Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, October 25, 1894, Image 12

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    ?:t Erbonkel.
Hu,nztt!e in ndreadeSellecomp.
I.
n einem heiß.n Juli Abend Ui Iah
n 1834 langte die von Toulouse kom
Mknde Postkutsche in Bordeaux an und
mochte gnade gegenüber dem Theater
Hatt.
Auf der groß Stadtuhr hatte 8 eben
fünf geschlagen.
Der Postillon knallte mit der Peitsche,
die Pferde wieherten vergnügt, die Thll
ren dffneten ftch, und dt Relsenden ftie.
gen au. Der Postillon schnitzte, die
'4iaglere schmitziep, die Pferde schwitz.
ten.daS Geschirr schlitzte, ei Gepäck
stücke schlitzten, ja der ganze Wagen war
wie gebadet.
u, Ctt Gruppe der Reisenden lösten
sich vier Herren, von denen jeder ein gell
eisen trug, und lenkte ih'.e Schritte dem
Tb'ter.af zu.
Dort setzte sich alle vier um einen
kle.,.ea lunoe lisch, der sich bald mit
stachen und bkicgienBrSdchea füllte.
Der erst Reifede war ein junger Mann
vua etwa 4 Jahren; derselbe hatte ein
feine, mit einem ftarkea, Schnurrbart
gezierte Gesicht und trug 0 Unisorm
eine? aoallerte'LleutkvamS.
Der zweite, der einige Jahr jünger
schien, war ein Martneositz, mit zar.
tem, rosigem Teint, schwarzen, feurigen
Augen, sicherem Gaug und scharfem,
aber etwas spöttischem Blick.
Die beiden andere erschienen etwa
älter, aber trotzdem war seiner von ihnen
über 3 Iah. Da ihre bürgerliche
Kleidung keimn besonderen Brus ver,
rieih, so wird unS der Leser nicht zürnen,
wenn mir ihm mittheilen, daß der Eine
Advokat und der Ander Arzt war.
Der Kavallerie Lieutenant kam auS
Ptipignan wo fein Regiment in Garnl
son lag; der MineLteulenant kam aus
Toulon; der Advokat au PamierS und
der Azt au Caru,sor.ne.
Am Nebenttsch saß ei kleiner, alter
Herr von etwa 60 Jahren, der einen
grünen Frack und eine rosa Halsbinde
trug, sich uachlüjsiz auf seinem Stuhl
wiegte und in langen Zügen seine Tass
Mokka schlürfte wir bitten den geehr
ten Leser, diesen Herrn nicht zu vergessen,
denn er ist für unsere Erzählung sehr
wichtig, ja sogar unentbehrlich.
II.
.Bei Goit, meine Herren', sagkeAugus!
Lambert so h!ch der Kaoallerte-Oisi
zier, nachdem er eine langen Zug anö
feinem Glase gethan. , Sie werveu mir
zugeben, da 3 ine ganz abscheuliche
Zett zum Steifen ist, und handelte e sich
nicht darum, ine Erbjchaft zu erhöben,
so hätten mich nicht zehn Teufel hierher
gesprengt.- j
Kaum Hütte zn junge Mann diese
Worte gesprochen, als di drei Herren
von ihren Sitzen aufsprangen und wie
au einem Mund riefen:
.Was, Sie kommen wegen einer Gib
schaft nach Bordeaux?
.ES ist so, mein Herren, sagieAugust
Lambeit und steckte sich eine Havanna
Cigarre an, .weshalb sind Sie so über
rascht?
.Weil ich ebenfalls wegen einer Erb
schaft nach Bordeaux komme', erwiderte
Adhemar Jouvevel, der Marine Offizier.
.Auch mich ruft eine Erbschaft nach
Bordeaux,' sazt Leona Malbec, der Ad,
vokat.
.Und wegen einer Erbschaft habe ich
meine Kranken sich selbst überlassen,'
sagt der Mediziner, Michael Rouine,
gour.
.Meiner Tnu, meine Herren, da?
Abenteuer ist komisch.' setzte August
Lambert lach:nd. Sie werde zugeben,
das ist ein seltsamer Zufall, Gott segne
die Onkel, die für ihr Neffen finden;
na, auf die Gesundheit meine todten
Onkels, mein Herren, er soll leben!'
.53,3, einen Onkel ollen Sie U
erben?' riefen der Martne-Lieuienant,
der Adookat und der Arzt noch über,
raschler.
.Allerdings, wenn ich sage, einen
Onkel, so will ich sagen, einen entfern,
ten Verwandten, er wohnte nämlich in
Amerika.'
