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About Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901 | View Entire Issue (Oct. 25, 1894)
$sü im Aügluck. .0 gräm' Dich nicht, mein theure Weib und stell Dem Wkineg In, Wenn auch de Schicksal rauhe Hzn Uni nietersheile in den Sans, Fug' Dich mit mir darin. Die Jahre, die wir froh rcriebt, DtnV nur an sie zurück; Ist auch verlöre Geld und Wut, Siilhlt die Erinnerung den Muth, Zu trotzen dem Geschick. Man lernt da Gluck st recht verftehn, Pocht Unglück an die Thür, E wirkt rer Herde Tbtänenschmerz Besruchtend auf da Menschenherz. Drum tröste Dich mit mir !" Vertrauer,Iogll blickt sie nun auf, Mit zuonfichtigem Blick, Ein Zeichen, daß sie ihn verstand; Wo wird, wenn Herz zu Herz sich fand, Da Unglück oft zum Glück. verkehrte Welt. Novellelle von ft. v. aPsj.Esiknther. .Ich will nicht!' sagte die junge Dame mit dem Tone eineg eigensinnigen Kinde und klappte da? Notenbett zu. .Gut ttie wolle nicht. Fräulein l erwiderte der junge Mann, der neben ihr an dem ganz modernen, eleganten Pia nino sah. und leqtc da Heft fort. Sie blickte nach feiner gelassenen Miene und errölhete. Er mußte ihren Blick fühlen, denn auch er reifarbie sich leicht, aber dennoch erwiderte er ih:en Blick nicht. Er mochte lwa dreißig Jahre zählen, hatte ein bleiche, hagere, ernste kvt ficht, da nicht eben schön war, da aber, durch die sehr edle, von reichem, dunklem Haar umrahmte kirn, durch die au druckSoollen, dunkelblaue,, Auaen be deutend und anziehend wurde. Nur der dunkle Schatten eine Schnurrbarte lag auf feiner Oberlippe, und da machte seinen Kopf noch eigenthümlicher. Seine altuna, feme Miene waren ernst, ge messen, selbstbewußt. Der schwarze Rock, den er trug, war nicht mchr neu, er war so stark getragen, aber dos hinderte nicht, da der Marin vornehm aus ay. Da reizende junge Mädchen neben ihm schien eine AlmofpbSre von Jugend, Sorglosigkeit, Luru auszuströmen, war in kleine Modefee in einem leichter. Neglige, wie eS in der letzten Nummer de Bojar" aestanden bat ein pfirstch.frische Geflchlchen von eigen willigem, sie! wechselndem Ausdruck mit afchttaudem Haar, das einen feinen Duft aust,Smte, welcher den ganzen Raum zu füllen schien. Dieser Raum war ein xrSchtize, aber etwa unordentlich aussehendes Mavchen boudoir. Unter den eleganten Möbeln, Tapisserien und LurukgegenftSnden war ein einzige unmoverne, urqemvares Wesen zu sehen eine alte Dame von franzSstsch schmelzerischem TypuS mit einem kleinen Schnurrbart aus der Lippe; ihre knochige Gestalt war in ein schlecht sitzende, glatte Moaatrlleio gehallt. Sie stickte an einer Geldbörse und sah nicht ein einzige Mal nach dem Klavier hinüber, auch jetzt nicht, da da Spiel ganz verstummt war. sinn Wvrr nu, da die Beiden an dem offenen Klaoier auaenschetnlich nur mit den Blicken sprachen. Da junge Mädchen sah noch immer mit funkelnden Blicken, mit bevendev Lippen nach dem iachdar. Jetzt er widerte er ihren Blick, kalt, finster, Itl nahe haßerfüllt. Hätte die Duenna die Beiden beob achtet, so würde sie sich gesagt baden: ,Er knirscht förmlich, baß er um drei Mark sür die Stunde die Launen diese verzogenen Kinde ertragen muß." .Wa wollen Sie etzentlich spielen, Fräulein?