den Tod JcffcrsonS
mehr ein ungeheurer Interesscnwctt
lauf, als ein allgemein menschliches
Bedauern. Jedermann dachte Mei
zunächst an sich, und der Gedankengang
der Meisten war: Jcffcrson ist todt.
Ein Sohu ist nicht da. Mit feinem
Bruder war er uneinig. Seine Aktien
werden fallen, also kaun ich auf Baisse
spckuliren."
Sir Bcrnard Jefferson war in
seinem i'cbcn nie sentimental gewesen.
Es hatte ihn nie sonderlich gekümmert,
was die Veute nach seinem Tode von
ihm dächten und fühlten. Er hatte als
echter Grvßkaufmann der Maxinie ge
huldigt: Ich kann nichts gewinnen,
wenn der Andere nichts verliert," und
war nllmälig mit diesem Grundsatz in
moralischer Hinsicht auf eine schiefe
Ebene gelangt, was namentlich in der
Art und Weise zum Ausdruck kam, in
der er an der Börse mit seinen eigenen
Aktien spielte. Als Direktor einer
großen Gesellschaft konnte er das Pa
picr flau" mache, sobald ihm das
erwünscht war. Er kaufte dann. Wenn
aber ein günstiger Jahresabschluß er
zielt war, und das Papier dementspre
rhend gcslicgcn war, so schob er feinen
Borrath wicdcr ab und heimste bie
Differenz ein. Bei allcdcm war Sir
Bcrnard Jcfferson nicht schlechter von
Gemüth, alö viele Andere an der l'ca
doncr Börse, aber er war ebenso selbst
süchtig und rücksichtslos, dcnn sonst
wäre er vermuthlich nicht das geworden,
was er geworden war. In einem yvl
chcn Vcbeii, in einem solchen unermüd
lichen Ringen und Kämpfen um das
Mein und Dein gab es natürlich auch
viele feinde, viel Haß und Rache,
dagegen keine Vitbc, und die meisten
Geschäftsleute in der Eity waren daher
zu der Annahme gencigt, daß Sir
Bcrnard Icsfcrson das 'Opfer eines
N'acheaktcs geworden fei.
Weslhampton Eourt war von London
mit der Eisenbahn in etwa fünfund
zwanzig bis dreißig Minuten zu crrci
chcn. tfein Wunder also, daß bald
nach dc:n Bekanntwerden der Ur '."
Nachricht eine Menge Mensch.., liuch
Wcsihamptmi Eourt kamen, die weniger
das Mitgefühl nnd die Menschenfreund
lichkcit, alö vielmehr ihr cigc.cs
Interesse hinausführte. Ta waren
Agenten von Bcgräbnißanstalic,
welche d!e Hintcrblicbcncn ihrcs auf
richtigen Schmerzes versichern uv
nebenbei fragen wollten, in welche.
lasse t Bej',r.il,"üjz gen.ünsä t uT:rde,
da waren Adixtaleii. denen der jabe
Ung!!lckef.lll da Her; aldnltte, und
die aus purer Menschenliebe ibre Ge
sei-ekenniniß zur Bcrfuqung stellten,
um die Reckte der Hinterbliebenen zu
vertheidigen: da waren ferner Ber
wandle, die der Bersierbene nie in sei
nein 'eben geseben halte, und die sich
nun über den enisevlichen Berlml. den
sie erlitten, durchaus nicht trösten lassen
wellten, bis sie endlich hörten, daß ihr
theurer Beller überhaupt kein Testa
ment hinkerlassen habe, und somit Alles
der Hauxterbin, seiner Tochter, ;u
fiele.
Es waren etwa zwanzig Personen,
die in dem großen Empfangesalon von
Weslhampton Eourt versammelt waren
und die Alle Miß Jessie Jcfferson
sprechen wollten.
Nein, nein!" erklärte Mary
Wimpleton mit eigensinniger Energie,
Niemand kann sie sprechen. Miß
Jessie ist krank. Tabei bleibe ich und
wenn man mich in Stücke sägt."
