t S,,s tr 13H Das Himmelbett. Von R. CcsrgeZ. Km, vor der Zeit, wo di französisch Regierung di: Lpielhlusn unterdrückt, hielt ich mich mit meinem Freunde in Part aus. Wir waren Beide jung und führten in der Stadt de Uebermuth und Leichtsinn kein allzu exemplarische Leben. Eine Abend fiel un ein, .spie, len' zu wollen, und zwar war ich daraus erpicht, mir eine richtige Spielhölle anzu ehen, keinen langweilig eleganten Spiel alon. Wir fanden auch dald wal wir uchten, in einer der Seitenstraßen de l!uremburgzarten. Im Hauptspielzimmer, in da man un Einlaß gemlhrte, befanden sich nicht gerade sehr viele Leute, die wenigen aber tnttlftrttn mich ungemein. Für ge wöhnlich trägt da Lumpenthum ein komische Element in sich die Lerkom mevheit. die ich hier in den verschieden, sten Gestalten antraf, hatte jedoch etwa Tragische etwa stumm verzaubert Drohende. Die Stille, die im Zimmer herrschte, war schon bedrückend. Die Spieler redeten nicht, dazu waren sie viel zu leidenschaftlich in den Anblick ihrer arten vertieft, und selbst die Stimme de roupier klang in der Atmosphäre diese Raume eigenthümlich dumpf und belegt. Ich hatte den Ort aufgesucht, um ein mal gründlich zu lachen, aber ich sagte mir, daß ich vielleicht in Thränen au, brechen würde, wenn ich mich meinen stillen Betrachtungen weiter hingäbe. Um als meine Lebensgeister anzufrischen, trat ich an dem Tisch und fing zu spielen an leider unglücklicher Weise gewann ich! Gegen diese Spielerglück kamen keine Künste auf. jede Karte schlug für mich. Ich gewann dermaßen, daß die GewohnheitSspieler von ihren Plätzen aufstanden und fich um mich drängten. Zum ersten Mal in meinem Leben empfand ich, wa die Leidenschaft für' Spiel bedeute. Ansang wagten einige der Leute, ihren Einsatz auf meine Farbe zu setzen, aber immer verwegener wurde mein Spiel, immer Häher mein Einsatz. Einer nach dem Andern Härte auf zu spie, len, um athemlos erregt meinem Spiel zuzuschauen. Ein einziger unter sämmt. liehen Anwesenden bewahrte seine Selbst beherrschung. Da war mein Freund. Er trat zu mir heran und bat mich, fort zugehen und mich mit meinem bisherigen Gewinn zu begnügen. Ich war aber be, reit allzu besinnungslos vom Spiel teufel ersaßt, um auf vernünftige Vor stellungen zu hären und nach einem kur, zen und heftigen Wortwechsel verließ mein Freund da Lokal. Ein hochgewachsener alter Mann von militärischer Haltung, der mir aber durchau kein Vertrauen einflößte, stand : neben mir und feuerte mich zu immer frößeren Einsätzen an. So leidenschaft ich erregt, so unsinnig ich bereit auch war. fühlte ich doch, daß er mich beein. flufse und zu gleicher Zeit abstieß. Mein phänomenale Glück hielt an. Nach Verlauf einer weiteren Bierlelstunde rief der Croupier: .Meine Herren, da Spiel ist für heut au, die Bank ist gesprengt.' Alle Gold und alle Banknoten lagen vor mir. .Binden Sie doch da Geld in Ihr Taschentuch ein, werther Herr sagte der alte Soldat. .Binden Sie e ein, so da, so und er schürzte eö selbst geschickt in zwei Doppelknolen meines TucheS zusammen. .Und nun erlaub' ich mir, Monsteur zu einer Flasche Cham, pagner einzuladen, um auf da Wohl Fortuna'S anzustoßen, bevor wir auS, einandergchen.' Na, au der einen Flasche wurden fünf oder sechs, dann bestellte der Veteran Kaffee. Wir befanden uns jetzt allein im Zimmer und von der lärmenden Lustigkeit, in der er sich och vor wenigen Minuten gefallen hatte, ging der alte Soldat auf einmal zu einer fast furcht, erregender Feierlichkeit des Benehmen über. .Hären Sie zu, mein werther Herr sagte er in flüsternd vertraulichem Ton. .Ich habe einen rtra starken Kaffee be stellt, den müssen Sie noch trinken, bevor Sie fich mit all' dem Gelde auf den Heimweg begeben. Dann kommen Sie wohlgeborgen mit Ihren Schätzen nach Hau, sonst nicht.