- fragte er jetzt mit seiner ernsten Gelassenheit. .Ich weiß nicht rief sie glühend. .E gefällt mir nicht!' Und e klang, al wären die Thränen nicht fern. Er erhob sich. .Sie habe keine Neigung für die Mustr, Fräulein, und-' Er hielt inne, vielleicht bemerkte er, daß fl erschrocken zusammenzuckte. .Ich keine Neigung sür Musik?' rief sie erzürnt. .Sie haben ein kurze Ge dächtniß, Herr Kalo!, sonst wären Sie vom Gegentheil überzeugt.' .Damal, Fräulein, als Sie mir die Ehre ermiesen.' sagte er förmlich, .mich zu Ihrem Lehrer zu wählen, setzte ich allerdina die schönsten Hoffnungen auf Sie. Sie waren begabt und begeistert, seither aber, Fräulein Adelma, hat sich da leider sehr geändert.' .Warum bringen Sie mir auch diese Etüden von Hense'.t!' .Fräulein Adelma,' sagte er ;nl und nachdrücklich, .die Etüden sind unschuldig Ihr üble Laune ist die einzige Ur, ache, daß Sie kein Fortschritt machen, ' Sie verzog schmollend da hübsche Ge sichtchen. .Sie sprechen so sörmlich, so pedantisch, wie ein alter Professor.' Er richtete sich auf. .Mein Fräulein ich darf hier nichts thun, nicht reden, al wa meine Pflicht erhe'scht.' Thränen traten in ihr Augen, sie stampft leicht mit dem Fuße auf. .Aber weil Sie Ihre Pflicht' wie verächtlich sie da Wort hinanSschleu derlei .so kalt, so gl?ichgiltig er, fällen, deshalb habe ich die Freud am Klaoier verloren.' Eine leichte Rölhe überflog fein Ge sicht. .Wenn meine Person die einzige Ursache Ihrer Unlust ist,' sag! r. .so bleibt mir nicht übrig, als zu gehen, FrSnlein Adelma.' Er nahm seinen Hut, vei beugte sich förmlich und ging, ohne sich auch nur nach ihr umzulehm. ,Renvoyel sagt di alt Bonne, ohn von ihrer Stickerei aufzublicken Berlin seine Nc,idcnmg in dcr auswär-1 Wisconsin und Wyoming. Vtl Jahrgang 15. Sie verstand nicht gut Deutsch, obgleich ste fünfzehn Jahre im Hause war. Um so besser aber wußte sie, daß Fräulein Kdeima im Siar.de war, einen L'.hrer mitten iti der Slur.de fortzuschicken. .Oui, maiiemoiselle," sagte adelma ionlo. sie saß noch immer vor dem offenen Pianino, da Heft mit den Etüden von Henzelt laz auf dem Sessel nebkn ihr, wo vorher der Lehrer gesessen. Plctzl'Cl) brach Adelma in schluchzen au. ,0, der Abscheuliche, U-.dank. bare!' Sie hatte vor iniaen Wochen ein Ean zert besucht und ihn spielen gehört. Er sah so bleich, so ernst, so männlich au, und er spielte Chopin so .tödtlich schön' sie halte die Wort sür ihn erfunden daß sie wtinen mußte. Auch eine einen Komposition spielte er, ine Mondscheinjzene' und eine .Sturm, nacht'; sie hört sagen, er sei ein begabter langer Muftker, aber e sei ihm noch nicht gelungen, sich einen größeren Ruf zu schaffen, weil wer wüßte da so genau zu sagen! Er war arm, unbekannt, Ausländer, stolz, eigensinnig sie war zu unerfahren und zu flüchtig, um zu missen, daß eiue einzig dieser Eigenschaf, ten genügte, um die Karriere des jungen Künstlers zu erschweren. Doch hatte der eine Abend genügt, ihr Phantasie zu entzünde. Sie wünschte glühend, Carlo Calvi zum Muftklehrer zu Yaden. Mama schrieb dem jungen Künstler deshalb, und nan erhielt eine wennauch förmlich kühle Zusage. zwei Monaten kam Carlo Ealot inS Hau 3. Adelma hatt anfänglich mit so viel Lust und Freude Klavier gespielt, aß sie meinte, darin einen LebenSberus gefunden zu haben, und jetzt war auf ein ir.al SllleS ander. Sie erzählte di,S!Alle weinend der alten Bonne, welche ruhig weiter stickte und bet der Meinung blieb, die Kleine h'ce den Lehrer renvoye", weil r in- supportable" sei. :ttib(B trat Mama in, die grau Kom- merzienräthia, eine üppige, blühende Blondine in prachtvollem goldgestickten Lchlufrock. sie wünschte mit ihrem !