Manche der Anwesenden zuckten ver
öchtlich die Achseln über die alberne
Person," die nicht wisse, waö sich ge
höre. Andere thaten beleidigt und ge
kränkt, weil sie dadurch in ihrer Men
schcnlicbc behindert feien, wieder
Andere versuchten die Zvrau zu bestechen,
durch Schmeicheleien und auch durch
Geld, aber es war Alles umsonst.
Mary Wimpleton bcarrte dabei, daß
sie eher in Stücke gesägt werden, als
Jemand zu ihrer Herrin führen wolle.
Mit dem MittagSzug kam ein Herr
in Weslhampton Eourt an, der eine
gewisse Unruhe in diese Bcrsammlung
brachte. Er war ein Mann von einigen
vierzig Jahren, mit tadelloser Eleganz
gekleidet, aber, einem besonderen Ge
schmack zufolge, waren seine iilcider
alle sehr weit und bequem. Er zeigte
im Acußcrcn eine gewisse gedrungene
Korpulenz, so daß man hätte auf die
Idee kommen können, er trüge sich in
seiner 5ileidung so auffallend weit,
weil er Angst vor einem Herzschlag
habe. TaS war aber nicht der Fall.
ES war feine Geschmackssache. Sein
Gesicht war sehr markig und kräftig,
ctwaö feist, mit dunkeln, buschigen
Augenbrauen und schwarzem itotclet
tenbart, nach englischer Manier ver
schnitten. Er trat sehr selbstbewußt
auf, fein ganzes Wescn hatte cftraö
Salbungsvolles, etwas Würdiges, das
aber zu den scharfen, durchdringenden
und verschlagenen Avgen nicht paßte
und gemacht erschien.
Sie kennen mich?" fragte er Mary
Wimpleton.
Ja, Sir. Sie sind der Bruder
unseres gnädigen Herrn," antwortete
Mary.
Gut. Melden Sie mich meiner
Nichte " sagte Mr. Simon Jcffcrson
lässig, aber doch bestimmt und jeden.
Einwand auSschlicszcnd. Mary Wimple
ton nbcrlcgtc einen Augenblick. Simon
Jcffcrson war der nächste Bcrwandte
ihrer Herrschaft, den abzuweisen sie
weder befugt war, noch den Muth
hatte. Sie ging also schließlich lang
sam hinauf in den ersten Stock, wo sich
die Zimmer von Miß Jessie befanden.
Miß Jessie, Ihr Onkel Simon ist
da und will mit Ihnen sprechen," sagte
sie zu der jungen Tame.
Tiefe lag bleich und theilnahinloö
in einem chnstuhl und schaute, wie in
sich verloren, hinaus aus die grünen
Wiesen und die rauschenden Laubwal
düngen des Parkes von Wcskhampton
Eourt, offenbar ohne etwas von der
sommerlichen Pracht der Anlagen zu be
merken. Ausdruckslos schweiften ihre
Augen hierhin und dorthin.
Mary Wimpleton wiederholte ihre
Meldung noch einmal, weil sie keine
Antwort erhielt, und endlich sagte Miß
Jessie eintönig und fast erstaunt:
Onkel Simon?"
Ja, er ist da nnd will mit Ihnen
sprechen. "
So mag er kommen."
Sie wollen ihn also empfangen?"
Warum sollte ich nicht? Ist er
doch mein Onkel."
Mary seufzte leicht und ging wieder
hinunter, um den Bescheid ihrer Herrin
zu überbringen. Als sie den Salon im
Erdgeschoß betrat, hörte sie, wie
Simon Jeffcrson mit Würde und
Wichtigkeit sagte: Meine Hemn, ich
würde Ihnen rathen, sich mit Ihren
Anliegen an meinen Rechtsanwalt,
Herrn James Finding in Lincolnsinn
zu wcndcn. Ich werde dafür sorgen,
daß er bis heute Abend in der Lage ist,
das Nöthige zu arrangircn."
