Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, November 01, 1894, Image 1

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Ww
MyJJyWww
Jahrgang 15.
Lincoln, Neb., Donnerstag, l. November 189 i.
?o. 21,
ZleichsKanzlcr
Wraf v. Naprivi reicht seine
Nesignation ein.
ieselöe wird vom Uiler angevm-
ICH.
Alir. die Braut de Cjare-
ilch, in Livadieingetrof'
fn. Deutschland verbie
tet die Einfuhr unsere
Rindfleischs.
Livadia. Prinzessin Alir. die Braut
des Czarewitsch, traf hier ein, begleitet
von ihrer Sckwkster. der Groüiürstin
Sergiu von Rußland, die ihr bis an
die rusnsche renze entgegengetretn mar.
In Suiftrvpol verließen die beiden Da
wen den isenbabn,ua und fuhren bei
prachlrsllcm Wetter ' in einer offenen
Equipage nach Aluschta, mo oie Prin
zessin von dem Czarewitsch und dkffen
Onkel, dem Großsürsten Sergius, em
xfangen wurde. Nachdem in Aluschta
da Frühsiiick eingenommen morden mar,
mürbe die Reife nach Livldia fortgesetzt.
Als die Gesellschaft durch Aalta fuhr,
laß der Czaremitsä, an der Seite feiner
zukünftigen Gemahlin; beide wurden
jdn den versammelten Menschenmasscn
herzlich begrüßt. Da kaiserliche Schlosz
wurde mit Einbruch der Dunkelheit
erreicht, und Prinzessin Alir wurde
sofort au dem Czaren und der Czarina
geführt. Nach einer kurzen, bewegten
Unterredung mit Mn Kranke, der die
Prinzessin mit größter Zärtlichkeit bt
grüßte begab sich die Braut, begleitet
von der Czarina und den übrigen Mit
nlikdcrn de kaiserlichen Kaufes nach
der Schlobkapelle, wo der gefammte
Hosstaat er rschatlen harrte, 08
fand da ein feierlicher Gottesdienst
statt, wobei Prinzessin Alir an der
Seite der Kaiserin kniete und lange nd
inbrünstig für die Genesung des Czaren
betete. Nach Beendigung des Gottes
diensteS begaben die kaiserlichen Herr
schasten sich wieder nach den Gemachern
desCzaren. Großfürst und GroMir
stin Wladimir und der König von Grie
chcnland trafen später auch ein.
Hamburg. 'Ocr cak veroftemtimie
eine Verordnung, durch welche die mm
fuhr von lebendem Bieh und frischem
Fleisch aus den Ver. Slaalen verboten
wird, weil in zwei soeben angekommenen
Ladungen mehrere mit dem teranischcn
Fieber behaslete Rinder entdeckt wurden.
Das Verbot findet keine Anwendung auf
solche Ladungen, die nachweislich vor
dem 57. Oktober von den Ber. Staaten
aögegangen, aber die betreffenden Thiere
müssen sofort nach der Landung im
Schlachthause gclödtct werden.
Das von der deutschen Regierung
erlassene Verbot gegen die Einfuhr von
amerikanische!, Vieh und frische, Fleisch
kam dem Ackerbaudepartement nicht ganz
unerwartet, obwohl die Beamten des De
parteinents noch bis zum letzten Augen
blicke die Hoffnung hatten, daß die Deut
schen Bernunflgründc zugänglich sein
würden. Die Regierung wird die Sache
nicht auf sich beruhen lassen, sondern ein
gründliche Untersuchung der angeblichen
Fälle von TeraSficber vernehmen lassen,
auf welche hin die deutsche Regierung es
für vafseud erachtet hat, auf solche sum
mansche Weise zu verfahren. Man hegt
hier keinen Zweifel d,,ran, daß sich her
ausstellen wird, daß eine unrichtige Dig
nose vorliegt, denn wenn die deutschen
Thicrärzte überhaupt etwas von Vieh
krankheitcn verstehen, werden sie miffen,
daß das Teksefiebcr eine klimatische
Krankheit und nicht ansteckend ist.
Wenn durch die vom Departement
vorgenommene Untersuchung, wie man
erwartet, erwiesen wird, daß diese Krause
heil nicht unter dem nach Deutschland
eusgcführten Vieh herrschte, dann wird
unsere Regierung energischen Protest
gegen das Verfahren Denlschland's erhe
ben und es klar zu machen suchen, daß
der für die Bernichtung unseres Fleisch
Handels angegebene Grund ein schlecht
erfundener ist, der den Congreß nicht der
Aenderung der auf die Zuckerzölle bezüg
lichen Paragraphen unseres Tarisgesetzes
günstig stimmen kann.
C Potsdam. Der Fürst von Hohen
loh e Schillingsfürst, Statthalter von
Elsaß-Lothringen, dem der durch die
Verabschiedung des Grafen v. Caprioi
vakant gewordene Reichskanzler-Posten
angetragen morden ist, erreichte die Wild
, l'.rk-Station von Straßburg. In sei
; er Begleitung befand sich Herr von
öller, Unterstaats'Sekretär des Innern
für Elsaß-Lolhrinaen. Kaiser Wilholm
empfing den Fürsten am Bahnhof und
fuhr mit ihm in einem offenen Wagen
nach dem Neuen Palais. In einem
zweiten Wagen folgte Herr von Koller
mit dem Flügeladjutantea Oberst von
Moltke. Unmittelbar nach der Ankunft
im Palais conferirten der Kaiser und
der Statthalter über die Ministerkrisis.
Berlin. Fürst von Hohenlohe-Schil
lingöfürst hat außer dem Kanzlcrposten
auch den des preußischen Ministcrpräsi
dentcn angenommen.
