Die 5chwiczermutter in Gmun den. In ihrer Laub, dich an der Sipll. taU In jia:i6cn, sah Frau Marie Halm. ginnend schaute sik hin2br nach de Traunstein v;m Rolh der unUx gehenden Sonnt vergoldeten Höhen. Welch' schönem Tag ging sie erilgegen! Di geliebt Mutter, die sie seit zwei Jahren nicht gesehen, sollte in einer hal. den Stunde in Gmunden eintreffen. Nzch in dieser Woche wurde ein junger Welt blhger rroartek; bei so freudigem Ereig nis mußte ja selbstoerftSndlich die gute Mutter zugegen sein! Sie sah aus die Uhr. Der Zeiger wollt gar nicht vor wärt. O, könnt sie doch an tfrich'3 Stelle sein! Er war mit einem großen Souquet hochrother Nosen zum Bahrchos gesahien, die Ankommende zu bratüfjtn. Da stand nun Erich hoch eben an de? Berges Halbe, mit recht geteilten 0e fühlen der Ankunft de Zuge entgegen sehmd. Er halte eine Tarokparüe un erbrechen mürsen, um nur ja die gute Schwiegermutter abzuholen. Der Z:ig vah'e. Erich mustert alle Wagen, alle AuSstelgenden keine Schwiegermutter da. Was thun? Er rief mit Stentor stimme: ,Mmna Straubingerl Mama Straudinger 1 sürchtend, die Gute könnte eingeschlafen sein. Keine Ant, wort. .Wen suchen Sie denn?' fragt der Schaffner. .Meine Schwiegermulterl Sie muß in diesem Zuge sein." .Trösten' Ihn! Werden' noch zeitt gnua zu dera Freud kommen sagte lachend ein braver Gteirer. Dahin sauste der Zug, und Erich, bald auf seine rothen Rosen, bald auf die da voiietlenden Wagen blickend, stand dort am Perron und wußte kaum, wa er thun sollte. ,AH, was, sie wird mit dem nächsten Zuge kommen sagte er sich, schrieb eilig einige Zeilen auf ein Papier, sandle dasselbe seiner Gattin, ihr mittheilend, die Mutter sei nicht gekommen, er werde gegen 10 Uhr nochmals zur Bahn gehen und inzwischen einige Geschäfte e. ledigen. In dem Moment, als Frau Halm Den bewußten Zettel erhielt und lesen wollte, langte eine Droschke, hoch bepackt mit Koffern, Hutschachteln und einem Wiener Kinderbett, vor ihrer Thüre an. Die junge Frau eilte rasch die Stiege herab, um die geliebt Mutter zu umarmen. .Schöner Empfang das sagte diese, nachdem sie oben angelangt war. Hätte wohl erwarten können, wenn Du nicht kommen kannst, daß mein Schwiegersohn oder wenigsten fein Hausknecht an der Bahn ist, um ' .Aber liebe Mutter, Erich ist ja hin. ausgelahren! Hast Du ihn denn nicht getroffen?' .Ka Spur von 'nem Schwiegersohn sagte Frau Straubingir beleidigt. .Ich komm' an, schau' mich rund herum um, setz' meine Brille auf, frag' den Portier, ob er Herr Erich Halm nicht kenne, ent schließ' mich endlich, da Niemand zur Stelle, meine Bagage selbst aus dem Wagen zu holen, den Gepäckschein selbst .Aber theure Mutter unterbrach die junge Frau, .das ist ja ganz unmöglich! Erich ist vor einer Stunde schon hinauf, fahrenl ES wird ihm doch nichts passirt sein!' .Nicht ist ihm pajflrt! Beruhige Dich! Wie ich soeben beim .goldenen Schiff' vorbeifahr', sah ich ihn da in sein Spiel vertieft sitzen. Na, ich will nichts gesagt haben, Marie, und will Dich auch jetzt nicht aufregen, aber so a Schwieger söhn, der seine Nichtachtung gleich von der ersten Stunde an ' .Beste Mutter unterbrach die junge Frau hocherröthend, .verurtheile Erich nicht, ehe Du ihn gehört haft. Es ist ja ganz unmöglich, daß ' .Soll ich meinen Augen nicht trauen, Tochter? Bin ich etwa blind? Da saß er und warf soeben seine Karte ' .Unglaublich sagte Frau Marie doch unterbrach man das Gespräch, da foebkn die Dienerin den Kaffee auftrug. Die Mama schob ihreTaffe