.Aber da siad wir ja in gleichem
Fall,- antwortete da? Trio wieder ein
stimmig. Die vier Reisende sahe sich
gegenseitig an, dann wandte sich der Ma,
rinclieutenant an den Kaoallerieofsizicr
und fragte: .Und wie hieß Ihr Onkel,
mein Herr? Pierre Armand aus Phila
delxhiuZ'
.Ptme Armand aus Philadelphia,'
gab August Lambert zur Antwort.
.Aber so hieZ ja mein Onkel mich
riefen der Mari :lteutenant, der Advokat
und der Arzt zu gleicher Zeit.
Di vier Erba schwiegen einen Augen
blick, und der üiein: Greis im grünen
Frack rückle näher.
August Lambert konnte sich nicht mehr
halten und sag, sich erhebend und die
Hand an seinen Degen legend:
.Meine Herren, ich weiß nicht, ob
St sich einen schlechte Spaß mir mir
machen oller, hier sind mein Beweise,
j.etzt zeigen Sie die Ihrigen.'
Bei diese Worten warf er inen ge,
öffneten Brief auf den Tisch und rief:
.Lesen Sie."
Der Marinelieutenant las mit laut
Stimm di folgtnde Zeilen:
.Geehrter Herr!
Ich schätze mich glücklich, Sie von dem
Ableben des Herrn Pierre Armand aus
Philadelphia, eine ntfern.ea Per
wandten Ihres Herrn Vaters, zu unter-
richten. Da Sie, wie ich glauke, der
einzige lebende Erb sind, und es sich um
ein halb Million handkbt, so ersuche
ich Sie, sich nach Bordeaux zu begeben,
wo ich Ihnen alle wünschen?werthen Auf
schlüsse geben kann.
enerjniren Sie die Versicherung
n-.einerHochichlunz.
Bordeaux, den 4. Juni 1334.
Camill DeleroS,
Notar.'
.Jetzt ist an Ihnen di Reihe.' fahr
August Lambert fort.
.Hier ist meine Borladung,' sagten
ver ivtarinktieukenanr, ver voorai uno
der Arzt.
Und gleichzeitig fielen drei Briefe in
demselben Format und derselben Schrift
aus den Tt ch.
Di vier Briefe waren in gleicher
Weis abgefaßt, nur die jedesmalige
kkrell war ander.
.Mein Herren,' sagte August ?am
beit, nach längerer Pause da Wort er
greifend, .die Sache scheint mir doch
etwa unglaublich. Vielleicht handelt
e sich hier um eine Te:wechselung, ich
bitte Sie daher, meine Papiere zu prü
fen. Die Papier des KavallerieofsizierS
waren vollkommen in Ordnung, aber
ebenso auch die der drei Anderen. Es
stellt sich heriuS, daß all im zehnten
Grade mit dem Verstorbenen verwandt
waren.
Nach kurzem Schmeige? brach der
Ofstzier in lautes Lachen auS und sprach:
.ES scheint, als sollten wir alle vier
den Kuchen theilen. Nun gut, mein
Herren, ich glaub, das Schicksal hat uns
nicht umsonst hierher gefühlt; ich habe
Ihnen etmn Vorschlag zu mach,. 500,
000 Franc für einen, da ist eine sehr
hübsch Summ; für vier ist eS sehr
wenig. Spielen wir also um die halb
Million unseres OnkelZ; wer am glück
lichsten ist, bekommt die Erbschaft.'
.Angenommen,' sagte der Marine
ossizier lacheud. .Der Glücklichste be.
kommt die halbe Million des Onkel Ar
ma:id
Der Arzt und der Advokat machten zu
erst einige' Einwendungen, aber schließ,
lich truq die geheim Hoffnung, tue
halbe Million zu gewinnen, den Siez
dflvjn, und sie riefen mit begeisterter
Stimme:
.Nun gut, Z sei, der Glücklichste ie
kommt di E'.b'chaft.'
.Welches Spiel wollen Sie spielen?'
fragte d;r Offizier.
Der Advokat, der In seiner Heimalh
für einen bedeutenden Piquelspieler galt,
schlug Pfg-iet vor.
Der jung; Marir.kliutenant, welcher
in der Karambolage Hervorragendes
leistete', wünschte Billard. während der
Arzt sich für Mariage entschied.
Da sich die drei Herren nicht einigen
konnten, und jeder sein System aufrecht
erhielt, ss sagt Auzust Lambert:
.Mein Herren, ich Labe Janen einen
besseren Vorschlag zu machen. Da die
Volsthun unS hier vereinigt hat, so ge
HSit ihr allein das Recht, über unser
Tcbickia! zu ent cheiden. Nun, giebt eZ
:hl ein größer:? Zufallspiel als de!
Lotto? Ich bitte Sie daher, entscheiden
Sie sich für Lotto.'