Die Bersammeltcn beeilten sich,
ihre Hochachtung vor Simon Jcffcr
son, dcn sie allgemein für die hier
allein ausschlaggebende Persönlichkeit
hielten, auszudrücken. Einige von
Ihnen, die mit dcn Verhältnissen
näher vertraut waren und, wie man zu
sagen pslcnt. das Gras wachsen hörten,
erkundigtet'' sich sogr in ziemlich
familiärer Bertraul ichkcit nach dem
Sohne Mr. Simons, dem lustigcn
Hugh Jcffcrson, und blinzelten dabei
mehr oder weniger schlau mit dcn
Augen, als ob sie noch viel mehr wüß
ten und sagen könnten, wenn sie nur
Zeit und Ort für angemessener gehal
ten hätten.
Sie möchten hinaufkommen, Sir;
Miß Jessie will Sie empfangen,"
sagte endlich Mary Wimplcton geradezu
und fast grob, als wäre cs ihr nur
darum zu thun gewesen, dieser koma
dienhaftcn Unterhaltung ciu Ende zu
machen.
Simon Jcffcrson sah sie ziemlich
vornchm an. Ihre Art und Weise
gefiel ihm offenbar nicht. Er sagte
aber nichts, sondern ging an ihr vorüber
und die Treppe hinauf.
Miß Jessie lag noch geunu so apa
thisch und leidend in ihrem csscl, wie
vorher und wie schon die ganze vorher
gehende Nacht. Das so rasch und fürch
terlich über sie hercingebrochene Un
glück hatte offenbar ihre ohnehin sehr
zarte und wohl auch ctioas schwächliche
Konstitution bedentlich erschüttert und
Zwar nicht nur ihre torpcrlichcn, son
dcrn auch ihre geistigen Kräfte momen
tan gelähmt. Tas starre Auge, die
matte und müde Theilnahmlojigkeit
gegen Alles, was um sie herum vor
aina. der Mangel an jedem eigenen
NEBRASKA STAATS - ANZEIGER. Lincoln. Neb,
Impuls, an jeder 'niritüt, an jeder
gelingen uu) terperlichen Regsamkeit,
ließ auf eine hochgradige :',ervenver
fiiiiimu.ig schließen. Eine sanfte, liebe
rolle Pflege, Rabe und lresireicher
Zuspruch hallen vielleicht die Gefahr
beschworen ; gegenüber den aufregenden
Ansprüchen aber, die Welk und Men
scheu an das plexlich zu einer sleinrei
chen Erbin gewordene, weltfremde,
junge Madchen stellten, gegenüber die
fen unendlichen Intriguen, Vügcn,
Täuschungen, die Jessie von dcn srclu
lationswulhigen und habgierigen Men
schenbiüder zu erwarten hakte, konnte
ihr jel-iger Zustand leicht der AuSgang
dauernder Geilessterung, tiefer Melan
cholie oder anderer Erscheinungsformen
des stillen Wahnsinns werden.
Jessie, die Hand des Schicksals hat
uns schwer getroffen." sagte ihr Onkel
Simon salbungsvoll. Seine Stimme
zitterte sogar ein wenig.
Jessie antwortete nichts. Sie
schluchzte nur leise.
Du hast Deinen Bater, ich habe
meinen Bruder verloren," suhr Simon
fort. Gegenüber einem so erschüttern
den Unglück treten alle die vorüber
gehenden flüchtigen Berstimmungcn
des täglichen Lebens zurück. Im her
den Schmerz halten die Zurückgcblie'
denen zusammen, um mit vereinten
Kräften dcn harten Schlag zu überwin
den, Einer dem Anderen eine Stütze,
ein Trost, eine Hilfe zu sein! So soll
es auch bei mir sein, Jessie. Gib mir
Deine Hand, Nichte."
Die junge Dame sah ihrem Onkel
flüchtig in das Gesicht.
Er weinte auch.