zurück, der Appetit sei ihr bei dem Empfang vergan gen, st könne jetzt nich:S genießen. Marie wollte nach dem .goldenen Schiff' fch'cken, um sich zu üe.zeuz,n, ob die Mutier recht gesehen, doch diese widersprach entschieden. .Nein, ich will doch keine böse SchVie gccmutter sein und meinem Schmieger fohn ei hcirmlolcS Vergnügen stören. Du weißt, Marie, ich habe immer gesagt, mit meinem Schwiegersohn will ich keinen Streit haben.' In der Aufregung hatte die junge Frau ganz vergessen, den Zettel, den ihr der Dienstmann gegeben, zu lese. Sie musterte jetzt schon daS schöne Kinderbett, daS die Mutter mitgebracht, lobte den selbstgebackenen Kuchen, die mitgebrachten Früchte und küßt und herzte die Mutter, um ihr gute Laune wieder heroorzuzau' Bern, dabei vollstZndig den empfangenen Zettel vergessend. .Arme Ktr.d sagte Frau Straubin g:r zärtlich, .haft mir gewiß Manches verschwiegen. Komm' an mein Mutter, herz, erzähl' und vertrau' mir. Bist Du denn mit ihm zufrieden?' Marie staunte. .Warum denn nicht, Mutier? Erich ist ja ein Prachtmensch, der' .Schöner Prachtmensch unterbrach die Mutter; ,na, mir scheint, er hat Dich gut gezogen; nicht wahr, wag er thut, hat der Herr Gott selber gethan?' .DaZ will ich gerade nicht sagen, Mutler, so vernarrt bin ich nicht, aber ' .323, da haben mersch unterbrach Frau Straubinger, .kommt schon ein Aber. Weißt, Kind, ich h,6' lange vermurhet. Deine Briefe enihiclten zu viel Wortschwall von Glückseligsiin und Scliz?kit und solche Narrheiten mehr. Der Soiratag$ga(l Jahrgang IS. Beilage zum Nebraska taats-Slnzeiger. No. 30. .Aber liebste Mutterchen unter brach er'ölhend die junge Frau, .wie kommst Du mir denn vor? Du willst meine Briefe ander deuten? Weiß Gott, ich h?be so geschrieben, mit' mir um' Herz war. und Erich ist der liebevollste Mensch, der ' ,Sv? Liebesoll? ist das etwa auch liebeioll, wenn man sich in'S WiribhauZ setzt, Tarbk spielt, anstatt die Matnr seiner Frau von der Bahn obiuholen?' .Ich kann ja da unmöglich glauben, Mutter, daß Erich im .Schiff' sitzt, spielt und Dich nicht erwartet tj.it; trinken wir in Frieden unsere Kaffee nnd her nach geh' ich selbst hinüber ' .Nicht um die Welt erlaube ich da! Du muht mir heilig versprechen, Marie, weder selbst zu gehen, noch zu schicken, ich will doch 'mal sehen, wann der Herr Schwiegersohn nach Hause kommt.' .Erich ist alle Abend Punkt S Uhr zu HauS. Du bist wirklich ungerecht, Mutterchen l' In steigender Unruhe sah die junge Frau Stunde auf Stund enteilen; der sihzlichst Erwartete kam nicht. Obgleich sie der Mutter das Versprechen gerieben, nicht nach dem .goldenen Schiff' zu schicken, ließ sie doch anfragen. Man sagte, daß Herr Halm kürzlich mit einem Wagen fortgefahren sei. DaS klang ihr noch rLthselhafter. E war 9 Uhr, wo hm konnte er noch, ohne sie zu beiiach richtigen, gefahren fein? DaS war doch g,inz g'gkn seine Gewohnheit! Sie bat die Mutier, sich zur Ruhe zu begeben, diese aber blieb dabei, sie wolle den Herrn Erich begrüßen. Was war dazu thun? An spitzen Reden seitens der lieben Mama auf den lieben Schwiegersohn fehlte eS nicht. Endlich gegen 10 Uhr fuhr ein Wagen vor. Erich sprang ab, noch immer das Bouqt mit den Rosen in der Hand. .Ich habe soeben sagte er, Marie aus der Stiege bcgrüßlnd, .an den Vater depeschirt. Die Mutter ist auch mit die fern Zuge nicht angekommen; fast fürchte ich, daß ihr unterwegs ' .Fürchte nichts, lieberErich fiel ihm Frau Straudinger von oben her in'S Wort, .da bin ich, wohl und