Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, October 25, 1894, Image 3

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NEBRASKA STAATS ANZEIGER. Lincoln. Neb.
Unschuldig vrrmlhcill.
HomM von M. Mcadows.
(gkttfktzUNg.)
Cie ftnilc l!;r sMigeforiiiteZ .?aupi i
mit der ,aud und ivrtar.f in tierr
bedanken v!ir Vorsicht t-cnranbeltc
sich ganz rncr!nuiidirt., cJ sah kummer
voll, alt und tast bMlich au. liefe
Linien jenen sich um die Villen u-d
Vippcn, ja selbst il,re O'Vftalt schien in
sich zusainmcnzusinkcn. milchte
heute zum zweiten Mal bern l'iudcheu,
daS ich über Alles liebte, Ü'oriMiife,
diese ftnrn anflfflajit zu haben. 2o
sah da? beje Gewissen nicht aus!
Mein Bcrdacht (icncn iroft nahm
immer mehr zu. Ä.'eincr Ansicht nach
hatte Tiefer den Mord auS Eifersucht
begangen, den verdacht mit der den
Geisteskranken eigenen Herstellung?
kunst von sich fern zu halten gewußt
und heuchelte heute bedauern, die
Schuld nicht auf sich genommen zu
haben.
ffrau Towlinson faßte sich bald, die
Sorgenfalten verschwanden ebenso
rasch wie sie gekommen auS ihrem Be
sicht, die Schönheit und sie besaß
eine merkwürdig fesselnde Schonheil
gewann wieder die Oberhand.
Unser ganeö, langes Gespräch ist
für Sie wehl .griechisch?' " wandle
sie sich lächelnd an mich.
Sie haben, wie ich auS demselben
entnommen, von einem geheiinnißvol
len Mord gesprochen. (5 ist merkwiir'
dig, daß solch' gruselige Themata die
meisten Menschen zu interessiren ver
mögen ! "
Sie führte ihr Weinglas zum Munde
und leerte eS schlürfend.
ES handelt sich um den scnsationel
len Brvmleynll'Mord, der unö sehr
nahe geht und der Ihnen sicherlich
auch zur (Genüge bekannt ist."
Ich verneinte dieS, was sie sehr zu
überraschen schien.
Bor ungefähr fünf Iahren sprach
man monatelang in ganz England von
nichts Anderem. Die öffentliche Mei
nung hielt das Urtheil der Jury für
ungerecht und achtbare Männer der
besten (Gesellschaftskreise boten der
Angeklagten, die, wie auch ich überzeugt
bin, ungerechter Weise verurtheilt
wurde, Herz und Hand zum ewigen
Bunde an."
Bor fünf Jahren befand ich mich
in Deutschland und dechalb mag mir
der Prozeß utgangen fein. Würde cS
Sie zu sehr aufregen, wenn Sie mir
davon erzählten?" fragte ich mit er
hcuchelter Zaghaftigkeit.'
Sie warf einen fragenden Blick auf
den Alten.
Er,zähle? Sie ihm, Julia, er soll
wissen, wie es die ganze Welt wissen
sollte, welche Märtyrerin mein Engel
ist."
Frau Trnvlinson erzählte mir die
ganze beschichte genau so wie ich sie
in den Alten gelesen.
Während sie von dem fehlenden
Phonographen sprach, beobachtete ich
den alten Mann und bemerkte, daß er
wie ein Espenlaub zitterte.
Wenn Sie sich an jenem verhäng
nißvollen Morgen nicht verspätet hat'
ten, würd. Sie emi 0hei) vielleicht
noch lebend gefunden haben," sagte ich,
als sie geendet.
), nein; wenn dem so wäre, würde
ich mir Zeitlebens Boriulrfe machen.
Die Aerzte konstatirten. daß cr scho?.
viele Stunden todt gewesen sein müsse,
als ich ihn fand."
Und Sie glauben, daß die unglück
liche junge Dame unschuldig ist?"
.Ich glaube es nicht, ich weiß e
bestimmt! Unser Freund hier hat
Nccht, sie ist eine Märtyrerin," cnt
gegnete sie mit tiefem Ernst. Doch
jetzt muß ich heim, Stevc."
Ich erhob mich ebenfalls und fragte,
ob ich sie begleiten dürfe.
Wenn es Ihnen nicht zu weit ist,"
meinte sie lächelnd. Ich wohne am
Kußell Squarc."
Als ich bemerkte, daß auch ich in
jener hegend wohne, nahm sie meine
Begleitung an. Wenn ich ein wenig
eitel wäre, würde ich sagen, daß Zvrau
Towliuson Gefallen an mir gesunden.
Wir verabschiedeten uns von Erost
und seiner Schwester und mußten bei
den versprechen, bald wiederzukommen.
Meine Hand drückend, flüsterte mir der
Alte in's Ohr:
Eines Tages, ich hoffe, es wird
nicht mehr lange dauern, werden Sie
die schönste Stimme der Welt hören."
Der Schnee fiel noch immer dicht,
als wir aus dem Hause traten, und lag
fußhoch in blendender Weiße auf der
Erde. Ich reichte FrauTowliv'on mei
nen Arm und sie nahm ihn bauend an.
Auf dem Wege erzählte ich ihr, wie
ich in EroftS Haus gekommen.