Paris. Der .Figaro' schreibt: Es
kann Frankreich äußerst glrichgiltig sein,
wer deutscher Reichskanzler ist, da es
thatsächlich der Kaiser ist, der regiert.
Wir bedauern da? Entlassungsgcsuch
und seine Annahme nur, weil daraus der
d;liis zu ziehen nt, dnt? "r ftaycr
sieh's in den Kopf setzen mag, eine ahn
liche plötzliche und .radikale Schwankung
in d- r auswärtigen Angelegenheiten zu
mci, was ve,hä"gn!ßooll sein würde.
Die Pariser Presse ist im Allgemeinen
der Ansicht, daß die Ministcrkrisis in
Berlin keine Aenderung in der auswär-
tigen Politik Deutschland's involvirt.
da diese unter ver persönlichen, absoluten
Leitung des Kaisers steht.
Ehemuluo. Die letzten Depeschen au
JBilu enihalxn weitere Einzelheiten
über die am nördlichen Ufer des 't')alu
zwischen den Japanern und Chinesen
stattgefunden Schlacht.
Die japanische Armee hatte am Ton
ncrstaa vor Tagesanbruch ohne Unfall
den V)alu überschritten, worauf der
Oberst Sato mit eurer Recognoscirunqs
Abtheilung vorging, und den Fei.id in
einer befestigten Stellung am rechten
User des Nal, in der Nähe des Dorfe?
Fushang vorfand. Obgleich Sato keine
Artillerie bei sich hatte, ging er sofort
zum Angriffe vor, und es entspann sich
ein hcsliges Gesecht. Die Chinesen
hielten ansänqlich tapfer Stand, und
zogen sich erst gegen Mittag in großer
Unordnung nach Nuhienchas zurück.
Innerhalb der Befestigungen von Tu
ihana wurden 200 gefallene Chinesen ge
funden. Unter den gefangenen Chine
sei, befand sich auch ein Offizier, welcher
'agte, daß die Stellung von 18 Batail
lonen chincmcher Gruppen Belebt gerat
sen 'ei. Die Japaner verloren 5 Offi
ziere und 00 Mann an Todten und Ver
ivundete.
Es hecht, daß der Feldmarschall 2)a-
nisgata seinen Feldzugsplan bis auf's
kleinste Detail ausgearbeitet hat, um
demnächst einen vernichtenden Schlag
gegen die Chinesen zu fuhren.
Washington. Die japanische Gesandt
schast erhielt eine Depesche, durch welche
dl , den Depesche aus Shanghai ent
haltenen Nachrichten über einen zweiten
ieq deriapani chcn Armee unter Aeio
marschallAamagata bestätigt werden. Die
Depesche ist von Hiroschima datirt und
lautet wie solat:
Vor Tagesanbruch am 26.. Oktober
machte unsere Armee unter dem Ober
befehl des Feldmarschalls Z)aniagata
eine Angriff auf Äiu-Lan-Chang, eines
der wichtigsten Bollwerke an der chinesi
schen Grenze. Der Platz wurde von
16,000 Mann Truppen unter den Gene
rälen Liii und Sang vertheidigt. Die
chinesischen Truppen liefen nach nur
unbedeutendem Widerstände in wilder
Flucht davon und die japanischen Trnp
pen bemächtigten sich er Befestigungen
und der Stadt. Sie erbeuteten 30 große
Feldgeschütze, eine ungeheure Masse Reis
und sonstige Lebensmltlet u. . w. und
mehr als 300 Zelte. Die Japaner hat
ten 20 Todte und S3 Verwundete. Die
Chinesen verloren mehr als 200 an
Todten allein und die genaue Zahl ihrer
Verwundeten ist noch nicht bekannt.
Man glaubt in der japanischen Ge
saiidtschast, das; der in der Depesche
erwähnte General Ln der berühmte
chinesische Besehlöhaber ist, der während
der Tonkin-Affaire eine fo hervorragende
Rolle spielte, und dem, wie kürzlich be
richtet wurde, der Vizekönig Li Hung
Tschang den Oberbefehl über die chine
ilsche Armee angeboten hatte.
Die japanische Gesandtschaft hat die
erste Postsendung japanischer Zeitungen
seit den Schlachten am j)alu und bei
Ping Mang erhalten. Dieselben sind
angefüllt mit den Einzelheiten der
Schlachten, den Namens-Verzeichnisscn
der Gefallenen und Berwundetcn, Schil
derungcn heldeninüthiger Thaten und
sonstigem kriegerischen Lesestoff.
Die mangelhaften takt'schen Methoden
der.chiucsischkn Soldaten erregten den
Spött der Javaner. So errichten die
Chinesen beispielsweise Erdwerke, hinter
denen sie ruhig sitzen bleiben, ohne Plänk
ler auszuschicken, um den Feind zu be
lästigen. Außerdem halten die Chine
sen, so oft sie eine Salve abfeuern, eine
Anzahl Fahnen in die Höhe, so daß die
Japaner genau wissen, mann ein Kugel
regen bevorsteht. Ferner verschießen die
Chinesen ihre Patronen in den Mag,
zingewehren so schnell sie nur feuern
können, in Folge dessen ein förmlicher
Hagel von Kugeln entsendet wird, und
dann machen sie eine lange Pause. Die
den Chinesen abgenommenen Gewehre
sind größtcntheils verrostet und zeigen
auch sonst, daß sie von den Soldaten
nachlässig behandelt werden.