Dieser Vorschlag fand Gnade vor den
ugen der Be! heiligten, und ach kurzer
Zeit stand in Lottosoiel auf dem Tisch.
.Wer d! erste Quinte hat, ist Sie
ger,' sagte Auguste Lambert und bemöch
ttgte sich der Karten.
.Gut, wer die erste Quinte hat,'
riefen Jouoenel, Nouir.egour und Mal
öec.
Der Greis im grünen Frack schien die
Szen:, die sich vor seinen Augen ab
spielt, mit großem Jntereffe zu verfol
gen und rückte noch näher.
III.
Die Kart: wurden vertheilt und die
Partie begann. Leone Malbec wurde
bestimmt, die Nummern auszurufen.
Der Kavallerieofsizler sing an, mit
den Fingern auf den Tisch zu schlagen,
der Seemann begann ein Liebchen zu
trällern und der Doktor nahm mit Be
Hagen sein 16. Priese Schnupftabak.
Di Spieler waren in der besten
Laune; denn jeder von ihnen glaubt die
Partie zu gewinnen.
Als aber bei der vierzigsten Nummer
jeder der Betheiligten drei Ternen hatte,
hörte der Offizier auf, auf dem Tische zu
tromrneln, der Murineieuljnarit träl
lerte nicht mehr und der Arzt stellte das
Schnupfe ein, nur der Adookit rief die
Zahlen aus.
Die Spieler wurden ernst.
,ZVeiu:,dsechziz,' sagte Malbec,
.Quatern, meine Herren, ich glaube,
ich bekomme die Erbschaft deS Onkel
Armand. '
Der Marin Lieu'enar.t, der Arzt
und der Kavallerie Offizier wurden
bleich.
.Wi lautet di nächste Nummer?'
fragte der Seemann mit leiser Stimme.
.Vierunddreißig.
.Dieses Mal gilt eS mir,' sagt
der Arzt, indem er eine Art Freuden
geheul auLftieß; .ebenfalls Ouaterne,
ich bekomme die Erbschaft.' Dabei
nahm er seine 92. Pries Schnupftabak.
.Sachte, nur nicht so schnell,' mur
ml!e der Kaoallerie-Oisizier.
.SechZzehn, fünfundzwanzig, acht,'
rief dann Leorce.
Dies Nummern hatte Niemand.
.SechSundstebzig!' brüllte der AuS
ruf.
.Ouaterne, schrie der Marine
Lieutenant und sprang von seinem
Stuhle auf. .Ich habe di halbe Mil
lion, meine Herren. Damit sing er
wieder an, vergnügt sein Liebchen zu
trällern.
.Zweiundzwanig,' suhr Malbec fort.
.Na, endlich Ouaterne für mich, schrie
der KaoallerwOsfizier und trommelte
wieder auf dem Tische.
Die Haar sträubten sich Allen auf
dem Kopfe.
Die Partie stand vollständig gleich.
Der Marine-Lieutenant ttällerte nicht
mehr, der KaoallkrieOssizier trommelte
nicht mehr, und dcr D:?lr schnapste
nicht me!r, nur Leen figte:
.Jetzt kommt der Entscheidnngkug.'
Aller Augen richteten sich entfetzt aus
d?n Ausrufer, er hat:e ihr Sch'ck'.al in
Händen.
Der Advokat schüttelte den Beutel ur.d
rief:
.Secheuntolkrjig.
Keiner hatte die Nummer.
.Piiruadfünkziz.'
Auch diese halle Niemand.
Tiefe Schweigen herrschte, w! im
Fieber klapperten Alle mit den Zahnen,
.chtundsechzlg!'
.Quinte, meine Herren, ich habe ge
wonneu! rief Mali und erhob sich
von setiiem Platze.
Aber der arme Advokat hat! sich ge,
täuscht, er hatt die Nummer verkehrt ge
lesen ; S war nicht die Nummer achlund,
sechzig, sondern neuuundachtz?z.
Auch diese Nummer war wieber nicht
vorhanden, ebenso siebenziz, zweiund,
achtiig, sechs und oieruhn.
.Vlerundachtjig I' rief Malbec.
Tiefe Still.
.Fünfundsechzig, vierundzwanzig,
neunundoierzigl'
.Um in Haar', murmelte der Me,
ririe. Lieutenant.
Di letzte Nummer kam an di Reihe,
vierundzwanzig.
Ein gräßlicher Schrei klang zu gleicher
Zeit auS vier Kehlen ; vier Bterftaschm
rollten auf die Erd und zerbrachen mit
lautem Knall.
Der Beutel war leer, neunzehn Num
mern fehlten im Lottofpul.
