Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, December 13, 1894, Image 1

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u,rii3:i
Flo.
Jahrgang 15.
Lincoln, Neb., Donnerstag, 13. December 1894
Sfu .
FckMMW
itafe
jy IHaI' , ' J'
Hustav Adolf-Ieier.
atholiken dürfen geheimen
Orden angehören.
Radau im deutsch Reichs
tag.
Berii. In der ReichslagSsiung.
der tlsik in dem neuen Reichshauje,
hielte sich eine regle Szene ad. Nach
dem der Präsident Herr von Levehoiv
einen Rückblick auf die Thätigkeit des
Reichstag in dem allen Gebäude ge
worfe halte, schlag er mit einer Aus
soder,ig z einem Hoch auf den Kaiser.
Alle slimii.len begeistert ein, mit alleini
ger Ausnahme der Sozialdemokraten,
b trotz der erregten, zornigen Proltsle
der anderen Mitglieder stumm sitzen
blieben, tfin unbeschreiblicher Lärm
folgte; nachdem Präsident von Levetzom,
dksjen WteDerwahl inzwischen erfolgt
war, da Präsidium unter dem sliirmi
scheu Beifall des Reichstages übcrnom
wen h,ille, tadelte er die Sozialdemokni'
ten dafür, daß sie sitzen geblieben waren,
als er das Hoch auf den Kaiser aus
brachte, Ein solches Betragen, sagte er,
stehe nicht im Einklang mit den Trabi
kiouen Deutschland'! oder des Reichs
togce. Herr Singer, Svzialdemokrat,
aniwvrteic mit einem bitteren peisön-
lichen Angriff auf den Kaiser und rief
dadurch einen wahren Sturm entlüfteter
Proteste Seitens der anderen Fraktionen
hervor. Der Präsident rief Herrn Sin
ger zur Ordnung. Der Reichstag trat
fodan in die Debatte über einen Antrag
ein, die Einstellung des strafrechilicuei,
Verfahrens gegen gewisse in Anklage-
stand ver ctzte fozialdemokraii che Avge
vrdncle zu befürworten, und Freiherr
von Manlcusicl benutzte diese Gelegen
heit, die Sozialistcn wegen ihres Beeh
,mens scharf anzugreifen.
Es waren sechs E?0!ldemoiraten,
ni1.40 fitieti npfilieh.rt ninrpit at& iXrnUt
sin z ruruiu u .liuujiuicii uiu utu
Kaiser ausjorderte, darunter kinger,
Liebknecht und Ulrich. Die Sozialdemo
traten nahmen die ihnen von Herrn von
Levetzow ertheilte Zurechtweisuig übel
auf und Liebknecht erhob sich in recht
drohender Weile. Ulrich sprang aus,
während die Ruse .Schande, Schande !'
erschallten und drohte den anderen Reichs
taqsmilglicdern t der Faust.
Räch Erwählung der Beamten sprach
Herr Levetzow Bedauern darüber aus,
daß er außer Stande sei, die illoyalen
Sozialdemokraten zu bellrafen. Darauf
erhob ich Finger und machte eine er
such, seine Hattunq und die seiner Ge
offen zu rcchtscrliaen. Er wurde bau-
fig unterbrochen, jedoch hörte man, daß
er saqle:
Wir werden uns niemals nöthigen
las en, auf Jemand Hochrufe auSzubnn
gen. der vor Kurzem den Rekruten,
welche den Fahneneid leisteten, sagte,
daß sie, salls die Umstände es nothmcn
big machen sollten, gegen den Willen des
Volkes Befehl erhallen würden aus ihre
eigenen Mutier, Kaier und Bruder zu
schießen ; aus Jemand, der jetzt eine
gegen unö gerichtete Antj. Umsturzvorlage
tht .Uiirtirntf aus ihit 11110,111111 tn
gen wäre unvereinbar mit unserer Ehre
... - t i i -
und !It3uiöe."
eine Worte wurden von einem
Sturme heftiger Proteste erstickt, welche
erst aufhörten als der Präsident den
Redner zur Ordnung rief.
St. Paul, Minn. Soeben ist die
Thatsache bekannt geworden, daß in der
Erzdiözese St. Paul Katholiken jeder
geheimen Gefellfchast uut alleiniger Aus
nähme des Freimaurerordens beitreten
könne. Rlchrer Kellt) vom Bejirks
gericht hat sich den Pulhias Rittern
angeschlossen, obwohl er einer der her-
orrageblen kalyolifchen raieu Amen
ka's ist.