- Eben wurde der Kaffee gebracht. Er war bereit in zwei Tassen eingeschänkt und mein zuvorkommender Freund reichte mir die eine derselben mit einer Vernei gung hin. Meine Kehle war wie auSge dörrt vor Durft und gierig stürzte ich das Getränk in großen Schlücken hinab. Fast unmittelbar darauf befiel mich einIchwtn dklgefühl und mein Rausch schien fich ge, steigert zu haben. Wild drehte sich der Raum vor meinen Blicken. Ich stand auf, hielt mich am Tisch fest, um nicht zu fallen und stammelte, mir sei furchtbar Übel und ich wüßte nicht, wie ich nach Hause kommen solle. In Ihrem Zustande nach Hause zu wollen, wäre ein Werk beS Wahnsinns sagte der alte Soldat. .Man könnte Sie ja mit der größten Leichtigkeit be rauben und morden. Ich schlage hier mein Nachtquartier auf. Das können Sie gleichfalls thun. Sie verschlafen Ihren kleinen Rausch und geh:n moige, mit ihrem Gewinn in aller Sicherheit nach Hause. Ein vortreffliches Bett be. kommen Sie hier schon. Zum Denken reichte mein Kopf nicht mehr u ich hatte nur den einen Wunsch, mich augenblicklich niederzu legen, gleichviel mo e war. Ich stimmte also dem Vorschlage bei. und der alte Soldat sowohl wie der Croupier waren sofort zur Hand, um mich zu führen. Ich nahm ihren Arm und sie geleiteten mich einige Gänge entlang und eine kurze Trepptnflucht hinauf zu dem für mich be Der SMltagsgM. Jahrgang 15. Beilage zum Nebraska Ttaats-Llnzeiger. No. 27. e w!mmmmmmm! stimmten Zimmer. Dort überließen sie mich mir selbst sür die Nacht. Ich lief zum Waschtisch, trank vom Wasser auö dem Kruge, goß da übrig auj, taucht mein Gesicht hinein, und dann setzte ich mich hin und versuchte, zu mir zu kommen. Bald wurde mir bester. Der Sch-vin del wich, und ich fing wieder an, mich als vernünftige Wesen zu fühlen. Wein erster Gedanke richtete sich auf die e fahr, die ganze Nacht in einer Spielhölle zu schlafen. Ich ntschloß mich demnach, mich einzuschließen, die Thür zu verrie geln und zu oerdarrikadiren. Zuvörderst also sichert ich mich gegen einen Uebersall, und erst nachdem ich alle mir zurVersügung flehenden Sicherheit maßregeln getroffen hatte, ntledigte ich mich meiner Oberkleider und ging in' Bett. Da Geld legte ich unter da Kopskiffen. Da Licht ließ ich brennen. Aber ich konnte nicht schlafen. Wenn Ich nicht meinen Gedanken irgend welche Zerstreuung zuzuführen wußte, war ich ganz in der Verfaffung, mir all mög lichen Schrecknisse heraufzubeschwören. Ich sah mich um. Erst musterte ich da Bett, in welchem ich lag. Ein vier psostige Ungelhüm, wie man e sonst nur in verschollenen alten Schlössern auffindet, mitten im eleganten Paris wenn auch in einem seiner Seitenschlupf, winkel l Vom Bett wanderte mein Blick auf ein dunkles alte? Gemälde, welches von der dünnen Kerz matt beleuchtet wurde. ES stellte einen Menschm mit einem hohen spanische, von einem ge waltigen Federbusch überschatteten Hut vor. Mit den Blicken singen auch mein Gedanken an zu wandern. Ich durch lebte