.W'.r müssen von Neuem anfangen I'
rief dcr Kaoallerie.Ofstzier und schlug
mit der Hand auf den Tisch. .Kellner,
ein anderes Lottospiel, und zwar d!eS
mal aber vollständig. Für fehlende
Nummern haften Sie mit Ihrem Kupfe.'
Jetzt erhob sich der kleine Herr im
grünen Frack, trat auf die jungen Leute
zu und sagte in höflichem Tone :
.Meine Herren, Ihre Partie ist nicht
nöthig, außerdem Ist sie unmöglich. Ich
hätte sie mit einem Wort zum Siill,
stand bringen können, denn ich wußte,
warum Sie spielten. Entschuldigen Sie,
daß ich Sie nicht früher unierbroche
habe, wt S mein Pflicht gewesen märe.
Ein ganz merkwürdiges Mißveisjänkniß
hat Ihre Reise nach Bordeaux veranlaßt.
Der Notar, der Ihnen den Tod Ihres
OükelS mikgetheit hat, hat Ei nicht ge
läufcht. Ihr Onkel ist in der That ge
ftorben, ober er hat nur Schulden h!nter
lassen ; ich habe ihn sehr gut gekannt,
denn wir trugen beide denselben Ramm,
nur mit dem Unterschied, daß ich der
Pierre Armand mit der halben Million
bin und keine Erbniffcn beflde ; dagegen
bin ich mrhkiralhet und Bat einer hüb
schcn Tochter von acht Jahren ; ich bin
ae'N bereit, Sie meiner Frau und meiner
kleinen Tochter Mathilde vorzustellen,
welche entzückt sein werden, Ihr Je
kanntschast zu machen.
Sie können mir also in mein Htel
folgen, und eS bleibt Ihnen immer noch
ein Miitel, mich zu beerben : Sie machen
nämlich meiner Tochter den Hof, und
wenn dS Mädchen da hetrathsfähige
Alter erreicht hat, dann gebe ich ihr die
halbe Million als Mitgift. Bitte, mei
gein Sie sich nicht, meine Herren, und
denken Sie, daß ich Ihnen ein Entschä
digi vg schuldig bin, und daß ich außer
dein d intime' Freund Ihres Onkels
war.'
Die ricr Reisenden sahen sich lächelnd
an, schüttelten dem Greise die Hand und
sch'ckien sich an, ihm zu folgen.
Um 10 Uhr Abeuds faßen die Herren
Lambert, Malbec, Jsuvenel und
Zigumegour in einem eleganten Salon
und dachten an das Mitiel, das ihnen
ihr neuer Onkel gezeigt balte. Nachdem
st sich acht Tage auf Kosten ihres
freundlichen Gastgebers amästrt hatten,
stiegen unsere vier Freund wieder in die
Postkutsche, nicht ohne sich vorgenommen
zu haben, dem Onkel auS Philadel
phia von Zeit zu Zeit einen Besuch zu
machen.
IV.
Zehn Jahre waren verflossen. Leonce
ist Staatsanmalt geworden, der Doktor
oumegour ist Mitglied der Wissenschas.
ten in Paris und Montpellier, Jouosnel
ist Korvettenkapitän und August Lambert
ist Hauptmann der Kavallerie in
Libourue.
Der gut Vater Armand lebt noch,
aber feine tresilZche Frau ist gestorben,
und Fräulein Mathilde ist ein interessan
tes Mädchen von achtzehn Jahren ge,
worden.
Wenn eS der. g'.schätzten Leser interes
strt, so wollen wir ihm sogar verrathen,
daß der Onkel aus Philadelphia vor
wenigen Wachen hat Karten drucken las
sen, tu denen er seinen werthen Freunden
von der Verlobung seiner Tochter mit dem
Hauptmaun der Kavallerie, August Lain
öcrt, Mittheilung macht. Der Haupt
mann soll sich jedoch mehr für die schönen
Augen feiner Braut, als für die halbe
Million feines Schwiegervaters inleref
siren.
wendische Bauernehre.
Novellette aus dem kausitzer Volksleben von
vi av llliily.
Wir durchstreifen die Oberlausther
Wendet bet Muskau, d gigantischen
Schöpfung des Fürsten Pückler. Mein
Begleiter sah den Landstrich zum ersten
Male und hielt nicht von ihm. Alle?
sei trecken: die Gegend, das Volk in
Temperament, Sprache und Sitten, die
Dörfer in der Bauart. Gegen den
Schauplatz der .Sizilianischen Bauern
ehre' einfach Wüflel
Ich sagte ihm, diesen Gegensatz auf'
zustellen, sei mindestens in einer Hinsicht
verfehlt. Aehnele doch das wendische
LelkSleben dem in der .Casalleria
rnsticava' gkfchildeiten g?rade in dem
schönsten und eigenariigslen Gebrauch
C st,li!Snl!che Uliennotgfn mi: rem
Eh der da Aufcrstehungeiest begrüß
ßenden Frauen oeie scharf aus Gebräuche
in orkemaldk'rlt'i und in viendllien
Döifein andeier Gegenden hin: Die
cadchen durchzogen kort in der iJtur
nacht die heimaihlichea Fluren, um in
gemeinschafilichem Gesang Segen zu er
kitten.