Die Angelegenheit wurde unter den
Mitgliedern geheimer Gesellschaften eif
riq desviochen, da sich auch andere her-
Vorragende Katholiken dem Orden
anschließen. Einer davon sagte: .Erz
bischos Jreland hat entschieden, daß ein
Katholik irgend einem geheimen Orden
mit Ausnahme des Freimaurer-Ordens
oeitreten rann, so vag Katholiken in die
ser Beziehung nach Gutdünken handeln
können. Die Thatsache ist nicht öffent
lich bekannt gemacht worden, aber sie Hit
ihre Richtigkeit und wird unter Katho
Ilsen allgemein verstanden. Monsignor
Ravour bestätigt sie. Es kann kein
Zweifel darüber bestehen, da Diejenigen,
rrelche jetzt den geheimen Orden bei
treten, gute und angesehene Katholiken
x nn, oie uneer reinen umiianocn oen
(2cuntt tau wurden, wenn der alte Kir
Zhcnbann noch in Kraft wäre. Es ist
bekannt, daß der Erzbischof Jreland sehr
liberal ist, so liberal, daß er sich die
Feindschaft und die Opposition vieler
Katholiken im ganzen Lande zugezogen
hat. Es ist auch ein offenes Geheiin
nig, daß der Erzbischof nicht gezögert
hat, die Angelegenheit in Rom vorzu
bringen. Der Bann der Kirche hatte
die Katholiken von der Mltgliedichaft
der geheimen Gesellschaften ausgeschlos
fen und zwar ohne allen Grund, denn es
giebt eine große Zahl geselliger und
wohlthätiger (geheimer) Gesellschaften
in Amerika, die man durchaus nicht als
rn Streit mit dem heiligen Stuhl befind
lich bezeichnen kann. Es ist eine der
Entscheidung icdes Erzbifchoss über
lassene Frage, ob Katholiken in seinen
Sprengel erlaubt sein soll, sich solchen
Orden anzuschließen, und Erzbischof
Jreland hat zu Gunsten solcher Gesell
fchaftcn entschieden, gerade so wie andere
rzb, chose nch gegen die geheimen Ge-
sellschaften erklärt haben."
- Stockholm. Der 300. Geburtstag
des Königs Gustav Adolf, der am 16.
November 1632 in der Schlacht bei Lü
gen den Heldentod starb, wurde am 9.
1".. in arvgariigrr gc,cirii.
Die eigentliche Feier nahm am Sonntag
ihren Anfang, als die Schulkinder )ict)
von den den einzelnen Schulen nach den
verschiedenen Kirchen begaben. Jedes
Kind trug eine kleine schwedische Fahne.
Später sanden Festakte in sämmtlichen
höheren Schulen statt und für den Abend
waren drei großartige Festlichkeiten von
dem schwedlchen Patriot-nverein anbe-
räumt. In den drei großen Bankett,
sülen der Hauptstadt wurden von her
vorragenden Rednern Ansprachen gehal
ten.
Um 4 Uhr Nachmittags bewegte sich
ein großartiger aaeizug ourca oie
Hauptstraßen der Sadt. Als Fackel
träger funginen die gefammten Gruppen
der' Stockholmer Besatzung. Beim Bor
übermarsch an dem glänzend mit Fahnen
und Bannern geschmückten und mit Tau
senden von Bogenlichtern illuminirten
(ustao Adolk-Denkmale salulirten die
Fahnenträger und sämmtliche Truppen.
Sämmtliche Gebäude in der Umgebung
des königlichen Schlosses und des Gu
stau Adolf Platzes waren illuminirt
Der Anblick war über alle Beschreibung
großartig, indem die blauen tsema
de Mälarsces und die Fluthen der Ost
see den Glanz der unzähligen Lichter
widerspiegelten.
Das Standbild des großen Kanzlers
Gustav Ad.'lf's, Arel Orenstierna's, der
nach des Königs Tode die Leitung des
Krieges übernahm, war großartig illu
minirt. Die Kosten der Illumination
wurden vom schwedischen Adel bestritten.
Einige Stunden später zog ein zweiter
Fackelzug. der von den Mitgliedern der
verschiedenen Clubs und Bereine der
Hauptstadt veranstaltet worden war,
durch die Straßen nach dem königlichen
Schlöffe, wo ein aus 50 Sängern be
stehender Ehor vaterländische Lieder
sang.
Der König gab am Abend im Schlosse
ein Festmahl, zu welchem etwa 100 Gä
ste geladen waren.
Galavorstellungen, bei denen Borgän
ge aus dem Leben Gustav Adols's zur
Aufführung gebracht wurden, fanden im
Opernhause und in den Theatern statt.
ilMe Armen der Stadt erhielten reiche
Geschenke an Kleidern und Rahrungs
Mitteln. Der große Tag wurde in ganz
Schweden in entsprechender Weise ge
feiert.
Auch in Deutschland wurde der I.
Geburtstag Gustav Adols's, des Heros
des Protestantismus im 30jührigen
Kriege, im ganzen protestantischen Theile
in festlicher Weise begangen.
In allen größeren Städten Deutsch
land's wurden Feiern abgehalten. In
Lützen, in dessen Nähe die Schlacht vor
fiel, in welcher Gustav Adols von der
tödtlichen Kugel getroffen wurde, bethci
igte sich die gesammte Bevölkerung an
de Feier. Im ganzen Großherzogihum
SachsenWeimar Eisenach wurde der Tag
als ein Nationalfeiertag begangen.
Zu früher Morgenstunde wurden die
Bewohner der Stadt durch Herolde aus
dem Schlafe geweckt, welche die amtliche
Ankündigung machten, daß der große
Festtag angebrochen sei.
Am Abend bewegte sich ein Fackelzug,
an welchem sich die Mitglieder der sammt
lichen Vereine der Stadt bethätigten, in
einem Zug durch die Hauptstraßen der
Stadt nach dem sogenannten Schweden-
stein, dem Male, welches an der Stelle
errichtet nrnde, wo vor 203 Jahren der
große Schwedenkönig die Todeswunde
empsliig.
Farm zu verkaufen!
Der Unterzeichne bietet andnrch seine in
Hightand Precmct belegene Farm, t estehend
aus 400 Acker gutes Land zum ersauf aus,
123 cker unter Cultur, der Reit ist öeuland,
Gutes Haus mit drei Zimmein, gute SlaI
lungei für 12 Pferde, zwei Brunnen mit
Wiusmudien usw. 'Lreiö: fi3.4U0.