munter, und danke Dir herzlich für ' .Du Mama, schon hier?' rief Erich und war so csnsternirt, daß die rothen Rosen seinen Händen entglitten; .herzlich willkommen, liebe Mama, adrr, sagen Sie nur, wie ist denn das möglich? Ich war zu dem NachmtttagSzuge an der Bahn, jetzt wieder, ich ' .Nun, da bin ich wahrscheinlich n unsichtbarer Geist sagt Frau Strau binger spitz, .daß ich, ohne daß man mich sieht, nach Gmunden hereingehuscht bin?' .Fast möchte ich daS glauben!' meinte Erich. .Doch erzählen Sie, liebe Mut. ter, wie ist denn das nur möglich? Ich habe ja jeden Passagier einzeln gemustert, die Schaffner, den Portier gefragt ich bin doch weder so kurzsichtig, daß ich meine liebe Schwiegermutter nicht erken nen sollte, noch selbst so unbedeutend, daß Sie mich nicht hätten sehen sollen!' .Der spielt aber gut Komödie sagte Frau Straubing!r ptquirt zu ihrer Toch ter; .wahrlich, Erich, Du hättest Schau spieler werden soller,!' .Aber erlauben Sie, liebe Mutter! Das ist ja eine Beleidigung! Setzen Sie Zweifel in meine Worte?' Frau Straudinger lacht höhnisch! .Taroksptelen sagie sie, .ist ja auch amüsanter, als einer alten Frau an der Bahn behilflich sein! Reden wir nicht mehr davon!' .Aber ich bitte brauste Erich auf, ,, reden mir j davon! Ich kann mich doch unmöglich solcher Taktlosigkeit zeihen lassen! Wie wecde ich denn " .Nehmen wir ein wenig Rücksicht auf Marie," meinte Frau Straudinger. , .Diese paar Tage, bis da? Kind da ist, werden wir schon zusammen aushalten müssen, hernach verdufte ich bald; ich sehe ja, wie freudig man mich begrüßt hat!" Herr des Himmels!" rief Erich, wie überzeuge ich Sie nur, daß " Gieb Dir keine Mühe, geschehene Dinge lassen sich nicht ändern. Mit mir kannst Du ja immer rücksichtslos fein, ich beschwöre Dich aber, Erich, sei eS uur nicht gegen Marie I DaS arme Kind sieht wirklich ganz elend aus! Wer weiß, was sie im Stillen leidet! ' Aber Marie, Herzenskind," rief Erich, die junge Frau mit beiden Armen nmsangend. fo rede doch, was geht hier vor? Ich kenne mich gar nicht mehr aus!" Frau Marie erzählte, daß die Mutter mit dem SichS Uhr'Znge angekommen und mit Recht ungehalten sei, daß sie nicht erwartet worden. .Mit dem SechS-Uhr.Zuz:?' fragte Erich aushorchend; .aber daS ist doch gar nicht mözlich? Der Zug ist ja erst um 6j Uhr am Bahnhof inzeiroffen.' .Pardon, lieber Schwiegersohn, punkt 6 Uhr waren wir am Seebahnhof.' .Am Seebzhnhof?' riefen Erich und Marie wie aus einem Munde. .Jr, nun ist Alles klar fhr Marie in heier Freude, das Mißoerflä'idntß geNärt zu sehen, fort, .mir schrieben Di? ja, liebe Mutter, daß Du über Attnang fahren möchtest! Hättest Du daS gethan, so wärst Du am Stadlbahnhgk angelangt und Erich hätte Dich um 61 Uhr daselbst in Empsang genommen; so aber bist Du über Lambach g'.fahren und am See bahnhof in Gmunden eine Viertelstunde früher eingetroffen! Ja, HerzenSmutter, da war ganz gegen unsere Verabredung! Nun, thu' mir nur den Gefallen, und reich Ereich, der unschuldig an Allem, wie ein neugeborenes Kind ist, die Hindi' .Also zwei Bahnhöfe habt Ihr?' rics ganz verwundert Frau Slrabinger. .Ja, er soll da? denn in W!ei wissen? Na, Herr Schwiegersohn fuhr sie ver legen fort, .nicht für ungut! Ich bin vielleicht a Bifsel herb gewesen, aber, wenn Du 'mal als Schwiegermutter an kommst und Dein Schwiegersohn begrüßt Dich nicht 'mal, gelt, Erich, Du würdest auch nicht lammfromm bleiben?' .Wenn Sie nur jetzt befriedigt sind und einsehen, daß ich unschuldig bin sagte