Mein Begleiter lächelt: .Du in
deiner ratylelyailen Schwärmerei lur
dieses untergihcnd Volk wirst auch noch
.Orangen, duftig in Grün gehüllt,'
erglänzen sehen.'
DaS n iit: ab wörtlich und voll
wahrer Empjlüdung wie in Sizilien
rsüil'e der Orcheflerchor hier stngkn:
Lklea d jrÄiufcilii den bläkende Kain.
O süe Lilizeolusi, Liebe und fröhlich
Lieder.
Sie knospen neu uns in trunkener Brust.
Und wenn Du an daZ Lolkötemperc
mcnt pochst, so sei versichert, dß in den
Ädern der stillen Wendm da Blut so
hesf wie in denen der glathäugigen iLizi
lianer rollt, wenn unglückliche oder de
trogene Liebe die Empörung schürt.
Freilich werden hier nicht viel Uvorie ge
macht, rnd zu Dolch und Gift wird nich
gezrffn. doch die neroige Faust und d. S
giirige Element de Feuers müssen gegen
die Widersacher wuihea. Vie Brand
stell trn NachvarocrZe, daS ist der Lchau,
platz eines SiamaS, in bessert Einzel
heilen ich Dich einw::hen will.'
Im Hause d:S Schulzen Wallin rüste,
ten sich die Gäste zum Aufbruch; sie
hatten bereits drei Tsa hindurch getrun,
ken, gegessen und geiunzt. Walliu konnte
feimr Cochter ine solche Hochzeit leicht
herricht:; er war ein reicher Mann und
auf Uine AmtZrürde that er sich etwab
Bsoiid:reS zu Gut.
ÄtleS war vergnügt. Die rothnäst
gen, verwitterten Musikanten, die theils
zerarbeiteten, theils sehnigen Bauern, die
,',!!, onUq aewordeactt ?I!aScher! und
Weiber. Nar das Brautpaar machie
inen e;frtuuch;n Eindruck. Dorothea,
die junze grau, sag m:ist mit großen
Augen, in sich velsanlen, neben ihiem
angetrauten MatlheZ. Der hatte zu
oiil Haidigrüye und Rindfleisch,
SchWü'.tztunke mit Backobft und süßen
Hirsebrei verzehrt und hockte nun nebe
gern üppigen, hübschen Mädchen wi ein
Häufchen Unglück.
Dorothea hatt früher offenkundig
einen Anderen geliebt, den ärmeren Juro.
Ihn hatte sie nehmen wollen und nicht
eh?r den Verkehr aufgegeden, bis er zum
Miiiiar gezogen url?e. Bon der Slund
an war Doroihea'S Vtir h seinem Ele
ment gewesen: Er fei alt und brauche
einen Schwiegersohn zu gelegentlicher
Hülfe. MattheS siehe auf eigenen
Aüßea, erhalte di Wirthschaft sriner
Eltern, sei in .gesetzter Mensch und
passe für Beroihea.
Sie hatte sich gesträubt und hatte um
Juro geweint. Der Vater und die
Muhmen, die Vettern, Freundinnen und
Nachbarn waren gekommen und hatten
auf die Fassungslose eingtkedet. Die
Welt sei nun einmal so: ohne Geld
komme man nicht vorwärts, und die
Liebe sinde sich.
Zwei Jahre hindurch hatte sie sich dem
Gerede recht standhaft widersetzt; dann
hatt sie nachgegeben und vom nächste
Tage ab war die Sonne nicht mehr unter
gegangen, ohne daß MattheS bei Doro
thea g'wesea wäre, und ohne daß diese
weiter heimliche Thränen vergossen hätte.
Als Juro nach Hause gewandert kam,
stolz das ReseroiflenflSckchm schwingend,
breitschultrig und firamm, war .sein
Mädcl für ihn verloren. Sie kalte
zar jeden Morgen, a?nn er nach dem
Selbe fuhr, hinter den Blumentöpfen ge
sessen und gefunden, daß ihn die Solda
tenmütz noch immer vorzüglich kleide.
Auch hatt r das Mädchen mitunter
über den Hof huschen sehen. Doch ge
sprachen hatten sie sich nur. einmal. Sie
war ihm an den Hals gesunken und hatte
ihn um Verzeihung gebeten, und er ge.
stand, nach allem Unheil in seinem Leben
wäre ihr Besitz auch zu viel des Glückes
für ihn gewesen.