Felix Baumgart,
Crete. Neb,
Turnerisches.
In der am Sonntag, den 9. Dezember,
ogehalteuen General-Bersammlung ha
den unsere Turner beschlossen, die Bei,
träge von 50 Cents auf 26 Cents per
Monat zu ermäßigen. Diejenigen,
welche sich bis Sonntag, den lg. d. M.,
als Mitglieder dem blühenden Verein
anschließen, sind nicht gehalten, Eintritts
gcld zu entrichten, da die im Boraus zu
zahlende Summe von einem Dollar als
Beitrag für di: nächsten vier Mo tate in
Anrechnung gebracht wird.
Der Verein hat eir,en Turnlehrer enga
girt und wird in Zukunft das schöne Ziel
dieser geselligen Verbindung nach Kräf
ten gefördert werden. In der letzten
Zeit sind viele neuen Mitglieder dem
Vereine beigetretcn und sind mir über
zeugt, daß die Ermäßigung der monat
tichen Beiträge manchen Deutschen, trotz
der geschäftlichen Krisis.veranlassen wird,
dem prosperirenden Vereine beizutreten.
Möge dieser Wunsch recht bald in Er
füllung gehen!
f Christbäume, Lebkuchen, Christ
baumschmuck, Orangen, Aepfel, Rüsse
usw, in größter Auswahl bei
Veith & Netz.
909 O Straße.
lH Puppen, Bilderbücher, kleine Koch
hecrde, Gewehre, Wagen, Lokomotiven,
Peitschen und Kreisel, die sich vorzüglich
zu Weihnachtsgeschenken eignen, finden
die Deutschen in der reichsten Auswahl
bei Fred. Schmidt.
HZ Frau Maria Hartman, die Gattin
des I. P. Hartma, sr., ist am Sonn
tag in Kearney an den Folgen der
I?clwindsuckt aus den, 9kbe nekebiede,,.
Die Verstorbene war eine der ältesten
Ansiedlerinnen von Kearney und wird
, ihr Hinscheiden von ihrem Gatten, drei
1 Söhnen und einer Tocbter betrauert.
Llus dem Staate.
Der Gescyäslsfübrer deS Packmg
House" zu Nebraska City. Frank Bur
dick, wurde am Mittwoch aus dem Wagen
geschleudert und schwer am Kopse ver
letzt.
Die halbjährliche Conferenz der
katholischen Priester deS Distrikts, in
welchem Nebraska City belegen ist,
wurde am Mittwoch in der Hauptstadt
von Otoe Counly abgehalten. Herr
Bischof Bcnacum hatte sich ebenfalls zu
dieser Versammlung eingefunden.
Während der gegenwärtigen Sai
son ist der Eisenbahnverkehr in der
Gegend von Bcalrice ein ungewöhnlich
lebhafter.
In Beatrice ist während der ver
wichenen Woche eine neue Loge der
,,Kights of thc Maccabeeö" gegründet
worden.
In Elwood sind in der letzten Zeit
viele Diebstahle verübt worden.
Zlork County wird von Gouvcr
neur Holcomb, soweit die Veitheilung
der Aemter in Betracht kommt, nach
Gebühr berücksichtigt werden.
Conare. Abgeordneter Mciklejohn
ist mit seiner Jagdgesellschaft von Wy
oming und Jdah wieder in ColumbuS
eingetroffen. Die Jagdbeute bestsnd
aus Rehen, Hirschen u. s. w.
Louis Frey, ein Viehzüchter bei
Ogallala, erlitt beim Repariren eines
.Sodhoue" durch einen feturj einen
Beinbruch und wurde ebenfalls am
Rücken schwer verwundet.
Die Wassermerke zu Fullerton
gehen ihrer Vollendung entgegen.
I. B. Tschudy. ein alter Ansiedler
von Platte County, ist am Mittwoch im
Alter von öS Jahren aus dem Leben
geschieden. Der Verstorbene kam im
Jahre 1868 nach Columbus und wird
sein Dahinscheiden von vielen erwachse
nen Kindern betrauert.
Geo. Brandt, welcher mit seiner
1-ljährigen Schwägerin in Diller durch-
gebrannt war, wurde in Kanfas cinge
holt und befindet sich gegenwärtig im
Gefangn, sie zu Fairburn. Das Mäd
chen behauptet, mit Gemalt entführt
worden zu sein. Brandt hat seine
Schuld eingestanden.
Die Mitglieder des Grütli-Vcr
eins, eines schweizerischen Ordens, feier-
ten am Mittwoch m der Mannerchor
Halle zu Columbus den 600. Jahrestag
seiner Gründung.
In Omaha hat sich Herr H. E.
Smith, ein angesehener Kaufmann von
St. Joseph. Mo,, mit Frl. I; Yatcs, der
jüngsten Tochter des H. W. Aales, des
Präsidenten der Nebraska National
Bank, vermahlt. Die Hochzeit wurde
mit großem Pomp gefeiert, da die Braut
die Tochter wohlhabender Eltern war.
Frau Nettie . Kearney, die Frau
des John F. Kearney, eines schuhma
renhändlerS zu Tecumseh, ist im Alter
von 3(1 Jahren gestorben.
Die Tecumseh Daily News" hat
rhren Geist ausgegeben.
In Fairficld sind drei Personen
n der Diphtheritis erkrankt.
In Omaha wird wahrscheinlich in
Bald ein Centralbahnhos errichtet wer
den.