Eine rührende Geschichte wird von
einem japanischen Hornisten erzählt, der
gerade das Signal zum Feuern gegeben
hatte, als er von einer Kugel in die
Brust getroffen wurde. Seine Kamera
den drängten ihn, nicht mehr in die
Trompete zu stoßen, da jede Anstrengung
einen tödtlichen Blutsturz herbeiführen
würde. Die Antwort des tapferen
Trompeters war ein weiteres Signal
zum Feuern, worauf er leblos zusam
mcnbrach.
Zkeven oder Tod?
Es ist von größ'er jWichligkeit, daß Leute,
deren Nieren unthätig sind, das Berständ
niß N'ür haben, öafj em solcher Zustand
schließlich die Üibcnsorgone so abgreift, vag
dvs Leben schlichlich an einem seidenen äd
chen hängt. Brighi'sche Nierenkrankbeit,
ucke krankheii, kiweischarpen sind olles
Leiden ton sehr hartnäckigem Charakter,
wenn sie erst eingewurzelt sind, und alle ha
en die höchst fatale Neigung, er mit dem
Tode u erloschen. Ost loottcn sie der Kunst
ker fahrendsten Äerzie und der bewäirte
ften freilrnittil der Pharmokovoe. Werden
sie aber von nfang an, sobald die Nieren
unrcg.'lmäfzia zu fanktioniren anfangen, nit
Loslcttes Bitlers bekamvft. fo wird die von
ihnen drohende Gefahr abgewendet. Ebenso
nützlich ist diese Hausarznei gegen so alltäz
liche Leiden oie Beistopfung, Bilivsit t
Thspepsie und Nervosität. Sie bild-t e,ne
Schuewenr gegen Malaria und beugt chro
nischem Rheumatismus vor.
IW Am nächsten 6. November wer.
den in 21 Staaten neue Gouverneure
gewählt, und zwar in California, Colo
rado, Eonneclicut, ? -laware, Jdaho,
Kansas. Massackiniktt.', 'iflifsiinan Min
nesota, Nebraska, Neoad New Hamp
shirc, New Aork, North I'akot,, Penn
sylvania, North Carolin i. South Ca-
rolina, South Dakota, Te.i:,esskk,Teras, ,
Wisconsin und Wyoining. '
3ln dcm Arizona ttiekcr."
A d i e u , P i n e H i l l ! zwei
LZochen luden uns einige prominente
Burger v?n Pine Hill rin, mn Mitt
wech Abend hinüber zu koinmen, mn
dort unsere grosse Rede über Arizena
und seine Ansprüche auf Aufnahme in
den Staatenverband vom Stapel zu
lafsen. Die Einladung wurde angerivin
men, der Borlrag angezeigt, und zur
bestimmten Stunde waren wir zur
Stelle. Obgleich eö nun deutlich ge
heißen hatte, daß wir über die Unteres
scn deS Territoriums sprechen und mit
Thatsachen und Zahlen die Berechti
gung unserer Forderung nachweisen
würden, so scheint es doch, als ob eine
große Anzahl von Personen die Ber
lammlung unter dem Eindruck eines
Mißverständnisses aufgesucht hätten.
Einige von ihnen erwarteten einen
komischen Bortrag, andere eine ethische
Betrachtung. Natürlich wurden diese
enttäuscht und noch natürlicher machten
sie Skandal. Gerade waren wik an
dem ziffernmäßigen Nachweis der
Fruchtbarkeit des Äodens von Arizona,
als wir durch einen baumlangen Men
get, der etwas zu lachen haben wollte,
unterbrochen wurden. Höflichst erklär
ten wir unsere Mission in Pine Hill,
aber die Majorität lehnte sich dagegen
auf, und nun ging'S loS. Es mögen
etwa 40 gewesen sein, welche, in jeder
Hand ein Schießeisen, daö Feuer auf
uns eröffneten. Davon schössen '2b
nach unserer Halsbinde und unseren
Noekknöpfen, die anderen nach den
Lampen und den Rockschößen des
Drcierkomites, welches auf der Platt
form faß. Unser Name wurde von
allen Seiten gerufen, doch hielten wir
eS nicht für angemessen, vorzutreten
und unö zum Zeichen des Dankes zu
verbeugen; vielmehr wandten wir uns
nach einem offenen Feniler im Hinter
gründ, fchivangen uns hinaus und
eilten nach der Stelle, wo unser Äaul
thier angebunden stand. Dann ver
schwanden wir in der Dunkelheit. Am
fslgenden Tag kamen verschiedene Bür
ger von Pine Hill herüber, um sich und
die Stadt zu entschuldigen und baten
uns, einen neuen Bersuch zu machen,
aber wir schlugen rundweg ab. B.'ir
hatten die Geschichte dick. Der Enthu
siaSmus einer Zuhörerschaft ist ja
etwas Schönes, aber wenn derselbe ge
wisse Grenzen überschreitet, so hört auch
bei uns die Gemüthlichkeit auf, und
wir machen uns auf dem bequemsten
Wege aus dem Staub. Wir werden der
glorreiche Sache eines glorreichen
Territoriums treu bleiben, aber wenn
Arizona in den Staatenverband aufge
nommen und Pine Hill davon ausge
schloffen werden kann, so soll es uns
tausendmal recht sein.
Berechtigter T o d t s ch l a g.
Das Berdikt der EoronerS-Jurl in
dem Fall Taylor - Wright, welche?
gestern abgegeben wurde, lautete, wie
man nach den Umständen erwarten
durste, auf berechtigten Todlschlag."
Die Thatsachen mögen hier zu Nutz und
Frommen derjenigen, welche unsere
Ausgabe der letzten Woche nicht gelesen
haben, wiederholt werden: Oberst
Taylor ist der Eigenthümer eines gro
ßen Material- und jcolonialwaaren
ladenS und einer unserer unternehmend
slcn und hervorragendsten Bürger.