innerlich nochmals alle Geschehnisse deS Abends und wieder bischlichen mich düstere Ahnungen. Plötzlich blieben meine Augen, ich weiß nicht wieso, an dem Bilde hängen. An dem Bilde? Großer Gott! Da Bild war fort. Wo war eS hingeschwunden? Bewegte sich etwa da Bett? Ich legte mich aus den Rücke und sah hinaus. War ich mahnsinnig? betrunken? träumte ich? oder bewegt sich da Bettdach wirk ltch herab gerade auf mich herab, der darunter lag. Mein Blutlauf schien zu flocken, ine tödtliche lähmende KSlt Übersiel mich, als di furchtbar Thatsache, daß sich die Decke auf mich herabließ, mir immer klarer wurde. Dann regte sich der Selbsterhaltungstrieb und stählte mich zu Maßreg iln, die me!n Leben rette konnten, so lange S noch Zeit war. Sehr leise schlüpft ich aus dem Bett und zog mich tlendS an. Dann fetzte ich mich auf einen nahestehenden Lehnftuhl und fah zu, wie das Bettdach langsam herunterkam. Ich war buchstäblich wie gebannt von dem Anblick. Ich hätte mich nicht einmal umgedreht, wenn ich Schritte hinter mir gehört hätte, ja, wenn sich mir wunderbarerweise ein Mittel zur Flucht gezeigt hätte, würden meine er starrten Gliedmaßen nicht erlaubt haben, Gebrauch davon zu machen. M:in gan zeS Leben koncentcirt sich in diesen Mo menten in meinen Augen. ES stieg immer tiefer herab das ganze befranzte Zelt senk! sich tiefer immer tiefer so tief, daß ich zwischen Dach und Bettrand nicht den kleinen Finger hätte quetschen können. Ich be, tastet die SeilenwSvde und nahm wahr, daß die von mir von unten aus für die leichte Dekoration eines BettzltS gehal ten Draperie in Wahrheit aus breiter massiver Matratzenarbeit bestand, welche von der mit Franzen umsäumten Rand, borte versteckt wurde. In der Mitte de Baldachins befand sich in riesige Holz, schraube, die jedenfalls durch eine Ocff. nung in der Zimmerdecke eingelassen war und nun daS Dach herabließ. Der scheußliche Apparat arbeitete vollkommen geräuschlos. Inmitten der mich umgebenden grauen, vollen Still sah ich im neunzehnten Jahrhundert und in der glänzenden Me tropole Frankreich'S in Instrument zu geheimem Morde durch Erstickung, wi es grausamer die schlimmsten Z:iten der In, quifllion oder Vehme nicht gekannt haben konnten. Und bewegungslos wie erstarrt sah ich noch immer zu und vermochte kaum Athem zu holen. Aber wieder regte sich meine Denk und VerftandcSkraft und bald lag daS gegen mich geplante mörderische Komplott klar vor meinen Sinnen. Man hatte den Kaffee mit einem Nir kolikum gekürzt und zwar zu stark gewürzt. Gerade die zu große Dosis des Narkottkum hatte mich vom Er, ftickungStode gerettet. Wie viele MSn ner, die gleich mir gewonnen hatten, mochten sich gleich mir in dem furchtbaren Bett zur Ruhe ausgestreckt haben, ohne daß man je wieder etwas von ihnen ge sehen oder gehört hätte. Bei dem bloßen Gedanken lief eS mir kalt über den Rücken. Aber nochmals wurden meine Betrach tungen durch den Anblick de Baldachins abgelenkt, der wieder in die Höhe zu ste! gen begann. Die Schurken, di ihn von oben bearbeiteten, nahmen entschieden an, daß ihr Zweck erfüllt sei. Langsem und leise, wie sich herabgesenkt hatte, stieg da entsetzliche Bettdach zu seinem vori gen Platze zurück. Jetzt rfl richteten sich meine Gedanken auf Flucht. Wenn ich durch da leiseste Geräusch verrieth, daß man mich mit dem Moidinstrument nicht erstickt hatte, so konnte ich sicher