öchterchen uuSzufahren. ,W in Szene mit dem Klavier lehr?' Ich fagte gleich, er ist zu lng. Er macht iDir oen 0, mqi wahr, mein Herzchen? Mademoiselle Katharine, Sie müssen genau Acht geben, ihn verweisen, wenn eS nöthig ist. Ich komme wohl auch selbst einmal herüber.' Adelma sagte jetzt kein Wort medr. Sie lieg sich von der Zofe ankleide ein reizende Straßeukostüm, Modell von Gerson und machte mit Mama, die selbst eine stattliche Erscheinung war, aber doch voller Stolz auf das einzige TSchterchen, eine Rundfahrt über den Winterkorso der eleganten Welt. Nach, mittag kam die Engländerin zur Kon verfattonsstunde, Abend ging man in' Theater. Adelma war mißmnthig und zerstreut, ie brachte ihre .Miß" zur Berzaeif- lung durch ihre Gleichgültigkeit gegen die Äpiache ibion S uoerhaupt uns Durch ihre schlechte Äuksprach tnSde ondrre, Sie lanameilte sich im Theater, wo man rine lustige französische Komödie gab; aber eS siel den Ältern nicht auf, weder dem dicken, gutmüthigen Papa, noch der stark mit sich selbst be SS ltgten Mama Sie thaten Alles, um ihr einziges Kind zu omüstrev, aufzuputzen, zufrieden zu stell:, aber sie wunderten sta) ntqr, wenn Adelma sich nicht amüsirte, nicht zufrieden war und ihre reizenden ot, ketten ,ablöeul:ck' fand. .Ach. wie verzogen sie ist!' seufzte sie, halb lächelnd, halb geärgert. Niemand dachte darüber nach, warum Zldelma heute besonder launisch war, am wenigsten hätte man gedacht, daß der arme Klavierlehrer daran schuld sei. Dak Adelma nicht lernen wollte, war ausgemacht, dennoch gefiel es den Eltern, ihr pro tonna einen KlavteNeyrer zu hallen, einem jungen Künstler un.er dieser Form eine Unterstützung zukommen zu lassen. Wurde Adelma dessen aber üde drüisig, so hat! man auch nicht da gegen. Das junae Mädchen hatte der Mama gesagt, daß er plötzlich während der Stunde gigangen sei. Fr wird wiederkommen, ItedeS Kino," ante die Frau Kommerzienralh obenhin. .Du weißt ja, e: erhält seine Eltern der arme Schelm! Natürlich wird er wiederkommen, und wir werden sehen, was sich thun läßt, jedenfalls muß er die dehors" auf das 'engste beobsch'tn.' Das uno Maichen lauschte hoch aus athmend. ES wa? selbstserständlich, daß er nach MameS Meinung zum Sterben verliebt war, felboerständlich, daß er wie, derkam sie hörte das sehr gern. Den noch blieb ein kleiner Zweifel, ein ge, Heimes Bangen in ihr zurück. Würde er kommen? EZ war halb elf am Bormittag. DaS Stubenmädchen hitte da Pianino ge ffnet. die ölffkl zurecht gerück!, die o len lagen da, das grüne Heft, sechs Finden von Her.selt, obenauf. Liebliche, duftige Wärme durchströmte den Raum, Adelina wartete. ES schellte draußen. Tritte kamen Sonntagsgast. Beilage zum Nebraöka 2taats-?lnzeiger. und gingen aber Carlo Caloi kam nicht. Am folgenden Tage traf in Billet von ihm an die grau Kommerzienralh ein; er theilte mit, daS Fräulein hübeUnlust am Klavierspiel geäußert, :;d r glaube deshalb seine Stunden einstellen zu sollen. Adelina sag! trotzig, Mama tröge nur schreiben, tag er fortbleiben könne Und es geschah. Acht Tage vergingen, daS Klavier stand einkam und underühit. Adelma war launiger denn je, obgleich ein hüb scher, junger Kavallerie Otfizi von al temAdel ihr den Hof machte. Seltsam war e, daß sie an gar nichts mehr Ge fallen fand. Wenn sie da geschlossene Pianino sah, wurde ihr immer so eigen thümlich zu Muthe, so bang, so un ruhooll und wenn der hübsche Baron ihr Liebenswürdigkeiten sagte und di Mama wohlgesälltg dazu