Sich in einer solchen Nacht zu ver-
irren und rinnn tincfi r-ini-ni (nrittrs
kranken Gesellschaft leisten zu müssen,
ist mehr als schwache Scerven vertragen
können! Aber nicht wahr, Sie werden
tyn gelegentlich wieder veuaenk' .ijer
Aermste ist sehr zu bedauern!"
Zlicht so sehr wie da arme Miid
chenl" sagte ich und ich selbst wunderte
mich über die Wärme meines Tones.
Sie sah mich prüfend an.
Ich glaube, wir sind alle drei zu
bedauern der Eine mehr, der Andere
minder; der Eine leidet offen, der
lindere in tiefstem Herzen. Bedenken
Sie doch, daß der Kummer den armen
Eroft um seinen Verstand gebracht
hat.'
War er früher nie geisteskrank?"
fragte ich heute schon zum zweiten
Male.
Nein!" lautete die Antwort. '.Nur
der Gram und die Einsamkeit haben
ihn verrückt gemacht."
Liebte er das Mädchen?"
.Jak'
Ich fand es nicht gerathen, noch län
ger bei dem Gegenstand zu verweilen,
und begann von anderen Dingen zu
plaudern. Wir legten den Rest des
Weges in angeregter Stimmung zurück.
Als ich mich vor ihrer Thüre empfahl,
reichte sie mir die Hand und lud mich
ein. sie auch einmal zu besuchen. ,
Hier und da küut einem zungen
Manne tia Plauderstündchen mit einer
reiferen ,"re.u f.'lir gut. 2o oft Sie
sich einsam f üblen. Ihrer Bergnügun
gen u"d ,ieiir.re überdrüssig sind,
besuchen 2ie mich."
Ich rei'xrach e? und verließ sie mit
einem warmen Händedruck. Ich war
wohl meinem Ziel um keinen Schritt
naher geruckt, freute mich aber doch mit
dem Erfolg des heutigen Tages. Die
Abschiedewoile ErostS klangen in mei
nea Ohren fort.
Eines TageS werden Sie die
schönste Stimme der Welt hören!"
7. apitel.
Zu jener Zeit ging kS in meiner
Kanzlei noch sehr still zu. Mein Schrei
der konnte stundenlang damit zudrin
gen. daö Schreibpult mit seinem Feder
inksser zu zerschniveln. Hätte ich nicht
Privatvermogen besessen, so wäre ich
damals nicht in der i'ane gewesen, so
viel Zeit aus die Erforschung des ge
heimnißvollen Grey'fchen Mordes zu
verwenden ; so aber durfte ich mir das
erlauben.
Nach reiflicher Ueberlegung und
nochmaligem Studium der Akten be
schloß ich, auch dem Hauptvertheidiger
Miß Moore'S meinen Besuch abzuslat
ten. Er hatte während dieses merkwiir
digen Prozesses alle Zeugen wiederholt
persönlich vernommen, was er sonst den
jüngeren Mitvertheidigern überließ.
Ich wußte, wie kostbar die Zeit des
berühmten Advokaten war, wie selten
er auch nur Kreuzverhöre mit den be
lastenden Zeugen anstellte und folgerte
daraus, daß er für diese jilientin ein
mehr alS gewöhnliches Interesse gehabt
haben mußte. - Ich bat ihn schriftlich,
mich ain folgenden Morgen um halb
neun Uhr empfangen zu wollen.
Zur anberaumten Stunde begab ich
mich in seine Wohnung. Ich hakte das
Tagebuch zu mir gesteckt, um eö Mr.
Huzzle mit der eingeklebten Eintragung
zur Ansicht zu unterbreiten.
Ein Weib, das getreue Ebenbild
meiner eigenen Aufwärterin, sehr alt,
sehr kurzalhmig, aber sehr sauber und
höflich, öffnete auf mein Klopfen die
Hauolhüre.
Sind Sie Herr Dickeusvn?" fragte
sie mit einem Xnir.
Ich bejahte.
Dann bitte ich, einzutreten. Herr
Huzzle wird sofort erscheinen."
Wir durchschritten einen langen
Gang, dann ein großeo 'ibliothekö
Zimmer und gelangten in ein gerät
migeS, mit auserlesenem Geschmack
eingerichtetes Speisezimmer, das eine
prächtige Aussicht auf den Templc-Park
und das Themseufer bot. Der Tisch
war für zwei Personen zierlich gedeckt.
Ich trat an's Fenster und versank in
den herrlichen Anblick. Als ich mich
endlich umwandte, hatte Herr Huzzle
bereits gerauschlos daö Zimmer be
treten.
Guten Morgen, Herr Dickenson!
Sie sind pünktlich, das gefällt mir,"
sagte cr. mir freundlich die Hand
reichend. Er war ein Mann in den
besten Jahren; seine vollen, runden
Wangen strotzten von Gesundheit und
die Augen blickten fragend, wie die
eines jiindes, in die Welt. Der Bau
der Nase und Stirne bekundete den be
deutenden Menschen. Nicht wahr, eine
herrliche Aussicht von diesen Fenstern
aus? Aber cie mimen mich einmal
im Hochsommer besuchen, da ist sie noch
viel malerischer und imposanter. Doch
jetzt bitte ich, Platz zu nehmen, und
mit mir zu frühstücken. Ariel wird
sofort erscheinen."