sein, daß man mich er schlug. Durch den sür die Nachtz:it ver schlofsenen Hausflur zu gelangen, war unmöglich der Gedanke daran war Wahnsinn. Mir blieb nur ein AuSgang da Fenster. Mein Schlafzimmer lag im ersten Stockwerk und sah auf ine Hinterstraße. Ich hob die Hand, um da Fenster zu öffne, und wußte wohl, daß mein Leben um Haaresbreite von der geräuschlosen Ausführung dieser Handlung abhing. Wenn der Rahmen knarrte, wenn die Angeln kreischten, war ich verloren. DaS Werk gelang mir mit der Gewandt heit eine gewerbsmäßigen Einbrechn öffnete ich leise da Fenster und sah auf die Straß. Hinunterzuspringea kam einem sicheren Tod gleich! Ich ließ meine Blicke überall hin schweifen. Dicht an der Fensterbrüstung draußen lief ine breite Wasserröhre entlang. Noch ein mal athmete ich auf ich war gerettet I Ohne inen Augenblick zu verlieren, schwang ich mich mit einem Bein über da Fensterbrett da fiel mir daS mit Geld gefüllt Taschentuch unter meinem Kopf kisfen ein. Ein rachsüchtiger Groll bestimmte mich, die Missethäter sowohl um ihren Raub als um ihr Opfer zu betrügen. Ich glitt also zurück, knüpft mir da schwer Taschentuchbündel vermittelst meiner Halsbinde um den Hals und stand im Augenblicke daraus aus der Brüstung deS Fensters. Sekunden verflogen und ich langt auf der Straße an. So schnell mich meine Beine trugen, lief ich spornstreichs auf die nächste Po lizeistation zu. Als ich meine Erzählung beendet hatte, beorderte der Polizeichef ei Schutzmannschaft,' sich mit den Dietrichen und Werkzeugen zu versehen, die man zum Aufbrechen von Thüren und Fußböden benöthigen werde, und befahl mir, die Leute zu führen. Wir kamen bald vor dem Haus an, Schildsachen wurden gestellt und das G:bäud an allen AuSgängen nach Hof und Straße umzingelt. Dann klopfte der Sergeant donnernd an die Thür und rief mit dröhnender Stimme: .Aufgemacht, im Namen de? Gesetzes! Die Riegel und Schlösser waren bald beseitigt und einen Augenblick später drangen wir in'S HauS. Jeder Jn'affe desselben bekam Hand, schellen, Allen voran der .alte Soldat Dann stellte ich fest, in welchem Bett man mich hatt schlafen lassen wollen. Als da? geschehen war, stiegen wir i den über diesem Schlafzimmer belegenen Raum hinauf. Dort siel unS nichts Außergewöhnliches auf, aber der S:r geant sah sich aufmerksam um, befahl vollkommene Ruhe, stampfte zwei Mal aus den Fußboden, untersuchte sorgfältig die Stelle, auf die er gestampft hatte, und ließ sofort den Fußboden aufreißen. DaS war schnell geschehen und wir sahen in eine tiefe, mit Sperrwerk versehene Höhlung zwischen dem Fußboden dieses Zimmers und der Zimmerdecke darunter. Durch dies Höhlung lief ein reichlich eingeölter, senkrecht herabsteigender Etsenbehälter, welcher die mit dem Bal dachin unten seröundene Schraube ents hielt. Die Insassen der Spielhölle wurden sofort in' Gefängniß befördert. ES kam bald heraus, daß der alte Soldat der Besitzer der Spielhöhle war, und daß mit ihm der Croupier, noch ein Mit schuldiger, und das Weib, das den Kaffee zubereitet hatte, das Geheimniß deS Himmelbettes kannte. Mein böfeS Abenteuer aber trug zwei gut Frücht. Erstens bestimmte es die französische Regierung zu den energisch, sten Mahregeln gegen die Spielhöllen, und zweitens hat es mich von dem Wahne, daß ßouge et noir ein Vergnüge sei, gründlich kurirt. Der bloße Anblick inkS grünbezogenen Tisches, auf dem