(Man sehe die Annoncen der dritten
eile.) Bill Wright, der Berstorbene,
war ein Maulthiertreiber in Obers!
WhitcS Frachtkolonne. Montag Abend
nun kam Wright in den Taylor'schen
Laden, um ein 40 Fuß langes Seil zu
kaufen. Der Oberst schnitt ihm selbst
daö Seil ab, indeß Bill reklamirte
sofort und behauptete, das Seil sei um
einen Fuß zu kurz. Taylor dagegen be
stand darauf, er habe das richtige Maß
gegeben. Nun schalt ihn Wrigltt einen
Lügner und langte nach seinem Schieß-
eisen. Oberst Taylor ist, was viel-
lelcht nicht jedermann bekannt lern
dürfte, einer der raschesten Schützen des
Westens. Obwohl völlig unversehens
angegriffen, zeigte er sich doch sofort
der Situation gewachsen, das heißt,
Bill Wright war ein todter Mann noch
bevor er den Revolver aus der Tasche
ziehen konnte. Verschiedene Leute, die
dabei standen, stimmen darin überein,
daß sie noch nie eine so rasche glatte
Arbeit gesehen hätten. Da gab es kein
Zögern, keine Munitionsverschwen
dung. Der Oberst streckte einfach sei
neu Mann nieder, schickte einen Jun
gen fort, um den Eoroner zu benach
richtigen und machte fich dann daran,
einen anderen Kunden zu bedienen,
welcher für $2 geschnittenen Tabak und
für 25 Eentö Mehl verlangte.
Wrigth stammte, so viel wir wissen,
aus Montana Sein Grab wurde be
zeichnet, so daß seine Verwandten es
finden können. Die Untersuchung er
gab, daß es ihn schon tagelang gejuckt
hatte, Jemanden einen Lügner zu neu
nen. Erst bei seinem letzten Aufenthalt
in hiesiger Stadt kam er dazu, sein
Borhaben auszuführen.
Städtische Mißstände. Der
Kicker" hält eö für seine Pflicht.
wiederum die Aufmerksamkeit des Ge-
meinderaths aur die manniatachen
Mißstände zu lenken, welche das 'eben
n der -tadt, speziell zur 1','achtzcit,
unerträglich machen. Neulich Abends
machten wir einen Besuch am Eochisc
platz. Auf dem kaum eine halbe Meile
weiten Heimweg nach unserer Office
wurden wir von einem ledigen Maul
thier getreten, von einem blinden Gaul
iiberrannt, stolperten über einen Be
trunkenen, fielen in einen offenen iel-
ler, und zwei halbbetrunkene Kerle,
welche in der Richtung von 'one Zack
ritten, feuer'en nach niiö. Wir sollten
Verordnungen gegen derartige Unge
örigkeiten besii.-en, un) ctc Verord
nungen seilten siien,r anhalten wer
den. Die Zeit mag ja noch nicht gekom
men sein, m auch unser Gemeinwesen
großstädtische Allüren annimmt, aber
Vcib und vdrn d.r 'rgr,schaft konn
ten wenigstens in "ernunstiger Weife
geschützt werden. Einnweilen erklären
wir hier t'ciaiiuiit, daß, wenn das
nächste Mal in der Nacht wieder Etwas
gegen uns floßt, dieses Etwas, fei eS
ein vierbeiniger oder ein zweibeiniger
Esel, den Schaden davon haben wird,
falls wir unsere Schießeisen nicht
gerade vergessen haben sollten.
Schusterei und Tanzkunst.
Aus Madrid schreibt man der Franks.
Ztg.": Hans Sachs war bekanntlich
ein Schuhmacher und ein Poet dazu.
Die Madrider Schuster find vielleicht
keine Poeten, an Einbildungekraft aber
fehlt eö ihnen jedenfalls nicht. Man
sehe nur : die braven l'eutc haben einen
Verein gegründet, der den Zweck ver
folgt, die Kunst der Terpsichore zu
fördern. Im Vereinslokale unserer
Schuster finden jede Woche zwei Bälle
statt. Der Eintritt kostet für jedes
Tanzpaar ü Centimes. Mit der Ein
trittskarte wird dem Kavalier und fei
ner Dame je ein Schein ausgeliefert,
der eine Anweisung auf ein zwanzigstel
Paar Stiefel ist, daö heißt, daß' der
Träger von 20 solcher Scheine das
Recht hat, sich vom Vereinsmagazin
ein Paar Stiefel ausliefern zu lassen.
Auf der Rückseite jedes Scheines steht
ein Berslein, das in deutscher Ueber
sctzung wie folgt lautet:
?asset die AÜf?e immer in Nnlie,
Tanzet nd springet und zerreißet die schuhe,
Ist der Gedanke nicht recht praktisch?
Da die Schuster aus aller Herren
Länder doch über einen leisten geschla
gcn sind, so dürfte eö nicht Wunder
nehmen, wenn nach der Vektüre obiger
Zeilen auch auswärtige Schuster in die
Fußstapfen ihrer fpiinifchen Kollegen
treten.
Ueber ein Geschenk für die
kaiserlichen Prinzen beim Kaiserbesuch
zu Thorn wird der Pvsl" von dort ge
schrieben: Bei der Ausstellung der
Gewerke anläßlich des Einzuges des
Kaisers in die Stadt Thorn hatte auch
das Personal der Honigknchen-Fabrik
von H. T. Aufstellung genommen.