Ich wandte ein, daß ich bereits ge
frühstückt hätte.
Daö thut nichts, ein Mensch wie
Sie verträgt auch ein zweites Frühstück,
Ariel ist eine Meisterin im Nösten der
Hammelnieren!"
Er berührte eine silberne Tisch
glocke und Ariel, das alte Weib, brachte
keuchend ein großes Tablette herein,
auf dem mehrere zugedeckte Schüsseln
und eine große Kaffeekanne standen.
Die gerösteten Nieren waren in der
That vorzüglich, wie Alles, was aufge
tischt wurde. Wir plauderten während
des Essens über Dinge von allgcmci
nem Interesse.
Sie sind ein Mann, Herr Dicken
son, und ich danke Ihnen für Ihre
Rücksicht. Ich weiß, daß Sie die ganze
Zeit wie aus Nadeln gesessen sind und
mir gerne den Grund Ihres Besuche?
mitgetheilt hätten. Trotzdem haben Sie
aber geduldig gewartet, bis ich mein
Frühstück beendet, und das erhebt Sie in
meinen Augen. Wenn ich wahrend
meines Frühstücks aus meiner Ruhe
gebracht werde, so ist mein ganzer Tag
verpfuscht und meine gute Laune dahin.
Jetzt bin ich ganz Ohr und stehe zu
Ihren Diensten. Sagen Sie mir un
umwunden, was Sie zu mir führt."
Die letzten Worte sprach er in einem
scharfen, geschäftsmäßigen Tone, wie
er ihn anzunehmen pflegte, wenn cr
Verhör anstellte.
Ich sagte ihm in Kurzem, welche
Aufgabe ich auf mich genommen, und
fragte ihn, ob er mir nicht helfen wolle,
Miß Moore aus ihrer schrecklichen Lage
zu befreien.
Weder ich noch fönst ein lebender
Mensch kann das," entgegnete cr ernst,
denn das Mädchen ist schuldig. Ich
habe für sie gethan, was in meinen
Kräften stand. Ich nahm gegen meine
Gewohnheit die ganze Last und Arbeit
des Prozesses auf mich und studirte
Tag und Nacht nach einem Ausweg ;
aber ihr eigenes Tagebuch war zu bela
stend. Und hätte ich nicht in meiner
letzten Vertheidigungsrede meine ganze
Rednergabe in 's Treffen geführt und
ihre geistige Verwirrung betont, so
wäre sie rettungslos dem Henker ver
fallen. Ja, wäre sie nicht fo wunder
schön, oder hätte die Jury aus lauter
kurzsichtigen Männern bestanden, dann
wäre alle Mühe umsonst gewesen. So
aber waren die Geschworenen zufällig
lauter empfängliche junge Männer, die
sich meinen Ausführungen anschlössen,
trotzdem sie wußten, daß die Angeklagte
ebenso wenig wahnsinnig war wie sie
selbst!"
Sie glauben also, Miß Moore
wäre ium Tode durch den Strang ver
UiUji'iü u'iiuii, iieuu i weniger wn
gewe'en rrarc? fragte ich, meine Auf
regung lebernchend.
.Ain; genin," cnkgegnete er. Aber
darf ich mir eine Fra-,e erlauben?"
'"ine!"
iind Sie mit Fraulei Moore
vern'i'iidt?"
.Nein!"
.Zez,en wir den Fall, die Dame
wäre nicht so bestrickend wie sie ist.
wurden Sie sich jetzt die Muhe neh
men. ihre Unschuld an den Tag zu brin
gen?" sragke er lächelnd.
Ich glaube kaum," entgegnete ich
zögernd.
Nun, mein lieber Herr, lassen Sie
sich'ö gesagt sein, wir Männer sind in
diesem Punkte Alle gleich. ES ist
natürlich, daß wir die Schönheit bewun
dem und nicht gerne ein schone Weib
dem Denker überliefern. Ich weiß
nicht, in welchen Beziehungen Sie zu
Fräulein Moore stehen, ob Sie ein
alter Verehrer von ihr sind, der in den
fünf Jahren Zeit gehabt hätte, sie zu
vergessen oder ob Sie sie erst kürzlich
kennen gelernt haben; aber das lassen
Sie sich von einem alten Praktiker
sagen, daß Ihre Mühe eine vergebliche
ist!"
Ich weiß nicht, wie mir plötzlich die
Worte, welche Petrus an EhristuS rich
tete, in den Sinn kamen, aber sie paß
ten ja so gut auf mich und meinen
Schilling:
Wenn Dich auch die ganze Welt
verleugnete, ich stehe zu Dir, o Herr!"
Halten auch Sie daö Tagebuch für
den belastendslen Beweis?" fragte ich
nach einer kurzen Pause.
Jawohl!"
Wollten Sie nicht die Güte haben,
es noch einmal einer Durchsicht zu
unterziehen?" bat ich und reichte ihm
das Buch. Ich hatte die die iukrimini
renden Eintragungen enthaltende Seile
aufgeschlagen.' Er las sie aufmerksam
durch.