Erich, sein Frauchen mr.annenb, .will ich gern all' die unfreundlichen Worte vergessen, mit denen Sie mich be ehrt.' .Unfreundlich?' fragte Frau Strau binger. .Ja so! Na, man ist doch nicht umsonst Schwiegermutter!' Nachdem sich jetzt auch der Zettel ge funden, der Erich' Ausbleiben erklärte, und die Mama die rothen Rosen und den obligaten Handkuß huldreichst in Em pfang genommen, war wieder Frieden am häuslichen Himmel. .Deinen Einzug segne Gott sagte Frau Marie, die Mutter umarmend. .Deinen Auszug gleichermaßen dachte sich Erich. Puschel. Eine Nordlandsgeschichte. Von L. Westkirch. Als das Ringen der ersten Jahre vorüber und ein langsam stelzender Wohl stand gesichert war, fing Frau Renate, di Bäuerin, an, verstohlen über die Leere und .Kirchenstill' ihre? HZuSchenS zu seufzen, und auch Paul Hansen wurde nachdenklich. .Fremden Leuten läßt man das Seinige doch gar nicht gern zum Erbe, Ein Bub', Frau, wenn auch nur ein einziger, das wär' doch zu schön! ' Und sie bekamen einen Buben, wirklich nur einen einzigen, aber er war danach! Zur ersten Weihnacht brachte Hansen sci nem Jungen ein Lamm aus der Stadt mit, das hatte wirkliche Wolle und ein silberhelles Glöckchen an einem rothen Bande und konnt die Augen auf und zumachen. Die ganz Jugend des Ortes verrenkte sich während der Feiertage vor den Hansen'schen Stubeufenstern die Hälse, um einen Schimmer von dem Wunderschake zu erspähen. ES hatte kein langes Leben, die liebkosenden Kin derxatschchen raubten ihm erst sein schncei. geS Weiß, dann die Wolle, eS wurde un ansehnlich, verlor die beweglichen Augen und beschloß endlich fein Dasein im Küchenherd. Die Liebe aber, welche eS zuerst in des kleinen Reinhold Herren entzündet hatte, leb! fort und vererbte sich auf alle Lebendige, was auf Erden, unter dem Himmel und im Wasser lief, flog und schwamm. Er konnte kaum auf seinen Beinchen stehen, als er schon eigen händig die Hühner füttern wollte. Zu seiner Mutter Entfetzen kroch er wohlge muih zwischen den Hufen der alten Liese, deS S'ckrpferdeS, herum, und wenn die Kuh gemolken wurde, mußte er immer dabei fein. Jeden aus dem Nest gefalle nen Vogel schleppte er in'S Haus, ver pflegte ihn in einer auswatthten Schach tel mit aukdauernster Unvernunft und begrub ihn, wenn er ausgelitten hatte, bitterlich weinend unter dem Fliederbufch im Garten. Sein liebster Spielkamerad aber wurde Puschel. ein pechkohlraben schwarzes Kalb, welches just auf feinen sechsten Geburtstag zur Welt gekommen war und von welchem er deshalb behaup tet, daß die Muhkuh eS ihm persönlich gcschenkt habe. DaS Thierchen lief ihm auf Hof und Wiese nach wie ein Hund, ja, selbst in die Küche kam S ungenirt hereinspaziert, wenn eS feinen kleinen Freund mit Schiefertafel und Fibel hatte aus der Schule heimkommen sehen. Reinhold brachte ihm bei, über einen Stock zu springen; allerdings übte Puschel solche Kunst nur, wenn eS ihm selbst Spaß machte. Helllaut lachen konnte Reinhold über daz kleine Ding, wenn eS so bockbeinig ihm gegenüberstand, Ohren und Schwanz ein wenig gehoben, die vor Schelmerei funkelnden Augen starr auf ihn gerichtel, um bet der ersten Seme gung, die er macht, in urkomischen Bock sprüngen davonzusausen. Ja diesem Winter schneite eS unge wöhnlich viel und al der Winter nach altem Brauch dem Frühjahr hätt Play machen sollen, da fing eS erst recht an zu schneien, fech Tage und Nachle ohue Aufhören. Danach trat Thauwctter ein. Angstsoll richteten die Blicke der Bauern sich nach den Deichen. Sie