lächelte, da sah Adelma sonderbarerweise ganz plötzlich daS grüne Hest vor sich mit den sechs tu den von Henselt. Sie bekam eine Art Sehnsucht nach diesem grünen Hest. Eines Morgen nahm sie e vor und begann die sechs Etüden zu spielen, sorgfältig, mit genauer Beachtung deS schwlertgen gtngerfatzeS, ganz wie ihr Lehrer eS angegeben halte. Sie fand ein ungeahnte Vergnügen darin. Nachmittags spielte sie wieder, und am anderen Tage konnte sie die Etüde tadellos vortragen. Jetzt häite Carlo Caloi freundlich gelächelt, wenn er dage wesen wäre; eS stand ihm sehr gut, wenn er läQklte. Warum war er nimt ta i Sie versank, am Klaviere sitzend, m eine Art Erstarrung. .Sie muß sich erkaltet haben, muß krank sein,' dachte die scharfsinnige Baronnin. .Mama, ich möchte doch wieder einen Klavierlehrer aate delma. .Gut, wir werden inn .makre' sulden. mein Schad aber inen mit grauen Haaren, womöglich einen Pro fessor vom Konservatorium.' Am selbe Tage schrieb Adelma ein Billett. von dem Niemand mußte. Wie war ein wenig blaß dabei und athmete schwer: .Ich bitte Sie Herr Caloi, die Stunden bet mir doch wieder auszuneY men. E war ein thörichte Laune von mir, dieselben aufgeben zu ollen; ver' sie hielt inne, btinah hätte sie gejchrle, den: .verzeihen', aber sie besann sich und schrieb: .Vergessen Sie dieselbe und kommen Sie wieder. Ich werde von nun an bessere Fortschritte machen.' Am Abend sagte sie zu Mama, während diese sich die Handschnhe mit zwanzig Knöpfchen von der Jungfer schliehen ließ: .Mama ich will wiederHerrn Caloi zum Lehrer ich habe thu ge, schrieben.' Mama war sehr in nzpruch geriom men davon, ob die Handschuhe keine Fal ten machten, dennoch fand sie die Sache sehr unschicklich uud bedenklich. Aber zuletzt behielt Adelma doch Recht wie immer. Si saß in der Loge neben Mama, beide in prächtigen Toileiten. Man ach tete wenig ans die Vorstellung, sondern konversirle: waren fremde Herren da. Adelma aber dachte: .Jetzt bekommt er daS Briefchen wird er kommen?' Man hatte ihr erzählt, daß er in der in neren Stadt eine kleine Wohnung habe im vierten Stock, gemeinsam mit seinen Eltern. Sie malt sich immer in Ge, danken diese Wohnung au. Am folgenden Tage kam Carlo Calni wieder zur Klaoierftund:. Er war ruhig, ernst, sprach nicht von ihrem Brief und ihre Launen. Sie spielte die sechs Etu den, und er lächelt zufrieden. Von nun ab spielte und übt sie fleißig, wa er ihr mxfahl, und machte überraschende Fortschritte. Er lächelt manchmal, hatte in karge ob sur sie, blieb aber immer gleich kalt und reser, virt. Sie meint manchmal vor Zorn, aber heimlich, und dann spielte sie ihm doch wieder zu Dank. Die Leut im Hause sagten: .Der neue Klanierlrhrer ist sehr s-rliedt in unser Fräulein! Er mußte deshalb schon einmal aus dem Hause: aber da er arme, alte Eltein zu ernähren hat, Ii:ß man ihn wiederkommen.' Und so verging der Winter. Der Sommer mit seinen Bade, und Gebirge, reisen unterbrach die Klavierstunden. Im folgenden Herbst schritt der Musik, lehrer wieder ruhig und stolz erhobenen HaupieS über die prächtigen Teppiche d:S Hause. wian sprach jevt emger davon, daß er in da Fräulein verliebt sei. Aber wena man von dem wohlthäiigen Sinne de Hauses sprach, da führte man immer den Mufiklehrer mit dem alten Eltern paar an. Fräulein Adelma nahm noch immer Klavierstunden, die sie nicht brauchte, um den jungen Künstler, d:r zu stolz war, ein Almosen anzunehmen, zu unterstützen. Aldelma selbst wie diese