Sie reichte ihm langsam und zitternd
die kleine, zarte Hand, aber vermochte
auch jetzt noch nicht zu sprechen.
Liebe Jessie," sagte Simon wieder
mit zitternder Stimme, als wenn er
nur mit Mühe das Schluchzen unker
drücken könne, was mir der Berstor
bene war, kannst Tu ermessen, wenn
Tu bedenkst, was er Tir war."
Bater, Bater!" murmelte Jessie
schlicht und einfach.
Ja, ein Bater!" betonte Simon
schwer und windig. In diesem Wort
liegt eine ganze Welt von Herz und
Gemüth, seine beste Leichenrede wird
sein: Bcrnard Jeffcrson war Tein
Batcr! In diesem Wort liegt ein
Leben voll Arbeit und Sorge, voll
Kampf und Mühe und das Alles
war für Tich, Jessie, für sein Kind."
Sie sollen Alles nehmen. Ich will
nichts. Ich will nur meinen Batcr!"
stöhnte Jessie halb unbewußt und noch
immer mit starren Augen stumpf vor
sich hinblickend. Ein rascher, durchdrin
gcnder Blick Simons fuhr über das
unglückliche Kind hin. Sah ihr Onkel,
in welcher Gefahr daö arme, schwäch
liche Geschöpf schwebte?
Nach" dn'Cr' Pause fuhr er in seinem
gewöhnlichen salbungsvollen Ton fort:
Und gerade diese Zärtlichkeit, die
Tein Baker Tag und Nacht für Tich
an den Tag gelegt, mit der er Tich vor
jeder rauhen Berührung mit Welt und
Menschen behütet und bewahrt hat,
die Tich in Unkenntniß aller Gefahren
des Lebens ließ, sie fordert gebieterisch,
daß Tir auch ferner ein Ersatz sür
Deinen Baker, für Deines Bakers
Zärtlichkeit geboten werde. Sie macht
es mir zur eisernen Pflicht, bei Tir
und in Deinem Hauic nach dem Rech
ten zu sehen, Dir, so gut ich es kann,
den Bcrluit zu ersetzen."
Miß Jcssic begriff, daß in ihrem
Hause Jcniand da sein müsse, um, wie
eö ihr Onkel nannte, nach dem Rechten
zu sehen. S gab da Manches zu sagen,
zu befehlen, zu ordnen, zu besprechen,
wovon sie selbst keine Ahnung hatte,
und so sehr eö der jungen Tame wider
strebte, jetzt an irgend etwas Anderes
zu denken, als an ihren Bater, so war
eö ihr doch lieb, daß ihr Onkel S über
nehmen wollte nach dem Rechten zu
sehen. Sie wußte sehe wohl, daß ihr
Batcr bci seinen Lebzeiten nie sonderlich
mit Onkel imon harmouirr hatte
Sie erinnerte sich sogar dunkel sie
war damals noch ein Kind gewesen
daß Beide einmal eine.i Prozeß gegen
einander geführt hatten, bei dem eS
sich um eine ffülschung handelte, die
Onkel Simon begangen haben sollte.
Der Prozeß war aber dann von ihrem
Bater aufgegeben worden, und Onkel
Simon hatte an seinen Bruder viel
Geld bezahlen müssen. Aber Jessie
hatte nie erfahren, um was es sich
eigentlich bci dem Prozeß gehandelt
habe. Zur damaligen Zeit war Jessie
wohl kaum zehn Jahre gewesen, cs
Halle alfa keinen Zweck gehabt, mit
ihr davon zu sprechen. Später war
wicdcr Gras über die Geschichte gcwach
sen, und Jeder hütete sich, sie wieder
von Neuem aufzurühren. Am aller
wenigsten war Miß Jessie jetzt in der
Stimmung, solchen Erinnerungen nach
zuhängen. Sie sagte also zu Simon:
Es wird mir lieb fein, Onkel, wenn
Tu das Alles besorgen würdest."