würden nicht halten, da wußten Alle; diesmal war der Wasserschaden unvermeidlich. Und eines Nach! brach denn auch der Deich und, gepeitscht von einem schneiden den Noriweststurm, klopften die mit Eis stücken bedeckten Wogen krachend gegen die Fensterladen der aufschreckenden Schläfer, ehe die Deichwacht Z:it ge funden hatte, den bedrohten Ort zu alarmircn. Den Meisten gelang e kaum, die nothwendigsten Kleidung? stücke zu'ammenzuraffen und auf Boden und Dächer zu flüchten. Hansen, der nach seinen Ställen eilte, würbe vom Strome seitwärts gerissen und er konnte Gott danken, daß eS ihm gclar,g, an die Weinreben geklammert, welche sein Haus umrar.k!en, sich die wenigen Schrille zur Thür zurückzua, betten, während Frau Renate ha'bangekleidet und biZ cn die Hüften im Wessn: watend, mit dem schlaftrunkenen Kind auf dem Arm die Treppe hinausflächtete zum Speicher. .Mutter, warum brüllt denn unsere Grete so?' fragte Reinhold, sich die Lugen reibend. .Weil sie elendiglich ertrinken muß antwortete die Frau mit einem trockenen Aufschluchzen. .Ertrinken? ! Warum holen wir sie denn nicht zu un herans? O, Mutter, muß denn mein Puschel jetzt auch er trinken?' Hansen, der die Seinigen eingeholt hatte, rang in stummer Verzweiflung di Häiid. .Leg' dich hin sagt di Frau, den Knaben in das weiche Heu drückend. .Halt' dir die Ohren zu und sieh' daß du wetterschläffl.' Hansen war vor dem TodeSgebrüll feiner Thiere bis in die äußerste Ecke des Speichers zurückgewichen; langsam folgte Renate ihm .ich, .ES wird gleich vorüber fein mur melte sie mit zuckenden Lippen. Er antwortete nicht. So standen sie stumm, Schulter an Schulter in der Finsterniß. Das donnernde Brausen der Gewässer noch überlöüend und selbst stahlfeste Herzen erschütternd, klang das Heulen. Blök:n, Winseln, da rer zweifelte Stampfen und Schlagen der an geketteten, hilflos ertrinkenden Thiere zu ihnen herauf. Reinhold indessen schlief nicht. So bald seine Mutter sich entfernt hatte, schlüpfte er zur Luke. Er wollte Puschel holen. Aber was war denn das? Der Fluß, zu dem man sonst eine gute Stunde gehen mußte, floß dicht unter seinen Füßen. Wo war da Tauben hau geblieben? Wo der Wtall der Ärete? Und wa da Alles auf den Wellen tanzte! Stühle und Bretter und Lütten! Die Balken, von denen der Nachbar Heinz fein neues Haus biuen wollte! Und war das nicht die Wiege, in der sonst deS Nachbar BSckerS Jüngst?? zu schlafen pflegte? Wahrhastig, da kam auch der große Backtrog ge schwömmen, ganz wie ein Kahn! Wenn er den hätte, könnte er Puschel suchen. Eben rannte sich gerade unter der Luke einer der treibenden Balken, vom Strome gedreht, zwischen dem Hansen'schen und dem Nachbarhause fest, der Backtrog preßte sich hart dagegen Halt! was trieb dort Schwarzes um die Ecke? Nein, er irrt nicht! Der Kopf des albeö! Er sah's im Mondlicht ganz dmll'ch. ES hat! sich aus dem Stalle befreit, eS lebte, eS schwamm daher, in wilder Todesangst mit den Wellen kämpfend .... .Mein Puschel!' rief der Knabe, die Arme ausbreitend. Im nächsten Augcn blicke stand er auf dem Balken .... Im Dorfe war'S inzwischen still ge morden, furchtbar still; über dem erstick ten Leben drunten donnert und rauschte die Fluth. Frau Renate kehrte zu dem Platze zurück, wo sie ihren Knaben verlassen hatte; sie wollte zu ihrem Troste die Hand auf sein blondeS Lockenhaar legen. Sie fand ihn nicht sie rief kein Laut antwortete ihr. . . . Aber zur Luke stürmend, sahen beid Eitern ihr, und das Blut erstarrte in