Ich habe sie noch Wort für Wort
im Gedächtniß," sagte cr, als cr mit
dem Lesen fertig war. Wenn daö
Mädchen nicht so thöricht gewesen wäre,
ihre Schuld darin quasi einzugesiehen,
ich hätte, trotz des blulbefpritzten Ge
wandes und deo N'inges, ihre Frei
sprechuug durchgesetzt. Jemand anders
konnte ja, um den Verdacht ium sich
abzuwälzen, ihre Kleider i,t Blut be
fleckt und den Ring in daö Zimmer
des Alten gebracht haben. Aber sie ge
stand ein, drs Tagebuch geschrieben "
Sie sagte aber auch aus, daß eö sich
auf ihre Vcrheirathung mit dem
Manne, den sie nicht liebte, bezog,"
unterbrach ich ihn. Die verloren ge
gangene Seite hätte zweifellos diese
ihre Aussage bestätigt."
Er lachte laut aus.
s ist nicht ganz so zweifellos wie
Sie annehmen. Welches Weib betrach
tet es als eine Sünde, einen reichen,
alten Mann zu heirathen mit der
Aussicht, bald Wittwe zu werden? Ich
wußte übrigens auch nicht, wie eine
Eintragung, welche besagte, daß der
Alte sie zu heirathen wünsche, die
Anderen weniger belastend erscheinen
lassen könnte! Glauben Sie mir, es
war ein geplanter Mord."
Ich nahm ihm das Buch aus dcr
Hand und schlug eine Seite zurück.
Lesen Sie dies!" bat ich.
, Großer Gott!" rief er, nachdem er
gelesen. Dies gibt in der That der
ganzen Geschichte ein anderes Gesicht!
Und doch kann dies nicht das fehlende
Blatt fein, denn die Schrift ist eine
ganz andere!"
ES ist die meinige. Ich hatte vor
einigen Tagen eine Unterredung mit
Fräulein Moore und sie gestand mir,
daß die fehlende Seite ihres Tagebuches
sich auf ihre Abneigung, das Weib
eines alten, ungeliebten Mannes 'zu
werden, bezog. Ich las ihre Aufzeich
nungen. Aus diesen und aus dem
Urtheil, daö ich mir über ihren
Charakter gebildet, folgerte ich, daß sie
zurzeit, als sie dieselben geschrieben,
ein impulsives, ideal angelegtes und
zu Uebertreibungen neigendes Mädchen
gewesen sein müsse, das seine Gefühle
und Gedanken in hochtrabenden Wor
ten zum Ausdruck brachte. Ich per
suchte, mich in ihre Denkungsweise hinr
einzusinken und schrieb diese Seite in
dem Sinne, in welchem die Dame mei
ner Ansicht nach sie geschrieben haben
müßte. Nehmen Sie nun an, es hätte
Ihnen eine Aufzeichnung gleich dieser
vorgelegen, wurden Sie die Angeklagte
auch dann für schuldig gehalten haben?"
Er las daö Blatt noch einmal durch
und sagte :
Nein, gewiß nicht I Wüßte ich mit
Bestimmtheit, daß wirklich ein derar
tiges Tagebuchblatt wie dieses eristirt
hat, so würde ich Jemand anderes sür
schuldig halten und diesen verdächtigen,
das Blatt herausgerissen zu haben."
Fiele Ihr Verdacht auf einen der
belastenden Zeugen?" forschte ich wei
tcr. Ich bin überzeugt, daß einer der
Hausgenossen den Mord begangen hat.'
Da sind Sie wohl auf dem Holz
Wege, mein Lieber."
Vielleicht der alte Diener Eroft?"
beharrte ich.
Der gewiß nicht; er hat wohl
sicherlich den fehlenden Phonographen
gestohlen zu welchem Zweck weiß ich
nicht aber den Mord hat er nicht
begangen."
Er war, fo viel ich erfahren, in
Fräulein Moore verliebt und wußte,
daß fein Gebieter ihr einen Heiraths
antrag gemacht. Ich kann mich des Ge
dankcns nicht enlfchlagen, daß dieser
halbverrückte Mann in einer Anwand
lung von Eifersucht den Mord began
gen. Nach geschehener That bemäch
tigte er sich des Phonographen, der die
Stimme des Weibes, das er liebte,
enthielt.'
Wie gesagt, mein Lieber, Sie sind
entschieden auf dem Holzwege. Erost
hat ebenso wenig den Mord' beaanen
wie Sie oder ich. Der Dolch ist von
einer Weiberhand nefübrt worden, ein
Mann hätte nicht zuerst rechts und
dann links gestochen. Wenn nicht Mir,
Moore die Schuldige ist, dann kann
nur die reizende ,rau Towlinfon ihren
Gebieter in' Jenseits befördert
uaven.
Das Blut schoß mir vor Unmutb in
d,ie Wangen. Meinem Lieblingkonnte
ich einen solcnen i-ereaat rer;elrrn
denn Hilda kennte ich eben AüeS rer
zeigen cber daß Hu;;le eine ss
schwere Verdächtigung auoiprack, machte
mich zornig.