sich Kartenpackete und Goldhaufcn aus breiten, zieht mir eine Gänfthzut über den Rücken. Denn sofort ersteht vor m,i,iem Äuge der Baldachin, der fich in der Finsterniß und Stille der Nacht herabsenkt, um mich zn ersticken. " Gift. Humoreske von Karl P a u l i. ES war doch eine schöne Zeit, damals in der alten Bude. Bischsfftraße 9 in BreSlau. Zu vier hausten wir dort: ein Buchhändler, ein Maler, ein Ver ficherungSagent und ich. Der Bachhänd' ler hatt keine Stelle, der Maler nichts zu thun, dem VerficherungSagenten ver sicherte Jeder, den er versichern wollte, daß er sich nie versichern werde und ich? O, ich stand damals mit den be deutendsten Blättern in Verbindung. Ich schickte ihnen meine Manuscripte zu und sie fchickien mir dieselben zurück, aber in dem gedruckten Bries .bedauerten si: jedesmal, keinen Gebrauch davon machen zu können. Das war doch schon Etwa, und wenn mir mitunter di Geduld rei ßea wollte, daß ich gar keine Arbeit un terzubringen im Stande sei, so wußte ich ein sehr gute? Mittel, mich zu trösten, ich la dann in einem astronomischen Werke, welche dem Buchhändler, KrebS mit Kneipname gehörte, einige Kapitel, und wenn ich dann dort fand, daß die Elektricität, welche in einer Secunde sechsmal den Erdball umkreist, dennoch zweihundertundachtzig Jhr gebrauchen würde, um bis zu dem Stern Kleopatra zu gelangen, so erschien mir gegen solche Größenverhältnisse die Zeit, die ich dazu verwenden zu müssen schien, in Manu fcript an den Mann zu bringen, relativ immerhin nicht zu lang. Um Geld braucht ich mich gar nicht zu sorgen, Geld kannte ich überhaupt nur noch als Etwas, wa man jeden Ersten der Wir thin schuldig blieb. Meine drei Buden kameele standen sich ungefähr so wie ich. Wie sich di Wirthin dabei stand, ist schwer zu sagen, wir machten uns auch darüber keine Kopfschmerzen und nahmen an, daß sie di Miethe ebenfalls schuldig bliebe und dadurch inen Ausgleich her beiführte, denn Ichneumon, da? war der Spitzname des VerstcherungS-Agenten, halte un belehrt, daß es vom national, ökonomischen Standpunkte gleichgültig sei, ob Alle bezahlen oder Keiner bezahlt. Und un schien das Letztere annehmbarer; ich glaube, so viel Geld, wie wir der armen Frau schuldig blieben, gab eZ gar nicht. Trat jedoch, was übrigen sehr selten geschah, dennoch der Umstand ein, daß einer in paar Groschen verdiente, so theilten wir brüderlich, und nur der VersicherungSmensch machte hierin eine schandbar Ausnahme. Hatte er Geld, so verschwand er plötzlich, ließ sich ein paar Tage nicht sehen und kam erst zu--rück, wenn der letzte Groschen weg war. Er war ein Ichmensch, wir hatten ihm deshalb den Nimen Ichneumon gegeben und theilten nicht mehr mit ihm, weil er eS auch nicht that. Eine Abends faß der groß, grauge sprenkelte Riesendalle wieder einmal mitten in unserem Zimmer und sah sich zähnefletschend mit glühenden Augen um. Wir, KrebS, der Maler, der den Namen RubenS führte, und ich lagen schon in den Betten, und der Ichneumon, der von den langen vergeblichen Anstrengungen, unS der Reihe nach anzupumpen, r schöpft auf dem Sopha zusammengebro chen war, unterhielt sich mit fich selber, eil wir ihm nicht mehr antworteten. Wir schnitten ihn nämlich: wir wußten, daß er gestern im Besitz einer Mark ge wesen war, und statt unS Etwas anzu bieten, war er damit ausgezogen und hatte wüste Orgien gestiert. .Schwerenoth sagt er