ihren Adern bei dem Anblicke; gegen den sestgeklemmten Bal ken gedrängt, schwankre des Bäckers großer Trog, Puschel lag darin, zitternd vor Erschöpfung, und neben dem Kend chen kniete ihr Einziger, ernsthaft be müht, sein gebrechliches Fahrzeug mit den Händen längs des BalkenS zur Luke zu ziehen. Der Knabe war nicht unge, schickt, auf dem Dorfteiche hatte er oft zum Scher, das Nuder geführt, aber auch eines ManneS Kraft hätte nicht ver möcht, die Gewalt dieser Strömung zu besiegen. .Neinhold!' Mit rascher Geistesgegenwart faßte Hansen ein Ende von dem Seil des FlafchenzugeL, der über die Luke hing, und fuchl daS andere Ende dem Knaben zuzuschleudern. Er war noch so nah, so greifbar nahe! Kaum drei Schritte trennten ihn von den verzweifelnden El tern. Und er war ihr einziges Kind! Gott würde Barmherzigkeit haben! Er konnte nicht verloren sein! Aber ehe Reinhold Zeit hatte, das Seil zu er greisen, löste sich krachend die Stauung. Mit einem Stoße, der das unsichere Fahrzeug beinahe zum Kentern brachte, erehte sich der Balken in der StrSuruna zurück und pfeilschnell schoß der Troz mit den Wellen dahin. Vater! M.,tter!' rief daS Kind und breitete fein Arm vach den Zurückblei, binden auS. Nur ein Jammerruf ant wirtete ihm. Hansen mußte Renate mit Gewalt festhalten, daß sie sich nicht blindlings nachstürzte in die Fluth, Ur.d nun standen sie auf der Schwelle, welche bald die steigenden Wellen netzten, und sahen der hinaustreidenden Nuß schale nach, die ihr Glück, ihre Hoffnung enthielt, wie sie kleiner und kleiner war ein Streifen ein Pünktchen nur dann und mann noch auftauchend auZ den rollenden Wogen und endlich ganz ver schwindend ob ingeschlungen von den Wassern, ob hoffnungslos weilerschwan send auf dem uferlosen Meer sie wuß ten' nicht. Und die Fluth stieg und stieg. Sie leckte über die Lukenschwelle, sie nahm den Speicher ein. Hansen und sein Weib mußien auf'S Dach flüchten. Sie thaten' in zorniger Scham, daß der Trieb zum Leben trotz ihres Leids noch so mächtig in ihnen war. Halbbekleidet saßen sie in dem schneidenden Wind aus dem Strohdach stumpf uud stumm, und nur wenn ein Balken oder ein entwur zelter Baumstamm in dem trüben Wasser vorüberschoß, zuckie Renate zusammen. Vielleicht war eS gerade diesem vorbehal ten, daS schwankende Fahrzeug ihre? Liebling zum Kentern zu bringen. ES wurre Morgen, eS wurde Mittag; der Sturm legte sich, aber das Wasser stieg und stieg. Bus allen Dächern klammerten heulende und jammernde Menschen sich an, und da Wasser stieg. ES dehnte sich, soweit daS Auge reichte. Baumkronen schwankten darüber, Dach, sirste, Schornsteine ragten daraus hervor und küine Rettung weit und breit. Schon war' Nachmittag, als endlich zwei Boote am Horizonte auftauchten; vie heißen Wünsche von hundert verzmei feinden Menschen begleiteten ihre Fahrt. .Wer ist hier Paul Hansen?' schrie der Führer de ersten durch die zusam mergelegten Hände. .Der soll mit sei er Frau in'S Boot kommen.' .Nehmt erst die Anderen sagte Han sen düster, .mit unö Beiden prefstrt'S nicht mehr so!' .Donnerwetter, Mann! Macht keine Redensarten! Denkt Ihr. 