Was gibt Ihnen das Nechk, das zu
vermuthen?" ful:r ich hitzig aus. JI,r
Verdacht ist ebenso ungereci l wie unrcr
antnortlidi! bin persönlich mit
der Dame bekannt und hege die Ueber
zeugung. das: sie keiner so unwürdigen
Handlung sahig ist. Erinnern Sie sich
gefällig!!, welch iibennenjchliche Muhe
sie sich gegeben, die Angeklagte zu
retten, sie ist rn'ch heute von der Un
schuld derselben felsenfest überzeugt
und in jeder Beziehung ein bewun
dernSirerthe Weib! Wenn es mir erst
gelungen sein wird, den wirkilchen
Thaler zu entlarven, werden Sie wohl
eingestelien. daß Sie der Dame Un
recht gethan."
Huzzle lachte Hell aus.
Mein lieber Herr, ereifern Sie sich
nicht. Sie sind noch jung und hallen
alle Frauen, namentlich die schone,
für Engel. Wenn Sie erst meine Er
fahrungen gesammelt haben werden, so
werden Sie sinden, daß zuweilen unter
dem Unterrock der schönsten Frau der
Pferdefuß hervorschaut. Aber jetzt las
feil Sie unö ruhig sprechen. Ich will
Ihnen gerne an die Hand gehen, so
k'eit ich kann. Ich bin ein geriebener
alter FuchS und lasse mich nicht mehr
durch Weiberlächeln ködern, aber selbst
! mir hat'S die Angeklagte angethan und
l wenn sie wirklich unschuldig ist ich
, bestreike jek-t diese Möglichkeit nicht
mehr so ll es eine Schmach, daß man
sie so viele Jahre von der Welt abge
schlössen gehalten hat, und ng will
Alles daran setzen, ihre Freiheit erwir
fcn zu helfen. Sie haben sich in sie
verliebt; nehmen wir an. ich wäre an
Ihrer Stelle soll ich Ihnen sagen,
was ich thäte?"
Da wäre ich Ihnen sehr dankbar!"
Ich würde Frau Towlinson nicht
aus dem Auge lassen. Bitte, unter
brechen Sie mich gefälligst niait. Sie
kennen die Dame, ich würde diese Be
kanntschast eifrig fortsetzen, ihr den
Hof machen entschuldigen Sie, daß
ich Ihnen ein Kompliment sage, aber
Sie sind ein ungewöhnlich schöner
Mann und dies sollten Sie ausnützen,
um sich in die Gunst der gewesenen
Wirthschaften zu setzen. Wenn dies
geschehen, sollten Sie sie ein wenig
vernachlässigen, um in ergründen, ob
sie eifersüchtig ist. Ich meine eifersüch
tiger als es in der weiblichen N'atur
liegt. Tann würde ich darnach forschen,
ob sie den Mammon liebt und was aus
dem Dolch geworden ist, mit dem der
Mord begangen wurde. Den Detektive?
ist cö nicht gelungen, etwas darüber zu
erfahren, aber ein Verliebter ist in der
Regel geschickker und findiger als zehn
Detektives. Bergenden Sie Ihre kost
bare Zeit nicht mit falschen Verdäch
tigungen. Erost ist nicht der Mörder.
Aber jetzt muß ich Ihnen Lebewohl
sagen, denn ich habe bei Gericht zu
thun. Ich siehe Ihnen jedoch jeder
zeit zu Diensten; suchen Sie mich nur
ungeniri auf, so oft Sie mich brauchen.
Noch eins: erscheint eö Ihnen nicht
sonderbar, daß Mrö. Toivlinson sich
gerade an jenem verhängnißvollen
Morgen um eine ganze Stunde ver
schlafen hat?
Sehen Sie, Herr Dickenson, wie
eö ist, wenn man sich einmal in eine
Idee verbohrt hat? Man kommt
immer wieder darauf zurück. Wenden
Sie diese unumstößliche Wahrheit auf
Ihre Verdächtigung Erofts an, die ich
ebenso absurd finde, wie Sie die mei
nige der Frau Towlinson!"
Ich verließ den großen Advokaten
verwirrter und unschlüssiger als ich ge
kommen. Meinen Verdacht auf Frau
Towlinson zu lenken, war unsinnig,
aber ebenso unsinnig erschien es mir,
Erost nicht zu verdächtigen. Ich suchte
in meinem Taschenbuch nach den Adres
sen der beiden Hausmädchen. Sie dien
ten als Köchin und Hausmädchen bei
ein und derselben Herrschaft in Syden
ham. Ich wollte es weder dem Zufall
überlassen, ihre Bekanntschart zu
machen, noch mich ihnen unter falschen
Borspiegelungen nähern; ich fand es
daher am passendsten, mich bei ihrer
Herrin anmelden zu lassen und dieser
offen zu gestehen, aus welchem Grunde
ich ihre beiden Dienstboten zu inter
viewcn wünschte.
Die Dame des Hauses eine Eng
länderin von altem Schrot und Korn
legte mir keine Schwierigkeiten in den
Weg. Sie erzählte mir, daß die beiden
Mädchen sofort nach dem Mord in
Bromley-Hall in ihren Dienst getreten
seien, daß sie aber zu ihrem Leidwesen
in den nächstenTagen fortgehen wurden,
weil sie sich verheirat'hen wollten.