In seinem Innern hatte jedoch die Lava
der Erregung weitergeglüht. Als in der
Schänke das Gespräch auf ihn und
Dorothea gekommen war, geschah eS,
daß er das GlaS auf den Tisch schlug
und schrie: .Für mich ist sie verloren;
aber dem MauheS, dem protzigen, h!r,ter,
listigen Kerl, gönne ich sie noch lange
nicht. Auch ihn findet daS Unglück; bei
meiner Ehre: r soll mich i'icht betrogen
haben und soll sich meines MZdelS nicht
lange erfieuin!'
Der Schulze, lZ e? von dcr Drohung
gehört hatte, suchte den Erregten zu be
schwichtigen. Juro wurde auch äußer
lich ruhig wi ein Lämmche, doch die
Gluth der Rache suchte weiter einen
Ausweg.
Weil Juro, wie der Schulze sagte, an.
scheinend .vernünftig geworden war,
hatte man ihn sozar mit dem halben
Dorfe zum HochzeilSschmaiife geladen in
der Annahme, daß er nicht erscheinen
würde. Er aber war mit lacher,d?m
Munde herbeigeeilt und tollte nun bei
der Feier mit den Luftigsten. Vielleicht
'stimmte tiefe Fröhlichkeit daS junge
Ehepaar nur noch mehr: war sie doch
offenbar dazu bestimmt andere, wieder
zum Durchbruch gelangte Empstndungen
JuroS gevaltfam zu verdecken.
Die Feier im Hause deS BrautsaterS
nahte sich ihrem Ende; die Gäste rüsteten
also zum Aufbruch. Denn der Druschba,
d Vermittler bei der Freite und Ordner
oeS Festes, stellte sich eben mit umge
schnctlltem Schwert an den Tisch und
stülpte das andere Zeichen feiner Würde,
den mit Schärpe, Blumen und bunten
Bändern geschmückten Hut, auf den Kopf.
Mancher Mund schnalzt ncch den legten
guten Bissen hinunter; sonst herrschte
Stille. Der Druschba sagte:
.Eh'bare HochzeitSzäste und Zu
schauer! Wolle: eine Weile ruhig sein,
denn ich will einige Worte zu Euch
sprechen. Der Taz ist gangen, die
Nacht ist da; die göchse haben th,e ru.
den und die Vöz.'l ihre Nest. Alle
begieb! sich auf die Nacht zu den Seinen,
so lasset auch un mit unserer ehrbaren
Braut au ihrer Wohnung in eine andere
Wohnung ziehen, wo sie bis an idr
Lebensende zu bleiben hoffen daif. Die
ehrbare Braut sagt nun tausend Mal
Lebewohl Eltern und Geschwistren, Ve!
tern und Muhmen. J.tzt il nicht sie
mehr Euer, sondern jetzt tst sie des ehr
baren BiäutigamS.
Allen anderen Gästen voraus wcr
J0 in i5rete aeaanae. Titr Druickba
sang ein geistliche Lied, die Musikanten
t r ". . . . M L m i . m c
liegen xjuoniacc uno neige ertönen ur.v
Uimmien ren uralten bschiedsgesa' an
.Nun schick Dich zur Rii'e an, liebliche
Maid.
Fort mußt Du jetzt unter der Freunde
elelt.
Vier Rösselein sind n Ken Wagen ge,
lpannk
Und alle um Sinlt KinauSkmandt.
Jetzt fall' um den Ha'S dem Väterchen
et
Und Lebewohl sage dem Mütterlein.
DaS junge Ehepaar bestieg den ersten
Asagen, vte &itt folgten, und aus den
leisten iubi werke vran,,te das Jviratb.
gut der jungen Frau: .Thronen, Laden
und Schränke. Wäsche und GeläKe. Bet,
ten und Flachs.
.Aus der Kammer die Truhen, die Betten
so fei.
Sie slill'n auf den Wagen gebreitet
sei,
Daß, wo wir halten, eS zierlich r
fchein".
So ging der Wagenzug wie die wilde
Jagd durch die Fluren, nach dem Hei
malhsdors des jungen Baue,?. Dort
harrt schon in großer Theil der Doiföe,
völkirung der Kommenden. Der Schwie
geroatcr küßte die junge Frau, und bie
begann alöbald m erhoffter Weise die
Lerwardlk mit dauernden Gaven, die
Zuschauer mit Kuchen zu beschenken.
Während daS geschah, war auS dem
Wirrwarr deS HeuathsguteS, dem man
sich nun zumendese, delmllch eine mann.
liche Gkftalt in daS HauS gehuscht:
Juro.