Herr Barrows von Hansen hat
drei Finger beim Häckselschneiden ver-
loren.
W. Waite, der Herausgeber des
Ereter .Enterprise ist wegen Verläum-
dung zu tzsg und den Kosten verurthctlt
worden.
W. E. Babcock von Cambridge hat
acht stuck B,ey rn den Fluthen eines
Nebenflusses des Republican eingebüßt.
Die Ufer sind sehr steil und fand das
Bieh mehr Wasser als es trinken konnte
Frau Pribblc von Jork hat einen
Schadenersatzprozcß gegen Frau E. I
Wightman in Höhe von $10,000 ange
strengt.
I. O. Baker, ein Banquier von
Phillips, begab sich nach Missouri, um
von einem dort wohnenden früheren
Bürger von Phillips eine Summe Gel-
des einzuziehen. Der Collector erhielt
statt das Cafh" eine ordentliche Tracht
Prügel.
Das Jumelengefchäft der Gebrüder
McDonald zu Tilden wurde unlängst von
Dieben heimgesucht, welche Uhren und
Ringe stahlen. Der Laden wurde bin
nen einem Jahr drei Mal von Gaunecn
besucht.
Das Jahresfest der Mayflowcr
Loge yto. 76 des I. O. O. F. Ordens.
welches am Samltag in der Logenhclle
zu Auburn stattfand, war ein glänzen
der Erfolg. Es waren nicht weniger als
iw Gedecke gelegt worden.
In Fairficld werden ernerqische
Maßregeln ,ur Bekämpfung der Tiph-
tyeria getroffen.
H. Clark, ein iJjähriges Bürsch
chen hat in Columbus auf dem Güter
bahnhvfe durch seine eigene Schuld meh
rere Finger eingebüßt.
Der Sohn des H. M. Kanzler zu
Kearney wurde jüngst von seinem Wage
geschleudert und erlitt einen Beinbruch.
Frau Grandell von Nebraska City
wurde am Mittwoch durch eine Kuh
schwer verletzt.
Viehzüchter von Hartington beför
derten einige Waggonladungen Schweine
nach Cudahy, Wisc., um ein Erpcriment
zu machen. In Zukunft werden diese
Händler den heimischen Markt protegi
ren.
ZW Herr Chas. Rieche von Denton,
machte uns am Samstag eine recht an
genehmen Besuch.
Zräf Gottlob pcidel. welcher am I.
Nov. nach Württemberg abreiste, ist nach
einer stürmischen Fahrt gesund und mun
ter bei Muttern angekommen.
?VDie Gebrüder Dierks, die de.
kannten Händler in Holz und Bauma
terialien, haben in No. 1 125 O Straße
eine Ossi eingerichtet.
rf Unser Landsmann. 5err Wm.
Frohn, welcher seit Samstag schwer er
rronir ir, vennoer ica wieoer aus ver
Bekleruna und wird voraussichtlich bis
Ende dieser Woche wieder vollkommen
hergestellt sein.
f Wer den Kleinen zu dem herannah
enden Weihnachtsscste eine Freude ma
chen will, der besuche das alte und rc
ommirte Ellenwaaren Geschäft von
Fred. Schmidt, wo das Publikum
die größte Auswahl in Nürnberger
Spieljachen finden wird. Geznüber
der Poitofsice.)
ilV" He.'r T. P, Bünger hat die sog.
OpernhausWirthschaft, weiche bisher
von Herrn Pat. Kclley gesührt wurde,
gelaust. Da Herr Bungcr sich wegen
seines gefetzten Auftretens und seiner
Coulanz viele Freunde crmzibe hat, so
wird er sich gewiß nicht über Mangel an
Kundschaft zu beklagen haben. Der
Anzeiger wünscht dem strebsamen
Manne in seinem Geschäfte recht viel
Glück!
IST In unserer Stadt haben seit
Jahren die Odd gellows. der A. O. U.
W. und die Modern Woodmen einen
so mächtigen Aufschwung genommen,
daß man die Mitglieder dieser Ges.'1
schaften wohl nach Tausenden zählen
dürste. Der Alter Orden Vereinigten
Arbeiter hat aber, soweit uns bekannt,
alle anderen Orden bezgl. der Mitglie
derzahl in unserem Staate bedeutend
überflügelt. Bor Kurzem ist nun in
hiesiger Stadt ein sogen. "Catholio Oi
clor oi oresters gegründet worden.
Da die deutschen Katholiken unserer
Stadt fast ausschließlich bereits zu den
obengenannten Orden gehören, so dürfte
eS sich für solche, deren Finanzen es ge
statten, empfehlen, dieser neuen Loge
beizutreten.
J3f Wie wir aus zuverlässiger Quelle
erfahren, ist Herr Bernhard Herren
brodt, Oberlolhse zu Kiel, vor Kurzem
durch einen unglücklichen Zufall m's
Leben gekommen. Der Verunglückte
war :m Begriffe, einen englischen Kriegs
dampfer, RainenS Alice, aus dem präch
tigen deutschen Kriegshasen zu lothsen,
als er plötzlich in's Wasser stürzte. Da
Herr Herrenbrot ein tüchtiger Schmim-
mer war, so wird er ohne Zweifel, in
dem Augenblicke, in welchem er mit dem
kalten Elemente in Berührung kam,
einen Schlag bekommen haben. Vor
zwei Jahren hat Schreiber dieser Zeilen
dem Dahinge chiedenen einen Besuch ge
macht und denken wir heute och mit
Vergnügen an den herzlichen Empsana,
der unö Seitens der Familie Herren-
brot zu Theil geworden und an die
angenehmen, in der romantischen See
stadt verlebten stunden. Herr Herren
brot war ein Vetter unseres Freundes
Oscar Beuck, des bekannten und erfolg
reichen Vertreters der Gund'schen Brau
erei (La Crosse, Wisc.), welch' Letzterem
der Anzeiger" andurch das aufrichtigste
Beileid bewendet.