zu sich selber, .jetzt sind S bald drei Tage, daß ich Nichts gegessen habe. - .Hahahal- Ei dreistimmige Hshn gelSchter antwortet ihm. .EZ wäre das Beste, ein Ende zu machen! fuhr er düfter fort. .Hahahal rneuerte Hohngelächter. .Kinder sagte er plötzlich, durch un sere Theilnahme ermuthigt, .hat denn Keiner von Euch ein paar Groschen? Wir schnarchten plötzlich alle Drei wie auf Commandg. .Goethe sagte? zu mir Goethe war mein Kneipname .Dein Alter hat doch Moo geschickt ES war gar nicht wahr, er klopfte nur auf den Busch, ich antwortet deshalb nicht, fondern schnarchte noch lauter. Der Ichneumon ging einige Mal schweigend auf und ab, dann stürzte er zum Tisch, nahm inen von meinen Brief bogen und schrieb. Wir hielten die Gefahr für beseitigt und plauderten wieder. Aber sie war S nicht, kaum hatte r den Brief beendet, sing er wieder an: .Kann mir Nikmand in paar Gro scheu zu eine? Briefmarke geben?' Wir schliefen a tempo. .Vielleicht zwanzig oder dreißig Pfen nig?' Wir schnarchten schon. .KrebS, zehn Pfennigl Der Brief ist für mein lleS Mütterlein.' KrebS machte ine Bewegung nach dem Portemonnaie. .Gieb nicht!' schrie RubenS, .er will's verprassen?' Aber KrebS gab doch den Groschen her. Der Ichneumon ging, nach einer Weile kam er wieder, nahm ein Waffer glas, goß eS voll und stellte eS mit großem Bplomb auf den Tisch, zog ein weiße zusammepzefalteteS Papier aus der Westentasche, schüttete da darin be findliche Pulver in das GlaS und rührte die Flüssigkett langsam mit einem Löffel um. .Was hast Du denn da?' fragte ich mißtrauisch. .O nichts!' antwortete er weich, .nur ein beruhigende Pulver!' und wie Ferdinand in Kabale und Liebe mit einem: ,Hum hum!' seine Augen kraß in eine werfend, stürzte er den Inhalt d;Z GlafeS hinunter, dann bettete er sich, ohne die Kleider abzulegen, auf'S Sopha und verlöschte die Lamv:. Tiefe Schweigen. .Ach!' ei Seufzer unterbrach die Still. .Ach!' seufzte e zum zweiten Male. E war der Ichneumon. Niemand achtete darauf. Wieder ei .Ach', diesmal war e schon mehr Stöhnen. ,Wa ist Dir den? fragte Kreis, .hast Du Hunger?' .Ich werde bald keinen Hunger mehr haben!' antwortete er. .Desto besser!' bemerkte Rüben. .Ach, ach!' .Na fei doch still!' sagte ich, .Du störst un ja!' Ich werde bald Niemand mehrsiören!' gab er düfter zurück. .Gott sei Dank!' sprach Raben und drehte sich auf die ander Seite. Lange Pause. .Ach! Ach!' stöhnte derJchneumon von Neuem. ,Na zum Teufel so rede doch!' rief ich, .fehlt Dir etwas?' .Mir wird bald nicht mehr fehlen!' klang eS dumpf vom Sopha her. Jetzt bekam Krebs Nngft. .Goethe!' schrie r, .ftth auf und mache Licht!' .I bewahre!' sagte ich. .Dem fehlt ja Nicht.' Jetzt sing der Ichneumon an sich nnter schrecklichem Stöhnen herumzuwälzen plötzlich schrie er aus: .Jetzt ist'S aus! Jetzt ist'S auSl' .Was ist aus?' fragt KrebS önnst lich. .Mit mir ist'S au ich hab ach, ach!' .Was denn?' .Ich habe ach!'