'S ist ein Spaß, sich hier mit der Strömung her umzubalgen?' Da stiegen sie ein. .Seit gestern Nachts haben wir wie die Narren am Wasser gestanden er zählte der Eine der Leute. .Hütten gern geholfen aber auch die Verwegensten gaben' auf, nachdem der Strom uns mehrmals zurückzefchleudert und zwei Boote umgeschlagen waren. Da kam heute im Morgengrauen ein wunderlich Fahrzeug angetrieben. Ei Backtrog war's, und so wahr ich lebe, ein Kalb Und ein Kind lagen schlafend d'rin, beide gesund und munter.' .Unser Reinhold!' schrie Renale auf. .Und er allein hat unS Courage ge macht. Denn wenn solch' ein Däumling wie der, auf solcher See mit einem Back trog herumgondelt, um ein Kalb zu ret ten, eS wirklich fertig bringt, so konnten, meinten wir, brave Bursche, die Wind und Wasser kennen, für ihre Nebenmen schen nicht weniger thun. Auch ließ der kleine Mann nicht ab mit B.tten, daß wir feine Eltern holen sollten. Gott hat unS glücklich hergeführt er schenke uns glückliche Heimkehr!' Pas arapkuie. Ein Pechvogel war der Herr Amis richte? Fehlhuber von jeher! So ist S denn auch kein Wunder, daß ihm die Ge schichte mit dem Parapluie passirte. War da ein gewisser Emmeran Müller beschuldigt, er habe am Sonntag den 23. Oktober 1893 Vormittag lCi Uhr im Gasthaus zum .gelben Firstern' dem Privatier ChrvsostomuS Kneipfrnger einen seidenen Regenschirm im Werthe von zwölf Mark in der Absicht rechts, widriger Zuneigung ohne erschwerende Umstände weggenommen daS heißt ge stöhlen. In der Schöffensitzuug leug nete der Beschuldigte, wie eö fein Recht war, aus LiibkskrSften. Da aber der Zeuge auf Eid den bei Müller vorgefun denen und zu Gerichtshanden gelangten Rkgevschirm als den feinen bezeichnet, oerurtheilte der Herr Amtsrichter mit seinen zwei Schöffen den Angeklagten zu acht Tagen Gefängniß. Vergnügt über diese gerechte That zog Feldhuber nach der Sitzung eben feine Robe aus, schlüpfte in den Straßen Rock und wollte daS Bureau verlassen da bemeikk r, daß es draußen heftig regnete. Sein neuer Hut verlangte Schuh, und so entschloß er sich denn, Mangels eines anderen BedachungSmit telS, den als .corpuS delicti' noch bei denAkten gebliebenen, gestohlenen Schirm bis in das Gasthaus mitzunehmen, wo er al Junggeselle zu Mittag speiste. Bei einigen guten Freunden blieb er dort etwas langer al gewöhnlich sitzen und, als er ausbr'chen wollte und nach dem Parapluie sah war eS verschwunden. ihh Suchen, kein Fragen half Niemand wnßte, wohin eS gekommen war. Kaum aber betrat der Amtsr ichter im höchsten Unmuth fein Bureau, da brachte ihm der Bot die BtrufScinkgung te Emmeran Müller! Nun war da Unheil fertig! Di Akte sollten dem Landgericht a! ter zweiten ?rstav, . gelegt werden, ur.d der Schirm, dr Harrptgcgenstand im gai-zen Prozeß, fehlte. Nach einer schlaflosen Nacht, di sich der gewissenhaste Beamt bereitet hatte, um einen Auweg zu entdecken, lud et am andern Tag den Privatier Kneixstn. ger vor, ließ sich von diesem ganz genau da Lulfehen de Schirme beschreiben was der Zeuge mit der brummigen Frage that, der Herr Amtsrichter hab ja doch da Parapluie selber, warum e nicht einfach anschaue, und rannt, in den nächsten Tagen über in sämmt lichen Echirmhsndlunzen der Stadt herum, bis er endlich um fünfzehn Mark ein Regendach erstand, da nach fein Ansicht mit der gegebenen Beschreibung übereinstimmte. Aber er schien doch nicht ganz da Nichtige getroffen zu habm denn in dr BerufSverhandlung rkannt der L schädigt das vorgezeigte Paraplui nicht mehr al das semige an und in Folg dessen wurde der Angeklagt wegen Mangel an OeweiSmaterialS freige, sprechen. Fünfzehn Mark hinausgeworfen ein freisprechendes Urtheil in der oberen Instanz mit einer ziemlichen deutlichen Nase in der Begründung der Herr Amtsrichter wollt sich gerade zu Tod ärgern, da klopft eS und herein trat Müller, der, weil ja nun feine Unschuld erwiesen