Sie glaube nicht, daß sie mir irgend
etwas Neues über den Mord mitzu
theilen im Stande sein würden, doch
sei dies immerhin möglich. Sie selbst
habe ihnen strengstens verboten, dar
über zu sprechen, da sie nicht wünschte,
daß ihre halberwachsenen Kinder so
schreckliche Dinge zu hören bekämen.
Nachdem wir ein Weilchen geplau
dert, entfernte sie sich, um mir die
Mädchen zu schicken. Es dauerte nicht
lange und ich hörte vor der Thüre
einen ziemlich lauten Wortwechsel,
dann öffnete sich dieselbe und zwei
dralle Dirnen mit fettglänzenden Ge
sichtern und frischgebrannten Stirnlöck
chen stürzten, wie aus einer Wurf
Maschine geschossen, kichernd in'S Ge
mach.
Guten Tag, Fräulein Brown!
Guten Tag, Fräulein Flint!' begrüßte
ich sie mit meinem gewinnendsten
Lächeln. Sie würden mich außer
ordentlich verbinden, wenn Sie einen
Augenblick Plag nehmen und mir einige
Fragen beantworten wollten.'
Gern, wenn wir können,' sagte die
Line.
Beide setzten sich auf die Kante ihrer
Sessel.
Nicht wahr, Sie waren beide im
Hause Mr. GreyS bedienstet, ehe Sie
hierher kamen, und zwar in derselben
Stellung, die Sie bei Ihrer jetzigen
Herrin einnehinen?"
Ich als Köchin und Emma als
Stubenmädchen." bestätigte die Wirth
Masterin.
.7,e ai? e'in.- wiederbc'lte ich
und hv.n rtr einen bewundernden Vlick
;u. Ei. dür.:i und jie ja Fräulein
riint!"
.Jiiwr!!." fnt.iemcte sie sichernd.
.Und 2:e mmu-t dann Frciutein
Brenn sein." n andte ich mich an rie
Andere.
2o reii.t sie. Emma ist immer ein
riechen nen-.'?. irein einen frem
den Mann d. erste Mal ficht." be
lehrte mich Miß Flink, aber mein, sie
erst auf: hart. da::n hu sie die Zunge
auf dem rechten Fleck."
Und bis dahin nnden Sie für
Beide sprechen, nicht wahr?" Wieder
wars ich Beiden einen bewundernden
Blick zu. dann fuhr ich fort: ,3ie
würden mich sebr verbinden, wenn Sie
mir Alles erzählen wollten, was Sie
iiber den BromleyHall-Mord wissen.
Ich kann mir wohl denken, daß das
öffentliche Verhör im Gericl:tsal zwei
so bescheidene, unbescholtene Madchen
wie Sie, verschüchtert hat. Sie haben
in Ihrer Angst und Aufregung viel
leicht Manches auszusagen vergessen,
was Ihnen hinterher eingefallen ist.
Wenn dem so ist, dann bitte ich Sie
herzlich, es mir jetzt anzuvertrauen,
denn die Zukunft eines Engels steht
aus dem Spiele."
Ein nachdenklicher Ausdruck huschte
über Fräulein Flints Gesicht; sie
starrte eine Weile ans ihre etwas plnm
pen Füße, dann blickte sie zu mir empor
und begann :
Ich war bei demBcrhör ganz außer
mir und keinen Pfifferling werth."
DaS ist nur natürlich," sagie ich
ermuthigend. Welches echte Weib
hätte es nicht aus der Fassung ge
bracht, im Gerichtösaal alS belastende
Zeugin aufzutreten? Aber jetzt find
Sie hoffentlich gefaßt, Sie fürchten
sich doch nicht vor mir?"
, O nein," flüsterte sie, mir einen
wohlgesälligenBlick zuwerfend. Uebri
gcns waren es nicht der Mord und der
Gerichtöfal, die mich so außer Fassung
brachten, sondern etwas ganz, ganz An
deres nicht wahr, Emma?"
Sehen Sie, mein Herr," begann
diese jetzt plötzlich ohne Scheu, ihr
Geliebter hatte sie schlecht behandelt
und das verstört jedes Madchen. Sie
hatte nicht einmal Lust, sich eine neue
Blume auf den Hut zu stecken, den sie
im Gerichtösaal trug. Jetzt. ist aber
Alles wieder gut, sie hat sich gerächt,
indem sie einen Mann heirakhet, der
nobler und reicher ist, ihr ein sorgen
loseres und angenehmeres Len ver
schaffen wird, als der lumpige Postbote,
den ihr Frau Towlinson abwendig ge
macht hat. Die würde ihre Augen schon
aufreißen, wenn sie erführe, daß Jane
doch schließlich ihr daö Glück zu verdau
ken hat."
Frau Towlinson? Herrn GreyS
Wirthschafterin?" fragte ich gleich
giltig, meine Ueberraschnng verbergend.
Jawohl," fiel jetzt Jane wieder
ein, sie ist eine schlaue, hinterlistige,
falsche Katze! Nicht, daß sie unö un
freundlich behandelt hätte, nein; aber
sie konnte es nicht vertragen, wenn ein
Mann eine Andere als sie bewunderte.
Ich muß zugeben, daß sie eine hübsche
Frau ist und den Männern gefällt.