- .Was denn?' .Gift!' Wie der Blitz waren wir auS den Bet ten und in den Kleidern. .Wasser! I .Licht!!' .Frau Wendel' So hieß die Wirthin. .Milch!!' .Eine Arzt!!' EZ war ei Augenblick der schreck, lichsten Verwirrung und kein Streich holz brannte. Rüben stürzt nach einem Arzt. Zähneklappernd kam di Wirthin heraufgeschlottert; mit gefträubtenHaaren folgte lhr ihr vor Schrecken kreidebleiche, schwarze Katze. .Milch! Frau Wende!' .Milch! Milch!' zeterte sie und sie! in der Eile die Treppe hinunter, die Katze hinterher. Endlich brannte die Lampe. Wir stürzen zum Sopha. Der Jchneu mon ftZhltt noch immer, daß es einen Stein erbarme konnte, und verdrehte die Augen wie ein gestochenes Kalb. Als das der nervöse Krebs sah, siel er um wie ein Sack und bekam WeiukrLmpfe, dabei schlug er mit den Händen und Füßen um sich. Ich versucht ihn aufzuheben, aber er war zu schwer. .Hilf doch, JchneunionI' ) Dreioterteltodte nahm feine letzte Kraft zusammen und hals. Wir legten KrebS auf's Bett und versuchten ihn fest zuhalten. Er schri, als ob r am Spieß stäke. Jetzt kam die Wirthin mit einem Topf Milch, de sie auf den Tisch stellte, auch sie half uns. Zuletzt kam Rubens, und uns Vieren gelang eS endlich, KrebS festzuhalten. Jetzt erschien auch der Arzt. Um GotteSwillen, meine Herren!' rief er schon im Eintreten, .Gift, wie ist denn daS möglich?' und schnell die Situation erfassend, ergriff er den Milch topf, stürzt auf den unglücklichen KrebS zu und goß ihm wenigstens einen Liter in den offenen Mund. Der Aermste erstickte beinahe und pruschte und sprudelte wie ein in'S Waffer Gefallener. .Milch! mehr Milch! viel mehr Milch!' rief der Arzt. .Wissen Sie nicht, wa für Gift er angewendet?' und eine neue Fluth der weißen Flüssigkeit ergoß fich in den Mund de zappelnden Krebses. .Aber, Herr Doctorl' rief ich da zwischen, .der hat sich ja gar nicht ver, giftet !' .Der da!' und Alle zeigten auf den Ichneumon, der neben dem Bette stand und theilnahmSooll der Procedur zu schaute. .WaS? Sie?' .Ich -ich--' .Herr, wi kommen Sie dazu, hier zu stehen?' rief der Arzt, und schneller als das Schicksal fiel er mit dem Milchtops über den Ichneumon her. Dieser retirirte, der Doctor ihm nach. .Was für ein Gift haben Sie enom men?' .Ich -ich ' ,Da liegt ja noch dzz Papier!' und ich reichte es dem Arzt. Dieser führte es an di: Lippen, ko stete die letzten Staubreste und sagte ent, aufiet: .DaS ist ja doppelkohlensaures Na tron!' .So?' cntwortete Ichneumon klein laut. .ES scheint, S!k wollen mich zum Bjjttn haben!' schrie der Arzt. .Nein, nein, gewiß nicht rirf Jch, neumon, .ich wollt meinen Kameraden nur ei wenig Angst einjage, eil si mir Nicht mehr pumpen l' Ich weiß nicht, ob den Arzt diese Er klärung. oder da in Aulsicht gestellte Honorar, da r bekommen sollt wkun unter zehn Möglichkeiten neun ein trafen mehr beruhigten, genug, er ging. Wir waren eben im Begriff, uv wie der niederzulegen. Da wimmerte Kreb' Bett her. .Ist er schon ganz todt?' .Ach, Unsinn!' rief Rüben, .der Kerl! kohlensaure Natron hat er ge nommea!' .Gemeinheit ! sagt Kreb und dreht sich nach der Wand. Ob er e nun sür ein Gemeinheit hielt, da derJchneumon sich nicht ver giftet, oder daß er kohlensaure Ralro genommen oder daß er un einen solchen Schreck eingejagt, darüber hat Kreb stet jeder Aufklärung verweigert. Seltsam. Die Trompeten schmettern, Die Posaunen schmettern, Wenn da Militär vorüberzieht. Die Kanonen schmettern, Kommandanten schmettern. Wenn der Feind in' Land verwegen sieht. Schwiegermütter schmettern, Daß die genfter schmettern, Wenn der Schwiegersohn 'mal wider spricht. Blitz und Donner schmettern, Selbst die Lerchen schmettern Nur die Schmetterlinge schmettern nicht. Wikvcrgande. Ein japanischer Gelehrter saß am Abend bei Zigeunermusik in einem vor nehmen Hotel von Budapest und wendet seine ganze