fei um feinen Schirm bat! Mußte nicht der Amtsrichter den von ihm theuer gekauften seidenen Regen schirm auch noch ohne mit einer Wimper zu zucken, dem höhnisch grinsenden Dieb aushändigen! O Ironie be RegenwetterSl fatales KeftSndnih. Der Fürst ineS kleinen Landes besucht eine Stadt, in welcher er seit vielen Iah, ren nicht mehr gewesen. Der Empfang gestaltet sich sehr imposant, und der Bür germeister hält eine Festrede, in welcher er besonders betont, vie leid eS ihm thu, daß der Fürst schon so lang nicht mehr in der Stadt als Gast gewesen. .Meine Herren!' antrrortele Se. Durch taucht, ich bin von dem mir zu Theil ge, wordenen Empfang ganz gerührt! Sie haben allerdings Recht, es sind IS Jahre, seitdem ich Ihr Städtchen nicht mehr besucht doch ich will Ihnen be weisen, wie sehr und wie oft ich mich an meinen damaligen Aufenthalt rinnirt habe, denn ich erkenne unter den lieb lichen Festjungfrauen noch all von da, malS wieder!' ßin Kkasange. Der Komiker X., welcher bei Gelegen heit eines Unfalles ein Auge verloren hatte und ein Glasauge trug, xfl.'gte viel mit Droschken nach dem Theater zu sah ren. EineS Tages fuhr er mit einem Kutscher, welcher einen allzu au, giebigen Gebrauch von feiner Peitsche machte und auch och da? gesund Auge deS Komikers in Gefahr bracht. . ärgert sich und beschloß, dem Kutscher die Unart abzugewöhnen. Er nahm sein Glasauge aus der Höhlung, hielt e so geschickt in der Hand, daß e aussah wie in natürliche, die andere Hand hielt er vor die leere Augenhöhle und heulte nun entsetzlich: .Sie haben mir da Auge ausgeschlagen mit Ihrer verdammten Peitsche! Fahren Sie mich rasch zum Theater, und dann werde ich Sie der Polizei übergeben.' Der Kutscher war schreckensbleich; er glaubte den Jammer lauten de Komikers. Am Theater an gelangt, befahl ihm der Fohrgaft, nur einen Augenblick zu warten und ver schwand im Innern des Gebäudes; kaum war er aber weg, so hieb der Kutscher auf feinen Gaul loS und fuhr, fo rasch er konnte, voll Furcht davon. KlasstsoZ Frechheit. . Auf der Pachtjagd eines Berliner in der Nähe von Oranienburg erschien vor einiger Zeit ein zur Jagd ausgerüsteter Mann und erklärte im Gajlhose deS Dorfes M., daß er im Auftroge be Pächter N. komme. Er begab sich in'S Revier erbeutete einen starken Rehbock und zwei Hasen, traktirte nach der Rück kehr von der Jagd im Gasthof die Bauern in freigebigster Weise, und ließ sich schließlich nach Oranienburg zum Bahn, Hof fahi en. Beim Abschied sagte er ein, fach. Herr N. (der Jagdpächter) be zahlt Alles. Letzterer wußte von der ganzen Angelegenheit aber gar nicht und ist um fein fchönes Wild, ebenso aber auch der Gastwirth um die Zeche geprellt. philosopriische Ausrede. Onkel: .Hier, lieber Neffe, schenke ich Dir zu Deiner Const.mation eine silberne Uhr. Ich hätte Dir gern in goldene gekauft, jedoch dachte ich, ein goldkir würde Dir mehr Kummer machen, falls Du sie 'mal verliere wüidtst!' Der vergeßliche. .Wohnt Professor Streusand nicht mehr hier?' ,J bewahre, schon seit sechs Woche nicht mehr ; r war aber gestern noch mal hier, um sich zu erkundigen, wo er da mal; hingezogen ist l' verschnaxpt. Tochter: .Denke Dir, wie ich ben im Halbdunkel durch den Hau?gang gehe, springt plötzlich ein junger Mensch auf mich zu und reißt mir mtkt Uhr ad 1 Mutter : .Konntest Du Dich dann nicht rvehren?' Toch'er : .Gott, der Mensch sah ganz anstüüdig aus . . . im ersten Augenblick dcchte ich, er wolle mir einen Kuh geben I' Hlm WH VtyvvtfWi MW vyv- '