Miß Jessie dachte bci diesen Worten
wohl nur an daö Bcgräbniß und was
etwa damit zusammenhängt. Sie
achtete nicht darauf, daß ihr Ausdruck
das Alles" in höchst bedenklicher Weise
dehnbar fei.
Das versteht sich wohl von selbst,
Jcssic, daß ich das Alles besorge.
Dazu bin ich da. Sollten trotzdem
Leute sich an Dich herandrängen, unter
irgend welchem Borwand, so brauchst
Du sie nur an mich oder an meinen
Rechtsanwalt, Mr. JameS mnding in
Linevlnsinn, zu verweisen. Finding ist
ein sehr chrenwerthcr Mann, Jessie,
und ich würde Dich bitten, Dir seinei,
Ranien zu merken."
Ich werde ihn mir merken, Onkel."
Ich danke Tir dafür, Jessie. Tu
wirst R'echt daran thun. Sollte Tir
Mr. Finding gelegentlich ein Toku
ment, eine Rechnung oder ein Allen
stück zur Unterschrift vorlegen, so kannst
Tu ihm vollständig dabei vertrauen,
denn cr ist in Wahrheit ein sehr ehrcn
wcrthcr Mann. ES werden sich ver
niukhlich in Zukunft gerichtliche
Schrille nicht umgehen lassen. Tu
weißt, Jessie, daß Tu noch nicht acht
zehn Jahre alt bist und deshalb ein
Bernmnd für Tich nöthig ist. Taö
find nun einmal gesetzliche Borschrif
tcn. an denen' ,'ick leider nichts ändern
lai-k. Tu kannst mir glauben, mein
liebe,' Kind, daß ich Tick, mit selchen
Geschickten ,'enis: nicht behelligen
wurde, wenigstens beule nicht, denn
das ist so eilig durchaus nicht, aber
meine Geschafke gestaklen mir, wie Tu
weist, nicht, alle Tage nach West
Hamplon Eourt zu fahren, und da ich
jeyt einmal hier bin, so mochte ich
Tich wenigstens auf diese Punkte auf
merksam machen."
Es ist liier so schrecklich einsam.
Es wird mich immer sreuen, Onkel,
Tich Hier ?u sehen," sagte Miß Jessie.
Ziinon "Jefferson zog die Brauen
gewichtig in die Hohe, machte ein be
denkliches Gesicht und erwiderte end
lich mit sicherer Stimme: Ich habe
daran wohl gedacht, mein liebes Kind,
und verstehe es vollständig, wenn Tu
Tich jetzt in dem weitläufigen großen
Weslhampton Eonrt mit seinen end
losen Zimmerreihen und hallenden
Sälen und Korridoren einsam und ver
lassen suhlst. Ich habe deshalb schon
heute früh, gleich nachdem ich den Tod
meines armen Bruders erfuhr es war
schon fast Mittag, und ich befand mich
auf der Börse, da Tu mir keine Nach
richt hattest zukommen lassen"
Lieber Onkel, eS ist übersehen wor
den" Ich begreife AlleS. Icffie; Tu
haft nicht nöthig, Tich deshalb zu cut
schuldigen. Ich wollte nur betonen,
daß ich eS sehr spät erfahren habe,
damit Tu verstehst, warum Tein Bet
ter Hugh, mein Sohn, noch nicht hier
ist, um Tir seinen Beileidsbesuch zu
machen. Er war nicht zu Hanse, als
ich die traurige Nachricht erhielt, ich
habe ihm aber sofort geschrieben, daß
er sich nach Weslhampton Eourt bege
ben solle, um sich Tir zur Berfiigung
zu stellen. Er hat mehr Zeit wie ich
und kann leichter abkommen. Er wird
also die nächste Zeit mit Teiner Er
laubniß in Weslhampton Eourt oder in
seiner Nähe bleiben, damit Tu nicht
immer allein bist. Ist Tir daö so
! recht, mein liebes Kind?"