Zumuthung sorgsältig zurück: sie lern von Herrn Caloi und fei ihm dankbar. Fräulein de.ma sei ein .Engel'I Ach, e ist für schöne, junge reiche Mädchen nicht allzu schwer, Engel zu sein. IrlV VIIUII I Hl Aldelma schien allerdings kaum mehr inen Lehrer zu brauchen. Sie halte be reit! ein nicht gewöhnliche Fertigkeit im Klaoierspiek. dennoch üble sie mit Ernst und Eifer Musik. Mademoiselle atha. rine hätt kaum Anlaß zu einer Lemer, kuog gesunden, auch wenn sie ihr Mis ston bei den Klavierstunden gemissevhaf ter erfüllt hätte. ES wurde die ganze Stunde hindurch eifrig musicirt. Calvi sprach sehr wenig, hatte immer dasselbe blasse, ernste Gesicht; Adelma glühte aber das kam wohl vom Spielen. ES war zum Ende des zweiten Wiu terS. Adelma hatte soeben ihrem Lehrer die .Sturmnacht' vorgespielt, seine eigene Komposition; sie hatte ihn damit über rascht. Nun sah sie mit leuchtenden Äugen, daß er enöthe!, daß er bewegt war, in wenig verwirrt sogar. .Sie sind auf dem Wege, eine Kanstlerin zu werden,' sagte r mit un, sicherer Stimme. .Endlich, endlich sind Se mit mir zu. neden?' rief sie sreudia. Er taumelte zurück, als hätte ihn In Schlag getroffen. ,WaS gilt eS Ihnen daß ich zu frieden bin, Fräu!?!n?' murmelt er; und plötzlich faßt er sich und sagt ia seinem gemohülen, gelassenen Tone: .Ich bin ja überflüssig hier. Sie haben nich'.S mehr zu lernen Sie entlassen mich wohl?' Sie schwieg eine Weile, dann sagte sie mit jener Sicherheit, die sie sich langst im Salon angeeignet: .Ich will Ihnen einmal die Wahrheit sagen, Herr Caloi. Sie sind ausnehmend unfuundlich ge gen mich. Ich weiß längst: Diese starre Gesicht legen Sie nur für mich an. Ich sah Sie schon bei unseren Gesell schafiea mit einem viel freundlicheren, angenehmeren. Sie haben fast nie ein ermuthigende Wort für mich, niemals aber einen freundlichen Blick; und Sie wissen doch, daß mich dies freut. Sie sind eigentlich unausstehlich, Herr Calvi! ' Jetzt sah er sie wieder voll an mit dem kalte, zorn und haßerfüllt: Blicke. .Sie haben Recht. Fräulein, ich bin nicht liebenswürdig, bin nicht dazu angethan, Jemandem zu gefallen oder nur angenehm zu fein. Darum " Wollen si gehen', sielst ein, .da ist immer Ihre einzige Pointe. Ich wünsch aber, daß Sie bleiben, auch in der nächste Saison. Seien Si Immer h! unausstehlich ich schätze Sie nur al Künstler.' .Gut, ich erde kommen, wenn Sie eS befehlen, Fräulein. Ich danke Ihnen für Ihre Güt." Er verbeug! sich freundlich und ging. So erschien er im folgenden tröste wieder, und die Leute wunderten sich einigermaßen darüber. DaS Fräulein, nunmehr im zwanzigsten Jahre und eine allgemein bewunderte Pianistin, hatt doch wohl den Klavierlehrer auSgewach' sen. Zudem hieß e, sie fei Braut; ein junger Finanzbaron, d künftige Chef eines deu!schen Bankhauses in Pari, beaiorb sich um rhr Hand. .Nun erdm Äi doch Jzre treuefle Sqülerin verlieren,' sagte die Frau Kommerzienralh huldvoll lächelnd zu dem Klavierlehrer, .meme Tochter wird sich wo! bald erhettathen. Aber seien St ruhig, Herr Caloi, wir werde Ihrer auüqezckchneten Leistungen dankbar ge denken. Adelma besonder hält große Ltuckc aus Und die Frau Kommerzienralh ra'ischte mit ermutigendem Augenzmtnkern nach dem todtblcichen Manne hinan. ,Wenn ie Frauleia " brachte er mühsam hiroor. Sie meinen, wen ich Braut bin, so wollen Sie natürlich gehen,' sagte Ädclma errathend, aber gesagt. .Meme Berheirathung ist aber noch nicht entschle- nen. aum oave laz mem Jawort niczit gegeben." .Früher oder sxä?e.