Aufmerksamkeit der blutto then Wassermelone zu, welche ein ande rer Gast mit sichtlichem Behagen er, zehrte. Der Japaner rief den Kellner, zeigte auf die Melone und sagte in sran zösischer Sprache: .Bringen Sie mir auch so etwa.' Der Kellner legt dem japanischen Hkrrn auf inem Teller da Besteck vor und brachte dann die Melone ebenfalls auf einem Teller. Plötzlich nähert sich dem Japaner ein brauner Herr mit der Violine unter dem Arm und mit einem Teller. Der Japa ver aß vergnügt feine Melone und ver langte dann Cigarren. Natürlich bracht ihm der Kellner die Cigarren, wie e sich eben schickt, auf einem Teller in der Hand, auf welchem ein Guldenzettel mit einem Sllberftück beschwert war. Der Braune hält den Teller dem Japaner hin. Dieser steht jenen groß an, doch bald faßt er fich, lächelt freundlich und wie e sich für einen höfliche Menschen schickt, nimmt von dem ihm dargereichten Teller da Geldstück und den Guldenzettel, dankt freundlich uud hält seinerseits die Sache für erledigt! Der Mann mit dem Teller läßt i.i seiner Verlegenheit durch einen anderen französisch sprechenden Herrn die Situation aufklären woraus der Japan Geld und Guldenzettel auf den Teller zurücklegt und das Ganze noch mit einem Silbergulden beschwert. Jetzt lächelte der braune Herr und erklärte die Sache auch seinerseits für erledigt. Präludium. .Hier', sagte Frau Haber zu ihrem Mann, .ich vertraue Dir diesen Brief unter der Bedingung an, daß Du ihn erst auf Deiner Office lieft, keine Minute eher hörst Du?' Herr Haber versprach eS und war ein wenig neugierig, al n in seiner Office angelangt, den Brief er brach, der die Handschrist feiner Frau trug. Diese Neugierde steigerte fich zm Erregung als er folgendes laS: .Ich muß Dir etwa mittheile, Lieder, wo von ich weiß, daß eS Dir Sorge macht, aber mein Pflichtgefühl und die Roth wendigkit verlangen, daß ich e nicht länger aufschiebe. Du sollst eS also er fahren. Seit einer Woche wußte ich, das S soweit kommen würde, habe aber big heute geschwiegen, bis heute, wo die Krisis eingetreten ist, und Schweigen zu nichts Gutem mehr führt. Du mußt es also mit derselben Fassung ertragen wie ich und Dich nicht davon niederschmettern lassen'. Hier wendet die Seite uud Herr Haber, dem sich sämmtl che Haare auf dem Kopfe sträuben, mußte ummen den. .Die Kohlen sind alle, ganz alle. Bitte bestelle mir eine neue Sendung zn heute Nachmittag. Ich glaube Dir die Sache nunmehr so dringend an' Herz gelegt zu haben, daß Du die Bestellung nicht vergißt, wie sonst. Kasernenblütlze. Unierossizier (zum Einjährige Rese rendar): .Wen Se schlafen wollen, denn jehen Se i die Schwurjertchtö fitzung. Hier werden Königlich preußi sche Pferde jeputzt, verstanden? . . . . ' ver kleine Sckelm. Papa: .HanS, Du mußt Deine Arbeit allein machen, ich kann Dir dabei nicht helfen, verstehe auch kein Latein.' Söhnchen: .Aber, Papa weshalb sol len denn merie Kinder später einmal einen klügeren Vater haben als Deine?' So oder so. Kokette (geziert): .Herr Assessor, ich glaube, Ihr Freund, der mir so viel ÄufmerksamZtiren rweift, wird mir bald einen Antrag machen, aber unter un, er ist mir etwa dumm I' Assessor: .Mein Fräulein, Sie find ja um so klüger. Wer Sie zur Gattm nimmt, dem kann man schon eine gute Portion Dummheit zugeflehm I' In den letzten zwei Jahren sollen Straßenbahnwagen um ein Viertel im Preise hinabgegangen sein.