Es war Miß Jessie offenbar nicht
recht. Aber sie hatte auch nichts Be
fondcres dagegen, wenigstens konnte sie
sich in ihrer augenblicklichen Stimmung
nicht dazu aufraffen, der Ansicht ihres
Onkels zu widersprechen. Sie kannte
ihren Better Hugh nur sehr flüchtig.
Sie war vor längerer Zeit in Brighton
mit ihm zusammengetroffen. Ob es
nun daö Lurusbnd und seine etwas
leichtfertige Gesellschaft war, oder ihr
Better Hugh selbst daö wußte sie
nicht ; aber er war ihr dort so unvvr
theilhaft als möglich erschienen. Seit
dem war der Berkchr zwischen den Bei
den erkaltet und wenigstens von Seiten
JessieS vollständig eingestellt worden.
Wenn Hugh so freundlich sein
will" sagkc Jcssie lcise.
Tavon ist gar keine Rcdc, Jessie.
Hugh kennt seine Pflicht so gut wie
ich. Bon Wollen oder Nichtwollcn kann
also nicht die Rede sein. Ich erwarte
ihn jede Stunde. Mich wundert, daß
er noch nicht hier ist. Späterhin, nach
einigen Tagen oder Wochen, kannst Tu
ja, nm die traurigen Erinnerungen an
Weslhampton Eourt leichter zu iibcrwin
den, nach London übcrsicdeln. Mein
Haus sieht Tir natürlich vollständig
zur Bcrsügung."
Ich danke Tir, Onkel."
Und nun, Jcssie," fuhr Simon
Jeffcrson fort, lndcm cr aufstand und
nach seinem Hut griff, will ich Dich
nicht mehr belästigen. Weine Dich nuö,
mein Kind, vergiß aber auch nicht, daß
noch andere Menschen auf der Welt
sind, die ihre Lebensaufgabe darin
sehen, Dich Deinen Schmerz vergessen
zu lassen. Und somit auf Wiedersehen,
Jessie."
Miß Jcssie stand nun auch auf und
gab ihrem Onkel die Hand znm Ab
schied. Und waö Hugh anbelangt" be
gann Simon wieder, unterbrach sich
ab:r und schloß: Nun, er wird ja
bald selbst hier sein. Dann wirst Du
ja sehen."
Damit ging Simon fort nnd ließ
seine Nichte allein. Als er aus dem
Portal von Westhampton Eourt heraus
trat, sah er nach der Uhr. Es war zehn
Minuten nach ein Uhr, noch zwanzig
Minuten bis zur Ankunft des nächsten
Londoner , Zuges, mit dem fein Sohn
eintreffen konnte. Es war ihm sehr
darum zu thun, Hugh noch persönlich
zu sprechen, bevor dieser seiner schönen
Base seinen Beileidsbesuch machte,
und Simon beschloß, die zwanzig
Minuten zu einem kleinen Spazicrgang
durch den Park von Wcsthampton Eourt
zu benutzen.
Er war feit langen Jahren nicht
mehr hier gewesen. Sein Bruder hatte
cs ihm verboten. Heute zum ersten
Male ging er in dein Schatten der
uralten Steineichen und Buchen, auf
den sauber gepflegten Kieswegen, die,
in zierlichen Bogen an jeder Lichtung
vorüberführend, so wunderbare Aus
sichtSplätze auf die weitläufigen Anla
gen boten. Rehe sprangen in flüchtigen
Sätzen über die Lichtungen hinweg und
verschwanden im Dunkel des Waldes,
der sich endlos bis hinunter nach den
Steinbrüchen von Weslhampton Eourt
erstreckte. Sein Bruder Bern: d hatte
ihm einmal, zur Zeit, als er noch
nicht mit ihm entzweit gewesen war.
gesagt, daß er von dem Ertrag der
Steinbrüche feine ganze Wirthschaft
bestrcitc.