Die kleidsamen Kostüme der Kondito
ren erregten besondere Aufmerksamkeit,
mehr aber noch ein eigens zum Kaiser
tage hergestelltes Pfefferkuchen-HäuS-chen,
das von sechs Konditoren bei der
paiiennioung gem'cien wurde. Der
Kaiser fand daran solchen Gefallen,
daß eS sofort als Gefchent für die kai
serlichen Prinzen nach Potsdam gesandt
werden lnußte. Das Häuschen ist aber
auch ein wahres Kunstwerk. Etwa 'zwei
Meter lang und einen Meter hoch wiegt
eS L0 Pfund. Wände, Dach, Fenster,
Alles ist abgesehen von einem Holz--gerüst
aus Zucker oder Chokolade her
gestellt. Für mehr als 500 Mark Ma
terial ist in dem Häuschen verarbeitet.
Auch die zum Fabrikpersonal gehören
den Konditoren sind in ihren weißen
Kostümen aus Zucker nachgebildet und
davor aufgestellt.
Die städtischen Angestellt
ten New ?jorks beziffern sich, nach
einer Darstellung des New V)orf Re
eorder" vom 19. August, auf 15,000
Personen und die städtische Verwaltung
verausgabt zur Bestreitung aller städ
tischen Kosten die erstaunliche Summe
von jährlich $88,021,245, also mehr
als die Hälfte aller Staaten der Union
zusammen genommen für die Regie
rung derselben ausgeben. Bonden 15,
000 Angestellten der Stadt New ?)ork
bezieht 1 Person ein Gehalt von 25,
000. 15 Personen je 815,000, 8 je
612,000, 7 je 511,500, 150 je 510,
000. 1 ic S000. 8 ie S750. i ic
! Crnsl i tdAn a t &rnii i
IWl'i )L iJUUUU, II COVIUll, i0
je $1500, 35 je $1000, 135 je $3000
bis $1000, C)0 je $2000 bis $3000
und 0350 Personen je $1000 bis
$2000 jährlich.
K ö n i g H mutiert als Wäh
ler. Nach dem neuen italienischen
Wahlgesetze muß jeder Wähler nach
weisen, daß er schreiben und lesen
kann, sonst verliert er sein Wahlrecht.
Der Bürgermeister von Rheme Notre
Dame in Piemont, wo König Humbert
begütert und daher auch wahlberechtigt
ist, hat diese neue Verordnung sehr
ernst genommen und daher An Sc.
Majestät, Herrn Humbert König vo"
Italien," ein Amtsschreiben gerichtet,
in dem er ihn auffordert, nachzuweisen,
daß er des Schreibens und Lesens kun
dig ist. Eine ähnliche Zuschrift erging
auch an den Herzog von Aosta, der
gleichfalls in dieser Gemeinde begütert
ist.
Dieberühmtestenlebenden
Männer der Welt sind nach
einem von dem verbreiterten aller
englischen Magazine," den Tit
Bits," unter dessen Lesern veranstalte
ten PlebiSzit folgende: 1. Gladftone.
L. Bismarck. 3. Edison. 4. Salii?bnry.
5. Kaiser Wilhelm, g. Henry Jrving.
7. Stanley. 8. Lord Rosebery. ;.
Wolseley. 10. John Ruskin. 11.
General Booth. 12. Präsident Eleve
land. Die Zusammenstellung ist echt
englisch!
Das geringste Eisenbahn-fracht-Porto
bezahlt man in den
Ver. Staaten. Es beträgt hier pro
Meile 1.22 Eents, gegen 2.02 Eentö
in Großbritannien, 2.11 Cents in
Frankreich, 1.7 Cents in Deutschland,
2A Cents in Italien und 2.1 Ecnto
in Oesterreich.
Verwilderte ?'!enschen.
Zwei neue Falle vorn Vorkommen
.wilder" Kinder theilt der Globus"
mit. Sie reiben sich den schon früher
bekannt gewordenen und gut beglaubig
ten Fallen an. Alle diese in Indien
bisher beobachteten Falle betrafen ina
den und Idioten, die beiden neuen
Fälle in Bengalen und Behar beziehen
sich jedoch auf ein Mädchen und einen
geistig gesunden Knaben, die allein
Anschein nach von wilden Thieren ge
säugt worden waren. Im Dezember
I02 besuchte ein Missionär Jal
paiguri, wo er ein etwa achtjähriges
Mädchen uniherstreifcnd fand, das von
den ihm zugeworfenen Abfällen lebte
und Nachts im Freien unter Bäumen
schlief. ES war von Arbeitern in einer
Bärenhöhle aufgefunden worden. Als
man es herauszog, war eS ungefähr
drei Jahre alt, biß um sich, kratzte,
grunzte und hakte thierische Bcwcgnn
gen. Die Behörden brachten das Kind
im Hospital unter, wo einige seiner
Manieren schwanden; eö lernte gehen,
während eS bisher auf allen Vieren ge
krochen war, menschlich csscn und tritt
kett. Aber die Sprache stellte sich nicht
ein und als unheilbar wurde das Kind
auf die Straße gefetzt, wo der erwähnte
Missionär es auffand. Er brachte es
in Kalkutta in einem Hanfe feiner
Sekte unter, wo es gut behandelt
wurde. Das aufrechte Gehen wurde
dem Mädchen (einer Idiotin?) schwer;
es konnte nicht sprechen, lachte aber
gerne, wenn man ihm Nahrung reichte,
und ist jetzt im Das Aeram," einer
philanthropischen Anstalt, unterge
bracht, wo cö von Aerzten behandelt
wird. Der andere verbürgte Fall ist
folgender: Der Scrnindar Babu Bha
stein Singh ging im Februar 1893 im
Dschungel bei Batzipur auf die Jagd,
wobei er ein vor ihm flüchtendes
menschliches Wesen sich im Gebüsch
verstecken sah. Seine Leute ergriffen
eö und brachten cö nach Batzipur, wo es
heute noch zu sehen ist. ES war ein
etwa 14 Jahre alter, nackter und sprach
loser Knabe, der in seinem Gewahrsam
alle gekochte Nahrung verschmähte, nur
rohe Fische und lebende Frösche aß und
grunzende Laute auSsließ. Wenn er
Frösche oder andere kleine Thiere fing,
schlich er auf allen Vieren und machte
zuletzt einen Sprung, wie eine Katze,
worauf er die Beute sofort verschlang.