- ' sag! er, sonst nichts. .Sie kennen mich nicht, Herr Caloi,' sprach sie. .Und' sie sah ihn fest und kiar an, .man findet nicht immer da die Liebe, wo man sie sucht.' .Nein nicht immer,' wiederholte er. .Auch dann nicht, wenn man sonst om Glück begünstigt wurde.' .Auch'dann nicht,' wiederholte er. .Sie haben Recht,' sagte sie einfach. .Und ich will jetzt weiterspiclen.' Er war bleich wie in Sterbender, dunkle Ringe lagen um seine Augen, Mit einer ängstlichen Geberd fuhr er sich über die Stirn. .Darf ich Sie bitten, gnädig'S Fräu lein," stammel!e er, .mich (ür heute zu entlassen?' .Sie sehen sehr angegriffen au, Herr Caloi, wünschen Sie einen Wagen? Ich werde anspinnen lassen. Aus Wieder, sehen morgen! Ich hoffe Sie dann wohl zu sehen. ' Er erschien am anderen Tage, ake? er sah noch immer recht elend aus. .Mein Fräulein,' sagte er mit schwa chem Lächeln, ich komme meinen alten Ver vorzubringen; ich bitte Sie, baß Sie mich in Gnaden entlassen. Meine Gesundheit ist ernstlich angegriffen, und X, vjivtiwivt;. No. 2.1. ich le ab sichtige nach meiner Hei, math ach Saoooe zu geh: die ich alt kleiner Knabe verließ. .So plötzlich, Herr Caloi, Sie ollen Ihr zweite Hetmath ganz aufgeben?' .E muß so fei.' .Nun lassen Sie mich wenigsten noch einmal Ihre Werke spielen. Liebe Bonne,' sie wandt sich zu der alten granzösi, .holen Sie doch die Noten au dem großen Salon, bitte!' Die Bonne ging. Adelma trat auf ihren Lehrer zu, saßt sein beiden Hände und flüsterte: ,Spre chea Sie doch endlich ndlich!" .Wozu sprechen?' murmelte er ohn in Zeichen der Ueberraschung. al handle eS sich um etwas Selbstverständliche. .Carlo Caloi.' rief Adelma hoch auf, athmend, .Sie lieben mich Sie haben mich immer geliebt!' .Warum glauben Sie das?' sagt er mit rtnem letzten schwachen Versuch des Widerstandes. .Ich sah eS an den Blicke de! Hasses, mit denen Sie mich ansahen ich sah eS a Ihrer starren Miene, daß Sie Ihr Herz verbergen ich sah eS, wußte eS ganz genau!' Sein Widerstand war gebrochen, doch streck! er keine Hand nach ihr aus. .Wa sollte ich thun?' sagte er mit aus st immendem Blick. .Da Beste war, stumm, schweigend, ferne zu sterben . . . . ' .Warum?' rief sie. .Habe ich nicht drei Jahre um Dich geworben? Kannst Du nicht an meine Liebe glauben? Und willst Du mich nicht zum Weibe?' Sie umschlang ihn und küßte seinen Mund. Auch Herr und Frau Kommerzienralh mußten um dea stolzen Schwiegersohn noch sörmlich werben. ES blieb ihnen nichts übrig, denn Adelma wollte eS ja. .Der hat eS klug angestellt der wußt das Goldsijchchen zu fangen,' sag! man, als di Verlobung bekannt gemacht wurde, lS in Folg dessen Calvi, der Musiker, in die Mode kam, als auch die volle Sonn des Erfolges ihm zu lächeln begann. kieber todt als entehrt. Eine Erinnerung an die ungarische Revo lution. Nach dem Niederwerfen deS Aufstau, deS der Magyaren im Jahre 1850 wur den die Führrr der Ausständigen hinge, richtet oder eingekerkert, die magyarischen Honoedoffiziere aber als Gemeine in das österreichisch Heer eingereiht. Damals war S gestattkt, daß auch dies .Gemei, ven' bei dem geringfügigsten Vergehe mit Stockstreichen bestraf! erden konnte. Kein magyarischer Ossizier aber hätte diese Straf überleit, und so hatten die jenigen von ihnen, die von böswilligen Vorgesetzten geplagt wurden, den Tod beständig vor Äugen. o auch tscas Nikolaus Belhlen, der au jener Zeit jetzt in ungarischen