Simon rechnete. Was konnte Wcsk
hampton Eourt mit dcm Herrschaft
lichen Park, dcr Jagd, dcm Schloß,
dcn Steinbrüchen werth sein? Dreißig
tausend Pfund unter Brüdern. Dazu
mindestens das Trei fache dieser Summe
in Aktien der Rhedereikompagnie,
deren Tirektor Bernard gewesen war,
sein Haus am Strand in London, sein
Gut in Wales
Simon Jefferfon vertiefte sich
immer mehr in sein Rechenerempel.
Er addirkc schon in die Millionen.
Seine Augen bekamen einen schillern
den Glanz, sein Athem ging stoßweise,
fein Schritt wurde langsamer, sein
Gang schwerer, nachdenklicher. Ta er
sich unbeobachtet wußie, verschwand das
Salbungsvolle und Würdige ans fei
ncn Zügen, und statt dessen warfen
Neid und absucht ihre Lichter und
schatten d,'.naet' bin. Wai.:ni war es
ihm nickt io aeMckl im Leben, wie
seinem Bruder? fragte er sich, wo
waren seine Millionen? Tu lieber
Gott, Millionen! Er hatte immer mit
Schulden zu kämpfen, bald mit seinen,
bald mit denen seines Sohnes, der ein
lockerer Bursche war. Wie kam es, daß
die blinde iollin ihn fo ganz vergej
l'en, wahrend sie auf seinen Bruder
:veichlhu:ner über Reichthümer gehaust
häkle?
Geduld, nur Geduld," murmelte
Simon für sich hin, man muß das
Glück im Leben zu korrigiren wissen.
Nur Klugheit, und seine Millionen
sind"
Plötzlich störte ihn in seinem Nach
denken ein junger Mann, der ihn schon
von Weitem anrief: Baker! Was
zum Henker ist denn mit Tir? Tu
gehst ja so tieffinnig einher, wie wei
land König Zaul !"
Ter junge Maim kam rasch näher.
Er war ein echter Londoner Tandy, ein
Stutzerchen von höchster Eleganz, etwa?
bleichen, blasirten Zügen, und von
einem müden, in'ö Graue spielenden,
wie verbrauchtem Teint. Nur seine
Augen waren, ganz im Gegensatz zu
denen seines BaterS, der sie kalt und
slahlgran hakte, von einer lustigen
Gutmüthigkcit, von einer sympakhi
schcn Blaue. Ter etwas sehr spärliche
schwarze Schuurrbart war in Spitzen
gedreht. Tie einzelnen Haare schienen
wie auf dcr Haut aufgeklebt zu sein.
Hübsch war also Hugh Jcffcrson nicht
bcsonders, abcr um seiner Augen wil
len vergab man ihm BieleS.
.Hugh! Bist Tu es?" fragte sein
Batcr zurück und reichte ihm die Hand
zum Gruß. Tu willst zu Deiner hüb
schcn Base Jcssie, Hugh?"
Ich gche zu meiner Base Jessie,
Baker, und damit gut."
Sie ist sehr, sehr hübsch, Hugh.
Berstanden?" sate Simon wieder mit
eigenthümlicher Betonung.
2ic ist bleichsüchtig, Bater; sie
muß eisenhaltiges Wasser trinken."
Tu bist ein Esel, Hugh," fuhr sein
Bater zornig aus, der nicht englisch
versteht. Ich sage Tir, c hat ein
Ende mit Deinen dummen Streichen,
eö ist hohe Zeit, daß Tu einmal einen
klugen machst. Bei Gott, Bursche,"
fuhr sein Bater immer hitziger und säst
drohend fort, ich weiß keinen Rath
mehr. Wenn Tu mir auch jetzt noch
auf Teinem tollen Kovf bestehst, so
kannst Tu nach Westen gehen (Uo to
West!" Geli nach Westen! daö heißt
nach Amerika) ist eine englische Rcdenö
art, mit der man sagen will: Wan
dere ans, nimm Hacke nnd Spaten und
nähre Tich von TeinerArbeit !"). Ber
standen?" Hugh war durchaus kein Esel. Mit
dem kleinen zierlichen Spazierslocke,
dcn er in dcr Hand hatte, bohrte er
kleine Löcher in den Kiesweg und sagte
endlich ruhig und überlegt: Gut,
Bater. Ich gehe zu meiner hübschen
Base Jessie. Meinethalben mag sie
so hübsch sein, wie die Engel in der
Paulskirche. Wenn sie abcr nun nicht
so hübsch sein will?"