Die Mannn trugen mit viel Umständ
lichkett das Hcirathsut an den bestimm
ten Ort: die grauen b-'nunderten S in
den überfchwäw'lichften Ausdrücken u, d
schlugen di Hände zusammen. Dann
folgte in Stärkung im Hause, die
Jungfrauen machien dem jungen Paar
da Nachilager bereit, und die tm Lause
der letzten Tage unzählige Mal nge
sungmen und in Ansprachen Gefeierten
zogen sich zmück.
Die Nacht halte ihre Herrschaft völlig
angetreten, als sich die Hochzeiisgäste auf
den Heimweg begaben. Durch malerisch
zerrissene Wolken lugend, erleuchtete der
Mond die Wege un die kahlen Feld,
auf denen die g'lben Korrpuppen in
Reih und Glied standen. Die Hetmk'h
renden verhandelten viel vom Glück res
jgen PaareS und athmeten gierig die
herbstlich frische Lust. In der Ferne
schiängttten sich, riesigen leuchtenden Ge
würm gleich, Bahnzüge noch und von der
Residenz, von diooen aber fielen die
.feurigen Thlänen' des Heiligen Lau,
rentiuS. Die Bäume standen wie ver
sieint.
Wie rotz d scheinbaren Ruhe in der
Natur rcheiischwangere Gewitterwolken
am Himmel dahinjayten, so war in das
Haus, in dem nach Anstcht der Hochttils,
göste eitel Glück herrschen sollte, 'schon
der Feind eingekehrt.
ttm erhiyt von den Vetranren, war
Jmo im Hochzeiishaufe schließlich in
seine alt Schwärmerei für Dorothea
verfallen und meinte wiederum, aufge,
stachelt durch Hänseleien, feiner Ehre Die
Aussührung der früheren Drohung schul
big zu sein.
Kaum hatt MattheS daS dunkle
Brautgemach betteten, als er betäubt
zu Boden sank. Mit einem fürchten
llchen Fauftschlage hatte der eifersüchtige
Wendenbursche den Gehaßte uiederge
streckt.
Eine stunde spater züngelten om
Dache des HauseS Klammer empor, und
als die Schwiegereltern av.S ihrem
.Alteiithlil' fprsraen, stand die Wch-
nung des junge Paareö schon in einem
Flammenmeer.
MattheS lag noch ohnmachüz an der
Sckwtlle des SchlafUmmerS und konnte
dem geilertcde entrissen werden. Juro
und Doroihea gingen in den Flammen
unter, und Kein hat jemals erfahren,
welches Drama sich in dem traulichen
Siübchen abspielte, ehe Juro den Feuer
brand an das HauS legte, um sich mir
der Unvergessenen dem Flammentode zu
überliesern.
ßi echter ?ommer.
Unser Fntz nahm gern die Gelegen,
heit wih?, sich mit diesem oder jenem ge
meinen Soldaten ohn Zeugen zu unter
halten, und verstand die Art des Volke
dabei trefflich zu würdigen. Einst ftellie
ein biederer Pommer in Berlin aber die
Freundlichkeit deS hohen Herrn doch auf
eine Hirte Probe, und das kam fo: König
Wilhelm hatte sich mit feinem Sohne
verabredet, in irgend einem bestimmten
Palais usammeni.ilreffen. Zur senge
fitzten Zeit erschien der König dort. Der
Posten, ern Pommer, prajinnn, uno
Se. Maiestät verschwindet im PalaiS.
Wenige Minuten später kommt auch der
Ko,!prinz u;:d fragt ten Kosten: ,yt
Je. Majestät der König bereits im Pa
laiS?' Der Biedere will sich nun recht
herausreißen und antwortet: .Jawohl,
Königl. Hoheit, Papachen ist eben ri,,qe
gangen. Da war dem Frag d,n
doch zu arg. Er besah sich den Man
von ben b!S unten und faci'e endlich:
.Kerl! ist Er betrunken? Daraus d
öommer: .Ich hab' tbm nix angemekt,
Königl. Hoheit.' Mit gikszter Mühe
nun da Lachen unterdiückend, sprach der
Kronprinz: .Ich dankel' und eilte, ohn
auf di delikate Angelegenheit weiter ein
zugehen, tn'8 PalaiS, wo er unter bz
lichem Lachen dem köniqUchen Vater Mit
thkilung von der Wahrnehmung de
braven Poster. machte. Der sonst so
ernste König, vo der Heiterkeit seine
SohneS angesteckt, machte vor demselben
langsamen Schritt, um ihm zu beweise,
daß der .feine Pommer' die Wahrheit
gesprochen habe.
Ein edler Satte.