Blät tern zur Erinnerung an den verstorbenen Erzherzog Wilhelm folgendes Erlebniß erzahlt : In feiner fortwährenden Befürchtung, Stockstreich zu rhalten, trug r ine ge. laden Pistole bei sich verborgen und wußte ni am Morgen, ob r am Abend noch lebe werde. Er klagte fein Schick fal einem Freunde in Ungar und er, yteit ines Tages auf seinen Brief sol, gmde Antwort : Du bist von Dinr Todesangst erlöst und all ingereihten Honoedoffiziere des gleichen ; dieses Glück verdankt Ihr dem edlen, großmüthigen Erzherzog Wilhelm. Ader ich muh ir den orsall erzählen. der daS Einschreiten deS Erzherzogs ver antaßte. In ein Husaren-Regiment eingereiht, war der junge 0, Sohn inS ret chen Grundbesitzers aus Süd. Ungarn, unter der Mannschaft und den Unterosst zieren sehr beliebt ; sein Unstern wollte, daß er in die Eskadron des Baron W eingelheilt wurde. Dieser Rittmeister ist im ganzen Regiment verhaßt. Beim Grasen Grünn aber ist er gut angeschrie, bcn, weil er die einzerrihten Honvedosft- ziere als .Rebellen' behandelt. em Rittmeister Baron W. war die Beliebtheit unseres jungen Honoedoffi ziers ein Dorn im Auge. Er verfolgte ihn auf Schritt und Tritt. Eine Mor gen, l der Rittmeister besonder übel gelaunt und mit dem Reiten deS jungen , . . . nicht zutrieben war, lieg er ihn vom Pferde absteigen und befahl dem Wachtmeister, daß nach dem Ererzieren . . . . zeyn siocktreiche erhalt. Alles war entsetzt. Der Lieutenant flüsterte dem Rittmeister etmaS in'S Ohr, worauf Letzterer ihn streng anfuhr und rief : .Scheeren Sie fich nicht um mich, ich weiß, was ich thue, der Mann de kommt zehn Stockstreiche I' Ber Befehl wurde vollzogen. Der junge v legte sich ans die Bank; lettwarl rn geringer nlternung stand der höhnisch lächelnde Rittmeister. Die Stockschläge fielen nieder eS war schon der sünste kein einziger Klagelaut. TodeSftille. ,Wa, ist da !' rief der Rittmeister. .Ihr müßt twa gemacht haben. Er schreit ja nicht.' Und fc Rittmeister nähert sich und stieß , von der Bank. T schri Alle auf. Der j,gc Husar war todt. Er hatte fich, al er (ich auf die Bank legte, ,ia ganz Utint scharfe Federmesser in da Herz ge stoße. Dem Schrei der Entsetzte folgt, ,, Seiten der Husaren ta Schrki der Eut rüftung vvd der Rittmeister fand skr ralhsam, zu verschwinde. Die Eltern de jungen . ... haben dea Borfall ihrem langjährige Freunde, dem Oberhofmeifter de Erzherzog WU Helm, mitgetheilt, us diesem Wege r, hielt der Erzherzog genaue Mittheilung über da Ergebniß. Er war darüber entrüstet nd sagte : Die Honved.Ln folguna muß ein Ende nehmen oder ich qutttir meine Charge und geh in' Au, lind.' Wilhelm eilte zum Kaiser, öuiz und berichtete ihm über die Behandlung, die den eingereihte Hovoed Osfiziere widerfuhr. Zwei Tage darauf wurde durch Rescroibefehl verordnet, daß künf tighin die zur Strafe eingereihten .Ge meinen' nur wegen gemeiner Verbrechen, und zwar auf Unheil eine Kriegs richte mit Stockltreichen bestraft werd dürften.' Unmusikalische Aerülimtycileu. Im Courler de .Figaro', der Ablhei. lung, in welcher da Boulevardblatt seinen Lesern Raum giebt, sich über aller Hand kasuistische Spielereien zu unterhat ten, findet sich eine Abtheilung: .Da musikalische Gehör.' Die verschiedene Auskünfte, die über die Frage gegebe erden, ob das Fehlen musikalischen Ge hörS bei einzelne Menschen intellektuel lea oder physische Ursprung sei die Frage ist so dilettantisch wie die meisten Antworten interesfirea unsere Leser wohl