Mein Geliebter war ein Postbote und
ebenfalls ein bildhübscher Mensch von
Ihrer Statur. Sieben Sonntage hatte
er mich ausgeführt und freigehalten,
er sprach bereits von der Errichtung
feines zukünftigen Heims und crkun
digte sich nach meinem Geschmack, da
merkte Frau Towlinson etwas und
nahm von da an eigenhändig alle
Briefe in Empfang. Nicht, daß sie
etwa Absichten auf ihn gehabt hätte,
sie wollte höher hinaus, aber sie gönnte
keinem anderen Weibe eine Eroberung.
Eines Sonntags sagte :air mein Ge
liebtcr ganz offen, daß er mit mir
brechen müsse, denn sein Herz gehöre
einer Anderen und in derselben Nacht
wurde der Mord verübt. Eine Mumie
konnte nicht stummer sein, als ich bei
dem Verhör gewesen bin. Jetzt bin ich
wieder die Alte; ich werde schon nächste
Woche zum Altar gehen und kann
Ihnen so viel sagen, daß Frau Tow
linson nicht nur falsch wie eine Katze,
sondern auch eifersüchtig wie eine solche
ist. Ich sage nicht, daß sie unseren
Herrn ermordet hat, aber ich weiß, daß
sie auf Miß Moore eifersüchtig war.
Herr Erost lieble die Sekretärin noch
leidenschaftlicher als unser Herr. Wie
ich höre, soll er sogar wahnsinnig ge
worden sein, als er' den Urtheilosprüch
vernahm. Kein Wunder, denn er liebte
den Boden, auf welchen des Mädchen
Fuß getreten. Nacht für Nacht lag cr
auf dcr Matte vor der Thüre unseres
Herrn, um die Stimme zu hören, die
aus dem teuflischen Apparat kam.
Wenn Jemand Herrn Grey aus Eifer
sucht getödtet hat, so war eö meiner
Ansicht nach nur Herr Erost. Frau
Towlinson wußte von dem Testament,
denn als es aufgesetzt wurde, befand sie
sich gerade im Nebenzimmer, welches
nur durch Portieren von der Bibliothek
getrennt war. Sie mußte jedes Wort
gehört haben, daö der Herr mit seinem
Advokaten sprach. Ich kann natürlich
nicht behaupten, daß sie es unterschla
gen hat, aber denken kann ich mir, was
ich will!"
Da daS Mädchen bezüglich EroftS
denselben Verdacht hegte wie ich, hielt
ich sie für ein besonders vernünftiges
Wesen. Und doch sagte ich mir, daß,
wenn der alte Mann aus Eifersucht den
Mord begangen, um feinen Herrn zu
verhindern, die Sekretärin zu heirathen,
er doch sicherlich ihren Morgenrock nicht
mit Blut befleckt haben würde. Ich
gab Miß Flint sofort diese meine Be
denken kund.
DaS sehe ich wohl selbst ein, aber
wenn ich bei dem Verhör nicht so ver
stört gewesen wäre, wer weiß, wie ich
da aufgeklärt hätte. Mr. Eroft hat
den Mord begangen und Jemand an
ders das Kleid bespritzt und dieser
Jemand kann nur Frau Towlinson ge
Wesen sein. Sie war dem Alten sehr
gut und sie besucht ihn heute noch in
seiner Einsiedelei. Sie wollte lieber
Miß Moore auf dem Galgen baumeln
sehen als ihren Freund und Vertrauten,
aber sie hat wie ein Galeerensklave ge
arbeitet, um deren Freisprechung zu be
wirken. In meinem ganzen Leben habe
ich n.'ch keinen '.'.'kii'en yuq 10 Hin
dern fcl-.cn v. ie tic'e Frau. alS sie daS
Unheil lYrr.utwi; sie munlte sich und
sa!, aller au alö i!;re eigene Großmut
ter, d'S beißt wem, sie eine hat. um
ich nicht weiß."
.War ie denn dem Fräulein sa
gut?" fragte ich.
.Wie man' nimmt! Sie bewun-
derte M,x Moores schonen Gesang und
liebliches Gciicht, aber sie war c,ser
süchtig auf sie. Ehe die Sekretärin
in s HauS kam. war sie der erklärte
Viediiug veS Herrn sowohl ali auch
EroftS."
Ich hielt es für gerathen, die Unter
redung zu beendigen und stellte nur noch
eine Frage.
Halten Sie Miß Moore eines Mor
des fähig?"
Auf meinem Sterbebette wollte ich
schworen, daß sie unschuldig ist!" rief
das Mädchen voll Eifer. Wenn jemals
ein Engel auf Erden gewandelt hat, so
war es Miß Moore! Ich weiß nicht,
mein Herr, ob Sie sie aus ihrer trau
rigen Lage befreien wollen, aber wenn
Sie es wollen, werde ich und meine
Freundin hier Ihnen genie dabei hel
fen so weit wir können. Nicht wahr,
Emma?"
Gewiß," rief diese, und damit der
Herr wisse, wo cr uns sinden kann,
falls er uns braucht, wollen wir ihm
unsere späteren Adressen geben."
Ich dankte den beiden Mädchen und
notirte mir ihre Adressen; ich wußte
zwar nicht, ob ich sie noch brauchen
wurde, aber schaden konnten sie auf
keinen Fall. Ich wünschte ihnen Bei
den viel Glück in der Ehe und ging
meines Weges.