Allmälig lernte er gekochten Reis essen,
wollte aber keine Kleider an sich leiden.
Er wurde von der Eholera befallen,
entlief aber den Wärtern und eilte zum
Fluß hin, wo er nach Art der Thiere
trank. Sprechen kann er nicht, und wie
er in daö Dschungel geriet!), ist unde-konnt.
D i : Sprache der E h i n e -sen.
Man schreibt unö: Unter de'.?
Fremden in China ist darüber gestrit
ten worden, ob der Ausdruck V, mit
welchem die Japaner in der chinesi
schen Kriegserklärung vom 1. August
bezeichnet werden, ein beleidigender
sein sollte. In den letzten Jahren isl
Japan gewöhnlich Ji Kno, das Land
der aufgehenden Sonne" genannt wcr
den, aber auch Ji Pen oder Japan.
Nach der Behauptung eines Gelehrten
in Shanghai hat der Ausdruck Wo,
das nnterthänig" oder sich krümmend
und drehend" bedeutet, nicht beleidi
gend sein sollen. Japan sei von China
mindestens 1000 Jahre so bezeichnet
worden. Im Uebrigen benutzen die
chinesischen Diplomaten sehr gerne die
Unkenntniß fremder Vertreter mit der
chinesischen Sprache, um in die Ver
träge beleidigende Ausdrücke hineinzu
bringen. Deshalb haben die enro
pttischen Regierungen zuverlässige Dl
metscher angestellt und die Namen der
Länder sind Gegenstand der VerHand
hingen gewesen. So Heißt England
?)i ng Kuo das blühende Land; Frank
reich Fa Kuo das gesetzrespektirende
Land und Deutschland das tugend
hafte Land.
W i e m ci n i n C h i n a lebt. Die
Hauptbeschäftigungen in China sind
Lernen nud Landbau. Der Wohlstand
der Arbeitermassen, welche weitaus
den größten Theil der Bevölkerung
bilden, ist von der Kultivirung der
kleinsten Bodensläche abhängig. Die
Größe der Landbesitze variirt zwischen
einem halben bis vier und einem halben
Acker. Man rechnet, daß ein Acker 12
Personen voll ernährt. Die ArbeitS
lohne find sehr niedrig. Der Durch
schniltSlohn eines Arbeiters beträgt
nach unserem Gelde 20 Cents den Tag
und die Hälfte ist genügend, um eine
Familie von fünf Personen zu ernäh
ren. Nach dem neuen Strafkodex wird
der Werth einer TageSarbeit auf 14
Cents festgesetzt. Jii Städten erhalt
ein Zimmermann und Maurer 30
Cents Tagelohn; ein Diener $0 den
Monat; ein Farmgehilfe $17.50 das
Jahr; ein Ladendiener und Buchhalter
$10 bis $30 den Monat. Sämmtliche
Löhne ohne Beköstigung. Ein Soldat
erhält in Friedenszeit $5 den Monat
vhnp Kost; die Hälfte deo Betrages
wird für gelieferten Reis abgezogen.
In Jerusalem wurde unlängst
ein deutsches evangelischem Diakonissen
Hospital eröffnet. Das Gebäude, wel
ches mit dem Banplatz zusammen 300,-
000 (raucS kostete, ist für 50 b,S 00
Patienten eingerichtet. AIS solche fin
den Personen irgend welcher Religion
oder Nationalität Ausnahme.
Siebenmal i m I a h r c
Junge hnnen die Kaninchen zur
Welk. Ein einziges Paar kann mit
seiner Nüd:l'o::ut;cnicfiatt binnen vier
Jichrcn zu einen; Heere Utn l,25(!,n(j:i
Stück sijigev.-si.t.ien sein.
Ne,:e eines NieseugesclilechkS.
Die Fund? merkivürdiger Uebeiresle
ren l'u menschen" unseres Vaudes weh
ren sich in der letzten Zeit wieder be
deutend, nicht nur im Z.idwesien. son
dern neuerdings auch weiter im Neiden.
Unlängst wurden am Kristall See
im Michlgauer Eounty Montealm acht
Skelette, welche befenderö durch ihre
Große Aufsehen machen, an das Tages
licht gefördert, nd zwar auö zwei jener
uralten künstlichen Erdhügel, welche
sogar älter suid, als die Ueberlieferuit
gen der Indianer. Der eine dieser
Hügel enthielt fünf solcher Skelette
und der andere drei. Offenbar war
noch niemals feit der Beerdigung jener
Todten hier eine Grabschändung" et -folgt.
Denn große Kicfernstumpfe be
deckten diese Hügel zum Theil und
machten für die Meisten ihre Bedeu
tung fast unkenntlich, und überdies
erschwerten die weithin unterm Boden
verzweigten Wurzeln solcher Baum
stumpfen das Graben ungemein. Alle
inneren Verhältnisse deuteten auch
darauf hin, daß diese Grabstätten noch
völlig unentweiht waren.