Auch sein Bater war wieder ruhiger
geworden. Geh' Tn nur zu Tcincr
hübschen Base Jcssie," erwiderte er,
das Ucbrige wird sich finden. Du
wirst einige Wochen in Wcskhampton
Eourt blcibcn. Nütze sie aus, Hugh,
tröste Dcinc hübsche Base, vertreibe
ihr die Einsamkeit, die Melancholie,
und wenn Ihr dann nach London
kommt Geh', sageich, geh' zu Deiner
hübschen Aase Jessie."
Damit wandte sich sein Batcr ab
und schritt nach der Eisenbahnstation zu.
Hugh ging auch weiter. Wenige
Minuten spater trat er durch das große
Portal in Weslhampton Eonrt ein.
3. Kapitel.
Was Linevlnsinn ist, daö weiß in
London jedes Kind. In Lineolnöinn
wohnen fast lauter Advokaten! Es
liegt gleich hinter dem Juskizpalastuiii,
ist also eine Ocrtlichkcit, wo Vorzugs
wciscGcrcchtigkcit gemacht wird.
Seiner Zeit, als och dcr ehren
werthe Mr. James Finding seine
Advokatur in Linevlnsinn betrieb, war
von dcn Prachtbauten der Neuzeit dort
noch nichts zu sehen. Die Häuser von
Linevlnsinn waren fast lauter alte, ge
müthlichc, winkelige, baufällige,alters
schwache Gebäude. In den Bureau
stubcn lag der Staub fingerdick auf den
Aktenstücken, gerade als ob in den Akten
nur von Leichen die Rede gewesen wäre
nnd nicht von lebendigen Menschen von
Fleisch und Blut, die das Warten mit
der Zeit satt bekommen, besonders das
Warten aus Gerechtigkeit. Selbst an
den Fensterscheiben des Bureaus von
James Finding, die seit Menschen
gedenken nicht in Berührung mit einem
Waschlappen gckommcn waren, hatten
sich Stnubthcilchen zu einer idyllischen
Kruste vereinigt, so daß die Sonne,
wenn sie einmal die Tunstwolke durch
drang, in dcr sich London jahraus
jahrein befindet, nur lächerlich bleiche,
schwindsüchtige Strahlen in das Bureau
hincinsandte.
Einer der Schreiber des Advokaten
Finding. ein gcwisscr Tapperday, ein
,anguini,a,cr gesell, dcr bald über
mükhig lustig, bald wieder elend trau
rig und griesgrämig in die Welt sah,
so daß man nie wußte, ob man über
ihn lachen oder weinen sollte, machte
sich öfler den Spaß, in die staubige,
trockene Atmosphäre des Bureaus von
James Finding eine Blume mitzu
bringen. Er beging diese 'rausamteit
lediglich um zn sehen, wie lauge sie
eö aushalten würde. Bis jetzt hakte er
aber noch keine gefunden, die es über
zwei Stunden ausgehalten hätte, ohne
zu verdorreil und zu verwelken.
Nach diesen Bersuchen schlug dann
Tapperday gewöhnlich mit großer
Energie auf den Tisch und sagte 'prah
lerisch: lind ich habe es nun schon
drei Jahre ausgehalten!"
Er ia!i aber auch darnach aus!
(Fortsetzung folgt.)
Kaiser Wilhelm seil dem
Cigarrelleiigeiius! sehr irgeben, sein.
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Chronische Ilcrvösltät.
Zlervöse Kopfschttterzrn.
Aottttte nicht schlafen.
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