Nun war ich so klug wie zuvor.
Noch immer wollte kein Licht in daS
geheimnißvolle Dunkel kommen. Herr
Huzzle hatte meinen Verdacht auf die
Wirthschaften zu lenken gesucht,
Jane hinwiederum verdächtigte Eroft
und zieh Frau Towlinson der Mitwis
senschnst, infoferne als diese den Mör
der kannte und den Verdacht ans Miß
Moore lenkte. Ich vermochte mich
jedoch zu dieser Anschauung nicht zu be
kehren. Wann und wo würde ich den
Schlüssel zu dem Geheimniß finden?
Würde ich ihn überljauvt sinden?
Borläufig blieb mir nichts Übrig, als
geduldig zu warten, ob nicht etwas Un
vc'rhergeseheneö mich auf die richtige
Spur führen werde. Inzwischen oblag
ich meinen Berufspflichten, die mir
jedoch sehr viel Zeit zum Grübeln lic
ßen.
8. U a p i t e l.
Unbewußt mochte ich Frau Towlin
son gegenüber meinen Beruf erwähnt
haben, denn drei Tage nachdem ich die
beiden Mädchen interviewt hatte, trat
sie in meine Kanzlei. Ich schob den
Roman, den ich gerade las, unter ein
riesiges juristisches Werk und erhob
mich, um sie zu begrüßen. Sie sah
reizend aus und war sehr geschmackvoll
gelleidet. Ich grakulirtc mir im Stil
len, nach Wood Green gegangen zu sein
und dankte dem Zufall, der mir eine
solche Klientin zuführte.
Wir schüttelten unö herzlich die
Hände, dann rückte ich den bequemsten
Stuhl, iibcr den ich verfügte, dicht vor
den Kamin und überlegte, ob ich mein
berufsmäßiges Gesicht oder dasjenige,
welches ich Freunden gegenüber zur
Schau zu tragen pflegte, aufsetzen sollte.
Sie sind wohl überrascht, mich zu
sehen," begann sie, nachdem sie mit
vornehmer Eleganz Platz genommen.
Ich wollte Sie bitten, ein' Dokument
für mich in Berwahrung zu nehmen
mein Testament." Sie öffnete eine
Ledertasche und entnahm derselben ein
Päckchen, das sie mir überreichte.
Seien Sie vorsichtig, es ist schwer,"
warnte sie mich, ein wenig errathend.
Ich konnte mir den Grund' nicht erklä
ren und nahm es entgegen. Es war un
bedingt zu schwer, um nur Papiere zu
enthalten; auch setzte mich die svrgsäl
tige Berpackung in Erstaunen, das
dicke braune Papier war mit starkem
Bindfaden verschnürt und über und über
mit Siegeln versehen.
Ich möchte, dak Sie es rn-irnd,
verwahren, wo es von Niemandem ge
sehen oder berührt werden kann. Wenn
ich einmal todt bin, wünsche ich, daß
Sie es öffnen, aber nicht früher. Es
enthält alte, werthvolle Juwelen, Ber
fügungen über mein Begräbniß und
meinen letzten Willen."
Ich erhob mich und legte das Päck
chen in eine Abtheilung meines Sicher
heitsschrankes.
Da wird Niemand es sehen oder
berühren, weil dies mein Privatschrank
ist, zu dem nur ich allein den Schlüssel
habe. Derf ich mir die Frage erlauben,
ob ein Advokat das Testament aufac
setzthat?" 0
Ich habe cs selbst aufgesetzt."
Daö hätten Sie lieber nicht thun
sollen. Kennen Sie das alte Sprich
wort: Ein Mann, der sein Testament
selber aufsetzt, hat einen Narren zum
Klienten! Glauben ?ie in Mit
ich Sie bewegen will, cö durch mich auf
setzen zu lassen, beauftragen Sie einen
anderen Advokaten damit. Sie ahnen
offenbar nicht, welche Mühe und Placke
rcien ein von aien aufgesetztes Testa
ment verursachen kann."
Das Meinige wird Niemandem
Muhe verursachen," sagte sie und dabei
ver,a,arsien iirn iijre Zuge merkwürdig.
Es wäre doch sonderbar, wenn eine
Frau, mit zum wenigsten gewöhnlichem
Bcrsland, nicht im Stande sein sollte,
ihr Testament aufzusetzen."
DaS sagen die meisten Laien." ent
gegnete ich lächelnd, aber ein Testa
ment ist eine gar wichtige Sache, meine
liebe Frau Toivlinson. namentlich wenn
der Testaior viel zu vermachen hat.
Nichtjurislen begehen sehr oft Schnitzer,
welche ihre eigenen Wünsche über den
Haufen werfen. Ich kenne einen Fall,
in welchem eine alte Dame ihr ganzes,
icht unbedeutendes Bermögen einem
'iNiigen Mädchen hinterlassen wollte,
jedoch die Thorheit beging, das Testa'
ment in deren Gegenwart aufsetzen ,u
lauen, woduich dieses gesetzlich ungilng
wurde, 'landen 2k mir, es ist immer
am besten, wenn man Legate und der
artige Dinge durch einen Geseveckun
diaen beioreen IM."
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