In dem ersten Hügel fand sich auch
eine bemerkencwerthc irdene Tafel von
fünf Zoll Länge, vier Zoll Breite und
einem halben' Zoll Dicke und in vier
Felder gelheilt, deren eines sehr sel
tene, bis jetzt unentzifferbare Jnfchrif
ten aufwicö. In derselben Weise, wie
diese vier Felder, waren auch vier der
Skelette gruppirt. Der andere Hügel
enthielt auch einen irdenen Behälter
von 10j Zoll Länge und 3j Zoll
Breite mit einem Deckel, welcher eben
falls solche räthselhafte Inschriften
zeigte, und in dem Gefäß fand man
eine Kupfermünze, eine steinerne und
eine lhönernc Pfeife und steinerne
Werkzeuge, mit denen vsfenbar jene
Inschriften hergestellt wurden.
Man entdeckte noch eine Anzab,l
anderer merkwürdiger, aber nicht wohl
erhaltener Gegenstände, von denen sich
zum Theil nicht einmal ahnen läßt, für
welchen Zweck sie gedient haben mögen.
Das meiste Interesse jedoch haben die
Skelette selbst.
Ganz nnverhältnißmäßig ist bei
ihnen besonders die untere Kiüulad''
entwickelt, in der eine vollständige ge
wohnliche Kinnlade ganz bequem Platz
hat. An einem der Skelette, dem groß
ten, maß man den Abstand zwische'.:
deren oberen Schädcldccke und dem
oberen Ende des Oberschenkelknochens
und kvnskatirte, daß dieser Abstand siins
Fuß fünf Zoll betrug. Von Sachver
ständigen wird erklärt, daß der betref
sende Mensch mindestens elf Fuß hoch
gewesen sein müsse. Noch werthvoller
wäre cö freilich, wenn man irgend!"'
solche Menschenkörper in Mumienfor,,i
finden würde; aber dies ist wohl n
nördlichen Grabstätten überhaupt nicht
zu erwarten.
Die Gelehrten zerbrechen sich jeU
den Kops über daö vorgeschichtliche
Riesengeschlecht, welchem diese Men
schen angehört haben mögen. Ossenbar
harren gerade in unseren Pinnenseen
Gegenden noch viele ähnliche Räthsel
der Lösung.
Eine S ch n a p s r c l i g i o n. Eine
abscheuliche Karikatur der Bekehrung
zum Christenthum ist von der Heidin
schen Partei in Kamerun eingeführt
worden, um die abgeschafften Götzen
diensle wenigstens einigermaßen zu
ersetzen, es ist die Verehrung des in
Dualla gebräuchlichen SchuapSgötzen
Almela." Die Anhänger desselben
bezeichnen sich selbst als die Almela
kirche." Wer in ihre Sippe eintreten
will, muß nach der Art der Tausbewe'
ber Bewerber" sein. In einer Prii
fung muß er nachweisen, daß er irgend
welche Schandthaten verübt hat; dann
erfolgt seine Aufnahme durch eine
Taufe, die der baptistischen Taufe durch
Untertauche:! nachgeahmt ist. Sobald
der Gelauste aus dem Waffer steigt,
erhalt er ein Glas Schnaps, das fortan
fein Gott fein soll; sodann wird e"
zum Schnapssaufen und allerlei
Schändlichem verpflichtet. In den
Versammlungen, die Sonntag ge
halten werden, nimmt der Anführer
ein Buch und tfnit, als ob er lese.
Gegenstand feines Vertrages und der
Unterhaltung sind das Saufen und
andere Laster. Manche Leute von
Bongo haben sich in diese Gesellschaft
aufnehmen lassen. Vielfach wurde da:
Gerücht verbreitet, die Sache stamme
aus Europa und die Alrnelakirchc" sei
eine der vielen dort verbreiteten Kir
chengemeinschaften. Eine Entschädigung für
U c b e r a n si r e n g u n g eines Beam
ten wurde jüngst in Simferopol gericht
lich zuerkannt. Die Lvsowo-Sewaslo-poler
Eisenbahn hatte sich in ihrer
Einnahmcko.itrvlle einen Beamten,
Namens Moßzagia, angestellt und ihn
während feines mehr als zehnjährigen
Dienstes dermaßen mit Arbeiten über
bürdet, daß, wie das ärztliche Zeugniß
feststellt, der Vearnte sich durch' Ueber
anstrengung eine fortschreitende Ge
hirnlähmung zuzog, an welcher er re
sterben ist. Das Gericht sprach der
Wittwe und den Kindern 5iiio Rubel
Entschädigung von der Eisenbahnge
sellschast zu.
Zusa m men 3 0 si 4 M orde.
dnnirur 703 Kindesmorde, wurden im
Jahre 1893 j Rußland verzeichnet.
Die Zahl der Selbstmorde stellte sich
in dem genannten Jahre im Zaren
reiche ans 1 7:i'I.
I n (51) i n a sind innerkalb der letz
ten drei I echte lo::,,! Menschen den
c.iV.cx Z'.I! i. i;cr gefallen.
?er b rsinder der Photographie.
Von fachmännischer Seile wird dem
Wiener Fremden! le.tt" geschrieben :
Tnxd) die Forschungen des Direktors
der Vehr und Versuchsanstalt für Pho
togravbie- und Reprodullivnsverfahren
in Wien, Re.iieriinai'rath Eder, ist es
sichergestellt, daß der deutsche Arzt,
Johann Heinrich Schul ze, geboren am
12. Mai los" in Coblitz, später Pn-'
fcssor der Medizin in Halle, gelegent
lich seiner Versuche, phoSphoreSzirende
.Leuchi'teine" zu erzeugen, die ersten
photographischen Abbildungen her
stellte. Cr wollte im Jahre 1727 phos
phoreszirende Substanzen durch Auslö.
sung von Kreide in Scheidewasser und
nachfolgendes Glühen herstellen und
versuchte, im Sinne der damaligen
alchymistischen Anschauungen, den
Lettchtsioss durch Zusatz von Silber zu
veredeln." Zufällig nahm er seine
Versuche an einem Fenster vor, in wel
cheS Sonnenlicht fiel. Zn seiner Ver
wunderung bemerkte er, wie sich die
Oberfläche deö dem Lichte zugewendeten
Theiles des kreidigen Bodensatzes
dunkel färbte, während die dem Lichte
abgewendete Seite unverändert blieb.