13s In Japan feiert die deutsche
Sprache, und zualeich die deutsche Wis-
senschast, Triumphe, weiche jene in den
Schulen Frankreich's und in den Univer-
stlaken der Ver. islaaten sast in den Hin
tergrund, drängen. Mitten im gcwalti
gen Kriege mit China findet Japan auch
Zeit zu noch größerer Hebung seines hö
heren Untcrrichtsmesens. Nunmehr ist
dort in den höheren Schulen, unter frem
den Sprachen die Deutsche, an Stelle
der englifchen, zur ersten im obligatori
schen Sprachunterricht gemacht worden
Einem Erlaß des Unterrichtsm'nisteri!
ums zufolge müssen von nun an diejeni-
gen Abiturienten der Regierungsgymna-
fien, welche in die medizinische, literar
isch philosophische oder in die juristisch-
kameralistifche Fakultät der Univerntät
übergehen wollen, die deutsche Sprache
beherrschen, An der Universität in To-
kio unterrichten zur Zeit sieben deutsche
Professoren, zwei in der medizinischen'
drei rn der philosophlichen und zwei m
der lurist, schen Fakultät. Der Unter
richt in der Medizin und in der Philoso
phie in Japun stand schon seit dem Be
ginn der dortigen großartigen modernen
ischulschopfungen unter deu'schem Ein
sluß. Wie beschämend für manche
deutjch-amcrikanische Familie, welche die
Sprache eines Schiller uno Göthe, der
von den bedeutendsten Sprachforschern
aller Nationen wegen ihrer Schönheit
der erste Platz anqemi sen wnrde. aus
ihrem Heim verbannen, wahrend die
studircnde anglo-amenkanische Jugend
oicsetve zu würdigen weifz. Deutsch
Amerikaner, folget dem Beispiele Frank-
reichs und Japan's und ihr werdet bei
den hierzulande vertretenen,Nationglitä
ten an Ansehen gewinnen. Dadurch,
datz Ihr keinen Werth an eure wohl-
klingende Sprache leget, liefert Ihr den
anderen Nationalitäten den Beweis, daß
Ihr den Gmt eurer Sprache nicht zu et
fassen vermöqet. Wenn in den ö'fent-
tichen, bczw. Elementarschulen rank
reichs das Studium der deutschen Spra-
che obligatorisch ist, so sollten dieDcntsch-
vunc'-iraiicr Alles auivieten, um mit den
Franzosen gleichen Schritt zu halten.
Es scheint, nach Obigem zu urtheilen,
daß die französische Jugend für deutsches
Wesen, deutsche Sprache und Litera
tur mehr Verständniß besitzt, als die
meisten deutsch-amerikanischen Familien
der Union.
Bermihte Vrbe.
Nachstehende Personen oder deren Er-
den wollen sich sofort an Hermann
Marckworlh. deut cher Nechtsanwalt,
224 und 22 Vine Straß.-, Eincinnli,
Ohio, wenden:
Barih, Levnhard aus Altbach
Bller, Martin Heinrich (auch Ma-
thiaS Hermann genannt) aus Scharen
brck, Martin Bernhard Friedrich Her
mann und Gerh Friedrich aus Lehe'
Brand gev. Feikt, Maria Barbara
aus Leiselheim
Tirion, Philipp aus Kappelcvindeck
Eßlinger, Jakob aus Boll'
Förster, Karl auS Osterode
Günthner, Anna Kakharina ausHand
schuhsheim
Gensmantel. Erben von Joses
Hcrrmanii, Alerander auS Ludwigs
bürg
Hänselmann, Erben von Karoline geb
Müeller
Jlgensriz, Georg Wilhelm aus Rc
gclsweilcr Krämer, Anton und Theresia aus
GauSbach, angebt in Philadelphia
Kcnngotk, Ludwig Wilhelm aus Leon
bronn Kaßner, Erben von Lonise
Lemberger, Christian Friedrich aus
Grunbach
Mörn,ann, Ernst aus Lautenbach
Mezger, Joh Georg aus Psullingen
Merz, MathäuS aus Thielingen
Mörck, Erben von Asmns Hansen
Risch, Karl Ehristof und Marie aus
Tübingen
Neumann, Otto und Emil aus Berlin
Ncuhaus, Heinrich aus Grüne
Off, Johannes aus Baltmannswciler
Psizenniaier geb Josenhans, Char
lotte Fricdcrike aus Stuttgart angebt in
Ncw ''lork
Psanneiischmidt geb Trantwein, Eli-
sabeth ans Berlin
Rentschler, Friederike aus Psullingen
Rcnz Geo Simon Friedrich ausPsron
dorf
Roth, Joh Friedrich aus Kirchbcr a I
Rößlein, Joh Michael aus Archshosen
Schweiker, Friedrich aus Gemmrig
heim
Seemann, Benedikt aus Dietingen
Schöller, Gustav aus Zaderf.'ld
Urban, Joseph aus Friedrichsstädt
Wägete, Marie Anna aus Ravensburg
Ziebrandt, Joh Karl Friedrich und
Friedrich Wilhelm aus Kascburg
tgs G'o. Black, einem Insassen des
Gefängnisses von Lancaster Eounty, ist
es gelungen, zu entweichen.