nicht. Nicht uninteressant dagegen, ist eine Zusammenstellung .unmuftkali scher Berühmtheiten', di: wir angesagt finden. Katharina di Große sagt: .Ich möchte um'S Leben gern Musik hören und genieZen; aber ich mag thun, wa ich will, sie bleibt für mich Geräusch und nicht weiter.' BeaumaichaiS litt gleichfalls an der .Melophobie'; er sagte: ,WaS nicht der Mühe ist. ge. sprachen zu werden, wird gesungen.' Theophil Gautier nannte die Musik da kostspieligste von allen Geräusche. Fontenelle, von dem daS Wort stammt: .Sonate, was willst Du von mir?' erklärte, er habe drei Dinge nie verstehen können: .DaS Spiel, die Frauen und die Mustk.' Napoleon I. behauptete, die Musik mache ihn nervös; er ließ aber die MilitSrmustk täglich auf den Plötzen vor den Militär Hospitälern spielen, .da mit die Verwunde! ermulhigt würden.' Napoleon III. ertrug die Musik nur mit großer Ueberwindung. Victor Hugo lieh sich entsetzlich lange bitten, b,S er gestattete, daß man feine Verse in Muflk setze: .Haben meine Berse nicht Wohl klang genug, daß fl deS unangenehmen Geräusches entbehren könnten?' Wunderktche ZÄooe. Van einer neuen Mode wird der Nnss Ztg.' aus dem Pufterthal berichtet: Ge i. -r.- ' ... rn.5 muiynry loyen wir in ver Gapstuoe, ais eine Gesellschaft von lunnen Tiarn, hereintrat und sich am Nebentisch nieder lieg. ES waren warnen aus Wien. Kaum hatten sie das Zimmer betreten, als eiaentbümlicheS KelSute böibar ward. Wir eilten zur Thür, in der Meinung, vag vie narren einen Hund draußen ge lassen bätten. allein. war nickt Nir füßige zu sehen. DaS Läuten dauert mzwiicyen iori. .tont", sragken mir die Kellnerin, .wandelt nielleickt krauL eine Kub mit ibrer Glocke umhttV Toni bekam einen schreck und zwinkerte mit den Augen. DaS hieß so viel als: Sprich nicht weiter davon! Jetzt wurden wir erst recht neugierig, zumal da da unaufhörliche Läuten auf die Nerven zu wirken begann. Das müßte doch nicht mit rechten Dingen zugehen, fo dachte wir, wenn man den Grund dieses Ge räuscheS nicht entdecken könnte. Nach aufmerksamer Umschau ward eS uns bald klar, daß da Geräusch nur von de Dame herrühren könne, und wirklich, eine der jungen Mädchen trug am Arm band eine regelrechte, wenn auch etwas verkleinerte Kuhschelle. Bei jeder Be wegung der Hand spielte der Glocken schlägcl genau fo, rote er auf der Vieh weide der Schelle die Töne entlockt, sobald bog Thier den Kopf bewegt. Diese Herr liche Nachahmung ist also die neueste Er runaenschakt der Damenmoke, ff mnr nicht reckt klar, ob das Glocken-nstrik, ment dazu dienen sollte, die jungen men vor erlrrungen zu vematzren, oder die allgemeine Aufmerksamkeit ans sie zu lenken. Hoffentlich sorgen die Damen von Geschmack für baldige Unter dröckuna der Kublebellenmode. 'Titnn bräche sie sich Bahn, so könnte ein boS hafter Fcauenlob singen: .Den Vogel kennt man am Gefieder, die zarten Frauen am Geläut!' Begriffsstutzig. ...Sag'. Lnile. bist Du denn noch nicht mit Deinem Verehrer verlobt?' ,Äch. weißt Du. der ist so schü ck lern! Schon drei Mal hab' ich tbm mein Jawort gegeben und ermerkt' nicht!' Vexlacirte Redensart. Herr Ptzel erhält auf seinem nächtli chen Heimweg in einer dunklen Allee von eruem Unbekannten mit den Worten: .Hab' ich Dich einmal, elender Kerl !' eine schallende Obrseiae. ..Ad,r iA stV Sie ja gar nicht bet der Dunkclbettl' ruft Herr Piz.,. sich die Warze haltend .es steiibar ein Jrrthunl. . Mit mein hab' ich denn eigentlich da Vec gnügen?'