Sie sorr einem EonsectionSzefchäfi):
,Bch, Oökar, ich hätte nur ein Ideal :
kaufe mir dieses grünfeidene Klcid l'
Er: .Aber, was fällt Dir ein. lieb
Elife, ich werd Dir doch nicht D in
Ideale raubenl
Doch Limas l
Förster (zu feinem Nebenmann, der
auf einen Hasen geschossen): .Na, ge
troffen?
Lieutenant: .DaS zwar nicht, aber
auS feiner fiüheren Richtung hab' ich
ihn doch geschlagen I'
Der kleine c?eschZstsmann.
.Valcr. heut' hab' ich verdient mein
erstes Geldl
.Goldkmd, wie hast Tu da ge
mach,?
.Ich hab' mer bestechen lassen vo
unsrem Hopfenlieferantenl
llaserichofbliithe.
Unteroffizier (zu einem recht mag
ren Rekruten,: .Mensch, Sie sehen ja
aus wie ein Abreißkalender am
31. Dzmbrl
Bettler nmor.
Armer Reisender (oer, nachdem er ge
klingelt und lange vergeblich geuartei,
abgewiesen wird): .Donnerwetter, hier
muß mer ab lanae fteh'n bis mer
uifcht kriegt!
eingegangen.
Der Herr Lher, der Förster, d
iSßertoni und der HanneS fitzen am
Sonntag Vormittag Im WirlhShauS und
unterhalten sich. DaS große Wort hat,
wie immer, der Flößertoni, dessen Red,
jelizkeit in der ganzen Gegend bekannt ist.
Plötzlich sagt der Förster zu ihm:
,HSl', Toni, wenn D' j,tzt a' ganz
Silind lang staad bist und net a' oanig i
WS'rtl sagst, hernach zahl' i' Dir all' dö
Bin, mS D' in der Zeit trinkst I
,'ö gilt! ruft der Toni, und sogleich
3 ist gerace elf Uhr beginnt dir
Prüfung.
Di andern Drei reden über die int
essavteflen Sachen und haben gerade
heut immer die entgegengesetzte Ansicht
oo dem, wag der Tont denkt. Der
aber hält sich tapfer und trinkt schweig
sain eine Maß nach d andern.
Wenige Minuten vor zwölf Uhr hält
er wieder den leeren Maßkrug mit stum
mem Wink der Kellnerin hin. Da sogt
der Föister : .Leni, jetzt bringst D' nur
noch a' Hol bei
.Na a' Maß!' schreit wüthend
der Toni, und hat die Wette on!
ren. Die Ander' aber huben ein
mal eine Wtund' Ruh gehabt.
Unnöchige Sorge.
A: ...Es ist halt doch traurig, Herr
Mcver, wenn man keine Nachkomme
hat I Mein Name lcbt in meinen Kin
ern fort wenn toi ober einmal daö
Zeitliche segnen, dann stirbt der Nam
.Mever aus!'
Auch ein Toaft.
Hausfreund Cd aufgefordert wird.
einen Toast auf das Geburtstagskind
uSmbrnicurA: .Verehrte Anwesende.
ich bn kein Freund viel Worte...
Kurz und gut, ich schenke meinem Freund
hiermit die zwanzig Mark, di ich noch
von ihm kriege I DaS GeburtStaaSkind
lebe hoch!
ver Tsd und das Mädchen.
Lieutenant: .O. anädiaeS räulem.
singen Sie das Lied noch einmal, das
: geuern vorgenagen i. . Wie hieß eS
doch gleich?.. Der Tod und.. daS
Ztiniimävchen von Wchudert !'
Vot dem Niagara-Fall.
A: .Wie schade, daß d Niagara
noch nicht industriell ausgenützt ist l
B: .Ich bin ganz Ihr Ansicht..
Bind Sie vielleicht Jngmieur?
: ,Nin, Mi ich Händler!
Lrkannt.
Bau (der soeben sein Gehöft ver
sichert hat, zum Versicherungsagenten):
.Was krig' i' jetzt, menn's nächste Woch'
scho' bei rir brennt?
Änncherungeagent : .Nun. da können
Sie schon drei bis vier Jadre Zuchthaus
kriege I
Tnfch".
Zivi auf dem KrieuSfu siebende Stu
dentenverbilidunaen ein kleine Univn,
silätsstadk treffen sich in einer Bierkneipe.
urq Bemerkungen uno beständiges
Exilen, seitens der Randalia füblt tlck
die Platonia provocirt und schickt den
Piccolo zu den Gegiern, mit dem
Auftrage, diesen zu sagen: sie wären
.lumme Zungen'. .Aöer, metne Hn
ren, ruft darauf ein Randale den Pla
toniern lu. wezen ein kolchen Baaa
teile wäre es wirklich nicht nöthig gewe
fen, Ihren Senior herüber zu schicken I