13s Beim Passiren der Straßen un
screr Stadt, ganz besonders an Sonn
tagen, fällt es aus, Herren und Damen
in Equipagen wahrzunehmen, deren
Pferde in der ärmlichsten Weise ange
schirrt sind. Wenn nach allen Regeln
der Kunst aufgedonnerte Damen an der
Seite ihres Gemahls oder Geliebten eine
Spazierfahrt machen, so macht der Ge
qensatz zwischen der Garderobe der In
fassen des Wagens und der des Pferdes
einen nichts weniger als guten Erndiuck,
Beim Herannahen der Winterfaiso
währe"d welcher doch viele Bürger eine
schlittenfahrt zu machen gedenken,
wäre es Allen zu empfehlen, hub
sche, mit Glöckchen verzierte Pfcrdege
schirre zu kaufen, um wenigstens das
Auge der Passanten nicht zu beleidigen.
Die Firma H. Wittmann & Co., eines
der bekanntesten und zuverlässigsten
Handelshäuser des ganzen Staates, ver
fügt über eine riesige Auswahl der soli-
besten und geschmackvollsten Pfcrdege
schirre, welche zu mäßigen Preisen zu
erstehen sind. Hierher sollten Diejeni-
gen ihre Schritte lenken, welche ihre Rap-
pen für die Weihnachtstage hochsein aus
zustafsiren wünschen. Wir haben dem
Publikum Lincoln's diesen Wink gege-
den, weil wir häusig die Wahrnehmung
gemacht haben, doß viele Herren und
Damen von der Harmonielehre ein noch
mangelhaftes Verständniß haben. Eine
feine Gesellschaft wird niemals einen
Wagen besteigen, dessen Pferde nicht
prachtig aufgeschirrt sind.
Pittengcr Bros, und Ouackenbusch
zu Albion haben ihren großen Berie
selungs Canal nahezu seiner Vollendung
entgegengesuhrt.
Ein Brems der F.. E. & M. V.
Eisenbahn wurde beim Verkuppelu der
Waggons in Albion schwer an der Hand
verletzt.
Die Gerlüacsausstelluna des küdli
chen Nebraska wird voraussitlich sehr
gut vefchickt werden.
Die Riobrara River Jrrigating
.Power Company wird am 13. d
Mls., die Arbeiten zur Herstellung eines
großen Berscselungs-Canal in Angriff
nehmen lassen.
In Kearney werden umfassende
Dorvereitungen zu der am 18. und 19.
d. Mts. daselbst statt sindenden Bene
felungs'Convention getroffen, -
Die Polizei von Nebraska City ist
den Schweinedieben hart auf den Fersen.
Die letzten Erfvlge, welche sie in Verfol
gung der Spitzbuben zu verzeichnen hat.
ist die Verhaftung des C. A. Wheeler,
W. F. Williams und Ouiller Beck, Die
Gauner waren im Besitze von Waffen
und Meilern der verschiedenste Art, so
daß sie fürwahr wandernde Arsenale
waren. Die Schweine waren einem bei
Tarkio, Mo., wohnenden Farmer ge-
stöhlen worden und werden die sauberen
Brüder bis zum Eintreffen der Missou-
rier Beamten im Gefängnisse zu Nebras
ka City verbleibe.
Dr. L)rice's üream Bakinz powder.
i'öchste Welt-AnsstellnngS Auszeichnung.
rrsfcasÄ
Auc Uni ..Arizona Kieker."
Ueber e r l e u m d u n g ö k l
gen. Ihn .'Heclcr, der Redakteur
de? .Western Star" in Pine Hill,
besuchte unö neulich und war über eine
Schadenersatzklage im Betrage von
tMOO, die wegen Bcrlcumdung
gegen ihn anhangig gemacht worden
war, derart aus dem Häuöchcn, daß er
leine zwei auf einander folgende Minu
. . i .. . ....... 7 i ,-s . ii.rti
UN illl lijlll IUIUUC. cuiuu IV!
ihm solchergestalt in die Glieder c
fahren, daß er von unö S'.', borgen
wollte, um auS dem Territorium kom-
uen und irgendwo anders warten zu
können, biS die ache Hier sich avge
kühlt. Vor drei W'ochen hakte man den
'Redakteur Ioncs von der Lost üiiucr
Gazette" wegen Schinähtmg auf $10,
000 Schadenersatz verklagt, worauf
der Ä.'ann spornstreichs nach Hause lief
und sich aufhängte. Seine Frau schnitt
ihn wieder ab, init sein Leben zu retten.
Einen oder zwei Tage darauf verklagte
man auS gleichem Grunde den Redak
teur ackivn von der Balley Ein,
Rewö" auf 15,000, so daß der Mann
um Mitternacht feinen Maulesel be
stieg und ach !eu-Meriko floh, seinen
Feinden seine ganze Attöstattttttg int
Werthe von Sl!0u0 preisgebend.