Schulze verfolgte diese Erscheinung
weiter, wies durch unzweiselhastc
Experimente nach, daß diese Schwär
zung durch das Licht und nicht durch die
Wärme verursacht werde, und wurde
dadurch der Entdecker der Lichtcmpfind
lichkeit der Silbersalzc. Um sich zu
vergewissern, ob nur die unmittelbar,
vom Lichte gelrossenen Stellen deö
silberhaltigen treidigen Bodensatzes sich,
färbten, befestigte er einen Bindfaden
an die Wand der Flasche und fand in
der That, daß an jenen Stellen, von
welchen der Faden das Licht abhielt,'
der Silberschlamm weiß geblieben war.!
Er klebte ferner Papierschablonen auf,
daö Glas, in welche Worte und Sätze
ausgeschnitten waren. Eö dauerte nicht,
lauge, so färbten sich im Sonnenlicht'
jene Stellen, welche nicht gegen Licht
geschützt waren, dunkel und zeichneten,
sich jene Worte und Sätze völlig genau
im Schlamm ab. Er sührlc den Ver
such seinen Freunden vor; Jenen, die
den Hergang der Sache nicht kannten,
erschien das Ganze wie ein Wunder.'
Aus diesen Angaben, welche in längst
vergessenen, alten Schriften der Leo-'
poldiito kaivlinischen Akademie deut-,
scher N'aturforscher publizirt sind, geh
unzweifelhaft hervor, daß chulze
nicht nur die vichtempfindlichkcit der
Silbersalze schon im Jahre 1727 voll-'
ständig kannte, sondern dieselbe auch
reitützie, um mittelst deö Sonnenlichtes!
Schriftzüge zu kopireu. Demnach muff
Schulze als der Erfinder der Photogra
phie bezeichnet werden, wenn auch seine
Methode eine höchst unvollkommene
war. Eö gelang Direktor Edcr, auch
das Porträt Professor Schulzes aufzu'
finden, das in heliographischer Repro
diiktion sich gegenwärtig in der Aus,
ftelluug der Naturforscher-Vcrsamln
lung befindet.
E i n c g c m U t h l i el, e O r t s ch a f t.'
Perdafidifogu heißt eine in den östli
chen Pyrenäen, auf kataloui scheut Ge
biet gelegene Ortschaft. Dort wurde
vor Kurzem der Gemcindesekretär er
schössen, wobei bemerkt werden muß,
daß das im Zeitraum von zwei Jahren
schon der dritte Sekretär ist, der dort
ermordet wurde. Die Einwohner haben
es jedoch nicht ausschließlich auf die
Sekretäre abgesehen, wie aus dem Um
stände zu entnehmen ist, daß in den
letzten acht Jahren auch fünf Ge
rneinderäthe und zwei Bürgermeister
von meuchlerischer Hand umgebracht
worden sind. Wie eS scheint, geschahen
von jeher in der Gemeindeverwaltung
von Perdafidifogu ,große Unterschlei
fitrtii.cn : die Räthe, Bürgermeister unb
Schreiber stahlen iint die Wette. Da
beschlossen die Einwohner, die untreuen
Verwalter für immer aus dem Wege,
zu schaffen." So war nach und nach
wieder Ordnung in der Verwaltung
der Gemeindegüter geschaffen worden.
In letzter Zeit jedoch battc sich der
Sekretär einige Umegelmäßigleiten zu
Schulden kommen lassen und auch er
theilte das Schicksal seiner Vorgänger.
Wenn dieses heroische Mittel für alle
spanischen Stadt- und Geineindever
Wallungen in Anwendung gebracht
würde das gäbe eine schöne Schläch
terei ! ,
Zahl und Verpflegung der
H unde i n Pari s. In Paris gibt
eö nach der Statistik 200,000 Hunde,
doch wird für kaum 80,000 die Hunde
steuer bezahlt, die zwischen fünf und
zehn Francs schwankt. Außerdem hat
die Statistik herausgebracht, daß diese
80,000 Hunde jährlich eine Summe
von 0,00, 0ti() Franeö an Rahrungs
mittein verschlingen. Es leben von
ihnen 25 Haloband- und Maulkorb
fabrikantcn, die 550 Arbeiter und 300
Arbeiterinnen beschäftigen, ferner vier
Hundebäcker, fnnf Fabrikanten von
Hundekuchen und drei Spezialapothe
ker. Für ihre Verpflegung im Krank
Heilsfalle sorgen zwölf VerpflegungS
anflalten und zwei Hundespitäler. ;
I n Frankreich criftirte vor 20
Jahren thathiKch kein Protestantis
mus mehr. Gegenwärtig zählt jenes
Land 87 Prediger der reformirten
Kirche, 90 lutherische, 31 methodi
stische und ' Geistliche der Baptisten
gemeinde. Ein i e e it n o n c ( ( t st ist Co
an Dol,e. Derselbe sieht 0 Fuß 2
Zoll be,!, in den Sebuljen.
A :t ' " e s a in m t t't e n e r n erheben
die e!:-..päi schen Staaten $3, :"(!!,
' i Jechre.