AIS wir mit der Herauogabe des
..dicker" begannen, legten wir uns ein
Programm 'betreffs erleumdungokla
gen zurecht. ES waten und befinden
sich hierorts noch ungefähr 50 Personen,
welche überempfindlich hinsichtlich ihrer
vermeintlichen, werthlosen Deputation
sind. ES wohnen hier auch etwa ein
halbes Dutzend Winkeladvokaten, die,
wenn mir für sie heranospringen.
die Führung eines solchen Prozesses
übernehmen, tmchdem die Auseinander
setzung des Klienten kaum einen Mo
ment gewährt. Wir konnten unö bei der
Begründung unseres berühmten Faini
licnblattcs leicht znsammcnräumcn,
daß wir Trubel haben würden, cS sei
denn, wir nähmen gleich von vorn
herein einen bestimmten Standpunkt
ein. Nach diesem Gesichtspunkte trafen
wir denn unsere Vorbereitungen. Wüh
rend der drei Jahre des seitherigen
Bestehens des Kieker" verging blos
eine Woche, in der wir nicht wegen
Bcrlcumdung angeklagt wurden. DaS
war, als Eolonel Williams sich diesen
LuruS gestatten wollte. Der gute
Msltm wurde aber von einem Kuh
punchcr geschossen und so schwer ver
wundct, daß er für einige Tage die
ganze Prozeßsache vergaß. Wcnit wir
die sämmtlichen Summen, auf die wir
wegen Schmähung biolang verklagt
wurden, zusammenrechnen, so werden
etwas über $2, 000,000 hcrmiokommcn.
Richt eine einzige Klage gelangte
aber zur Perhandlung, und nicht einen
einzigen Cent, weder für Kosten noch
zur Begleichung der Angelegenheit,
haben wirje bezahlt. Wenn der geniale
Sheriff die Thür zu unserem Sanktum
öffnet, ein Aktcndolumcnt hcrcinwirft
und R'crt" schreit, dann wissen wir,
daß wir eine neue Porladung, eine
neue Perleumdungoklage vor uns
haben. Wir beendigen dann die Arbeit,
an der wir gerade stehen, nehmen
hierauf den Wisch auf und notiren den
Namen des Klägers, sowie den Namen
des AnwaltcS des Prozeßlustigcn.
Dabei überstürzen wir uns aber keines
wcgs. Manchmal warten wir eine Tüindc,
manchmal auch einen halben Tag.
Früher oder später, je nachdem, hängen
wir alsdann unsere Schießeisen um
und unternehmen einen Spazicrgaug
zur Aufsuchung des Klägers. In der
Regel erwartet derselbe unseren Be
such und gibt sich der frohen Hoffnung
hin, uns unterzukriegen. In der letz
teren Beziehung findet sich der Mann
nun aber jedesmal enttäuscht. Olsne
Ausnahme hatten wir bisher das
Glück, ihn stillstehen zu machen, qleich
viel, ob wir mit ihm in der Straße
oder im Saloon zusammentrafen.
Etwas Derartiges, wie ein Interview,
gibt es bei diesen Gelegenheiten nicht.
Wir beschränken uns einfach darauf,
den Mann zu fragen, wie lange er wohl
Zeit zum Zurückziehen seiner Klage
brauche. Selten setzt er diese Frist auf
langer als fünf Äcinuten fest.
Vermögen wir den Kläger nicht auf
zufindet!, so verfügen wir uns zu sei
nem Advokaten. Letzterer ist auf unser
Kommen gewöhnlich ebenfalls vorbe
reitet; er steht, mit einem Schießeisen
in der Hand, an einem Fenster des
zweiten Stockwerkes seiner Ösfice und
warnt uns, unter Bedrohung für unser
Leben, heraufzukommen. Wir steigen
nichtsdestoweniger hinauf, denn wir
haben uns über die Klage zu vcrgcwis
fern. Wir betreten das Bureau, veran
lassen den Mann, stillzustehen mit
dem Rücken gegen die öcarte von
Arizona gewandt, und versichern unö
aller Einzelheiten. Von dem Klagcfall
hört man nachdem nichts mehr, wenn
gleich der Kaffcr von einem Advokaten
in der nächsten Woche vielleicht die
Führung eines neuen Berleumdungs
Prozesses gcgcn uns übernimmt.
Von 100 BcrleumdungSanklagcn
beruhen 09 auf einem Irrthum. Der
Kläger befindet sich in der Mei
nung, er habe einen Charakter, tvcl
cher beleidigt werden könne, und
der windige Winkeladvokat bestärkt
ihn in dieser Auffassung. Die Sache
ist die: der Kläger hat nichts zu ver
liercn, und zwei Minuten später, nach
dem wir ihn stillstehen gemacht, hat er
die Sachlage begrisfen und bedauert
dann, daß er einen Narren aus sich ge
macht. Wir hören, daß Ncw Dotier.
Boston und Chicago' Zeitungs
Redakteure, gegen die BerleumdungS
klagen erhoben sind, dies sich ruhig ge
fallen, tk Sache vor d.'. i . t ichi n
lassen und d.'in Advokaten Handelte
von Dollars für ihre Vertheidigung
bezahlen. Werden sie verdonuef, so
stellen sie einen Check für die betref
fende Summe aus. Wurden wir dieses
Verfahren einhalten, so waren hierorts
drei Gerichtshöfe allein zur Abwicklung
der gegen uns anhängig gemachten
Schmahprozefsc nothig. und der Be
trag, den wir zur Schlichtung dieser
Angelegenheit alljährlich aufzubringen
hätten, würde sich aus kl. 000,000 'dc
laufen.
Afrikanische Hochzritögebräuchr.
Von den HochzcitSj'.ebräuchrn in
Nrungu am Tangantiila erzählt der
apostolische Vikar, Bischef LcchaptuiS.
in dem Missionsheile der Weißen
Väter" unwr Anderem : Ist der Hoch
zeitstag heran gebrochen, dann begibt
sich der Bräutigam in Begleitung fei
neS Vaters oder des zuständigen Dorf
schulzen Rliampara) und einer Anzahl
Iugenogenosscn nach dem Dorfe seiner
Braut, um diese auS dem Vatcrhausc
abzuholen; doch das Heimsühren"
geht nicht so leicht vor sich, bildet viel
mehr eine Reihe tragikomischer Sze
nen, dinch die man dem Bräutigam
zum Bewußtsein bringen will, wie groß
das Opfer ist, da Eltern und Braut
durch die Trennung bringen. Kaum ant
Dorfe angelangt, findet er sich mit sei
nein Gefolge von einer noch größeren
Cchaar umringt, Verwandten und
Freunden der Braut, die ihm den Ein
tritt in'ö Dorf verwehren, ihm mit
Schlägen von denen selbst der Vater
lRyampara) nicht verschont bleibt mit
Pfeilen und Lanzen drohen ; dann ein
DiSpntircn und Schreien zwischen den
zwei Parteien, wozu die Gevatterinnen
der Braut, die den Bräutigam mit
einer Fluth von Beleidigungen über
häufen, nach Kräften beitragen. End
lich nach einem Wvrtschivnll von beiden
Seiten wird es dem Bräutigam gestat
tet, das Dvrs zu betreten. Doch am
Hause der Braut stellt sich ihm ein
neues Hinderniß dar. Er findet das
Haus von Wächtern umgeben, die ihm
den Eingang verwehren. Nur durch
Bestechung der Wächter mit Perlen und
Perlenschnuren gelangt er endlich
hinein in'S Haus. Hier wird er mit
feinen Gefährten zum Essen eingela
den, während man die letzte Hand 011
die Toilette der Braut legt. Ihr gnn
zer Körper wird mit el eingenebelt,
daS Haar roth und gelb gefärbt und
mit Perlenschnuren geziert, die diadcm
artig um die Stirn gelegt werden.
Sobald der Bräutigam aufgehört hat
zu essen, beginnt der Hcimzng. Ein
stämmiger Neger nimmt die Braut ans
seine Schulter und trägt sie ungeachtet
allen Lamentircns fest und sicher wci
ter. An jedem Fliißchcn fleht die
Braut den Träger an, sie zn ihren
Eltern zurückzubringen. An jedem
neuen Pfade neues Weinen und ftliK
gen. Endlich gibt ihr der Bräutigam
einen Schlag mit feinem Stock, zum
Zeichen, daß sie von jetzt ab nicht mehr
zurückdenken möge. Währenddessen
singen die Gefährtinnen der Braut
das Lob des Bräutigams und preisen
das Glück feiner zukünftigen Gattin.
Selbstredend sind die Lobpreisungen
um so zahlreicher und begeisterter, je
größer die Anzahl der Pcrlcnschnüre
ist, die ihnen der Bräutigam schenkte.
Berufskrankheiten in der
Porzellanmalerei. In den Por
zcllansabriken in LimogcS find dem
Pariser Figaro" zufolge im Laufe deS
letzten Jahres '22 jugendliche Arbeite
rinnen als Opfer ihrer Berufsthätig
kcit gestorben. Sämmtliche dortigen
Pokzcllanindustrien beschäftigen je nach
ihrer Größe eine bis acht Mädchen aus
schließlich mit dem Anfertigen von Fnr
den auf die in den feuchten Thon ein
gepreßten Zeichnungen. Die Arbei
terinncn bedienen sich dabei, eines
Wattebausches, mit dem sie die Far
den auf das zu bemalende Porzellan
übertragen; dabei zerstäuben die Far
bcn und werden von den Arbeiterinnen
eingcathmet. Nach einiger Zeit zeigen
sich nun bei den Mädchen Erschcinun
gen von Bleivergiftung: Schmerzen
im R'iickcn und den Eingeweiden,
Krämpfe und Lähmungen. Die Ursa
chen der Jntorikation wird besonders
in der Einathmung von gelber, rother
und brauner Farbe gesucht, weil diese
chromsaurcS Blei enthalten. Zur Ver
hütung der Gefahren ihre Berufes hat
man den Arbeiterinnen Larven gegeben
und sie häufig Milch trinken lassen ;
mit welchem Erfolg, zeigt die erwähnte
Sterblichkeit. Sollten diese Angaben
des Figaro" sich bestätigen, so wäre
das Verlangen des Blattes nur zu sehr
gerechtfertigt, daß die staatliche Be
Horde hier eingreife.
Als )'achtknpitän erhielt
Lord Dunravcn letzthin das Ecrti
fikat, nachdem er sich eurem drei
tägigem scharfen Examen t,ntcrworsi.n
hatte. Letzteres war dasselbe, welches
andere Kapitäne abzulegen haben, mir
sah man bei dem Lrrd von der Befciw
gung ab, nach welcher Kapiläneanwär
icr erst vier Jahre Sccdiensl in unter
geordneten Stellen verrichtet haben
müssen. Außerdem darf Duttraven
keine andere als seine eigene flacht sich
ren. Loro Brasset) besitzt ein ähnliches
Zenciniß. .
D c r Ä u s d r u ck. mit nasse n
Fahnen" stammt aus jener Zeit,
in der es in verschiedenen Gegenden
üblich war, die Fahnen beim Beginn
deS FeldzugcS in den Brunnen zu tau
chen und dabei zu schwören, nicht eher
zurückzukehren, cS wäre denn der Feind
geschlagen.